Marktradar vom Montag, 22. Januar 2024
Stockpicking: Wenn nicht jetzt, wann dann ?
Die KI-Rallye treibt die Marktbreite nicht mit nach oben
Die ETFs auf den S&P 500 (SPY) und den Nasdaq 100 (QQQ) sind am Freitag in Richtung neuer Allzeithochs ausgebrochen.
Während die Variante vom Nasdaq 100, in der die Aktien gleichgewichtet verteilt sind (QQQE), im Chart ebenfalls auf ein neues Hoch ausgebrochen ist, zeigt die gleichgewichtete Variante zum S&P 500 (RSP) relative Schwäche – in diesem verorten wir für den 17. Januar ein tieferes Tief und für den 12. Januar ein tieferes Hoch, so dass wir schlussfolgern können, dass die starke Performance, die wir bei Technologieaktien in den letzten zwei Wochen gesehen haben, viele Aktien aus dem S&P 500 nicht mit nach oben gezogen hat.
Der Faktor Growth zeigt mehr Stärke als der Faktor Value
Eine solche relative Schwäche wie im RSP-ETF sehen wir auch im ETF auf den Russell 2000 (IWM). In den vergangenen zwei Wochen war der Sektor Technologie klar tonangebend an der Wall Street. Der Russell 1000 Growth (IWF) erreichte dementsprechend neue höhere Hochs und höhere Tiefs, während der Russell 1000 Value (IWD) neue tiefere Hochs und tiefere Tiefs ausgebildet hat.
Von der Markttechnik her befindet sich der Faktor Growth damit in einem Aufwärtstrend, der Faktor Value hingegen in einer Konsolidierung.
Der Faktor Momentum zeigt mehr Stärke als der Faktor Growth
Der Nasdaq 100 (QQQ) befindet sich nun 2,4 % über dem Ende Dezember erreichten Zwischenhoch.
Der S&P 500 befindet sich nun 1,2 % über dem Ende Dezember erreichten Zwischenhoch.
Den stärksten Up-Drive können wir aber für den Faktor Momentum verorten. Der entsprechende USA Momentum Factor Ishares Edge ETF (MTUM) befindet sich nun 4,2 % über dem Ende Dezember erreichten Zwischenhoch.
Damit lässt sich schlussfolgern, dass die Aktien, die von November bis Dezember 2023 gut gelaufen sind, auch in der zweiten und dritten Handelswoche 2024 die Nase vorn gehabt haben.
Eine Rotation hin zu den Verlierern aus dem letzten Jahr können wir nicht erkennen.
Die Sektoren Healthcare und Biotech zeigten nur in der ersten Handelswoche 2024 relative Stärke
Allein der Sektor Healthcare / Biotech zeigte als schwacher Sektor 2023 in 2024 Anzeichen relativer Stärke, allerdings nur in der ersten Kalenderwoche. Seit sieben Handelstagen sehen wir in den entsprechenden beiden ETFs relative Schwäche.
So hat der S&P 500 Healthcare Sector (XLY) am 12. Januar ein tieferes Hoch ausgebildet. Dieses muss nun schleunigst überrannt werden, wenn sich die Stärke im Healthcare-Sektor im Nachhinein nicht als Strohfeuer, nur zu Jahresbeginn kurz aufgeflammt, erweisen soll.
Der S&P Biotech ETF (XBI) hat am 18. Januar auf Schlusskursbasis das höhere Tief vom 3. Januar unterschritten, was zumindest als Warnzeichen für die Biotech-Bullen gewertet werden sollte.
In den letzten sechs von sieben Handelstagen schloss der XBI-ETF unter dem Eröffnungskurs. Spätestens am 17. Januar hätte die Korrektur eigentlich beendet sein sollen, um auf charttechnisch saubere Weise trendbestätigend zu wirken. Biotech-Aktien konnten vom Risk-On Hype bei Growth-Aktien am Donnerstag und Freitag nicht profitieren.
Auf den Sektor Biotech sollten wir in dieser und den kommenden Handelswochen genau hinschauen, ob sich der XBI-ETF schnell wieder aus dem Sumpf ziehen kann, in den er bisher nur bis knapp “über dem Bauchnabel” eingesunken ist. Viel tiefer sinken dürfte er nun nicht mehr, damit das Projekt “Outperformer 2024” nicht schon wieder ad acta gelegt werden muss.
Der Markt preist monetäre Erfolge durch KI nun ein
Ausschlaggebend für den Tech-Run ist die digitale Revolution, die durch die generative KI in einem exponentiellen Tempo ins Rollen kommt. Mister Market geht nun in offensiver Manier davon aus, dass Unternehmen, die wir als KI-relevante Akteure im Chip-, Software- oder Cloud-Bereich verorten können, die großen monetären Gewinner sein werden. Hinzu kommen Unternehmen, die Lösungen für das exponentiell wachsende Datenaufkommen in Rechenzentren anbieten sowie Pioniere für ein zukünftiges Metaversum, in der die KI neue Formen der Interaktion schaffen wird, die für uns noch nicht vollends begreifbar scheinen.
Aber was passiert, wenn die KI auf eine digital erschöpfte Gesellschaft stößt ?
In einem zweiten Schritt dürften einzelne Softwarefirmen, die sich einen First-Mover Vorteil für die Anwendung generativer KI geschaffen haben, monetäre Gewinner werden. Sollten die KI-Applikationen wirklich die Arbeits- und Kostenersparnis beziehungsweise andere Vorteile wie verbesserter Service oder bessere persönliche Beratung bringen, was den Anwendern aktuell so versprochen wird, dann könnten extreme Margenverbesserungen, die meist noch nicht eingepreist sind, die entsprechenden Aktien in die Höhe treiben.
Dass der Markt einen solchen monetären Erfolg für KI-Applikationen noch nicht wirklich eingepreist hat, könnte allerdings auch seine guten Gründe haben: nämlich, dass die Annahme, die KI, als neue Applikation, würde nur Vorteile und keine Nachteile für Unternehmen und Anwender bringen, womöglich in vielen Fällen ein Wunsch- oder sogar Irrglaube ist, der sich in der Anwendung nicht bestätigen wird; dass sich nämlich die Erweiterung der KI-Erfahrung im Netz womöglich als zu kompliziert für tägliche Entscheidungsprozesse und womöglich sogar gefährdend erweisen könnte. Die Gefahr von Cyberangriffen könnte mit neuen KI-Applikationen durchaus neue Levels erreichen, die dann neue Schlupflöcher für Viren und andere digitale Schädlinge eröffnen.
