Marktradar vom Montag, 4. Dezember 2023
Saisonalität und Sentiment führen zu bullischen Ausblicken im US-Aktienmarkt für mindestens zwei Monate
Die American Association of Individual Investors (AAII) befragt einmal wöchentlich private Trader und Investoren, wie diese Marktteilnehmer die Entwicklung der Aktienkurse an der Wall Street für die kommenden 6 Monate einschätzen werden. Die letzte am 29. November veröffentlichte Erhebung brachte den niedrigsten Pessimismus seit fast sechs Jahren zu Tage. Weniger als 20 % der privaten Anleger sind für den Aktienmarkt pessimistisch gestimmt, während fast 50 % glauben, dass wir in sechs Monaten höhere Aktienkurse als jetzt sehen werden.
Die genauen Zahlen lauten: 48,8 % sind optimistisch, 31,7 % sind neutral, 19,6 % sind pessimistisch, was die Entwicklung der Aktienkurse für die kommenden sechs Monate im S&P 500 betrifft.
Einen niedrigeren Wert als 19,6 % im Lager der Pessimisten gab es zuletzt am 3. Januar 2018. Damals lag das Lager der Pessimisten auf dem tiefsten Stand, der in den vergangenen sechs Jahren gemessen wurde: 15,6 %.
Und was hat der S&P 500 nach dem 3. Januar 2018 gemacht? Er begann eine Rallye ohne Verschnaufpausen, die den ETF des S&P 500 (SPY) von 245,60 US-Dollar am 3. Januar 2018 bis zum 26. Januar 2018 um weitere 6 % auf 260,23 US-Dollar steigen ließ, nachdem der S&P 500 bereits von Anfang Januar 2017 bis zum 3. Januar 2018 um etwa 25 % gestiegen war.
Während der Jahresanfangsrallye 2018 im S&P 500 ist der CBOE Volatility Index (VIX) gleichzeitig um mehr als 20 % gestiegen: Am 3. Januar 2018 notierte der VIX mit 9,15 auf einem der tiefsten Niveaus, die je in diesem “Angstbarometer” gemessen wurde, und erreichte am 26. Januar 2018 einen Kurs von 11,08.
Gemäß dieser Vergleichsschablone können wir also eine starke Jahresendrallye 2023 erwarten und vermutlich auch eine starke Jahresanfangsrallye 2024.
Im Februar 2018 erfolgte aber ein Crash im S&P 500, der durch den zu den Aktienkursen untypischerweise parallel verlaufenden Anstieg der Volatilität angekündigt wurde.
Sollten wir also bis Ende Januar 2024 beobachten, dass die Aktienkurse weiter steigen und der VIX ebenfalls steigt, dann sollten Anleger im Februar 2024 mit einer kurzen und kräftigen Korrektur an den Aktienmärkten rechnen. Vom 1. Februar 2019 bis zum 9. Februar 2018 verlor der S&P 500 an nur sieben Handelstagen etwa 10 % an Wert.
Wer nun also auf Rücksetzer wartet, um trendfolgend aufzustocken, der könnte bis Ende Januar womöglich in den großen US-Indizes nicht zum Zuge kommen.
Zumindest vor fünf Jahren erfolgte die erste Korrekturbewegung erst Ende Januar und diese war dann kein kleiner Rücksetzer, sondern ein geradezu höllenartiger Absturz gewesen, während dessen sich wohl nur wenige Privatanleger getraut hatten, ihre Aktienpositionen zu erhöhen.
Etwas hinkt dieser Vergleich aber, was als Konklusion zu einem nun sogar noch optimistischeren Ausblick als vor fünf Jahren führt: In diesem Jahr sahen wir nämlich eine typische Korrektur im Herbst. Im Jahr 2017 gab es eine solche nicht. Der SPY-ETF verlor von Anfang August bis Ende Oktober 2023 satte 8 % an Wert, während der SPY-ETF von Anfang August bis Ende Oktober 2017 um mehr als 4 % gestiegen war. Diese Divergenz lässt für 2024 einen optimistischeren Ausblick für einen längeren Zeitraum als 2018 zu – eben weil die Überhitzung aus dem extrem starken Börsenjahr 2017 fehlt. Damals war jeder “Depp” im Aktienmarkt investiert. In diesem Jahr wurden viele Ende Oktober aus dem Markt gezerrt und stehen womöglich immer noch an der Seitenlinie und schauen dem Bullentreiben verständnislos und genervt zu – viele sind auf den Zug noch nicht mit aufgesprungen und beginnen nun erst, dieses zu tun.
