Marktradar für Montag, 8. Mai 2023
Läuft der S&P 500 auch nach einem Ausbruch seitwärts weiter ?
Der S&P 500 bewegt sich seit dem 31. März in einer relativ engen Seitwärtsrange zwischen 4160 und 4040 Punkten, die etwa 3 % vom Indexwert umfasst. Sowohl die obere als auch die untere Begrenzung dieser Spanne wurde in der vergangenen Handelswoche getestet: Am Montag, 1. Mai stieg der entsprechende ETF auf den S&P 500 (SPY) kurz über 416 US-Dollar, schloss aber zum Tagesende darunter. Die Shortseller nutzten diesen gescheiterten Break-Out Versuch und drückten den ETF bis zum Donnerstag, 4. Mai auf die untere Begrenzung um 404 US-Dollar. Dieser Bereich wurde am Donnerstag bereits ab einer Stunde nach Handelsbeginn für Käufe genutzt, auf die dann über Nacht und dann auch während der Handels-Session Anschlusskäufe folgten.
Die Ping-Pong Bewegung in der vergangenen Handelswoche war sowohl von einer Vielzahl geldpolitischer News (FED-Zinsentscheidung) als auch von Wirtschaftsdaten begleitet gewesen; aber auch zahlreiche Quartalsergebnisse mussten von den Börsianern gemeistert werden. Die Handelsspanne der Ping-Pong Bewegung hat sich im S&P 500 gegenüber der Handelsspanne des gesamten Aprils allein in der ersten Maiwoche verbreitert.
Die verbreiterte Handelsspanne kann natürlich auf die vielen News aus der ersten Maiwoche zurückgeführt werden. Charttechnisch deutet eine solche Verbreiterung einer ohnehin engen Handelsspanne in der Regel auf einen Ausbruch nach unten hin: Ein Ausbruch unter 404 US-Dollar im SPY-ETF erscheint für die nächsten beiden Maiwochen für mich daher aus rein technischen Gesichtspunkten wahrscheinlicher als ein Ausbruch über 416 US-Dollar.
Dass ein Abrutschen unter 404 US-Dollar im SPY-ETF eine heftige Abwärtsbewegung verursachen würde, scheint mir wegen der hohen Shortpositionierung von institutionellen Investoren unwahrscheinlich. Vermutlich werden die Shortseller Kurse unter 400 US-Dollar im SPY nutzen, um ihre Short-Quote zu reduzieren statt weiter auszubauen.
Wir sehen für heute aber auch ein zaghaftes Signal, das für eine bald eintretende Renaissance von Risk-On Aktivitäten spricht: Der IPO-ETF (IPO), der Aktien enthält, die noch nicht allzu lange an der Wall Street gelistet sind, wird für diesen Montag überraschenderweise auf den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” hochgestuft. Am Freitag hat der IPO-ETF das Zwischenhoch vom 1. Mai überschritten, was auch noch dem ETF auf den Nasdaq 100 (QQQ) gelang. Sollte sich die in der vergangenen Handelswoche gezeigte Outperformance von IPO-Aktien über die nächsten Handelswochen fortführen, dann könnte das den ETF auf den Russell 2000 (IWM), der Mid-Caps enthält, mit nach oben ziehen.
Aktuell erhält der IWM-ETF jedoch weiterhin den tiefroten Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”; charttechnisch sehen wir im IWM-ETF noch keine Ausbildung höherer Tiefs bzw. höherer Hochs – die wir inzwischen aber für den IPO-ETF verorten können.
Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?
Einen Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”, der im Chart von höheren Tiefs bzw. höheren Hochs begleitet wird, sehen wir aktuell nur in wenigen Branchen-ETFs. Zu nennen wären hier aus dem Gesundheitsbereich Medizintechnik (IHI), Pharma (IHE) und Biotechnologie (XBI), aus dem auf Wirtschaftszyklen sensibel reagierenden Sektoren die Themen Hausbau (XHB), Infrastruktur (PAVE), Wasser (PHO) und Technologie (XLK). Außerdem noch der ETF für Windenergie (FAN), der jedoch weltweit aufgestellt ist, wobei die Region USA gegenüber Europa und Asien untergewichtet ist.
Energie-Aktien kaufte man zuletzt in Europa und Asien, nicht in den USA
Energie-Aktien entwickelten sich seit den Oktobertiefs außerhalb der USA besser.
US-Aktien aus dem Bereich Energie zeigen sowohl in den Bereichen fossile und erneuerbare Energieträger wie auch bei Stromversorgern relative Schwäche zu entsprechenden Aktien in Europa und Asien.
Ein deutsche Aktie wie Siemens Energie (WKN: ENER6Y) hat sich seit dem Oktobertief mehr als verdoppelt.
