Marktradar vom Montag, 11. September 2023
Toben in Europa bald die Bären und findet bei Cathy Wood trotzdem eine Bullenparty statt ?
Jetzt langlaufende US-Staatsanleihen kaufen ?
Wir sehen für heute ein Kaufsignal im Rahmen der Trendfrüherkennung für langlaufende US-Staatsanleihen. Sowohl der ETF für 7 bis 10-jährige (IEF) als auch der ETF für US-Staatsanleihen mit Laufzeiten von 20+ Jahren (TLT) haben im Tageschart höhere Tiefs ausgebildet, obwohl sie noch den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” erhalten. Damit bietet sich bei langlaufenden US-Staatsanleihen nun eine antizyklische Einstiegschance, die Trader und langfristig orientierte Neueinsteiger mit einem attraktiven Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) aufsetzen könnten.
Im IEF-ETF verorten wir zwei höhere Tiefs am 25. August und 6. September. Der TLT-ETF hat nur am 6. September ein höheres Tief ausgebildet. Wenn die höheren Tiefs vom 6. September jedoch unterschritten werden, dann sollten Trader schnell die Reißleine ziehen, weil sich das antizyklische Kaufsignal dann als Fehlsignal entpuppt hätte.
Der Großteil der Anleihe-Experten sieht für langlaufende US-Staatsanleihen spätestens dann, wenn der Zinserhöhungszyklus seitens der FED für beendet erklärt wird, eine exzellente Kaufgelegenheit.
Langlaufende US-Staatsanleihen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erst dann zu steigen beginnen, wenn die erste Zinssenkung verkündet wird, sondern steigen vermutlich deutlich früher – auch Anleihemärkte nehmen in ihren Kursen die Zukunft in der Regel vorweg.
Der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock wies noch Mitte Juli darauf hin, dass Anleger Geldmarktprodukte im Umfang mehrerer Billionen Dollar gekauft hätten, um von steigenden Zinsen zu profitieren. Denn Geldmarktfonds steigen – im Unterschied zu Anleihen – im Kurs, wenn die Zinsen steigen. Sobald der Zinserhöhungszyklus den Zenit erreicht hat und die Zinsen wieder zu sinken beginnen, dürfte ein erheblicher Teil des in Geldmarktfonds angelegten Kapitals in Anleihen fließen, weil diese über Kurssteigerungen von sinkenden Zinsen profitieren würden. BlackRocks Präsident Robert Steven Kapito sieht deshalb eine “Once-in-a-Lifetime-Opportunity” am Anleihemarkt und BlackRock positioniert sich spätestens seit Mitte Juli entsprechend.
Der TLT-ETF hat seit Mitte Juli etwa 7,5 % an Kurswert verloren. Noch ist das Wunsch-Szenario für Robert Stevens Kapito also nicht eingetreten. Ein offizielles Ende der Zinserhöhungsperiode ist von der FED bisher auch nicht verkündet worden.
Börsianer erwarten, dass erst eine abschwächende US-Wirtschaft, die von nachlassender Inflation begleitet wird, die FED zu klaren Aussagen in Richtung Zinssenkung “nötigen” wird.
Wenn die Inflation allerdings nicht fällt – es also anders kommt als von BlackRock und anderen großen Investmenthäusern, die nun langlaufende US-Staatsanleihen kaufen, erhofft -, dann dürften Zinsensenkungen noch länger auf sich warten lassen und Kursanstiege bei US-Staatsanleihen müssten vermutlich ebenfalls in die Zukunft verschoben werden. Bis dahin kann noch viel Geld mit US-Staatsanleihen verloren werden.
Bei CNBC sagte Fed-Direktor Christopher Waller kürzlich: Die aktuellen Wirtschaftszahlen erlauben es der Fed, vorsichtig zu agieren. „Es gibt nichts, was darauf hindeutet, dass wir bald etwas unternehmen müssen“, fügte er hinzu und deutete damit indirekt eine Zinspause für die nächste planmäßige Sitzung am 20. September an.
Es gibt aber Gegenstimmen zum Big Long Ausruf für langlaufende US-Staatsanleihen. Wir erinnern uns: Der bekannte US-Hedgefondsmanager Bill Ackman wettet auf ein Big-Short-Szenario für langlaufende US-Staatsanleihen – wir hatten im Marktradar vom 7. August über seine Argumente berichtet – und im Unterschied zu Robert Stevens Kapito konnte Bill Ackman damit bis jetzt Geld verdienen.
Bill Ackman begründet seinen Big Short-Ausruf vor allem mit der hohen US-Staatsverschuldung: Ein zunehmendes Angebot an Staatsanleihen werde benötigt, um das aktuelle Haushaltsdefizit, künftige Ausgabenpläne und höhere Refinanzierungssätze zu finanzieren. „Ich bin überrascht, wie niedrig die langfristigen US-Zinsen angesichts der strukturellen Veränderungen geblieben sind, die wahrscheinlich zu einer höheren langfristigen Inflation führen werden, einschließlich der De-Globalisierung, der höheren Verteidigungskosten, der Energiewende, der wachsenden Ansprüche und der größeren Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer“, so Bill Ackman. Langfristige Anleihen seien aus der Perspektive von Angebot und Nachfrage „überkauft“, und es ist schwer zu erkennen, wie der Markt mit der zunehmenden Emission „ohne wesentlich höhere Zinssätze“ zurechtkommen wird, fügte der bekannte Hedgefondsmanager hinzu.
