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Marktradar für 28. August 2023

Marktradar für Montag, 28. August 2023 von Stefan Pröhl

Marktradar vom Montag, 28. August

Nvidia-Zahlen euphorisierten Börsianer nur kurz

Nvidia (NVDA; Marktkapitalisierung: 1,16 Billionen US-Dollar) konnte mit den Quartalszahlen, die am vergangenen Mittwoch nachbörslich veröffentlicht wurden, die bereits hohen Erwartungen deutlich übertreffen. Die Prognosen vom Management waren sogar optimistischer als die optimistischsten Expertenschätzungen. 

Statt zweistellig im Kurswert abzustürzen, konnte die Nvidia-Aktie im Chart tatsächlich am Mittwoch nachbörslich die 500-US-Dollar-Marke antesten (der Kursstand vor Bekanntgabe der Earnings lag bei 471,16 US-Dollar). Dass diese markante Kursmarke nicht im ersten Anlauf überrannt werden konnte, dürfte auch Daueroptimisten am Donnerstag klar geworden  sein. 

Mit dem Antesten der 500 US-Dollar-Marke hat Nvidia unserer Meinung nach das in diesem Börsenumfeld Bestmögliche erreicht.

Auch wenn die Aktie am Freitag per Handelsschluss unter dem Kursstand direkt vor Bekanntgabe der Earnings notierte, sollten wir diese Kursentwicklung im Anschluss der Quartalszahlen als Erfolg und nicht als Resignation interpretieren.

Direkt nach den Earnings wurde vom Management ein Aktienrückkaufprogramm von 25. Mrd. US-Dollar angekündigt, was immerhin mehr als 2 % der Marktkapitalisierung ausmacht. Das Aktienrückkaufprogramm dürfte der Aktie kurz- bis mittelfristig erst einmal Rückenwind nehmen, denn es ist fraglich, ob diejenigen, die nun mit dem Aktienrückkauf beauftragt werden, Nvidia-Aktien tatsächlich auch kaufen würden, wenn ein Stück dieser Aktie mehr als 500 US-Dollar kostet.

Rational betrachtet, dienen Aktienrückkaufprogramme zu nichts anderem als einer künstlich erzeugten Kurspflege – daher werden diese oft dann initiiert, wenn das Unternehmen temporär nicht sonderlich gut aufgestellt ist, langfristig aber wieder vom Management in bessere Bahnen gelenkt werden kann. Ein Aktienrückkaufprogramm soll also bewirken, dass eine bevorstehende Talfahrt im Aktienkurs abgemildert wird.

Eine länger andauernde Konsolidierung innerhalb einer Preisspanne zwischen 400 und 500 US-Dollar wird nun vermutlich vom Nvidia-Management einkalkuliert. 

Langfristig wissen Aktionäre spätestens jetzt recht genau, wie erstklassig Nvidia aktuell im Bereich Beschleunigtem Computing  aufgestellt ist, um im laufenden Boom Datacenter-Aufrüstung zu den Spitzenverdienern zu gehören – und das wohl nicht nur für 2023 und 2024, sondern auch für die Jahre danach.

Der CEO von Nvidia, Jensen Huang, sagte zu Datacenter und Künstlicher Intelligenz jüngst sinngemäß in etwa folgende Sätze: Weltweit sind Rechenzentren im Wert von etwa einer Billion US-Dollar installiert, in der Cloud, in Unternehmen und anderswo. Und diese eine Billion US-Dollar an Rechenzentren sind dabei, sich in beschleunigtes Computing und generative KI zu verwandeln. Alle wollen in beschleunigtes Computing aufrüsten, benötigen massiv Rechenpower in Form von Data- und Graphikprozessoren, um generative KI überhaupt weitreichend nutzen zu können. Viele, die es jetzt vielleicht noch nicht wollen, werden dies in Kürze tun müssen, um keine Wettbewerbsnachteile zu erleiden oder um von der KI-Teilhabe im Netz nicht ausgesperrt zu werden.