Viele Soziologen sprechen aktuell von einer digital erschöpften Gesellschaft. Auch das sollte vom “Mister Market” gesichtet worden sein. Der Wunsch nach weniger digitaler Interaktion, den insbesondere die Generation Z verspürt, ohne dass ihr dabei jedoch produktive Fluchtwege oder andere Lösungen, die dem Wunsch einer besseren “Digital-Life-Balance” entgegenkommen, parat liegen, sollte von Börsianern, die vom KI-Hype angesteckt worden sind, einkalkuliert und auch ernst genommen werden.
Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?
Aktuell erhalten 21 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 35 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 31,6 %).
9 ETFs erhalten den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”. In der Vorwoche erhielten 7 ETFs diesen Tagesstempel.
Die höchste Quote in der Zuteilung erhält für diesen Dienstag der Tagesstempel „Buy the Dip ?“. 23 von 60 ETFs erhalten diesen Tagesstempel, was einer Quote von 38,3 % entspricht.
In nahezu allen ETFs, die den Tagesstempel “Buy the dip ?” erhalten, sahen wir im Tageschart zuletzt tiefere Hochs bzw. tiefere Tiefs. Damit befinden sich diese ETFs in einer Konsolidierung, die womöglich noch nicht beendet ist.
Als trendfolgend kaufbar werden aktuell folgende Branchen-ETFs ausgezeichnet: Aus dem Bereich Technologie: Cybersecurity (CIBR), Digitale Kommunikation (XLC), Internet-Cloud (WCLD), Robotic & AI (BOTZ), Semiconductor (SMH), Software (IGV), Technologie allgemein (XLK). – Aus dem Bereich Gesundheit: Cannabis (MJ), Medizintechnik (IHI). – Außerdem die Branchen Schifffahrt (BOAT), Uran (URA), Versicherungen (KIE).
Stockpicking beginnt jetzt !
Zwar wurden wir vor Jahreswechsel von Social-Media affinen Investoren und Tradern mit Top Five oder Top Ten Ten Listen ihrer Aktienfavoriten für das neue Jahr zugeschüttet; die meisten institutionellen Fondsmanager warten aber die ersten Handelstage im neuen Jahr ab, um erst nach dem Weihnachtsurlaub in den Teambesprechungen final zu entscheiden, welche Aktien im ersten Quartal akkumuliert werden sollen und welche Aktie – auch wenn ausgerechnet diese vor Jahreswechsel vielleicht sogar als “Der Favorit für 2024” auserkoren wurde – nun lieber doch nicht gekauft werden sollte.
In den ersten drei Wochen hat sich gezeigt, dass Risk-On Aktien aus dem Bereich China-Internet (KWEB) und aus dem Bereich Grüne Energien (QCLN), die beide zu den Verlierern des Jahres 2023 gehörten, keinen neuen Schub nach oben erhalten haben. Der KWEB-ETF verlor in den ersten drei Handelswochen 2024 fast 12 %, der QCLN-ETF sogar über 17 %. Falls Aktien aus diesem Bereich vor dem Jahreswechsel noch auf der möglichen Kaufliste von Fondsmanagern standen, wurden diese Kaufabsichten nun wohl gestrichen bzw. im Terminplaner auf später verschoben.
Aktien aus dem Bereich Healthcare bzw. Biotech könnten nun hingegen als Kaufabsicht bestätigt werden oder sogar neu hinzukommen, da der Gesundheitssektor vor dem Jahreswechsel von nur sehr wenigen als Outperformer 2024 gehandelt wurde.
Wie oben schon erwähnt, sollte der Sektor Gesundheit / Biotechnologie in den nächsten Wochen genau beobachtet werden, da hier ab jetzt stärker von institutioneller Seite aus akkumuliert werden könnte.
Wir wollen heute acht Aktien vorstellen, die aus unterschiedlichen Gründen Outperformer für die nächsten Monate werden könnten.
Zuerst wollen wir zwei KI-Profiteure aus dem Technologiebereich vorstellen. Da die Gewinner von 2023 auch die Gewinner von 2024 werden könnten, stellen wir hier bekannte Namen vor.
Danach folgen zwei eher unbekannte KI-Profiteure aus der Wirkstoff- und Arzneimittelforschung, die bisher nicht im KI-Hype mitgeschwommen sind, es aber in Kürze tun könnten, sofern der Gesundheits-Sektor und damit auch der Bereich Biopharmaka-Entwicklung tatsächlich stärker in den Fokus der Börsianer rückt.
Anschließend zwei Aktien aus dem Bereich Privat Equity und Freizeit, die sich zu Jahresbeginn sehr trendstabil verhalten haben und sich als Leader in ihrer Peer-Group offenbarten.
Schließlich noch zwei Aktien aus Deutschland: Zwei Sportbekleidungshersteller, die von den Sportgroßereignissen Olympiade (ausgetragen in Paris) und Fußball-Europameisterschaft (ausgetragen in Deutschland) profitieren könnten.
Zwei Technologie-Aktien, die von der Umstellung in Rechenzentren auf KI-relevante Anwendungen profitieren
Super Micro Computer
Super Micro Computer (SMCI; Marktkapitalisierung: 23 Mrd. US-Dollar) bietet eine breite Palette an leistungsstarken und energieeffizienten Server-Technologien an, die auf Nvidia-, Intel- oder AMD-Prozessoren basieren und verschiedene Formfaktoren, Speicherkapazitäten, Erweiterungsmöglichkeiten und Energieeffizienzstufen aufweisen. Zu den Produkten gehören GPU-Server, Rack-Server, Storage-Server und Cloud-Server. Insbesondere bei Rack-Servern hat Super Micro Computer ein Produkt im Angebot, das extrem nachgefragt wird. Die Beschleunigung von Datenströmen, die essentiell für die KI sein wird, kann technisch nur gelingen, wenn ein entsprechend hoher Kühlungsgrad in der Flüssigkeitsproduktion erreicht wird. Hier scheint Super Micro Computer aktuell das Non-Plus-Ultra Produkt entwickelt zu haben und profitiert dadurch von einem First-Mover-Vorteil.
