Marktradar vom Dienstag, 2. Januar
2024 wird ein gutes Jahr für Private Equity und IPO’s werden
Selten verbuchten Fondsmanager wohl so eine eklatante Schwäche zur Benchmark wie 2023.
Der Nasdaq 100 konnte 2023 fast 54 % zulegen.
Der S&P 500 konnte 2023 etwas über 24 % zulegen.
Selbst der MSCI World kam 2023 auf eine ordentliche Performance von knapp 22 %.
Wohl nur sehr wenige Fondsmanager mit Schwerpunkt US-Markt dürften 2023 ihre Benchmark schlagen. Einen Jahresrückblick zu schreiben, dürfte den meisten Vermögensverwaltern in diesen Tagen keinen Spaß machen, auch wenn ihre Portfolios das Jahr mit einem Plus und nicht mit einem Minus (wie 2022) beendet haben.
Wie sollen sie ihren Kunden nun glaubhaft erklären, dass die Tatsache, die Benchmark 2023 meilenweit verfehlt zu haben, nicht an eigenem Fehlverhalten lag, sondern – was so eigentlich auch in den meisten Fällen stimmen dürfte – systemisch begründet werden kann.
“Lieber Kunde, wir haben für Sie mit unserem US-Aktienfonds in diesem Jahr 7 % Rendite nach 15 % Verlust im letzten Jahr erwirtschaften können; sie sehen also: Es geht jetzt bergauf.” So mag in den nächsten Tagen ein Neujahrsgruß eines grummeligen Vermögensverwalters klingen.
Viele Fondsmanager stehen nun vor dem Dilemma, dass solche Argumente bei einer Vielzahl der Kunden nicht gut ankommen werden. Ein Investment in einen US-Index-Fonds hätte zwar 2022 möglicherweise noch mehr Verluste gebracht als ein aktiv gemanagter US-Aktienfonds, dafür war es 2023 genau umgekehrt: Ein Investment in einen US-Index-Fonds hätte 2023 in der Mehrzahl der Fälle deutlich mehr Gewinn gebracht als ein Investment in einen aktiv gemanagten US-Aktienfonds.
Ist Stockpicking jetzt tot bzw. als Hamsterrad-Käfig Arbeit entlarvt worden, aus dem zu entkommen nur gelingt, wenn wir passiv Mister Market folgen, indem wir schlicht auf Timing und wohl begründeter Aktienauswahl verzichten und stattdessen halb schlafend zusehen, wie andere sich im Hamsterrad verrennen ?
Die besten Starinvestoren – allen voran der in diesem Jahr verstorbene Charlie Munger und natürlich sein langjähriger Partner Warren Buffett – belehren uns langfristig eines Besseren. Auch diese beiden “Sonderlinge im besten Sinne” sahen den Kursen gern schlafend zu, aber nicht den Kursen von Indizes, sondern den Kursen von Aktien.
Von Charlie Munger stammt der Börsenspruch: „Wir wissen nicht, wie wir schnell reich werden können, aber wir wissen, wie es langsam geht”. Das mag ein Trost für all diejenigen sein, die glauben, in diesem Jahr nicht das Bestmögliche aus den Märkten herausgezogen zu haben.
Auch Berkshire Hathaway konnte den MSCI World-Index in diesem Jahr nicht schlagen – die Berkshire Hathaway-Aktie konnte aus Jahressicht nur knapp 16 % zulegen. Immerhin konnte das Team um Munger und Buffett damit aber mit dem Dow Jones Industrial Index (DIA) mithalten, der 2023 ebenfalls um etwa 16 % steigen konnte.
Die Performance von Berkshire Hathaway sieht aus Zwei-Jahressicht vergleichsweise gut, ja nahezu exzellent aus, weil die Beteiligungsgesellschaft im Bärenmarkt-Jahr 2022 einen Gewinn von fast 3 % erwirtschaften konnte ! Aus Zwei-Jahressicht können sich Warren-Buffett-Investoren über eine summierte Rendite von 19 % freuen.
Zum Vergleich: Dem Nasdaq 100 gelang aus Zwei-Jahressicht nur eine Performance von 4,4 %.
Die systemischen Gründe für die eklatante Schwäche vieler Stockpicker in 2023 liegen einerseits darin begründet, dass die meisten US-Fondsmanager noch Anfang 2023, was die Renditemöglichkeit von Aktien betrifft, recht unisono pessimistisch waren. Laut der Bank of America Umfrage Ende 2023 erwarteten die meisten Fondsmanager den S&P 500 Ende 2023 zwischen 3.600 und 4.200 Punkten, damit lag die erwartete Renditespanne im S&P 500 für 2023 zwischen minus 4,4 % und plus 11,5 %.
Mehr als 60 % der Fondsmanager sahen den Schatten einer Rezession für die US-Wirtschaft voraus, deutlich mehr als 60 % der Fondsmanager dürften dieser dunklen Einschätzung vor allem im ersten Halbjahr 2023 gefolgt sein, weshalb wohl mehr als 80 % der Vermögensverwalter bis Ende Juli unterinvestiert blieben oder zu hoch gewichtet in defensive Branchen wie Healthcare, Versorger oder Basiskonsumgüter waren. Noch im März 2023 kursierten Werte von fast 100 % für die Annahme, dass die USA im zweiten Halbjahr 2023 in eine Rezession rutscht.
