Marktradar vom Montag, 8. April 2024
Bremsen die Verbraucher in den USA 2024 die Konsumnachfrage ? Das wird eine der wichtigen Fragen bis zum Mittwoch sein
Distribution Days setzen sich vorerst fort
In der Marktradar-Kolumne der Vorwoche haben wir die These aufgestellt, dass die hohe Anzahl von Distribution Days, die seit dem 20. Dezember 2023 in den großen US-Aktienindizes S&P 500 und Nasdaq 100 beobachtet werden können, nur als ein Rebalancing zum Quartalsende bewertet werden sollte und nicht als eine beginnende Abkehr der Institutionellen vom Bullenmarkt.
Im Nachmittagshandel vom Donnerstag, 4. April, kam es jedoch zu einem wiederholt von hohem Handelsvolumen begleiteten Verkaufsdruck in den großen US-Aktienindizes. Damit konnten wir beobachten, dass die “Distribution Days” zu Beginn des zweiten Quartals 2024 nicht beendet zu sein scheinen, sondern sich die Reihe von solchen kurzen aber heftigen “Nackenschlägen von institutioneller Seite ” im April fortzuführen scheint, auch wenn die großen US-Aktienindizes im ersten Quartal diese Schläge wunderbar wegstecken konnten – als handelte es sich bei den Nackenschlägen von institutioneller Seite nur um lästige Eintagsfliegen – ein kurzes Wegwischen genügte, und schon konnte bisher die Party immer weitergehen.
Seit Donnerstag sollten wir unsere These zumindest in Frage stellen – solange, bis ein Ausbruch auf neue Allzeithochs in den ETFs auf den S&P 500 (SPY: bei Kursen über 525 US-Dollar) bzw. im Nasdaq 100 (QQQ: bei Kursen über 450 US-Dollar) erfolgt ist.
Die Gründe für den nachmittäglichen Abverkauf am Donnerstag scheinen nicht einheitlich benennbar zu sein.
Gründe für dunkle Wolken am Aktienhimmel werden von Experten viele genannt: Manche machen zum x-sten Mal die überkaufte Situation in den großen US-Aktienindizes oder die zu hohe Bewertung dafür verantwortlich, manche verweisen auf die weiterhin erhöhte Inflation in den USA (deutlich stärker als in Europa), auf eine Zuspitzung der geopolitischen Spannungen in Nahost, auf einen damit zusammenhängenden, möglichen Preisanstieg beim WTI-Ölpreis über 100 US-Dollar, auf das Erdbeben in Taiwan und letztendlich natürlich auf die Aussicht, dass es in 2024 keine Zinssenkung in den USA geben soll.
Der letztgenannte Grund ist aus Sicht des Marktradars finanzpolitischer Unfug, denn ein länger anhaltendes hohes Zinsplateu in den USA würde den großen US-Aktienindizes wie dem S&P 500 und dem Nasdaq 100 im Rahmen der aktuellen ökonomischen Gegebenheiten in den USA eher entgegenkommen und nur den Russell 2000 weiter daran hindern, nach oben durchzustarten, um den großen Brüdern S&P 500 und Nasdaq 100 endlich einmal wieder die Rücklichter zeigen zu können.
Konsumsensible und defensive Branchen sehen jetzt charttechnisch angeschlagen aus
Der Kursrutsch am Donnerstag sollte aus markttechnischer Sicht aber nicht kleingeredet werden – denn dieser führte immerhin dazu, dass wir in den Charts sowohl für die drei hier schon genannten großen US-Aktienindizes als auch in einigen konsumsensiblen Sektor-, Themen und Branchenindizes jetzt ein Unterschreiten höherer Tiefs verorten müssen.
Dieses bärische charttechnische Signal aus der Markttechnik beziehungsweise der ehrwürdigen Dow-Theorie sahen wir unter anderem in den eher defensiven Bereichen Healthcare (XLV) und Pharma (IHE) sowie bei den Basiskonsumgütern (XLP) und beim Einzelhandel (XRT), als auch bei Aktien aus dem Finanzbereich – hier insbesondere Banken (XLF) und Regionalbanken (KRE) -, dann bei der sensibel auf steigende Ölpreise reagierenden Branche Fluggesellschaften (JETS) und bei der frühzyklischen Branche Hausbau (XHB).
Sollten wir in diesen genannten Branchen noch im April ein Überschreiten alter Hochs sehen, dann können wir die Distribution Days getrost als “Fliegen von gestern” abtun und uns wieder dem profitablen Reiten der Bullen widmen.
