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Marktradar vom 3. Juli 2023

Marktradar vom Montag, 3. Juli 2023 von Stefan Pröhl

Marktradar für Montag, 3. Juli 2023

Unternehmenslenker müssen jetzt aktiv werden – trotz hoher Zinsen

US-Wirtschaft im zweiten Quartal mit höherem BIP als erwartet

Am Freitag veröffentlichte die Federal Reserve Bank of Atlanta eine aktualisierte Prognose für das US-Bruttoinlandsprodukt. Diese sogenannte GDP-Now-Erhebung lag bei 2,2 %, was deutlich mehr Wachstum prognostiziert, als die Mehrzahl der US-Volkswirte noch zum Jahreswechsel 2022 / 2023 der amerikanischen Wirtschaft zugetraut hatte.

Die abschließende Prognose für das nun abgelaufene zweite Quartal, das ja am Freitag endete, wird in etwa vier Wochen, also Ende Juli, erwartet. Große Korrekturen sind in der Regel nicht mehr zu erwarten. Selbst wenn die offizielle Wachstumszahl für das BIP Ende Juli dann bei 1,5 % statt bei 2,2 % für das zweite Quartal liegt, dürfte das keine nennenswerten strategischen Richtungswechsel bei aktiven Börsianern erzeugen. Diese schauen dann schon Richtung drittes und viertes Quartal. Korrekturen, die das zweite Quartal betreffen, werden dann als Randnotizen durchgewunken.

US-Verbraucher kaufen weiter auf Kredit – trotz hoher Zinsen

US-Konsumenten scheinen nicht wirklich kürzer treten zu wollen, der Häusermarkt in den USA scheint die Talsohle verlassen zu haben. Relativ hohe Hypothekenzinsen werden akzeptiert, wenn der Traum vom Eigenheim Wirklichkeit werden soll. Goldene Zeiten für Immobilienkäufer sind in naher Zukunft sowieso nicht zu erwarten – diese reale Einsicht ist nun in den Köpfen angekommen. 

US-Firmen investieren weiter – trotz hoher Zinsen

US-Unternehmen investieren genau jetzt in die Optimierung von Geschäftsprozessen und in den Ausbau von Kapazitäten; vielleicht auch, weil Unternehmenslenker durch die rasanten Fortschritte, die die Künstliche Intelligenz für Anwender aktuell verspricht, sich jetzt dazu genötigt fühlen: sie müssen jetzt aktiv werden und können es sich nicht leisten, abzuwarten bis die Zinsen sinken. Die Angst, von der Konkurrenz abgehängt zu werden, tritt normalerweise dann auf, wenn Kredite billig zu bekommen sind. Letzteres ist aktuell aber nicht der Fall.

Not macht nicht nur erfinderisch, sie blendet auch das aus, was vom Aktivwerden ablenkt.

Eigentlich ist so ein Szenario – Wirtschaftswachstum trotz sinkender Inflation und anhaltend hoher Zinsen – fast die beste aller Welten, die sich ein Aktionär wünschen kann. Er muss jetzt nur den Mut haben, die Trumpf-Karte auch auszuspielen. Volkswirte, die diese Trumpf-Karte nicht auszuspielen bereit sind – vielleicht weil sie auf eine noch bessere Datenlage warten – sind im Mainstream der Presseberichterstattung gefühlt in der Mehrzahl. Die meisten klammern sich an die Karten “inverse Zinskurve”, “hohe Zinsen”. Bei so einem Blatt spielen sie das Szenario „abschwächende Wirtschaftsdynamik” und legen dementsprechend eher negative Ausblicke “auf den Tisch”; behalten den Trumpf “Wirtschaftsaufschwung” also lieber “auf der Hand” statt ihn jetzt auszuspielen.

Sollte es infolge der Künstliche Intelligenz zu einem  Produktivitäts- und Optimierungssschub kommen – und damit auch zu keinem negativen Bruttoinlandsprodukt in den USA in diesem Jahr und auch nicht im nächsten Jahr -, dann könnte man durchaus den Schluss ziehen, dass der Bärenmarkt, der im Januar 2022 begann und im Oktober 2022 – zumindest auf Indexbasis – endete, eine Rezession vorwegnahm, die sich nie eingestellt hat. 

Solche vorweggenommenen falschen Erwartungen sind ein kräftiger Zündstoff für steigende Aktienkurse. 

