Marktradar vom 27. Oktober 2022
Marktradar vom Donnerstag, 27. Oktober 2022 von Stefan Pröhl
Swing Long Chance im SPY bei 380 ?
Der IPO ETF erhält mit dem Schlusskurs von gestern für heute wieder den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren” verpasst. Ich gehe davon aus, dass diese Abstufung nur temporärer Natur ist. Bei den Faktoren erhält Value (IWD) aktuell den Tagesstempel “Bodenbildung oder Seitwärts” und Growth (IWF) noch den Tagesstempel “Unter Beobachtung”. Growth könnte morgen aber ebenfalls auf “Bodenbildung oder Seitwärts” hochgestuft werden. Momentum (MTUM) ist weiterhin mit “Kaufen oder Aufstocken” der Faktor, der zuletzt die höchste Rendite einbrachte. Momentum-Ranglisten werden von Werten aus der Öl- und Gasindustrie dominiert.
Im SPY wird nun viel davon abhängen, ob die 380er Marke als Unterstützung dienen kann. Swing Trader könnten ein Erreichen dieser Marke spekulativ für Swing Trades auf der Long Seite nutzen.
Vorbörslich notiert der SPY nahezu unverändert, der RSP (S&P 500 gleich gewichtet) ist allerdings knapp 0,6 % im Minus.
Was fiel uns unter dem Radar der großen US-Aktienindizes auf?
Von den 56 Branchen, die ich beobachte, erhalten nur noch vier Branchen den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”. Diese sind “Gaming & Sport” (ESPO), “Social Media” (SOCL) “China Internet” (KWEB) und “REITs für Datencenter und Digitale Infrastruktur” (VPN).
Stefan Pröhl
Technischer Analyst & Wikifolio Trader
Gestern konnte man eine starke Rallye in chinesischen Internet-Aktien sehen. Damit konnten diese Aktien (als ADRs in den USA gelistet) als schwache Branche gestern das nachholen, was andere schwache Branchen bereits am Dienstag geschafft hatten: einmal zur Abwechslung die Top Listen statt die Down Listen anführen.
Weiter abwarten bei “Datencenter” und “Digitale Infrastruktur” Aktien trotz für Anleger attraktiven REITs Modellen ?
Schauen wir uns die vier größten Aktien im VPN-ETF (“REITs für Datencenter und Digitale Infrastruktur”) an. Diese sind im ETF zusammen mit etwa 45 % gewichtet: Equinix (EQIX), American Tower (AMT), Crown Castle (CCI), Digital Realty Trust (DLR).
American Tower (AMT) und Crown Castle (CCI) betreiben und vermieten u. a. Mobilfunkmasten, Glasfaser Streckenmeilen, also alles was mit der Infrastruktur von Telekommunikation und 5G zu tun hat.
Equinix (EQIX) stellt die digitale Infrastruktur für Unternehmen her und Digital Realty Trust (DLR) betreibt Rechenzentren.
Schauen wir uns solche REITs Modelle einmal am Beispiel von American Tower etwas genauer an: Aktuell betreibt und vermietet American Tower wohl über 200.000 Sendemasten, die Daten in ca. 25 Ländern übermitteln.
American Tower arbeitet mit den US-Bundesstaaten aber auch z. B. den Bundesländern und Kommunen in Deutschland zusammen, um für einen flächendeckenden Ausbau der Mobilfunknetze sorgen zu können.
Durch die REIT-Struktur sind aktuell 98 % der Einnahmen wiederkehrend durch die Vermietung von Immobilien, Glasfaserkabeln, Rechenzentren sowie Telekommunikationsanlagen. Dies sorgt für eine hohe Planungssicherheit.
Seit Mitte August hat die Aktie 30 % an Wert verloren. Ist sie nun billig zu haben? Mitnichten ! Das KGV 2022e beträgt immer noch 35 und das KUV 2022e enorm hohe 9. Berücksichtigt man den hohen Verschuldungsgrad (über 1000 % !), der auch eher weiter steigen als fallen sollte, so relativiert sich doch manches, was vom Geschäftsmodell her auf den ersten Blick ziemlich krisenresistent aussieht.
Das Problem von American Tower und den anderen drei hoch gewichteten Aktien in dem VPN-ETF scheint die hohe Bewertung zu sein.
Equinix ist für 2022e mit einem KGV von ca. 70, Digital Realty Trust sogar von fast 100 bewertet. Crown Castle weist ähnlich wie American Tower ein KGV von ca. 35 auf. Schaut man in die Kennzahlen-Historie zurück, so sind KGVs von unter 25 für solche relativ krisensicheren Geschäftsmodelle wohl auch nicht zu erwarten. Dennoch: erst wenn die Börsianer weniger kritisch auf solche Bewertungskennzahlen schauen, sollten diese grundsätzlich defensiven Aktien, die übrigens gute Dividendenzahler sind, in der Gunst der Anleger steigen. Für Trader halte ich diese Aktien aktuell für wenig interessant, weil diese auf Kommunikations- und Internetdienste fokussierten REITs Modelle trotz der starken Kursrückgänge seit Anfang September keine wirklichen Turnaround-Kandidaten sind.
Market Timing: Leerverkäufe weiterhin eine gute Wahl?
Von meinen Leerverkäufen innerhalb des Marktradars halte ich nur noch Positionen von Plug Power (PLUG). Unterhalb des Tiefs von gestern würde ich die Position wieder etwas aufstocken.
Da ich aktuell recht hoch auf der Long Seite investiert bin, platziere ich bei einigen Aktien Einstopp-Orders unter die Tiefs von gestern, um diese kurzfristig leerverkaufen zu können. Außerdem habe ich bei Long Positionen die Stopps teilweise recht nah an den Schlusskurs von gestern gezogen.
Brasilien verliert während der Wahlen
Mexiko (EWW) konnte zuletzt fünf Tage in Folge Tagesgewinne verbuchen. Ganz anders dagegen Brasilien. Hier kam es während der noch laufenden Präsidentschaftswahlen zu Abverkäufen. Umfragen sehen den ehemaligen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva knapp in Führung vor Amtsinhaber Jair Bolsonaro. Sobald der Wahlsieger feststeht, wäre die Unsicherheit vom Tisch und der entsprechende ETF (EWZ) könnte die Verluste schnell wieder aufholen.
Indien erhält ab heute den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”.
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass der Author jederzeit eigene Geschäfte in den vorgestellten Aktien, CFDs, Optionen und Derivate tätigen bzw. diese erwerben oder veräußern können. Die evtl. getätigten Transaktionen können unter Umständen den jeweiligen Kurs des Handelsobjektes beeinflussen. Auch wenn wir jeden Bericht respektive Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen anfertigen, raten wir Ihnen betreffs Ihrer Anlageentscheidungen weitere Quellen zu nutzen. Bspw. Ihre Hausbank oder etwaige Berater. Deshalb ist auch die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von uns veröffentlichten Ausführungen für Ihre Anlageentscheidung resultieren können, kategorisch ausgeschlossen. Generell sind alle börsennotierten Wertpapiere und auch Handelsprodukte, die außerbörslich gehandelt werden, zum Teil erheblichen Schwankungen unterworfen.
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