Marktradar für Montag, 17. Juli 2023
US-Dollar Schwäche verstärkt den Risikoappetit auf Märkte außerhalb der USA
Der US-Dollar hat eine rabenschwarze Woche hinter sich. Der Invesco DB US Dollar Index Bullish Fund, der über den ETF mit dem Symbol UUP abgebildet werden kann, verlor in der vergangenen Woche über 2 %. Sah die Erholungsbewegung des US-Dollars gegenüber anderen Währungen am 7. Juli noch relativ konstruktiv aus, so wurde dieses hoffnungsvolle Szenario inzwischen zunichtegemacht.
Eine anhaltende US-Dollar-Schwäche dürfte viele Investoren nun wieder in Richtung ex-USA schauen lassen und auch die Rohstoffmärkte als Anlageziel attraktiver erscheinen lassen.
Wenn der US-Dollar schwächelt, dann sind US-Anleger in der Regel risikofreudig und handeln auch weniger US-zentrisch.
Aktienindizes, die in Aktien ex-USA anlegen, konnten durch Währungsgewinne auf US-Dollarbasis in der vergangenen Handelswoche zusätzlich punkten. Nahezu alle Aktienindizes einzelner europäischer und asiatischer Länder überwanden in den auf den US-Dollar basierenden Charts tiefere Hochs aus Anfang Juli derart schwungvoll, dass man denken könnte, Aktien aus diesen Ländern gingen allesamt durch die Decke.
Nehmen wir einmal den DAX als Beispiel: Auf Eurobasis konnte der DAX das letzte Zwischenhoch vom 3. Juli am 14. Juli nicht überwinden. Da der Euro zum US-Dollar in der vergangenen Handelswoche aber um 2,35 % aufgewertet wurde, konnte der DAX auf US-Dollarbasis das letzte Zwischentief charttechnisch scheinbar mühelos überwinden.
Die meisten US-Händler schauen sich den DAX und auch andere Aktienindizes ex-USA auf US-Dollarbasis an, weil ihre Investitionen eben in US-Dollar abgerechnet werden. Der DAX stieg auf Eurobasis in der vergangenen Handelswoche um 3,3 %. Auf US-Dollarbasis stieg der DAX aber um 5,65 %. Dabei erzielte der DAX in der vergangenen Handelswoche im Vergleich zu anderen Länderindizes eine eher mittelmäßige Performance. Aktienindizes für Frankreich (EWQ), Niederlande (EWN) oder Polen (EPOL) stiegen auf US-Dollarbasis über 6 %.
Wer die Kursschwäche im Aktienmarkt, die wir in der 27. Kalenderwoche gesehen hatten und die vor allem von Zinsängsten geschürt wurde, in der 28. Kalenderwoche genutzt hatte, um Aktien zu kaufen oder aufzustocken, hat also alles richtig gemacht.
Alle von mir beobachten Aktienindizes für den US-Dollarraum wie der S&P 500 (SPY), Nasdaq 100 (QQQ) oder der Russell 2000 (IWM) erhalten für diesen Montag den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Außerdem haben alle diese ETFs zuletzt auch ein höheres Tief ausgebildet. Im Marktradar vom 7. Juli verorteten wir noch vermehrt tiefere Hochs. Diese konnten trotz US-Dollarschwäche allesamt überwunden werden. Damit kann der US-Aktienmarkt für heute als trendfolgend kaufbar eingestuft werden.
Korrekturen sollten nur wenige Tage dauern und dürften zum Aufstocken von Positionen genutzt werden. Das ist zumindest das eindeutige Statement, das die Marktbreite-Analyse, wie der Marktradar sie anwendet, jetzt rausposaunt werden kann.
Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?
Kein von mir beobachteter Aktienindex, der sich auf Länder ex-USA fokussiert, wird aktuell mit dem Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” bewertet.
34 von 53 Aktienländerindizes erhalten für diesen Montag den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”, das entspricht einer Quote von 64 %.
Auf Sektor-, Branchen- und Themen-Ebene verorten wir aktuell nur für eine Branche den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”: Pharma (IHE).
