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Marktradar vom 17. Juni 2024

Marktradar vom Montag, 17. Juni 2024



Politische Börsen sehen wir derzeit in Europa, weniger in den USA



In der Marktradar-Kolumne vom 20. Mai haben wir darauf hingewiesen, dass es in den letzten beiden US-Präsidentschaftswahljahren 2016 und 2020 zu jeweils drei abrupten Anstiegen im CBOE Volatility Index (VIX) gekommen ist, die zeitlich auch recht simultan aufgetreten sind. Diese fanden jeweils im Juni und im August / September und Oktober / November statt.

Konzentrieren wir uns nun auf den Monat Juni, da wir uns nun mittendrin befinden.

Im Jahr 2016 stieg der CBOE Volatility Index vom 7. Juni bis zum 27. Juni um etwa 85 %.

Im Jahr 2020 stieg CBOE Volatility Index vom 5. Juni bis zum 15. Juni 2020 um etwa 80 %.

Im laufenden Jahr 2024 stieg der CBOE Volatility Index vom 7. Juni bis zum vergangenen Freitag (14. Juni) um gerade einmal 3,6 %.

Kommt da also noch was ?

Vermutlich ist die Frage “Kommt da noch was ?” nicht richtig gestellt, denn wir sahen in der vergangenen Handelswoche durchaus einen starken Anstieg der Volatilität – jedoch nicht in den USA, sondern in Europa.

Dass Europa vorgibt, was in den USA geschieht, ist etwas, was wir eher selten sehen. Daher würden wir die Frage “Kommt da noch was ?” eher mit Nein beantworten. Dennoch erwarten wir bis Ende Juni nicht unbedingt eine Kursrallye. Diese sehen wir eher ab Juli auf uns zukommen.

Aber kommen wir erst einmal auf das zurück, was in der zweiten Juniwoche die Volatilität in Europa nach oben gepusht hat.

Der französische Leitindex CAC 40 brach in der vergangenen Handelswoche um über 6 % ein, notiert etwa 9 % unter dem Allzeithoch, das der CAC 40 am 10. Mai erreicht hatte. 

Auch der DAX konnte sich dem Abwärtssog in Europa nicht entziehen, notiert aktuell aber nur 4,6 % unter dem Allzeithoch, das der DAX am 14. Mai erreicht hatte.

Im Vergleich zu Europa sahen wir solche Kursstürze in den USA nicht. Was wir aber sehen, ist, dass die Marktbreite deutlich schwächer geworden ist.

Der Russell 2000 (IWM) wird erstmals seit Mitte November 2023 wieder mit einem Tagesstempel versehen, der zu Vorsicht rät (“Unter Beobachtung”). Sollte der IWM-ETF es bis Donnerstag, 20. Juni nicht schaffen, die 200-US-Dollar Marke zurückzuerobern (Schlusskurs am Freitag: 198,73 US-Dollar), dann müssten wir den IWM-ETF mit dem Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” bewerten.

Völlig anders sieht es hingegen im S&P 500 und im Nasdaq 100 aus. Beide notieren im Wochenchart nun sogar über dem oberen Bollinger Band (gemäß der Standardeinstellung von 20 Tagen mit 2-facher Standardabweichung), was technische Analysten auf eine zumindest kurzfristige Überhitzung in Bullenmärkten hinweist. Das heißt nun aber keinesfalls, dass Charttechniker sofort fallende Kurse erwarten; ein kurzes Verschnaufen nach der achtwöchigen Rallyebewegung täte dem S&P 500 und dem Nasdaq 100 nun gut – und wäre charttechnisch auch sehr gesund -, um dann ab Juli wieder neue Hochs anzupeilen. Wahrscheinlich sehen wir im Laufe des Juni noch einen Rücksetzer von  2 – 5 % im S&P 500 beziehungsweise Nasdaq 100. 

Dass dabei der CBOE Volatility Index steil nach oben schießt wie 2016 und 2020 erwarten wir jedoch nicht – dafür bedarf es schon “Dunkle Wolken-News”, wie wir sie in der zweiten Juni-Woche aus Frankreich erhielten.

