Marktradar vom Montag, 29. Januar 2024
Stehen Aktien aus dem Halbleiter-Sektor nun vor einer Korrektur ?
Bullischer Tanz auf dem Zinsplateu
Die Fed of Atlanta hat am 26. Januar ihre erste Wachstumsprognose des US-Bruttoinlandsproduktes für das erste Quartal 2024 veröffentlicht. Mit 3 % liegt diese Prognose nur gering unter dem 3,3 % Wachstum, das vom US-Handelsministerium am Donnerstag offiziell für das US-Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2023 bekannt gegeben wurde.
Damit wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit kurz- bis mittelfristig zu keiner Abschwächung in der US-Wirtschaft kommen – eine Rezession 2024 ist für die US-Wirtschaft nun so gut wie ausgeschlossen.
Zinssenkungen könnten in das zweite Halbjahr 2024 oder sogar auf 2025 hin verschoben werden, sofern ein Anstieg der Inflation hier der FED nicht einen Strich durch die Rechnung macht – möglich wäre aber auch, dass die FED sich durch die US-Präsidentschaftswahlen im November dazu genötigt fühlt, den Wahlkampfhelfer für die Biden-Regierung zu spielen und die Zinsen ab vielleicht Mai zu senken, um der robusten Wirtschaft noch zusätzliche Impulse zu verschaffen; solche politisch motivierten Zinssenkungen müssten dann aber als ein Eingreifen der FED entgegen jeder geldpolitischen Vernunft gewertet werden.
Aktuell erwarten nur noch etwa 50 % der Marktteilnehmer eine Zinssenkung im März (Zinstermin: 20. März) oder Anfang Mai (Zinstermin: 1. Mai). Der Marktradar geht mit der Initial-Prognose von GDP-Now für das erste Quartal 2024 im Rücken nun davon aus, dass wir im ersten Halbjahr 2024 keine Zinssenkungen in den USA sehen werden.
Das entspricht momentan nicht der Meinung des Marktes, der bis Ende 2024 Zinssenkungen von 1,25 % prophezeit, also 5 Zinsschritte um je 0,25 %. Wir sehen das anders und gehen aktuell von keinen Zinssenkungen in 2024 aus.
Ein längeres Verharren auf dem aktuellen Zinsplateau (5,25 – 5,5 %) wird für uns jetzt das Basisszenario darstellen – nicht mehr Zinssenkungen.
Mit “Zinsplateau” ist eine Phase der Geldpolitik gemeint, in der die Zentralbanken die Zinsen nach mehreren Erhöhungen relativ stabil halten und keine Notwendigkeit sehen, die Zinsen zu senken oder zu erhöhen. Je länger der US-Leitzins auf diesem Zinsplateau verharrt, desto weniger Gegenwind dürften US-Aktien von der geldpolitischen Seite her erfahren; der S&P 500 dürfte kontinuierlich von Hoch zu Hoch steigen, wenn Zinssenkungen immer weiter nach hinten verschoben werden.
Die Small- und Midcaps konnten vom Januar-Effekt nicht profitieren
Aktuell outperformen die Big-Caps weiterhin die Small-Caps, so dass wir uns gemäß historischer Verlaufsmuster entweder in der Endphase einer Hausse befinden oder aber mitten in der Zinsplateau-Rallye. Wir favorisieren Letzteres.
Eigentlich versprechen der Januar und auch der Februar historisch gesehen saisonal starke Phasen für Aktien aus der zweiten Reihe. Aber das Gegenteil ist passiert: Der ETF für den Russell 2000 (IWM) ist am 2. Januar unter die wichtige 200 US-Dollar Marke gefallen und konnte diese seitdem nicht mehr zurückerobern – Schlusskurs am Freitag: 195,98 US-Dollar. Damit wurde diese saisonale Chance verpasst.
