Season-trader

Marktradar vom 06. Dezember 2022

Marktradar vom Dienstag, 6. Dezember 2022 von Stefan Pröhl

Marktradar für Dienstag, 6. Dezember 2022

Die Angst vor der eigenen Courage

Der SPY schloss am Montag unter der 400er Marke. Das ist ein deutlicher Warnhinweis: wer am Freitag euphorisch auf den Willen der Börsianer reagiert hat, partout dem Trend und nicht den Nachrichten zu folgen, der sah am Montag, dass dieser Willen nun der Angst vor der eigenen Courage gewichen ist.

Die obere Begrenzung erscheint jetzt zu nah

Vielleicht hat sich am Wochenende auch mancher Börsianer den SPY im Jahreschart angesehen. Der 1. Dezember kann jetzt als misslungener Versuch gedeutet werden, den am 4. Januar dieses Jahres begonnenen Abwärtstrend nach oben hin zu verlassen. Der SPY notiert aktuell an der oberen Begrenzung dieses Abwärtstrendkanals. Außerdem notiert der vielbeachtete 200er Moving Average bei knapp über 400 Punkten, also etwa auf Höhe der oberen Begrenzung dieses Kanals.

Stefan Pröhl

Technischer Analyst & Wikifolio Trader

Sollte sich der SPY in den nächsten Tagen oberhalb von 390 Punkten stabilisieren, dann könnten die Optimisten vielleicht wieder ein bisschen Hoffnung wittern. Aktuell wäre eine Konsolidierung zwischen 400 und 390 Punkten im SPY wohl das Szenario, welches für die Freunde des Long Handels momentan als das bestmögliche Szenario erscheint.

Ein dynamischer Breakout über 400 Punkte im SPY noch in dieser Handelswoche würde charttechnisch wohl auch die stärksten Bullen überraschen.

Sollte der SPY unter 390 Punkte schließen, dann werden die 380 Punkte das erste Etappenziel für die Bären werden. Vermutlich werden die Bären – erst einmal dort angekommen – dann aber erst richtig in Fahrt kommen.

Der QQQ erhält den Tagesstempel “Bodenbildung oder Seitwärts”, der IWM immerhin noch “Buy the dip”. Beide konnten am Freitag noch mit dem Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” prahlen.

Der IPO ETF verlor gestern fast 5 %. IPO erhält nun wieder den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”. Die Hoffnung, in Kürze wieder in den kaufbaren Bereich zu kommen, dürfte nach diesem Montag fast vollends verschwunden sein – das gilt auch für die Risk-On ETFs von Cathy Wood.


Was sehen wir unter dem Radar der großen Aktienindizes?

Abverkauf bei Banken

Montag sahen wir ein klassisches Verkaufssignal bei eigentlich allen US-Groß- und Regionalbanken. JPMorgan & Chase (JPM), Wells Fargo (WFC) und die Bank of America (BAC) bieten nun vermutlich auf der Short Seite mehr Chancen als auf der Long Seite. Dass auch viele Regionalbanken unter Stopp-Loss Lawinen litten, wundert mich etwas. Immerhin sind viele davon Profiteure höherer Zinsen. Nicht wenige Regionalbanken hatten bis Freitag tassenähnliche Formationen ausgebildet, die nun vermutlich erst einmal verbreitert werden müssen, bevor es zu einem Anlauf auf neue Hochs kommen kann.

Versicherungen (KIE) sehen im Chart deutlich stabiler als Banken aus. Aber die Möglichkeit, dass der Risk-On Part Banken den Risk-Off Part Versicherungen mit nach unten ziehen wird, sollte nun einkalkuliert werden.

Wo könnte der Trend nicht brechen ?

Charttechnisch konstruktiv sieht weiterhin die Branche Healthcare (XLV) aus. Auch die Versorger (XLU) sehen meist so aus, als ob eine Trendfortsetzung charttechnisch wahrscheinlicher wäre als ein Trendbruch.

Aktien aus den Branchen Industrie und Hausbau sowie auch REITs Aktien könnten einem Trendbruch ebenfalls entgehen.

Sonderstory Öl und Gas: war es das jetzt ?

Aktien aus dem Öl- und Gasbereich gehörten am Montag zu den größten Verlierern. Ähnlich wie bei Bankaktien können wir auch bei Öl und Gas Aktien nun den Trendbruch im Chart erkennen. Lange Zeit war es in diesem Jahr so, dass Ölaktien dann gestiegen sind, wenn andere Aktien gefallen sind. Diese Asymmetrie in der Kursentwicklung dürfte nun erst einmal vorbei sein.

Indonesien und Indien

Indonesien (EIDO) und Brasilien (EWZ) sind wieder hochgestuft worden. Beide Länder ETFs erhalten nun den Tagesstempel “Buy the dip”. Ich würde Indonesien aber Brasilien vorziehen, einfach weil EIDO am 1. Dezember ein höheres Hoch ausbilden konnte, EWZ aber nicht.

Dazu passt, dass der ETF für Indien (INDA) nun eine dreitägige Konsolidierung beenden könnte. Sollten Indien und Indonesien nun wieder akkumuliert werden, dann bestünde die Möglichkeit, dass EIDO und INDA im Chart wieder stärker miteinander korrelieren als zuletzt.

Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.