Marktradar vom Montag, 27. November
Steht ein gewaltiger Friday Gold Rush bevor ?
Der Euro wertet nun zum US-Dollar auf
Im November hat der Euro zum US-Dollar bisher um 3,5 % aufgewertet.
Der S&P 500 ist im November bisher um knapp 9 % gestiegen. Für Anleger aus dem Euro-Währungsraum ist der S&P 500 damit nur um 5,5 % gestiegen.
Der Euro Stoxx 50 ist im November bisher um über 11 % gestiegen, konnte damit um zwei Prozentpunkte stärker als der S&P 500 zulegen. Für Anleger aus dem US-Dollar-Währungsraum ist der Euro Stoxx 50 damit allein im November bis heute um etwa 14,5 % gestiegen.
US-Händler konnten mit dem Euro Stoxx 50 also allein im November bisher eine um etwa 9 % höhere Rendite erzielen als europäische Händler mit dem S&P 500 !
Wenn der Euro zum US-Dollar aufwertet, dann hat das weniger mit Zinssenkungsphantasien diesseits oder jenseits des Atlantiks zu tun – also wer nun als erster und wer aggressiver, EZB oder FED, die Zinsen senkt -, sondern diese Aufwertung sollte im Rahmen einer Intermarketanalyse vornehmlich als Begleiterscheinung für zunehmenden Risikoappetit an den globalen Finanzmärkten gewertet werden.
Wenn der Euro gegenüber dem US-Dollar aufwertet, dann signalisiert das zugleich ein zunehmendes Interesse für Aktien jenseits des US-Dollar-Raumes – denn je schwächer der US-Dollar gegenüber anderen Währungen wird, umso lukrativer sind Aktien aus anderen Währungsräumen für US-Händler und umso weniger attraktiv werden US-Aktien für europäische Händler – wie wir am Beispiel Euro Stoxx 50 kontra S&P 500 oben eindrücklich gesehen haben.
Auch Rohstoffe werden als Assetklasse gefragter werden, wobei Gold noch zusätzlich profitiert, wenn sein großer Gegenspieler, der Zinssatz für Spareinlagen, in eine Phase eintritt, bei der die Börsianer eher auf Zinssenkungen als auf Zinserhöhungen warten.
Ein Richtungswechsel in der Zinspolitik wird von der FED zwar bis jetzt nicht öffentlich vertreten, aber ein zumindest rhetorischer Schwenk könnte in dieser Handelswoche erfolgen.
Hochrangige Beamte der Federal Reserve werden nämlich ab kommenden Dienstag an jedem Tag zu Wort kommen; der FED-Chef, Jerome Powell, wird am Freitag an einem Kamingespräch am Spelman College in Atlanta teilnehmen. Am Tag vor diesem Kamingespräch werden neue Daten zum Preisindex für die persönlichen Konsumausgaben veröffentlicht, die dann von den Medien auch im Kontext mit den ersten Ergebnissen zu der Black Friday-Rabattschlacht gesetzt werden dürften.
Die Kern-Rate bei den Konsumausgaben, die die volatilen Lebensmittel- und Energiepreise nicht berücksichtigt, ist die von der Fed am meisten bevorzugte Inflationsmessung und könnte daher das, was Jerome Powell vor dem Kamin am Freitag während der Diskussionsrunde von sich gibt, stärker beeinflussen als manche jetzt vielleicht noch denken mögen – und zwar mehr in Richtung Zinssenkungen als in Richtung Zinserhöhungen.
Eigentlich gute Aussichten für einen Friday-Gold Rush – sofern es sich bestätigt, dass der Inflationsdruck bei langlebigen Wirtschaftsgütern wie Möbeln, Autos, Schuhen nachlässt, ja es sogar zu einer deflationären Tendenz in diesen Warenkörben kommt.
Die chinesische BYD Company senkt die Preise für Elektroautos
Insbesondere Elektroautos stehen im wichtigen chinesischen Markt seit Freitag unter neu aufgekommenen Preisdruck, den nun sogar Tesla unangenehm zu spüren bekommt, obwohl Elon Musk einen solchen Preiskrieg gegenüber der deutschen Konkurrenz um BMW, Volkswagen und Mercedes-Benz angefacht hatte, um dadurch weniger Nachteile zu erleiden als die Konkurrenz. Chinesische Händler von Automobilen der BYD Company (BYDDF) reduzieren nämlich vor Jahresende ihre Preise für Elektroautos recht kräftig, um den Verkauf zum Jahresende in China anzukurbeln. Das war kein Black-Friday-Gag, sondern dieser neue Rabattkrieg soll über den Freitag hinaus gelten, wie das auch am Kurssturz der Aktie der BYD Company am “Black Friday” auf dem Kurszettel abzulesen war.