Die Folge dürfte eine V-förmige Erholung an den Aktienmärkten sein – womöglich ähnlich, wie wir sie auch während der Corona-Pandemie infolge der Stimuluspakete der Regierungen in den Charts der großen US-Aktienindizes gesehen haben – nur jetzt dürfte sich die V-förmige Erholung in den Charts zeitlich länger gestreckt ausbilden. Warum zeitlich länger gestreckt ?

Die Stimuli während der COVID-19 Pandemie waren ein vom Notarzt verschriebenes Medikament für eine abrupt erkrankte US-Wirtschaft gewesen. Der nun ins Rollen kommende Produktivitäts- und Optimierungsschub ist hingegen ein Medikament, das eher ein “hohes Alter” gewährleisten soll – wird also einer noch halbwegs gesunden US-Wirtschaft verabreicht, die für die Zukunft fit gemacht werden soll und nicht hier und jetzt wiederbelebt werden muss. Das KI-Medikament wirkt nachhaltig, das Covid-Medikament wirkte aufputschend. 

Zum Halbjahreswechsel erhalten alle großen US-Aktienindizes den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. 

Blauer wolkenkoser Himmel allerorten? 

Eigentlich kann man diese Frage mit Ja beantworten. Wir wollen aber nicht nur als Schönwetter-Apostel verstanden werden, also schauen wir mal etwas kritischer hin. Leicht angegraute Wolken sehen wir vielleicht im Chart des ETF für den Dow Jones Industrial Average Index (DIA) aufziehen, weil sich an diesem Montag ein tieferes Tief im Chart gebildet hat. Sollte das tiefere Tief vom Montag (335,95 US-Dollar) unterschritten werden, dann kann es zu einer zeitlich ausgedehnteren Korrektur im DIA-ETF kommen – was unsere Markteinschätzung, dass sich die großen US-Aktienindizes noch einige Wochen seitwärts bewegen, sogar entgegenkommt.

IPO Aktien mit nur kurzer Verschnaufpause ?

Der Renaissance IPO-ETF (IPO) hatte am 16. Juni ein 9-Monats-Hoch bei 33,06 US-Dollar erreicht. Im Unterschied zu den meisten anderen für den Marktradar beobachteten ETFs konnte der IPO-ETF die Kurse vom vergangenen Mittwoch zum Wochenschluss nicht überwinden. Wir vermuten, dass diese kurzzeitige Schwäche nur Bestandteil einer Verschnaufpause für einen Spurt Richtung neuer Zwischenhochs sein wird.

Ausbrüche nach oben funktionieren seit Dienstag so gut wie lange nicht mehr

Seit Dienstag hat sich der Innovator IBD Breakout Opportunities ETF (BOUT) fulminant entwickelt. Dieser ETF kann als Gradmesser für Break-Out Aktivitäten herangezogen werden. Von Anfang November 2020 bis Mitte Februar 2021 stieg der ETF in 16 Wochen um fast 60 %. So einen Sprint wollen die Bullen jetzt sehen – allerdings halten wir es für unwahrscheinlich – aber nicht unmöglich -, dass wir für die nächsten 16 Wochen so einen Sprint sehen werden.

Niedrige Volatilität fördert weiterhin Trendfolge

Der CBOE Volatility Index (VIX) notiert weiterhin in einer Range auf niedrigem Kursniveau (zwischen 12,70 und 15) – damit dürften kurzfristige Schwächephasen in einzelnen Sektoren eher auf Verschnaufpausen als auf Trendwechsel hinweisen. Die Marke von 16 könnte sich nun als Schwelle für das Aufkommen kleiner Panikattacken etablieren. Solange der VIX unter 16 bleibt, dürfte “Kaufen oder Aufstocken” selbst dann, wenn der S&P 500 und der Nasdaq 100 die nächsten Wochen seitwärts verlaufen, eine gute Handlungsempfehlung darstellen.

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

Imposante 67 % der für den Marktradar von mir beobachteten ETFs auf Sektoren, Branchen und Themen erhalten für diesen Montag den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Hier und da verorten wir im Chart von solchen im Prinzip trendfolgend kaufbaren ETFs ein tieferes Hoch oder tieferes Tief, so beispielsweise im Sektor Beteiligungsgesellschaften (PSP) und in den Themen-ETFs für Genomics (ARKG) und Robotics und AI (BOTZ). Aber in der Mehrzahl der trendfolgend kaufbaren Branchen scheint die Sonne bei wolkenlosem Himmel. Wie in der Kurzanalyse oben zum ETF für den Dow Jones Industrial Average (DIA) bereits geschrieben, sollten Anleger sich von leichten Kursschwächen mittelfristig nicht abschrecken lassen.