Der DAX notiert im Wochenchart nun direkt am mittleren Bollinger Band, der CAC 40 Index direkt am unteren Bollinger Band.

Wir sehen also eine deutliche charttechnische Divergenz bei den Leitindizes für die USA (Bullisch) und für Europa (Bärisch).

Auf Europa bezogen sieht es nun so aus, als ob die Ergebnisse der Europawahl, insbesondere die überraschend von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vorgezogene Parlamentswahl am 30. Juni, aktuell den größten negativen Einfluss auf die europäischen Börsenkurse – und übrigens auch auf den Euro im Verhältnis zum US-Dollar und anderen harten Währungen wie dem Schweizer Franken – haben. Hinzu kommt der Handelskonflikt mit China, der wohl eher den wirtschaftlichen Interessen in den USA als in Europa förderlich ist – immerhin produziert beispielsweise BMW seine Autos vornehmlich in China und könnte daher – rein theoretisch gedacht – auch unter Strafzöllen leiden, wenn BMW die in China produzierten Autos auf dem europäischen Markt verkaufen möchte – zumindest sehen viele Ökonomen es derzeit so, dass Handelszölle gegen chinesische Ausfuhren eher in dem Interesse der USA als in den Interessen Europas begründet liegen.

Vor allem auf dem europäischen Kontinent geben die Aktienkurse daher derzeit deutlich nach, während die Anleihekurse (Euro-Bund-Future) zugleich dynamisch steigen. Damit deutet sich in Europa nun eine Umschichtung von Risk-On hin zu Risk-Off an.

In den USA gibt aber noch Risk-On den Ton an, was unter anderem auch daraus abzulesen ist, dass Aktien aus dem Semiconductor-Bereich zu den trendstärksten Aktien gehören. 

Ein Warnsignal für dunkle Wolken im Industriesektor sehen wir in den USA jedoch bei Aktien aus der Branche Stahl. Der entsprechende ETF (SLX) verlor in der vergangenen Handelswoche fast 4 % und wir bewerten diesen nun mit dem Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren“. Damit könnten Aktien aus dem Bereich Infrastruktur und Industrie es aktuell schwer haben, nach oben zu laufen. Ob diese Aktien dann im Juli zusammen mit dem Gesamtmarkt wieder an Boden gutmachen können, wagen wir jetzt noch nicht zu prognostizieren.

Außerdem sind – wie in Europa – die Kurse für US-Staatsanleihen in den USA angestiegen. Sowohl Anleihe-ETFs für Staatsanleihen mit kurzen (SHY), mittleren (IEF) und langen Laufzeiten (TLT) werden vom Marktradar nun mit dem Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” und zudem mit dem Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar” bewertet. 

Mittelfristig sehen wir bei US-Staatsanleihen zumindest bis zur nächsten Notenbanksitzung am 18. September eine gute Chance für weitere Kurssteigerungen.

Obwohl FED-Chef Jerome Powell die Erwartungen von zwei Zinssenkungen in diesem Jahr erneut gedämpft hat und die Inflationsprognose für dieses und nächstes Jahr erhöht hat, stützt in den USA weiterhin eine robuste Wirtschaft sowie Quartalsergebnisse von großen Unternehmen den S&P 500 und den Nasdaq 100 – in der vergangenen Handelswoche beispielsweise feierten Börsianer Aktien von Apple (AAPL: Wochenkursanstieg: 8 %), Broadcom (AVGO: Wochenkursanstieg: 23 %) und Adobe (ADBE: Wochenkursanstieg: 13%). Waren viele in der Vorwoche noch skeptisch gewesen, dass diese drei Unternehmen von der KI auch monetär profitieren können, so hat sich dieses etwas pessimistische Bild nun zu einem sehr positiven Bild umgewandelt.  Hinzu kommt natürlich die Aktie von Nvidia (NVDA), die nach dem Aktiensplit vom 10. Juni um 9 % steigen konnte und damit ebenfalls beträchtlich dazu beitrug, dass die beiden großen US-Aktienindizes nicht müde werden, Höhenluft zu schnuppern. 