Der Marktradar ruft jetzt aber nicht laut “Risk-Off” aus – denn zuletzt war es immer so gewesen, dass bei der ersten aufkommenden Risk-Off Angst die Bullen danach schnell wieder zu alter Hochform auflaufen konnten.
Der Marktradar rät dennoch aktuell von Swing-Trades ab und rät lieber dazu, sich für Breakout Trades auf die Lauer zu legen.
Ein breites Shorten der US-Aktienindizes halten wir wegen der robusten Verfassung der US-Wirtschaft aktuell noch für absolut unangemessen.
Von dieser Meinung zeugt auch die Reaktion der Marktteilnehmer auf die neuen Daten zum Arbeitsmarktbericht, die am Freitag um 14:30 Uhr, also eine Stunde vor Handelsöffnung, gemeldet wurden. Erwartet wurden 200.000 bis 275.000 neu geschaffene Arbeitsstellen. Die Daten lagen dann sogar über der Obergrenze dieser erwarteten Spanne, nämlich bei 303.000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen. Zusätzlich positiv wurde von den Marktteilnehmern aufgenommen, dass sich das Lohnpreiswachstum im März in den USA abgeschwächt hat.
Spannend für die kommende Woche wird sein, wie die Daten zum Verbraucherverhalten (CPI-Index) ausfallen werden. Jeweils um 14:30 Uhr werden neue Daten zu den Verbraucherpreisen (am Mittwoch) und zu den Erzeugerpreisen (am Donnerstag) gemeldet, die beide neue Einschätzungen zur inflationären Entwicklung in den USA (Erzeugerpreise) beziehungsweise zum Verbrauchervertrauen (CPI-Index) auf den Markt werfen werden und in den großen US-Aktienindizes zu Kursprüngen nach oben oder unten führen könnten.
Einige CEOs von Firmen, deren Gewinnerwartungen in hohem Maße von einer starken Nachfrage der Verbraucher nach relativ hochpreisiger Freizeitkleidung (beispielsweise Lululemon Athletica) oder nach Restaurantbesuchen (besipielsweise Lamb Weston Holdings) abhängig sind, äußerten hier bereits einen nach unten revidierten Ausblick, teils bis in das Jahr 2025 hinein.
Beispiel für schwache Verbrauchernachfrage Nr. 1: Lululemon Athletica
Lululemon Athletica (LULU; Marktkapitalisierung: 45 Mrd. US-Dollar) verkauft recht hochpreisige Hosen, Shorts, Oberteile und Jacken für Freizeitaktivitäten, die gern in Sport- oder Fitnessstudios getragen werden, oder die für draußen beim Jogging oder Tennis und drinnen beim Yoga oder bei der Frühgymnastik ein bequemes Bewegen von Armen und Beinen erlauben. Außerdem verkauft Lululemon Fitnesszubehör wie Taschen, Yogamatten, Wasserflaschen.
Obwohl Lululemon für das im Januar 2024 geendete Geschäftsquartal hervorragende Geschäftszahlen geliefert hatte, wurde die Aktie am Earning Day brutal abgestraft (minus 16 % !). Der Ausblick wurde bis 2025 nach unten revidiert – zwar nicht gravierend, aber dieser leicht pessimistische Weitblick schockte die Börsianer, zumal Lululemon in der Vergangenheit mit hohen operativen Margen glänzen konnte, die mit aktuell etwa 25 % immer noch im Branchenvergleich exzellent ausfallen. Wenn ein so in der Vergangenheit profitabel aufgestelltes Unternehmen zu klagen beginnt, wie sehen dann erst die Zukunftsaussichten für andere, weniger margenstarke Hersteller für Freizeitkleidung im oberen Preissegment aus, mag sich zu den Lululemon-Zahlen so mancher Börsianer besorgt gefragt haben.
Nach dem Earning-Day am 22. März ist die Lululemon-Aktie bis einschließlich Freitag ungebremst weiter nach unten durchgereicht worden, ein Abrutsch, der sich in der vergangenen Handelswoche sogar noch verstärkt hat. Seit dem Earning-Day-Rutsch gab die Aktie innerhalb von zwei Wochen um weitere 11,5 % nach. Eine Gegenbewegung scheint nun überfällig zu sein, auch wenn ein Griff ins fallende Messer in den meisten Fällen an der Börse doch eher blutig als goldig endet.