Der Marktradar möchte hier nicht Pro Ackman und Contra Kapito bzw. umgekehrt argumentieren. Beide sind Experten auf ihrem Gebiet und begründen ihre Szenarien mit Geldflussbewegungen, die laufend beobachtet, bewertet und ins Große Ganze eingefügt werden müssen. Und beide wissen, dass einfach nur “Recht-Behalten-Wollen” die vermutlich schlechteste aller Anlagestrategien ist.
Schauen wir aber von Mitte Juli bis jetzt zurück, so müssen wir konstatieren, dass in dieser Zeitspanne Bill Ackmans Big Short Szenario für langlaufende US-Staatsanleihen das Zukunftsszenario war, auf das sich der Markt für US-Staatsanleihen zubewegt hat.
Wir bewegten uns bisher also Pro Ackman und Contra Kapito. Würde das oben genannte Trendfrüherkennungssignal jetzt aber erfolgreich gespielt werden können, dann müssten wir den Schalter umlegen: dann setzen wir “als Trumpf im Ärmel” auf Pro Kapito und Contra Ackman.
Inflation und Konsumbereitschaft stehen diese Woche vor harter Bewährungsprobe
In dieser Handelswoche stehen US-Wirtschaftsdaten zum Verbraucherpreisindex (Mittwoch) und Erzeugerpreisindex (Donnerstag) an. Diese werden Hinweise darüber liefern können, ob sich die Inflation in den USA abgeschwächt hat oder nicht.
Auch die US-Einzelhandelsumsätze sollen am Donnerstag veröffentlicht werden. Ökonomen gehen davon aus, dass sie im Jahresvergleich um 0,1 % steigen werden. Dieser Bericht wird entscheidende Hinweise auf die aktuelle Gesundheit der US-Verbraucher geben. „Da die Kapitalkosten weiter steigen, wird sich die Wirtschaft allmählich abschwächen“, sagte Edward Moya, leitender Marktanalyst bei Oanda, in einer Mitteilung an die Kunden. Der für Donnerstag erwartete Bericht zu den US-Einzelhandelsumsätzen könnte bestätigen, was viele Marktteilnehmer und auch die CEOs von Warenhauskonzernen bereits für das dritte Quartal prognostizieren: Dass nämlich die Konsumenten weniger ausgebabereit sind. “Teilweise wird das auf die Wiederaufnahme der Rückzahlungen von Studienkrediten zurückgeführt, teilweise auch darauf, dass die Haushalte ihre überschüssigen Ersparnisse fast vollständig aufgebraucht haben”, fügte Edward Moya in seiner Mitteilung hinzu.
Steht Europa vor einem Bärenmarkt ?
Dass höhere Tiefs in einem Tageschart kein Garant für einen Trendwechsel oder eine Trendfortführung sind, sahen wir in der vergangenen Handelswoche bei den meisten ETFs für europäische Länder und auch für den Benchmark-Index Euro Stoxx 50.
Der entsprechende ETF für den Euro Stoxx 50 (FEZ) hat das höhere Tief vom 25. August am 7. September per Tagesschluss unterschritten und damit zugleich ein neues 3-Monats-Tief aktiviert. Damit sollte eine Spekulation auf das schnelle Erreichen der Juli-Hochs im Euro Stoxx 50 erst einmal ad acta gelegt werden und der Eintritt in einen Bärenmarkt, zumindest für Europa, jetzt nicht mehr gänzlich ausgeschlossen werden.
Der Marktradar beobachtete das Unterschreiten von höheren Tiefs in Länder-ETFs für Belgien (EWK), Dänemark (EDEN), Frankreich (EWF), Griechenland (GREK), Italien (EWI), Niederlande (EWN), Portugal (PGAL), Schweden (EWD), Schweiz (EWL). Das Unterschreiten von tieferen Tiefs – und damit noch mehr aktuelle relative Schwäche – verorten wir in den europäischen Länder-ETFs für Deutschland (EWG) und Polen (EPOL).
Wir werden uns im Musterdepot – das bei wikifolio.com noch im Rahmen einer Testphase geführt wird -, ab Montag im deutschen Leitindex DAX Short positionieren.
Übrigens haben wir das Unterschreiten höherer Tiefs auch im ETF für China Large-Caps (FXI) gesehen. Im entsprechenden Länder-ETF wurde das am 31. August im Tageschart gebildete höhere Tief am 7. September per Tagesschluss unterschritten. Allerdings wurde damit kein neues 3-Monats-Tief wie im Euro Stoxx 50 markiert, so dass global agierende Investoren nun durchaus auf die Idee kommen könnten, einen Teil der Bestände “Europa” abzubauen, um dafür den Bestand “China” ein bisschen zu erhöhen.
Dennoch sollten Trader jetzt nicht in China-Euphorie verfallen. Dafür ist es aus Sicht des Marktradars noch zu früh.
Und wie sieht es bei den großen US-Aktienindizes aus ?
Die großen US-Aktienindizes präsentieren sich zu Beginn dieser Handelswoche widerstandsfähiger als Europa und China.
Mit dem Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” und zugleich als trendfolgend kaufbar werden neben dem S&P 500 (SPY) und dem Nasdaq 100 (QQQ) auch die ETFs für IPO-Aktien (IPO) und für Momentum-Aktien (MTUM) eingestuft. Damit dürften sowohl der IPO-ETF als auch der MTUM-ETF die Risk-On Aktivitäten der Börsianer am Laufen halten. Börsianer können also weiter auf steigende Kurse bei US-Aktien spekulieren und den schwachen Börsenmonat September für Neukäufe nutzen.
Regionen ex-USA: Welche Länder sind noch trendfolgend kaufbar ?
Für diesen Montag werden mit dem Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” und zugleich als trendfolgend kaufbar folgende Länder-ETFs bewertet: Ägypten (EGPT), Indien (INDA), Japan (EWJ), Türkei (TUR).