Bei Nvidia hat sich allein der Umsatz im Bereich Networking im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. 

Aber das Wachstum soll weitergehen, weil das, was bisher ausgeliefert wurde, erst ein Anfang in der Entwicklung hin zur ultraschnellen Rechenleistung für die KI-Revolution und dann auch womöglich für das Metaverse sein soll: Der von Nvidia angekündigte „Superchip“ GH 200 Grace Hopper für komplexe KI- und HPC-Workloads soll noch in diesem Quartal ausgeliefert werden. Eine zweite Generation mit HBM3e-Speicher wird voraussichtlich im 2. Quartal 2024 erscheinen. 

Zudem ist der universelle Rechenzentrumsprozessor NVIDIA L40S, der rechenintensive Anwendungen beschleunigt, ab diesem Quartal bei führenden Serverherstellern erhältlich. 

Darüber hinaus wurde das NVIDIA MGX Server Referenzdesign vorgestellt, das es Systemherstellern ermöglicht, über hundert Servervarianten für KI-, HPC- und NVIDIA Omniverse-Anwendungen schnell und kostengünstig zu entwickeln.

Nvidia bleibt also nicht bei der aktuellen Produktpalette stehen, sondern investiert weiter Geld in die Forschung, um die Technologieführerschaft festigen und schneller als die Wettbewerber noch schnellere Rechenleistungen in Form von Grafikprozessoren und Superchips ausliefern zu können. 

Die Konkurrenz scheint sich aktuell weit hinter den Möglichkeiten aufgestellt zu sehen, die für Nvidia aktuell sperrangelweit offen stehen – auch weil Nvidia früh in diese Technologie viel Geld investiert hat und das vernünftigerweise wohl weiter tun wird.

Alle Gründe, die mir einfallen, weshalb Aktienrückkaufprogramme aufgelegt werden, treffen auf Nvidia eigentlich nicht zu. Die Manager von Nvidia werden leicht Gründe finden, über den Cash-Flow generiertes Kapital sinnvoll in technische Innovationen etc. zu investieren. Weshalb dann eine Reduzierung von Geldmitteln, nur um Kurspflege zu betreiben ? 

Aus Sicht des Marktradars macht ein Aktienrückkaufprogramm unternehmerisch eigentlich für Nvidia wenig Sinn. Wir stehen dieser Maßnahme zugegebenermaßen etwas ratlos gegenüber.

Ist nach den Nvidia-Zahlen jetzt noch Platz für Euphorie ?

Der Marktradar antwortet für diese Frage augenblicklich klar mit Nein.

Die großen US-Aktienindizes stecken in einer Korrekturbewegung so fest drin, dass an ein Licht am Ende des Tunnels aktuell gar nicht gedacht werden kann. 

Aktuell sehen wir fast ausnahmslos tiefere Hochs und tiefere Tiefs. Und solange tiefere Hochs und tiefere Tiefs die Mehrzahl aller Charts durchziehen, gehen wir davon aus, dass Aktien mehrheitlich weiter in die Tiefe fallen werden.

Wir warten jetzt also auf die ersten höheren Tiefs im S&P 500, im Nasdaq 100, im Russell 2000. Bevor wir diese nicht in Charts verorten können, suchen wir nach dem Boden und nicht nach dem Licht.

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

Nur 5 von 59 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs erhalten für heute den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von etwa 8 %. 

Von diesen 5 mit “Kaufen oder Aufstocken” bewerteten ETFs ist aber nur einer gemäß Marktradar auch trendfolgend kaufbar; das meint, dass wir hier höhere Tiefs oder höhere Hochs im Chart verorten. Hierbei handelt es sich um die Branche Uran, die wir durch den Global X Uranium ETF (URA) abbilden.

