Marktradar für Donnerstag, 26. Januar 2023
Growth schlägt Value
Im Russell 1000 Value Ishares ETF (IWD) verorten wir nun ein tieferes Hoch.
Im Russell 1000 Growth Ishares ETF (IWF) verorten wir nun ein höheres Hoch.
Um ein tieferes oder ein höheres Hoch bestimmen zu können, bedarf es – zumindest nach meiner Auslegung, die so auch von den meisten an der DOW-Theorie orientierten technischen Analysten favorisiert wird – ein Pattern mit fünf Candlesticks im Chart. Das Hoch bestimmt sich über die beiden Candlesticks links und rechts von der Mittelkerze, indem die Mittelkerze den Hochpunkt in diesem Pattern anzeigt.
Damit können wir abermals konstatieren, dass der Faktor Value immer mehr an relativer Stärke gegenüber dem Faktor Growth verliert.
Diese relative Stärke von Growth gegenüber Value sehen wir beispielsweise auch, wenn wir das Warren Buffetts Produkt Berkshire Hathaway (BRK) mit Cathy Woods Produkt Ark Innovation (ARKK) vergleichen. Bei beiden Produkten könnten wir heute nach Handelsschluss neue Zwischenhochs verorten. Für Berkshire Hathaways wäre dieses Zwischenhoch dann ein tieferes Hoch und für Ark Innovation ein höheres Hoch.
Gemäß Risk-On / Risk Off Logik sehen wir damit abermals ein Anzeichen dafür, dass die Risk-On Mentalität die Risk-Off Mentalität bei US-Aktien abgelöst hat.
Alles andere als in der Tendenz steigende Aktienkurse würde aktuell der “psychischen Verfassung des Marktes” widersprechen.
Börsianer brauchen Trends, um agieren zu können. Ist ein Trend einmal im Markt relativ neu “verankert”, dann braucht es eine gewisse Zeit, bis sich dieser umkehrt. Wir denken bei “Zeit” hier in Dimensionen von mehreren Monaten.
Vergegenwärtigen wir uns diese Risk-On Mentalität des Marktes, dann war es also absolut folgerichtig, dass das Down-Gap, mit dem gestern viele Aktien eröffnet haben, von den Marktakteuren als Kaufchance betrachtet wurde.
Flash-Crash am Dienstag an der New York Stock Exchange
Als Hauptgrund für das Down-Gap wurde nicht die Angst vor einem weiteren Flash-Crash an der New York Stock Exchange genannt – einen solchen sahen wir nämlich am Dienstag zur Eröffnung bei vielen höher kapitalisierten Aktien wie Exxon Mobil (XOM), Merck & Co. (MRK), Occidental Petroleum (OXY), Visa (V), Walmart (WMT), um hier nur einige zu nennen. Solch ein technischer Fehler sollte sich nicht wiederholen, da das die Handelsaktivitäten durchaus einschränken könnte. Vor allem Stopp-Orders und Optionspreise bilden hier die Bereiche, die bei sich häufenden Fehlern in der Preisfeststellung so manchem Händler teuer zu stehen kommen könnte.
Microsoft warnt vor kurzfristigem Absatzrückgang
Nein. das war nicht der Grund gewesen. Sondern als Grund für den vorbörslichen Kurseinbruch wurde genannt: die auf den ersten Anschein nach enttäuschende Reaktion auf den Conference-Call, den der Microsoft-Konzernchef Satya Nadella nach den zuvor veröffentlichten Quartalszahlen seines Unternehmens für Investoren und Analysten gehalten hat.
Was brachten die Quartalszahlen von Microsoft (MSFT) ? Der Nettogewinn stieg gegenüber dem Vorjahresquartal um 12 Prozent und der Umsatz legte um zwei Prozent zu. Die Zahlen lagen im Rahmen der Erwartungen vieler Marktexperten. Nachbörslich stieg die Aktie am Dienstag sogar bis auf etwa 5 %.
Der Absatzeinbruch im PC-Bereich war dann Thema im Conference-Call- Dieser zeichnete sich bereits bei Microsoft ab und war keine Überraschung, auch wenn der Rückgang um 39 Prozent nominal eine schockierende Zahl darstellt. Das Spielegeschäft schwächelte ebenfalls. Konzernchef Satya Nadella stellte die Marktteilnehmer auf ein herausforderndes laufendes Quartal ein.