Solange die 200 US-Dollar im IWM-ETF nicht nachhaltig überwunden werden können, dürfte der Bullentanz auf dem Zinsplateau weiterhin eher von Large-Caps dominiert werden.
Der IWM-ETF erhält für diesen Montag zwar wieder den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”, konnte auf Schlusskursbasis aber das tiefere Hoch vom 8. Januar (196,55) noch nicht wieder überwinden – der IWM-ETF schloss am 22. Januar bei 196,54 US-Dollar, also einen US-Cent darunter. Bei einem Schlusskurs über 196,55 US-Dollar könnten spekulative Trader im IWM-ETF ein Überschreiten der 200 US-Dollar Marke antizipieren.
Kurzfristig könnte es aber zu einer Korrektur im S&P 500 und wohl auch im Nasdaq 100 kommen, was wir über eine anstehende Korrektur im Halbleiter-Sektor begründen (dazu mehr unten in dieser Kolumne), so dass wir es momentan für eher unwahrscheinlich halten, dass der IWM-ETF kurzfristig die 200 US-Dollar Marke überwinden wird.
Sollten wir allerdings eine Bullische Divergenz zugunsten des IWM-ETF gegenüber dem SPY-ETF im Februar sehen, dann könnten institutionelle Händler Verkäufe aus Large Caps dafür nutzen, um dieses Geld nun in Small- und Mid Caps zu investieren. Ein solches Umschichten wäre gemäß Risk-On / Risk-Off Logik als sehr bullisch zu bewerten und ließe sogar Kursziele im SPY-ETF von 600 US-Dollar nicht mehr utopisch klingen lassen.
Wir gehen von so einem Super-Bullen-Szenario aktuell aber nicht aus, sodass dieses nicht unser Basisszenario darstellt.
Der Februar könnte eine höhere Volatilität an den US-Aktienmärkten mit sich bringen
Dass der Februar womöglich kein starker Monat für die US-Aktienmärkte wird, kann aktuell aus der Volatilität und der sogenannten Put-Call Ratio herausgelesen werden.
In den vergangenen drei Handelstagen ist sowohl der CBOE Volatility Index (VIX) als auch der CBOE Vix of Vix (VVIX) gemeinsam mit dem S&P 500 gestiegen, wobei gegen Handelsschluss am Freitag von der CBOE eine extrem hohe Put-Call Ratio von 1,64 gemessen wurde. Institutionelle Händler haben am Freitag den gesamten Tag über mehr Long Put Optionen als Call Optionen auf den S&P 500 aufgesetzt – offensichtlich um ihre Aktiengewinne über den Kauf von Put Optionen abzusichern.
Beobachten wir ein so hohes Gefälle bei Put und Call Optionen zugunsten der Put-Seite, dann ist eigentlich Panik im Markt.
Aktuell sehen wir im Aktienmarkt keine Verkaufspanik, sondern eine Kaufpanik.
Wir gehen davon aus, dass es im ETF für den S&P 500 spätestens bei 500 US-Dollar (Schlusskurs am Freitag: 487,41 US-Dollar), vermutlich aber schon früher, nämlich in dieser Woche, zu einer Verschnaufpause kommen wird, die dann aber auch schneller als viele meinen Ende Februar schon wieder vorbei sein dürfte.
Quartalszahlen von Alphabet, Microsoft und Meta Platforms könnten eine Korrektur im Nasdaq 100 und S&P 500 einleiten
Am 31. Januar wird die FED tagen und Börsianer werden wieder genau hinhören, was Jerome Powell in der anschließenden Pressekonferenz sagen wird. Gemäß dem CME FedWatch Tool erwarten 96,6 % der Marktteilnehmer, dass die US-Leitzinsen unverändert gelassen werden.
In dieser Handelswoche werden außerdem drei Internet-Schwergewichte mit KI-Phantasie Quartalszahlen präsentieren – diese Events halten wir für kursrelevanter für den S&P 500 und auch den Nasdaq 100 als die FED-Tagung.