Starke Rallyes sahen wir in der vergangenen Handelswoche bei Fluggesellschaften (JETS) und Aktien aus dem Bereich Logistik und Transport (IYT). 

Starke Rallyes sahen wir auch bei Aktien aus dem Bereich Industrie (XLI), hier vor allen Aktien, die von einem dringend notwendigen Ausbau der Infrastruktur in den USA profitieren sollten. Aktien aus diesem Bereich werden beispielsweise durch den ETF GX U.S. Infrastructure Development (PAVE) abgebildet.

Und der Healthcare-Sektor (XLV) könnte nun damit beginnen, die Mitte April begonnene Seitwärtsbewegung zwischen 130 und 135 US-Dollar im Chart zu verlassen. Der XLV-ETF wird seit dem 15. Juni mit dem Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” bewertet. Die Kursentwicklung seit dieser Hochstufung sieht ziemlich produktiv aus, so dass der Marktradar in Kürze einen Ausbruch über 135 US-Dollar favorisiert (Schlusskurs im XLV am Freitag: 132,73 US-Dollar).

Schauen wir uns beispielhaft zwei Aktien an, die in diesem Jahr zu den Verlierern in den Branchen Transport und Infrastruktur gehören. Können diese Aktien im zweiten Halbjahr charttechnisch Boden gutmachen ?

Air Transport Services Group

Die in Ohio beheimatete Air Transport Services Group (ATSG; Marktkapitalisierung: 1,4 Mrd. US-Dollar) hat sich auf Luftfrachttransporte und damit verbundene Dienstleistungen spezialisiert. 

In den ersten beiden Jahren nach der Corona-Pandemie konnte das Management extreme Sprünge beim Gewinn verkünden. Erzielte das Unternehmen 2014 bis 2020 noch Jahresgewinne zwischen 30 und 60 Mio US-Dollar, so erhöhten sich diese 2021 und 2022 auf zwischen 200 und 230 Mio US-Dollar. Das entspricht etwa einem Gewinnsprung um das Vierfache. Die Nettogewinnmarge schoss dabei gewaltig in die Höhe. Air Transport Services Group konnte bei wachsendem Umsatz offensichtlich auch höhere Preise durchdrücken.

Während der ETF für Transportaktien (IYT) seit Jahresbeginn 17 % im Plus liegt, notiert die Aktie von der Air Transport Services Group seit Jahresbeginn aber 27 % im Minus. Warum ist die Aktie so abgestürzt ?

Anfang Mai enttäuschte das Management wiederholt mit schwachen Quartalszahlen. Der Aktienkurs verlor am Earning-Day (5. Mai) etwa 25 %, stürzte von 20 auf 15 US-Dollar ab. Bereits im Februar war die Aktie von 28 auf 20 US-Dollar gefallen. Nach dem dritten Kursrutsch in Folge (im Februar stürzte der Aktienkurs an zwei Tagen zweistellig ein) haben acht Insider zwischen dem 9. und 19. Mai zu Kursen zwischen 14,43 und 16,49 US-Dollar Aktien ihres Unternehmens gekauft. Aktuell notiert die Aktie bei 18,87 US-Dollar. Die acht Insider liegen also mit ihren Mai-Käufen aktuell zwischen 15 und 30 % im Gewinn. 

Seit Anfang Mai verzeichnen wir im Chart der Aktie vorwiegend weiße Kerzen. Die Aktie wird also seit Mai vorwiegend zum Handelsende gekauft, was ein bisschen auf institutionelles Interesse hinweist.

Für das laufende Jahr erwarten Analysten Umsätze von etwa 2 Mrd. US-Dollar. Bereits für 2025 werden Umsätze von 2,50 Mrd. US-Dollar angepeilt. Sowohl bei Umsatz und Gewinn werden bis 2025 Steigerungen von etwa 20 % erwartet, was für ein Transportunternehmen schon recht ambitioniert erscheint.

Air Transport Services Group kann aktuell die starken Gewinnmargen aus 2021 und 2022 offensichtlich nicht mehr durchsetzen, was wohl auch der Hauptgrund dafür sein dürfte, warum die Aktie seit Jahresbeginn 27 % im Minus notiert.