Super Micro Computer bietet außerdem noch Server-Management-Software an, sowie Netzwerkgeräte und Zubehör. Das Unternehmen richtet sich an verschiedene Märkte, wie beispielsweise Rechenzentren, Cloud-Computing, Enterprise-IT, Big Data, Künstliche Intelligenz, 5G und Edge-Computing. Super Micro Computer bedient sowohl Endkunden als auch OEM-Hersteller und Systemintegratoren.
Die Aktie von Super Micro Computer stieg am Freitag um fast 36 %, nachdem das Unternehmen vorläufige Zahlen für das im Dezember abgelaufene Quartal bekannt gab; dabei konnten die Umsatz- und Gewinnerwartungen für das vierte Quartal deutlich nach oben korrigiert werden. Die Umsatzerwartungen wurden um sage und schreibe 35 % angehoben ! Die Gewinnerwartungen um fast 15 %.
Die Aktienanalysten von Rosenblatt haben nach der Presseveröffentlichung ihr Kaufrating für die Aktie bestätigt und ihr Kursziel nun auf 550 US-Dollar angehoben – Schlusskurs der Super Micro Computer-Aktie am Freitag: 423,36 US-Dollar.
Super Micro Computer wird die offiziellen Quartalszahlen am 29. Januar nachbörslich veröffentlichen und dann auch einen Ausblick für 2024 geben.
Der Marktradar erwartet, dass die Analysten-Ratings nun massiv nach oben korrigiert werden und der Ausblick für 2024 nicht enttäuschen wird, da die Umstellung auf KI-relevante Datacenter immer noch in den Anfangsschuhen steckt und von einer Sättigung – wie die Umsatzanstiege im vierten Quartal bei Super Micro Computer nun deutlich zeigen – weit und breit nichts zu sehen ist.
Rambus
Auch für Rambus (RMBS; Marktkapitalisierung: 8 Mrd. US-Dollar) stellt die Umstellung von Rechenzentren auf moderne KI-Anwendungen einen Wachstumstreiber dar.
Rambus ist dem Semiconductor-Bereich zuzuordnen und produziert Speicherschnittstellenchips, die als sogenannte “Double-Data-Rate RAMS” (auch DDR-RAM abgekürzt) die Arbeitsspeicherkapazität während der Rechenanwendung erhöhen.
75 % der Erlöse werden mit Rechenzentren und Edge-Anwendungen generiert. Zudem kurbeln Trends wie 5G, IoT und autonomes Fahren das Geschäft von Rambus an. Laut Synergy Research dürfte die Zahl der Hyperscale-Rechenzentren von 700 im Jahr 2023 bis Ende 2024 auf über 1.000 zunehmen, wobei sich mit den Umsatzzuwächsen bei Super Micro Computer im vierten Quartal 2023 bereits nun abzeichnen dürfte, dass diese Schätzung wohl zu konservativ kalkuliert ist.
Rambus legt mit seinen hochinnovativen Halbleitern und Speicherschnittstellen die Grundlage, damit die Daten überhaupt schnell und sicher bewegt werden können.
Neben den Verkäufen der Halbleiterprodukte verdient das Unternehmen sein Geld mit Lizenzverträgen für die Technologienutzung. Abnehmer sind führende Halbleiterfirmen und Elektronikkonzerne wie AMD, Dell oder Samsung. Selbst wenn die Speichernachfrage kurzfristig nachlassen sollte, würden die Einnahmen aus den Lizenzgebühren weiter fließen.
Rambus wird am 5. Februar nachbörslich neue Quartalszahlen vorlegen. Am Freitag konnte die Rambus-Aktie ein neues 23-Jahre-Hoch ausbilden und mit dem Ausbruch über 70 US-Dollar ein starkes prozyklisches Kaufsignal setzen. Die Firma existierte schon während des Internet-Hypes der 90’er Jahre und hat das Allzeithoch im Juni 2000 bei 127 US-Dollar erreicht.
Rambus arbeitete lange Zeit nicht profitabel, dürfte 2024 aber wieder in die Gewinnzone kommen. Das KGV für 2024 liegt bei 600, das KUV bei 12. Damit scheint Rambus auf den ersten Blick extrem teuer bewertet zu sein. Allerdings erhalten die von Rambus produzierten Speicherschnitttstellenchips aktuell eine so hohe Nachfrage, weil die KI-Aufrüstung Rambus absolut in die Karten spielt. Vorausgesetzt, dass die durch die KI angefachte Notwendigkeit, die Schnelligkeit im Halbleiter-Sektor weiter auf hohem Niveau nicht nur zu belassen, sondern in der Zukunft immer schnellere Speicherschnittstellen einzubauen, damit die KI nicht an ihre Software-Grenzen durch zu langsame Hardware stößt, in ihrer Dringlichkeit nicht an Wirkung verliert. Experten sind der Meinung, dass Rambus hier genau die Expertise besitzt, die im KI-Zeitalter auf Jahre hin groß nachgefragt werden dürfte.
Trendfolger sollten sich von der hohen Bewertung der Rambus-Aktie nicht zu stark stören lassen. Wenn der KI-Motor läuft, dann wird auch der Rambus-Motor laufen.
Zwei Biotechnologie-Aktien, die über Softwarekompetenz im KI-Bereich verfügen
Wir wollen auch in dieser Woche wieder zwei Unternehmen aus dem Biotechnologie-Sektor vorstellen.
Dieses Mal haben wir zwei Unternehmen ausgesucht, die mittels Künstlicher Intelligenz womöglich jetzt die Grundlagen auf Softwareebene schaffen, die zu einer Revolution in der Wirkstoff- und Arzneimittelforschung führen könnten.
Exscientia
Exscientia (EXAI; Marktkapitalisierung: 700 Mio Euro) ist ein britisches Unternehmen mit Hauptsitz in Oxford und beschäftigt sich mit der Anwendung von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen zur Entdeckung und Entwicklung therapeutischer Verbindungen. Damit möchte das Unternehmen die Medikamentenentwicklung und insbesondere die Wirkstoffforschung vorantreiben.
Denn die Künstliche Intelligenz kann riesige Datenmengen aus dem molekularen Bereich wie zum Beispiel Genome oder Proteine und vieles mehr analysieren, um neue Wirkstoffkandidaten vorherzusagen und schließlich das Wirkstoffdesign zu optimieren. Darüber hinaus können Algorithmen Muster in den aufgestellten Datensätzen erkennen, um potenzielle Zielstrukturen für Arzneimittel zu identifizieren, die andernfalls von den herkömmlichen, derzeit angewandten Methoden übersehen worden wären.