Alphabet (GOOGL) und Microsoft (MSFT) werden am 30. Januar nachbörslich Quartalsergebnisse sowie einen Ausblick für 2024 vorlegen, Meta Platforms (META) zwei Tage später, am 1. Februar nachbörslich. Die Erwartungen an diese Tech-Giganten sind hoch, was an den Sprints dieser drei Aktien, die diese seit Jahresbeginn hingelegt haben, ablesbar ist. Alphabet gewann seit Jahresbeginn 8,9 %, Microsoft 7,4 % und Meta Platforms 11,35 %. Alle drei Aktien notieren nah an Allzeithochs und zugleich nah an runden Kursmarken: Microsoft und Meta Platforms nah an der 400 US-Dollar Marke und Alphabet nah an der 150 US-Dollar Marke.
Dass wir an diesen runden Kursmarken auch ein temporäres Top für diese drei Aktien sehen werden, sollte von Anlegern jetzt, so kurz vor den Quartalszahlen, einkalkuliert werden.
Ein bisschen vorgemacht hat es Intel Corporation (INTC) am Donnerstag: Die Aktie verlor am Donnerstag nachbörslich über 10 %, obwohl der Umsatz für das vierte Quartal 2023 am oberen Ende der eigenen Prognosen gelegen hatte. Für die verschnupfte Reaktion der Anleger sorgte ein verhaltener Ausblick für 2024.
Sollte der Ausblick von Alphabet, Microsoft und Meta Platforms nur im Rahmen der Erwartungen liegen, wäre eine ähnlich enttäuschte Reaktion der Börsianer, wie wir sie bei Intel sahen, aus Sicht des Marktradars nicht verwunderlich. Nur eine Anhebung der eigenen Prognosen für das Geschäftsjahr 2024 dürfte diese drei Aktien in dieser Woche einen Schub nach oben bringen können. In allen anderen Fällen halten wir Gewinnmitnahmen für wahrscheinlicher.
Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?
Aktuell erhalten 26 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 43,3 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 35 %).
12 ETFs erhalten den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”. In der Vorwoche erhielten 9 ETFs diesen Tagesstempel.
Die höchste Quote in der Zuteilung erhält für diesen Dienstag der Tagesstempel „Kaufen oder Aufstocken“. Von den 26 Sektor-, Branchen- und Themen-ETFs, die diesen Tagesstempel erhalten, werden 13 mit dem Siegel “Trendfolgend kaufbar” versehen: Dieser geht an folgende ETFs: Aus dem Bereich Technologie: Cybersecurity (CIBR), Digitale Kommunikation (XLC), Internet-Cloud (WCLD), Robotic & AI (BOTZ), Semiconductor (SMH), Software (IGV), Technologie allgemein (XLK). – Aus dem Bereich Gesundheit: Cannabis (MJ), Medizintechnik (IHI). – Aus dem Bereich Industrie / Logistik: Infrastruktur (PAVE), Transport (IYT), Schifffahrt (BOAT). – Aus dem Bereich Finanzen: Versicherungen (KIE). Gegenüber der Vorwoche wird nur der Branche Uran (URA) das Siegel “Trendfolgend kaufbar” entzogen, weil sich im entsprechenden URA-ETF am 24. Januar ein tieferes Hoch gebildet hat, das darauf hindeutet, dass ein neues Hoch nicht im ersten Anlauf erreicht werden kann.
Profiteure von der hohen Nachfrage nach KI-Prozessoren
Intel dürfte kein Profiteur von der hohen Nachfrage nach KI-Prozessoren werden
Kommen wir auf den enttäuschenden Ausblick bei der Intel Corporation (INTC; Marktkapitalisierung: 180 Mrd. US-Dollar) für das Geschäftsjahr 2024 zurück. Deutlich wurde, dass Intel im lukrativen Markt für Server und Rechenzentren nicht richtig Fuß fassen kann.