Vom Corona-Tief aus Mitte März 2020 konnte sich die Aktie innerhalb von zwei Jahren im Wert verdoppeln. Im Mai 2023 ist die Aktie dann auf das Kursniveau von Mitte März 2020 – also dem Corona-Tief – zurückgefallen. Nicht nur die Insider haben Anfang Mai 2023 gesehen, dass die Aktie nun günstiger zu kaufen ist als beim Corona-Tief, denn Air Transport Services Group macht heute deutlich mehr Umsatz und Gewinn als damals.

Aktuell scheint das Unternehmen mit einem KGV 2023e von 11 und einem KUV von 0,65 auch günstig bewertet zu sein, weshalb die Aktie für Value-Investoren durchaus interessant ist. 

Aufgrund der hohen Gewinnmargen galt die Air Transport Services Group unter Kennern als zyklische Qualitätsaktie. Diesen Nimbus hat die Aktie durch die zuletzt doch stark enttäuschenden Quartalsergebnisse und die Angleichung des erwarteten Umsatzwachstums an das Gewinnwachstum für die kommenden zwei Kalenderjahre nun nicht mehr inne.

Wer in diese Aktie investieren möchte, spekuliert in erster Linie darauf, dass das Management die richtigen Maßnahmen ergreifen kann, um mittel- und langfristig die Nettogewinnmarge zu verbessern. Dass die Aktie jetzt günstig wie selten zu kaufen ist, haben – ungeachtet aktueller Probleme – nicht nur die acht Insider erkannt.

Clearfield

Das in Minnesota beheimatete Unternehmen Clearfield (CLFD; Marktkapitalisierung: 700 Mio US-Dollar) bietet Lösungen für Glasfasernetze an. Clearfield hilft Unternehmen, Glasfasernetze schnell und kostengünstig zu installieren und anzubieten. Die unternehmenseigene Fiber-to-Anywhere-Plattform bietet auch für  Mobilfunkbetreiber, Medienunternehmen, Versorgern aus dem Bereich der Digitalen Kommunikation sowie Kommunen und Rechenzentren Hilfestellungen an, um rasch die Glasfasernutzung anwenden und optimieren zu können. Dabei werden Installationen auch unter der Erde durchgeführt und Kästen und Verschalungen für die Kabelverlegung in Gebäuden verkauft.

Das Unternehmen profitiert von den steigenden Infrastrukturausgaben, die sowohl für den Ausbau des Breitbandnetzes in Form von Glasfaserkabelverlegungen in den USA als auch für den Ausbau des 5G-Netzes in Form einer dichteren Ausbreitung von Mobilfunkstandorten gelten. Eine Verbesserung der Netzwerkarchitektur scheint auch dringend nötig zu sein, um Behörden und Unternehmen dabei zu helfen, beim rasanten Fortschritt von KI-Anwendungen nicht abgehängt zu werden.

Während der ETF für Aktien aus dem Bereich Infrastruktur (PAVE) seit Jahresbeginn über 18 % im Plus liegt, notiert die Aktie von Clearfield seit Jahresbeginn 50 % im Minus. Warum ist die Aktie so stark abgestürzt ?

Wie auch die Air Transport Services Group hat die Aktie Anfang Mai infolge der Verkündung von Quartalszahlen ihr bisheriges Jahrestief erreicht. Die Aktie verlor am Earning-Day (5. Mai) 16 % an Wert und schloss den Tag bei einem Kurs von etwa 35,27 US-Dollar ab. Das Allzeithoch in der Aktie sahen wir im November 2021 bei 134,90 US-Dollar. Am vergangenen Freitag schloss die Aktie bei 47,35 US-Dollar, notierte damit etwa 65 % unter dem Allzeithoch.

Am 4. Mai hatte das Unternehmen zwar Quartalszahlen verkündet, die über den Erwartungen der Analysten lagen. Aber der Ausblick schockierte die Börsianer: Für das Fiskaljahr 2023 wurde von Clearfield ein Gewinn pro Aktie von 1,80 US-Dollar in Aussicht gestellt. Zuvor lag die vom Unternehmen selbst geäußerte Prognose bei einem Gewinn pro Aktie von 4,40 US-Dollar. Das entspricht einer Verfehlung der eigenen Prognosen von etwa 60 %. Auch die Umsatzerwartungen für 2023 wurden nach unten korrigiert.