Strategisch betrachtet bedeutet der Einsatz von Künstlicher Intelligenz einen tiefgreifenden Wandel in der Art und Weise, wie Pharmaforschung betrieben wird. Dabei geht es aber nicht nur um Innovation, sondern auch um Kosteneinsparungen bei der Arzneimittelentwicklung.
Mit “Centaur Chemist” hat das Unternehmen die erste KI-Plattform für Präzisions-Onkologie entwickelt, die in einer klinischen Interventionsstudie erfolgreiche Orientierungshilfe bei der Behandlung von an Krebs erkrankten Patienten ermöglicht.
Zu den Partnern gehören die Pharmariesen Bristol Myers Squibb und Sanofi. Daneben kooperiert das Unternehmen mit kleineren Partnern. Seit Anfang 2016 ist die deutsche Firma Evotec mit an Bord, um niedermolekulare Substanzen in der Immunonkologie zu entwickeln.
Zudem fungiert die Bill & Melinda Gates Foundation als Risikokapitalgeber und hat bereits mehrere Hundert Millionen US-Dollar in Exscientia investiert. Die japanische Softbank hat übrigens auch bereits mehr als 200 Mio US-Dollar für Forschungsbemühungen zur Verfügung gestellt.
Das britische Unternehmen wurde 2012 von Professor Andrew Hopkins zusammen mit anderen Innovatoren als Spin-out der Dundee University gegründet. Im Oktober 2021 ging Exscientia an die Nasdaq-Börse.
Der Gründer, Professor Andrew Hopkins, wurde vor drei Wochen vom britischen König Charles III. für seine Verdienste um Wissenschaft und Innovation zum Commander of the Order of the British Empire (CBE) ernannt. Die hohe Auszeichnung wird im Rahmen der „New Year Honours List 2024“ verliehen, mit der die Leistungen und Verdienste außergewöhnlicher Menschen im Vereinigten Königreich gewürdigt werden, die vom britischen Premierminister auf Basis eines unabhängigen Bewertungsverfahrens empfohlen wurden. Die Ernennung ist eine Wertschätzung der lebenslangen Leidenschaft von Professor Andrews Hopkins für die Nutzung innovativer Technologien zur Entdeckung und Entwicklung hochwertiger Arzneimittel zum Wohle der Patienten.
Aus kleinen Anfängen mit nur fünf Mitarbeitern beschäftigt Exscientia heute etwa 400 Mitarbeiter – ist mit einer Marktkapitalisierung von gerade einmal 600 Millionen US-Dollar immer noch als eine Aktie aus dem Small-Cap Bereich einzustufen.
Auch wenn sich hier vieles wie eine Erfolgsgeschichte anhört, so ist sie es an der Börse bisher nicht.
Seit dem IPO an der Nasdaq im Jahr 2021 hat die Aktie 80 % an Wert verloren. Das Allzeit-Tief verorten wir am 3. Oktober 2023 (4,17 US-Dollar). Nach einem schnellen Anstieg auf 6 US-Dollar bis Mitte Oktober bewegt sich die Aktie in einem stabilen, aufwärts gerichteten Trendkanal zwischen 5 und 7 US-Dollar. Dabei fällt auf, dass das mit Abstand höchste Handelsvolumen an der Nasdaq an Tagen stattfindet, an denen die Aktie bis zum Handelsschluss gekauft wurde. Wir können also über das Handelsvolumen seit Oktober eine klare Akkumulation an Kauftagen erkennen. Leerverkäufer sind trotz der desaströsen Kursentwicklung seit dem IPO so gut wie gar nicht in dieser Aktie aktiv.
Investoren sollte klar sein, dass hier – ähnlich wie bei Ethereum oder beim Bitcoin – vor allem die Idee, die dahintersteckt, Phantasie für Kurssteigerungen erzeugt.
Gewinne wird das Unternehmen auf absehbare Zeit nicht erwirtschaften – aber darum geht es hier auch nicht. Wer diese Aktie kauft, setzt allein auf eine Technologie, die irgendwann mehrere Milliarden US-Dollar wert sein könnte.
Schrödinger
Wie das britische Unternehmen Exscientia verfügt die US-Firma Schrödinger (SDGR; Marktkapitalisierung: 2 Mrd. US-Dollar) über eine computergestützte KI-Plattform, die bei der Entdeckung potenziell nützlicher Moleküle eingesetzt wird. Dabei bieten beide Unternehmen ihren Service für andere Pharmaunternehmen an, nutzen die jeweiligen Plattformen aber auch zur eigenen Medikamentenentwicklung.
Schrödingers Herzstück ist eine Modellierungssoftware, die eine schnellere Entdeckung neuer Moleküle, bei geringeren Kosten und einer gleichzeitig höheren Erfolgswahrscheinlichkeit bietet, als das herkömmliche Methoden vermögen.
Im Gegensatz zu Exscientia ist die Plattform jedoch nicht nur im Medizinbereich einsetzbar, sondern auch in anderen Branchen, darunter Luft- und Raumfahrt, Energie, Halbleiter und Elektronik.
Die Pipeline von Schrödinger umfasst derzeit neun Medikamente in der klinischen Erprobung, Dutzende weitere in der Erforschung und präklinischen Phase und zwei von der FDA zugelassene Medikamente. Die Vision von Schrödinger ist es, die Eigenschaften von Medikamenten mit perfekter Genauigkeit zu berechnen. Das Unternehmen kann bereits auf eine über 30-jährige Erfahrung im Bereich der computergestützten Molekularforschung zurückblicken.
Schrödinger ist in zwei Geschäftsbereichen tätig. Neben der Lizenzierung der Software, die aktuell etwa zwei Drittel aller Einnahmen ausmacht und damit das Kerngeschäft darstellt, ist der zweite Bereich die Medikamentenforschung.
Experten gehen davon aus. dass die Plattform von Schrödinger inzwischen so weit fortgeschritten ist, dass die Software ein deutliches Alleinstellungsmerkmal aufweist.
Partner bei der Medikamentenentwicklung ist unter anderem der US-Pharmariese Eli Lilly. Diese seit 2022 bestehende Kooperation wurde am 8. Januar 2024 erweitert und verlängert. Die neue Vereinbarung bietet Eli Lilly umfassenden Zugriff auf die gesamte Technologie von Schrödinger, um alle Phasen der Arzneimittelforschung zu ermöglichen und zu beschleunigen.