Cameco ist ein Outperformer unter den Uran-Aktien

Wir hatten im Marktradar vom 14. August bereits auf die kanadische Aktie von Cameco (CCJ; Marktkapitalisierung: 15,5 Mrd. US-Dollar) hingewiesen, die sich von den Kursverläufen her grundsätzlich ähnlich wie der URA-ETF verhält. In diesem Jahr kann Cameco aber den URA-ETF deutlich outperformen. Cameco liegt seit Jahresbeginn bereits über 60 % im Gewinn. Der URA-ETF liegt hingegen mit nur 17 % im Gewinn.

Cameco ist im URA-ETF mit 24 % gewichtet und stellt die mit Abstand größte Position dar. Damit stellt sich Cameco als klarer Outperformer innerhalb des URA-ETF-Portfolios heraus.

Die Anfang August gemeldeten Quartalszahlen klangen zunächst enttäuschend. Das Management von Cameco verwies darauf, dass die schwachen Zahlen nicht vom operativen Geschäft verursacht worden sind, sondern von ungünstigen Fremwährungseinflüssen bestimmt waren. Die Aktie verlor am Earning-Day fast 4 %. Danach ging es aber nahezu täglich mit der Aktie bergauf. Am Freitag wurde im Chart wieder ein neues 12-Jahres-Hoch erreicht.

Breit gefächertes Angebot zum Shorten

21 von den 59 beobachteten ETFs erhalten inzwischen den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”. Das entspricht einer Quote von etwa 35 %. Weiterhin werden mit dem Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” sowohl Branchen aus dem Risk-On- als auch dem Risk-Off Bereich bewertet. Neben Risk-On Branchen wie Biotech, Cannabis, Lithium, Windenergie, Solar oder 3-D-Druck werden auch Risk-Off Branchen wie Gold- und Silberminen, Medizintechnik, Stromversorger und inzwischen auch die Basiskonsumgüter mit diesem bärischen Tagesstempel bewertet.

Produzenten von Erneuerbarer Energie: ein Vergleich von Eletrobras und RWE

Mögliche Swing-Chancen auf der Short-Seite bieten laut Marktradar aktuell Aktien aus dem Bereich Versorger, hier insbesondere aus dem Bereich von Stromproduzenten aus dem Bereich Erneuerbarer Energien (RNRG). 

Der entsprechende RNRG-ETF verlor vom 19. Juli bis zum 21. August satte 13 % an Wert, was für diese grundsätzlich defensive Branche eine weite Kursspanne darstellt. Seit Mittwoch können wir eine erste Gegenbewegung in diesem ETF sehen, die vermutlich von Tradern nun erst einmal wieder verkauft werden sollte. Daher sieht der Marktradar hier auch eine zumindest kurzfristige Trade-Chance auf der Short-Seite.

Der RNRG-ETF hält nur wenige Aktien aus den USA, weil es in diesem Land auch nur wenige Versorger gibt, die sich auf erneuerbare Energien spezialisiert haben. Die drei größten Positionen im RNRG-ETF sind EDP Renovaveis (WKN: A0Q249) aus Portugal, Verbund (WKN: 877738) aus Österreich und Eletrobras (EBR) aus Brasilien.

Ist Eletrobras ein Big Long ?

Die Aktie von Centrais Electricas Brasileiras, kurz Eletrobras genannt, (Marktkapitalisierung: 17,5 Mrd. US-Dollar) ist der größte brasilianische Stromversorger und betrieb zum 31. Dezember 2022 über 30 Wasserkraftwerke und fünf Wärmekraftwerke, darunter auch Kohle- und Gaskraftwerke. Außerdem zwei Kernkraftwerke. Darüber hinaus betreibt das Unternehmen fast 70.000 Kilometer Übertragungsleitungen, um die Stromversorgung in Brasilien zu sichern. Das Unternehmen wurde 1962 gegründet und hat seinen Sitz in Rio de Janeiro.

