Marktradar vom Montag, 25. September 2023
Die USA rutschen charttechnisch in einen Bärenmarkt: Finaler Sell-Off im Oktober ?
Zinssenkungen kommen erst, wenn die Inflation zurück geht und die Wirtschaft schwächelt
Eigentlich ist die Sache doch klar: Zinssenkungen werden wir erst sehen, wenn die Inflation zurückgeht und auch die Wirtschaft zu schwächeln beginnt.
Warum also die Aufregung über die hawkischen Töne der FED nach dem Zinsentscheid der FED vom Mittwochabend ?
Die US-Aktienmärkte erhielten wie erwartet ihr Wunschszenario: Der US-Leitzins wurde erstmals seit langer Zeit nicht erhöht.
Dass Jerome Powell für 2024 nach aktueller Datenlage weniger Zinssenkungen in Aussicht stellt als zuvor von manchem Börsianer erwartet wurde, sollte genauso wenig wichtig genommen werden wie Prognosen über die durchschnittlichen Sommertemperaturen für 2024. Wir können heute nicht exakt bemessen, wie die Winde wehen werden – und wie stark der Klimawandel tatsächlich die Temperaturen in den USA und anderswo im nächsten Sommer steigen lassen wird.
Wir wissen aber ziemlich genau, wann die US-Leitzinsen gesenkt werden: nämlich wenn die Inflation sinkt und gleichzeitig die US-Wirtschaft schwächelt.
Solange die Inflation relativ hoch bleibt und die US-Wirtschaft relativ stark bleibt, dürften US-Aktien besser als langlaufende US-Staatsanleihen laufen.
Rezessionsängste sind vorerst vom Tisch, auch wenn manche Kollegen aus den Wirtschaftsredaktionen immer noch meinen, vorausschauend zu argumentieren, indem sie schreiben, dass die nun weiter invertierende Zinskurve Rezessionsängste von neuem entfachen wird.
Wir meinen, dass die industriepolitischen Gesetze von US-Präsident Joe Biden – der Inflation Reduction Act und der CHIPS and Science Act – deutlich mehr Anschwung für die Konjunktur in den USA bieten, als es moderate Zinssenkungen durch die FED bewirkt hätten. Hinzu kommt, dass die Künstliche Intelligenz bewirkt, dass niemand in den Chefetagen diesen Zug verpassen will. Diese revolutionäre Technologie bietet eine beispiellose Effizienz, erhöht die Produktivität und wird Unternehmen auf lange Sicht die Margen im operativen Geschäft deutlich steigern lassen können – vermutlich in einem Maße, das aktuell noch gar nicht eingepreist ist. Diese durch die KI bewirkte Prozessoptimierung macht nicht nur bei Technologiefirmen Halt, die über Softwareentwicklung und über das Bezahlen per Internet Geld verdienen, sondern betrifft eigentlich alle Branchen: von der Abfallbeseitigung über den Einzelhändler bis hin zum Stromversorger. Dabei geht es nicht nur um Prozessabläufe in Unternehmen, sondern auch um ein neues Verständnis im Gerätebau. Immer mehr Geräte sind bei Auslieferung an den Kunden mit dem Internet vernetzt: Ein Wettrennen um den Bau von schnellen KI-Chips für selbstfahrende Autos, Waschmaschinen, Rasenmähern, Lampen, Lernbegleiter-Roboter, Pflegeassistenten-Roboter etc. ist bereits in vollem Gange.
Je weniger Zinssenkungen also von der FED in Aussicht gestellt werden, desto positiver liegen die Erwartungen für wachsende Unternehmensgewinne – insbesondere für die zyklischen Branchen im Bereich Infrastruktur, Halbleiter, Mobile Elektrisierung und Internet / Software. Daher ist der hawkische Tonfall von Jerome Powell während der Pressekonferenz am Mittwochabend in der Tendenz bullisch und nicht bärisch für Aktien zu werten – auch wenn das für manchen Volkswirt paradox klingen mag.
Dass die großen US-Aktienindizes am Donnerstag so kräftig den Rückwärtsgang einlegten, führen wir in erster Linie auf den saisonal schwachen Monat September und die Charttechnik zurück.
