Marktradar für Montag, 3. April 2023
Erfolgreiche Börsianer schauten im ersten Quartal in die Zukunft
Der ETF auf den Nasdaq 100 (QQQ) konnte im ersten Quartal 2023 ein Rekordergebnis erzielen: Er stieg um satte 20,52 %.
Die gleichgewichtete Variante für den Nasdaq 100 (QQQE) konnte im ersten Quartal nur um 13,66 % steigen.
Anhand dieser Renditedifferenz können wir schlussfolgern, dass relativ hoch gewichtete Aktien im Nasdaq 100 eine Outperformance gegenüber niedriger gewichteten Aktien erzielt haben. Schauen wir uns diese Outperformer etwas genauer an:
Die Aktien aus dem Nasdaq 100 mit der stärksten Performance für das erste Quartal 2023 waren Nvidia (90,13 %), Meta Platforms (76,17 %) und Tesla (68,37 %). Diese drei Quartals-Highflyer bilden zusammen etwa 10 % vom Nasdaq 100 ab. Keine dieser drei Aktien gehört aber zu den drei am höchsten gewichteten Aktien im Nasdaq 100. Das sind nämlich Apple, Microsoft und Amazon. Dieses Trio bildet zusammen fast 30 % vom Nasdaq 100 ab. Apple legte im ersten Quartal um 26,86 % zu, Microsoft um 20,19 % und Amazon um 22,96 %.
Im ersten Quartal 2023 sahen wir zudem eine eklatante Outperformance des Nasdaq 100 gegenüber den anderen großen US-Aktienindizes. Zum Vergleich:
Der ETF auf den S&P 500 (SPY) schloss das erste Quartal mit einem Gewinn von 7,05 % ab.
Der ETF auf den Dow Jones Industrial Average Index (DIA) konnte im ersten Quartal 2023 erst im Endspurt ein positives Ergebnis erzielen. Am vergangenen Freitag stieg der DIA-ETF um 1,26 %; das reichte gerade noch aus, um das erste Quartal mit einem kleinen Gewinn von 0,39 % abzuschließen.
Der ETF auf den Russell 2000 (IWM) stieg im ersten Quartal um 2,32 %.
Da wir eine Underperformance in Nebenwerten sehen, wäre es etwas kurzsichtig zu behaupten, dass das erste Quartal 2023 ein Stockpicker-Markt war. Denn Stockpicker erzielen ihre Outperformance in der Regel mit Nebenwerten – und diese haben seit Jahresbeginn unter dem Strich schlechter als die sechs oben genannten Large-Caps abgeschnitten.
Was haben hoch kapitalisierte Aktien wie Nvidia, Meta Platforms und Tesla gemeinsam?
Alle drei Unternehmen setzen darauf, dass der Mensch auf eine veränderte, interaktive digitale Kommunikation im Alltag zusteuert: Stichworte hierfür sind Künstliche Intelligenz (Nvidia), das Metaversum (Meta Platforms), die Elektrifizierung des Autos (Tesla). Diese digitalen Transformationen werden nicht nur den Umgang des Menschen mit Technik verändern, während er diese nutzt. Schon die Erfindung des Smartphones hat unser tägliches Schalten und Walten verändert und eine neue, zuvor unbekannte Dimension des Informationsaustausches und der Kommunikation mit anderen Menschen geschaffen. Einen Großteil unserer Lebenszeit verbringen wir inzwischen aktiv auf Social Media Kanälen oder nutzen das Angebot von Inhalten im Web. Was bisher aber nur äußerst peripher in unseren Alltag eindrang, ist die menschenähnliche Kommunikation mit Geräten: In naher Zukunft werden uns menschenähnliche Stimmen aus Geräten Ratschläge erteilen. Wir werden Zeit in Parallelwelten so verbringen, als wären wir aus dem Haus gegangen und hätten Menschen getroffen. Wir werden uns in Autos durch die Gegend fahren lassen, statt selbst auf das Gaspedal zu treten.