Die am Donnerstag veröffentlichten Inflationsdaten fielen ebenfalls positiv für den Aktienmarkt aus, da diese nicht so heiß ausgefallen sind wie erwartet. Solange die Wirtschaft in den USA weiter wächst und das Gewinnwachstum der Unternehmen nicht ins Stocken gerät, sollten die relativ hohen Zinsen von über 5 % keinen nennenswerten Gegenwind für den Aktienmarkt darstellen.

Eine Zinssenkung in diesem Jahr erscheint, was die aktuelle Datenlage betrifft, also nicht unbedingt nötig zu sein. Zumal aktuelle Äußerungen von Donald Trump bezüglich einer möglichen Abschaffung der Einkommensteuer in den USA als möglicher Game-Changer für US-Aktien gewertet werden könnte, denn diese steuerliche Maßnahme würde vielen Unternehmen zusätzlich Geld in die Kasse spülen und dadurch indirekt ein bisschen wie eine Zinssenkung wirken.

In einem Treffen mit republikanischen Gesetzgebern hat Donald Trump nämlich die Idee einer “All-Tariff-Policy” – einer verschärften Zollpolitik – ins Gespräch gebracht, die letztlich die Abschaffung der Einkommenssteuer ermöglichen könnte. Darüber berichtete Ende der vergangenen Woche der Nachrichtensender CNBC.

Sollte Donald Trump dieses politische Ziel tatsächlich nach einer Wiederwahl anstreben und auch durchkriegen, dann würden US-Aktien massiven Rückenwind durch Trumps Politik erfahren – denn vor allem die Unternehmen und die Reichen würden davon profitieren.

Trumps Äußerung über die potenzielle Ersetzung der Einkommenssteuer durch Zölle stieß daher im linksliberalen Lager auf heftige Kritik. David Kamin, Professor an der New York University School of Law, schrieb auf X: “Zölle anstelle von Einkommenssteuern sind ein sicherer Weg, um niedrig- und mittelverdienende Amerikaner hart zu treffen und Personen mit höherem Einkommen zu belohnen.”

Catherine Rampell, Kolumnistin bei der Wahington Post, bemerkte, dass Trumps geäußerte Zollpolitik wie eine massive Steuererhöhung für die unteren und mittleren Einkommensklassen wirken würde, da bereits mehrere Millionen US-Amerikaner keine Bundeseinkommensteuer zahlen müssten, weil ihr Gehalt so schon nur knapp über dem liegt, was an Lebenshaltungskosten pro Monat zu tragen sind.

 

Fazit:

 

Wir halten an unserem saisonalen Fahrplan fest, dass der Juni etwas rumpelig werden kann, ab Juli aber wieder die Sonne scheint und wir eine Sommerrallye in den USA sehen werden.

 

Auch in Europa ? 

 

Da politische Börsen bekanntlich kurze Beine haben und die Nachricht aus Frankreich eigentlich sehr gut in dieses “Kurze-Beine-Muster” fällt, glauben wir auch an eine Sommerrallye für Europa. 

Auch wenn die französischen Rechten um Marine Le Pen die Parlamentswahl am 30. Juni haushoch gewinnen werden, bleibt Emmanuel Macron vermutlich bis 2027 im Amt, weil erst dann die nächsten Präsidentschaftswahlen anstehen.



Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

 

Aktuell erhalten 11 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 18,3 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 28,3 %).

Von den 11 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, werden 7 ETFs vom Marktradar für diesen Montag als trendfolgend kaufbar eingestuft. In der Vorwoche erhielten 6 ETFs dieses Gütesiegel.

Das Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar” erhalten folgende 7 ETFs: Vom Megatrend KI beeinflusst sind sicherlich die ETFs für Semiconductor (SMH), Robotik (BOTZ) und Datacenter-REITs (DTCR). Außerdem sind laut Marktradar die ETFs für Biotech (XBI), Bitcoin-Miners (WGMI), Real Estate (XLRE) und die Konsumgüterhersteller für Produkte, die nicht dem täglichen Bedarf dienen (XLY) trendfolgend kaufbar.