43 von 58 beobachteten ETFs erhalten den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”, das entspricht einer Quote von 74 %. Die meisten ETFs zeigten zuletzt auch höhere Tiefs in den Charts an.
Relativ schwach präsentieren sich neben Pharma die Branchen Healthcare (XLV), Solar (TAN) und die Silberminen (SIL).
Kupferminen schon jetzt trendfolgend kaufbar ?
Kupferminen (COPX) erhalten aber bereits wieder den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” und laufen damit dem Future auf den Kupferpreis (HG) voraus, was gemäß Risk-On / Risk-Off Logik anzeigt, dass die Kupferminenaktien nun den Kupferpreis mit nach oben ziehen könnten.
Da der Kupferpreis sensibler als der Silberpreis auf Veränderungen im Wirtschaftskreislauf reagiert, könnte die relative Stärke des Kupferpreises nun auch den Silberpreis mit nach oben ziehen.
Der Silberpreis könnte wiederum auch den Goldpreis mit nach oben ziehen, weil Gold von diesen drei Metallen die geringste Korrelation zum zyklischen Wirtschaftsgeschehen aufweist.
Der Kupferpreis-Future mit Verfall September 2023 erhält aktuell den Tagesstempel “Unter Beobachtung”, zugleich aber ein Long-Signal im Rahmen der Trendfrüherkennung. Denn im Chart verorten wir für den 6. Juli ein höheres Tief. Solange dieses nicht unterschritten wird, könnte der Kupferpreis die Bodenbildungsphase auf konstruktive Weise weiter ausbauen.
Die drei größten Positionen im ETF für Kupferminen (COPX) sind die zwei kanadischen Minengesellschaften Lundin Mining (WKN: A0B7XJ; Marktkapitalisierung: 5,8 Mrd. EUR) und Ivanhoe Mines (WKN: A1W4VG; Marktkapitalisierung: 10 Mrd. EUR) sowie die polnische KGHM Polska Miedz (WKN: 908063; Marktkapitalisierung; 5,4 Mrd. EUR). Zusammen machen diese drei Kupferminenaktien etwa 15 % von der Gewichtung im COPX-ETF aus.
Ivanhoe Mines
Schauen wir uns Ivanhoe Mines etwas genauer an, da diese von den drei genannten Aktien dem Allzeithoch am nächsten notiert und zugleich die Aktie mit der höchsten Marktkapitalisierung darstellt.
Ivanhoe Mines besitzt Kupferminen im südlichen Afrika, im Kongo und in Südafrika. Beeindruckend ist die Finanzkraft des Unternehmens, die es dem Unternehmen erlaubt, für 2023 Dividenden auszuschütten (aktuelle Dividendenrendite liegt bei etwa 5 %).
Ivanhoe Mines gab am 5. Juli bekannt, dass der Kamoa-Kakula-Kupferkomplex in der Demokratischen Republik Kongo im zweiten Quartal 2023 eine Rekordproduktion von 103.786 Tonnen Kupfer in Konzentrat erzielte. Diese Rekordproduktion wurde trotz Wartungsabschaltungen im Juni und einer zeitweiligen Instabilität des Versorgungsnetzes erreicht.
Bis 2025 erwarten Analysten für dieses Unternehmen eine Verdopplung beim Gewinn und einen Umsatzanstieg von etwa 50 %. Das aktuelle für das Jahr 2023 geschätzte KGV liegt bei 25 und soll bis 2025 auf etwa 12 sinken.
Die Aktie bildet seit Mitte Juni eine flache Basis aus und notiert nur 2,5 % unter dem Allzeithoch, das an der Börse in Toronto am 18. April diesen Jahres per Schlusskurs bei 13,02 CAD erreicht wurde (Schlusskurs am Freitag in Toronto: 12,70 CAD).
Sollte der Kupferpreis-Future sich stabilisieren und in Kürze den Widerstand bei 4 US-Dollar überwinden, dann könnte die Aktie von Ivanhoe Mines bereits neue Hochs erreicht haben und höher als 13 CAD notieren.
Bei Öl-Aktien nun auf Small- und MidCaps setzen ?