Es könnte also sein, dass wir eine Korrektur nicht im Februar 2024 sehen, sondern erst später: saisonal bieten sich da der Mai oder August 2024 an.
Die Marktbreite spricht jetzt für die Bullen
Für eine starke Jahresendrallye 2023 und eine starke Jahresanfangsrallye 2024 spricht ebenfalls, dass die Marktbreite bei Ausbrüchen am Donnerstag und Freitag, also zum Monatswechsel November / Dezember, augenfällig zugenommen hat. Am Freitag, 1. Dezember, stieg der ETF für Werte aus dem Nasdaq 100, der diese gleichgewichtet abbildet (QQQE), um 1 %, während der ETF für Werte aus dem Nasdaq 100, der diese nach Marktkapitalisierung gewichtet (QQQ) nur um 0,29 % stieg. Der QQQE-ETF gewann aus Wochensicht 1,55 %, während der QQQ-ETF aus Wochensicht nur um 0,11 % stieg.
Ähnlich sieht es beim S&P 500 aus, was die Outperformance der gleichgewichteten Variante (RSP) gegenüber der nach Marktkapitalisierung gewichteten Variante (SPY) betrifft: Der RSP-ETF stieg aus Wochensicht um 2,46 %, während der SPY-ETF nur um 0,83 % stieg.
Dazu passt, dass der Marktradar für diesen Montag für den Innovator Ibd Breakout Opportunities ETF (BOUT) erstmals seit dem 14. September wieder den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” vergibt. Damit dürften ab nun Breakout-Strategien wieder funktionieren, was bedeutet, dass Trader bei charttechnischen Ausbrüchen aus horizontalen Widerstandszonen ab jetzt wieder mit direkten Anschlusskäufen rechnen können.
Aktien, die nun neue 52-Wochen-Hochs erreichen, könnten bis Ende Januar – oder sogar darüber hinaus – weiter steigen; zumindest ist das der Fahrplan, den der Marktradar bei charttechnischen Ausbrüchen in US-Aktien ab diesem Montag favorisiert.
Rezessionsängste wachsen wieder an
Dieser grundsätzlich sehr bullische Ausblick, den uns das Sentiment und die Saisonalität aktuell präsentieren, wird aktuell leicht durch den von der FED of Atlanta herausgegebenen GDP-Now Indikator getrübt. Für das laufende vierte Quartal wird ein Bruttoinlandsprodukt in den USA von nur noch 1,2 % prognostiziert, nachdem in der Vorwoche noch ein Zuwachs von 2,1 % erwartet wurde. Eine Abschwächung der US-Wirtschaft zeichnet sich also zum Ende des Jahres 2023 ab, was allerdings den Glauben an baldige Zinssenkungen wiederum bestärkt.
Solange der GDP-Now Indikator nicht unter 0 abrutscht, dürften Rezessionsängste vor allem die Medien, aber noch nicht Mister Market interessieren.
Der Marktradar wird den GDP-Now Indikator weiter beobachten und bei einem Fall unter den Nullwert die Alarmglocke erklingen lassen.
Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?
Für den Handelsstart am Montag erhalten 41 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von beeindruckenden 68 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 56,6 %).
Drei ETFs (Vorwoche: einer) erhalten den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”: Neben Aktien aus dem Bereich Lithium (LIT) sind das die Öl- und Gas Aktien, genauer die Öl- und Gasdienstleister (XES) und die Öl- und Gasproduzenten (XOP).
Die höchste Quote in der Zuteilung erhält für diesen Montag natürlich der Tagesstempel „Kaufen oder Aufstocken“. Der Marktradar rät – weil nun auch der BOUT-ETF den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhält – sowohl trendfolgend nach leichten Rücksetzern Aktien zu kaufen oder aufzustocken als auch charttechnische Ausbrüche ohne Abwarten auf einen Rücksetzer direkt nach Ausbruch zu handeln.