Alle ETFs aus dem Bereich Erneuerbare Energien (ICLN, FAN, TAN), die in der Vorwoche noch das Gütesiegel “trendfolgend kaufbar” erhielten, haben diese Auszeichnung vorerst verloren, da wir hier in der vergangenen Handelswoche eine Korrekturbewegung sahen, die am Freitag eigentlich zu einem Rebound hätte führen müssen, damit die ETFs noch als trendfolgend kaufbar hätten bewertet werden können – dieser Rebound kam am Freitag aber nicht.

Wir erwarten bei Aktien aus dem Bereich Wind- und Solarenergie zwar eine Reboundbewegung in dieser Handelswoche, halten es aber für gut möglich, dass diese in den Charts nur zu einem tieferen Hoch führen wird, der danach womöglich noch ein tieferes Tief nach sich ziehen wird, bevor wir dann auch in diesen Aktien eine Sommerrallye sehen werden.

Das ausgerechnet Aktien aus den Bereichen Immobilien (XLRE) und Luxusgütern (XLY) als trendfolgend kaufbar eingestuft werden, verwundert uns ein bisschen. Betrachten wir die Charts für diese beiden ETFs im Zeitrahmen von einem Jahr, dann relativiert sich sofort diese Einstufung. Aus Sicht von mehreren Monaten stecken sowohl der REITs-ETF als auch der Luxusgüter-ETF in einer Seitwärtsbewegung fest. Wir sehen aktuell nur eine leichte relative Stärke zu anderen Branchen-ETFs – dass diese allerdings zu einem schnellen Ausbruch aus der Seitwärtsrange führen wird, bezweifeln wir momentan. Beide ETFs müssten das am Mittwoch (XLRE) beziehungsweise am Donnerstag (XLY) erreichte Hoch zügig (am besten noch in dieser Handelswoche) überwinden, um dann auch im Langfrist-Chart hellgrün blinken zu können.

Auch der ETF für Aktien aus dem Bereich Biotech (XBI) steckt eigentlich noch in einer mehrmonatigen Seitwärtsbewegung fest. Der XBI-ETF müsste zeitnah das Hoch vom Mittwoch überwinden, damit es hier im Langfrist-Chart hellgrün blinkt. Wir sind für Aktien aus dem Bereich Biotech (und noch mehr eigentlich für den Bereich Healthcare) bis Ende Juli sehr positiv gestimmt, da die Saisonalität uns hierfür ganz klar grünes Licht gibt. Der Juli ist für Aktien aus dem Healthcare- und Biotech-Bereich meist einer der stärksten Monate des Jahres. Darauf hatten wir auch schon in der Marktradar-Kolumne vom 10. Juni hingewiesen und haben vier Aktien vorgestellt, die im Bereich Diagnostik tätig sind und saisonal von Mitte Juni bis Ende Juli historisch eine starke Phase vorweisen können.

Wir wollen das nun fortsetzen und vier weitere Aktien aus dem weiten Feld der Diagnostik vorstellen, von denen wir glauben, dass diese bis mindestens Ende Juli saisonalen Rückenwind haben werden – auch weil die aktuelle charttechnische Situation dieser Annahme nun zusätzlichen Rückenwind verleiht.



Thermo Fisher Scientific

 

Thermo Fisher Scientific Inc. (TMO; Marktkapitalisierung: 215 Mrd. US-Dollar) ist ein international tätiger Hersteller von industriellen und wissenschaftlichen Messsystemen, die meist die Wärmezufuhr regulieren. Des Weiteren entwickelt und vertreibt das Unternehmen Informations-Management-Software und Geräte für verschiedene Branchen. Die Abnehmer kommen aus den Bereichen Life Sciences, Telekommunikation, Nahrungsmittel und Getränkeherstellung, Chemie sowie aus der Öl- und Gasindustrie. 