Von dieser aggressiven Preispolitik für BYD-Elektroautos berichteten am Freitag mehrere lokale chinesische Medien. Diese Meldung, sofern sie stimmt, wird den Vorständen von Tesla sowie Volkswagen & Co. jetzt nicht unbedingt in die Karten spielen.
Die Aktie der BYD Company verlor aufgrund dieser Meldung am Freitag mehr als 3,5 % an der Wall Street an Wert. In der BYDDF-Aktie hat sich seit Anfang September eine Seitwärtsrange zwischen 29 und 32 US-Dollar ausgebildet. Diese droht nun nach unten verlassen zu werden. Wer anderen eine Grube gräbt, fällt womöglich selbst hinein – auch wenn der Gräber dann der Erste sein wird, der die Grube wieder verlässt. So mancher kleinere chinesische Produzent von Elektroautos wird die Grube danach womöglich nicht mehr verlassen können; der Produktname wird dann nur noch im Rückblick glänzen können.
Den Friday Gold Rush in dieser Woche vorverlegen ?
Kommen wir kurz zurück zum “Friday-Gold-Rush”. So wird eine vor allem bei privaten Tradern beliebte Strategie genannt, in der Gold meist am Donnerstagabend gekauft und am Freitagabend beziehungsweise am Montagmorgen wieder verkauft wird. Eventuell könnte es sich in dieser Handelswoche lohnen, Gold spekulativ bereits vor Bekanntgabe der Daten zu den US-Konsumausgaben, die am Donnerstag um 14:30 Uhr deutscher Zeit veröffentlicht werden, zu kaufen, also spätestens am Mittwochabend.
Hinzu kommt, dass der kommende Freitag auf den 1. Dezember fällt. Monatsanfänge stellen insbesondere in Rohstoffindizes und damit indirekt auch bei Rohstoffaktien häufig Wendepunkte dar.
Für die Aktie des weltweit größten Goldproduzenten, Barrick Gold (GOLD), beginnt spätestens im Dezember (eigentlich bereits November) eine saisonal starke Phase, die historisch bis in den Februar des kommenden Jahres anhält. Der zweitgrößte Goldproduzent, Newmont Corp. (NEM), hat zwar im August historisch gesehen den Monat mit den höchsten Kursgewinnen; der Zeitraum November bis Februar bildet aber auch hier die Strecke mit der saisonal am längsten andauernden positiven Entwicklung. Der Marktradar hält die Aktien von Barrick Gold und Newmont Corp. aber für kommende Underperformer im Bereich Gold- und Silberminenaktien. Daher setzen wir auf andere “Goldesel”.
Kupfer und Silber bald wieder im Aufwind ?
Chinas strukturell bedingte Wirtschaftskrise verhinderte bisher einen Anstieg bei Industriemetallen wie Kupfer und auch Silber.
Bei Kupfer rechnen Marktexperten wie zum Beispiel der Kolumnist der Baader-Bank, Robert Halver, mit einer Stabilisierung der Preise, da sich das Angebot nun verknappt.
Peru gilt als zweitgrößter Kupferexporteur: Die Investitionen in neue Kupferminenprojekte sind in diesem Land gerade auf ein Acht-Jahres-Tief gefallen. Hier dürfte das Ende des Bodens erreicht worden sein.
Steht die verarbeitende Industrie nun am Beginn eines neuen Konjunkturzyklusses ?
Für nachhaltige Preiserhöhungen bei den konjunktursensiblen Industriemetallen bedarf es nach Ansicht von Robert Halver aber noch einer allgemeinen Aufhellung der Weltkonjunktur, die er tatsächlich für 2024 erwartet. Diese Aufhellung wird zwar nicht deutlich ausfallen, aber immerhin das Ende der Nachfrage- und Investitionsschwäche der globalen Auto-, Maschinenbau- und Elektroindustrie einleiten.
