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Marktradar für 9. Oktober 2023

Marktradar für Montag, 9. Oktober 2023 von Stefan Pröhl

Marktradar vom Montag, 9. Oktober 2023

Wurde am Freitag nach Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten die Jahresendrallye eingeläutet ?

Der VIX prallte an der Umkehr-Schwelle von 20 nach unten ab

Am Dienstag, 3. Oktober, als der CBOE Volatility Index (VIX) erstmals seit dem 24. Mai 2023 wieder über die Umkehr-Schwelle von 20 stieg, sahen wir zum Tagesende eine leichte Backwardation von November auf Dezember in der Terminstrukturkurve für die VIX Futures. Diese bilden immer nur Momentaufnahmen für die erwartete Volatilität ab und sollten keinesfalls als Prognosen verstanden werden. Anleger erwarteten also am 3. Oktober von November auf Dezember eine ansteigende Volatilität, die dann meist mit sinkenden Aktienkursen einhergehen würde. Eine solche Erwartung würde dem Glauben an eine Jahresendrallye widersprechen. Diese Annahme ist sicherlich auf die Abwahl von Kevin McCarthy als Sprecher des US-Repräsentantenhauses zurückzuführen, die einen Shutdown ab dem 17. November wahrscheinlicher werden ließ. Goldman Sachs meldete, dass man nun von einem temporären Shutdown in der Zeit zwischen November und Dezember als “Basisszenario” ausgeht. Zuvor war man noch von einer Einigung ab Mitte November im Haushaltsstreit ausgegangen, nachdem mit der Abwendung des Shutdowns in der Nacht vom 30. September auf den 1. Oktober eine Übergangslösung “erkauft” werden konnte.

Am 4. Oktober lag der VIX Future für den Dezember in der Terminstrukturkurve für den VIX aber schon wieder höher als der VIX Future für den November, so dass ein wieder durchgängig sauberes Contango in der VIX Terminstrukturkurve sichtbar wurde, was darauf hinweist, dass dem Glauben an eine Jahresendrallye noch nicht vollends der Boden entzogen wurde, also keine charttechnische Verwerfung im S&P 500 und auch keine erhöhte Volatilität von November bis Dezember erwartet wird. Wie eben geschrieben: Das sind nur Momentaufnahmen, die sich täglich auch teils radikal umkehren können. Sollte zum Beispiel der erz-konservative Republikaner Jim Jordan, der auch von Donald Trump favorisiert wird, in dieser Woche zum neuen Sprecher des US-Repräsentantenhauses gewählt werden, dann könnten die VIX Futures für Dezember in der VIX Terminstrukturkurve wieder niedriger gepreist werden als die VIX Futures für November. Dieser kleine “Backwardation-Spalt” in der VIX Terminstrukturkurve könnte dann den Bullen ein bisschen die Puste für Rallye-Absichten nehmen, die wir am Freitag zumindest im Nasdaq 100 sehen konnten. Dazu aber gleich unten mehr.

Könnte Kevin McCarthy in dieser Woche wieder zurück ins Amt des Sprechers im Repräsentantenhaus gewählt werden ?

Inzwischen dementierte Kevin McCarthy übrigens Berichte, die besagten, dass er vor dem Ende seiner Amtszeit aus dem Kongress ausscheiden werde. Er habe noch „Arbeit zu erledigen“ und wolle sein Mandat nicht aufgeben, sagte der 58-Jährige McCarthy am Freitagabend vor der Presse. Theoretisch wäre es sogar denkbar, dass der abgewählte McCarthy in dieser Woche wieder zurück in das Amt gewählt wird, sofern Demokraten mehrheitlich für ihn stimmen würden. Bei der Abwahl von McCarthy hatten sie nämlich geschlossen gegen ihn gestimmt, weil – so der Normalfall – ein Demokrat nie einen Republikaner in dieses Amt wählen sollte – das würde der Parteiloyalität im Grundsatz widersprechen. Somit genügten am vergangenen Dienstag nur wenige Stimmen der Republikaner, um Kevin McCarthy aus dem Amt zu drängen, und das, obwohl die meisten Republikaner bei der Wahl für ihn gestimmt haben.

Der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel – insbesondere dann, wenn es um politische Entscheidungen geht, die nur innerhalb eines engen Zeitfenster beschlossen werden können. Wenn die Demokraten in dieser Woche mehrheitlich für den Republikaner McCarthy stimmen würden, dann könnte das eigentlich nicht erlaubte Mittel “Handeln gegen die Parteiloyalität” den erwünschten Zweck “Schnelle Belegung des Haushaltsstreites” erwirken.