Anfang vergangener Woche meldete das Unternehmen, dass die Investmentbank Morgan Stanley damit beauftragt wurde, Käufer für seine Gaskraftwerke zu finden, berichtete die Zeitung Valor Economico unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen. Eletrobras gab zuvor bekannt, dass die Unternehmensleitung mit der Strukturierung eines Prozesses zum Verkauf der Kraftwerke begonnen habe, um sein ausgesprochenes Ziel, Netto-CO2-Emissionen von Null zu erreichen, auch einlösen zu können.

Am Mittwoch stieg die Aktie um über 8 % an der Wall Street – ob die Pressemeldung über den geplanten Verkauf der Gaswerke dafür der Auslöser war, kann ich von hier aus nicht beurteilen. 

Die Zukunftsaussichten sehen eigentlich von den Finanzkennzahlen her sehr gut aus: Bis zum Jahr 2025 soll sich der Gewinn pro Aktie mehr als verdoppeln, so dass sich das für 2023 erwartete KGV von 15 bis zum Jahr 2025 auf etwa 6 halbieren könnte. 

Charttechnisch bewegt sich die Aktie an der Wall Street seit etwa vier Jahren in einer Range zwischen 4 und 10 US-Dollar, aktuell etwas über der Mitte dieser Range (Schlusskurs am Freitag: 7,46 US-Dollar). 

Wer das ausgesprochene Ziel des Stromversorgers, Netto-CO2-Emissionen auf Null runterzufahren, honorieren möchte und auch bereit ist, einen kleinen Anteil an Atomenergie in Kauf zu nehmen, der kann auf diesen brasilianischen Stromversorger durchaus eine langfristige Wette eingehen.

Da praktisch niemand diese Aktie shortet, sollten wir das auch nicht tun. 

Ist RWE ein Big Short ?

Gemäß der aktuellen fundamentalen Kennzahlen sieht der Marktradar für den deutschen Stromversorger RWE (WKN: 703712; Marktkapitalisierung: 30 Mrd. Euro) für die nahe Zukunft keine guten Chancen, mit erneuerbaren Energien unternehmerisches Wachstum zu generieren. 

Der deutsche Stromversorger RWE setzt zunehmend auf die Energiequellen Wind und Sonne. Zu den Kernaktivitäten zählen auch die Speicherung von Strom und Gas, das Wasserstoffgeschäft, der Handel mit Rohstoffen sowie das Angebot innovativer Energielösungen für Industriekunden. 

Die Aktie läuft seit Jahresbeginn seitwärts. Zwischen 37,50 und 38,00 EUR kann auf der Unterseite eine Unterstützungszone verortet werden. Schlusskurs bei Xetra am Freitag: 39,27 EUR. Am vergangenen Montag hatte die Aktie im Xetra-Handel das Tagestief bei 37,89 EUR. Dieses Tief lag um 0,09 EUR höher als das vorangegangene Zwischentief vom 7. August, so dass wir im Chart nun ein höheres Tief dingfest machen können. Solange dieses nicht unterschritten wird, kann durchaus auf eine Fortführung der Seitwärtsbewegung oberhalb der genannten Unterstützungszone spekuliert werden. Auf einen Ausbruch über 40 Euro sollte wegen der schwachen fundamentalen Aussichten, was die Umsatz- und Gewinnprognosen betrifft, besser nicht spekuliert werden.

Langfristig sehen die fundamentalen Kennzahlen von RWE nämlich zum Fürchten aus. Das für 2023 erwartete KGV von 10 soll bis 2025 auf 16 steigen. Analysten sehen in der Umstrukturierung von RWE von einem Atomkraftwerk- und Kohlebergbau-Betreiber hin zu einem Stromanbieter aus Wind- Sonne- und Wasserkraft aktuell kein Land in Sicht, auf dessen Boden RWE geschäftlich wachsen könnte.

Insider aus dem Unternehmen sehen das aber offensichtlich anders, diese kaufen seit Jahren fleißig nach. So hat der Aufsichtsratsvorsitzende, Markus Krebber, am 10. August mal wieder 10.000 Stück der Aktie gekauft.