Drei europäische Aktien, die in Kürze das Allzeithoch anlaufen könnten
Wie im Marktradar der vergangenen Woche angekündigt, wollen wir in der heutigen Kolumne drei europäische Aktien vorstellen, von denen wir glauben, dass diese noch vor Jahresschluss bzw. spätestens Ende Januar neue Allzeithochs anlaufen oder überwinden könnten.
EssilorLuxottica
Das französische Unternehmen EssilorLuxottica (WKN: 863195; Marktkapitalisierung: 80 Mrd. Euro) ist im Bereich Augenoptik tätig. Der Konzern ist in der Entwicklung, der Produktion und dem Vertrieb von Brillengläsern für alle Arten von Sehstörungen aktiv. Ergänzend bietet das Unternehmen Lese- und Sonnenbrillen an, die nicht verschreibungspflichtig sind und in Drogerien oder Supermärkten verkauft werden können.
Zusätzlich ist Essilor International in der Herstellung und dem Vertrieb von augenoptischen Geräten aktiv.
2018 fusionierte der Brillenhersteller Essilor mit der italienischen Luxottica zur heutigen EssilorLuxottica SA.
Die Aktie wird für 2023 mit einem KGV von 25 bewertet, was deutlich günstiger ist als die KGVs, die der Aktie 2014 bis 2018, also vor der Fusion mit Luxottica, zugebilligt wurden, wo die Aktie mit KGVs um die 40 bewertet wurde. Das verwundert umso mehr, wenn man bedenkt, dass das Gewinnwachstum bis 2025 deutlich größer sein soll als Mitte der 10er Jahre, wo Essilor nur ein Brillenhersteller mit zwar stabilen, aber geringen Wachstumsraten war.
Seit April diesen Jahres bewegt sich die Aktie zwischen 160 und 188 Euro in einer Seitwärtsrange, aus der ein Ausbruch bisher noch nicht gelungen ist. Am Freitag schloss die Aktie bei 178,12 Euro, notiert aktuell auf der Oberseite einer bullischen Flagge. Das Allzeithoch liegt bei 195 Euro und wurde im November 2021 erreicht.
Aktuell notiert die Aktie von EssilorLuxottica noch knapp 10 % unter dem Allzeithoch. Der Marktradar geht davon aus, dass dieses spätestens bis Ende Januar 2024 getestet und vielleicht auch überwunden werden kann.
Informa
Die britische Firma Informa PLC (WKN: A114PL; Marktkapitalisierung: 12 Mrd. Euro) ist ein akademischer Verlag und zugleich ein B2B-Unternehmen. Informa PLC gilt als einer der größten Förderer von Netzwerken weltweit. Die Firma verbindet Unternehmer und Akademiker aus über 30 Branchen miteinander und fördert damit den Ausbau von Netzwerken in Form von Live-Kongressen sowie zahlreichen anderen Projekten wie Schulungen, Dienstleistungen zum digitalen Marketing und zur Zielgruppenentwicklung sowie digitale Lösungen zur Nachfragegenerierung. Zuletzt organisierte Informa die Quant-Finance-Konferenz, die vom 13. bis 16. November 2023 in London stattgefunden hat.
Im ersten Quartal 2020 verlor die Aktie infolge der COVID19-Pandemie in kurzer Zeit 60 % an Wert, weil mit Kongressen als Präsenzveranstaltung viel Geld verdient werden konnte und die Einnahmen aus diesen Zusammentreffen plötzlich wegen der Pandemie wegfielen. Inzwischen wurde das digitale Standbein ausgebaut. Seit dem Corona-Crash steigt die Aktie kontinuierlich an, hat das Allzeithoch von Ende Juli 2019, das knapp unter 9 Britischen Pfund lag, aber immer noch nicht erreicht. Am Freitag schloss die Aktie an der Londoner Stock Exchange bei 7,57 Britischen Pfund; damit notiert die Aktie noch etwa 16 % unter dem Allzeithoch.
Nach einer Aussetzung der Dividende infolge drastischer Mindereinnahmen durch Live-Kongresse wurde diese für 2022 wieder gezahlt.