Saudi Arabien und Russland kündigten am Montag, 10. Juli, Kürzungen bei der Ölproduktion an. Wie schon im letzten Marktradar vermutet, ist ein Anstieg des Ölpreises durch solche Aktionen der OPEC+ Länder zu erwarten. Sollte die US-Dollar-Schwäche anhalten, dann dürfte das einen weiteren Katalysator für steigende Kurse bei Ölaktien bilden.
Schlumberger ist ein Top-Pick bei den Big-Playern
Die Aktie des Öldienstleisters Schlumberger (SLB) ist in der vergangenen Handelswoche um 7 % in die Höhe geschossen. Dabei war das Handelsvolumen an jedem Handelstag der vergangenen Woche deutlich höher als an nahezu fast jedem Handelstag zuvor in diesem Kalenderjahr gewesen. Das deutet auf ein Anspringen institutioneller Investoren mit längerer Haltedauer in dieser Aktie hin.
Schlumberger dürfte ein Top-Pick unter Investoren sein, die an steigende Ölpreise glauben.
Ölproduzenten nun mit Swing-Long Trade-Chance
Am Freitag verloren einige Aktien aus dem Bereich Ölproduktion recht deutlich. Der Marktradar vergibt wegen dieser kurzzeitigen Kursschwäche für den ETF für den Bereich Öl- und Gasproduzenten (XOP) einen Entry-Stempel für einen Swing-Trade auf der Long-Seite. Dabei sollten Trader sich weniger auf die großen Ölproduzenten wie Exxon Mobil (XOM) oder Chevron (CVX) konzentrieren, weil diese sich charttechnisch in angeschlagener Verfassung befinden. Exxon Mobil hat im Chart am Freitag bei einem 4-Monats-Tief geschlossen. Chevron schloss am unteren Ende der seit Anfang Mai sich ausbildenden Seitwärtsrange und konnte im Laufe der Handelswoche keine neuen Zwischenhochs erreichen.
Offensichtlich sind Fondsmanager immer noch damit beschäftigt, diese Aktien, die 2022 in den Portfolios relativ hoch gewichtet waren, nach und nach in ihren Fonds zu reduzieren.
Interessanter dürften für Trader nun Ölproduzenten aus der zweiten Reihe sein. Für einen Long-Swing-Trade bieten sich beispielsweise Hess Midstream (HESM; Marktkapitalisierung: 7 Mrd. US-Dollar) oder PDC Energy (PDCE; Marktkapitalisierung: 6 Mrd. US-Dollar) an. Interessant ist aber auch Earthstone Energy (ESTE; Marktkapitalisierung: 2 Mrd. US-Dollar).
Hess Midstream
Hess Midstream konnte bereits Ende Juni die seit Anfang April ausgebildete Seitwärtsrange nach oben verlassen. Die Aktie verlor am Freitag zwar fast 2 %, notiert aber noch oberhalb des Ausbruchs aus der Seitwärtsrange, so dass der Kursrückgang als konstruktiver Pullback gedeutet werden kann.
PDC Energy
PDC Energy konnte sogar schon im Mai eine Seitwärtsrange nach oben verlassen und hat seitdem eine Seitwärtsrange auf höherer Ebene ausgebildet. Diese konnte am 12. Juli nach oben verlassen werden. Seit Donnerstag, 13. Juli korrigiert die Aktie. Trader könnten diesen zweitägigen Pullback nutzen, um auf eine Swing-Bewegung zu spekulieren, die eventuell sogar über das Hoch von vergangener Woche hinausschießen kann.
Earthstone Energy
Earthstone Energy hat eine am 13. April begonnene Untertassenformation in dieser Woche nach oben verlassen. Am Freitag korrigierte die Aktie um satte 5 %. Damit dürfte nun im Chart damit begonnen werden, einen Henkel auszubilden. Trader könnten nun versuchen, beim Ausbruch aus dem Henkel, der vermutlich nicht heute, sondern erst in einigen Tagen oder wenigen Wochen erfolgen wird, einen Einstieg in die Earthstone Energy-Aktie zu wagen. Die Aktie sollte aber nicht mehr unter 13 US-Dollar fallen (Schlusskurs am Freitag: 14,79 US-Dollar).
Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.