RWE ist sicherlich ein Unternehmen, dessen unternehmerische Ziele von politischen Entscheidungen der deutschen Bundesregierung stark mitgeprägt werden. Sollte sich hier etwas tun, wissen das die Vorstände womöglich früher als die Aktionäre. 

Aktienanalysten sehen ihre Kursziele deutlich optimistischer als der Marktradar: Zuletzt hatte die UBS ein Kursziel für die RWE-Aktie von 48 Euro in den Raum gestellt. Goldman Sachs hat am 11. August sogar ein Kursziel von 60 Euro genannt, was einem Kurspotential von über 50 % für die RWE-Aktie entspricht. 

Nimmt man die erwartete desaströse Geschäftsentwicklung für bare Münze, dann sollte ein langfristiger Investor eigentlich keinen Cent in den deutschen Stromversorger RWE stecken.

Für die erwartete Geschäftsentwicklung bei Eletrobras hingegen sehen wir deutlich mehr Sonne als Schatten. 

Wer möchte, kann einen auf vielleicht zwei oder drei Jahre angesetzten Pair-Trade aufsetzen: Eletrobras Long und RWE Short.

Rekor Systems: Ein noch weitgehend unentdeckter Anwender der Künstlichen Intelligenz

Angeregt durch den Nvidia-Hype habe ich nach Aktien gescreent, die zum Vorjahresquartal ihr Wachstum mindestens verdoppeln konnten und von der Künstlichen Intelligenz als Wegbereiter oder Anwender profitieren würden. Dabei bin ich auf die Aktie Rekor Systems gestoßen. 

Mitte August ist die Aktie durch starke Quartalszahlen, institutionelle Käufe sowie eine Insider-Transaktion des CEOs aufgefallen.

Rekor Systems (REKR; Marktkapitalisierung: 250 Mio US-Dollar) bezeichnet sich selbst als größten Aggregatoren für Straßendaten und als konkurrenzlos führend im Sammeln, Aufbereiten und Kategorisieren von Verkehrsdaten in Echtzeit. Das Unternehmen bietet intelligente Infrastrukturlösungen für Transportmanagement, öffentliche Sicherheit und Mobilität an. Dabei setzt das Unternehmen stark auf die Künstliche Intelligenz. 

Die Dienstleistungen des Unternehmens können Bewegungen auf Autobahnen und Straßen vollständig automatisiert erfassen und zielgerichtet analysieren. Sowohl eine Fahrzeugerkennung als auch die Nummernschildererfassung kann automatisiert bereitgestellt werden. Ferner wird eine auf der KI beruhende Verwaltung, die Zitate aus der Strafverfolgung über maschinelles Lernen für die schnellere Aufklärung von Straftaten nutzbar machen kann, den öffentlichen Behörden angeboten. Mithilfe tragbarer Geräte können über Internet-der-Dinge Anwendungen die Reaktionszeiten bei der Verfolgung von Straftätern oder bei Autobahnkontrollen verkürzt werden. Dabei soll mithilfe der Künstlichen Intelligenz möglich werden, dass Polizisten, Zoll- oder Wartungsbeamte in der schnellen, intuitiven Reaktion unterstützt werden. Technische Geräte müssen also während der Kontrolle nicht bedient werden, sondern geben vielmehr in Echtzeit Hinweise, wie jetzt reagiert werden oder worauf geachtet werden soll.

Vom 16. bis zum 18. August haben der CEO Robert Alan Bermann und der Hedgefonds Arctis Global Aktien von Rekor Systems zu Kursen zwischen 2,68 und 3,14 US-Dollar gekauft. Am Freitag schloss die Aktie bei 3,55 US-Dollar.

Im Hedgefonds Arctis Global bildet der Small-Cap nun die drittgrößte Position (knapp 12 % Gewichtung) hinter den ETFs für Goldminen (GDX) und Brasilien (EWZ), und ist noch höher als der Rüstungs-Gigant Lockheed Martin (9 %) im Portfolio gewichtet.