Wer regelmäßig den GDP-Now Indikator verfolgt hat, der hätte spätestens im Juli 2023 eine solche Annahme verworfen. Schon mit der ersten Prognose für das dritte Quartal 2023, die Ende Juli veröffentlicht wurde, war eigentlich klar, dass die Rezession 2023 in den USA im zweiten Halbjahr ausfällt.
Gewinner und Verlierer 2023
Eigentlich wäre 2023 ein ideales Jahr für Stockpicker gewesen. Denn selten gab es so starke Kursausschläge nach oben bei Einzelwerten wie in diesem Jahr. Einzelwerte, die sich aus Jahressicht mehr als verdoppelt haben, gab es nicht wenige – insgesamt aber hob die Flut nicht alle Boote hoch, vielmehr sorgte ein hoher Wellengang dafür, dass einzelne hohe Wellen bei windigem Seegang es für viele einfach unmöglich machte, sich vom Gesamtmarkt mittragen zu lassen.
Die fünf besten Aktien 2023 aus dem S&P 500:
Nvidia: 238,74 %
Meta Platforms: 197,78 %
Royal Caribbean Group: 162,91 %
Builders Firstsource: 160,46 %
Uber Technologies: 155,14 % (erst seit 18. Dezember im S&P 500).
Die fünf schlechtesten Aktien 2023 aus dem S&P 500:
FMC Corp. -49,26 %
Enphase Energy: -49,14 %
Moderna: -45,01 %
Dollar General: -44,99 %
Pfizer: -43,86 %
Werden Private Equity und IPO’s die starken Renditen 2023 in 2024 steigern können ?
Besser als viele Vermögensverwalter haben sich im Jahr 2023 Beteiligungsgesellschaften bzw. Private Equity Investments geschlagen.
Der vom Marktradar beobachtete ETF für den Bereich Private Equity, Invesco Global Listed Private Equity ETF (PSP), konnte aus Jahressicht 33 % steigen, erzielte also eine doppelt so hohe Rendite wie Berkshire Hathaway, außerdem war die Jahresrendite deutlich besser als beim S&P 500 (SPY).
Der PSP-ETF ist recht breit aufgestellt. Die drei größten Positionen machen zusammen nur etwa 15 % Gewichtung im ETF aus. Dabei handelt es sich um die schwedische EQT AB (WKN: A2PQ7G; Marktkapitalisierung: 30 Mrd. Euro – Jahresperformance: 30 %) und die beiden US-amerikanischen Beteiligungsunternehmen Carlyle Group (CG; Marktkapitalisierung: 15 Mrd. US-Dollar – Jahresperformance: 40 %) und TPG Inc. (TPG; Marktkapitalisierung: 3 Mrd. US-Dollar – Jahresperformance: 57 %).
Private Equity Ansätze waren 2023 Ansätzen von Hedgefonds und Globalen Aktienfonds meist überlegen. Ein Investment in Wagniskapital wäre 2023 vielen Timing-Modellen und Asset Allocation-Modellen gegenüber erfolgreicher gewesen.
Timing-Modelle werden institutionell meist von Hedgefonds verwendet, die dabei in der Regel quantitativ und gemäß statistischer Ansätze vorgehen und nicht so sehr auf die unternehmerische Erfolgschance einer einzelnen Story schauen.
Asset Allocation Modelle waren im ersten Halbjahr 2023 meist zu lange und zu hoch in Cash oder Öl und teilweise auch in China investiert gewesen. Zu China werden wir unten noch näher eingehen.
Morgan Stanley und Goldman Sachs haben jüngst noch einmal betont, dass der vorliegende Bestand an Börsengängen sehr hoch ist. Wir können 2024 also vermutlich deutlich mehr IPO’s sehen als 2023, was die Prognose zulässt, dass 2024 für Private Equity Gesellschaften noch besser als 2023 laufen könnte.
Der Renaissance IPO ETF (IPO) konnte 2023 den Nasdaq 100 um wenige Prozentpunkte übertreffen. Der IPO-ETF stieg 2023 um 55 %. Sollte sich bewahrheiten, dass 2024 ein gutes Jahr für neue Börsengänge wäre, dann könnte die Rendite 2024 im IPO-ETF noch besser als 2023 ausfallen.
Bitcoin-Miners waren der Star am Branchen-ETF-Himmel – wer hätte das Anfang 2023 gedacht ?
Die ETFs mit den höchsten Renditezuwächsen seit Jahresanfang verzeichnen ETFs, die im Bereich Bitcoin und Blockchain – zumindest gemäß Nennung dieser Begriffe im ETF-Namen – unterwegs waren. So konnte der ETF für Bitcoin-Miners (WGMI) seit Jahresbeginn um 300 % steigen und damit sogar die Performance des Bitcoins verdoppeln: Der Bitcoin konnte seit Jahresbeginn “nur” etwa 150 % zulegen.
Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?
Für den Handelsstart am Dienstag, 2. Januar, erhalten 50 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer weiterhin extrem hohen Quote von 83,3 % (in der Vorwoche lag diese Quote exakt gleich hoch).
Kein ETF erhält mehr den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”. In der Vorwoche fanden wir noch drei ETF’s, die diesen Tagesstempel erhielten.
Die höchste Quote in der Zuteilung erhält für diesen Montag natürlich wieder der Tagesstempel „Kaufen oder Aufstocken“.
Der Marktradar rät sowohl dazu, trendfolgend nach leichten Rücksetzern Aktien zu kaufen oder aufzustocken als auch charttechnische Ausbrüche zu nutzen, indem ohne Abwarten auf einen Rücksetzer direkt nach Ausbruch gekauft wird.