Wir halten aktuell an unserer Long-Empfehlung fest, die wir im Marktradar vom 15. August geäußert hatten: Wir haben damals geschrieben: Ab Oktober kann neu mit dem Kauf von Aktien durchgestartet werden !
Viele Fondsmanager sind mit der starken Entwicklung von US-Aktien bis in den Juli dieses Jahres auf dem falschen Fuß erwischt worden; waren zu lange in Aktien unterinvestiert gewesen. Ab Oktober, wenn traditionell die Jahresendrallye beginnt, dürften diejenigen, die sich die meiste Zeit im Jahr falsch positioniert gefühlt haben, versuchen, möglichst viel Performance “am Ende der Strecke” gutzumachen.
Wenn die Monate August und September schwach waren, dann brachten die drei letzten Monate des Jahres Aktionären historisch meist ordentliche Renditen ein. Das dürfte auch 2023 wieder so sein.
Zuvor besteht aber durchaus noch ein Drawdown-Risiko in den großen US-Aktienindizes zwischen etwa 5 und 10 %. Dass wir uns für Anfang Herbst noch auf neue Tiefs in den großen US-Aktienindizes gefasst machen müssen, sollte nach dem Kursrutsch vom Donnerstag nun nicht mehr ausgeschlossen werden.
Die großen US-Aktienindizes sehen in Kürze wohl tiefere Tiefs
Aktuell hat sich laut Marktradar die Verfassung bei den großen Aktienindizes seit vergangenen Donnerstag eingetrübt: Die ETFs für den S&P 500 (SPY) und dem Nasdaq 100 (QQQ) werden zwar für heute mit dem Tagesstempel “Buy the dip ?” versehen; da in den Tagescharts beider Indizes in der vergangenen Woche jedoch höhere Tiefs unterschritten wurden, raten wir von einem Buy-the-dip-Manöver ab.
Insbesondere am Donnerstag dürfte die Ausführung von Stopp-Loss Orders den Abverkauf verstärkt haben. Das muss nun erst einmal von den Bullen verarbeitet werden.
Nun stellt sich die Frage, wann der nächste Aufwärtsimpuls erfolgt. Je stärker ein Sell-Off verlaufen wird, desto wuchtiger dürfte die Rebound-Bewegung werden. In den kommenden Wochen dürften erst einmal neue Tiefs in den großen US-Aktienindizes erreicht werden, so dass noch etwas Pulver für den Startschuss zur “Jahresendrallye” zurückgehalten werden sollte.
Ob wir bereits Anfang Oktober den Sell-Off sehen oder diesen erst Mitte bis Ende Oktober sehen werden, können wir jetzt noch nicht voraussagen.
Dass aber der Startschuss für die Jahresendrallye im Oktober erfolgen wird, dürfte von den meisten Aktienhändlern bereits beschlossene Sache sein.
Russell 2000 (IWM) nun mit Kurszielen unter 170 oder 160 US-Dollar ?
Schwächer als der S&P 500 und der Nasdaq 100 präsentiert sich aktuell der ETF auf den Russell 2000 (IWM). Das deutet gemäß Risk-On / Risk-Off Logik kurzfristig auf ein Erstarken der Bären hin.
Erstmals seit dem 16. Mai diesen Jahres erhält der entsprechende IWM-ETF für heute wieder den schwächsten aller Tagesstempel: “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”.
Der IWM-ETF hatte bereits am 13. September ein tieferes Tief ausgebildet, das bereits im Vorfeld der FED-Sitzung unterschritten wurde. Zwischen 182 und 186 US-Dollar hat sich im Tageschart nun eine Widerstandszone gebildet, von der wir nicht erwarten, dass diese schnell zurückerobert werden kann. Wahrscheinlicher ist nun, dass Marktteilnehmer einen Test der Unterstützungen bei 170 und 160 US-Dollar (Schlusskurs am Freitag: 176,67 US-Dollar), womöglich aber auch ein kurzes Unterschreiten von 160 US-Dollar, einkalkulieren werden. Im letzteren Falle besteht für den IWM-ETF bis in den Oktober noch ein Drawdown-Risiko von etwa 10 %.
Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?
Für den Handelsstart heute erhalten nur 4 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 6,67 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 33 %). Das verdeutlicht die bärische, temporäre Trendwende, die wir in der vergangenen Handelswoche gesehen haben.