Solche Phasen sind eigentlich die besten zyklenbedingten Kaufchancen für Aktien aus dem Bereich der verarbeitenden Industrie, die es im Markt für Börsianer zu handeln gibt.
Die Nachfrage nach Aktien aus dem verarbeitenden Gewerbe steht nun womöglich vor dem Beginn eines länger andauernden Zyklusses, der Aktien wie beispielsweise General Electric (GE) oder Siemens (WKN: 723610) stimulieren dürfte – noch mehr aber wohl Aktien aus dem deutschen Mittelstand wie beispielsweise die Gea Group (WKN: 660200). Längerfristig spricht das Megathema Klimaschutz grundsätzlich sowieso für eine zunehmende Nachfrage nach Kupfer und Silber – auch wenn die Erschließung und Ausbeutung dieser Vorkommen natürlich klimaschädliche Nebenwirkungen vor Ort mit sich bringen werden.
Gold in 2024 nachhaltig über 2.000 US-Dollar ?
Noch einmal zurück zu Gold: Eine Zinswende wird vom Goldpreis in der Regel frühzeitig eingepreist. Mit einer beginnenden Entspannung bei den Zinsen in den USA und einer damit einhergehenden Schwächephase im US-Dollar gegenüber anderen Währungen kann die Bühne für einen Goldpreis über 2.000 Dollar je Unze im nächsten Jahr freigegeben werden. So zumindest schrieb Robert Halver kürzlich in seiner Kolumne für das Magazin “Das Investment”.
Der Marktradar teilt diese Einschätzung und wir wollen im begleitenden Musterdepot, das bei wikifolio.com geführt wird, nun in Gold- und Silberminenaktien mit starken fundamentalen Aussichten investieren.
Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?
Für den Handelsstart am Montag erhalten 34 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 56,6 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 45 %).
Nur noch ein ETF (Vorwoche: 3) erhält den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”: Diesen Tagesstempel erhält für diesen Montag der ETF für den Bereich Öl- und Gasdienstleister (XES).
Die höchste Quote in der Zuteilung erhält für diesen Montag natürlich der Tagesstempel „Kaufen oder Aufstocken“. Der Marktradar rät folgerichtig dazu, den Aktienmarkt trendfolgend zu handeln.
Aktien, die knapp unter Allzeithochs notieren, jetzt prozyklisch handeln ?
Lohnend könnte es sein, noch vor Dezemberbeginn nach Aktien Ausschau zu halten, die eine konstruktive flache Basis relativ nah unter dem 52-Wochen-Hoch ausbilden. Dass diese Aktien noch in diesem Jahr die alten Hochs überschreiten, hält der Marktradar für recht wahrscheinlich.
Schwache Aktien könnten Anfang Dezember verkauft werden
Aus steuerlichen Gründen verkaufen private Aktionäre aus den USA noch vor dem Jahreswechsel vor allem die Positionen, die im Depot im Minus notieren, um diese Verluste noch 2023 steuerlich mit den Gewinnen aus diesem Jahr verrechnen zu können. Kurz nach Jahresbeginn, meist so um den 15. Januar herum beginnt dann oft der Run auf die Fallen Angels, wie wir einen solchen schon Anfang November dieses Jahres gesehen haben.
Sofern private Händler aus den USA diese Aktien auch erst Anfang November gekauft haben, besteht kein Anreiz, diese im Dezember schon wieder zu verkaufen – eben weil das Timing beim Einstieg richtig war und die Position im Depot im Plus notiert, auch wenn die entsprechende Aktie seit Jahresbeginn zweistellig verloren hat. Sollten diese Verliereraktien jedoch das gesamte Jahr über von dem privaten Händler gehalten worden sein und Anfang bis Mitte Dezember immer noch als Verlustposition im Depot auftauchen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Position in den ersten zwei bis drei Dezemberwochen verkauft wird, recht hoch.
Daher haben wir uns heute auf die Suche nach US-Aktien gemacht, die aktuell eine konstruktive flache Basis recht nah unter dem 52-Wochen-Hoch ausbilden. Im Marktrader, der dann in 7 Tagen erscheint, wollen wir dann nach entsprechenden Aktien aus dem Raum Europa screenen.
Als Filter für das Screening wählten wir:
Aus dem S&P 500 gefallen mir aus dem Scan die Aktien von Fastenal, T-Mobile und Waste Management am besten.