In der letzten Handelswoche 2023 trumpften asiatische Aktien auf
Können Aktien aus Singapur irgendwann der Lethargie entkommen ?
In der letzten Handelswoche des Jahres sahen wir Rallyes in einzelnen asiatischen Ländern.
So konnte der ETF für Singapur (EWS) aus Wochensicht 3,25 % zulegen. Der EWS-ETF dümpelt seit 2012, also nunmehr länger als zehn Jahre, in einer Range zwischen 16 und 20 US-Dollar herum.
Der Aktienmarkt in Singapur erscheint seit einer Dekade lukrativ nur als Trading-Markt. Investoren dürften seit 2012 mit Aktien aus Singapur kaum mehr als einen Blumentopf gewonnen haben. Ob das bis 2030 irgendwann anders werden wird ?
Chinesische Festlands-Aktien: Wenn nicht jetzt, wann dann ?
Auch ETFs aus China (ASHR oder FXI) und Taiwan (EWT) konnten in der vergangenen Handelswoche mit Kurssteigerungen auf sich aufmerksam machen.
In den beiden ETFs aus China sehen wir wieder einmal ein Trendfrüherkennungssignal für die Long-Seite. In einem übergeordneten Abwärtstrend können wir in beiden ETFs (ASHR und FXI) ein höheres Tief im Tageschart für den 22. Dezember (FXI) bzw. 26. Dezember (ASHR) ausmachen.
Im Jahr 2023 produzierte diese Signalerkennung am laufenden Band Fehlsignale. Wer nach dem Motto “Die Hoffnung stirbt zuletzt” immer wieder auf einen “frühen Einstieg” in den chinesischen Aktienmarkt gesetzt hat, und dabei über diszipliniertes Risk-Management bisher nur kleine Verlusttrades mit China-ETFs realisierte und bis jetzt immer noch nicht am beharrlichen Verkaufsdruck im chinesischen Aktienmarkt verzweifelt ist, der dürfte auch nun diese Chance wahrnehmen wollen. Irgendwann wird es klappen und der “am Ball gebliebene” wird einmal stolz auf seinen frühen Einstieg zeigen können: “Sehr her: Ende 2023, als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, da griff ich doch noch einmal zu, nachdem es zuvor immer nur Verluste nach meinen scheinbar frühen Einstiegen hagelte. Hätte ich das Ende 2023 nicht getan, dann hätte ich die Super-Rallye chinesischer Aktien 2024 nicht mitgemacht.”
Der Grund für den Abverkauf von chinesischen Aktien dürfte in der Abkehr von US-Investoren vom chinesischen Aktienmarkt liegen; ein Abverkauf, der seit August extreme Formen angenommen hat: Einem Bericht der Financial Times vom Donnerstag, 28. Dezember, zufolge, kam es ab August 2023 zu einem starken Rückgang der Nettoauslandsinvestitionen in chinesischen Festlands-Aktien. Vom Höchststand 235 Milliarden Yuan, was etwa 33 Milliarden US-Dollar entspricht, war das Ausland bis Dezember nur noch mit 30,7 Milliarden Yuan, was etwa 4,3 Milliarden US-Dollar entspricht, in chinesischen Aktien investiert, die in Shenzhen oder Shanghai gelistet sind. Das entspricht einem Investitionsrückgang von fast 90 % in vier Monaten !
Dieser extreme Rückgang von Auslandsinvestitionen wird auf den wachsenden Pessimismus globaler Fondsmanager hinsichtlich der Zukunft der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zurückgeführt.
Nachdem die Immobiliengesellschaft Country Garden im August ihre ausstehenden Anleihen nicht mehr bedienen konnte, begannen internationale Investoren eine Verkaufslawine für China Investments in Gang zu setzen.
Hinzu kommt sicherlich die nicht nur graduell, sondern substantiell veränderte Wirtschaftspolitik der chinesischen Führung, die sich immer mehr von dem gewagten Versuch einer Symbiose zwischen Kapitalismus und Kommunismus abzuwenden scheint und dafür den Unternehmen immer mehr Kontrolle durch den Staat auferlegen will.
Trotz zuletzt eigentlich ermutigender Wirtschaftsindikatoren, verbesserter Beziehungen zwischen den USA und China und Bemühungen der Parteifunktionäre, das Finanzsystem gegen ein sich verlangsamendes Wachstum über beispielsweise Zinssenkungen zu stützen, gehören chinesische Aktien im globalen Maßstab 2023 zu den größten Verlierern.
Interessierte sollten sich den ASHR-ETF mal in der 5-Jahresansicht anschauen. Bei einem Stopp-Loss unter 22 US-Dollar könnte bei einem Long-Einstieg der ETF – ausgehend von einem Dreifachboden (gebildet März 2020, Oktober 2022 und Dezember 2023) – schnell Richtung Widerstandszone zwischen 27 und 29 US-Dollar zulaufen – Schlusskurs im ASHR-ETF am Freitag: 23,91 US Dollar.
Wie schon so oft denken wir natürlich auch jetzt wieder, wenn wir uns die Bewertung chinesischer Aktien ansehen: Wenn nicht jetzt, wann dann ?
Bleibt der Fachkräftemangel auch 2024 ein Thema an der Börse ?
2023 gehörten Aktien aus dem Bereich Weiterbildung zu den renditestärksten Branchen auf den Kurszetteln.
Personalvermittler gehörten hingegen zu den Underperformern.