Öl “Hui” – Saudi Arabien und Katar “Pfui” ?
Was uns etwas überrascht, ist, dass die Länder-ETFs von Saudi-Arabien (KSA) und Katar (QAT) nicht vom Ölpreisanstieg profitieren. Immerhin erreichte die Nordsee-Sorte Brent-Oil am Dienstag in den Futures die Marke von 90 US-Dollar und klebt seitdem an dieser Marke fest.
Im Chart des ETFs für Saudi-Arabien sahen wir am Donnerstag ein 3-Monats-Tief, im ETF für Katar sahen wir dies bereits am Dienstag. Die von Saudi-Arabien gemeinsam mit Russland initiierte Senkung der Ölförderquoten konnte heimische Aktien also nicht in Feierlaune versetzen – im Gegenteil: die Marktschwäche bei Aktien aus Saudi-Arabien wurde dadurch noch verstärkt.
Dass die Senkung der Ölförderquoten nun bis Jahresende verlängert wird, hatten westliche Regierungen in dieser so früh geäußerten Deutlichkeit vermutlich nicht erwartet. Ob US-Investoren danach Geld aus Aktien von Saudi-Arabien oder Katar abzogen, weil dieses probate Mittel der OPEC+, um die Inflation auf hoher “Kochflamme” zu belassen, geopolitisch von den westlichen Industrienationen nicht gewünscht wird, überlassen wir den Verschwörungstheoretikern.
Dass geopolitische Bestrebungen an der Börse kursrelevant sein können, wollen wir aber nicht bestreiten. Wir fanden sogar einen zweiten möglichen Fall, wo geopolitische Bestrebungen nun womöglich zu Aktienkäufen geführt haben:
Jetzt Aktien aus Vietnam kaufen ?
Was uns nämlich außerdem überraschte, ist, dass der ETF für Grenzmärkte (FM) für heute mit dem Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” hochgestuft wird und zugleich als trendfolgend kaufbar eingestuft wird. Das begünstigt Risk-On Aktivitäten weltweit und sollte von Börsianern jetzt nicht arrogant als nebensächlich – eben weil nur Grenzmärkte betroffen sind – abgestuft werden.
Dieser ETF hält als zehn größte Positionen: JSPC Kaspi (Kasachstan), Hoa Phat (Vietnam), Commercial International Bank (Ägypten), Vingroup (Vietnam), Vinhomes (Vietnam), Vinamilk (Vietnam), Petrom (Rumänien), Banca Transilvan (Rumänien), Masan (Vietnam), Itissalat (Marokko).
Der hohe Anteil an vietnamesischen Aktien lässt uns aufhorchen.
US-Präsident Joe Biden möchte die Beziehungen zum ehemaligen Kriegsfeind vertiefen und ist diesen Sonntag und Montag in Hanoi zu Gast. Wie Reuters an diesem Samstag berichtete, werden führende US-amerikanische Halbleiter- und Digitalunternehmen wie Intel, GlobalFoundries und Google am Montag an einem Geschäftstreffen in Hanoi teilnehmen, während Präsident Joe Biden Vietnam besucht, um die Beziehungen beider Länder zu stärken.
Der entsprechende Länder-ETF für Vietnam (VNM) konnte in den vergangenen drei Wochen – also im Vorfeld des Joe Biden-Besuchs – um satte 9 % steigen. In den letzten drei Wochen stieg der VNM-ETF an 11 von 14 Handelstagen !
Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?
Die Sektoranalyse zeigt eindeutig, dass im US-Aktienmarkt weiterhin Risk-On den Ton angibt, auch wenn die Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die für diesen Montag den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, von der Anzahl her geringer ausfallen als in der Vorwoche.
Für den Handelsstart heute erhalten 18 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 30 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei fast 50 %).
Von diesen 18 mit “Kaufen oder Aufstocken” bewerteten ETFs sind gemäß Marktradar 11 ETFs auch trendfolgend kaufbar – in der vergangenen Handelswoche waren das 12 ETFs. Damit zeigt sich, dass weiterhin trendfolgend agiert werden kann, weil das Sigel “trendfolgend kaufbar” im Unterschied zum Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” kaum weniger ETFs erhalten als in der Vorwoche.
Bei Tagesschwäche können gemäß Marktradar Aktien aus folgenden Bereichen aufgestockt werden:
Automatik und Robotik (ARKQ), Cybersecurity (CIBR), Datencenter- und Digitale Infrastruktur-REITS (VPN), Innovation (ARKK), Fintech (ARKF), Internet-Cloud (WCLD), Luxusgüter (XLY), Software (IGV), Technologie (XLK), Versicherungen (KIE), Uran (URA).
Den Status “trendfolgend kaufbar” verloren haben Infrastruktur (PAVE), Semiconductor (SMH), Social Media (SOCL), Stahl (SLX). Den Status “trendfolgend kaufbar” erhalten folgende Branchen im Unterschied zur Vorwoche neu: Datencenter- und Digitale Infrastruktur-REITS (VPN), Innovation (ARKK), Versicherungen (KIE).
16 ETFs erhalten den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”. Von diesen 16 ETFs verorten wir bei einigen im Chart höhere Tiefs, so dass hier durchaus ein Long-Einstieg gemäß Trendfrühererkennung in Erwägung gezogen kann. Für eine solche Aktion kommen Biotech (XBI), Green Clean Energy (QCLN), Kupferminen (COPX), Lithium (LIT), Real Estate (XLRE) in Frage.