Fastenal
Fastenal (FAST; Marktkapitalisierung: 35 Mrd. US-Dollar) ist der Branche Industrie zuzuordnen und hat etwa 100.000 Verkaufsautomaten auf dem Gelände von meist mittelständischen Betrieben aufgestellt. Über diese Automaten, vergleichbar mit Getränkeautomaten, werden vor allem Schrauben und weiteres Zubehör verkauft; eben alles, was für die industrielle Fertigung von Hand gebraucht wird. Neben Schrauben sind das Klebstoffe, Helme, Pinsel, Handschuhe, WD-40 Produkte usw. Zum Sortiment gehören auch sperrige Güter, die bestellt werden müssen. Darunter sind Spezialmaschinen zum Schleifen oder Sackkarren. Da das Unternehmen eine eigene LKW-Flotte besitzt, verdient es auch am Transport der Waren. Außerdem betreibt Fastenal über 2000 Verkaufsstellen in den USA. Zusätzliche Standorte hat Fastenal in Mittel- und Südamerika, Europa und Asien.
Die Aktie von Fastenal hat am 12. Oktober vorbörslich Quartalszahlen gemeldet, die in etwa den Schätzungen der Analysten entsprachen. Diese In-Line Ergebnisse genügten, um die Aktie am Earning Day bis knapp unter das Allzeithoch von 61,62 US-Dollar hoch zu jagen. Die Aktie sprang am 12. Oktober um 7,5 % in die Höhe. Seitdem hat sich die Aktie seitwärts in einer Range von etwa 5 % bewegt und notiert aktuell in etwa wieder dort, wo sie am 12. Oktober per Tagesschluss stand. Das Allzeithoch wurde Ende Dezember 2021 erreicht, aktuell notiert die Aktie nur etwa 1 % unter dem Allzeithoch. Ein Überwinden des Allzeithochs könnte im Dezember dieses Jahres durchaus noch gelingen. Seit dem 14. November bildet die Aktie im Chart einen bullischen Keil unter 61 US-Dollar aus, der regelkonform eigentlich in Kürze zu einem Ausbruch über 61 US-Dollar führen sollte.
Fastenal zählt zwar noch nicht zu den Dividenden-Aristokraten, steht aber kurz davor, diesen “Ritterschlag” zu erhalten. Seit 1999 zahlt Fastenal ununterbrochen eine Dividende, die sehr klein begann und aktuell bei 2 % Dividende angekommen ist. Seit 1999 ist die Dividende nie gesenkt worden; also seit nunmehr 24 Jahren. Sollte die Aktie auch 2024 wieder die Dividende erhöhen, wovon wir ausgehen, dann würde Fastenal als Dividenden-Aristokrat gelten. Denn dieses “Siegel” erhalten Firmen, die seit 25 Jahren ununterbrochen eine Dividende zahlen und diese nie gesenkt haben.
T-Mobile US
Der US-Netzbetreiber T-Mobile US (TMUS; Marktkapitalisierung: 170 Mrd. US-Dollar) verfügt in den USA über eine fast lückenlose 5G-Netzabdeckung und konnte den beiden Hauptkonkurrenten AT&T und Verizon Marktanteile abjagen. Der US-Mobilfunkmarkt wurde bis Anfang 2000 fast ausschließlich durch die beiden Big-Player AT&T und Verizon Communications abgedeckt. Diese hatten den Markt praktisch unter sich aufgeteilt – bis eben T-Mobile US kam. Unter der Führung von John Legere lehrte T-Mobile US als David den beiden Goliaths mit plakativen Werbekampagnen und neuartigen Tarifmodellen das Fürchten.
Als strategisch sinnvoll erwies sich dabei die rund 26 Mrd. US-Dollar schwere Übernahme des US-Unternehmens Sprint, womit T-Mobile US nun über das am besten ausgebaute 5G-Mobilfunknetz in den USA verfügt.
Da man mit der Integration der Sprint 5G-Netzaktivitäten in das hauseigene T-Mobile US-Netz erheblich schneller vorankam, als von vielen Analysten zunächst befürchtet war, zahlte sich die Sprint-Übernahme für T-Mobile US gleich doppelt aus. Zum einen spart man sich milliardenschwere Investitionen bei der Erweiterung der konzerneigenen 5G-Mobilfunkinfrastruktur. Zum anderen war das Management in der Lage, dank der schneller als erwartet verlaufenden Sprint-Integration hohe Synergien zu realisieren.