Im Unterschied zu Exscientia sind Leerverkäufer bei Schödinger aktiv. Aktuell beträgt der Short-Float in der Schrödinger-Aktie ca. 10 %.
Die Schrödinger-Aktie erreichte im Februar 2021 bei 117 US-Dollar ein Allzeithoch. Am Freitag schloss die Aktie bei 26,38 US-Dollar, notiert damit ebenfalls um die 80 % unter dem Allzeithoch – hat also wie die Exscientia-Aktie drei vom Kursverlauf her desaströse Jahre hinter sich.
Während sich die Exscientia-Aktie charttechnisch aber seit Anfang Oktober im Aufwind befindet, hat sich die Schrödinger-Aktie seit Jahresbeginn etwa geviertelt – eine Bodenbildung in Form einer Untertassenformation oder S-K-S Formation ist im Chart noch nicht auszumachen.
Schrödinger ist im von Cathie Wood gemanagten ARK Genomic Revolution ETF (ARKG) aktuell mit ca. 4 % gewichtet und stellt die neuntgrößte Position von der Gewichtung her dar.
Auch bei Schrödinger setzen Investoren wie Cathie Wood in erster Linie auf die zukunftsträchtige Software und nicht darauf, dass damit schnellstmöglich Gewinne erwirtschaftet werden. Und natürlich hoffen spekulativ ausgerichtete Börsianer wie Cathie Wood darauf, dass das Thema Künstliche Intelligenz auch in der Wirkstoffforschung für die Pharmaindustrie irgendwann einen Hype erfährt; noch lässt sich ein solcher Hype – im Unterschied zum KI-Hype bei Aktien aus dem Rechenzentren-, Halbleiter- und Cloud-Bereich wie dieser beispielsweise an den Kursgewinnen bei Aktien wie Super Micro Computer, Nvidia, Microsoft oder auch Rambus auszumachen ist – an der Börse nicht in bare Münze umsetzen. Noch nicht !
Zwei Aktien aus dem Bereich Private Equity und Freizeit, die sich zu Jahresbeginn als Leader in der Peer-Group behaupten können
Wir wollen jetzt zwei US-Aktien vorstellen, die sich in den ersten drei Wochen des neuen Börsenjahres gut geschlagen haben und sich zu Jahresbeginn als Leader in ihrer Peer-Group behaupten können. Der Marktradar geht davon aus, dass diese Aktien 2024 eine starke Performance hinlegen könnten, sofern eine Rezession in den USA umschifft werden kann.
KKR & Company
Die Beteiligungsgesellschaft KKR & Company (KKR; Marktkapitalisierung: 70 Mrd. US-Dollar) hat zuletzt in die Bereiche Infrastruktur, Immobilien, Hedgefonds, Anleihen sowie in Finanzierungslösungen für Unternehmen investiert und dabei seinen Investitionsschwerpunkt auf nachhaltige und verantwortungsvolle Wertschöpfung gelegt.
Ein Beispiel hierfür ist das Vorhaben, einen neuen Fonds aufzulegen, der sich speziell mit dem Klimawandel befasst. Mit einem Zielvolumen von 7 Mrd. US-Dollar soll der Fonds ab dem 1. Halbjahr 2024 in Projekte und Unternehmen investieren, die den Übergang zu saubereren Energiequellen beschleunigen.
2024 könnte eines der erfolgreichsten Jahre für KKR & Company werden. Von 2023 auf 2024 wird ein Umsatzwachstum von 40 % angepeilt, das von einem in etwa gleich so hohen Gewinnanstieg begleitet werden soll.
Sollte es so kommen, wie von Analysten aktuell prognostiziert, dann wäre KKR Ende 2024 mit einem KUV von 9 und einem KGV von 17 bewertet – sofern sich die Aktie bis dahin nicht vom Fleck bewegt.
In den drei Jahren vor der Pandemie, also von 2017 – 2019, wurde KKR mit einem gemittelten KUV von 23 und einem gemittelten KGV von 33 bewertet. Sollten KKR & Company Ende 2024 wieder die Bewertungen von vor der Pandemie zugestanden werden, dann lässt sich eine Verdopplung des Kurswertes bis Dezember 2024 errechnen. Diese aus einer solchen Vergleichsrechnung hervortretende Unterbewertung erscheint umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die Aktie knapp unterhalb ihres am 19. Dezember 2023 erreichten Allzeithochs (85,66 US-Dollar) notiert – Schlusskurs am Freitag: 84,19 US-Dollar.
Offensichtlich trauen viele Kapitalgeber der KKR & Company ein hohes Kurswachstum für 2024 durchaus zu. Im dritten Quartal 2023 gelang es KKR & Company beeindruckende 14 Mrd. US-Dollar an frischem Investitionskapital zu akquirieren, ein deutliches Zeichen für das starke Anlegervertrauen in das Unternehmen. Diese erfolgreiche Kapitalbeschaffung erhöhte die Summe der in den vergangenen zwölf Monaten eingesammelten Gelder auf insgesamt 54 Mrd. US-Dollar. Bei einer Marktkapitalisierung von “nur” 70 Mrd. US-Dollar steckt da jetzt eine Menge Wachstumsphantasie drin – vorausgesetzt das neue Kapital wird auch so investiert, dass gute Renditen erzielt werden können.
In der Vergangenheit hat sich diese Beteiligungsgesellschaft in Bullenphasen außerordentlich gut geschlagen, während sie in Bärenphasen doch recht hohe Drawdowns verkraften musste – so hat sich die KKR-Aktie von Anfang November 2021 bis Anfang Oktober 2022 fast halbiert.
Interessierten investoren sollte also klar sein, dass man die KKR-Aktie in starken Börsenphasen aufstocken sollte und in schwachen Börsenphasen die KKR-Aktie lieber meiden sollte; in letzteren lässt sich mit Beteiligungsgesellschaften wie beispielsweise Berkshire Hathaway ruhiger schlafen.
Hilton Worldwide Holdings
Hilton Worldwide Holdings (HLT; Marktkapitalisierung: 47 Mrd. US-Dollar) verwaltet über 7.000 Immobilien (darunter meistens Hotels) und über 1 Millionen Hotelzimmer. Die Holding besitzt die wenigsten der Hilton Hotels selbst, setzt vielmehr auf Franchise- und Lizenzvereinbarungen. Externe Investoren finanzieren meist die Immobilien, während Hilton die Marke und das Management-Knowhow beisteuert. Gegenüber Wettbewerbern aus dem Hotelgewerbe muss Hilton damit weniger Kapital aufwenden, um Wachstum zu generieren.
