Season-trader

Marktradar vom 31. Juli 2023

Marktradar vom Montag, 31. Juli 2023 von Stefan Pröhl

Marktradar für Montag, 31. Juli 2023

Weckruf im chinesischen Aktienmarkt

Die US-Wirtschaft wird im dritten Quartal weiter wachsen

Die Federal Reserve Bank of Atlanta hat für das zweite Quartal 2023 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in den USA von 2,4 % gemessen. Diese am vergangenen Mittwoch veröffentlichte finale Erhebung im Rahmen der sogenannten GDP Now Analysen ist nun raus und entspricht ziemlich exakt den offiziellen Daten, die das US-Handelsministerium für das zweite Quartal 2023 zeitgleich veröffentlicht hat.

Am Freitag hat die Federal Reserve Bank of Atlanta die erste Prognose für das dritte Quartal 2023 bekannt gegeben, deren finale Erhebung um den 25. Oktober 2023 herum erwartet wird. Als erste Prognose für das dritte Quartal 2023 im GDP-Now Indikator wird nun ein Bruttoinlandswachstum von 3,5 % für die US-Wirtschaft prognostiziert. Es wird also ein deutlicher Anstieg des Wirtschaftswachstums um 0,9 % für das dritte Quartal gegenüber dem zweiten Quartal erwartet. Natürlich kann die finale Erhebung einen Wert von unter 3,5 % Bruttoinlandsprodukt liefern. Ein Wert von unter 0 %, der zu einem Abgleiten in eine Rezession für die US-Wirtschaft führen würde, kann nun aber für das dritte Quartal (und vermutlich auch für die nächsten Quartale) ausgeschlossen werden.

Erreicht die USA nun Wachstumsraten, wie sie für China prophezeit wurden ?

Die USA koppeln sich, was rasant wachsende Investitionen in die Wirtschaft betrifft, von Deutschland ab – erreicht aktuell sogar Wachstumsraten, die an die andocken, die Volkswirte für China in den nächsten Jahren erwarten (4 bis 5 %).

Die Weltbank geht inzwischen davon aus, dass Chinas Wirtschaft bis 2030 mit durchschnittlich vier Prozent pro Jahr wachsen wird, sollte es keine tiefgreifenden Reformen geben. Das hieße, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zwar in den nächsten fünfzehn Jahren zu den USA aufholen, sie jedoch „nicht wesentlich übertreffen“ würde, vermutet Alicia Garcia Herrero, Chefvolkswirtin für die Region Asien-Pazifik bei der französischen Investmentbank Natixis. 

Die Gründe, warum die USA in diesem Kalenderjahr eine Rezession umschiffen und stattdessen sogar eine wirtschaftliche Expansion durchleben, habe ich im Marktradar vom 24. Juli und auch davor bereits genannt: Industriepolitische Gesetze haben private Investitionen in vielen Branchen wie der Herstellung von Halbleitern und Elektrofahrzeugen angekurbelt und eine massive Verschiebung in der Struktur und Ausrichtung der amerikanischen Wirtschaft ausgelöst. Hinzu kommt die KI-Revolution, die US-Unternehmenslenker vor die Wahl stellen: Entweder genau jetzt in die Optimierung von Geschäftsprozessen und in den Ausbau von Kapazitäten investieren oder … ? – Nein: Unternehmer werden durch die KI-Revolution vor keine Wahl gestellt. Das war von mir eben vorschnell formuliert: Not macht nicht nur erfinderisch. Not blendet auch Alternativen aus. Wer nun nicht an der KI-Revolution teilnimmt, der könnte gnadenlos und rasend schnell von der Konkurrenz abgehängt werden. Wer kann es sich da noch leisten, eine Wahl zu treffen ?

Was machten die großen US-Aktienindizes in der vergangenen Handelswoche ?

Zur Eröffnung am Donnerstag wurde im ETF für den S&P 500 (SPY) und auch in allen anderen großen US-Aktienindizes Kasse gemacht.

Der SPY-ETF eröffnete am Donnerstag mit einem Up-Gap von fast 0,8 % knapp unter 460 US-Dollar, nachdem der ETF sich über sieben Handelstage in einer engen Kursspanne zwischen 450 und 457 US-Dollar bewegt hatte. Sofort nach Börseneröffnung setzten Gewinnmitnahmen ein, die den SPY-ETF noch am selben Tag bei hohem Handelsvolumen zum unteren Ende der siebentägigen Kursspanne führten. 