Wegen der starken Marktstellung des Unternehmens dürfte Lululemon Athletica von einer Bereinigung im Sektor hochpreisiger Freizeitkleidung jedoch letztendlich profitieren können, so dass aus Sicht des Marktradars langfristig ausgerichtete Investoren nun mit einem ersten Aufsammeln von Lululemon-Aktien beginnen und bei anhaltender Kursschwäche dann nachkaufen könnten.
Beispiel für schwache Verbrauchernachfrage Nr. 2: Lamb Weston Holdings
Die Aktie von Lamb Weston Holdings (LW; Marktkapitalisierung: 11,5 Mrd. US-Dollar) ereilte nach den Quartalszahlen für das im Februar 2024 geendete Geschäftsquartal, die am vergangenen Donnerstag vorbörslich gemeldet wurden, ein ähnliches Schicksal wie die Aktie von Lululemon Athletica. Die Lamb Weston-Aktien fielen am Earning Day sogar um fast 20 %. Das Unternehmen senkte den Ausblick für das Geschäftsjahr 2024, nachdem bereits für November bis Februar die Geschäfte schlechter als erwartet verliefen.
Lamb Weston verkauft Tiefkühl-Kartoffelprodukte sowohl an Supermärkte als auch an Restaurants, wobei der Verkaufsschlager ganz klar die in den USA allseits beliebten Pommes Frites sind. Und besonders die schwache Nachfrage aus dem Restaurantgeschäft führte zu dem die Börsianer schockierenden Ergebnis. Wenn die Nachfrage in Restaurants nach einer Standard-Beilage wie Kartoffeln oder Pommes Frites zurückgeht, dann scheinen US-Verbraucher nun vermehrt wieder zu Hause kochen zu wollen, einfach weil ein solches Essverhalten dann doch mehr vom Monatsgehalt übrig lässt als wenn viermal wöchentlich ein Restaurant oder Schnellimbiss aufgesucht wird. Insbesondere die Mittelschicht, die wegen der hohen Zinslast in den USA zunehmend mehr Geld für die Finanzierung ihrer Wohnimmobilie zurücklegen muss, müsste jetzt eigentlich über eine Geldausgeben-Scheu klagen, die sich 2024 womöglich dahingehend auswirkt, dass lieber im Haus und nicht außer Haus gegessen wird.
Solche Zahlen wie die von Lamb Weston lassen nun die CPI-Daten, die wie bereits aufgeführt am kommenden Mittwoch veröffentlicht werden, noch brisanter erscheinen.
CEOs wissen oft mehr über die nahe Zukunft ihres Geschäftsbereiches als Ökonomen und Analysten.
Die schwachen Quartalszahlen von Lamb Weston veranlassen uns nun zu der Meinung, dass bei den CPI-Daten am Mittwoch das negative Überraschungspotenzial im Bereich Verbrauchervertrauen höher als das positive Überraschungspotenzial sein könnte.
Die großen US-Aktienindizes könnten daher am Montag und Dienstag nur mit angezogender Handbremse nach oben steigen – eben in Erwartung schwacher CPI-Daten.
Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?
Aktuell erhalten 28 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 46,6 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 76,6 %).
Von den 28 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, können 17 ETFs mit dem Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar” punkten – in der Vorwoche erhielten 33 ETFs dieses Gütesiegel.
Zu den trendfolgend kaufbaren Sektor-, Branchen- und Themen ETFs zählen die Silber- und Kupferminen (SI und COPX), Stahl (SLX), Rüstung und Raumfahrt (ITA), Uran (URA), Öl- und Gas (XES, XLE und XOP), Industrie (XLI), Chemie (XLB), Cannabis (MJ), Agrar (MOO), Holz- und Forstwirtschaft (WOOD), Versorger (XLU), Beteiligungsgesellschaften (PSP), Versicherungen (KIE) und aus dem Technologiebereich nur noch der Bereich Digitale Kommunikation (XLC), zu dem beispielsweise Aktien wie die Muttergesellschaft von Facebook, Meta Platforms, und die Muttergesellschaft von Google, Alphabet, gehören.
Die zuletzt extrem stark nachgefragten Goldminenaktien werden vom Marktradar (noch) nicht im strengen Sinne als trendfolgend kaufbar eingestuft, da sich der entsprechende GDX-ETF noch in einer Reversal-Bewegung befindet. Wir warten hier auf ein erstes höheres Tief im GDX-ETF seit dem zweiten Umkehrimpuls am 20. März, um diese Branche nicht nur für Ausbruchstrader, sondern auch für eine längerfristige Trendfortsetzung empfehlen zu können. Wir gehen aber davon aus, dass wir nach einer ersten Korrekturbewegung im Bereich Goldminen ein höheres Tief sehen werden, auf das dann höchstwahrscheinlich noch mindestens ein höheres Hoch folgen wird.