Rekor Systems meldete für das zweite Quartal 2023 einen Bruttoumsatz von 8,6 Millionen US-Dollar, was einer Steigerung von 132 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Darüber hinaus stiegen die wiederkehrenden Einnahmen um 178 % auf 5,8 Millionen US-Dollar, was zeigt, dass das Unternehmen ein profitables Geschäftsmodell aufgebaut hat, das nun den Grundstein für vorhersehbares und nachhaltiges Wachstum legen kann. Der Gesamtauftragswerts stieg auf 17,6 Millionen US-Dollar und damit um 31 % gegenüber dem letzten Quartal. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht das einem unglaublichen Anstieg von 411 % !

Im Jahr 2022 wurde ein Gesamtumsatz von 20 Mio US-Dollar erzielt. Dieser soll sich bis 2024 fast vervierfachen. Der unternehmerische Turnaround, also ein erzielter Jahresgewinn, wird aber erst für 2025 erwartet.

Rekor Systems betonte im Rahmen der Bekanntgabe der Earnings, die am 15. August gemeldet wurden, dass es keinen starken Konkurrenten für Straßenintelligenz gibt und der Markt für Verkehrsinfrastruktur voraussichtlich aufgrund der neuen Möglichkeiten, welche die KI bietet, in den nächsten Jahren stark wachsen wird. Der Verkehrsinfrastrukturmarkt hatte im Jahr 2021 gemäß Angaben des Unternehmens einen Wert von 1,7 Billionen US-Dollar, und es wird erwartet, dass der Markt bis 2031 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von über 7 % rechnen kann.

Bei Rekor Systems handelt es sich um ein noch kleines Unternehmen, das mit den jüngsten Quartalszahlen und den Insiderkäufen jüngst auf sich aufmerksam gemacht hat. Die hohen Wachstumsraten, die das Unternehmen innerhalb eines Jahres erzielen konnte, lassen Trader und Aktionäre jetzt aufhorchen.

Das Unternehmen ging erst vor sechs Jahren an die Börse. Noch am 20. Dezember 2022 notierte die Aktie bei 0,60 US-Dollar. Im April 2021 war die Aktie für eine kurze Zeit über 20 US-Dollar wert, fiel dann aber wieder auf Pennystockniveau zurück. Inzwischen kostet die Aktie über 3 US-Dollar. Seit Jahresanfang ist der Small-Cap um fast 200 % gestiegen.

Momentum bleibt bei US-Aktien partiell handelbar

Vergleicht man den US Momentum Factor Ishares Edge ETF (MTUM) mit dem S&P 500 (SPY), Nasdaq 100 (QQQ) und dem Russell 2000 (IWM) hinsichtlich des im Juli erreichten Zwischenhochs, dann können wir feststellen, dass der MTUM-ETF den geringsten Abstand zu diesem Zwischenhoch aufweist.

Der MTUM ETF notiert 2,93 % vom Juli-Hoch (18. Juli) entfernt.

Der SPY-ETF notiert 4,24 % vom Juli-Hoch (27. Juli) entfernt.

Der QQQ-ETF notiert 6,18 % vom Juli-Hoch (19. Juli) entfernt.

Der IWM-ETF notiert 7,42 % vom Juli-Hoch (31. Juli) entfernt.

Damit erwies sich der MTUM-ETF im Juli als der schwächste ETF in diesem Quartett, weil er als erster sein Juli-Hoch (18. Juli) erreicht hatte und der IWM als der stärkste ETF, weil er zuletzt sein Juli-Hoch (31. Juli) erreicht hatte.

Im August hat sich dann die relative Stärke des IWM-ETF in relative Schwäche verwandelt und die relative Schwäche des MTUM-ETF in relative Stärke.

Damit können wir schlussfolgern, dass trotz der Schwäche in der Marktbreite (mehr tiefere Tiefs als höhere Tiefs und mehr tiefere Hochs als höhere Hochs) der Faktor Momentum Tradern aktuell eine Outperformance ermöglicht. Das lässt uns schlussfolgern, dass die Aktien, die aktuell ein gesundes Momentum zeigen, auch nach dem Ende der Korrektur zu den Outperfomern gehören werden und vermutlich früher als der Gesamtmarkt neue Hochs erreichen können.