Wir können uns gut vorstellen, dass sich das 2024 ändert, so dass wir bei Personalvermittlern Aufholpotential sehen, während so manche Bildungsaktie nun womöglich ein Top erreicht haben könnte.
In einigen Bildungs-Aktien sehen wir nun sogar einen guten Zeitpunkt für einen Einstieg auf der Short-Seite.
Eine am Donnerstag, 28. Dezember, eingereichte Klage der Federal Trade Commission könnte für ein abruptes Ende der Aufwärtsbewegung bei Aktien von Unternehmen sorgen, die mit Weiterbildungsangeboten, insbesondere für Studenten, ihr Geld verdienen. Dennoch dürfte die Story bei manchen Bildungsanbietern weiterhin intakt sein, so dass langfristig – wie die Bildung selbst – nie aufgehört werden sollte, in Unternehmen zu investieren, die sich der Weiterbildung verschrieben haben. Aktuell dürfte aber nicht gerade der beste Zeitpunkt für einen Kauf solcher Aktien sein.
Für Personalvermittler sehen charttechnisch die Aussichten jedoch aus Sicht des Marktradars weitaus rosiger aus.
Wir wollen insgesamt acht Aktien aus dem Bereich Weiterbildung und Personalvermittlung kurz vorstellen und stellen dabei auch unsere Überlegungen zu Long- bzw. Shorteinstiegen für diese Aktien vor.
Fünf Aktien mit Schwerpunkt Weiterbildung
Grand Canyon Education
Beginnen wollen wir mit Grand Canyon Education (LOPE; Marktkapitalisierung: 4 Mrd. US-Dollar). Die Firma bietet hochschulübergreifende Graduierten- und Bachelor-Studiengänge an und ist eine der „Bildungs-Aktien“, die bisher mit relativ hohen Gewinnmargen glänzen konnte. Der bedeutendste Partner der Firma ist die Grand Canyon University, ein gemeinnütziges Unternehmen aus Arizona, das eine christlich orientierte Universität betreibt.
Am Donnerstag, 28. Dezember, verlor die Aktie mehr als 6 %, nachdem bekannt wurde, dass die US-amerikanische Federal Trade Commission eine Klage gegen die Grand Canyon University wegen irreführender Werbung, illegalem Telemarketing und falscher Darstellung der Schule als gemeinnützige Organisation eingereicht hat. Die Klage folgt laut CNBC einer Geldstrafe von 37,7 Millionen US-Dollar gegen die Grand Canyon Universität durch das US-Bildungsministerium wegen falscher Darstellung der Kosten ihrer Doktorandenprogramme. Nach Angaben des Bildungsministeriums haben außerdem weniger als 2 % der Absolventen ihr Doktorandenprogramm innerhalb der angekündigten Kosten abgeschlossen, und fast 78 % dieser Studenten belegen fünf oder mehr Fortsetzungskurse, die wohl meistens so nicht eingeplant waren.
Die Grand Canyon Universität bestreitet diese Vorwürfe: „Angesichts der großen Probleme, die es in der Hochschulbildung gibt … ist es verwirrend, dass die Bundesregierung beschlossen hat, eine christliche Universität ins Visier zu nehmen, die diese Probleme auf sehr positive Weise angeht“, heißt es in einer Erklärung der Universität.
Sollten die Vorwürfe längere Zeit Bestand haben, dürfte die Grand Canyon Education Aktie vorerst ihr Hoch gesehen haben. Ein Short-Einstieg böte sich an. Ein Rückfall bis auf 120 US-Dollar scheint charttechnisch nun wahrscheinlicher zu sein, als dass die Aktie zuvor ein neues Allzeithoch (über 145 US-Dollar) erklimmen könnte – Schlusskurs am Freitag: 132,04 US-Dollar.
Bestärkend für eine Short-Spekulation wirkt die historische Saisonalität in der Grand Canyon Education Aktie. Denn der Januar ist saisonal für diese Aktie rückblickend bisher der mit Abstand schlechteste Handelsmonat des Jahres gewesen.
Falls sich die Vorwürfe zudem verhärten und auch andere Bildungsanbieter offenlegen müssen, dass sie Kosten und Erwartungen gewollt irreführend den Studenten gegenüber vermarktet haben, könnte das eine Verkaufswelle bei Aktien aus dem Bereich universitärer Weiterbildung führen.
Daher wäre ein Long-Einstieg aufgrund dieser Klage der Federal Trade Commission in Aktien aus dem Bereich universitärer Weiterbildung aktuell ein “heißes Eisen”.
Andererseits fordert der Fachkräftemangel in den USA geradezu dazu heraus, Weiterbildungsangebote so flächendeckend wie möglich an Studenten und Fachkräfte auf den Weg zu bringen.
Universal Technical Institute
Einen guten Weg der Personalvermittlung durch Weiterbildung scheint die Firma Universal Technical Institute (UTI; Marktkapitalisierung: 420 Mio US-Dollar) gefunden zu haben. Sie geht den Weg des outgesourcten Berufsschulunterrichts.
Das Unternehmen pflegt Beziehungen zu über 35 führenden Arbeitgebern, darunter General Motors, Toyota, Mercedes-Benz, Harley-Davidson, Lincoln Electric, Cummins und anderen und hat bisher vor allem Arbeitskräfte für technische Berufe aus dem Bereich Automotive und Schiffstechnik in Form eines Berufsschulunterrichts ausgebildet. Etwa 80 % der Absolventen sollen innerhalb eines Jahres nach ihrem Abschluss eine Beschäftigung bei den Firmen gefunden haben, mit denen das Universal Technical Institute kooperiert – was in diesen Zeiten erst einmal nicht wirklich überraschend klingt.