Eine Reversal-Bewegung können wir seit der letzten Handelswoche im Bereich Schifffahrt (BOAT) sehen. Am 3. April konnte der BOAT-ETF das tiefere Hoch vom 21. März überschreiten. Donnerstag und Freitag kam der BOAT-ETF zwar wieder zurück. Trader können kurzfristig auf eine dynamische Aufwärtsbewegung spekulieren. Zu den am höchsten im BOAT-ETF gewichteten Positionen gehören Aktien aus Zypern, Hongkong und Japan: Dazu zählen die beiden Mid-Caps Frontline (FRO; Marktkapitalisierung: 5 Mrd. US-Dollar) und SITC International (WLN: A1C6AA; Marktkapitalisierung: 4,8 Mrd. US-Dollar) sowie der japanische Large-Cap Mitsui O.S.K Lines (WKN: 865203; Marktkapitalisierung: 36 Mrd. US-Dollar).
Reversal Bewegungen sehen wir aktuell in Länder-ETFs für China (FXI) und Saudi-Arabien (KSA).
Eine inzwischen bestätigte, also in Gang gekommene Reversal Bewegung sehen wir neben den Goldminenaktien momentan auch im Kaffee-Future (KC). Wir wollten im Kaffee-Future eigentlich in der vergangenen Handelswoche eine Long-Position in dem diese Kolumne begleitenden Musterdepot, das bei wikifolio für Privatanleger handelbar gemacht wurde, eröffnen, aber leider sind unsere bei Lang & Schwarz platzierten Kauflimits nicht ausgeführt worden, so dass wir von der kräftigen Aufwärtsbewegung im Kaffee-Future nicht monetär profitieren konnten.
Neu eingeführt haben wir inzwischen Signale für ein Outside-Reversal, was bedeutet, dass wir intraday zwar ein tieferes Tief verorten, auf Schlusskursbasis das letzte höhere Tief aber verteidigt werden konnte. Diese Aktien könnten, falls bei diesen Aktien direkt nach dem Signal Kaufdruck aufkommt, zu einer Rebound-Rallye starten.
Das Outside-Reversal im Sojabohnen-Future (ZS), das wir im Marktradar der Vorwoche kommentiert haben, hat sich als Fehlsignal erwiesen. Experten sprechen im Handel mit Sojabohnen (und übrigens auch mit Weizen) aktuell von einem “Vakuum-Handel”. Käufer warten auf Verkäufer, um zuzuschlagen. Die Verkäufer trauen sich aktuell aber nicht aus der Deckung und somit bleiben die Käufer an der Seitenlinie. Auch wenn es für Sojabohnen saisonal bis Ende April relativ bullisch aussieht, lässt eine Verlangsamung der Nachfrage bei Sojabohnen aktuell wohl keine weiteren Preisanstiege zu.
Für vergangenen Freitag können wir Outside-Reversals in den ETFs für Broker und Börsen (IAI) und im ETF für Green Energy (QCLN) verorten. Breakout Trader könnten sich am Montag in Aktien aus diesen beiden Branchen auf die Lauer legen.
Unten zwei mögliche Breakout- bzw. Reversal-Kandidaten aus dem Bereich Broker und Börsen:
Intercontinental Exchange
Die Intercontinental Exchange Group (ICE; Marktkapitalisierung: 80 Mrd. US-Dollar) ist ein führender Börsenbetreiber mit Fokus auf den Derivatehandel (Optionen und Futures), der weltweit regulierte Börsen, Handelsplattformen und Clearing-Häuser betreibt.
Die unterschiedlichen Börsenplätze von ICE bieten Handel auf Rohöl und raffiniertes Öl, Erdgas, Strom und Emissionen, Kohle, Eisenerz, Agrarrohstoffe sowie Kreditderivate an. Im November 2013 übernahm das Unternehmen NYSE Euronext. Die Verbindung der beiden Firmen galt als entscheidender Schritt, um eine dominierende Rolle im globalen Derivategeschäft einzunehmen, was heute als gelungen bezeichnet werden kann.