Der CEO von Intel, Pat Gelsinger, betonte im Earning-Call zwar, dass der Chiphersteller die Erwartungen bereits zum vierten Mal in Folge übertreffen konnte. Der Umsatz lag am oberen Ende der eigenen Prognose, was einem Wachstum von 10 % im Jahresvergleich entspricht. So weit so gut. Der Erlös im Bereich der Rechenzentren blieb aber hinter den Schätzungen zurück. Und gerade hier kann aktuell das meiste Wachstum in die Zukunft generiert werden. Offensichtlich kann Intel in diesem Segment bisher nicht richtig Fuß fassen. Zwar soll die Nachfrage nach Intels regulären Prozessoren für KI-fähige Rechenzentren weiter steigen; aber der Wettbewerbsdruck macht es Intel offensichtlich schwer, sich hier als relativ neuer Player etablieren zu können.
Wer die Mittel dazu hat, baut sich nun seine KI-Prozessoren selbst
In den letzten Wochen hat sich mehr und mehr abgezeichnet, dass viele Unternehmen lieber eigene Prozessoren entwickeln wollen als dass sie sich abhängig von Zulieferern wie beispielsweise Intel oder Advanced Micro Devices machen wollen. Immer mehr Konzerne sind bereit, enorm hohe Summen in die eigene Chip-Entwicklung und Fertigung zu investieren, damit sie im Trend des Jahrhunderts, der natürlich Künstliche Intelligenz heißt, auf eigenen Beinen stehen können.
Diese hohe Investitionsbereitschaft hat dazu geführt, dass die KI-Hardware der Entwicklung in der KI-Software nicht mehr hinterher kommen kann. Das dürfte im Jahr 2024 bei manchen Unternehmen, die viel Geld in die Künstliche Intelligenz stecken, zu niedrigeren Erwartungen beim Gewinn führen, so dass 2024 durchaus als ein Übergangsjahr gesehen werden kann, bevor der Trend Künstliche Intelligenz dann 2025 richtig Fahrt aufnehmen kann.
Noch werden Investitionen in die KI von Analysten begrüßt und die damit verbundenen Aufwendungen an Investitionskapital toleriert (oder ignoriert ?). Wir fragen uns jetzt aber, wie lange die Analysten hier noch beide Augen zudrücken.
Für die Weiterentwicklung der KI muss also erst eine Chip-Infrastruktur aufgebaut werden, die aktuell laut Experten noch nicht einmal ein Minimalziel erreicht hat. Wir stehen erst am Anfang dieser Bemühungen.
Meta Platforms könnte ein Profiteur von der hohen Nachfrage nach KI Prozessoren werden
Mit Riesenschritten voran geht hier Meta Platforms (META; Marktkapitalisierung: 1 Billion US-Dollar). Marc Zuckerbergs Unternehmen tätigt massive Investitionen in die Chip-Infrastruktur. Aktuell soll Meta Platforms so viele Halbleiter horten wie wohl kaum ein anderes Unternehmen auf der Welt. Meta Platforms hatte den ersten Mega-Hype rund um KI-Chat-Lösungen, von denen ChatGPT das wohl bekannteste darstellt, zunächst verpasst, will aber so schnell wie möglich eine führende Rolle einnehmen.
Meta Platforms will bis Ende 2024 über mehr als 300.000 Nvidia H100-GPUs verfügen, sagte Mark Zuckerberg gegenüber The Verge. Nvidias H100-GPUs sind die wichtigsten Chips, die Unternehmen wie OpenAI zum Trainieren und Einsetzen von KI-Modellen verwenden, und werden von Nvidia designt, aber von Taiwan Semiconductor produziert. Marc Zuckerberg geht davon aus, dass Meta bis zum Jahresende insgesamt 600.000 GPUs angehäuft haben wird, also auch eigene produzieren möchte, um sich nicht von Taiwan Semiconductor abhängig zu machen. Damit scheint Meta Platforms zumindest auf der Hardware-Seite die Nase weit vorn im KI-Rennen um die Dominanz bei der Herstellung von KI-Prozessoren zu haben. Denn im Jahr 2023 lieferte Nvidia laut Omdia Research schon 150.000 seiner H100-Chips an Meta Platforms aus. Experten gehen davon aus, dass Meta Platforms damit etwa dreimal so viele Chips hortet wie Alphabet, Amazon oder Oracle. Nur Microsoft erhielt von Nvidia eine ähnliche Menge wie Meta Platforms.