Mit den am 25. Oktober gemeldeten Quartalszahlen konnte T-Mobile US die Gewinnerwartungen um 4 % schlagen, verfehlte jedoch leicht die Erwartungen beim Umsatz. Aktuell notiert die Aktie bereits 4 % über dem Tageshoch am Earning Day. Die in diesem Kalenderjahr genannten Kursziele von Aktienanalysten liegen zwischen 160 und 174 US-Dollar. Am Freitag schloss die Aktie bei 149 US-Dollar.
Die Aktie von T-Mobile US erreichte das Allzeithoch im Oktober 2022 (154,38 US-Dollar). Aktuell notiert die Aktie 3,5 % unter dem Allzeithoch. Am Donnerstag erreichte die Aktie ein 7-Monats-Hoch und versucht im Chart nun, die Marke von 150 US-Dollar zu überwinden. Wir vermuten, dass dies noch in diesem Jahr gelingt und die Aktie vielleicht sogar ein neues Allzeithoch vor Jahresschluss erreichen kann.
Waste Management
Waste Management (WM; Marktkapitalisierung: 69 Mrd. US-Dollar) gilt als das größte Abfallbesteigungsunternehmen in den USA.
In den kommenden Jahren will das Führungsteam mehr als 2 Mrd. US-Dollar in neue Technologien investieren. Rund 1,2 Mrd. US-Dollar möchte das Management davon in den Bau von Biogasanlagen investieren, die Methan aus Abfällen einfangen und in die globale Pipeline-Infrastruktur Richtung Elektrizität-Kraftwerke einspeisen sollen.
Rund 250 Mio. US-Dollar an Steuergutschriften wird Waste Management für die Installation von Gasproduktionsanlagen in rund 18 seiner Mülldeponien erhalten. Waste Management geht davon aus, dass bis 2026 die Gasproduktion verachtfacht werden kann, was zusätzliche Gewinne von bis zu 500 Mio. USD einbringen könnte.
Waste Management geht weiterhin davon aus, dass die angelaufene technische Modernisierung inklusive KI-Einsatz in den kommenden vier Jahren bis zu 240 Mio. US-Dollar zusätzliche Gewinne einbringen könnte. Im Wesentlichen geht es hier um den Einsatz von optischen KI-gesteuerten Sensoren, wobei der gesamte Sortiervorgang weitgehend automatisiert werden soll. Langfristig bedeutet dies die Verringerung von Kosten im operativen Geschäft, was in Kombination mit der höheren Recyclingproduktion und einer deutlich verbesserten Recyclingqualität in steigende operative Margen münden dürfte.
Diese Investitionen machen absolut Sinn, denn angesichts der weiter wachsenden Bedeutung des Onlinehandels, der dazu führt, dass immer mehr Produkte in Plastik/Papier verpackt und in Paketen verschickt werden, wird die Nachfrage nach recycelten Materialien auch bei der Industrieproduktion steigen. Sehr langfristig denkbar ist, dass Waste Management irgendwann auch ein direkter Recycling-Dienstleister für Unternehmen werden wird, die im industriell geprägten Kreislauf zwischen Materialeinkauf, Verarbeitung und Vertrieb mit dem Wandel einer ökologisch sauberen Produktherstellung Schritt halten wollen.
Auch mit Müllbeseitigung sind in Zeiten von Klimaschutz und Künstlicher Intelligenz also Wachstumsmodelle denkbar, die vor der KI-Revolution zwar vielleicht schon angedacht, aber noch nicht in die Umsetzung treten konnten.
Die Aktie von Waste Management erreichte das Allzeithoch Ende Juni 2023 (172,93 US-Dollar). Am Freitag schloss die Aktie bei 172,01 US-Dollar, also nur 0,5 % unter dem Allzeithoch.
Die am 24. Oktober gemeldeten Quartalszahlen lagen im Rahmen der Schätzungen, was bei dieser Aktie auch der Normalfall ist. Trotzdem konnte die Aktie am Earning Day um 6 % steigen. Seitdem ist die Aktie um weitere 5 % gestiegen.