Laut Analysten-Studien generiert Hilton Worldwide Holdings etwa 95 % seines bereinigten EBITDA aus Gebühren, was einen stabilen und wiederkehrenden Cashflow ermöglicht. Die Franchise- und Lizenzgebühren machen dabei 80 % der Gebühreneinnahmen aus. Diese langfristig geschlossenen Verträge bieten eine zuverlässige Grundlage für wiederkehrende Cashflows. Der Großteil des Geschäftes konzentriert sich auf die USA (etwa 75 %).
Das Unternehmen erzielt ungefähr 15 % höhere Einnahmen pro verfügbarem Zimmer im Vergleich zum Branchendurchschnitt, weshalb Hilton sich auch eher dem Premium-Segment unter den Hotelketten einordnen lässt.
Über ein Treueprogramm hat sich die Mitgliederzahl seit 2012 mehr als vervierfacht und umfasst heute mehr als 150 Millionen Mitglieder, die mehr als 60 % der Gäste ausmachen. Eine solch hohe Kundenbindung festigt die Chancen auf einen hohen wiederkehrenden Cashflow.
Als innovativen Zusatzbonus gibt es bei Hilton sogar ein bisschen KI-Phantasie. Hilton möchte über die Firma Richtech Robotics (RR; Marktkapitalisierung: 500 Mio US-Dollar) – die übrigens am 17. November 2023 ein erfolgreiches IPO an der Nasdaq feierte – Roboter als Barkeeper einführen. Bei der diesjährigen CES, die vom 9. – 12. Januar in Las Vegas stattfand, wurden Roboter dieser Firma gezeigt, die etwa das Zapfen von Bier mit menschenähnlicher Präzision beherrschen. Mithilfe von KI sind diese Roboter zur Interaktion mit den Gästen fähig, wobei über das maschinelle Lernen die Interaktionsfähigkeit noch ausbaufähig ist. Hilton plant für die Zukunft, Roboter auch als Köche einzusetzen. Damit soll dem eklatanten Fachkräftemangel in der Hotelbranche entgegengewirkt werden. Außerdem können Personalkosten gesenkt werden, weil Roboter 24 Stunden arbeiten können und keinen Schlaf und keinen Urlaub brauchen. Ob den Gästen dann aber das Essen und die Cocktails, von Roboterhand zubereitet, auch genauso schmecken werden wie von Menschenhand zubereitet, dürfte letztendlich ausschlaggebend für den Erfolg oder Misserfolg in solchen Roboter-Investitionen werden.
Sollte die Rezession in den USA, wie vom Marktradar erwartet, ausbleiben, dann dürften US-Bürger auf Reisen im Inland nicht verzichten wollen. Die Aktie konnte am Freitag auf einem Allzeithoch schließen (187,38 US-Dollar). Die Aktie korrigierte, wie viele andere Aktien auch, in der ersten Handelswoche 2024, bildete dabei aber im Chart kein tieferes Tief aus, so dass der Trend intakt blieb und der Ausbruch in dieser Handelswoche diese trendstarke Verfassung bestätigte. Der Marktradar erwartet, dass die Hilton-Aktie charttechnisch noch Luft bis mindestens 200 US-Dollar hat, sodass Trendfolger vom aktuellen Kursniveau aus noch ein Gewinnpotenzial von knapp 7 % haben. Ein Stopp-Loss könnte unter das letzte höhere Tief (5. Januar) unter 178 US-Dollar gesetzt werden.
Der Hotelbetrieb ist ein sehr zyklisches Geschäft. Sollten sich Anzeichen einer Rezession in den USA verdichten, dann dürften die Aktien von Hilton Worldwide Holding unter Abgabedruck geraten. Wenn die Rezession aber, wie erwartet, in den USA umschifft werden kann, dann wäre Ende 2024 auch ein Aktienkurs von deutlich über 200 US-Dollar im Bereich des Möglichen.
Hilton Worldwide Holdings wird am 7. Februar vorbörslich neue Quartalszahlen vorlegen.
Olympiade und Fußball Europameisterschaft: Wird 2024 auch ein sportliches Jahr für Adidas und Puma ?
Die Olympischen Sommerspiele 2024 werden vom 26. Juli bis zum 11. August 2024 in Paris stattfinden.
Die Fußball Europameisterschaft wird vom 14. Juni bis zum 14. Juli 2024 in Deutschland ausgetragen.
Da wir in der vergangenen Handelswoche in den Charts von Adidas und Puma antizyklische Einstiegsgelegenheiten sahen – der Januar gehört bei beiden Aktien übrigens zu den saisonal schwächsten Monaten – haben wir einmal zurückgeschaut, wie sich diese beiden Aktien im Vorfeld der vergangenen Olympiaden und Fußball-Europameisterschaften an der Börse entwickelt haben.
Um es vorwegzunehmen: In den einzelnen Jahren 2004, 2008, 2012, 2016 und 2021 (2020 wurde wegen der Pandemie Olympiade und Fußball-Europameisterschaft um ein Jahr nach hinten versetzt) haben die Aktien im Vorfeld der beiden großen Sportereignisse keine großen Verluste eingefahren.
Die Jahre, an denen eine Olympiade und eine Fußball-Europameisterschaft stattgefunden haben, waren in der Vergangenheit im Prinzip Einladungen für Trader gewesen, im Januar oder Februar Adidas oder Puma zu kaufen und diese Aktien dann bis zum 1. Juni, also bis kurz vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft, zu halten.
Schauen wir uns die Kursentwicklung dieser beiden Aktien in diesen Zeiträumen für die Jahre an, an denen eine Olympiade und eine Fußball-Europameisterschaft stattgefunden haben. Wir haben auch nachgeschaut, wie sich die Aktien im Nachgang der beiden Sportgroßveranstaltungen entwickelt haben. Am Ende werden wir noch präzisieren, wann damals die optimalen Zeitpunkte für den Einstieg gewesen wären.
Zuerst für Adidas:
Wer Adidas Mitte Januar 2021 gekauft und am 1. Juni 2021 verkauft hätte, der konnte einen Gewinn von etwa 4 % erzielen. Bis zum Jahresende 2021 verlor Adidas dann etwa 16 %.