Cathy Wood hat jetzt Rückenwind
In Cathy Woods Flaggschiff ARK Innovation ETF (ARKK) sahen wir am 25. August ein höheres Tief, von dem aus am 29. August ein starker Aufwärtsimpuls startete. Seitdem bewegt sich der ETF in einer engen Handelsspanne zwischen 42,36 und 44,40 US-Dollar. Charttechnisch sieht das durchaus konstruktiv aus. Allerdings haben sich zuletzt zwischen 44 und 45 US-Dollar Zwischenhochs gebildet, so dass sich in dieser Zone nun ein ein Widerstand gebildet hat, der in den nächsten Tagen oder Wochen erst einmal überwunden werden muss, damit der ARKK-ETF die nächste Widerstandszone um 50 US-Dollar anlaufen kann.
Wir wollen uns jetzt vier Aktien näher anschauen, die Cathy Wood in ihrem ETF hält.
Roku Inc.
Roku Inc. (ROKU; Marktkapitalisierung: 11,7 Mrd. US-Dollar) liefert das führende TV-Betriebssystem in den Vereinigten Staaten für Kabelfernsehanstalten, disruptiert sich quasi aber auch selbst, indem es vermehrt Geld über gestreamten Content verdient.
Roku profitiert sowohl von den hohen Ausgaben, die Content-Produzenten wie Netflix und Walt Disney jedes Jahr für ihr Angebot ausgeben, als auch vom Angebot im traditionellen Kabelfernsehen.
Laut dem Marktforschungsunternehmen Nielsen gibt es derzeit in den USA noch etwa 60 Millionen Haushalte, die über ein Kabelfernsehabonnement verfügen, aber das ist deutlich weniger als vor einem Jahrzehnt: Damals hatten mehr als 100 Millionen Haushalte ein Pay-TV Abo über einen Kabelfernsehanbieter.
US-Haushalte streamten im letzten Quartal 25,1 Mrd. Stunden lang Filme, Serien, Dokus, Sport und Shows. Das waren 21 % mehr als noch im Vorjahresquartal, während im selben Zeitraum die Sehstunden für das traditionelle Pay-TV um 13 % zurückgegangen sind.
Im Pay-TV-Segment bedient die Firma Zuschauer, Sendeanstalten und Werbetreibende mit zahlreichen Dienstleistungen wie das Verteilen von Inhalten, die Berechnung und Verwaltung von Abonnements und Umsatzbeteiligungen. Auch verkauft Roku die Premium-Abonnements und Markenkanaltasten auf Fernbedienungen.
Im Streaming-Segment soll zukünftiges Wachstum durch neue Sendeformate erzielt werden. So kooperiert Roku mit Walmart und Shopify, um den Kunden Kauferlebnisse anzubieten, während sie auf dem Sofa sitzen und sich durch das Streamingangebot klicken.
Ab 2024 wird Roku das erste kostenlose Livesport-Angebot mit der Formel E anbieten – der Elektro-Rennsportvariante der früheren Formel Eins, bei der nur Verbrennermotoren am Start waren. Mit dem exklusiven Formel-E Angebot dürfte Roku über Werbeeinnahmen neue Umsatzquellen erschließen können.
Außerdem wird Roku vom National-Football-League (NFL) Saisonstart profitieren, da so viele Spiele wie nie zuvor gestreamt werden, einige auch exklusiv. Dieses Angebot ist nicht kostenlos.
Die Verlagerung vom klassischen TV zum Streaming dürfte sich in den nächsten Jahren weiter beschleunigen.
Seit dem Frühjahr 2023 verkauft Roku eigene Smart-TVs, die zu neuen Umsatzquellen im Hardware-Segment führen dürften.
Analysten erwarten für die nahe Zukunft steigende Jahresumsätze, die sich von aktuell etwa 7 % auf 15 % wegen des schnell wachsenden Streaming-Segments verdoppeln könnten.
Bisher verbrannte das Unternehmen nur Geld: Seit der Börsennotierung im Jahr 2017 konnte noch nie ein Jahresgewinn erzielt werden – und laut den Analystenschätzungen wird sich das vorerst auch nicht ändern.
Direkte Konkurrenten im Streaming-Geschäft sind Apple, Amazon und Alphabet. Diese drei Technologie-Giganten entwickeln und verkaufen Hardware, die den Media-Sticks und Smart-TVs von Roku Konkurrenz machen. Sie verfügen außerdem mit Apple TV+, Prime Video und YouTube über eigene Streaming-Dienste.
Roku agiert hier in etwa so wie ein David gegen drei Goliaths – wir meinen: bisher eigentlich erstaunlich erfolgreich.
Am 6. September kündigte Roku die dritte Entlassungswelle an, die weitere 10 % der Belegschaft betrifft. Der Weg zur Profitabilität soll beschleunigt werden.
Im Aktionärsbrief, der im Rahmen der am 27. Juli veröffentlichten Quartalsergebnisse veröfffentlicht wurde, meldete Roku für das zweite Quartal, das im Juni 2023 endete, einen niedrigeren Verlust von 0,76 US-Dollar pro Aktie als von Analysten erwartet wurde (-1,28 US-Dollar). Außerdem konnte ein Umsatz in Höhe von 847,19 Millionen US-Dollar erwirtschaftet werden, der deutlich über den 772,57 Millionen US-Dollar lag, die als Konsensschätzung vorlagen.
Das waren wirklich überzeugende Zahlen gewesen, die die Roku Inc. da seinen Aktionären präsentierte. Am Earning Day wurden diese Zahlen dann auch honoriert: die Aktie stieg um mehr als 30 % von 68,19 auf 89,61 US-Dollar.
Am vergangenen Mittwoch öffnete die ROKU-Aktie mit einem Up-Gap von 11 %, weil die Umsatzprognose für das 3. Quartal von 815 Millionen USD auf 835 bis 875 Millionen US-Dollar (Konsens: 829,19 Mio. USD) im Rahmen einer Ad-hoc Meldung deutlich angehoben wurde.