Erfolgreiche Börsianer hatten im ersten Quartal 2023 eine solche Zukunft vor Augen. Erfolglose Börsianer ließen sich von geldpolitischen Themen an der Nase herumführen.
Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?
Marktbreiteindikatoren geben zum Quartalswechsel für den ersten Handelstag im April grünes Licht für steigende Kurse.
In 90 % aller von mir beobachteten Branchen- und Themen-ETFs sehen wir inzwischen höhere Tiefs oder höhere Hochs. 52 % aller von mir beobachteten Branchen- und Themen-ETFs erhalten für heute den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”.
Die Marktbreite hat den Bullen Einlass gewährt. Und die Türen werden nun so weit geöffnet, dass ein schneller Rückfall unter alte Zwischentiefs eigentlich nur durch eine externe Schockwelle denkbar ist.
Zum Ende der vergangenen Woche beobachteten wir in den Charts zahlreiche Ausbrüche von Aktien auf neue Hochs.
Außerdem haben einige Aktien nun die Phase der Bodenbildung verlassen oder stehen kurz davor. Zwei dieser Aktien werde ich unten kurz vorstellen: die eine Aktie ist am Freitag ausgebrochen, die andere Aktie dürfte in Kürze ausbrechen.
Für ein marktbreites Kursanstiegs-Manöver spricht auch die Kongruenz, die wir aktuell bei den Konsumgüter-ETFs sehen. Sowohl die dem Risk-Off Lager zuzuordnenden Basiskonsumgüter (XLP: Mineralwasser, Zahnpasta, Unterwäsche etc.) als auch die dem Risk-On Lager zuzuordnenden Nichtbasiskonsumgüter (XLY: Handtaschen, Möbel, Motorräder etc.) erhalten für heute den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Solch eine einvernehmliche Ausrichtung dieser beiden sonst häufig negativ korrelierten ETFs findet sich dann, wenn der Gesamtmarkt in eine neue Marktphase eintritt, die sich dadurch auszeichnet, dass diese auf einer Welle zu reiten beginnt, die nahezu alle Sektoren und Branchen erfasst. Zumindest solange, wie dieser Aufschwung als “Neue Welle” von Börsianern noch etwas ungläubig bestaunt wird. Dazu passt, dass sowohl Risk-Off Profiteure wie Energieversorger (XLU) als auch Risk-On Profiteure wie Technologie (XLK) für heute den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten.
Wenn Risk-On Bereitschaft zunimmt, dann werden Risk-Off Anlagen mit hochgezogen. Das sehen wir jetzt.
Auch in Bullenphasen können wir mit Aktien von Energieversorgern Geld verdienen.
Aber in Bärenphasen können wir mit Technologieaktien kein Geld verdienen.
Welche Branchen sind von dieser “Neuen Welle” denn (noch) nicht erfasst worden ?
Diese lassen sich an einer Hand abzählen: Banken, Versicherungen, Broker, Biotechnologie, Cannabis.
Unter den kaufbaren Branchen erhält den Tagesstempel “Bodenbildung oder Seitwärts” heute nur der Healthcare-Sektor (XLV). Ob sich dieser Sektor im zweiten Quartal an der Börse als Nachzügler oder weiterhin als Underperformer präsentiert, lässt sich aktuell schwer abschätzen.
Nun folgen zwei Aktien, die mir am Wochenende beim Scannen aufgefallen sind:
Extreme Networks am Freitag mit Ausbruch
Einen schönen Ausbruch sahen wir am Freitag bei der Aktie von Extreme Networks (EXTR; Marktkapitalisierung: 2,4 Mrd. US-Dollar).
Extreme Networks stellt für Unternehmen Geräte und Software her, die das Netzwerkmanagement innerhalb einer Firma reibungslos arbeiten lassen soll. Die Firma gilt als Profiteur der 5G-Technologie, die während des Hypes um die Künstliche Intelligenz bei Megatrendsuchern ein bisschen in das Hintertreffen geriet. Extreme Networks verbindet Netzwerkgeräte so, dass Daten ausgewertet werden können. Dazu gehören automatisierte Fehlerbehebungen und Sicherheitslösungen, die ein einwandfreies Funktionieren von Geschäftsabläufen in der Cloud ermöglichen sollen. Kunden kommen vornehmlich von Weiterbildungsanbietern und Regierungsbehörden.