Die UBS hat kurz vor Bekanntgabe der Quartalszahlen am 23. Oktober die Aktie von Neutral auf Buy hochgestuft und ein Kurspotential bis in den Bereich zwischen 170 und 190 US-Dollar genannt. Die untere Schwelle von 170 US-Dollar hat die Aktie am 10. November überschritten. Seitdem bildet die Aktie eine flache Basis knapp unter dem Allzeithoch aus. Auch hier erwarten wir in Kürze die Überwindung des alten Allzeithochs und würden auch bei dieser Aktie von einem prozyklischen Einstieg nicht abraten.
Europäische Aktien unterm Allzeithoch suchen wir in der kommenden Woche
Im Marktradar der kommenden Woche wollen wir uns Aktien aus Europa ansehen, von denen wir glauben, dass diese wie Fastenal, T-Mobile US und Waste Management noch vor Jahresschluss neue Allzeithochs anlaufen könnten.
Das Musterdepot Marktradar bei wikifolio.com
Hinweis: Das Musterdepot ist inzwischen unter dem Titel “Marktradar” auf der Plattform www.wikifolio.com publiziert worden. Wir erwarten, dass das wikifolio in wenigen Wochen investierbar wird, sodass Interessierte an der Wertentwicklung des Musterdepots über den Kauf eines wikifolio-Zertifikats partizipieren können.
Wertentwicklung im Musterdepot
Das Musterdepot verlor in der vergangenen Handelswoche 0,10 % an Wert. Aktuell sind wir seit Auflegung am 31. Juli 2023 mit 1,71 % im Verlust. Damit stehen wir besser als der DAX da, der seit dem 31. Juli 2023 auf Xetra-Basis 2,54 % an Wert verloren hat. Der S&P 500 hat in diesem Zeitraum 0,19 % verloren – auf Euro Basis jedoch 0,50 % gewonnen, da die Abwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro erst Anfang Oktober begann.
Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen
In der vergangenen Handelswoche verhinderten negative Reaktionen auf die Quartalszahlen bei Autodesk, Deere & Co. sowie auf den deutschen Nebenwert USU Software, dass unser Musterdepot einen Wochengewinn erzielen konnte.
Verify Data hat jüngst 565 Hedgefonds nach ihren größten Positionen befragt. Diese Hedgefonds verwalten über 700 Mio US-Dollar an Anlagevermögen. Auf den 5 größten Positionen landen bekannte Namen wie Microsoft, Amazon, Meta Platforms, Alphabet und Nvidia. Auf Platz 6 finden wir dort Uber Technologies, was den einen oder anderen Beobachter vielleicht stutzig werden lässt, da das Unternehmen unter den Big Five fast als “No Name” erscheint. Uber Technologies ist weiterhin die größte Position in unserem Musterdepot und wir planen, kein Stück zu verkaufen. Im Gegenteil: wir planen, die Gewichtung von Uber Technologies zu erhöhen, sobald die Aktie endlich einmal Kursschwäche an den Tag legt. Ein Fehler im Nachhinein ist, dass wir Uber Technologies den November über nicht höher gewichtet haben.
Als Prä-Earning Trade für die kommende Handelswoche halten wir aktuell 2G Energy, Cerence, Foot Locker und Fortec Elektronik. Alle diese Aktien werden in den nächsten Tagen neue Quartalsergebnisse veröffentlichen. Die Aktie von Ollie’s Bargain Outlet Holdings, die wir auch als Prä-Earning Trade gekauft haben, wird erst am 6. Dezember vorbörslich neue Zahlen vermelden.
Die Discount-Optionsscheine auf den DAX (Long) und Tesla (Short) haben wir jeweils mit Gewinn verkauft.
Wir haben 4 europäische Aktien als längerfristig angedachte Haltepositionen gekauft: Argenx, Bilfinger, Eckert & Ziegler und MBB.