Roku Inc. verspürt aktuell Rückenwind über neue Umsatzquellen im Streaming-Bereich.
Das aktuelle KUV liegt bei 3,5, was historisch extrem niedrig erscheint. In den Jahren 2019 bis zu Beginn der Pandemie wurde Roku mit KUVs zwischen 10 und 20 bewertet, nach der Pandemie gar mit heute illusorisch erscheinenden KUVs, die in der Spitze bei 50 lagen – Roku profitierte damals vom Status eines Stay-at-home-Profiteurs.
Solche Zeiten, in denen die Roku Inc. mit KUVs von über 10 bewertet worden war, sollten Anleger heute nicht mehr als Maßstab für eine faire Bewertung nehmen. KUVs von 6 bis 8 könnten dem Unternehmen aber durchaus zugestanden werden – sofern die Umsatzprognosen weiterhin so optimistisch klingen und dann auch tatsächlich unternehmerisch realisiert werden können.
Die meisten Analystenhäuser haben Anfang September für Roku Kursziele zwischen 90 und 100 US-Dollar genannt. Eine Kursverdopplung wird Roku von Aktienanalysten aktuell also nicht zugetraut (Schlusskurs am Freitag: 83,47 US-Dollar).
Cathy Wood hat Roku in ihrem Flaggschiff-ETF mit hohen 8,5 % gewichtet. Damit ist dieser “Zwerg” im Streaming-Bereich nach Tesla die am zweithöchsten gewichtete Position im ARKK-ETF.
Zoom Video Communications
Dass Cathy Wood die Aktie von Zoom Video Communications (ZM; Marktkapitalisierung: 21,5 Mrd. US-Dollar) immer noch hoch gewichtet (7,79 % und drittgrößte Position im ARKK-ETF), verwundert Cathy Wood Follower ein bisschen. Ende August kaufte Cathy Wood für zwei ihrer Fonds bei Zoom sogar kräftig nach (über 120.000 Stücke, was einem Kapitaleinsatz von immerhin 8 Mrd. US-Dollar entspricht).
Der “disruptive Stachel”, mit dem der Anbieter von Videokonferenzen nach Ausbruch der Corona Pandemie im Frühjahr 2020 den Präsent-Meetings den Kampf ansagte, ist inzwischen “abgebrochen”. Der “Skorpion” Zoom lebt aber noch.
In einer Pressemitteilung vom vergangenen Mittwoch kündigte das Management von Zoom die Integration generativer KI in das Halten und Verwalten von Video-Meetings an: „Das Ziel von Zoom ist es, in KI-gesteuerte Innovationen zu investieren, die das Nutzererlebnis und die Produktivität verbessern und gleichzeitig Vertrauen, Sicherheit und Datenschutz in den Vordergrund stellen“, schrieb die Firma Zoom in dieser Pressemitteilung. Im August teilte Zoom bereits mit, dass es keine Audio-, Video-, Chat-, Screen-Sharing-, Anhänge oder andere, womöglich zu persönliche Kundeninhalte verwendet, um KI-Modelle zu trainieren. Damit wird versucht, den Datenschutzbehörden möglichst früh den Stachel “Eingriff in Persönlichkeitsrechte” zu ziehen. Ob diese sich damit wirklich fernhalten lassen, kann unseres Erachtens aber durchaus in Frage gestellt werden.
Im Frühjahr 2024 wird Zoom eine Konversationsschnittstelle einführen, die es den Nutzern ermöglicht, direkt mit dem “AI Companion” zu chatten und Fragen zu früheren Meetings und Chats zu stellen sowie Aktionen wie die Generierung von Bildern durchzuführen. Zum Beispiel werden die Nutzer in der Lage sein, den KI-Begleiter nach dem Status von Projekten zu befragen, indem sie auf transkribierte Meetings, Chats, Whiteboards, E-Mails, Dokumente und sogar Apps von Drittanbietern zurückgreifen.
Im Februar 2023 entließ Zoom 15 % seiner Mitarbeiter, ungefähr 1.300 Personen, und machte dafür einen Nachfragerückgang nach der Pandemie und die zunehmende Konkurrenz durch Microsoft Teams und andere Videokonferenzanbieter verantwortlich.
Obwohl Zoom mit Veröffentlichung des letzten Quartalsberichts das wohl langsamste Quartalswachstum (3 %) für dieses noch recht junge Unternehmen (gegründet: 2011) verzeichnete und einen Rückgang der Online-Einnahmen, erhöhte das Unternehmen seine Jahresumsatzprognose.
Das Wachstum scheint begrenzt, und auch die Innovationsfähigkeit scheint begrenzt zu sein.
Allerdings bekommt das Management die Ausgaben zusehends besser in den Griff. Im ersten Halbjahr stieg der Nettogewinn um 24 % auf 197 Millionen US-Dollar. Das ist im Anbetracht des geringen Umsatzwachstums bemerkenswert, und solche Zahlen könnten sich sogar noch verbessern, wenn Zoom in die Lage kommt, die zuletzt recht hohe, aktienbasierte Mitarbeitervergütung durch die geschrumpfte Mitarbeiterzahl in der nächsten Bilanzvorstellung als Vorteil zu verbuchen.
Was Cathy Wood womöglich an der Aktie gefällt, ist tatsächlich die beeindruckend gesunde Bilanz. Zoom Video Communications verfügt über liquide Mittel, die etwa 5 % von der Marktkapitalisierung ausmachen. Außerdem haben die Finanzchefs im Unternehmen etwa 5 Mrd. USD in Anleihen angelegt, was etwa 20 % von der Marktkapitalisierung ausmacht !