Auch die deutsche E.On (WKN: ENAG99) konnte seit dem Oktobertief um ca. 60 % steigen.
Der größte Ölproduzent in China, Petrochina (WKN: A0M4YQ), konnte seit den Oktobertiefs ebenfalls um ca. 60 % steigen.
Entsprechende Aktien aus den USA wie beispielsweise NextEra Energy (NEE), Sempra Energy (SRE) oder Exxon Mobile (XOM) können da nicht mithalten und legten seit den Oktobertiefs nur zwischen 7 und 27 % zu.
Zwei Qualitätsaktien aus jetzt kaufbaren Branchen
Fastenal
Die im U.S. Infrastructure Development ETF (PAVE) vertretene Aktie mit der höchsten Gewichtung stellt aktuell Fastenal (FAST; Marktkapitalisierung: 30 Mrd. US-Dollar) dar. Da der ETF für Montag mit dem Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” hochgestuft wird, wollen wir uns diese Aktie etwas genauer ansehen.
Fastenal setzt primär auf etwa 100.000 Verkaufsautomaten, die auf dem Gelände von meist mittelständischen Betrieben stehen. Über diese Automaten, vergleichbar mit Getränkeautomaten, werden vor allem Schrauben und weiteres Zubehör verkauft; eben alles, was für die industrielle Produktion von Hand gebraucht wird: Klebstoffe, Helme, Pinsel, Handschuhe, WD-40 Produkte usw. Zum Sortiment gehören auch sperrige Güter, die bestellt werden müssen. Darunter sind Spezialmaschinen zum Schleifen oder Sackkarren. Da das Unternehmen eine eigene LKW-Flotte besitzt, verdient es auch am Transport der Waren. Außerdem betreibt Fastenal über 2000 Verkaufsstellen in den USA. Zusätzliche Standorte hat Fastenal in Mittel- und Südamerika, Europa und Asien.
Ende 2021 verorten wir im Chart der Fastenal-Aktie das Allzeithoch bei 62,36 US-Dollar. Von diesem Allzeithoch aus bewegt sich die Aktie in einer Tassenformation, die noch nicht beendet ist, aber bereits die rechte Seite der Tasse erreicht hat. Bis zum Allzeithoch und damit der oberen Begrenzung der Tasse hätte die Aktie noch etwa 15 % Luft nach oben.
Nach ordentlichen Quartalszahlen, die Mitte April gemeldet wurden, muss die Aktie nun noch den Widerstand um 55 US-Dollar überwinden, um dann rasch Richtung 60 US-Dollar und Allzeithoch durchstarten zu können.
Fastenal gilt als Qualitätsaktie und Dauerläufer. Fastenal schaffte es in den letzten dreizehn Jahren kontinuierlich Umsatz und Gewinn zu steigern – das Unternehmen scheint damit relativ resistent gegen Rezessionsphasen aufgestellt zu sein, auch wenn das Unternehmen an einer rückläufigen Warenproduktion natürlich leiden würde.
West Pharmaceutical Services
Eine Aktie aus dem Bereich Gesundheit, die in den nächsten Wochen und Monaten trendfolgend gehandelt werden könnte, ist West Pharmaceutical Services (WST; Marktkapitalisierung: 27 Mrd. US-Dollar). Im April konnte eine 7-monatige Tassenformation, nach entsprechender Bildung eines Henkels, nach oben verlassen werden. Am 27. April verkündete das Management erstklassige Quartalszahlen, die nun weiter für Rückenwind sorgen dürften. Bis zum Allzeithoch, das sich im Chart der Aktie im September 2021 bei 473,41 US-Dollar verorten lässt, hat die Aktie noch über 20 % Luft nach oben.
Das Unternehmen vertreibt medizinische Geräte und Verpackungen aller Art wie z.B. Spritzen und Fläschchen. Außerdem entwickelt es Systeme für die Verabreichung von Medikamenten und fungiert als Dienstleister für Pharma-Unternehmen, um die Herstellung von Arzneimitteln zu verbessern. West Pharmaceutical Services gilt als Qualitätsunternehmen, das in der Vergangenheit die Gewinnmargen kontinuierlich steigern konnte.
Trendfrüherkennung
Weiterhin sehen wir im US-Dollar eine Chance auf Trendfrüherkennung für die Long-Seite. Im Chart verorten wir im entsprechenden ETF (UUP) für die vergangene Handelswoche ein höheres Hoch und ein höheres Tief. Aktuell erhält der UUP-ETF vom Marktradar zwar noch den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”, aber die Häufung von höheren Hochs und höheren Tiefs lassen vermuten, dass wir uns in Kürze auf ein Ende der Korrekturbewegung des US-Dollars gegenüber anderen Währungen einstellen können. Wie weit diese Erholung dann geht, kann zu so einem frühen Stadium schlecht abgeschätzt werden.