Charttechnisch ist das eigentlich ein klares Anzeichen dafür, dass neue Hochs über 460 US-Dollar im SPY-ETF nun von Marktstrategen auf später vertagt werden müssten – später meint dann so etwas wie neue Hochs erst in einigen Wochen oder Monaten.

Am Freitag bestätigte sich dann die Börsenweisheit, dass die Trendfortsetzung in einem Bullenmarkt der Weg ist, der in den meisten Fällen nach einer Korrektur eingeschlagen wird. Der Donnerstag war also nur ein Intermezzo der Bären, über das die Bullen am Freitag nur noch schmunzeln konnten. 

Das waren Teddybären, keine Grizzlybären.

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

Blicken wir zunächst nach Deutschland, danach nach China. Anschließend wollen wir auf Chancen im E-Commerce Bereich hinweisen und die Frage stellen, wie es nach der Berichtssaison im US-Aktienmarkt weitergehen könnte.

Deutschland mit Nullwachstum und der DAX auf Allzeithoch. Was bedeutet das ?

Das Statistische Bundesamt hat für Deutschland Nullwachstum für das zweite Quartal 2023 gemessen, nachdem das Bruttoinlandsprodukt in den beiden Vorquartalen leicht rückläufig war. Seit drei Quartalen befindet sich Deutschland damit in einer milden Rezession. 

Rezessionen führen an der Börse in der Regel zu stark steigenden Kursen; zumindest zum Zeitpunkt des Endes einer Rezession blicken Anleger – historisch gesehen – meist auf stark gestiegene Aktienkurse zurück. Sollte in Deutschland für das dritte Quartal 2023 also wieder ein leichtes Wirtschaftswachstum gemessen werden, dann passt das am Freitag erreichte Allzeithoch im DAX gut in dieses historisch überlieferte Verhalten, das Aktienkurse während einer Rezession an den Tag legen.

Sollten wir uns nun allerdings inmitten und nicht am Ende einer Rezession in Deutschland befinden, die nächsten beiden oder sogar die nächsten drei Quartale weiterhin ein negatives Wirtschaftswachstum für Deutschland erwarten lassen, dann hätte der DAX am Freitag eigentlich kein Allzeithoch machen dürfen.

Der Aktienmarkt erwartet für Deutschland also etwa jetzt das zyklische Tief im Bruttoinlandsprodukt. 

Das passt nicht richtig mit der aktuellen Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) zusammen, die die Organisation jüngst für das BIP-Wachstum in Deutschland ausrief: Der IWF sieht für das laufende Kalenderjahr in Deutschland nämlich einen Wirtschaftsabschwung von 0,3 % voraus. Für 2024 dann jedoch ein BIP-Wachstum von 1,3 %. 

Wie so oft, wird vermutlich der Aktienmarkt am Ende die Prognosen der Volkswirte eines Besseren belehren.

Deutsche Mittelständler kaufen eigene Aktien

Wer sich eine Lage über den deutschen Mittelstand machen möchte, der sollte sich lieber den Geneneral All-Share Index als den MDAX anschauen, da der erstgenannte Index noch mehr von Insidern bewegt wird als der zweitgenannte Index. Wenn nämlich die Insider von kleinen börsennotierten Unternehmen in ihre eigenen Aktien investieren unabhängig davon, was institutionelle Marktteilnehmer wie beispielsweise Börsenanalysten über die Märkte schreiben, dann werden Prognosen von Marktanalysten und Volkswirten durch die Geschäftserwartung im Unternehmen ersetzt – denn über die kleinen deutschen, im Geneneral All-Share Index vertretenen Unternehmen schreiben Analystenhäuser in den meisten Fällen nur sehr wenig, oft sogar gar nichts.

Während der DAX erst am vergangenen Freitag ein neues Allzeithoch erreicht hat, konnte der General All-Share Index ein neues Allzeithoch bereits am 20. Juni erreichen und kennt seitdem nur eine Richtung: High to the moon !

Aber auch kleine deutsche Unternehmen verdienen nicht nur im Inland Geld. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) konnte im April über eine Umfrage den Trend zur Auslagerung von Investitionen in die USA bereits bestätigen: DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier sagte: „Bemerkenswert ist, dass die Investitionsdynamik der deutschen Unternehmen weltweit insgesamt deutlich höher ist als im Inland und dass sie in Nordamerika besonders stark ist.“ Insgesamt wollen im Ausland aktive deutsche Unternehmen laut DIHK ihre Investitionen an den jeweiligen Standorten in den nächsten zwölf Monaten stärker erhöhen als noch im vergangenen Herbst geplant. Laut einer Befragung von weltweit insgesamt 5100 Niederlassungen deutscher Firmen planten im April 36 Prozent der Unternehmen höhere Investitionen und nur noch 17 Prozent eine Kürzung der entsprechenden Budgets.