Für die Jahre 2024 und 2025 werden Umsatzsteigerungen um 11 bzw. 7 % pro Jahr erwartet. Die Umsätze sollen höher als 2019 sein und auch die Bewertung wird für 2023 deutlich günstiger veranschlagt als 2019: Lag das KGV 2019 bei über 40, so soll dieses für 2023 bei etwa 33 liegen und bis 2025 auf 23 sinken. Fundamental wäre ein Anlaufen des Allzeithochs also wegen der inzwischen wieder stabilen und offensichtlich wieder verlässlich skalierbaren Wachstumsaussichten gerechtfertigt.
Die Erfahrung aus der Zeit der Pandemie, dass Präsenzveranstaltungen immer noch die beste Möglichkeit bieten, um Kontakte auf eine emotional verbindliche Vertrauensbasis stellen zu können, dürfte der Aktie tendenziell Auftrieb verleihen. Videokonferenzen können zwar Prozesse auf konkreter Basis anschieben, aber selten neue Verbindungen zwischen Gleichgesinnten schaffen, um damit eine fruchtbare Zusammenarbeit über Jahre hinaus in die Wege zu leiten.
Seit April 2023 bewegt sich die Informa-Aktie in einer Seitwärtsbewegung zwischen 6,50 und 7,50 Britischen Pfund. Am Freitag konnte die Aktie dynamisch aus einer bullischen Flagge nach oben ausbrechen und könnte nun bis Ende Januar 2024 auf das Allzeithoch bei 9 Britischen Pfund zusteuern.
Mytilineos
Das griechische Unternehmen Mytilineos SA (WKN: 934398; Marktkapitalisierung: 5 Mrd. Euro) ist ein Industrie- und Energieunternehmen mit internationaler Präsenz auf allen fünf Kontinenten. Zu den Geschäftssegmenten des Unternehmens gehören die Gewinnung und Verarbeitung von Aluminium, nachhaltige technische Lösungen im Energiebereich, die Strom- und Gasversorgung sowie der internationale Ausbau erneuerbarer Energien (insbesondere Solar) und Lösungen für die Speicherung von Strom. Der größte Umsatz wird im Strom- und Gassektor erzielt. Geografisch gesehen erzielt das Unternehmen einen Großteil seiner Einnahmen in Griechenland.
Zuletzt tätigte Mytilineos Übernahmen, welche die Fähigkeit zur Bereitstellung langfristiger Energielösungen und -dienstleistungen über eine neu geschaffene Online-Plattform fördern soll. Die Integration von Volterra in die Mytilineos-Struktur hat den Marktanteil des Unternehmens am griechischen Strommarkt auf 13 % erhöht und der Marktanteil soll im Jahr 2024 weiter auf 20–25 % erhöht werden. Die Integration von EfaEnergy wiederum hat dazu geführt, dass sich der Erdgaskorbpreis von Mytilineos erhöht, was langfristig die Rentabilität verbessern soll.
2022 hat der griechische Versorger die Dividende von 0,43 auf 1,24 Euro pro Aktie drastisch um das fast dreifache erhöht. Dabei handelt es sich nicht um eine Sonderdividende, sondern um den Einstieg in eine neue Dividendenpolitik. Für 2023 wird eine Dividendenrendite von aktuell 4,4 % veranschlagt, nachdem das Unternehmen seit 2017 seinen Aktionären nur eine Dividende von unter 1 % zufließen ließ.
Lagen die jährlichen Umsatzraten bis 2020 zwischen 1,25 und 2,26 Mrd. Euro, so können aktuell jährliche Umsätze erzielt werden, die etwa fünfmal so hoch sind. Obwohl der Umsatz von 2022 auf 2023 von 6,31 Mrd. Euro auf 5,43 Mrd. Euro zurückgehen soll, wird beim Gewinn pro Aktie ein Anstieg um 35 % erwartet. Für 2024 bis 2025 werden jährliche Umsatzerlöse um 7,7 Mrd. Euro angepeilt. Dabei soll der Gewinn jährlich um 5 – 7 % gesteigert werden können. Das KGV soll gemäß Forward-Schätzungen bis 2025 von aktuell 8 auf 7 fallen.
Die Mytilineos-Aktie erreichte mit 38,40 Euro Ende August 2023 das Allzeithoch. Aktuell notiert die Aktie ca. 6 % unter dem Allzeithoch und bildet im Chart eine konstruktiv aussehende Kopf-Schulter-Formation aus, die in Kürze nach oben aufgelöst werden sollte.