Den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten die Branchen Cannabis (MJ), Schifffahrt (BOAT), Versicherungen (KIE), Uran (URA). Nur die beiden letztgenannten – Versicherungen (KIE) und Uran (URA) – werden dabei als “trendfolgend kaufbar” empfohlen.
24 ETFs erhalten den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” (Vorwoche: 17). Da auf breiter Front höhere Tiefs vorwiegend am Donnerstag unterschritten wurden, können im Rahmen der Trendfrühererkennung aktuell auch keine Signale für antizyklische Long-Einstiege gefunden werden. Die Mehrzahl der Signale für die Trendfrüherkennung, die wir noch letzte Woche ausgemacht hatten, hat sich am Donnerstag als Fehlsignal erwiesen.
Trinken wir Cannabis bald in Getränken ?
Das US-Gesundheitsministerium hat jüngst die Empfehlung ausgegeben, Cannabis als Substanz mit „moderatem bis niedrigem physischen oder psychischen Abhängigkeitspotenzial“ einzustufen. Damit würde Cannabis ähnlich wie Schmerzmittel und nicht mehr wie Heroin eingestuft werden. Cannabis-Befürworter hoffen noch darauf, dass Cannabis ähnlich wie Alkohol eingestuft wird. Aber diese Empfehlung reichte schon aus, um Aktien, die mit Cannabis Geld verdienen, einen Aufwärtsimpuls zu verschaffen, der bis jetzt noch relativ intakt aussieht, also nicht gänzlich wieder abverkauft wurde.
Das kanadische Unternehmen Tilray Brands (TLRY; Marktkapitalisierung: 1,7 Mrd. US-Dollar) verdient zwar noch das meiste Geld mit Cannabis, war im vergangenen Jahr aber mit der Akquisition von mehreren Biermarken mitsamt der Übernahme von Brauereien und deren Mitarbeitern beschäftigt. Nun hat der CEO, Irwin Simon, über sein Getränk der Zukunft geplaudert: Tilray plant Getränke zu brauen, die mit Cannabis angereichert sind. In einem Interview mit Bloomberg sagte Irwin Simon: “Eines Tages werden wir diese Getränke mit THC und CBD anreichern, wir werden den Vertrieb und die Marken dann haben, wenn die Legalisierung von Cannabis erfolgt.“ Damit will er mit seinem Unternehmen vom First-Mover-Effekt profitieren.
Tetrahydrocannabinol (THC) bezieht sich auf die psychoaktive Substanz in Cannabis, die bei Verbrauchern ein High auslöst, während Cannabidiol (CBD) mit medizinischem Marihuana und den gesundheitlichen Vorteilen von Cannabis in Verbindung gebracht wird.
Aber auch ohne die Legalisierung von Cannabis scheint sich die Diversifizierung des Geschäfts, nun erweitert um alkoholische Getränke, bei Tilray Brands auszuzahlen. Der Markt für mit Cannabis angereicherte Getränke wäre neu und könnte zu einem echten Hype werden und eine Alternative oder Ergänzung zu Alkohol darstellen: Nach Schätzungen von Fortune Business Insights hatte der weltweite Markt für mit Cannabis angereicherte Getränke im Jahr 2021 einen Wert von lediglich 915 Millionen US-Dollar. Analysten gehen aktuell davon aus, dass der Verbrauch bis 2028 um das etwa 20fache wachsen kann, sollte es zu einer Legalisierung von Cannabis kommen. Der Reiz von mit Cannabis angereicherten Getränken besteht darin, dass diese deutlich weniger Kalorien als herkömmliches Bier vorweisen und am nächsten Tag keinen Kater auslösen. Unter Verschluss gehalten wird noch, wie diese Getränke schmecken und ob sie als eine echte Alternative zum Bier von den Kunden akzeptiert werden.
Unter anderem erwarb Tilray Brands im August acht Biermarken vom Brauereigiganten Anheuser-Busch Inbev, die nun das Biersegment im Unternehmen stärken sollen. Es geht dabei, wie wir nun wissen, nicht mehr nur um Diversifikation, sondern um eine Art Fusion von Bier mit Cannabis.