Wurde am Freitag nach Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten die Jahresendrallye eingeläutet ?

Trotz dieser ziemlich prekären und weder Demokraten noch Republikaner und schon gar nicht das US-amerikanische Volk befriedigenden politischen Lage im US-Haushaltsstreit sahen wir am Freitag nach Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten eine erstaunlich bullische Reaktion auf diese Daten. 

Wurde am Freitag nach Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten die Jahresendrallye eingeläutet ? fragen sich nun viele Marktbeobachter.

Tatsächlich wird der ETF für den Nasdaq 100 (QQQ) für diesen Montag vom Marktradar mit dem Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” bewertet. Hinzu kommt sogar das Siegel “Trendfolgend kaufbar”. Diesen “Ritterschlag” erhielt der QQQ-ETF zuletzt am 29. August. Damals stieg der Nasdaq 100 nach dem “Ritterschlag” nur wenige Tage, bevor dann die September-Korrektur eingeläutet wurde und auch der Nasdaq 100 an Wert verlor – wenn auch weniger stark als zum Beispiel defensive Sektoren wie Stromversorger (XLU) oder Hersteller von Basiskonsumgütern (XLP).

Nun darf der QQQ-ETF nicht mehr unter das Tief vom 3. Oktober (353,27 US-Dollar) fallen, wenn eine trendfolgende Handelbarkeit dieses ETFs für die nächsten Wochen und Monate eine Option für Trader werden soll.

Aber Achtung: Der ETF, der Aktien aus dem Nasdaq 100 gleichgewichtet hält (QQQE) wird weiterhin mit dem Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” bewertet. Damit gilt die “Trendfolge-Option” vor allem für Aktien im Nasdaq 100, die eine hohe Marktkapitalisierung aufweisen. Für diesen Montag erhält die gleichgewichtete  Variante des Nasdaq 100 (QQQE) sogar ein Swing-Einstiegssignal für die Short-Seite, was so viel heißt, dass tiefere Kurse als am 3. Oktober als wahrscheinlicher erachtet werden als eine trendfolgende Aufwärtsbewegung. Der QQQE-ETF hatte am Freitag zur Eröffnung übrigens das Tief vom 3. Oktober unterschritten, aber nur um sich dann bis zum Handelsschluss recht imposant und sozusagen willensstark nach oben zu bewegen. Die gleichgewichtete Variante vom Nasdaq 100 (QQQE) stieg von Handelsbeginn an bis zum Handelsschluss 2,4 %. Die nach Marktkapitalisierung gewichtete Variante des Nasdaq 100 (QQQ) stieg am Freitag von Handelsbeginn an bis zum Handelsschluss 2,5 %. Das war ein deutliches Statement, vor allem nach Veröffentlichung von Arbeitsmarktzahlen, die durchaus auch eine Reaktion hätten erwarten lassen können, die den Nasdaq 100 um 2,5 % oder mehr in die Tiefe hätte rauschen lassen können.

Ja, das sieht tatsächlich wie ein Willen zur Umkehr aus. Wenn an der Börse der Wille immer zum Ziel führt, dann müssten wir an diesem Montag eigentlich volle Pulle Long im Nasdaq 100 gehen. 

Ein starker Wille kann im echten Leben manchmal Berge versetzen. An der Börse ziehen aber selten, ja eigentlich nie, alle Börsianer am gleichen Strang.

Robuster Arbeitsmarkt, aber schwacher Anstieg bei den Löhnen

Der Aktienmarkt reagierte am Freitag zunächst negativ auf die Nachricht, dass die USA im September 336.000 neue Arbeitsplätze geschaffen haben. Diese Erhebung lag weit über den Erwartungen von 170.000 neuen Stellen. Damit ist eine Rezession in der US-Wirtschaft vorerst nicht zu erwarten, wie der Marktradar es ja auch schon lange rausposaunt. Im Unterschied zu den überraschend vielen neu geschaffenen  Arbeitsplätzen fiel das Lohnwachstum schwächer aus als erwartet, was grundsätzlich die Hoffnung auf eine sich abschwächende Inflation aufrechterhält.

Neben der Wahl eines neuen Kongressführers im US-Repräsentantenhaus stehen in der kommenden Woche noch  wichtige Wirtschaftsdaten an. Am Mittwoch, 11. Oktober, werden die Daten zum Erzeugerpreisindex veröffentlicht. Am Tag darauf, am 12. Oktober, dann die Daten zum Verbraucherpreisindex für September. Sollten diese Wirtschaftsdaten die Hoffnung auf eine weitere sich abschwächende Inflation bestätigen, dann sollte das eigentlich zu steigenden Aktienkursen führen – aber nicht zu steigenden Kursen bei US-Staatsanleihen mit langen Laufzeiten von 20 Jahren oder mehr. 