Das würde einem in Tresoren badenden Geldhorter wie die Comic-Figur “Dagobert Duck” gefallen. Den Juli 2023 beendete das Unternehmen mit etwa 6 Milliarden US-Dollar an nur verzinstem, aber offiziell nicht für operative Zwecke frei gehaltenen Kapital. Außerdem ist das Unternehmen praktisch frei von Schulden.
Dass ein solches Unternehmen keine Dividende zahlt, werden manche Dividendenjäger womöglich als frech oder borniert bewerten.
Was hat Zoom Video Communications mit diesem relativ nutzlos herumliegenden Geld bloß vor ?
Eine Übernahme eines anderen Unternehmens macht nur Sinn, wenn sich Zoom Video Communications auf fremdes Terrain begeben will. Innerhalb der Sparte Videokonferenzen fehlt mir da die Phantasie. Eine Einbindung an Streaming-Inhalte wie die von der Roku Inc. wäre vermutlich fast aus der Portokasse im Rahmen einer Kooperation an Roku zu zahlen, dazu bedarf es keiner Übernahme von Roku. Beispiel: Während wir ein Sport-Event schauen, können wir am unteren rechten Bildrand über eine Zoom-Einblendung mit sportinteressierten Freunden chatten statt auf ein zweites Display (Laptop oder Smartphone) schauen zu müssen. Nein, dass Zoom Video Communications die Firma Roku Inc. übernimmt, obwohl dieses von der hohen liquiden Substanz bei Zoom durchaus möglich wäre, glaube ich nicht wirklich.
Andererseits könnte so mancher Mitbewerber auf die Idee kommen, Zoom zu schlucken. Bares gibt’s dann ja noch obendrauf.
Möglich ist tatsächlich eine Sonderdividende, die den Zoom-Aktienkurs dann auch schön anstacheln könnte. Ein probates Mittel für längere unternehmerische Durststrecken.
Eigentlich ist Zoom Video Communications eine ziemlich interessante Value-Aktie. Für Growth-Fonds aber eigentlich völlig inakzeptabel. Aber das interessiert Cathy Wood nicht. Sie macht ihr Ding, und damit basta !
Unity Software
Unity Software (U; Marktkapitalisierung: 14,5 Mrd. US-Dollar) beschäftigt sich mit der Entwicklung von zwei- und dreidimensionalen Bildinhalten. Dabei dient der Fokus auf der Ausführung und der Monetarisierung dieser Inhalte auf Mobiltelefonen, Tablets, Konsolen sowie Augmented- und Virtual-Reality-Geräten. Seine Plattform wird von Entwicklern, Künstlern und Designern genutzt, um Inhalte für die Gaming-, Film-, Einzelhandels-, Automobil-, Architektur-, Ingenieurs- und Baubranche zu erstellen. Das Unternehmen wurde 2004 von Joachim Ante und David Helgason gegründet und hat seinen Hauptsitz in San Francisco, Kalifornien.
Aktuell setzt das Unternehmen auf die Erstellung von Echtzeit-3D-Erlebnissen und nutzt generative KI, um die Videospielbranche zu revolutionieren, indem Spieler künftig mit computergesteuerten Charakteren interaktiv kommunizieren können. Wohl um die 50 % der Spiele auf allen Geräten werden aktuell mit Elementen von der Unity Software erstellt. Obwohl es sich so anhört, als wäre Unity Software eine Art Platzhirsch bei Entwicklern im Gaming-Bereich, bleibt der Markt stark umkämpft, weil nur der überlebt, der auch den “Edge” dann liefern kann, wenn dieser gebraucht wird.
Wie Zoom entließ auch Unity 2023 zahlreiche Mitarbeiter. Anfang Mai wurde die Entlassung von 600 Mitarbeitern oder 8 % der Belegschaft angekündigt.
Die jüngste Einführung von KI-Produkten wie Muse und Sentis hat großes Interesse bei den Kunden geweckt und soll zu zusätzlichen Einnahmen führen und das Unternehmen auf breiterer Basis bekannt machen.
Das erste Produkt namens „Muse“ ist eine KI-basierte Lösung, die Entwicklern dabei hilft, hochwertige Inhalte einfacher und schneller zu erstellen. Muse kann beispielsweise Skizzen oder Wortvorgaben in professionelle Kunstwerke oder sogar einen Quellcode umwandeln, der speziell für Unity geeignet und “formbar” ist. Dies ist besonders für professionelle Entwickler von großem Wert, da es hilft, ihre Produktivität zu steigern und anspruchsvolle Inhalte relativ zügig zu erstellen.
Das zweite Produkt namens „Sentis“ ist eine neuartige Technologie, mit der Spiele und Echtzeitanwendungen Dinge tun können, die zuvor nicht möglich waren. Nicht-Spieler-Charaktere in Spielen können sich dank Sentis lebendig anfühlen und mit Spielern interagieren. Diese Technologie ist auch in digitalen Zwillingen relevant. Unter digitalen Zwillingen versteht man eine virtuelle Inbetriebnahme bzw. den Einsatz von Simulationstechnologien, um in einer zweiten Welt die richtige Welt verbessern zu können. Ein Agent könnte in einem digitalen Zwilling vorhersagen, was als Nächstes passieren wird, so dass der Spieleentwickler die Narration im Spielverlauf dafür nutzen kann, das Spiel letztendlich inhärent und nicht über externe Einfälle zu beleben. Sentis hat das Potenzial, das Umsatzwachstum von Unity weiter anzukurbeln, da es wiederkehrende und verbrauchsunabhängige Einnahmequellen schafft.