Ein jüngster Einstieg in den Gesundheitsmarkt soll 2024 der Aktie zu einer recht hohen Wachstumsbeschleunigung bei Umsatz und Gewinn verhelfen. Allein von 2023 auf 2024 erwarten Analysten für die Aktie des Universal Technical Institute einen Anstieg beim Gewinn pro Aktie von 12,32 auf 35,40, was einem Gewinnanstieg von fast 200 % entsprechen würde. Der Umsatz soll in diesem Zeitraum laut den Forward-Schätzungen um etwa 50 % wachsen können. Das KGV könnte dann für 2024 bis auf 18 sinken.
Damit könnte die Small-Cap Aktie Universal Technical Institute zumindest temporär als heiße Wachstumsaktie gehandelt werden, auch wenn ein solch hohes Gewinn- und Umsatzwachstum natürlich nicht auf Dauer fortgeführt werden kann.
Ob die Aktie am vergangenen Mittwoch bei 13 US-Dollar ein Allzeit-Top für längere Zeit erreicht hat, kann natürlich nicht von uns vorhergesagt werden. Die clevere Berufsschul-Story, die hinter dem Geschäftsmodell von Universal Technical Institute steht, bietet zumindest reichlich Stoff, der, sollte der Fachkräftemangel uns auch 2024 begleiten, bei der Suche nach neuen, jungen Fachkräften so schnell nicht ausgehen dürfte.
Stride
Die Aktie von Stride (LRN; Marktkapitalisierung: 2,5 Mrd. US-Dollar) konnte 2023 um fast 90 % zulegen. Das US-Unternehmen, das früher unter dem Namen K12 bekannt war, ist ein führender Anbieter von Online-Lehrplänen sowie Softwaresystemen, die die Beschulung von Kindern und Jugendlichen über Homeschooling befördern soll. Die Software wird Drittanbietern wie zum Beispiel Schulen angeboten, um damit die Lernkurve der Schüler und Schülerinnen auf ein höheres, auch mittels Künstlicher Intelligenz individuell anpassbares und damit personalisierbares Level zu bringen.
In den USA sind viele Eltern unzufrieden mit den Bildungsangeboten. Dies zeigt unter anderem eine im August von Gallup durchgeführte Umfrage, nach der über 60 % der US-Amerikaner mit der Qualität der K-12-Schulbildung in den USA nicht zufrieden sind. K-12 ist ein stehender Begriff in den USA, der das Lernen vom Kindergarten bis zur 12. Schulklasse umfasst.
Inzwischen bindet die Firma Stride die generative KI in ihre Software mit ein. Experten sehen hier einen First-Mover Effekt, der sich bereits in den letzten Umsatz- und Gewinnzahlen im positiven Sinne manifestiert hat. Außerdem sehen sie hier einen Wettbewerbsvorteil von Stride gegenüber Konkurrenten. Das eingesetzte, von der KI genutzte Sprachmodell soll dabei aus jedem Engagement der Schüler lernen, um daraus eine KI-optimierte Gesprächsumgebung zu schaffen und zugleich eine an den stationären Schulbesuch sich anlehnende emotionale und körperliche Weiterentwicklung mitsamt Soft-Skills ermöglichen – vor allem aber nicht von oben herab, sondern über individuelles Zueinanderkommen von Schüler und KI den Lernerfolg bringen.
Wie das Universal Technical Institut hat Stride die Zeichen der Zeit erkannt und bietet inzwischen mehr als 50 nationale Schulungen für den Gesundheitsbereich an. Laut dem U.S. Bureau of Labor Statistics könnten bis 2031 fast 200.000 Krankenpfleger fehlen.
Die Konkurrenz schläft nicht, und der Gesundheitssektor dürfte auch wegen der demographisch ungünstigen Entwicklung in den kommenden Jahren an einem breiten Angebot von gut ausgebildeten Arbeitskräften für Krankenkassen und Krankenhäusern sowie Pflegeeinrichtungen interessiert sein. Weiterbildungsmöglichkeiten für den Gesundheitsbereich dürften bei vielen Bildungsanbietern ganz oben auf der Agenda stehen, denn nirgendwo sonst wird so eine große Kluft zwischen Nachfrage und Angebot erwartet wie in diesem Job-Bereich.
Trotz 90 % Kursanstieg in diesem Jahr erscheint die Stride-Aktie mit einem für 2024 erwarteten KGV von 15 recht moderat bewertet zu sein und könnte neben Universal Technical Institute ein Top-Pick für 2024 im Weiterbildungssektor sein.
Allerdings bereitet uns der Chart von der Stride-Aktie Sorge. Wir können bereits zwei tiefere Hochs in einem intakten Aufwärtstrend ausmachen, sodass wir für die Stride-Aktie bereits zwei Signale der Trendfrüherkennung für die Short-Seite bekommen haben. Anleger sollten abwarten, bis die Aktie die beiden tieferen Hochs vom 19. und 27. Dezember wieder überschreiten konnte, um danach nach einem Einstieg in diese von der Story und fundamentalen Bewertung her sicherlich interessante Aktie zu finden.