Nun auf Aktien Long und Anleihen Short setzen ?

Der Marktradar hält eine negative Korrelation zwischen Aktienmarkt und langlaufenden US-Staatsanleihen in den nächsten Wochen durchaus für möglich, auch wenn das aktuell eine Minderheitenmeinung ist. Die meisten Marktexperten gehen davon aus, dass erst dann, wenn US-Staatsanleihen wieder steigen, auch der Aktienmarkt steigen kann.

Sollte aber die Wirtschaft in den USA bei sich abschwächender Inflation wachsen können, dann spricht das für Aktien und gegen Anleihen. Aktuell sieht es so aus, dass es durchaus so kommen kann, es also zu einem Zusammenspiel von Wachstum und Inflation kommt, das so nicht in den Lehrbüchern steht.

China verkauft weiter US-Staatsanleihen

Außerdem verkauft China weiterhin kontinuierlich US-Staatsanleihen, was vor allem auf geopolitische Unstimmigkeiten zwischen den USA und China zurückzuführen ist. Aber das Politbüro versucht offensichtlich nun, den geopolitischen Druck zum Anlass zu nehmen, um die eigene Währung zu stärken statt zu schwächen. Das würde den Zielen eines Exportlandes widersprechen und eher die Ziele eines Landes, das vermehrt importieren statt exportieren möchte, in die Hände spielen.

Geldpolitisch war das Halten von US-Staatsanleihen für China eigentlich bisher ein probates Mittel gewesen, um den Yuan künstlich niedrig zu halten. Die chinesische Zentralbank hat die Staatsanleihen ja ursprünglich gekauft, um die Wechselkurse zwischen der eigenen und der amerikanischen Währung zu stabilisieren: China hatte zum Jahrtausendwechsel und insbesondere nach dem Ende der letzten Finanzkrise 2009 damit begonnen, im großen Stil US-Staatsanleihen zu kaufen. Das Anlagevolumen stieg innerhalb weniger Jahre rapide an und erreichte zweimal – im Juli 2011 und im November 2013 – den bisherigen Spitzenwert von über 1,3 Billionen US-Dollar.

Seit dem Höhepunkt Ende 2013 sind die Bestände allerdings kontinuierlich geschrumpft, vom Allzeithoch aus wurde das Portfolio um mehr als 500 Milliarden US-Dollar reduziert.

Wenn China nicht eine schnelle Aufwertung des Yuan riskieren möchte, müsste sich die chinesische Zentralbank beim Verkauf amerikanischer US-Staatsanleihen eigentlich zurückhalten. Statt dass der US-Dollar fällt und der Yuan steigt, fallen aber die langlaufenden US-Staatsanleihen. 

Seit August diesen Jahres beobachten Devisenhändler, dass China neben den US-Staatsanleihen nun auch massiv US-Dollarbestände verkauft, sonst wäre der US-Dollar seit Ende Juli gegenüber dem chinesischen Yuan deutlich mehr als nur um 1,2 % gestiegen. Die Hintergründe für diese Deviseninterventionen bleiben von offizieller Seite im Dunkeln. Manche Beobachter vermuten, dass China sich von einem Exportland nun vermehrt zu einem Importland verändern möchte – dieser Wechsel wäre eigentlich ein kluger Schachzug, der natürlich nicht ganz freiwillig daherkommt, sondern durch geopolitischen Druck seitens der USA und Europa (und inzwischen auch seitens Indien), die immer weniger Waren aus China importieren möchten, jetzt erst auf den Weg gebracht wird.

Wir können uns eventuell schon jetzt darauf einstellen, dass das Politbüro in China zukünftig auf einen starken Yuan und einen schwachen US-Dollar setzen wird – womöglich ist nun ein guter Zeitpunkt, um Long in den Yuan und gleichzeitig Short in den US-Dollar oder – noch besser – Euro Short und Yuan Long zu gehen. Der Euro verliert seit Mitte Juli dieses Jahres bereits an Wert gegenüber dem chinesischen Yuan. Hier könnten Devisenhändler nun dem Trend Euro Short und Yuan Long folgen.

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

Für den Handelsstart heute erhalten 6 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 10 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 5 %). 