Die Ambitionen bei Meta Platforms sind wirklich groß, hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt: Im Juli 2023 stellte Meta sein großes Sprachmodell Llama 2 der Öffentlichkeit vor, das mit dem GPT-4-Modell von OpenAI konkurriert. Im September veröffentlichte Meta seine neueste Version der Ray-Ban Smart Glasses, einschließlich eines darin verbauten KI-Assistenten. Im selben Monat stellte das Unternehmen auch seine KI-Chatbots vor, die im Messenger und auf WhatsApp verfügbar sind. In der Zwischenzeit trainiert Meta laut Marc Zuckerberg sein KI-Modell Llama 3, das ein ganzes Stück besser, größer und leistungsfähiger sein dürfte. Nicht zu unterschätzen sind auch Meta Platforms Bemühungen in Richtung noch intelligenterer KI-Modelle – die von der Fachwelt inzwischen als Artificial General Intelligence (AGI) bezeichnet werden.
Außerdem wurde am 25. Januar bekannt, dass Meta Platforms in Indiana einen Campus an Rechenzentren im Gesamtwert von 800 Mio. US-Dollar errichten wird. Die fast 700.000 Quadratmeter große Anlage in Jeffersonville wird das 22. Rechenzentrum von Meta sein und einen wichtigen Treiber für das weitere Wachstums des Unternehmens darstellen. Meta Platforms möchte in diesen Tagen bereits mit dem Bau beginnen, wobei geplant ist, dass das Rechenzentrum im Jahr 2026 betriebsbereit sein soll.
All das kostet viel Geld, was sich 2024 negativ im Gewinn bei Meta Platforms bemerkbar machen dürfte. Daher könnten die Quartalszahlen, die Meta Platforms am 1. Februar 2024 nachbörslich präsentieren wird, in Sachen Gewinn so manchen Analysten enttäuschen.
Auch Microsoft könnte sich in Kürze als Hersteller von KI-Prozessoren outen
Der CEO von OpenAI, Sam Altman, führt laut einem Bloomberg-Bericht Gespräche mit mehreren Risikokapitalgebern, um etwa 100 Mrd. US-Dollar für ein Netzwerk von Chipfabriken auf der ganzen Welt aufzubringen. Berichten zufolge hat Sam Altman, der natürlich auch für Microsoft (MSFT; Marktkapitalisierung: 3 Billionen US-Dollar) unterwegs ist, bereits mit der Group 42 Holding Ltd. – die unter dem Firmennamen G42 als KI-Entwicklungsfirma aktiv ist und ihren Sitz in Abu Dhabi hat – und der japanischen Softbank Group gesprochen. Das neue Chip-Unternehmen soll, egal ob es als Start-Up neu gegründet oder unter dem Dach des Microsoft-Konzerns geführt werden wird, weltweit Chips für KI-basierte Workloads liefern, berichtete Bloomberg unter Berufung auf eigene Quellen.
Sam Altman besuchte am 26. Januar auch Südkorea und traf sich mit Führungskräften des Chipherstellers Samsung Electronics und SK Hynix, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Quellen. Es wird erwartet, dass Altman über mögliche Partnerschaften für die Herstellung von Chips sprechen wird. Sowohl SK Hynix als auch Samsung Electronics stellen sogenannte HBM-Chips her, die in Chipsätzen mit künstlicher Intelligenz verwendet werden.