Thermo Fisher Scientific liefert Lösungen, um die Wärmezufuhr zu regulieren und damit die Anlageneffizienz zu verbessern. Angeboten werden beheizte Rohrleitungen, Boiler, Wärmekabel, Tauchsieder bis hin zu vernetzten Überwachungs- und Steuerungslösungen für die Öl- und Gasindustrie, Energieerzeugung, Chemieindustrie, Transportmarkt, Lebensmittel- und Getränkeproduktion, Pharma- und Biotechbranche, Bergbau sowie Halbleiterfabriken und Rechenzentren. Das Genesis-Netzwerk vernetzt die einzelnen Beheizungsanlagen für die Überwachung und Steuerung aus der Ferne und konnte im Jahr 2022 um beeindruckende 385 % wachsen.

Die Elektrifizierung und Dekarbonisierung sorgen für eine starke Pipeline. Thermon Scientific geht davon aus, dass sich der elektrische Heizungsmarkt bis 2030 von 1,3 Mrd. auf 2,8 Mrd. US-Dollar mehr als verdoppeln wird. 

Das Unternehmen will bis 2026 bis zu 70 % außerhalb der zyklischen Öl- und Gasindustrie verdienen. Inzwischen konnte der Anteil bereits auf über 65 % gesteigert werden. Es gab teilweise Verdoppelungen und Verdreifachungen in den Endmärkten Energie, erneuerbare Energien sowie Lebensmittel und Getränke.

Bei Thermo Fisher Scientific soll gegenüber 2023 der Umsatz bis 2026 um etwa 13 % zulegen, der Gewinn soll in diesem Zeitraum aber um 35 % wachsen, so dass das Unternehmen hohe Gewinnmargen erwirtschaften kann, was ja grundsätzlich der Nährboden für steigende Aktienkurse darstellt. Die PEG-Ratio liegt bei ungefähr 1, womit die Aktie immer noch nicht teuer bewertet erscheint.

Seit März befindet sich die Aktie in einer Seitwärtsbewegung, die sich zwischen 565 und 600 US-Dollar verorten lässt. Am Donnerstag und Freitag testete die Aktie jeweils erfolgreich die Unterseite dieses Kanals und schloss am Freitag bei 572,05 US-Dollar. 

Trader könnten unter 565 US-Dollar einen Stopp-Loss platzieren und auf saisonalen Rückenwind spekulieren, der die Aktie dann bis Ende Juli wieder in Richtung 600 US-Dollar oder sogar darüber hinaus steigen lassen könnte.



Hawkins Inc.

 

Hawkins Inc. (HWKN; Marktkapitalisierung: 1,8 Mrd. US-Dollar) gilt als Chemieunternehmen mit Fokus auf Wasseraufbereitung. Die Wasseraufbereitungschemikalien tragen zur Reinigung von Wasser für kommunale, industrielle und kommerzielle Zwecke bei. Außerdem liefert Hawkins lebensmittelechte Chemikalien und Zutaten an die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Diese reichen von Konservierungsmitteln bis hin zu Geschmacksverstärkern. Hawkins liefert auch hochreine Chemikalien und Reagenzien an Labore. Neben seinen Produktangeboten bietet Hawkins seinen Kunden auch Dienstleistungen wie technischer Support und Schulungen an.

Am 15. Mai überraschte die Aktie die Börsianer mit einem Kursanstieg von fast 10 % am Earning-Day, obwohl der Gewinn für das im März beendete vierte Geschäftsquartal leicht unter den Erwartungen lag.

Analysten vermuten, dass Börsianer vor allem die starken Umsatzzuwächse im Bereich Wasseraufbereitung honorieren. Zuletzt konnte Hawkins hier Umsatzraten von 20 % generieren, die Wachstumsraten von 80 % in diesem Segment mit sich brachten, was natürlich sehr beeindruckend ist. Im Oktober 2023 realisierte Hawkins zwei Übernahmen (Water Solutions Unlimited und Miami Products and Chemicals). Beide leisten nun einen maßgeblichen Anteil für die erfreulichen Wachstumsraten in diesem Segment.