Die Einführung dieser beiden neuen Produkte wird voraussichtlich dazu beitragen, dass Unity eine breitere Nutzerbasis gewinnt und sein Umsatzwachstum nicht mehr nur vertikal, sondern auch horizontal weiter vorantreibt.
Im Unterschied zu Zoom Video Communications hat Unity Software durch Übernahmen bereits einen stattlichen Schuldenberg angehäuft. Kooperationen mit Apple für “Vision Pro” Inhalte, die insbesondere für die Apple-Brille Verwendung finden werden, sollen in vielleicht nicht allzu ferner Zukunft hohes Wachstum generieren. Unter “Vision Pro” versteht Tim Cook, CEO von Apple, die Kombination digitaler Inhalte mit der realen Welt, womit Erlebnisse möglich werden, wie wir sie noch nie zuvor gesehen haben. Bei Mixed-Reality Anwendungen werden Funktionen von Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) vereint, sodass digitale Gegenstände in die reale Umgebung eingeblendet werden können und diese mit physischen Gegenständen interagieren können. Laut Tim Cook beginnt mit der Apple Brille eine neue Ära des Computing und Unity Software soll dazu beitragen, dass diese Inhalte den Spieltrieb der Menschen sowohl in der realen Welt als auch im Metaversum bereichern.
Unity Software ist in Cathy Woods Innovation ETF mit 4 % gewichtet und gehört zu den Top Ten Positionen.
Archer Aviation
Cathy Wood kaufte im August Aktien vom zuvor selbst bei Hot-Stock Suchern weitgehend unentdeckt gebliebenen Small-Cap Archer Aviation (ACHR; Marktkapitalisierung: knapp 2 Mrd. US-Dollar).
Archer Aviation entwickelt Flugtaxis mit Elektroantrieb.
Cathy Woods Kauf erfolgte verteilt über sieben Handelstage und beläuft sich auf knapp 30 Mio. US-Dollar. Es handelt sich um einen Neukauf für das Portfolio im ARKK-ETF, in dem die Aktie von Archer Aviation aktuell mit 1 % gewichtet ist.
Seit Ende Januar ist Archer Aviation das vierte Unternehmen, das Cathy Wood in ihren Fonds neu aufgenommen hat, nach Palantir, Meta Plattforms und Teradyne.
Archer Aviation machte in den letzten drei Jahren Verluste und Analysten erwarten in den nächsten Jahren keinen Sprung in die Profitabilität.
Katalysator für einen Kauf dieser Aktie könnte für Cathy Wood gewesen sein, dass das US-Verteidigungsministerium an das Unternehmen herantrat, um neue Verträge im Wert von bis zu 142 Mio. USD zu unterzeichnen. Boeing, United Airlines und der italienisch-französische Autobauer Stellantis sind an Archer Aviation beteiligt und unterstützen das Unternehmen bei der Entwicklung und dem Bau seines Flugtaxis namens „Midnight eVTOL“, das vier Passagiere und einen Piloten über eine Strecke von rund 160 Kilometern befördern soll. Kürzlich hat die Bundesluftfahrtbehörde FAA ein spezielles Lufttüchtigkeitszertifikat ausgestellt, das den Start des Flugtestbetriebs ermöglicht.
Die Fertigung von Archers Flugzeugen soll Mitte 2024 in Betrieb genommen werden, sagt Carlos Tavares, CEO von Stellantis. In der Anfangsphase ist eine Produktionskapazität von bis zu 650 Flugzeugen pro Jahr geplant, wobei die Option besteht, diese Produktion auf bis zu 2.300 Flugzeuge pro Jahr zu steigern. Bis 2030 sollen 6.000 Flugtaxis im Einsatz sein.
Archer Aviation ist ein echter Small-Cap, von dem eigentlich abzusehen ist, dass das Unternehmen bis 2030 vermutlich kein Geld verdienen wird.
Von diesen vier Aktien finden wir Unity Software am interessantesten und nehmen die Aktie in die Watchlist für unser Musterdepot auf.
Das Musterdepot Marktradar bei wikifolio.com
Hinweis: Das wikifolio befindet sich noch in der Testphase – daher ist es nicht für Nutzer der wikifolio-Webseite sichtbar.
Das Musterdepot gewann in der vergangenen Handelswoche 2,16 % an Wert. Aktuell sind wir seit Auflegung am 31. Juli 2023 mit 0,46 % im Plus.
Wir hatten bereits am Montag Oracle gekauft und die Aktie im wikifolio mit etwa 20 % gewichtet. Aktuell liegen wir mit Oracle 4,5 % im Plus.
Am Dienstag haben wir einen ETF auf Silber gekauft (WKN: A1NZLG), der gegen den US-Dollar auf Euro-Basis abgesichert ist. Die Swing-Long-Chance, auf die wir im Marktradar vom 4. September eingegangen sind, hat sich aber nicht eingestellt. Über zwei Teilverkäufe haben wir uns am Mittwoch und Freitag von diesem ETF getrennt und realisierten einen Verlust.
Am Freitag haben wir auf die neue charttechnische Reaktion bei Silber reagiert und einen Discount-Optionsschein auf den Silberpreis gekauft (WKN: VU89K9).
Kommentare zu gehaltenen Positionen
Schlumberger Limited
Der CEO von Schlumberger Limited, Olivier Le Peuch, sagte am Mittwoch auf einer Konferenz, dass er im Jahr 2023 ein Umsatzwachstum von rund 5 Milliarden US-Dollar erwartet. Zuvor war er von einem Umsatzwachstum von 4,2 Milliarden US-Dollar ausgegangen.