AdTalem Global Education
Die AdTalem Global Education (ATGE; Marktkapitalisierung: 2,5 Mrd. US-Dollar) bietet Studiengänge in der postsekundären Bildungsbranche für Wirtschaft, Pflege- und Gesundheitsberufe an. Neben Online-Zertifikaten können auch Bachelor-, Master- und Doktorabschlüsse über E-Learning Angebote erworben werden. Der Schwerpunkt liegt zwar in E-Learning Angeboten für Wirtschaft und Krankenpflege, es können aber auch Zertifikate und Abschlüsse aus den Bereichen Psychologie, Sozialarbeit und Strafjustiz erworben werden. AdTalem ist in den USA auch bekannt als Anbieter für Fortbildungen in der Veterinärmedizin.
Den Großteil seiner Einnahmen erzielt die AdTalem Education über die Einschreibegebühren der Studierenden, weil die Gesellschaft selbst Eigentümer von Hochschulen und Universitäten ist.
Mit einer Jahresperformance von 66 % gehört auch dieser Bildungsanbieter zu den Gewinnern im Börsenjahr 2023. Allerdings halten wir das Kurspotential nun für ausgereizt und glauben nicht, dass wir 2024 Kurse über 60 US-Dollar in der Aktie sehen werden. Die Aktie beendete das Jahr 2023 am Freitag mit einem Schlusskurs von 58,95 US-Dollar.
Die historische Umsatzentwicklung im Unternehmen ist eher durch Stagnation oder sogar Umsatzrückgängen geprägt, so dass wir es hier mit keinem Wachstumsunternehmen zu tun haben.
Am 14. Dezember erreichte die AdTalem Education-Aktie erstmals wieder ein Kursniveau, das im April 2010, also vor nunmehr fast 14 Jahren, erreicht wurde. Zugleich wurde damit die obere Begrenzung des seit 14 Jahren etablierten Seitwärtskanals in der Aktie erreicht.
Wir sehen in der Aktie nun einen guten Zeitpunkt, um Gewinne mitzunehmen bzw. die Aktie sogar leerzuverkaufen – ein Stopp-Loss könnte bei einem direkten Leerverkauf über die Marke von 60 US-Dollar gesetzt werden. Die Aktie dürfte 2024 zu den Underperformern im Bereich Weiterbildung gehören.
Wie auch bei der Aktie von Stride sehen wir auch im Chart von AdTalem Education zwei Signale der Trendfrüherkennung für die Short-Seite, die sich über tiefere Hochs in einem intakten Aufwärtstrend am 19. und 27. Dezember gebildet haben. Da Stride jedoch über Wachstumsphantasie verfügt, AdTalem Education aber nicht, würden wir eher die Aktie von AdTalem Education als Leerverkauf-Idee empfehlen.
HealthStream
HealthStream (HSTM; Marktkapitalisierung: 800 Mio US-Dollar) entwickelt internetbasierte Lern- und Trainingssoftware für das Gesundheitswesen, ist also ein bereits etablierter Konkurrent für Stride und dem Universal Technical Institute, die beide ja aktuell bestrebt sind, einen Fuß in die Fortbildung von Arbeitskräften für den Gesundheitssektor zu bekommen.
Die von HealthStream entwickelte Lernsoftware ist darauf ausgerichtet, jegliche Art von Pflegepersonal effizient zu fördern, um so die Gesundheitsfürsorge zu verbessern. Zu den Kunden des Unternehmens zählen beispielsweise der US-Verband der Pädiatrie und das Rote Kreuz, aber auch zahlreiche Krankenhäuser gehören dazu.
Aufgrund der Tatsache, dass medizinische Fehler in den USA mittlerweile die dritthäufigste Todesursache hinter Krebs und Herzerkrankungen darstellen, ist eine gute Aus- und Weiterbildung bei Ärzten und Pflegekräften entscheidend, wenn es um die Genesung der Patienten geht. Weil HealthStream nur in diesem Job-Bereich Witerbildungsangebote anbietet, lässt diese Konzentration auf den ersten Blick auf ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell schließen.
Langfristig konnten Aktionäre jedoch nur von 2009 bis 2013 mit der Aktie Geld verdienen. Seit zehn Jahren bewegt sie die Aktie meist bei Kursen zwischen 20 und 30 US-Dollar – am vergangenen Freitag beendete die Aktie das Jahr 2023 mit einem Kurs von 27,03 US-Dollar und konnte aus Jahressicht um etwa 8 % zulegen. Für 2024 erwarten Analysten für die Aktie ein KGV von über 50.
Die Aktie kommt wohl “nicht in die Hufen”, weil sie einfach zu teuer bewertet ist.
Langfristig raten wir eher zu einem Investment in Stride oder in Universal Technical Institute. Ein Leerverkauf würde sich unseres Erachtens eher bei Grand Canyon Education oder bei AdTalem Education und weniger bei Healthstream anbieten.
Drei Aktien mit Schwerpunkt Personalvermittlung
Robert Half International
Die Robert Half International Inc. (RHI; Marktkapitalisierung: 9 Mrd. US-Dollar) zählt zu den weltweit führenden Unternehmen im Bereich Personaldienstleistungen. Zu den Kernkompetenzen gehört die Vermittlung von hochqualifizierten Arbeitskräften und Führungspersonal auf Zeit. Es werden auch Zeitarbeiter oder Interim-Manager für spezielle Projekte oder aber auch für Vollzeitarbeitsplätze vermittelt.
Im Unterschied zu vielen Aktien aus dem Bereich Weiterbildung, die im Dezember neue Allzeithochs in den Charts erreichten, konnten Aktien aus dem Bereich Personalvermittlung im Jahr 2023 bisher nicht so deutlich vom Trend “Fachkräftemangel” bei Börsianern punkten.