Obwohl Cannabis nach wie vor den Großteil der Einnahmen von Tilray Brands ausmacht, dokumentierte der jüngste Quartalsbericht eine enorme Steigerung des Umsatzes aus Alkoholprodukten, und zwar um etwa 43% auf 32,4 Millionen US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr.
Im gesamten Geschäftsjahr 2023 betrug der Nettoumsatz aus Cannabis 220 Millionen US-Dollar, ein Rückgang von 18 Millionen US-Dollar gegenüber dem Vorjahr.
Der Umsatz aus Alkoholprodukten bei Tilray stieg im Vergleich zum Vorjahr um 33% auf 95 Millionen US-Dollar.
Die Reaktion an den Märkten auf den letzten Quartalsbericht war äußerst positiv. Die Tilray-Aktie stieg am Earning Day um 15 % und konnte danach um etwa weitere 70 % bis zum 11. September steigen. Nun ist die Aktie etwas zurückgekommen, notiert aber immer noch knapp 25 % über dem Kurs, der am letzten Earning Day per Tagesschluss erreicht wurde.
Am 4. Oktober vorbörslich wird Tilray Brands neue Quartalszahlen vorlegen. Phantasie nach oben ist durch die Empfehlung der US-Gesundheitsbehörde und der Ausweitung auf das Biergeschäft nun reichlich vorhanden. Ein Prä-Earning Trade wäre gewagt, könnte aber durchaus am 4. Oktober in Feierlaune münden. Aber Vorsicht: Die Aktie ist auch ohne tägliche News sehr volatil.
Anheuser-Busch: Charttechnisch durchaus interessant
Die Aktie des Getränkeherstellers Anheuser Busch Inbev (BUD; Marktkapitalisierung: 96 Mrd. US-Dollar) – von dem Tilray Brands nun acht Biermarken übernehmen will (der Deal soll 2023 abgeschlossen sein) -, sieht charttechnisch durchaus interessant aus. Seit Anfang August bewegt sich die Aktie in einer Range zwischen 55 und 58 US-Dollar und notiert noch oberhalb des letzten höheren Tiefs, das wir im Chart für den 13. September verorten. Damit zeigt die Aktie im September relative Stärke gegenüber dem ETF für Basiskonsumgüter (XLP), der am Freitag an einem 6-Monats-Tief schloss. Anheuser Bush Inbev wird erst am 31. Oktober nachbörslich neue Quartalszahlen vorlegen.
Beginnt nun eine Outperformance chinesischer Aktien gegenüber US-Aktien ?
Auffällig war der Anstieg chinesischer Aktien in der Nacht von Donnerstag auf Freitag. Obwohl die US-Aktien am Donnerstag auf Talfahrt gingen, eröffneten viele China-Aktien am Freitag an der Wall Street mit einem Up-Gap.
Der ETF für an der Wall Street gelistete Large Caps aus China (FXI) stieg am Freitag um 3,5 %.
Der entsprechende ETF für den CSI300 (ASHR), in dem Aktien gelistet sind, die an den Heimatbörsen Shenzhen und Shanghai gelistet sind, stieg am Freitag um 2,6 %,
Aktien aus Hongkong, die im Hongkong-ETF (EWH) gelistet sind, stiegen am Freitag um 2 %.
Zum Vergleich: Der ETF auf den S&P 500 (SPY) verlor nach dem Kursrutsch am Donnerstag am Freitag weitere 0,22 % an Wert.
Ob damit am Freitag ein Startschuss für eine Outperformance von chinesischen Aktien gegenüber US-Aktien gelegt wurde, kann jetzt noch nicht verlässlich prophezeit werden. Ein Hingucker war die Outperformance chinesischer Aktien gegenüber US-Aktien am Freitag aber allemal gewesen und dürfte nun von institutionellen Händlern registriert worden sein.
Wir sollten jetzt beobachten, ob es in der kommenden Woche in chinesischen Aktien zu schnellen Anschlusskäufen kommt.