Die Aktie konnte am Freitag per Tagesschlusskurs den seit dem 1. Dezember 2022 gültig gewesenen Abwärtstrendkanal bei hohem Handelsvolumen nach oben verlassen. Die Aktie schloss bei 19,12 US-Dollar. Die 20 US-Dollar Marke dürfte nach dem am Freitag erfolgten Ausbruch wohl nur ein erstes Etappenziel sein.
Extreme Networks ist attraktiv bewertet: Für 2023 wird der Aktie von Analysten ein KGV von 18 zugesprochen, das bis 2025 auf 10 fallen soll. Das KUV soll für 2023 bei etwa 2 liegen und bis 2025 auf 1,5 fallen. Die Wachstumsraten für Umsatz und Gewinn sind demnach hoch: Dabei soll der Gewinn in den nächsten zwei bis drei Jahren etwa dreimal so hoch steigen wie der Umsatz.
Die Aktie gehört im ETF für Multimedia-Networker (IGN) zu den 10 Top Holdings und ist dort aktuell mit 4,55 % gewichtet. Größte Positionen in diesem ETF sind Juniper Networks (JNPR), Arista Networks (ANET) und Motorola Solutions (MSI). Die viertgrößte Position im ETF wäre dann der Netzwerk-Riese Cisco Systems (CSCO).
Der IGN-ETF spiegelt den Ausbruch aus dem Trendkanal bei Extreme Networks in etwa 1:1 ab – auch hier erfolgte der Ausbruch aus einem Abwärtstrendkanal also am vergangenen Freitag. Juniper Networks ist ein solcher Ausbruch bereits am 24. März gelungen.
Take-Two Interactive steht kurz vor dem Ausbruch
Das in New York beheimatete Unternehmen Take-Two Interactive Software (TTWO; Marktkapitalisierung: ca. 20 Mrd. US-Dollar) ist ein Entwickler von Online Spielen, von denen Grand Theft Auto das vermutlich bekannteste Online-Spiel neben der Basketball-Spielserie NBA 2K ist. Durch die Übernahme von Zynga im Jahr 2022, für die Take-Two Interactive Software über 10 Mrd. US-Dollar zahlte, konnte man in den lukrativen Mobile-Gaming Bereich vorstoßen.
Laut dem Marktforschungsunternehmen Newzoo erwirtschaftete Mobile-Gaming im Jahr 2022 schätzungsweise die Hälfte des Gesamtumsatzes der Branche. Darunter leiden große Spieleentwickler wie Take-Two Interactive Software, weil auf dem Smartphone mehr gedaddelt wird und Fans weniger als bei Konsolenspielen dazu ermuntert werden können, Geld für Franchising, also für bessere Ausrüstung etc. auszugeben.
Take-Two Interactive Software hatte zuletzt zweimal in Folge den Ausblick gesenkt. Das Unternehmen hat Anfang März Medienberichte über gezielte Entlassungen bestätigt, aber noch keine konkreten Zahlen bekannt gegeben.