Die Aktie von Robert Half International erreichte das Allzeithoch im Februar 2022 bei Kursen um 120 US-Dollar. Seit Juni 2022 dümpelt die Aktie in einer Seitwärtsrange herum, die sich meistens bei Kursen zwischen 70 und 80 US-Dollar bewegt hat. Am Freitag schloss die Aktie das Jahr 2023 mit einem Kurs bei 87,92 US-Dollar ab – konnte Anfang Dezember in einem geduldigen Tempo die Seitwärtsrange nach oben hin verlassen. Bis zum Allzeithoch besteht noch eine Aufstiegschance von 36 %.
Adecco Group
Die in der Schweiz beheimatete Adecco Group (WKN: 922031; Marktkapitalisierung: 7,5 Mrd. Euro) gilt als einer der weltweit führenden Personaldienstleister. Die Gesellschaft bietet die Vermittlung von Arbeitskräften in Zeitarbeit und Vollzeit aus den Bereichen Verwaltung, Gewerbe und Technik an. Je nach Land betreibt der Konzern Personalvermittlungsbüros mit einem umfassenden Dienstleistungsangebot oder greift auf Netzwerke zurück, die auf bestimmte Anforderungsprofile, Qualifikationen oder Branchen spezialisiert sind.
Mit einem 2023er KGV von unter 10 scheint die Aktie am unteren Ende der KGV-Spanne bewertet zu sein, in welcher sich die Aktie vor der Pandemie in den 10er Jahren in Bezug auf die Bewertung bewegt hatte.
Das Allzeithoch sah die Adecco-Aktie im Jahr 2000, was nun schon 24 Jahre her ist. Die Kursentwicklung in diesem Jahrtausend ist ein Trauerspiel, auch wenn die Aktie im Jahr 2023 mit einer Jahresperformance von 33 % mit zu den stärksten Aktien im Schweizer Aktienmarkt gehört hat.
Wegen der günstigen Bewertung sehen wir in der Adecco-Aktie für 2024 durchaus noch Luft nach oben; charttechnische Widerstände lauern bei 45 und 50 Schweizer Franken – Schlusskurs am Freitag: 42,27 Schweizer Franken.
Die Zahlen für das dritte Quartal, die Anfang November veröffentlicht wurden, wurden nahezu euphorisch aufgenommen und mit einem Up-Gap von etwa 10 % belohnt. Seitdem bewegt sich die Aktie konstruktiv nach oben und Trendfolger könnten durchaus mit Kurszielen bei 45 oder 50 Schweizer Franken dem gegenwärtigen Aufwärtsschwung in der Aktie folgen.
Amadeus FiRe
Die deutsche Firma Amadeus FiRe (WKN: 509310; Marktkapitalisierung: 630 Mio Euro) hat sich auf kaufmännische Fach- und Führungskräfte spezialisiert. Mit den Dienstleistungen Zeitarbeit, Personalvermittlung/Recruitment, Interim-/Projektmanagement und Weiterbildung steht die Amadeus FiRe Gruppe im Jobmarkt auf vier Säulen, um Unternehmen bei der Vermittlung von Fachkräften als Dienstleister zur Seite zu stehen.
Die Aktie von Amadeus FiRe sah das Allzeithoch im Oktober 2021 (um 200 Euro) und schloss das Jahr am vergangenen Freitag im Xetra-Handel bei 123 Euro ab. Seit Jahresbeginn hat die Amadeus FiRe-Aktie nur um 4,4 % zugelegt. Der Marktradrar sieht hier für 2024 Aufholpotentiel: Bis zum Allzeithoch bestünde eine Aufstiegschance von über 60 %. Zuvor wartet im Chart aber eine Widerstandszone, die sich zwischen 130 und 140 Euro verorten lässt und erst einmal überwunden werden müsste.
Amadeus FiRe-Aktionäre erwarten für 2024 eine Dividende von 5,50 Euro pro Aktie, was einer aktuellen Dividendenrendite von 4,48 % entspricht.
Von 2023 auf 2024 wird ein Gewinnsprung von 10 % bei einem gleichzeitigen Umsatzanstieg von 4,3 % erwartet. Das 2024er KGV würde dann bei 12,5 liegen, was historisch günstig ist (zwischen 2013 und 2020 wurde die Aktie von Amadeus FiRe meist mit einem KGV um 20 herum bewertet). Zum Vergleich: Das 2024er KGV für die Robert Half-Aktie wird von Analysten aktuell mit etwa 20 beziffert.
In diesem Sinne wäre die Amadeus FiRe-Aktie nicht nur historisch unterbewertet, sondern auch in der Peer-Group. Es sei denn, Analysten wären bereit, für US-Aktien einen Bewertungsaufschlag von etwa 60 % gegenüber deutschen Konkurrenten zu akzeptieren.
Wir nehmen von den hier besprochenen Aktien Adecco, Amadeus FiRe, Universal Technical Institute und Stride in die Watchlist für unser Musterdepot mit auf.
In Adecco und Amadeus FiRe könnte ein Einstieg unseres Erachtens sowohl aus charttechnischer Sicht als auch aus Sicht einer fundamentalen Unterbewertung zeitnah erfolgen.
In Universal Technical Institute und Stride sollte vorerst die nun erwartete Konsolidierung in den beiden Aktien beobachtet werden, bevor sich Trader und Investoren Gedanken über einen Einstieg auf der Long-Seite machen.