Microsoft plant nämlich, rund 10.000 Mitarbeiter aus der Belegschaft zu entlassen. Die Kürzungen und geplanten Umstrukturierungsmaßnahmen könnten rund 1,2 Milliarden US-Dollar kosten. Die geplante Übernahme des Gaming-Giganten Activision Blizzard wird derweil zur Hängepartie. Zahlreiche Kartellbehörden haben ihre Bedenken bereits signalisiert. Zu den großen Hoffnungsträgern zählt hingegen die schreibende KI-Software ChatGPT von OpenAI. Seit Ende November ist der Chat Generative Pre-trained Transformer online und erstellt kostenlos Texte. Bald soll es zusätzlich eine “Profi-Version” ab 42 US-Dollar geben. Microsoft ist an OpenAI beteiligt und plant in den kommenden Jahren weitere Milliarden US-Dollar in den Ausbau von OpenAI zu investieren. „Mit der Zeit wird jede App eine KI-App sein“, sagte Satya Nadella in einer Telefonkonferenz mit Analysten nach Vorlage der Quartalszahlen.
“Mit der Zeit wird jede App eine KI-App sein”
Wir wiederholen: „Mit der Zeit wird jede App eine KI-App sein“. Wir lesen in nahezu jedem Marktkommentar zu den Microsoft-Zahlen diesen Satz. Nicht nur Microsoft wird sich von nun an an diesem Satz messen lassen müssen. Wird es so kommen, dürfte es zu einem Innovationsschub bei App-Entwicklern kommen und es werden mittelfristig neue Verhaltensgewohnheiten der Nutzer entstehen, die in der digitalen Kommunikation menschliche Züge einfließen lassen könnten, deren Auswirkungen auf die User aktuell wohl kaum vollends prognostiziert werden können.
Wir können es vielleicht schon ein bisschen erahnen: Unser Umgang mit Apps wird in zehn Jahren ein ziemlich anderer sein: Wir tippen dann nicht mit den Fingern auf ein Display, wenn wir nach einem italienischen Restaurant in der Nähe suchen, das Tagliatelle in Salbei-Nussbutter mit Tomaten, frischem Blattspinat, gerösteten Pinienkernen und gehobeltem Parmesan oder ein möglichst damit vergleichbares Gericht auf der Speisekarte hat, sondern wir reden dann mit einer vermenschlichten App darüber, bei welchem Italiener ein damit am besten vergleichbares Gericht die besten Bewertungen hat und ob es in diesem Restaurant auch gerade einen Tisch nah an einem Fenster mit guter Aussicht gibt. Vielleicht weist uns die KI App auch darauf hin, dass in dem Gemüseladen 50 m von uns entfernt die Zutaten zu diesem Gericht vorrätig sind und wir es somit preiswerter zuhause kochen könnten. Oder die KI-App könnte mich dezent darauf hinweisen, dass meine neue Freundin vor etwa 4 Wochen ihrer besten Freundin gechattet hat, dass sie Parmesan eigentlich nicht mag.
Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?
Lithium rockt weiter nach oben
Weiterhin zeigen Branchen, die eher Risk-On als Risk-Off zuzuordnen wären, relative Stärke. Der Lithium-ETF (LIT) wurde vier Handelstage in Folge sofort nach Handelseröffnung gekauft und schloss auch vier Tage in Folge am Tageshoch. Dabei sahen wir gestern ein höheres Handelsvolumen als an den drei Tagen zuvor. Besser kann Akkumulation charttechnisch kaum sichtbar gemacht werden.
Auch die Halbleiterbranche zeigt, gemessen am entsprechenden ETF (SMH), weiterhin relative Stärke.
Reboundchancen
Entry-Stempel auf der Long-Seite vergeben wir heute für die Branchen Schifffahrt (BOAT) und medizinische Geräte (IHI). Das bedeutet, dass sich nach einer kurzen Korrektur nun wieder Einstiegsmöglichkeiten für einen Swing nach oben ergeben könnten.
Aus dem Bereich Schifffahrt bietet sich zum Beispiel die Aktie des in Monaco beheimateten Unternehmens Costamare (CMRE) an. Die Aktie ist gestern unter die 10 US-Dollar Marke gerutscht. Trader könnten auf einen schnellen Rebound spekulieren, der die 10 US-Dollar Marke schnell zurückerobert. Das sollte aber auch in den nächsten Handelstagen erfolgen, sonst könnte sich diese Preiszone als Widerstandsbereich etablieren.
Neben viel Licht auch etwas Schatten
Es gibt neben viel Licht aber auch etwas Schatten zu beobachten. So haben einige Branchen gestern ein tieferes Hoch ausgebildet. In diesen Branchen sollten Anleger nun eine etwas längere Konsolidierung einkalkulieren, bevor Aktien aus diesen Bereichen zu neuen Hochs emporsteigen. Tiefere Hochs können wir seit gestern in ETFs zu den Branchen Cannabis (MJ), Hausbau (XHB), Healthcare (XLY), Multimedia Networking (IGN), Private Equity (PSP), Solartechnik (TAN) beobachten.
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