Wir planen, die Gewichtung der Schlumberger Aktie im Portfolio in der kommenden Woche zu halbieren, um Cash für neue Ideen im wikifolio zu schaffen.
Hannover Rück
An diesem Wochenende haben sich in Monte Carlo die Rückversicherer zu ihrem alljährlichen Branchentreffen getroffen. In den meisten Sitzungen wird es immer auch darum gehen, möglichst gemeinsame Richtlinien für die Preisgestaltungspolitik gegenüber Erstversicherern zu vereinbaren.
Die Inflation beherrsche die Diskussionen, sagt Jean-Jacques Henchoz, Vorstandsvorsitzender der Hannover Rück, nach Münchener Rück und Swiss Re der drittgrößte Rückversicherer weltweit. „Wir verstehen das als eine gemeinsame Aufgabe und keinen Kampf der Rückversicherer gegen die Erstversicherer. Wir müssen nur sicherstellen, dass wir Preise erzielen, die dem Risiko gerecht werden“.
Die Aktie der Hannover Rück konnte wieder über 200 Euro schließen. Wir planen, auch diese Position zu halbieren.
Eli Lilly
Die Aktie von Eli Lilly konnte bei hohem Handelsvolumen die flache Basis nach oben hin verlassen. Jetzt steuert die Aktie die 600 US-Dollar-Marke an. Dort würden wir die Position ebenfalls halbieren, vorher im Moment noch nicht.
Oracle
Oracle wird an diesem Montag nachbörslich neue Quartalszahlen vorlegen. Diese wurden nun vom Termin her bestätigt. Wir planen, die Positionsgröße in der Aktie vor den Quartalszahlen zu halbieren und am Tag nach dem Earning Day noch einmal zu halbieren.
Nasdaq Inc.
Nasdaq Inc. (NDAQ) gab am Freitag bekannt, dass die Securities and Exchange Commission (SEC) der zweitgrößten US-Börse die Erlaubnis erteilt hat, den ersten KI-gestützten Ordertyp namens Dynamic Midpoint Extended Life Order (M-ELO) einzuführen. Die Börse gab an, dass M-ELO die KI nutzen wird, um den Teilnehmern Echtzeitänderungen der Haltefristen bereitzustellen, „was die Erfüllungsraten verbessern und die Auswirkungen auf den Markt verringern soll“. Die Nasdaq argumentierte, dass M-ELO sowohl die Liquidität als auch die Ausführung verbessern werde, die sich normalerweise gegenseitig ausschließen. Es hieß, dass M-ELO dazu in der Lage sein wird, sich „dynamisch an die Marktbedingungen in Echtzeit anzupassen“. Die Nasdaq Inc. gab an, dass dieser Schritt im Einklang mit ihrem Engagement für die Modernisierung der Märkte stehe. Nasdaq Inc. wies darauf hin, dass es die neue Technologie bereits angenommen hat und Anfang des Jahres prädiktive KI in seinen US-amerikanischen Optionsmärkten implementiert hat. Diese Entscheidung zielte darauf ab, „die Gesamteffizienz zu verbessern und Streichlisten bereitzustellen, die besser auf die Markt- und Kundennachfrage an allen sechs US-amerikanischen Optionsbörsen der Nasdaq abgestimmt sind.“.
Wir planen im wikifolio auch diese Position in dieser Handelswoche zu halbieren, um Cash für neue Ideen freizuhalten. Sollte die Aktie der Nasdaq Inc. per Schlusskurs unter 50 US-Dollar notieren, würden wir uns erst einmal komplett von der Aktie trennen.
Silber
Wir halten nun ein viertes Anlaufen der 20,50 US-Dollar Marke im ETF für Silber (SLV) für möglich. Sollte diese Unterstützung, die bereits dreimal seit Juni erfolgreich getestet wurde, unterschritten werden, dann könnte der Silberpreis schnell Richtung Zwischentief von Anfang März (18,38 US-Dollar) fallen, was einem von der London Bullion Market Association berechneten Silberpreis pro Unze von etwa 20 US-Dollar entsprechen würde. Ein Unterschreiten von 20 US-Dollar im LBMA-Silver-Price halten wir für unwahrscheinlich. Eigentlich favorisieren wir nun eine Stabilisierung im SLV-ETF zwischen 20,50 und 21 US-Dollar, um von dort aus dann wieder Richtung 23 US-Dollar zu laufen. Ein solches Szenario lässt sich nun gut mit einem Discount Optionsschein auf den Silberpreis pro Unze (gemäß des Referenzstandards der LBMA, London Bullion Market Association) mit Basispreis 15 US-Dollar und Cap 20 US-Dollar (Laufzeit 15. Dezember 2023) spielen. Sofern der Silberpreis am 15. Dezember über 20 US-Dollar LBMA-Silver-Price notiert, wird ein Auszahlungsbetrag von 5 US-Dollar dem Depot gutgeschrieben. Bei einem EUR/USD-Kurs von 1,10 würde der Settlement-Price für den Discount-Optionsschein dann 4,55 Euro betragen. Wir haben den Discount-Optionsschein am Freitag zu 3,84 Euro gekauft. Je nach EUR/USD Wechselkurs wäre in einer Währungsspanne zwischen 1 und 1,10 eine absolute Seitwärtsrendite zwischen 18 und 30 % in etwa 3 Monaten möglich – auch dann, wenn der SLV-ETF am 15. Dezember nahe dem Tief von Anfang März notiert.
Weitere geplante Aktionen im Musterdepot:
Wir planen eine kurzfristige Short-Position im Dax aufzusetzen. Wir erwarten im September keine Kurse über 16.000 im DAX. Wir spekulieren auf ein Anlaufen der 15.000 Punkte-Marke noch im September.
Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.