Anders als bei der Air Transport Services Group kam es danach in der Clearfield-Aktie zu keinen Insider-Käufen. Seit dem schockierenden Ausblick vom 5. Mai ist die Aktie um 34 % gestiegen. Buy-on-Bad-News hieß am Earning Day eindeutig die Devise, die bis heute auch anhält. Der Kursanstieg in der Aktie verlief seitdem nicht sprunghaft, sondern stetig. Trotz dieser doch deutlichen Erholung vom Jahrestief halten Shortseller immer noch etwa 20 % der umlaufenden Aktien. Damit ist Clearfield eine lupenreine Short-Squeeze Spekulation. Zum Vergleich: Shortseller waren in der Air Transport Services Group nicht wirklich aktiv. Der Short-Float bei Air Transport Services Group liegt gerade einmal bei etwa 3 %.

Schauen wir uns nun einmal die Fundamentaldaten der Clearfield-Aktie an. Analysten erwarten für das Jahr 2025 einen rasanten Gewinn- und Umsatzsprung in dieser Aktie. Wird für das laufende Fiskaljahr ein Gewinn pro Aktie von – wie oben bereits geschrieben – etwa 1,80 US-Dollar erwartet, so soll der Gewinn pro Aktie im Jahr 2025 auf 7,24 US-Dollar steigen. Das entspricht einem Gewinnsprung um 300 %. Das aktuelle KGV 2023e würde dann von aktuell 25 in zwei Jahren auf ein KGV von unter 7 fallen. Bei den Umsätzen rechnen Analysten mit einer Verdopplung bis 2025.

Damit scheinen wir eine der vielleicht besten Short-Squeeze Chancen entdeckt zu haben, die der Markt uns heute bietet.

Grenzmärkte, insbesondere Pakistan im Fokus

Die sogenannten Grenzmärkte, die durch den IShares Frontier and Select EM ETF (FM) abgebildet werden und Aktien aus Ländern wie Kasachstan, Vietnam, Thailand, Peru enthalten, entwickelten sich zuletzt etwas stärker als der viel gehandelte IShares MSCI Emerging Markets ETF (EEM), der Aktien aus entwickelten Schwellenländern wie China, Südkorea, Indien, Brasilien enthält. 

Der FM-ETF erhält den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Der EEM-ETF erhält den Tagesstempel “Buy the dip ?” Seit Jahresbeginn hat der FM-ETF etwa 2 % gewonnen, der EEM-ETF etwa 4 % gewonnen. Damit haben sich die Schwellenländer im ersten Halbjahr 2023 in der Breite schlechter als Aktienindizes aus den USA und Europa entwickelt. Dass sich zumindest kurzfristig der FM-ETF besser als der EEM-ETF entwickelt hat, deutet gemäß Risk-On / Risk-Off Logik auf eine ansteigende Risikobereitschaft im Anlegerverhalten weltweit hin.

Ob sich die Schwellenländer im zweiten Halbjahr an der Börse besser entwickeln können als die westlichen Industrieländer ist aktuell schwer prognostizierbar. Also ein klares Jein.

Wenn wir uns Schwellenländer unter dem Radar der großen Schwellenländer-ETFs anschauen, dann sehen wir aktuell Risikobereitschaft in Asien für Indien und Vietnam

Der ETF für Pakistan (PAK), der im ersten Halbjahr mit einem Minus von mehr als 13 % zu den schwächsten Performern aus dem Bereich Grenzmärkte gehörte, war am Freitag ein Hingucker: Der PAK-ETF stieg am letzten Handelstag des ersten Halbjahres über 5 %. Der Anstieg war von hohem Handelsvolumen begleitet. Dabei wurde vorwiegend gekauft, als der Handel an der Heimatbörse PSX geschlossen war. 

Die Börse Pakistan (PSX) ist aus dem Zusammenschluss der Börse Karachi, der Börse Lahore und der Börse Islamabad im Jahr 2016 hervorgegangen. Rund 900 Unternehmen sind an der Börse gelistet. Der KSE 100 Index bildet dabei die Performance von 100 an der PSX gelisteten Unternehmen ab. 

Es könnte durchaus sein, dass US-Investoren noch am Ende des ersten Halbjahres “einen Fuß in die Tür” kriegen wollten. Ob das Eintreten in den pakistanischen Aktienmarkt am Ende dieses Jahres beklatscht werden wird oder mit “Fußschmerzen” endet, können wir jetzt nicht vorausahnen. Ein wuchtiges Statement für den Kauf von pakistanischen Aktien war der Anstieg am Freitag im PAK-ETF aber sicherlich gewesen.

Hinweis:

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