Den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten für diesen Montag fast ausschließlich ETFs aus dem Bereich Technologie und Software: Digitale Kommunikation (XLC), Semiconductor (SMH), Sicherheitssoftware (CIBR), Software allgemein (IGV) und Technologie allgemein (XLK). Dazu kommt noch die zyklische Branche Schifffahrt (BOAT). Von diesen sechs ETFs werden drei ETFs als  trendfolgend kaufbar eingestuft: Digitale Kommunikation (XLC), Semiconductor (SMH) und Technologie allgemein (XLK). Damit erweist sich der Sektor Technologie als der Bereich, in den sich Trader positionieren sollten, die nun auf eine Jahresendrallye spekulieren wollen. 

Gemäß Risk-On / Risk-Off Logik unterstützt der Themenschwerpunkt Technologie und Software als Leader jetzt die Risikobereitschaft für den Aktienmarkt.

Der ETF für Schifffahrt (BOAT) erhält für heute übrigens ein Trendfrüherkennungssignal für die Short-Seite. Hier sollten Anleger also eher an eine Reduktion gehaltener Positionen bzw. an eine Gewinnmitnahme denken und jetzt nicht unbedingt einen Neueinstieg vornehmen.

42 ETFs erhalten den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” (Vorwoche: 37). Das sieht auf den ersten Blick noch bärischer aus als in der Vorwoche, könnte die Freunde des antizyklischen Einstiegs aber auch ermuntern, gerade wegen dieser schlechten Stimmung erste Long-Positionen einzugehen. Von diesen 42 ETFs mit Tagesstempel  “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” können wir in 2 ETFs ein höheres Tief im Chart verorten und damit ein Trendrüherkennungssignal für die Long-Seite aussprechen. Hierbei handelt es sich um den von Cathy Wood geführten ETF Autonomous Tech & Robotics (ARKQ) und den ETF für Video Gaming and Esports (ESPO).

Wir wollen uns am Montag im bei wikifolio.com geführten Musterdepot in 6 neuen Aktien positionieren, dessen Branchenzugehörigkeit wir eben gerade herausgefiltert haben. Wir planen Neukäufe in Aktien, die folgenden 5 Bereichen aktiv sind:

  • Digitale Kommunikation (XLC), 
  • Semiconductor (SMH)
  • Technologie (XLK)
  • Autonomous Tech & Robotics (ARKQ) 
  • Video Gaming and Esports (ESPO)

Meta Platforms und Alphabet

Im ETF für Digitale Kommunikation (XLC) bilden die Aktien von Meta Platform (META) und Alphabet (GOOGL) zusammen etwa 50 % des Portfolios ab. Dabei fallen 24 % auf die Aktie von Meta Platforms und über 23 % verteilen sich auf die A- und C-Aktien von Alphabet (GOOG und GOOGL).

Uber Technologies 

Das Software-Unternehmen Uber Technologies (UBER) verfolgt das Ziel, eine Super-App für schnelle und zuverlässige Logistik zu bauen. Diese soll bei der kurzfristigen Beförderung von Menschen, Lebensmitteln oder Medikamenten eine einheitliche Anwendung finden. Uber Technologies besitzt einen First-Mover Vorteil, den das Unternehmen nutzen dürfte, um in den nächsten Jahren eine Monopolstellung zu erlangen. Dabei soll die Art Fortbewegung, wie wir sie kennen, revolutioniert werden. Über eine Super-App, mit der nahezu alles von hier nach dort über einen Auftrag per Mausklick oder Touchscreen bewegt werden könnte, soll eine Monopolstellung, was die Auftragsvergabe von Fortbewegungen betrifft, erlangt werden – ähnlich wie Amazon dieses über den Versand von Waren erreicht hat. 

Am 28. September erklärte der CEO Dara Khosrowshahi auf dem Skift Global Forum in New York, dass Uber Technologies nicht mehr um jeden Preis wachsen möchte. Stattdessen soll nun die Kostendisziplin an erster Stelle stehen. Zudem plant Khosrowshahi, die Reichweite zu erhöhen, indem man Reisen in die Super-App aufnehmen möchte, nachdem man festgestellt hat, dass allein in Großbritannien 700 Millionen Fahrten mit Uber über die Stadtgrenzen hinaus gingen. Daneben treibt Uber die Mobilität im Frachthandel voran. So wird bei Uber-Freight bereits KI-gesteuerte Software genutzt, um die Logistikbranche zu transformieren. Diese Ambitionen werden durch die strategische Übernahme von Transplace im Wert von 2,25 Mrd. USD verdeutlicht, was ein entschlossenes Engagement für die Zukunft der Frachtlogistik im Unternehmen verdeutlicht. Aktuell verwaltet Uber-Freight ein Frachtaufkommen im Wert von beeindruckenden 18 Milliarden US-Dollar.