Ich habe daher nach möglichen Long-Einstiegen bei Aktien gesucht, die ein hohes Momentum aufweisen. Im Scan habe ich folgende Filterkriterien angewendet: 

  1. Der Abstand zum 3-Monatshoch soll zwischen 3 und 7 % liegen.
  2. Die Aktie soll am Freitag über dem Gleitenden Durchschnitt mit der Periodieneinstellung 50 Tage notiert haben.
  3. Die Aktie hat ihr letztes Hoch spätestens am 31. Juli erreicht und hat seitdem im Chart eine flache konstruktive Basis ausgebildet.
  4. Die Aktie sollte den zyklischen Sektoren Technologie oder Industrie zugeordnet werden können.

Carpenter Technology

Von den Aktien mit dem geringsten Abstand zum 3-Monats-Hoch gefällt mir aus den USA am besten die Aktie von Carpenter Technology.

Carpenter Technology (CRS; Marktkapitalisierung: knapp 3 Mrd. US-Dollar) ist der Branche Stahl zuzuordnen und bietet Speziallegierungen im Stahl- und Metallbereich an. Das traditionsreiche Unternehmen (gegründet 1889) bedient die Märkte Luft- und Raumfahrt, Verteidigung, Medizin, Transport, Energie, Industrie und Verbraucher.

Die Aktie hat im Big-Picture-Chart im Juli 2023 eine fast sechzehn Jahre andauernde Seitwärtsrange nach oben verlassen. Im Dezember 2007 erreichte die Aktie ein Hoch  bei 58,28 US-Dollar, das erst wieder im Zuge der Veröffentlichung der Quartalszahlen am 27. Juli 2023 überwunden werden konnte. Seitdem konsolidiert die Aktie innerhalb einer flachen Basis zwischen 56 und 60 US-Dollar (Schlusskurs am Freitag: 58,84 US-Dollar). Gelingt der Ausbruch über 60 US-Dollar, dann könnte die Aktie die über knapp sechzehn Jahre andauernde Seitwärtsrange endgültig verlassen und nachhaltig nach oben ausbrechen.

Die am 27. Juli veröffentlichen Quartalszahlen für Gewinn und Umsatz lagen über den Schätzungen der Analysten. Für 2023 wird ein Anstieg im Umsatz von knapp 40 % gegenüber 2022 erwartet. Bis 2025 soll der Umsatz noch einmal um etwa 35 % gesteigert werden können. 

2022 verzeichnete das Unternehmen als Folge der Wirtschaftsabschwächung durch die Lockdowns und Störung der Lieferketten infolge der COVID-19-Pandemie noch einen Jahresverlust. Für 2023 wird ein Gewinn pro Aktie von 1,14 USD erwartet. Für das Jahr 2025 dann schon ein Gewinn von 4,54 US-Dollar pro Aktie, was einem Gewinnsprung von knapp 300 % in zwei Geschäftsjahren entspräche. Das KGV 2023e liegt bei etwa 50 und soll dann bis 2025 auf 13 fallen. 

Sollte es bis 2025 zu keiner Rezession in den USA kommen, steht der Metallverarbeiter vor einer glänzenden Geschäftsentwicklung. Vor allem die Nettomargen, die erwartet werden, imponieren. 

Seit August zeigt die Aktie eine deutliche Outperformance zum Vergleich-ETF für die Stahlbranche (SLX). Während der SLX ETF seit dem 31. Juli um 7,6 % nachgab, verlor die Aktie von Carpenter Technology nur 3,24 %.

Das Musterdepot Marktradar bei wikifolio.com

Hinweis: Das wikifolio befindet sich noch in der Testphase – daher ist es nicht für Nutzer der wikifolio-Webseite sichtbar.