Trotz anhaltend hoher Energiepreise, steigender Zinsen und dem Krieg in der Ukraine zeigen die Unternehmen eine bemerkenswerte Widerstandskraft, ergänzte Ilja Nothnagel, Vorstand für Konjunkturanalysen im DIHK, Ende Mai. „Allerdings bleiben die Aussichten für die nächsten zwölf Monate insgesamt düster, zumal die Auftragseingänge auf der Nachfrageseite spürbar zurückgehen. Der DIHK geht für dieses Jahr in Deutschland weiterhin von einem Nullwachstum aus.“

Auch hier könnte das Allzeithoch im DAX die Konjunkturpessimisten eines Besseren belehren. Aber das Allzeithoch im DAX muss die gute Stimmung nicht unbedingt auf die Wirtschaftstätigkeit im Inland schieben: Womöglich behalten die Konjunkturpessimisten mit ihrem Nullwachstum für Deutschland doch recht und es ist tatsächlich mehr der Wirtschaftsboom in den USA als die Konjunkturschwäche in Deutschland, was deutsche Aktien bewegt.

China-Aktien am Freitag mit Befreiungsschlag

Der lauteste Paukenschlag kam am vergangenen Freitag vom chinesischen Aktienmarkt, nachdem es in der Nacht von Montag auf Dienstag bereits zu einem Freudensprung bei konsum- und konjunktursensiblen chinesischen Aktien, aber insbesondere bei Aktien aus dem kriselnden Immobiliensektor kam. Der Xt Harvest CSI 300 China-A-Shares ETF (ASHR) stieg am Freitag um über 4 %, nachdem er am Dienstag bereits um 2,5 % gestiegen war. Aufgrund unterschiedlicher Zeitzonen wurden chinesische Aktien also praktisch nach der New Yorker Schlussglocke am Donnerstag massiv in Shanghai und Shenzhen gekauft, obwohl es zuvor im Tageshandel an der Wall Street rapide runterging.

Im ETF für den CSI 300 Index wurde charttechnisch mit dem Ausbruch aus der Widerstandszone um 28 US-Dollar ein starkes prozyklisches Kaufsignal gesetzt (Schlusskurs im ASHR-ETF: 28,66 US-Dollar).

Der ASHR-ETF enthält etwa 300 Aktien, die in Shanghai und Shenzhen in der Währung Renminbi (CNY) gehandelt werden und die meistens nicht an der Wall Street gelistet sind. 

Mit einer Gewichtung von etwa 6 % ist die größte Position im ASHR-ETF Kweichow Moutai (ISIN: CNE0000018R8). Das mit knapp 300 Mrd. EUR kapitalisierte Unternehmen produziert und vertreibt den chinesischen Branntwein Moutai. 

Danach folgt mit Contemporary Amperex Technology, CATL, der weltweit größte Produzent von Lithium-Ionen Akkumulatoren (ISIN: CNE100003662; Gewichtung im ETF: etwa 3 %).

Die drittgrößte Position im ASHR-ETF ist das Versicherungsunternehmen Ping An Insurance (ISIN: CNE000001R84; Gewichtung im ETF: 2,9 %). 

Ein ebenso starkes prozyklisches Kaufsignal sahen wir in weiteren China- und Hongkong-ETFs sowie in ETFs, die China hoch gewichtet haben.

Wir sehen es im ETF für chinesische Internetaktien (KWEB), im ETF für chinesische Large-Caps (FXI) und im ETF für Aktien aus Hongkong (EWH), die wiederum meist Aktien beinhalten, die an der Wall Street gelistet sind. Alle diese ETFs zeigen im Chart nun die gleiche erfolgreiche Ausbruchsbewegung wie im CSI 300 an, die mittelfristig nun zu höheren Kursen bei chinesischen Aktien führen dürfte.

Auch der ETF für All Country Asia Ex-Japan (AAXJ) konnte am Freitag im Chart eine charttechnisch wichtige Widerstandszone überwinden. Dieses gilt auch für den MSCI Emerging Markets ETF (EEM), in dem Aktien aus China hoch gewichtet sind.