Bei Uber Technologies handelt es sich keinesfalls um ein Taxiunternehmen oder eine Transportfirma, sondern um einen reinen Softwarekonzern. Uber besitzt weder Taxis, noch betreibt Uber einen Machinenpark. Die Firma Uber Technologies nutzt vielmehr Algorithmen, um Güter und Menschen auf kluge und effiziente Weise zu befördern. Betrachtet man Uber nicht als Dienstleister aus dem Transportbereich, sondern als Softwareunternehmen ähnlich wie Amazon, dann erscheint das aktuelle KUV von 2,5 als deutlich zu gering. 

2023 wird das Unternehmen erstmals operativ in der Gewinnzone wirtschaften können und laut CEO Dara Khosrowshahi soll das nun dauerhaft so bleiben. Das aktuelle KGV liegt bei 125 und soll bis 2025 auf 23 fallen. Allein diese Wachstumsdynamik suggeriert bereits, auf was für eine Cash-Flow-Cow sich Aktionäre hier freuen dürfen.

Im Chart notiert Uber Technologies 7,5 % unter dem Allzeithoch, das am 31. Juli 2023 bei 49,49 US-Dollar erreicht wurde. Sollte es zu einer Jahresendrallye kommen, dann dürfte die Aktie Ende Dezember bei über 50 US-Dollar notieren. Um 43 US-Dollar lässt sich im Chart eine gefestigte Unterstützungszone verorten, die nun nicht mehr unterschritten werden darf (Schlusskurs am Freitag: 45,78 US-Dollar).

Booking Holdings

Ähnlich wie Uber Technologies verdient das Software-Unternehmen Booking Holdings (BKNG) mit der Fortbewegung Geld. Und ähnlich wie Uber Technologies besitzt Booking Holdings keine Flugzeuge, Hotels oder Maschinen. Booking Holdings hat sich auf Hotel- und Flugbuchungen im Internet spezialisiert. Über die Plattformen der Marken Booking.com, KAYAK, priceline, agoda.com, Rentalcars.com und OpenTable können Hotel- und Restaurantreservierungen, Flugtickets oder Mietwagen gebucht werden. Zudem werden Pauschalreisen, Kreuzfahrten und andere Reisekonzepte angeboten. 

Booking Holding ist für 25% aller Hotelbuchungen weltweit verantwortlich und verfügt über die weltweit am meisten heruntergeladene Reise-App (34 % Marktanteil).

Booking Holdings wird aktuell mit einem KGV von 22 bewertet, das bis 2025 auf 15 schmelzen soll. Mit einem KUV von 5 ist das Software-Unternehmen aktuell doppelt so hoch wie Uber Technologies bewertet. 

Die Rentabilität von Booking Holding ist absolut beeindruckend: In den letzten zehn Jahren hat Booking Holdings eine durchschnittliche EBITDA-Marge von 37,34% erzielt, dabei lag die Bruttomarge ziemlich konstant bei 80 %. 

Ein Schlüssel zur starken Generierung von Cash liegt in der Struktur der firmeneigenen Plattform im Internet begründet. Anstatt selbst Hotels oder Fluggesellschaften zu besitzen, agiert Booking Holdings als Vermittler, der Nutzern hilft, die besten Angebote zu finden. Dieses Modell erfordert weniger Kapitalinvestitionen und führt zu höheren Margen, was wiederum zu starken Cashflows führt. Also alles das, womit auch Uber Technologies zukünftig seine Aktionäre beeindrucken möchte.

Im Chart notiert Booking Holdings 6,2 % unter dem Allzeithoch, das am 10. August bei 3.251,71 US-Dollar erreicht wurde. Charttechnisch könnte das GAP vom 3. August 2023 bei 2.850 US-Dollar noch geschlossen werden. Spätestens dort sollte die Aktie wieder anheben können; aktuell schwächelt die Aktie charttechnisch etwas, sodass es vielleicht klug wäre, in mehreren Tranchen einen guten Einstieg in diese Cash-Cow zu finden.

 

Teradyne

Im ETF für Semiconductor (SMH) bilden die Aktien von Nvidia (NVDA) und Taiwan Semiconductor (TSM) zusammen etwa 32 % des Portfolios ab. Dabei fallen 20 % auf Nvidia und etwa 12 % auf Taiwan Semiconductor.