Das Musterdepot gewann in der vergangenen Handelswoche etwa 0,4 % an Wert. Aktuell sind wir seit Auflegung am 31. Juli 2023 mit 2,5 % im Minus.

Wir hatten am Montag die Positionsgröße im Hebelzertifikat auf den Brent Crude Oil Future Oktober (WKN: HG14T1) deutlich reduziert. Die Korrektur hatte sich bis zum Mittwoch fortgesetzt, Donnerstag und Freitag konnte der Ölpreis wieder etwas zulegen und wir haben am Freitag die Position noch ein bisschen verkleinert. Im Monat September hat sich der Ölpreis in den letzten fünf Jahren sehr unterschiedlich entwickelt, so dass sich hieraus keine vernünftige saisonale Handlungsempfehlung ableiten lässt. Wir favorisieren die September-Entwicklung aus 2021 und erwarten im September eine positive Entwicklung im Ölpreis und damit ein Anlaufen und vielleicht auch ein Überwinden der jüngsten Zwischenhochs. Wir beobachten die Entwicklung hier täglich und planen, die Position temporär zu schließen, um später wieder einzusteigen.

Wir haben am Montag einen Put auf den Nasdaq 100 gekauft (WKN: VV0LAK) und haben dann bis Donnerstag früh mehrmals nachgekauft. Am Kursrutsch im Nasdaq 100 konnten wir am Donnerstag gut partizipieren und haben die Position am Freitagvormittag deutlich verkleinert und realisierten dabei einen Teilgewinn. Wir planen am Montag die Position zu schließen und setzen lieber auf Neukäufe bei Aktien unter dem Kursniveau vom Freitag.

Schlumberger Limited

Die Aktie des Öl- und Gasdienstleisters Schlumberger verlor am Donnerstag und Freitag jeweils an Wert, obwohl der Ölpreis stieg. Das gefällt uns nicht. Wir planen, die Position zu halbieren, sollte die Aktie per Tagesschluss unter 56 US-Dollar fallen.

Eventuell steigen wir mit dem frei gewordenen Kapital dann beim Konkurrenten Baker Hughes (BKR) ein, dessen Konsolidierung unter den Zwischenhochs im Chart aktuell konstruktiver aussieht.

Hannover Rück

Die Aktie von Hannover Rück konnte in der vergangenen Handelswoche um 0,64 % steigen und notiert nun am oberen Ende eines abwärts gerichteten Trendkanals, der auch als Flagge interpretiert werden kann. Wir erwarten mittelfristig Kurse über 200 Euro in der Aktie und würden Kursrückgänge bis zum Überschreiten der 200er Marke aussitzen.

Eli Lilly

Eli Lilly steigt nach den starken Quartalszahlen weiter nach oben. Wir wollen langfristig investiert bleiben.

Weitere geplante Aktionen im Musterdepot:

Wir platzieren Kauflimits bei Rekor Systems, Carpenter Technology und Clearfield unterhalb der Kurse vom Freitag. Außerdem wollen wir die Aktie von RWE shorten.

Bei Rekor Systems spekulieren wir aufgrund der hohen Volatilität und der Shortseller auf einen Rücksetzer bis etwa 3 US-Dollar, um dort dann einen Einstieg in die Aktie zu finden.

Bei Carpenter Technology erwarten wir einen nachhaltigen Anstieg über 60 US-Dollar erst, wenn auch der Gesamtmarkt wieder nach oben will. Wir würden um 58 US-Dollar aber eine erste Position eröffnen.

Die am 3. Juli im Marktradar besprochene Aktie von Clearfield (CLFD) wird weiterhin von Shortsellern heimgesucht. Spätestens mit den Quartalszahlen Anfang November erwarten wir einen kräftigen Short Squeeze. Wir platzieren ein Abstauber-Kauflimit um 30 US-Dollar.

Im deutschen Stromversorger RWE planen wir, um 40 Euro eine Shortposition zu eröffnen.

Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.