Immerhin scheint die USA aktuell auf politisch ministerialer Ebene an einer wirtschaftlichen Annäherung der beiden “Supermächte” interessiert zu sein. Die USA und China wollen nach Angaben der US-Regierung zum Abbau von Spannungen zwei Arbeitsgruppen im Wirtschaftsbereich gründen. Es handle sich um eine Arbeitsgruppe zum Thema Wirtschaft und eine weitere zu Finanzen, kündigte US-Finanzministerin Janet Yellen in Washington an. Es solle künftig „fortlaufend strukturierte Kanäle für offene und substanzielle Diskussionen“ und Informationsaustausch geben. Es wird demnach regelmäßig Treffen auf Ministerebene geben. Es handle sich um einen „wichtigen Schritt nach vorn in unseren bilateralen Beziehungen“, betonte Janet Yellen.
Kolumbien und Mexiko
Trendfolgend kaufbar ist neben Ägypten (EGPT) und Norwegen (ENOR) inzwischen auch Kolumbien (GXG). Aktien aus Kolumbien konnten vom 7. bis 20. September eine starke Rallye hinlegen und damit auch andere Länderindizes aus Lateinamerika outperformen.
Für Mexiko (EWW) erhalten wir für heute ein Trendfrüherkennungssignal auf der Long-Seite. Ende Juli erreichte der Mexiko-ETF ein Allzeithoch. Das Land profitiert von der Produktionsverlagerung, die die US-Regierung als Folge gestörter Lieferketten und geopolitischer Spannungen mit China nun auf den Weg bringt: weg von der Fertigung in China und zurück in die USA bzw. Bau von neuen Fertigungsstätten im Nachbarland Mexiko, wodurch Wirtschaftsbeobachter aktuell von einer Re-Industrialisierung der Standorte USA und Mexiko sprechen.
Nach Erreichen des Allzeithochs korrigierte der EWW-ETF in der Spitze um ca. 10 % und erhält nach einem rasanten Abverkauf in der ersten Septemberwoche für diesen Montag noch den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”. Für den vergangenen Montag verorten wir im Tageschart allerdings ein höheres Tief. Trader könnten darauf spekulieren, dass die Korrektur nach einem Drawdown von etwa 10 % nicht mehr fortgeführt wird und der Mexiko-ETF bis zum Jahresende wieder Richtung Allzeithoch laufen könnte. Dafür müsste der EWW-ETF nun aber schnell wieder über 60 US-Dollar steigen (Schlusskurs am Freitag: 59,98 US-Dollar).
Das Musterdepot Marktradar bei wikifolio.com
Hinweis: Das wikifolio befindet sich noch in der Testphase – daher ist es nicht für Nutzer der wikifolio-Webseite sichtbar.
Das Musterdepot gewann in der vergangenen Handelswoche 0,23 % an Wert. Aktuell sind wir seit Auflegung am 31. Juli 2023 mit 0,17 % im Minus.
Wir hatten am Montag bei der Aktie der Hannover Rück die Gewinne komplett realisiert.
Noch am gleichen Tag haben wir einen Discount-Optionsschein auf den S&P 500 mit Basispreis 3.750 US-Dollar und CAP bei 4.250 US-Dollar mit Laufzeit 21. Juni 2024 zu einem Kurs von 4,02 Euro gekauft.
Am Mittwoch und Donnerstag sind wir antizyklisch in die Aktie Livent eingestiegen.
Am Donnerstag sind wir mit einem Abstauber-Kauflimit bei Clearfield rein gekommen.
Am Donnerstag haben wir bei Eli Lilly ein paar Stücke zugekauft.
Am Donnerstag haben wir zwei Prä-Earning Trades in Paychex und Jabil aufgesetzt.
Kommentare zu gehaltenen Positionen
Eli Lilly
Nach dem Zukauf am Donnerstag ist Eli Lilly aktuell unsere am höchsten gewichtete Aktienposition. Wir wollen langfristig in der Aktie investiert bleiben.
Schlumberger Limited
Die Schlumberger-Aktie ist unter die Marke von 60-US-Dollar gefallen. Wir planen, uns in dieser Handelswoche von der Aktie zu trennen, sofern die Aktie nicht schnell wieder über 60 US-Dollar steigt.
Nasdaq Inc.
Die Nasdaq-Aktie ist unter die 50 US-Dollar Marke gefallen. Wir planen, die Aktie in Kürze zu verkaufen, sofern die 50 US-Dollar Marke nicht schnell zurückerobert werden kann.