Wir haben uns als Kauf aus dem Bereich Semiconductor aber für die Aktie Teradyne (TER) entschieden, die allerdings nicht allein im Halbleiter-Segment aktiv ist, sondern auch elektronische Bauteile und Robotic-Anwendungen herstellt und damit auch in den ETF Autonomous Tech & Robotics passen würde. Geld verdient Teradyne vor allem über automatische Testsysteme für die Halbleiter-, Elektronik-, Kommunikations- und Softwareindustrie.

Dank der Testgeräte von Teradyne können lebensrettende medizinische Geräte, aber auch Datenspeichersysteme schneller auf ihre Zuverlässigkeit geprüft und auf den Markt gebracht werden. Neben der Entwicklung und dem Vertrieb von automatischen Testsystemen, ist das Unternehmen aufgrund seiner starken Marktposition im Bereich Roboter-Lösungen ein gefragter Partner im Bereich der Automatisierung und der Umsetzung von Konzepten im Bereich der Reindustrialisierung in den USA. Als eines von weltweit nur zwei Unternehmen, das Testgeräte für die modernsten Halbleiter herstellen kann, hat Teradyne einen sehr starken Burggraben. 

Das Research-Haus Morningstar hat am 22. September die am stärksten untergewichteten Aktien vorgestellt, die in den Morningstar Wide Moat Focus Index aufgenommen werden. Teradyne gehört dabei neben Etsy, International Flavor & Fragrance, Walt Disney und Estee Lauder zu den fünf am eklatantesten unterbewerteten Aktien. Bei diesen Aktien sieht Morningstar die größte Kluft zum fairen Wert. Wide-Moat-Unternehmen verfügen laut Morningstar-Mitarbeiterin Susan Dziubinski noch zusätzlich über solide Bilanzen und bedeutende Wettbewerbsvorteile und sollten daher für Langfristanleger, die es Warren Buffett und Charles Munger nachtun wollen, ein Must-Have zumindest für die Beobachtungsliste sein. Cathy Wood hat die Aktie von Teradyne jüngst (neben übrigens auch Meta Platform) neu in ihren Innovation-ETF mit aufgenommen.

Charttechnisch sieht die Aktie von Teradyne nun reif für eine Beendigung der Bodenbildung aus. Die Aktie konnte am Freitag die 100 US-Dollar-Marke per Tagesschluss überschreiten und hat am 25. September und am 3. Oktober jeweils ein höheres Tief ausgebildet. Das Tief vom 3. Oktober bei 97,88 US-Dollar sollte nun nicht mehr unterschritten werden, wenn die Spekulation auf ein baldiges Ende der Bodenbildung aufgehen soll. Ein erstes Kursziel könnte bei 110 US-Dollar liegen (Schlusskurs am Freitag: 100,67 US-Dollar).

Gravity

Aus dem Bereich Online Gaming planen wir, eine Aktie aus Südkorea zu kaufen. Das in Seoul beheimatete Unternehmen Gravity (GRVY) betreibt Online-Spiele auf Blockchain- und NFT Basis und hat am 20. September ein interessantes Launch zu seinem Spiel Ragnarok angekündigt. Ragnarok Landverse ist eine Fortsetzung des ursprünglichen PC-Spiels Ragnarok mit neu hinzugefügten Blockchain-Funktionen. Das Spiel bildet eine von Spielern gesteuerte Wirtschaft und bietet den Spielern Anreize, mit digitalen Finanzanlagen zu handeln, die auch mehrmals pro Spielminute gehandelt werden können. Alle Spieler können an einem sicheren und fairen Marktplatz teilnehmen, der von Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Während der Einführungsphase werden zur Unterstützung der Spieler verschiedene Anreize und mehrere Veranstaltungen mit einem Preisgeld von bis zu 5.000 US-Dollar angeboten. Maxion PTE. LTD, ein Blockchain-basiertes Spieleentwicklerunternehmen, veröffentlicht das Spiel auf der Maxion-Plattform mit dem dafür eigens geschaffenen NFT-Marktplatz.

Seit November 2021 bildet sich eine runde Untertassenformation im Chart der an der Wall Street gehandelten ADR`s ab. Aktuell formiert sich seit Mitte Juli ein Henkel, aus dem die Aktie in Kürze nach oben ausbrechen sollte. Die Aktie notiert etwa 20 % unter dem Beginn der Henkelformation, die ihren Anfang am 17. Juli 2023 nahm. Das Allzeithoch wurde Ende Dezember 2020 bei über 200 US-Dollar erreicht. Aktuell notiert die Aktie bei 65,83 US-Dollar, also etwa 67 % unter dem Allzeithoch. Ein Rücksetzer bis auf 60 US-Dollar sollte einkalkuliert werden. Wie bei Booking Holdings finden sich noch keine höheren Tiefs im Chart, die ein Trendfrüherkennungssignal  auslösen würden. 