Nach guten Quartalszahlen konnte die ICE-Aktie am 8. Februar um knapp 5 % steigen. Seitdem konsolidiert die Aktie im Chart auf hohem Niveau innerhalb einer relativ engen Handelsspanne zwischen 135 und 140 US-Dollar. Die Aktie schloss am Freitag bei 137,87 US-Dollar. Bei einem Anstieg über 139 US-Dollar dürfte die Aktie schnell die obere Begrenzung bei 140 US-Dollar erreichen und dann womöglich auch nach oben verlassen.
Die Analysten von Barclays haben die Aktien am 8. Januar, als die ICE-Aktie noch für unter 130 US-Dollar zu haben war, auf Übergewichten mit Kursziel 148 US-Dollar eingestuft.
Tradeweb Markets
Tradeweb Markets (TW; Marktkapitalisierung: 22 Mrd. US-Dollar) entwickelt und betreibt elektronische Marktplätze für Zinsen, Kredite, Aktien, ETFs und Geldmärkte. Das Unternehmen bedient institutionelle Kunden, Groß- und Privatkunden in mehreren Ländern.
Die Aktie ist im Chart zwar bereits am Dienstag unter ein zuvor ausgebildetes höheres Tief gefallen, aber nur um am Freitag von der 100 US-Dollar Marke aus eine Rebound-Kerze auszubilden – Schlusskurs am Freitag: 102,40 US-Dollar.
Trader könnten bei einem Stopp-Loss knapp unter 100 US-Dollar auf eine Reversal-Bewegung in der Aktie spekulieren, die der entsprechende ETF für Broker und Börsen (IAI) durch die Outside-Reversal-Kerze vom vergangenen Freitag ab nun initiieren könnte. Um 108 US-Dollar hat die Tradeweb Markets-Aktie Ende Februar und Ende März ein Doppeltop ausgebildet, das es nun “mit Anlauf” zu überspringen gilt.
Neben der für Börsenbetreiber übliche hohe Profitabilität (die operative Marge liegt bei 40 %) besticht die Aktie mit einer hohen Eigenkapitalquote von 75 % und einer geringen Fremdkapitalquote von nur 15 %. Damit ist genügend Kapital vorhanden, um durch Übernahmen zu wachsen oder Dividenden an die Aktionäre auszuschütten. Aktuell liegt die Dividendenrendite bei etwa 1,3 %, was sicherlich noch ausbaufähig ist.
Die Aktie läuft seltsamerweise etwas unter dem Radar von Analysten. Kaufempfehlungen liegen zeitlich weit zurück und die Analysten nannten damals Kursziele, die die Aktie längst erreicht hat. Sollte es zu einer Renaissance bei Analystenbewertungen für diese Aktie kommen, so müssten die damals genannten Kursziele wohl meist nach oben angepasst werden.
Für langfristig ausgelegte Investoren gehört die Tradeweb Markets-Aktie nach Einschätzung des Marktradars für diesen Montag mindestens auf die Watchlist.
Investoren schmeißen Biotech-Aktien aus ihren Portfolios
Den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” erhalten für diesen Montag vier Sektor-, Branchen- und Themen ETFs: Dazu zählt einerseits der Bereich Erneuerbare Energie (ICLN, QCLN und RNRG), andererseits der Bereich Genomic (ARKG).
Die Genom-Sezierung kann als Teilbereich des Biotechnologie-Sektors angesehen werden, der bekanntlicherweise zu den Geschäftsfeldern zählt, die am meisten Fremdkapital benötigen. Wenn die Aussicht auf Zinssenkungen schwindet, dann ist es eigentlich nur logisch, dass Aktien aus dem Bereich Biotechnologie unter Druck geraten. Im ETF für den Bereich Biotech (XBI) sehen wir seit Anfang März einen konsequent umgesetzten Willen zum Verkaufen. Institutionelle Investoren scheinen Aktien aus dem Bereich Biotech in ihren Portfolios zu reduzieren und dafür lieber Aktien aus dem Bereich Gold und Öl zu kaufen. Das sah für die ersten beiden Monate des Jahres 2024 noch komplett andersrum aus.
Sage da noch einer, dass die Gewinner der ersten Wochen auch die Gewinner des gesamten Jahres sein werden. Zumindest für den Bereich Biotech und – wenn auch weniger deutlich – auch für den Bereich Healthcare kann eine solche Faustregel momentan stark in Frage gestellt werden.
Die an der Börse schwächelnde Branche Green Energy kann sich im aktuell etwas richtungslosen Umfeld relativ gut behaupten
Frei nach dem Goethe-Zitat aus dem Faust: “Was glänzt, ist für den Augenblick geboren. Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren” müssten wir gemäß dieser “Faust-Regel” nun Gold, das “glänzt”, früh wieder rausschmeißen und dafür das kaufen, was jede Nachwelt braucht: Energie.