Auf die Frage, wie die Künstliche Intelligenz den Gaming-Bereich beeinflusst, antwortete der CEO, Strauss Zelnick, während einer Telefonkonferenz recht ausführlich. Zusammengefasst sagte er in etwa:
“Chat GPT ist der heutige Taschenrechner. Als ich ein Kind war, gab es so etwas nicht, ich gebe es nur ungern zu, aber es ist wahr, also musste ich mit der Hand rechnen. Und dann kamen Taschenrechner und die Eltern waren aufgeregt und dachten nach: “Oh, Kinder müssen nicht mehr Mathe lernen”, und die Antwort lautete: “Mathe muss man immer noch lernen, aber wir haben nun ein Werkzeug, das es einfacher und schneller macht, Mathe zu lernen”. Chat GPT ist im Grunde dasselbe: Wir läuten eine sehr aufregende Ära neuer Tools ein und sie werden es unseren Teams und den Teams unserer Konkurrenten ermöglichen, Prozesse effizienter zu erledigen, also werden wir mehr tun wollen, wir werden noch kreativer sein wollen. Mit weniger Personal werden wir mehr produzieren können. Danach brauchen wir womöglich mehr Personal, um das Mehr an Kreativität stemmen zu können. Und nein, Chat GPT wird niemanden ermöglichen zu sagen: „Liebe KI: Bitte entwickeln Sie den Konkurrenten von Grand Theft Auto, der besser ist als Grand Theft Auto“, und dann schicken Leute es einfach raus und versenden es digital und dann wird keiner mehr bei uns Grand Theft Auto kaufen wollen. Okay, manche werden es vielleicht versuchen, aber es wird ihnen nicht gelingen.”
Analysten bewerten die Aktie aktuell mit einem erwarteten 2023er KGV von 33, das bis 2025 auf 15 sinken soll. Wurden für 2022 noch Umsätze von 3,50 Mrd. US-Dollar erzielt, so sollen diese sich bis 2025 verdoppeln.
Die Aktie von Take-Two Interactive Software hat im Jahr 2022 die Marke von 120 US-Dollar fünfmal erfolgreich getestet. Der sechste Test dieser Marke führte dann am 21. September 2022 zum Unterschreiten dieser Unterstützung. Im Oktober 2022 konnte die 120 US-Dollar Marke im Chart zwar noch einmal überwunden werden. Am 31. Oktober 2022 rutschte die Aktie schließlich abermals unter diese wichtige Marke. Seitdem hat sich die 120 US-Dollar Marke im Chart als horizontaler Widerstand etabliert.
Am vergangenen Freitag stieg die Aktie um 2,32 % und hatte das Tageshoch bei 119,92 US-Dollar. Ein Überschreiten der 120 US-Dollar Marke sollte der Aktie von Take-Two Interactive Software einen kräftigen Schub nach oben verleihen. Seit Anfang November hat sich ein aufwärts gerichteter Trendkanal etabliert, der bei einem nun schnellen Ausbruch über die 120 US-Dollar Marke nach oben verlassen werden kann.
Neue Quartalszahlen wird Take-Two Interactive Software vermutlich Anfang Mai veröffentlichen.
Frontier-Märkte kündigen neue Bullenwelle für die Emerging Markets an
Auch in den Regionen ex-USA beobachten wir zum Quartalswechsel eine marktbreite Türöffnung für die Bullen.
Etwa 70 % aller von mir beobachteten Regionen-ETFs ex-USA erhalten den Tagesstempel „Kaufen oder Aufstocken”.
In über 93 % aller Regionen-ETFs ex-USA sehen wir aktuell höhere Tiefs oder höhere Hochs.
Tiefere Tiefs bzw. tiefere Hochs sehen wir nur in den Charts für die Regionen Ägypten (EGPT), Israel (EIS), Pakistan (PAK) und Türkei (TUR). Den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” erhält für heute nur noch Pakistan.
Steile Rallyes sahen wir zuletzt in den Regionen Indonesien (EIDO) und Japan (JPY). Kündigen sich hier die nächsten Outperformer aus der Region Asien an ?
Der ETF für Frontier-Märkte (FM), der Aktien aus sogenannten Schwellenländern mit kleineren Börsen wie Nigeria, Peru, Rumänien oder Vietnam enthält, gilt als ein guter Seismograph für die Zunahme von Risk-On Bereitschaft bei global agierenden Fondsmanagern: diese fahren häufig ihre Quoten für Aktien aus den Emerging Markets hoch, wenn auch kleine Schwellenländer Power zeigen. Erstmals seit dem 27. Januar 2023 erhält der FM-ETF vom Marktradar heute wieder den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”.
Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.
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