Die Fundamentaldaten und auch die Wachstumsaussichten für das Unternehmen sehen jedoch so hervorragend aus, dass die Aktie mir wie ein Top-Pick aus dem Segment Online-Gaming erscheint. Mit einem KGV von 7 und einem KUV von 1,3 für 2022 scheint die Aktie des südkoreanischen Online-Gaming Anbieters viel zu günstig bewertet zu sein. Zum Vergleich: Der in den USA beheimatete Online-Gaming Spieleentwickler Take-Two Interactive (TTWO) wurde 2022 mit einem KGV von 39 und einem KUV von 7 bewertet. Electronic Arts (EA) mit einem KGV von 44 und einem KUV von 5.

Das Musterdepot Marktradar bei wikifolio.com

Hinweis: Das wikifolio befindet sich noch in der Testphase – daher ist es nicht für Nutzer der wikifolio-Webseite sichtbar.

Das Musterdepot verlor in der vergangenen Handelswoche 0,87 % an Wert. Aktuell sind wir seit Auflegung am 31. Juli 2023 mit 0,54 % im MInus.

Clearfield, Schlumberger und Nasdaq Inc. wurden im Lauf der Woche komplett verkauft.

Livent haben wir aktiv getradet, zuerst haben wir ein bisschen zugekauft, später dann Verluste realisiert. Aktuell halten wir noch eine kleine Position in dieser Aktie.

In der Allianz-Aktie haben wir bei 220 Euro nachgekauft.

In der Hannover Rück-Aktie haben wir bei 205 Euro nachgekauft.

Als neuen Prä-Earning Trade haben wir am Freitag die Aktie von Walgreen Boots Alliance gekauft.

Kommentare zu gehaltenen Positionen

Eli Lilly

Mit knapp 13 % Gewichtung ist Ely Lilly aktuell die Aktie im Depot, die wir am höchsten gewichtet haben. Anfang dieser Woche kündigte Eli Lilly an, Point Biopharma (PNT) für 1,4 Milliarden US-Dollar zu kaufen. Evercore ISI-Analyst Umer Raffat sagt, der Deal sei „sehr klug“. Am Tag nach Lillys Ankündigung stellten die Analysten von RBC Capital Markets fest, dass Eli Lilly in den letzten 12 Wochen fünf ergänzende Übernahmen angekündigt hat. Point Bio arbeitet an der Abgabe gezielter Strahlung, um die Schädigung des gesunden Gewebes rund um Tumore zu begrenzen. Dies geschieht durch die Verknüpfung eines Radioisotops mit einem Molekül, das in der Lage ist, Krebszellen aufzuspüren. Point besitzt außerdem eine eigene Produktionsanlage für bestimmte Radioisotope. „Angesichts der inhärenten Komplexität, die mit der Lieferkette für Radiopharmazeutika verbunden ist, glauben wir, dass die Fertigungskompetenz von Point für Lilly ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Umsetzung des Geschäfts war“, sagte Andy Hsieh, Analyst bei William Blair, in einer Mitteilung an die Kunden. Er sagt, dass der Deal ein gutes Zeichen für andere radiopharmazeutische Unternehmen sei, insbesondere für diejenigen mit eigenen etablierten Produktionskapazitäten. Point Biopharma ist Partner von Lantheus Holdings (LNTH) bei seinen beiden jüngsten Projekten, eines bei Prostatakrebs und das andere bei neuroendokrinen Tumoren, seltenen Krebsarten, die aus Nervenzellen und hormonproduzierenden Zellen bestehen. „Lilly wird auch in der Lage sein, die kommerzielle Infrastruktur von Lantheus zu nutzen, vorausgesetzt, dass das Prostatakrebsmedikament namens PNT2002 die behördliche Zulassung erhält, da Lantheus und Lilly nach Abschluss der Transaktion Partner werden“, sagte Hsieh.

Die Aktie von Eli Lilly verbuchte trotz der Übernahme einen Wochengewinn von 5,2 %.

Wir finden nun die Aktie von Lantheus Holding sehr interessant, zumal die Firma nach der Übernahme von Point Pharma und der dadurch entstandenen Kooperation mit Eli Lilly von dem Deal stark profitieren wird. Wir wollen die Lantheus-Aktie in Kürze stärker im Marktradar unter die Lupe nehmen und setzen sie auf unsere Watchlist.