Der in diesen ETFs nun synchron zu sehende Befreiungsschlag im Chartbild wird nicht unbemerkt bleiben. Jeder professionelle Beobachter von Charts an der Börse wird schnell feststellen können, dass China der Auslöser war. Warum auch immer ausgerechnet in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in Shanghai und Shenzhen so stark zugegriffen wurde, nachdem es so rapide in den USA runterging: Der Grund für steigende Börsenkurse liegt wie immer in der Zukunft und nicht in dem, was heutige Nachrichten über das gestrige Wirtschaftsgeschehen berichtet haben. Allerdings haben Chinas führende Politiker am Montag während der Sitzung des Politbüros versprochen, Unterstützungsmaßnahmen auf den Weg zu bringen, um den Inlandskonsum anzukurbeln, da die Erholung nach der COVID-Pandemie langsamer als erwartet verlief. Im Unterschied zu vorherigen Stellungnahmen aus dem Politbüro wurden diesmal konkrete Angriffspunkte genannt.

Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete: „Die Politische Führung betonte, dass es notwendig ist, die Inlandsnachfrage aktiv zu steigern, die grundlegende Rolle des Konsums bei der Förderung des Wirtschaftswachstums voll auszuschöpfen und den Konsum durch die Erhöhung des Einkommens der Einwohner zu steigern. Es ist ebenfalls notwendig, den Konsum von Autos, elektronischen Produkten und dekorativen Einrichtungsgegenständen anzukurbeln und den Konsum von Dienstleistungen wie Sport-, Freizeit- und Kulturtourismus zu fördern“, heißt es in dem Bericht der chinesischen Nachrichtenagentur. Und damit hätten wir einen Auslöser, der am Freitag per zweiten Anlauf dann auch charttechnisch nachhaltige Ausbrüche aus  bereits länger andauernden Bodenbildungsformationen verspricht.

Die chinesische Regierung möchte offensichtlich das BIP-Ziel von 5 % in diesem Jahr erreichen. Die erste Aufgabe, die sie erledigen sollte, besteht vermutlich darin, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Und am schnellsten würden neue Arbeitsplätze geschaffen werden, wenn man der stark regulierten Wirtschaft nun etwas mehr Freiraum gewährt. 

Grenzmärkte liefen China bereits voraus

Der ETF für sogenannte Grenzmärkte (FM) – der Aktien aus kleineren Schwellenländern wie Kasachstan, Kroatien, Neuseeland, Peru oder Vietnam enthält, startete bereits am 6. Juli eine imposante Rallye, die von nahezu täglich steigenden Kursen geprägt ist. Allein im Monat Juli ist der FM-ETF um mehr als 9 % gestiegen.

Der Ausbruch des chinesischen Aktienmarktes folgt damit dem Risikoappetit von global agierenden Aktienhändlern, der sich zuvor schon in kleineren asiatischen Ländern wie Pakistan, Philippinen, Südkorea, Vietnam und nun auch Thailand bemerkbar gemacht hat.

Der ETF für Thailand (THD) konnte am Freitag im Chart immerhin ein neues Zweimonatshoch erreichen. Damit wird der thailändische Aktienmarkt, der zuletzt relative Schwäche zu anderen Aktienmärkten aus Asien gezeigt hat, erstmals seit Anfang April vom Marktradar wieder mit dem Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” bewertet.

Wenn die Aktien von Grenzmärkten stärker steigen als die Aktien von entwickelten Schwellenländern, dann ist der Risikoappetit an den Aktienmärkten weltweit groß. 

Das sieht für mich erst wie der Beginn einer Hausse-Bewegung aus.

Steckt der Wirtschaftsboom in den USA auch andere Länder an ?

Der nun nahende Wirtschaftsboom in den USA könnte jetzt auch China in Zugzwang versetzen, damit die USA in Sachen Ankurbelung der heimischen Wirtschaft nicht China überholt. Und das, nachdem manche westlich geprägte Volkswirte schon befürchtet hatten, dass China und nicht mehr die USA die künftige Anlaufstelle für die Expansion in neue Fabriken und den Export von Waren für Europa darstellen wird. 

Schauen wir uns kurz ein paar chinesische Aktien an, die nun bei US-Investoren in den Radar geraten könnten.

Der von William O’Neill ins Leben gerufene Börsendienst Investor Business Daily nannte am Freitag seinen Kunden fünf Aktien, die nun von dem Weckruf im chinesischen Aktienmarkt besonders profitieren könnten: BYD (BYDDF), Trip.com (TCOM), Baidu (BIDU), Alibaba (BABA) und Vipshop (VIPS). 

