Warum zeigen Aktien aus dem arabischen Raum relative Schwäche ?
Turnaround Tuesday
Einen Tag vor Monatswechsel begann die neue Handelswoche mit Gewinnmitnahmen in den großen US-Aktienindizes. Für heute sollte der Turnaround Tuesday seinem Namen wieder Ehre machen können. Zumindest vorbörslich sieht es so aus, als ob die Marktteilnehmer erwarten, dass der SPY sich wieder der Marke von 400 nähert. Eine dynamische Überwindung dieser Marke wäre jedoch erstens eine Überraschung und zweitens ein sehr bullisches Zeichen. Denn wir sahen am Montag im S&P 500 bei fallenden Aktien ein höheres Handelsvolumen als bei steigenden Aktien..
Zu glauben, dass mit dem Turnaround Tuesday und einem schwachen Montag das Intermezzo Korrektur ad acta gelegt werden kann, dürfte vermutlich verfrüht sein. Ein Test der 390er Marke sollte einkalkuliert werden. Auf diesem Niveau gäbe es dann vielleicht einen guten Swing Einstieg im SPY.
Technischer Analyst & Wikifolio Trader
US Mid- und Small Caps beginnen Schwäche zu zeigen
Der IWM (ETF für den Russell 2000) erhält für heute den Tagesstempel “Buy the dip” und ist damit abgestuft worden – am Freitag erhielt er noch den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Der SPY konnte sich in den letzten 11 Handelstagen stärker präsentieren als der IWM und darf für heute den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” behalten.
Der Risk-On Part in diesem Duo ist der IWM. Dieser sollte nun schnell wieder auf “Kaufen oder Aufstocken” hochgestuft werden. Sollte der SPY in den nächsten Wochen weiterhin mehr relative Stärke als der IWM zeigen, dann müsste gemäß Risk-On / Risk-Off Logik damit gerechnet werden, dass der IWM den SPY mit nach unten zieht.
Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes?
Abgestuft wurden am Montag vor allem Branchen, die allgemein dem Risk-On Lager zuzuordnen wären: Marihuana, 3D-Druck, Uran, Clean-Energy. Alle 4 Branchen erhalten den Tagesstempel “Unter Beobachtung”. Den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” erhalten aktuell die ETFs von Cathy Wood sowie die Branchen Lithium, Internet-Cloud und Biotechnologie.
Biotechnologie verliert an Strahlkraft
Selbst in den Big Cap Biotechnologieaktien wie Amgen (AMGN), Biogen (BIIB), Gilead Sciences (GILD) und Regeneron (REGN) scheint die vor etwa einer Woche noch recht konstruktiv aussehende flache Basis nun kleine “Risse auf der Unterseite” zu bekommen.
Bei Amgen deutet das hohe Handelsvolumen in den zuletzt 4 schwachen Handelstagen darauf hin, dass Institutionelle beginnen, Teilgewinne zu realisieren. Der Kursrückgang bei Biogen gestern (über 4 %) war einer negativen News geschuldet, die im Zusammenhang mit einer Alzheimer-Studie steht. In Gilead Sciences sahen wir gestern einen fetten Gimmee für ein Short-Set Up, das durch eine sehr deutliche MACD-Divergenz unterstützt wird. Regeneron konnte sich von diesem Quartett am Montag vergleichsweise gut halten. Der Widerstand bei 750 $ erweist sich aktuell aber als hartnäckiger als vielleicht noch vor einer Woche vermutet.
Diese Big Caps aus der Biotechnolgie Branche werden inzwischen von manchen Datenanbietern als Arzneimittelhersteller und nicht mehr als Biotechnologie Aktien kategorisiert. Das macht durchaus Sinn, weil das Risiko, durch schlechte Studienergebnisse bei einem Medikament vor dem unternehmerischen Aus zu stehen, praktisch nicht mehr gegeben ist. Diese Unternehmen können noch Geld verdienen, wenn sie bei der Medikamentenentwicklung einen Rückschlag erleiden.
Langfristig halte ich diese 4 Aktien für sehr interessant. Wer noch nicht in diese Aktien investiert hat, sollte vielleicht eine mögliche Korrektur in den nächsten Wochen abwarten, um dann zu einem günstigeren Einstieg reinzukommen.
Tiefere Tiefs und tiefere Hochs bei Öl- und Gas
Bei den ETFs für die Öl- und Gasbranche (XES, XLE, XOP) fällt charttechnisch auf, dass in den vergangenen 2 Wochen auf ein tieferes Tief am 21. November ein tieferes Hoch folgte. Für alle Anhänge der DOW-Theorie ist das ein Warnzeichen: ein Trendwechsel von einem Aufwärts- zu einem Abwärtstrend könnte bevorstehen. Noch wurden die Intraday Tiefs vom 21. November aber nicht unterschritten. Es kann also noch ganz anders kommen.
In diesem Zusammenhang fallt mir die momentan deutlich sichtbare Kursschwäche von ETFs aus den Regionen der arabischen Staaten auf, die von Börsianern zu den Frontier Markets gezählt werden.
Raus aus Saudi Arabien und Katar ?
Schauen wir uns dazu mal die ETFs von Saudi Arabien (KSA) und Katar (QAT) an: Ich hatte diese beiden Regionen zuvor nicht in mein Marktradar Modell integriert, weil ich dachte, dass diese in etwa so laufen, wie es Ölaktien tun. Der ETF für Saudi Arabien (KSA) sah sein Allzeithoch am 29. April (50,75) und ist seitdem um fast 23 % gefallen (Schlusskurs im KSA am Montag: 39,26). Der ETF für Katar (QAT) sah sein Allzeithoch am 11. April (24,85) und ist seitdem um fast 20 % gefallen (Schlusskurs im QAT am Montag: 20,00).
Vergleicht man nun den ETF für Saudi Arabien mit dem XOP (das ist ein ETF, der Öl- und Gasproduzenten aus den USA enthält), dann fällt auf, dass sich US-Ölaktien ab Ende September dieses Jahres deutlich besser entwickelt haben. KSA ist am Montag per Schlusskurs unter das Bewegungstief vom September gefallen, der XOP hingegen ist seit Ende September um ca. 30 % gestiegen.
Im KSA sind Energieaktien nur mit ca. 7 % gewichtet. Das überrascht. Etwa 20 % fallen auf “Materials” – womit laut Holding-Liste die Branchen Bergbau, Chemie, Zement usw. abgedeckt werden – und satte 46 % im KSA stecken in Aktien aus dem Bereich “Financials”.
Die relative Schwäche von Aktien aus dem arabischen Raum besteht aktuell auch zu anderen Frontier Markets, die seit dem G-20 Gipfel auf Bali eher Mittelzuflüsse als -abflüsse erhalten. Es scheint so zu sein, als ob innerhalb der Frontier Markets eine Sektorrotation im Gange ist: raus aus arabischen Ländern und rein in südostasiatische Länder wie beispielsweise Malaysia (EWM) oder Vietnam (VNM). Beide Regionen ETFs zeigen nun deutliche Anzeichen einer Bodenbildung, im EWM (Malaysia) noch deutlicher als im VNM (Vietnam).
Ob die Schwäche von arabischen Aktien als ein Vorbote für eine Kursschwäche bei Aktien aus dem Ölsektor gesehen werden kann, mag ich nicht endgültig beurteilen. Aber dass eine gewisse Korrelation zwischen der arabischen Wirtschaft und der Ölwirtschaft besteht, kann zumindest ökonomisch nicht bestritten werden.
Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.
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