Livent

Wir platzieren einen Stopp-Loss unterhalb des Tiefs vom 4. Oktober und platzieren eine Stopp-Buy-Order über dem Hoch vom 4. Oktober.

Allianz

Aktien aus dem Bereich Finanzen, Versicherungen und auch Investmenthäusern zeigen aktuell Signale für Swing-Einstiege auf der Short Seite. Wir reduzieren die Position in der Allianz ein bisschen und würden evtl. eine Short-Position bei der Deutschen Bank aufsetzen. In Kürze berichten in den USA Banken über neue Quartalsergebnisse. Manche Experten rechnen wegen des Crashes bei langlaufenden US-Staatsanleihen mit dem Schlimmsten, weil viele Banken US-Staatsanleihen im zweiten Quartal als Long-Chance gesehen haben und diese entsprechend gekauft haben.

Hannover Rück

Wir behalten uns vor, bei einem Aktienkurs von 200 Euro Aktien der Hannover Rück aufzustocken.

Wallgreen Boots Alliance

Die Aktie wird am Donnerstag, 12. Oktober, neue Quartalszahlen melden. Die Erwartungen sind so schlecht, dass es schwierig werden dürfte, diese zu unterbieten. Walgreens Boots Alliance, die zweitgrößte US-amerikanische Apothekenkette, komme laut Insiderinformationen bei der Suche nach einem neuen CEO voran. Angeblich soll der ehemalige Geschäftsführer der Cigna Group, Tim Wentworth, als Chief Executive Officer auserkoren worden sein. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht getroffen worden und viele erwarten nun, dass mit Veröffentlichung der Quartalszahlen am kommenden Donnerstag ein neuer CEO auch offiziell genannt wird. 

Wir handeln die Aktie als Prä-Earning Trade und spekulieren darauf, dass die Ankündigung eines neuen CEOs die Aktie zumindest kurzfristig steigen lassen wird. Wir werden die Aktie auf jeden Fall am Freitag wieder aus dem Portfolio schmeissen.

Silber Discount

Sofern der Silberpreis am 15. Dezember über 20 US-Dollar LBMA-Silver-Price notiert, wird im Silber Discount-Optionsschein ein Auszahlungsbetrag von 5 US-Dollar dem Depot gutgeschrieben (Schlusskurs des Dicount-Optionsscheins am Freitag: 3,65 Euro, was 3,86 US-Dollar entspricht). Aktuell notiert der LBMA-Silver-Price bei 21,12 US-Dollar. Wenn der LBMA-Silver-Price über 20 US-Dollar am 15. Dezember notiert, dann besteht noch ein Kurspotenzial von etwa 29 % im Discount-Optionsschein, mit dem wir als Stillhalter pro Tag Geld verdienen, auch wenn sich der Silberpreis bis dahin nicht mehr bewegen würde.

S&P 500 Discount

Sofern der S&P 500 im Juni 2024 über 4.250 US-Dollar notiert, wird der Discount-Optionsschein am Verfallstag mit 5 US-Dollar abgerechnet. Bei einem EUR/USD-Kurs zwischen 1 und 1,10 US-Dollar liegt der Abrechnungspreis dann zwischen 4,55 und 5 Euro, was einer Seitwärtsrendite in 9 Monaten zwischen 13 und 24 % zum Einstiegskurs bei 4,02 Euro entspricht. Aktuell sind wir mit etwa 6 % im Minus. Auch wenn der S&P 500 wieder unter 4250 Punkte fällt, würden wir Verluste aussitzen, da wir mit diesem Produkt als Stillhalter agieren.

Weitere geplante Aktionen im Musterdepot:

Wir planen, am Montag die Aktien von Meta Plattforms, Alphabet, Uber Technologies und Teradyne zu kaufen. 

Bei Booking Holding und Gravity platzieren wir zunächst Stop-Buy-Limits und Kauflimits über und unter den Kursen vom Freitag.

Wir warten noch auf Rücksetzer bei der CVS Health Corporation, um diese fundamental günstig bewertete Aktie dann über einen Optionsschein handeln zu können.

Wir planen, ein gehebeltes Long-Zertifikat auf den Nasdaq 100 zu kaufen. Bei einem Schlusskurs im Nasdaq 100 unter 350 US-Dollar würden wir schnell die Reißleine ziehen.

Wir planen einen Short-Trade auf die Deutsche Bank, um das Risiko bei Finanzaktien wegen des Crashes bei langlaufenden US-Staatsanleihen ein bisschen abzusichern.

Wir suchen wieder nach neuen Prä-Earning Kandidaten, die wir traden wollen.

Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.