Wer Adidas Mitte Januar 2016 gekauft und am 1. Juni 2016 verkauft hätte, der konnte einen Gewinn von über 35 % erzielen. Bis zum Jahresende 2016 gewann Adidas dann noch etwa 30 % hinzu.
Wer Adidas Mitte Januar 2012 gekauft und am 1. Juni 2012 verkauft hätte, der konnte einen Gewinn von etwa 14 % erzielen. Bis zum Jahresende 2012 gewann Adidas dann noch etwa 12 % hinzu.
Wer Adidas Mitte Januar 2008 gekauft und am 1. Juni 2008 verkauft hätte, der konnte zumindest einen Gewinn von etwa 2 % erzielen. Bis zum Jahresende 2008 verlor Adidas dann aber 40 %.
Wer Adidas Mitte Januar 2004 gekauft und am 1. Juni 2004 verkauft hätte, der konnte einen Gewinn von etwa 8 % erzielen. Bis zum Jahresende 2012 gewann Adidas dann noch etwa 20 % hinzu.
Nun für Puma:
Wer Puma Mitte Januar 2021 gekauft und am 1. Juni 2021 verkauft hätte, der konnte einen Gewinn von etwa 6 % erzielen. Bis zum Jahresende 2021 gewann Puma dann noch etwa 14 % hinzu.
Wer Puma Mitte Januar 2016 gekauft und am 1. Juni 2016 verkauft hätte, der konnte einen Gewinn von etwa 15 % erzielen. Bis zum Jahresende 2016 gewann Puma dann noch etwa 18 % hinzu.
Wer Puma Mitte Januar 2012 gekauft und am 1. Juni 2012 verkauft hätte, der konnte einen Gewinn von etwa 10 % erzielen. Bis zum Jahresende 2012 verlor Puma dann etwa 8 %.
Wer Puma Mitte Januar 2008 gekauft und am 1. Juni 2008 verkauft hätte, der konnte zumindest einen Gewinn von etwa 1 % erzielen. Bis zum Jahresende 2008 verlor Puma dann etwa 40 %.
Wer Puma Mitte Januar 2004 gekauft und am 1. Juni 2004 verkauft hätte, der konnte einen Gewinn von etwa 40 % erzielen. Bis zum Jahresende 2004 gewann Puma dann noch etwa 1 % hinzu.
Fazit der Rückbetrachtung
In keinem dieser Rückbetrachtungen stellen Einstiege Mitte Januar und Ausstiege Anfang Juni optimale Tradingstrecken dar. Manchmal wäre es besser gewesen, über den Sommer hinaus in den Aktien investiert geblieben zu sein, und manchmal hätten sich im März oder Mai (siehe unten) bessere Einstiegszeitpunkte ergeben.
Gemeinsam ist allen Rückbetrachtungen jedoch, dass zwischen Mitte Januar und Anfang Juni mit diesen Aktien kein Verlust eingefahren wurde. Von Anfang Juni bis Ende Dezember haben sich diese Aktien nur in 3 von 10 Rückbetrachtungen besser als von Mitte Januar bis Anfang Juni entwickelt.
Wenn Sportler an einer Olympiade teilnehmen und sich europäische Fußballer während einer Europameisterschaft messen, dann performen diese beiden deutschen Hersteller von Sportbekleidung im Vorfeld dieser Sportereignisse recht ordentlich.
Wären in diesem Jahr bei Adidas und Puma mehr als nur 1 % oder 2 % Gewinn bis zum Sommer drin ?
Beide Aktien gehören seit Jahresbeginn zu den Verlierern am deutschen Aktienmarkt. Adidas verlor seit Jahresbeginn über 10 %, Puma über 16 %.
Grund der jüngsten Kursverluste waren schlechte Branchennachrichten. Kurz vor Weihnachten hatte der US-Rivale Nike die Anleger mit einem tristen Umsatzausblick geschockt und im neuen Jahr trübte der britische Sport- und Freizeitmodehändler JD Sports Fashion die Branchenstimmung mit einer Gewinnwarnung. Das hat auch die Aktien von Adidas und Puma belastet.
Die Warburg Bank sieht bei Puma eine gute Kaufgelegenheit. Das Kursziel wurde zwar von 99 auf 93 Euro gesenkt; da Puma am Freitag per Xetra-Schlusskurs bei 42,05 Euro notierte, bestünde trotz der Abstufung ein Aufholpotenzial von über 120 %. Zwar sei eine schwächere Nachfrage in Europa auch für Puma nicht gut, der Konzern sei aber deutlich weniger abhängig vom China-Geschäft als Nike und Adidas.
Auch die Hamburger Kollegen von Alster Research sehen bei Puma Luft nach oben. Die Kursschwäche der letzten Wochen sei nun eine günstige Kaufgelegenheit und die Aktienanalysten geben in einer Studie vom 17. Januar ein Kursziel von 75 Euro an.
Am 18. Januar folgte eine Analyse von Warburg Research für die Adidas-Aktie. Dort wurde betont, dass Adidas mit einem deutlichen Aufschlag zu Puma bewertet sei. Die Analysten sehen in der Adidas Aktie nun keine Kursphantasie mehr und vergeben ein Kursziel von 162 Euro. Adidas schloss am Freitag über diesem Kursziel bei 164,68 Euro.
Da der Januar sowieso ein Monat ist, an dem diese beiden Aktien in der Regel nicht gut laufen, und dieses saisonale Muster sich auch 2024 bisher bestätigt hat, bietet sich aus Sicht des Marktradars nun eine gute Möglichkeit, diese beiden deutschen “Turnschuh-Aktien” zu kaufen bzw. über Discount-Derivate auf Seitwärtsrenditen zu spekulieren, um vom Rückenwind durch die beiden großen Sportgroßereignisse in diesem Sommer zu profitieren.
Übrigens wäre für Trader ein Einstieg in die Adidas-Aktie Mitte Januar in den Jahren 2016, 2012 und 2004 tatsächlich der beste Einstieg im Vorfeld der Sportgroßereignisse gewesen, für Puma wäre 2016 Mitte Februar besser gewesen, 2012 und 2004 aber auch der Januar.
Im Jahr 2021 wäre allerdings für Adidas erst Ende Mai der beste Einstieg gelungen (für Puma Mitte Februar).