Das Musterdepot Marktradar bei wikifolio.com
Hinweis: Das Musterdepot ist inzwischen unter dem Titel “Marktradar” auf der Plattform www.wikifolio.com publiziert worden. Wir erwarten, dass das wikifolio in wenigen Wochen investierbar wird, sodass Interessierte an der Wertentwicklung des Musterdepots über den Kauf eines wikifolio-Zertifikats partizipieren können.
Wertentwicklung im Musterdepot
Das Musterdepot gewann in der vergangenen Handelswoche 2,19 % an Wert. Aktuell sind wir seit Auflegung am 31. Juli 2023 mit 0,44 % im Gewinn. Damit stehen wir besser als der DAX da, der seit dem 31. Juli 2023 auf Xetra-Basis 0,30 % an Wert verloren hat. Der S&P 500 hat in diesem Zeitraum 0,64 % gewonnen – auf Euro Basis jedoch 0,35 % verloren.
Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen
In der vergangenen Handelswoche haben wir die drei US-Aktien Fastenal, T-Mobile und Waste Management gekauft, über die wir im letzten Marktradar berichtet hatten und von denen wir annehmen, dass diese in Kürze alte Allzeithochs erreichen oder vielleicht sogar überwinden. Waste Management konnte am Freitag bereits ein neues Allzeithoch erreichen, die anderen beiden Aktien dürften in Kürze folgen.
Außerdem haben wir vier Aktien aus dem Bereich der Gold- und Silberminen gekauft: Agnico Eagle Mines, Fortuna Silver Mines, Royal Gold und Wheaton Precios Metals. Zugleich haben wir einen Discount-Optionsschein auf Gold mit Cap bei 2.000 US-Dollar gekauft, der am 15. März 2024 verfällt. Wir gehen davon aus, dass Gold bis mindestens Ende Februar ein positives Marktumfeld hat, das einerseits saisonal, andererseits aufgrund der erwarteten Zinssenkungen in 2024 begründet ist. Wir planen, unser Engagement in Gold eventuell noch auszuweiten.
Wir haben in der vergangenen Handelswoche in die zwei Kryptowährungen Ethereum und XRP (Ripple) in Form von ETP’s investiert. Im April 2024 steht das Halving im Bitcoin an. Historisch wäre man gut beraten gewesen, mindestens 60 Tage vor dem Halving im Bitcoin investiert gewesen zu sein – das hieße für 2024 im Februar. Denn für das erste Jahr nach dem Halving erwarten viele Experten der Kryptoszene einen parabolischen Bullrun bei Kryptowährungen. Allerdings gab es meist kurz und auch während des Halvings oft noch zweistellige Drawdowns, um die zittrigen Hände aus dem Markt zu zerren. Wir wollen uns vorzeitig in die drei Kryptowährungen Bitcoin, Ethereum und XRP einkaufen. In einen ETP auf den Bitcoin planen wir in Kürze einzusteigen. Bisher konnten wir mit unseren Kauflimits keine Orderausführung bei Lang & Schwarz erreichen.
Gekauft haben wir auch die Aktien von Bechtle und Netease, die wir an Tagen, wo diese Aktien Kursschwäche zeigten, gekauft haben. Bechtle hat kurz nach unserem Einstieg unbesicherte und nicht nachrangige Wandelschuldverschreibungen im Volumen von 300 Millionen Euro platziert. Das Geld will Bechtle sowohl für Zukäufe im In- und Ausland nutzen als auch für den Ausbau Künstlicher Intelligenz. Wir haben die Aktie im Sonntagshandel aufgrund dieser Kapitalerhöhung wieder verkauft. Auch Netease haben wir am Sonntag verkauft, auch wenn sich die Aktie im Unterschied zu anderen chinesischen Aktien noch relativ stark behaupten kann. Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus China, insbesondere was die Industrieproduktion betrifft, verheißen nichts Gutes für den chinesischen Aktienmarkt – trotz der insgesamt günstig erscheinenden Bewertung. Kurz vor Jahresschluss dürften chinesischen Aktien weltweit zu den Underperformern gehören.