Nvidia dürfte weiterhin ein Profiteur von der hohen Nachfrage nach KI Prozessoren sein
Marc Zuckerbergs und Sam Altmans Bemühungen, nun selbst Fabriken für die Herstellung von KI-Prozessoren zu bauen, um damit im Hardware-Markt für KI-Chips nach 2024 eine bedeutende Rolle zu spielen, sind natürlich auch aus der Not heraus geboren. Denn der Platzhirsch Nvidia (NVDA; Marktkapitalisierung: 1,5 Billionen US-Dollar) bietet nur ein begrenztes Angebot an KI-Chips seinen Kunden an, was teils auch so gewollt ist. Denn eine schnelle Produktionssteigerung wäre unternehmerisch kontraproduktiv, da Nvidia hier (noch) eine Monopolstellung innehat. Die Kosten für die begehrten H100-Chips liegen üblicherweise zwischen 25.000 und 40.000 USD pro Chip, was Nvidia Quartal für Quartal enorme Geldsummen einbringt. Natürlich werden diese Preise irgendwann nach unten purzeln – aber erst dann, wenn Nvidias Monopolstellung hier von Unternehmen wie Meta Platforms und wer weiß – vielleicht doch einmal von Intel oder Advanced Micro Devices – aufgebrochen werden kann.
Die Aktie von Nvidia hat in der vergangenen Handelswoche übrigens auch ein neues Allzeithoch erreicht und notiert im Chart ebenfalls nah an einer runden Kursmarke, und zwar der 600 US-Dollar Marke.
Sollten Alphabet, Microsoft und Meta Platforms in dieser Handelswoche bei den Gewinnaussichten für 2024 die Analysten und Anleger enttäuschen – was der Marktradar für durchaus wahrscheinlich hält -, dann dürfte die Nvidia-Aktie auch kurzfristig ein Top gesehen haben. Nvidia wird erst am 21 Februar nachbörslich neue Quartalszahlen präsentieren.
Rein psychologisch können wir uns jetzt gut vorstellen, dass diese vier Big-Tech Giganten bis zum 21. Februar charttechnisch konsolidieren werden, um dann nach den Nvidia Zahlen neue Allzeithochs anzusteuern.
ASML Holdings
Der niederländische Halbleiterkonzern ASML (WKN: A1J4U4; Marktkapitalisierung: 300 Mrd. Euro) gehört weltweit zu den wichtigsten Anlagenlieferanten der Halbleiterindustrie und besitzt mit seinen EUV-Lithografiesystemen ein Alleinstellungsmerkmal. Chip-Giganten wie Nvidia stellen selbst keine eigenen Halbleiter her. Nvidia verlässt sich bei der Fertigung seiner Chips auf Taiwan Semiconductor. Das taiwanesische Unternehmen wiederum setzt auf die fortschrittlichsten Chipherstellungsanlagen der Welt, welche von ASML stammen. Die Aktie von ASML ist aufgrund von Exporteinschränkungen seiner Produkte nach China unter Druck geraten. Trotz der schwächelnden chinesischen Wirtschaft werden wegen der Hochrüstung auf KI-fähige Chips weltweit immer mehr und vor allem immer leistungsfähigere und schnellere Chips benötigt. Selbst Exportverbote in Richtung China wegen möglicher Anwendung der Technologie bei Rüstungsgütern haben das Geschäft, wie am 24. Januar bekannt wurde, kaum belastet.
Am 24. Januar hat ASML Quartalszahlen zum vierten Quartal 2023 veröffentlicht. ASML verzeichnete einen Rekord beim Auftragseingang und erzielte einen Gewinn, der die Erwartungen der Analysten übertraf. Der Nettogewinn stieg um 9 % auf etwa 2 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorquartal. Der Umsatz konnte gegenüber dem Vorquartal um 7,5 % gesteigert werden.