Ob faustisch gemeint oder nicht: Aktien aus den Bereichen Windkraft und Solar sind in der vergangenen Handelswoche nicht verstärkt unter Abgabedruck geraten, so dass wir in diesem Bereich immer noch die Chance sehen, dass solche Aktien in Kürze wieder von Börsianern nachgefragt werden könnten. Je höher der Ölpreis steigt, umso mehr suchen Unternehmenslenker für Produktionsprozesse, die energie-intensive Anwendungen verlangen, nach Alternativen zu Kohle, Öl- und Gas – unabhängig von der als zurecht notwendig erachteten Energiewende und größtenteils zumindest ideell von dem von Unternehmern weltweit inzwischen mitgetragenen energetischen Richtungswechsel innerhalb der Industrieproduktion, der – wie wir alle wissen – bereits in vollem Gange ist.
Die Börse – so scheint es uns zunehmend – verschließt vor dieser Entwicklung aktuell ein wenig die Augen – warum auch immer.
GE Vernova oder Siemens Energy – was raten die Analysten nach dem Spin-Off ?
Interessant erscheint uns aus gegebenem Anlass, zukünftig die beiden Unternehmen GE Vernova und Siemens Energy zu beobachten, da mit dem Spin-Off der Green Energy Sparte aus dem General Electric Konzern nun die Beschleunigung der Energiewende auch auf dem US-Börsenzettel prominent vertreten sein wird. Reine Green Energy Aktien sind in den USA – im Unterschied zu Asien und Europa – kaum vorhanden. Zuvor nahm diese Rolle eigentlich nur die Aktie Nextera Energy (NE; Marktkapitalisierung: 130 Mrd. US-Dollar) ein, hinter der allerdings ein reiner Versorger steht und der klimaneutrale Ziele nur umsetzt, aber nicht durch Forschung und Entwicklung nachhaltig zu fördern versucht, wie es GE Vernova und Siemens Energy bereits tun bzw,, vor allem was GE Vernova betrifft, verstärkt nach dem Spin-Off tun wollen.
Am 27. März ist die Teilsparte Energie von General Electric als Spin-Off abgespalten worden. Damit ist das altehrwürdie Unternehmen General Electric, das auf Bestreben des Elektro-Pioniers Thomas Edison im April 1892 gegründet wurde, nun Geschichte. Das ehemalige Unternehmen General Electric bleibt unter dem Namen GE Aerospace (GE) an der New York Exchange gelistet, während die Abspaltung aus dem Green Energy Geschäft nun unter dem Namen GE Vernova (GEV) firmiert.
“Heute ist GE Vernova ein unabhängiges Unternehmen, das sich ausschließlich auf die Beschleunigung der Energiewende konzentriert, um eine nachhaltigere Zukunft zu schaffen”, sagte Scott Strazik, CEO von GE Vernova nach dem Börsengang am 27.März. “Unsere Segmente Strom, Wind und Elektrifizierung stellen wichtige Produkte und Dienstleistungen für die Elektrizitätswirtschaft bereit, während wir daran arbeiten, den wachsenden Strombedarf der Volkswirtschaften zu decken und Strom zu liefern, der für Gesundheit, Sicherheit und eine verbesserte Lebensqualität von entscheidender Bedeutung ist. GE Vernova wurde speziell für die Elektrifizierung und Dekarbonisierung der Welt entwickelt und ich bin unglaublich stolz auf das, was unser Team mit diesem Meilenstein erreicht hat, und freue mich darauf, diese Reise gemeinsam mit unseren Kunden und Aktionären fortzusetzen.”
Es gibt einige Märkte, die GE Vernova bedient, die Siemens Energy jedoch nicht bedient, etwa Wasserkraft, Kernenergie sowie Kohlenstoffabscheidung und -speicherung. Andererseits verfügt Siemens Energy auch über einige Produkte, die GE Vernova fehlen, etwa Elektrolyse, womit die Aufspaltung chemischer Elemente mittels Strom gemeint ist. Indem zum Beispiel Sauerstoff von Wasserstoff getrennt wird, kann elektrische Energie in chemische Energie umgewandelt werden. Ein Verfahren, was für die Stromgewinnung mittels Wasserstoff aktuell von der deutschen Bundesregierung auch subventioniert wird.