Im Bärenmarktjahr 2008 wäre für beide Aktien der optimale Einstieg im März gewesen.
Halten wir aber fest, was hier als saisonale Botschaft wirklich zählt: Bei einem Einstieg Mitte Januar hätten Anleger bis zum 1. Juni im Vorfeld dieser beiden Sportereignisse in den letzten 20 Jahren niemals einen Verlust erzielt.
Das Musterdepot Marktradar bei wikifolio.com
Hinweis: Interessierte Anleger können dem Musterdepot, das diese Kolumne begleitet, folgen, indem sie eigenes Kapital in das wikifolio-Zertifikat “Marktradar” investieren, das ab sofort über die Börsenplätze Stuttgart und Lang & Schwarz handelbar ist.
Wertentwicklung im Musterdepot
Das Musterdepot verlor in der vergangenen Handelswoche 0,89 % an Wert. Aktuell sind wir seit Auflegung am 31. Juli 2023 mit 1,9 % im Verlust. Damit stehen wir momentan etwas schlechter als der DAX da, der seit dem 31. Juli 2023 auf Xetra-Basis 0,66 % an Wert gewonnen hat. Der S&P 500 hat in diesem Zeitraum 6,18% gewonnen – auf Euro Basis jedoch 7,08 % gewonnen.
Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen
In der vergangenen Handelswoche haben wir zahlreiche Trades durchgeführt, dabei haben wir uns von einigen Positionen verabschiedet und zahlreiche neue aufgesetzt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben.
Kurze Trades mit T-Mobile (Long) und Infineon (Short) konnten mit Gewinnen abgeschlossen werden.
Den Put Disount-Optionsschein auf Arm Holdings haben wir vorzeitig verkauft, da sich die Stimmung im Semiconductor-Bereich durch den guten Ausblick von Taiwan Semiconductor nun ins Positive zu drehen scheint.
Den Call Discount Optionsschein auf Alphabet haben wir mit einem Gewinn von 19 % verkauft.
Getrennt haben wir uns von den Aktien EssilorLuxottica, Exact Sciences Corporation und Fortuna Silver Mines nach schwacher Kursentwicklung.
Neu im Musterdepot sind drei Call Discount Optionsscheine auf Electronic Arts, Adidas und Puma. Bei Adidas und Puma erwarten wir bis zum Juni Rückenwind durch die im Sommer anstehenden Sportgroßveranstaltungen Olympiade und Fußball-Europameisterschaft. Bei Electronic Arts erwarten wir in Kürze einen Ausbruch über 140 US-Dollar. Sollte Electronic Arts Mitte März über 140 US-Dollar notieren, können wir mit dem Discount-Optionsschein etwa 50 % Gewinn erzielen.
Außerdem haben wir ein Faktorzertifikat auf BB Biotech gekauft.
Als kurzfristigen Trade haben wir einen Put auf Travelers in Form eines KO-Zertifikates ohne Laufzeitende kurz vor den Earnings gekauft. Wir spekulierten darauf, dass Travelers wegen der im Chart sichtbaren extremen Überkauftheit auch bei guten Quartalszahlen nicht über 200 US-Dollar steigen wird. Doch es kam am Freitag anders, als wir dachten. Der US-Versicherer konnte seinen Gewinn im abgelaufenen Jahr trotz milliardenschwerer Katastrophenschäden überraschend steigern. Die Aktie stieg in der Spitze bis auf 214,29 US-Dollar. Wir hatten Glück, dass unser KO-Produkt nicht ausgeknockt wurde. Wir behalten die Position und würden bei einem Rücksetzer in Richtung 200 US-Dollar die Position glattstellen. Bei einer Ausknockung würden wir mit diesem Trade maximal 0,5 % in Bezug auf das Gesamtkapital verlieren.
Wir haben Aktien von Drägerwerk, Hilton Worldwide Holding und KKR & Company gekauft. Hilton Worldwide Holding und KKR & Company wollen wir trendfolgend traden. Bei Drägerwerk sehen wir ein kurzfristiges Kurspotential von etwa 7 % bis 56 Euro (Schlusskurs am Freitag: 52 Euro), nachdem das Unternehmen am 15. Juni gute vorläufige Jahreszahlen gemeldet und eine Erhöhung der Dividende angekündigt hat. Wir planen, die kleine Position noch etwas aufzustocken.
Als spekulative Langfrist-Position haben wir Exscientia gekauft. Wir gehen davon aus, dass die von Künstlicher Intelligenz unterstützte Plattform zur Biopharmaka-Entwicklung irgendwann deutlich mehr wert sein wird als die 600 Millionen US-Dollar, die das Unternehmen momentan an Marktkapitalisierung aufbringt.
Wir haben einen ETF auf den Nifty 50 (Leitindex für den indischen Aktienmarkt) gekauft. Dafür haben wir uns von dem CSI300-ETF (Festlandsaktien aus China) getrennt.
Prä-Earning-Trades auf Fastenal und Interactive Brokers konnten mit Gewinn abgeschlossen werden.
Im Rahmen unserer Prä-Earning Trades sind wir aktuell in den Aktien von Intel, Las Vegas Sands und Textron (alle drei mit Earnings in dieser Woche) sowie in den Aktien von Graco und Super Micro Computer (beide mit Earnings in der nächsten Woche) investiert. Super Micro Computer konnte am Freitag um 36 % steigen, da vorläufige Zahlen zum Umsatz und Gewinn deutlich über den Schätzungen lagen. Wir traden die Aktie weiter nach unserem Regelwerk, haben vorläufig erst einmal einen Teilgewinn realisiert.
Wir planen, unser Engagement im Bereich KI-Profiteure und Semiconductor zu erweitern.
Die verbliebenen drei Gold- und Silberminenaktien Agnico Eagle Mines, Royal Gold und Wheaton Precious Mining sind mit Stopp-Loss Orders abgesichert. Noch kann sich der Goldpreis über 2.000 US-Dollar halten. Da die Gold- und Silberminenaktien sich zuletzt aber schwächer als der Goldpreis entwickelt haben, muss gemäß Risk-On / Risk-Off Logik damit gerechnet werden, dass der Goldpreis die 2.000 US-Dollar Marke nicht halten wird. Unsere Spekulation, dass Gold wegen geplanter Zinssenkungen und positiver Saisonalität bis Februar oder März in Richtung 2.200 US-Dollar steigen kann, scheint aktuell nicht aufzugehen.
Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.