Können E-Commerce Unternehmen nun wieder leichter Geld verdienen ?

BYD und Vipshop zeigen per US-Dollarbasis aktuell die konstruktivsten Ansätze für ein zügiges Verlassen der Bodenbildungsphase an. Insbesondere der Chart des Online-Markendiscounthändlers Vipshop sieht jetzt so aus, als ob die Bullen bereit sind, alle Bärenhöhlen in Kürze für mehrere Jahre dicht zu machen. Der Drei-Jahreschart von Vipshop zeigt eine wunderbar geformte Untertassenformation, die nur darauf wartet, dass die Aktie als UFO in “neue Welten ausbricht”.

Der E-Commerce-Bereich hat zuletzt ja auch in Deutschland positiv von sich reden gemacht (unter anderem durch Mut machende Quartalsergebnisse von Zalando und About You) und könnte nach einer langen Durststrecke infolge des Nachfragebooms während der COVID-19 Pandemie nun langsam in neu geebnete Wachstumspfade zurückkehren, die vielleicht weniger auf Wachstum um jeden Preis, sondern vielmehr auf mehr Kostenkontrolle bei verbesserter Qualität und Kundenzufriedenheit setzt. 

Zalando

Am 17. Juli startete der deutsche Online-Händler Zalando (WKN: ZAL111) ein Tool zur Ermittlung der Körpermaße und will damit die Kundenbindung stärken und gleichzeitig größenbedingte Retouren und Textilabfälle langfristig reduzieren. Die Aufnahme von zwei Fotos mit dem Smartphone in eng anliegender Kleidung soll jetzt ausreichen, um die Körpermaße zu ermitteln. Das Unternehmen ebnet damit den Weg für eine personalisierte virtuelle Umkleidekabine. Bereits im April hatte Zalando die Beta-Version eines neuen Fashion Assistant auf Basis von ChatGPT im Zalando Fashion Store angekündigt. Ein Beispiel, das sicher Schule machen wird und womöglich auch eine Einstiegshilfe für Kleidung von Avataren im zukünftigen Metaversum werden kann.

About You

Die digitale Modeplattform About You (WKN: A3CNK4) entzückte die Börsianer MItte Juli, als ein positives bereinigtes EBITDA in Höhe von 4,2 Mio. Euro ausgewiesen werden konnte, nachdem im Vorjahreszeitraum noch 24,4 Mio. Euro Verlust erzielt wurden. Das Management führt diese positive Entwicklung vor allem auf Kostensenkungen im Marketing und in der Verwaltung zurück. Obendrein konnten Preiserhöhungen im B2B-Segment erzielt werden.

Marktbreite bleibt extrem resistent

Für heute erhalten 48 von den von mir beobachteten 58 ETFs auf Sektoren, Branchen und Themen den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”, das entspricht einer Quote von 83 %.

Swing-Long-Chance heute eher bei defensiven Aktien ?

Ein Swing-Long Einstiegssignal für heute sieht der Marktradar in den ETFs für die Branchen Gesundheitsdienstleister (IHF) und Versorger (XLU), also eher defensive Werte.

Wie geht es weiter ?

Auffallend ist, dass Basiskonsumgüter (XLP) seit dem 19. Juli steigen, während Nichtbasiskonsumgüter (XLY) seit dem 19. Juli fallen. Das deutet darauf hin, dass in den vergangenen Handelstagen mit angezogener Handbremse auf steigende Kurse spekuliert wurde. 

Da wir mitten in der Berichtssaison sind, ist das auch nicht verwunderlich. Sobald die Berichtssaison abebbt und wir einen Tag sehen, an dem Nichtbasiskonsumgüter (wie z. B. General Motors, Nike) steigen und Basiskonsumgüter (wie z. B. Colgate oder Coca-Cola) fallen, dann könnten auch die Zweifler wieder auf Trendfortsetzung spekulieren.

Die Reaktion auf die Quartalszahlen war gemischt. Häufig war zu beobachten, dass gute Quartalszahlen nicht honoriert wurden und schwache Quartalszahlen toleriert wurden. Das deutet noch viel Kurspotential für Unternehmen an, die zuletzt etwas in der Krise steckten – beispielsweise Händler im E-Commerce-Bereich wie Etsy Inc. (ETSY) oder Revolve Group (RVLV) – und dafür weniger Kurspotential für Unternehmen, die zuletzt gefeiert wurden – wie beispielsweise Softwareunternehmen mit KI-Phantasie wie Microsoft (MSFT) oder Oracle (ORCL).

Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.