Sowohl Siemens Energy als auch GE Vernova wollen zu einer Beschleunigung der Energiewende beitragen. Es wartet ein enormer Zukunftsmarkt, der ausgebaut und natürlich auch durch Forschung ständig weiterentwickelt werden muss.
Einige Analysten sehen aktuell Siemens Energy gegenüber GE Vernova als unterbewertet an. GE Vernova verfügt aber über eine größere Kapitaldecke, mit der Innovationen vermutlich durch weniger Subventionen von staatlicher Seite angeschoben werden können. Siemens Energy kämpft nach der Übernahme des spanischen Windkraftunternehmens Gamesa mit einem bisher zumindest vorwiegend Verluste einfahrenden Teilgeschäft, dessen tiefgreifende Probleme, was die Rentabilität betrifft, womöglich auf absehbare Zeit auch nicht behoben werden können.
Die Aktie von Siemens Energy konnte nach den katastrophalen Quartalszahlen von Ende Oktober 2023 dennoch um etwa 150 % in etwa sechs Monaten zulegen, was zumindest vermuten lässt, dass Börsianer inzwischen daran glauben könnten, dass die Talsohle durchschritten sei.
Mit dem nun auch an der Börse gelisteten Konkurrenten GE Vernova könnten Analysten nun verstärkt Vergleiche zwischen beiden Unternehmen anstellen und so womöglich neue Kursziele festmachen.
Barclays hat am Freitag die Aktie von Siemens Energy mit Übergewichten eingestuft und als Kursziel 18 Euro genannt – Schlusskurs der Siemens Energy-Aktie am Freitag: 17,73 Euro.
Goldmann Sachs hat sich Siemens Energy am 28. März angenommen und als Kursziel 27 Euro genannt und die Aktie als Kauf eingestuft.
JPMorgan wiederum kam zu der Einschätzung Untergewichten mit Ziel 11,50 Euro.
Wir können also eine extrem breite Spanne an Kurszielen, genannt von drei einflussreichen Analystenhäusern, für Siemens Energy konstatieren.
JPMorgan zumindest sieht GE Vernova aktuell etwas aussichtsreicher und stuft die Aktie auf neutral mit Kursziel 141 US-Dollar ein – Schlusskurs der GE Vernova Aktie am Freitag: 122,70 US-Dollar.
Ginge es allein nach JPMorgan, lohne sich ab Montag ein Pair Trade: Long GE Vernova und Short Siemens Energy.
Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen
In der vergangenen Handelswoche haben wir einige Trades durchgeführt, dabei haben wir uns sowohl von Positionen verabschiedet als auch neue Positionen aufgesetzt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben.
Die Kurstreiber für das wikifolio ließen sich in der vergangenen Handelswoche vor allem bei den Rohstoffen ausmachen. So konnte die Aktie von Fortuna Silver Mines in der vergangenen Handelswoche um 25 % steigen, ohne dass News für den Anstieg notwendig waren. Traderherz, was willst Du mehr ? Uns ist bewusst, dass der kanadische Konzern Fortuna Silver Mines durch die neue Seguela-Mine in der Elfenbeinküste inzwischen mehr ein Gold- als ein Silberproduzent ist. Da aber “Silver” immer noch im Firmennamen drauf steht, reiten die Silberbullen hier immer noch gerne mit, zumal die Fundamentaldaten immer noch auf eine günstige Bewertung der Aktie im Vergleich zu anderen Goldminenbetreibern schließen lassen. Neben Gold und Silber profitierten wir auch vom steigenden Ölpreis. Zusätzlich zu den geopolitischen Zerwürfnissen zwischen Israel, Gaza, Iran auf der einen und Russland und Ukraine auf der anderen Seite führte auch ein Rückgang der US-Öl-Vorräte zu einem Preisanstieg beim Öl. Gleichzeitig deutet die Ausweitung der Fertigungstätigkeit in China zum ersten Mal seit sechs Monaten auf eine in Kürze steigende Nachfrage nach Öl hin. Im Bereich Öl sind wir zwar leider nicht über Aktien mit dabei, aber der Call-Optionsschein auf WTI-Öl konnte aus Wochensicht um 20 % steigen und trug wegen seiner relativ hohen Gewichtung immerhin zu einem Wochenzuwachs von 0,3 % im wikifolio bei. Das Call-Hebelzertifikat auf den Kupferpreis konnte aus Wochensicht sogar um 55 % steigen und diese Position allein ließ das wikifolio aus Wochensicht um 0,25 % steigen. Auch die Hebelprodukte auf Gold und Silber trugen zum positiven Wochenschluss im wikifolio bei.