Wir haben das größte Biotech-Unternehmen aus der Eurozone, Argenx (WKN: A11602; Marktkapitalisierung: 26 Mrd. Euro) gekauft. Argenx ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das sich auf die Entdeckung, Entwicklung und Vermarktung von therapeutischen Antikörpern für die Behandlung schwerwiegender immunvermittelter Erkrankungen und Krebs konzentriert. Die Gründung erfolgte im Jahr 2008. Seinen operativen Sitz hat das Unternehmen im belgischen Zwijnaarde, wobei Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen auch in den Niederlanden und den USA betrieben werden. Die Kernkompetenz von Argenx liegt in der Erforschung von Technologien, die darauf abzielen, das Immunsystem zu modulieren und spezifische Immunreaktionen zu kontrollieren. Dabei hat sich das Unternehmen insbesondere auf die vielversprechende Immuntherapie fokussiert, die als revolutionärer Ansatz in der medizinischen Behandlung gilt. Das eine Medikament, das Argenx bislang hauptsächlich kommerziell vertreibt, heißt Vyvgart (auch bekannt als Efgartimod) und ist ein Fc-Rezeptor-Inhibitor, der im Dezember 2021 die Zulassung in den USA für die Behandlung der generalisierten Myasthenia gravis, einer Muskelerkrankung, erhalten hat. Unternehmenssprecherin Beth Delgiacco sagte im Mai, dass Argenx davon ausgeht, dass mit Vyvgart mehr als 100 weitere Autoimmunerkrankungen behandelt werden könnten. CEO Tim Van Hauwermeiren ergänzte im Juli, dass das Unternehmen das Potenzial des Medikaments konkret bei vier Krankheiten bestätigt hat. Ziel ist es, dass Vyvgart bis 2025 für 15 schwere Autoimmunerkrankungen eine Zulassung erhält (bisher gibt es nur eine Zulassung für eine Erkrankung !). Weitere Daten zu klinischen Studien werden noch vor Jahresschluss erwartet. Wir haben die Position mit einem Stopp-Loss unter dem zuletzt im Wochenchart verortbaren höheren Tief abgesichert und wollen Argenx wie die drei anderen Neukäufe ebenfalls trendfolgend handeln.
Das deutsche Unternehmen Bilfinger bietet Services rund um Wartung und Instandhaltung von Industrieanlagen an. Bilfinger entwickelt darüber hinaus Komplettlösungen für Anlagen und Infrastrukturprojekte, von der Planung über die Finanzierung bis hin zum Betrieb. Die Auftraggeber kommen sowohl aus privaten als auch öffentlichen Bereichen. Insbesondere wegen letzterer kam die Aktie zuletzt etwas unter Druck, da mit dem Karlsruher Urteil, dass nun zahlreiche Sondertöpfe für Projekte der Energiewende in ihrer Gestaltung verfassungswidrig sind, von Börsianern spekuliert wird, dass diese subventionierten Investitionen jetzt womöglich vor dem Aus stehen. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk hat der deutsche Finanzminister dem inzwischen aber eine Absage erteilt – zumindest soll eine Neustrukturierung der Ausgabentöpfe hinsichtlich effizienter Verteilung der Gelder im Fokus stehen und nicht eine schrumpfende Ausgabenpolitik. Für von der Vorgängerregierung nicht angepackte Umstrukturierungen nun wieder einzustampfen soll nicht der Folgeschluss der Bundesregierung aus dem Karlstruher Urteil sein. Bilfinger sieht eine positive Marktentwicklung, insbesondere verursacht durch den umfänglichen Wandel im Anlagenbau, allen voran für Deutschland. Denn der Bedarf für Effizienzsteigerungen sowie Instandhaltungsmaßnahmen bei den Kunden aus der Chemie, Petrochemie sowie Öl & Gas ist auf einem hohen Niveau stabil. Die Schwäche der deutschen Industrie macht Bilfinger mehr und mehr zu einem gefragten Partner. Derzeit sitzt der Konzern auf 3,475 Mrd. Euro an Aufträgen und ist quasi ein Profiteur davon, dass die deutsche Industrie nachhaltiger und effizienter werden muss. Wir sehen die jüngste, durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts mitverursachte Kursschwäche in der Aktie als Chance für einen Einstieg. Die Deutsche Bank hat Bilfinger jüngst mit Kaufen und Kursziel 60 Euro eingestuft, was aktuell einem Kurspotential von fast 70 % entspricht.
Über Eckert & Ziegler haben wir schon häufiger im Marktradar berichtet. Wir wollten nicht länger mit einem Einstieg in die Aktie warten und haben in der vergangenen Handelswoche eine kurze Kursschwäche für einen Einstieg genutzt.