Das Musterdepot Marktradar bei wikifolio.com
Hinweis: Interessierte Anleger können dem Musterdepot, das diese Kolumne begleitet, folgen, indem sie eigenes Kapital in das wikifolio-Zertifikat “Marktradar” investieren, das ab sofort über die Börsenplätze Stuttgart und Lang & Schwarz handelbar ist.
Wertentwicklung im Musterdepot
Das Musterdepot verlor in der vergangenen Handelswoche 0,72 % an Wert. Aktuell sind wir seit Auflegung am 31. Juli 2023 mit 1,65 % im Gewinn. Damit stehen wir momentan etwas schlechter als der DAX da, der seit dem 31. Juli 2023 auf Xetra-Basis 1,85 % an Wert gewonnen hat. Der S&P 500 hat in diesem Zeitraum 4,62 % gewonnen – auf Euro Basis jedoch nur 4,25 % gewonnen.
Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen
In der vergangenen Handelswoche belasteten Gewinnmitnahmen bei Gold und Silber unser Musterdepot, da wir im Edelmetallbereich relativ hoch gewichtet sind. Wir spekulieren darauf, dass dieser Rückgang im Gold- und Silberpreis sowie bei den Gold- und Silberminenaktien das Kaufinteresse von Investoren zu Jahresbeginn eher stärken statt schwächen wird.
Wir haben einen Optionsschein auf Exxon Mobil gekauft. Die Aktie konnte am 14. Dezember die 100 US-Dollar Marke zurückerobern und wir spekulieren darauf, dass diese Marke nicht mehr unterschritten wird. Die Aktie schloss am Freitag jedoch bei 99,98 US-Dollar, also 2 US-Cent unter der 100 US-Dollar Marke Falls die Aktie nicht schnell wieder per Tagesschluss über 100 US-Dollar notiert, würden wir den Trade vorzeitig beenden. Gleichzeitig haben wir aus dem Öl- und Gas-Sektor die Deutsche Rohstoff AG gekauft. Mit einem KGV von um die 2 ist die Aktie, die sich in den USA an Bohrlöchern für die Öl- und Gas Produktion beteiligt, so spottbillig bewertet, dass sie dadurch eigentlich gut nach unten abgesichert sein dürfte. Die Deutsche Rohstoff AG konnte am 21. Dezember den erfolgreichen Abschluss des Verkaufs sämtlicher Flächen in Utah durch ihre 100% Tochter Salt Creek Oil & Gas bekannt geben. Der Verkauf hat zu einem Mittelzufluss von rund 44 Mio. Euro für das deutsche Beteiligungsunternehmen geführt. Die Flächen in Utah wurden ab 2018 von Bright Rock Energy erworben. In Summe wurden rund 17 Mio. EUR investiert, die mit dem Verkauf zu einem Rückfluss von rund 65 Mio. EUR in den vergangenen Jahren geführt haben. Gleichzeitig geht die operative Entwicklung in den USA für die Deutsche Rohstoff AG wie geplant weiter. Bereits im November konnte die Deutsche Rohstoff AG berichten, dass die Verlagerung des operativen Schwerpunkts nach Wyoming sehr erfolgreich verlaufen ist. In den letzten 14 Monaten haben 28 Bohrungen die Produktion aufgenommen. Der Marktradar hält die Aktie der Deutschen Rohstoff AG fundamental aufgrund des niedrigen KGV’s für ein Schnäppchen, würde aber auch hier den Trade temporär aussetzen, falls Exxon Mobil nicht schnell die 100 US-Dollar Marke zurückerobern kann.
Von der Aktie Grand Canyon Education haben wir uns nach dem negativen Newsflow schnell wieder getrennt.
Im Rahmen unserer Prä-Earning Trades haben wir Trades in Lamb Weston Holding und in Simply Good Foods vorzeitig mit Gewinn beendet und planen während des Earning Days, der für beide Aktien jeweils in dieser Handelswoche ansteht, keinen Wiedereinstieg. Aktuell sind wir nur in Aehr Test Systems im Rahmen der Prä-Earning Trades investiert. Das Unternehmen aus dem Halbleiterbereich wird im Januar neue Quartalszahlen präsentieren. Der Termin für den 11. Januar nachbörslich ist aber noch nicht bestätigt worden.
Wir planen, eine Position in den CSI300 Index als antizyklischen Trade in chinesische Festlands-Aktien zu wagen: Auch deshalb, weil kaum ein Investor jetzt darauf spekuliert, dass mit chinesischen Aktien – trotz der günstigen Bewertung – 2024 endlich einmal positive Renditen möglich wären. Wir glauben, dass der Verkaufsdruck in chinesische Festlandsaktien mit dem Jahresende 2023 erst einmal beendet sein dürfte, da die meisten globalen Fondsmanager, die aus China raus wollten bzw. ihr Engagement in China stark reduzieren wollten, dieses nun wohl bis zum Jahreswechsel abschließend getan haben. Wir sehen in dem Index für das erste Quartal 2024 ein Rebound-Potential von mindestens 10 %.
Mit einem Cash-Bestand von unter 10 % sind wir aktuell vergleichsweise hoch investiert. Eventuell werden wir einige Positionen reduzieren, um flexibler bei neuen Tradingchancen reagieren zu können. Wir planen im derzeitigen Risk-On Umfeld vermehrt Trendfolge-Trades aufzusetzen. Sollten wir Aktien beim Screening finden, die aus einer flachen Basis schnell nach oben ausbrechen könnten, würden wir solche Chancen nun vermehrt wahrnehmen wollen.
Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.