Außerdem trug die relativ hohe Gewichtung von Meta Platforms, die wir in der vergangenen Handelswoche auch etwas aufgestockt haben, mit einem Wochenanstieg von etwa 8 % mit dazu bei, dass unser wikifolio eine Pluswoche in einer ansonsten eher schwachen Handelswoche für Aktien erreichen konnte.
Natürlich hatten wir auch einige Verlierer im Depot gehabt. So gab die Münchener Rück beispielsweise aus Wochensicht um 5 % nach. Börsianer befürchten, dass das Erdbeben in Taiwan dem Rückversicherer hohe Schadenzahlungen auferlegen wird. Der auf Risikoanalysen spezialisierte Versicherungsdienstleister Corelogic beziffert den voraussichtlichen Versicherungsschaden infolge der Beben in Taiwan auf 5 bis 8 Milliarden US-Dollar. Rückversicherer profitieren aber langfristig von solchen Katastrophen, da sie damit mehr Argumente finden werden, um die Prämien bei der nächsten Verhandlungsrunde in Genf zu erhöhen. Wir haben die Position bei der Münchener Rück am Freitag ein wenig aufgestockt und wollen diese Aktie als Langfristanlage im wikifolio behalten und auch dementsprechend managen.
Als Earning-Trade halten wir aktuell Aktien von Ally Financial, Citigroup, Constellation Brands und Fastenal, die zwischen dem 11. und 18. April Quartalszahlen vorlegen werden.
Im Rahmen unseres Trendfolge Set-Ups folgen wir aktuell den Aktien von Amazon, Arista Networks, Caterpillar und Travelers. Damit sind wir aktuell bei den Themen Infrastruktur (Caterpillar), Internet und Software (Amazon und Arista Networks) und Banken und Versicherungen (Citigroup, Travelers) trendfolgend dabei.
An neuen Aktien haben wir nur die Aktie des Schweizer Vermögensverwalters Partners Group gekauft. Die Aktie steigt traditionell vor allem dann überproportional zum Gesamtmarkt, wenn der Bedarf an anzulegendem Wagniskapital steigt. Da in Geldmarktfonds immer noch so viel Geld steckt wie im März 2009, dürften Vermögensverwalter wie die Partners Group weiterhin reichlich Mittelzuflüsse erhalten. Unter informierten Kreisen gilt die Partners Group als ein viel empfohlener Vermögensverwalter, auch wenn die Performance der Aktie seit Anfang 2022 sicherlich hinter den eigenen hohen Erwartungen zurück geblieben ist. Normalerweise findet die Aktie um den Gleitenden Durchschnitt mit Parameter 50 Tage eine Unterstützungszone – sofern Geld für Risikokapital noch weitgehend ungenutzt herumliegt. Da die Aktie aktuell wieder nah am eben genannten Gleitenden Durchschnitt notiert, haben wir eine Position gekauft.
Die Short-Positionierung im Währungspaar USD/JPY haben wir vorerst beendet.
Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.
Seit 2014 ist Stefan Pröhl bei wikifolio aktiv. Dort setzt er Rotationsmodelle auf Wochen-, Monats- oder Quartalsbasis um.
Die Idee zum Marktradar ist entstanden, weil ihm bisher ein vernünftiges Modell fehlte, mit dem er sich täglich einen schnellen Überblick verschaffen kann, in welche Sektoren und Branchen gerade Kapital hineinfließt und aus welchen gerade Kapital abgezogen wird.
Mit dem von ihm entwickelten “Marktradar” kann er täglich für jeden Sektor bzw. jede Branche fünf Tagesstempel vergeben: “Kaufen oder Aufstocken”, “Buy the dip ?”, “Bodenbildung oder Seitwärts”, “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”, “Unter Beobachtung”.
Diese “Top Down” Analyse gibt ihm täglich wichtige Hinweise und Tipps zur Intermarketanalyse. Mit dem Schreiben dieser Kolumne dokumentiert er auf hoffentlich auch etwas unterhaltsame Weise die Tipps und Hinweise, die ihm der Marktradar liefert.
Mit jedem Wissen entsteht auch Unwissen. Nur so kann Stillstand, Leere, Einrosten im Kopf verhindert werden. Täglich gibt es Neues zu entdecken und täglich werden Überzeugungen revidiert. Das ist das Mindset, dem auch diese Kolumne folgt.