Die deutsche Beteiligungsgesellschaft MBB SE (WKN: A0ETBQ; Marktkapitalisierung: 400 Mio Euro) hat sich auf börsennotierte, meist familiengeführte Unternehmen fokussiert, wobei Firmen mit hohem technischen oder ingenieurwissenschaftlichen Know-How bevorzugt werden. Dabei besteht ein Fokus auf mittelständische Green-Deal Profiteure, die zuletzt in der Anlegergunst nicht zur ersten Wahl gehörten, was auch die MBB-Aktie zu spüren bekam. Die MBB-Aktie notiert etwa 40 % unter dem Allzeithoch vom Juli 2021. Die Beteiligungsgesellschaft ist an Wertsteigerungen der gekauften Firmen interessiert und agiert nach dem Buy-and-hold Ansatz bzw. möchte Firmen als IPO an die Börse bringen. Zuletzt gelang das mit der Friedrich Vorwerk SE. Aktuell ist MBB an sechs Unternehmen beteiligt: Dem Autozulieferer Aumann, dem Anlagenbauer für Pipelines und Stromnetze Friedrich Vorwerk, dem Anbieter von Sicherheitssoftware DTS, dem Systemanbieter für nachwachsende Rohstoffe, insbesondere Buchenholz, Delignit, dem Hersteller von Hygieneprodukten Hanke Tissue und dem Matratzenhersteller CT Formpolster. Wie bei vielen deutschen Beteiligungsgesellschaften übersteigt der Wert der Firmen, an denen die MBB SE beteiligt ist, den Wert der MBB-Aktie. So betragen die Börsenwerte von Aumann und Vorwerk zusammen schon 520 Mio Euro, was bereits über der Marktkapitalisierung von MBB SE liegt (409 Mio Euro). Die MBB SE sitzt laut letztem Halbjahresbericht zudem auf Netto-Cash in Höhe von 375 Mio Euro, was schon fast dem Börsenwert von MBB entspricht. Anleger bekommen die Beteiligungen also nahezu umsonst, können aber dennoch Geld mit ihrem Investment verlieren. So verrückt ist manchmal Börse. Auf die Frage auf einer Konferenz, die von Alster Research veranstaltet wurde, wie der hohe Cash-Bestand aktuell genutzt wird, antwortete der CEO Christian Mang, dass MBB dieses Geld derzeit zu jeweils rund einem Drittel in Bankguthaben, Staatsanleihen und Blue-Chip-Aktien investiert. Bei den Aktieninvestments verfolge man keine exotischen Meinungen, so Mang, und wolle den Markt abbilden, kaufe dabei aber keine ETFs. Es bestehe ein höheres Exposure bei US-Aktien, so würden sich unter anderem im S&P 500 hoch gewichtete Titel auch bei MBB im Depot befinden. Konkrete Einzeltitel nannte der CEO während der Konferenz aber nicht. Charttechnisch hat die Aktie im Wochenchart in der 43. Kalenderwoche ein Trendfrüherkennungssignal ausgebildet, also ein höheres Tief im Abwärtstrend. Die am 14. November veröffentlichten Quartalszahlen wurden von Analysten als enttäuschend bezeichnet. Trotzdem haben sowohl Anleger als auch Insider beherzt zugegriffen. Die Aktie stieg am Tag der veröffentlichten Zahlen um 5 % und verzeichnete im Anschluss Insiderkäufe. Offensichtlich ist die Aktie nun so billig, dass auch schlechte Ergebnisse zu Käufen inspirieren. Wir haben ein paar Stücke von MBB am Freitag gekauft und wollen die Position weiter aufstocken.
Wir nehmen die heute vorgestellten drei US-Aktien Fastenal, T-Mobile US und Waste Management in die Watchlist mit auf und werden eventuell im Laufe der Woche in diese Aktien investieren.
Wir wollen außerdem eingie Aktien aus dem Gold- und Silberminenbereich kaufen, die wir für fundamental attraktiv und vom Kurs her ausbaufähig halten. Diese planen wir, bis mindestens Ende Februar 2024 zu halten. Damit begreifen wir diese Einstiege in erster Hinsicht als saisonale Trades, da Gold- und Silberminenaktien von November bis Februar in der Regel eine relativ starke Kursentwicklung an den Tag legen und wir am kommenden Freitag einen zumindest rhetorischen Richtungswechsel der FED in Richtung Zinssenkungen erwarten.
Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.