Livent
Am Mittwoch und Donnerstag sind wir antizyklisch in die Aktie des Spezialchemie-Unternehmens Livent eingestiegen, das sich auf die Produktion, Verarbeitung und den Vertrieb von Lithiumprodukten und -anwendungen konzentriert. Das Unternehmen plant eine Fusion “unter Gleichen” mit dem australischen Unternehmen Allkem, womit einer der größten Lithium-Konzerne der Welt entstehen würde. Das australische Unternehmen Allkem hat in der Nacht von Donnerstag auf Freitag starke Quartalszahlen vorgelegt. Nach einem Kurssprung haben Shortseller die Aktie von Allkem – wie auch Livent am Freitag – wieder nach unten gedrückt. Ein Befreiungsschlag war das also nicht. Livent hat seit Mitte Juli etwa 40 % an Wert verloren, Allkem etwas mehr als 30 %. Shortseller gehen bei Aktien aus dem Lithium-Bereich weiterhin aggressiv zu Werke. Am Donnerstag erreichte die Aktie von Livent den niedrigsten Kurs seit Juli 2021.
Wir haben die Aktie im Marktradar vom 5. September kurz erwähnt. Wir gehen weiterhin von einer Übertreibung im Livent-Kurs nach unten aus, auch bedingt durch das aggressive Verhalten der Shortseller. Mit einem KGV 2023e von 8 und einem KUV2023e von 3 halten wir die Aktie von Livent angesichts der langfristig guten Wachstumsaussichten für deutlich unterbewertet. Wir wollen die Aktie im Musterdepot aktiv traden und spekulieren auf einen kräftigen Short-Squeeze spätestens im Oktober oder zu den Quartalszahlen, die Anfang November veröffentlicht werden. Am Montag werden wir die Positionsgröße vorerst wieder etwas reduzieren.
Clearfield
Wir haben die Aktie von Clearfield am Mittwoch mit einem Abstauber-Kauflimit bei der Unterstützungszone im Chart um 30 US-Dollar gekauft. Im Marktradar vom 3. Juli haben wir die Aktie kurz besprochen. Clearfield hilft Unternehmen, Glasfasernetze schnell und kostengünstig zu installieren und anzubieten. Wie Livent wird auch Clearfield aggressiv von Shortsellern gehandelt. Auch diese Aktie wollen wir aktiv im Musterdepot traden und spekulieren auf einen kräftigen Short-Squeeze spätestens im Oktober oder zu den Quartalszahlen, die ebenfalls Anfang November veröffentlicht werden. Ab 2025 erwarten Analysten für den Geschäftsbereich im Unternehmen stark steigende Umsätze und wieder sprudelnde Gewinne. Für 2023 und 2024 werden noch niedrigere Umsätze und Gewinne gegenüber den Vorjahren erwartet. Das für 2025 erwartete KGV liegt bei 5, womit eigentlich schon viel Pessimismus eingepreist sein sollte.
Paychex und Jabil
Wir haben die Kursschwäche am Donnerstag genutzt, um zwei Prä-Earning Trades in den Aktien von Paychex (PAYX; Earnings am 27. September vorbörslich) und bei Jabil (JBL, Earnings am 28. September vorbörslich) aufzusetzen.
Paychex erstellt Lohn- und Gehaltsabrechnungen. Darüber hinaus bietet Paychex Unfallversicherungen, Krankenversicherungen und Gruppenversicherungen sowie Sparpläne für die Altersvorsorge an. Vor den Quartalszahlen ist die Aktie stark abverkauft worden, verlor im September bisher etwa 8 % an Wert. Paychex gilt als Qualitätsaktie, die fortlaufend wächst und über stabile Einnahmenquellen verfügt. Mit einem KUV 2023e von 8 ist die Aktie bereits recht sportlich bewertet, was das Kurspotential nach oben etwas deckelt. Da Paychex nach Quartalszahlen meist positiv überrascht, haben wir vor den Quartalszahlen am kommendenn Mittwoch vorbörslich in das fallende Messer gegriffen.