Der Auftragseingang legte auf über 9 Mrd. Euro zu – mehr als das Dreifache im Vergleich zum Vorquartal. Trotz der starken Nachfrage nach Chips für Künstliche Intelligenz hielt das Unternehmen an seinem Ausblick für 2024 fest und hob ihn nicht an. Die Halbleiterindustrie durchlaufe weiterhin den Tiefpunkt des Zyklus. Die Lagerbestände auf den Endmärkten würden sich weiter verbessern, und die Auslastung der Litho-Tools beginne sich zu erholen, so ASML. Der starke Auftragseingang im Schlussquartal unterstütze die zukünftige Nachfrage, hieß es weiter. 2024 dürfte ein entscheidendes Jahr zur Vorbereitung auf das Jahr 2025 werden, in dem das Unternehmen ein signifikantes Wachstum erwartet. Der Umsatz soll dabei von 27,6 Mrd. Euro im Jahr 2023 auf bis zu 36 Mrd. Euro (also um 30 %) steigen, wobei man eine deutlich höhere Profitabilität anstrebt.
Analyst Jos Versteeg von InsingerGilissen kommentierte, dass die Anleger nach den positiven Ergebnissen von ASML und dem starken Ausblick von Taiwan Semiconductor eine Woche zuvor nun ebenfalls mit einer Anhebung der Prognose für 2024 rechneten. Diese blieb aber aus. Der ASML-Konzern blieb konservativ und erwartet für 2024 nur einen ähnlichen Umsatz wie im Vorjahr. Trotz dieses auf den ersten Blick enttäuschenden Ausblicks für 2024 konnte die ASML-Aktie im Nachgang der Quartalszahlen bis zum Freitag um 12,7 % steigen – Schlusskurs am Freitag: 797,20 Euro.
Wie die anderen vier hier genannten Aktien notiert auch ASML nah am Allzeithoch und nah an einer runden Kursmarke (800 Euro). Ob die Anleger einen so konservativen Ausblick, wie ASML ihn am vergangenen Mittwoch lieferte, auch bei Alphabet, Microsoft und Meta Platforms mit Kursgewinnen honorieren werden, bleibt für diese Handelswoche abzuwarten. Der Marktradar ist hier – auch wegen der charttechnisch nun überkauften Situation – skeptisch.
Chinesische Festland- und Hongkong-Aktien: Kaufen, wenn nicht jetzt, wann dann ?
Wir sehen wieder einmal im ETF auf den CSI-300 Index (ASHR) ein Trendfrüherkennungssignal für die Long-Seite. Das sahen wir bereits mehrmals im vergangenen Jahr und immer wieder wurden die gesichteten höheren Tiefs unterschritten. Zuletzt sahen wir so ein Trendfrüherkennungssignal direkt vor Jahresbeginn und hatten im Marktradar vom 2. Januar bereits gefragt: “Kaufen, wenn nicht jetzt, wann dann ?” Aber am 8. Januar wurde das gesichtete höhere Tief unterschritten und das Trendfrüherkennungssignal erwies sich zum wiederholten Mal als Fehlsignal.
Mitte der vergangenen Woche scheint es aber einen Umschwenk im chinesischen Politbüro gegeben zu haben.
Auf einer Kabinettssitzung wurden erhebliche Geldspritzen für den Kapitalmarkt in Aussicht gestellt. Medienberichten zufolge sollen etwa 2 Billionen Yuan (umgerechnet 255 Milliarden Euro) mobilisiert werden, um den Aktienmarkt zu stützen. Chinesische Staatsbetriebe sollen im Ausland liegendes Geld nutzen, um über die Hongkonger Börse chinesische Aktien zu kaufen. Außerdem kündigte die chinesische Zentralbank an, den Reservesatz für Geschäftsbanken (RRR) zum Zwecke der geldpolitischen Lockerung ab dem 15. Februar um einen halben Prozentpunkt zu senken. Damit werden weitere 1 Billion Yuan (umgerechnet 128 Milliarden Euro) an Liquidität freigesetzt, so dass nun theoretisch umgerechnet fast 400 Milliarden Euro für den Kauf von chinesischen Aktien ab Mitte Februar neu zur Verfügung stehen. Das ist verdammt viel Geld.