Mit unseren Prä-Earning Trades konnten wir in der vergangenen Handelswoche in der Summe positiv zur Wertentwicklung des wikifolios beitragen. Mit Gewinn konnten wir nach dem Earning Day die Trades mit Dollar Tree, Foot Locker, Fortec Elektronik, Intuit und UiPath abschließen. Demgegenüber realisierten wir Verluste bei 2G Energy, Cerence, Okta und Pure Storage.
Die Aktie von Dell Technologies haben wir im Sonntagshandel auch verkauft, nachdem die Earnings vom Markt nicht gut aufgenommen wurden. Die Nachfrage nach Dell-PC’s war schwächer als erwartet. Wir behalten die Aktie von Dell Technologies aber auf der Watchlist, weil wir langfristig durchaus Potential für die Aktie sehen, kurzfristig erscheint uns die Chance, neue Hochs in der Aktie zu erreichen, aber eher unwahrscheinlich zu sein. Da gibt es für den Dezember bessere Aktien.
Als Prä-Earning Trades für die kommende Handelswoche halten wir aktuell die Aktien von Liquidity Services, MongoDB und Olli’s Bargain Outlet Holdings. Die Aktie des Discount-Einzelhändlers Olli’s Bargain Outlet Holdings stellt aktuell sogar die größte Position im wikifolio dar. Da die US-Konsumenten Geld ausgeben wollen, auch wenn die Privatkredite steigen, könnte sich das in den Umsätzen von Ollie´s Bargain bemerkbar machen. Noch am 2. Oktober stufte Wells Fargo die Aktie mit “Buy” und einem Ziel von 88 US-Dollar ein. Dabei wurde darauf hingewiesen, dass das Unternehmen von steigenden Zahlen an Verbrauchern profitiert, die auf günstigere Waren umsteigen. Die Rabattschlacht am Black Friday wurde von den Verbrauchern mit mehr Käufen als erwartet quittiert. Das könnte ein Vorbote für einen guten Ausblick bei Discount-Einzelhändlern sein. Auch Goldman Sachs ist positiv für die Aktie gestimmt und hat sie am 17. Oktober von Neutral auf Buy mit einem Kursziel von 79 US-Dollar hochgestuft. Ungeachtet der Analystenmeinungen ist die Aktie aber im Vorfeld der Earnings, die am 6. Dezember vorbörslich gemeldet werden, auf die Unterseite der Seitwärtsrange (71,60 US-Dollar) gefallen. Diese ist am Freitag erfolgreich getestet worden – der Schlusskurs am Freitag lag bei 74,77 US-Dollar. Wir spekulieren darauf, dass die Aktie nach den Earnings ähnlich gut wie Konkurrent Dollar Tree performt.
Den Discount-Optionsschein auf die Aktie von Elektronic Arts haben wir zwei Wochen vor Verfall mit Gewinn verkauft.
In den Aktien von Argenx und Futu Holdings sind wir ausgestoppt worden. Negative Nachrichten zu den Unternehmen gab es keine. Wir planen hier vorerst keinen Wiedereinstieg.
Wir sind wieder in die Aktien von Eli Lilly und Lantheus eingestiegen und setzen damit auf den Trend Radioaktive Medizin, den wir auch mit der deutschen Aktie Eckert & Ziegler und indirekt über BWX Technologies bereits im wikifolio haben. Eli Lilly punktet in der Presse vorwiegend noch mit dem Arzneimittel Mounjaro gegen Fettleibigkeit, das zu einem Blockbuster werden wird und jetzt, im frühen Stadium des Vertriebs, eigentlich auch schon ist.
Am Freitag wurde offiziell gemeldet, dass die Aktie von Uber Technologies am 18. Dezember in den S&P 500 aufgenommen wird. Aktuell stellt Uber Technolgies die zweitgrößte Position in unserem wikifolio dar. Ob wir uns wegen dieser Indexaufnahme kurzfristig von der Uber-Aktie trennen, wollen wir in den kommenden Tagen entscheiden. Meistens steigen Aktien im Vorfeld einer Indexaufnahme und werden nach Aufnahme tendenziell erst einmal verkauft. Grundsätzlich halten wir Uber Technologies für eine der interessantesten und nachhaltigsten Wachstum-Stories im US-Aktienmarkt – daher könnte es sein, dass wir eine mögliche Kursschwäche in der Aktie nach Indexaufnahme aussitzen werden.
Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.