Jabil Inc. ist ein führender Auftragshersteller in der Elektronikindustrie. Das Unternehmen bietet komplette Lifecycle-Lösungen für Produkte an, angefangen bei dem Entwurf und dem Prototyping über die Produktion bis hin zur Reparatur und Gewährleistung. Dabei konzentriert sich die Gesellschaft insbesondere auf die Herstellung von Platinen für OEMs (Original Equipment Manufacturer) aus den Bereichen Unterhaltungselektronik, Luftfahrt und Verteidigung, Automobilindustrie, Betriebsautomatisierung, Computer und Archivierung, Industrie, Instrumenten- und Medizintechnik, Netzwerke und Telekommunikation.
Am 28. August gab Jabil bekannt, dass man das chinesische Fertigungsgeschäft für Mobilfunkkomponenten für etwa 2,2 Milliarden US-Dollar an BYD Electronic (BYDE) verkaufen wird. Dabei honorierten die Anleger diesen Schritt deutlich, die Aktie stieg am Tag der Meldung um 8 %. Diese positive Reaktion dürfte damit zusammenhängen, dass man sich durch den Verkauf auf andere Zukunftstrends, wie Elektrofahrzeuge, erneuerbare Energien, Medizintechnik, 5G oder Cloud und KI konzentrieren kann, während das Chinarisiko weiter abnimmt.
Am 7. September hoben die Analysten von Barclays die Aktie auf „Overweight“ und bestätigten das Kursziel von 134 US-Dollar (Schlusskurs am Freitag: 107,60 US-Dollar). Sofern die Margen steigen, bestehet auch das Potenzial für eine höhere Bewertung. Diesbezüglich betonte Jabil im jüngsten Earnings Call, dass der Einsatz von maschinellem Lernen und Künstlicher Intelligenz auch intern für Effizienzsteigerungen sorgen soll und dazu beiträgt, die Kernbetriebsmarge in diesem Jahr auf 4,6 bis 4,9 % zu steigern. Angepeilt wird für dieses Jahr auch ein Free Cashflow von über 900 Mio. USD, was Spielraum für weitere Aktienrückkäufe bietet. 154 Mio. US-Dollar wurden im letzten Quartal an Aktien zurückgekauft und 821 Millionen US-Dollar sind bei genehmigten Programmen noch ausstehend.
Die Jabil-Aktie ist inzwischen unterhalb des Kurses angekommen, bei dem die Aktie nach der Meldung über den Verkauf des Fertigungsgeschäfts für Mobilfunkkomponenten an BYD Electronic notiert hatte.
Silber Discount
Da wir im Discount Optionsschein auch dann eine Seitwärtsrendite erzielen, wenn der Silberpreis bis zum 15. Dezember um über 10 % fällt, können wir entspannt an der Seitenlinie zusehen, wie wir täglich im Zertifikat Geld verdienen.
S&P 500 Discount
Sofern der S&P 500 im Juni 2024 über 4.250 US-Dollar notiert, wird der Discount-Optionsschein am Verfallstag mit 5 US-Dollar abgerechnet. Bei einem EUR/USD-Kurs zwischen 1 und 1,10 US-Dollar liegt der Abrechnungspreis dann zwischen 4,55 und 5 Euro, was einer Seitwärtsrendite in 9 Monaten zwischen 13 und 24 % zum Einstiegskurs bei 4,02 Euro entspricht. Durch den Kursrutsch am Donnerstag sind wir im Discount-Optionsschein aktuell mit etwa 5 % im Minus.
DAX Put
Wir liegen mit unserer Startposition im DAX etwa 10 % im Plus. Da wir den DAX mit einem Faktor von 5 shorten und das Zertifikat mit 10 % im Musterdepot gewichtet ist, macht die Absicherung etwa 50 % des Depots aus. Wir spekulieren für die kommende Woche darauf, dass der DAX die horizontale Unterstützung bei etwa 15.500 Punkten nicht halten kann. Falls diese Marke in dieser Woche unterschritten wird, kann der DAX schnell auf 15.000 Punkte fallen. Auf diesem Kursniveau würden wir die Short-Position auf den DAX dann aber schließen.
Weitere geplante Aktionen im Musterdepot:
Wir planen, bei Kursschwäche im Gesamtmarkt oder bei einzelnen Aktien wieder Prä-Earning Trades aufzusetzen.
Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.