Natürlich ist nicht gesichert, dass ab dem 15. Februar für 400 Milliarden Euro chinesische Aktien gekauft werden. Wer an der Börse viel verspricht, der hat am Ende oft weniger geliefert. So ein Gehabe kennen Börsianer zur Genüge. Wenn aber tatsächlich 400 Milliarden Euro ab Mitte Februar in den CSI- und HSI-Index fließen, dann wäre es schon sehr verwunderlich, wenn in Shenzhen, Shanghai und Hongkong gelistete Aktien nicht davon profitieren würden.
Indien mit Trendfrüherkennungssignal für die Short-Seite
Parallel sehen wir im ETF für Indien (INDA) ein Trendfrüherkennungssignal für die Short-Seite. Der INDA-ETF hat am 22. Januar ein tieferes Hoch und am 23. Januar ein tieferes Tief gebildet. Damit könnte die Ende Oktober begonnene Rallye nun in eine Seitwärtsphase übergehen, wie wir sie im INDA-ETF auch von Anfang August bis Anfang November 2023 gesehen haben. Dass wir von nun aus direkt in einen Bärenmarkt bei indischen Aktien übergehen, halten wir angesichts des übergeordneten Momentums von institutioneller Seite aber für unwahrscheinlich. Eine etwa wieder drei Monate andauernde Konsolidierungsphase bei indischen Aktien halten wir nach dem starken Anstieg seit Ende Oktober auch für angemessen. Danach sollte der indische Aktienmarkt reif für neue Allzeithochs sein.
Das Musterdepot Marktradar bei wikifolio.com
Hinweis: Interessierte Anleger können dem Musterdepot, das diese Kolumne begleitet, folgen, indem sie eigenes Kapital in das wikifolio-Zertifikat “Marktradar” investieren, das ab sofort über die Börsenplätze Stuttgart und Lang & Schwarz handelbar ist.
Wertentwicklung im Musterdepot
Das Musterdepot gewann in der vergangenen Handelswoche 1,22 % an Wert. Aktuell sind wir seit Auflegung am 31. Juli 2023 mit 0,7 % im Verlust. Damit stehen wir momentan schlechter als der DAX da, der seit dem 31. Juli 2023 auf Xetra-Basis 3,13 % an Wert gewonnen hat. Der S&P 500 hat in diesem Zeitraum 7,28 % gewonnen – auf Euro Basis jedoch 8,59 % gewonnen.
Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen
In der vergangenen Handelswoche haben wir einige Trades durchgeführt, dabei haben wir uns sowohl von Positionen verabschiedet als auch neue Positionen aufgesetzt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben.
Wir haben aus den USA die Aktien von BWX Technologies, Eli Lilly, Rollins und Uber Technologies gekauft. Aus Deutschland haben wir 2G Energy und Compugroup Medical gekauft. Getrennt haben wir uns von Ivanhoe Mines und Pacific Biosciences of California sowie den Short Positionen im DAX, bei AirBNB und Travelers.
Prä-Earning-Trades auf Textron, Las Vegas Sands und Super Micro Computer konnten alle mit Gewinn abgeschlossen werden. An diesem Montag werden wir Intel verkaufen, können diesen Trade vielleicht sogar mit einem Gewinn abschließen, da wir über einen Teilverkauf bereits Gewinne gesichert haben.
Im Rahmen unserer Prä-Earning Trades sind wir aktuell in Aktien von Graco (Earnings heute nachbörslich) und Paypal, Rambus, Simpson Manufacturing (alle drei mit Earnings in der nächsten Woche) investiert.
Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.