Bei Hawkins Inc. soll gegenüber 2023 der Umsatz bis 2026 um etwa 13 % zulegen, der Gewinn soll in diesem Zeitraum aber um 54 % wachsen, so dass das Unternehmen, wie auch die viel größere Thermo Fisher Scientific, hohe Gewinnmargen erwirtschaften kann. Die PEG-Ratio für Hawkins Inc. liegt bei günstigen 0,6; damit hat die Aktie noch reichlich Luft nach oben.

Dabei ist die Aktie bereits im Höhenflug. Am 12. Juni überstieg Hawkins Inc. intraday erstmals die 90 US-Dollar Marke, konnte auf Schlusskursbasis das Allzeithoch vom 24. Mai (89,79 US-Dollar) aber nicht überwinden. Die Aktie bildet charttechnisch eine konstruktive flache Basis unterhalb des Allzeithochs aus, die wohl in Kürze nach oben aufgelöst werden wird.

Da die Aktie saisonal noch bis Mitte August Rückenwind hat, sollte ein Erreichen der 100 US-Dollar Marke in diesem Sommer im Bereich des Möglichen liegen.



Charles River Laboratories

 

Charles River Laboratories (CRL; Marktkapitalisierung: 10,7 US-Dollar) wurde 1947 gegründet und ist ein führender Anbieter von Dienstleistungen im Bereich Arzneimittelentdeckung und -entwicklung. Dabei ist das Unternehmen Marktführer bei Labortests, die mit Tieren (vor allem Mäusen und Ratten) durchgeführt werden. Das Unternehmen züchtet auch Tiere, um genetische Forschungen für präklinische Studien zu liefern. Charles River Laboratories forscht auch an mikrobiellen Lösungen und stellt Medizinprodukte her, mit denen Proben analysiert werden, die dem menschlichen Körper entstammen. Außerdem bietet das Unternehmen Impfungen für die Vogelgrippe an. 

Seit Ende März hat die Aktie den Rückwärtsgang eingeschaltet und verlor in drei Monaten knapp 25 % an Wert. Nun ist die Zeit reif für eine Stabilisierung. Die Aktie schloß am Freitag bei 209,47 US-Dollar. Ein weiterer Absacker bis zur 200 US-Dollar Marke sollte von Tradern einkalkuliert werden. Womöglich beginnt aber auch nun in dieser Aktie der saisonale Rückenwind für Aktien aus dem Diagnostik-Bereich zu wirken, und die Aktie findet um 210 US-Dollar ihren Boden. 

Fundamental ist das Unternehmen ähnlich wie die beiden anderen zuvor genannten bis in das Jahr 2026 stark aufgestellt. Bei Charles River Laboratories soll gegenüber 2023 der Umsatz bis 2026 um 15 % zulegen, der Gewinn soll in diesem Zeitraum aber um 28 % wachsen. Die PEG-Ratio für Charles River Laboratories liegt bei günstigen 0,8; damit sollte die Aktie nicht mehr lange nach unten durchgereicht werden.



Bio-Rad Laboratories

 

Bio-Rad Laboratories Inc. (BIO; Marktkapitalisierung: 8 Mrd. US-Dollar) ist in den Segmenten Biowissenschaften und Klinische Diagnostik tätig. Das Segment Biowissenschaften entwickelt, produziert und vermarktet Reagenzien, Geräte und Laborinstrumente. Das Segment Klinische Diagnostik entwirft, produziert, verkauft und unterstützt Test- und Informationssysteme und Testkits. Das Unternehmen wurde 1952 von David S. Schwartz und Alice N. Schwartz gegründet und hat seinen Hauptsitz in Hercules, Kalifornien. 

Bio-Rad ist auch mit etwa 30 % am DAX-Konzern Sartorius beteiligt. Wie dieser leidet das Unternehmen an Überkapazitäten in chinesischen Laboren, die während der COVID-Pandemie aufgebaut wurden und zugleich am Rückgang von Corona-Test, an denen das Unternehmen noch bis 2021 gut Geld verdienen konnte.

Das Unternehmen gehört zu den 10 Top-Holding Positionen des bekannten Value-Investors Mason Hawkins. Mit Bio-Rad Laboratories setzt er auf eine baldige Erholung bei Laborausrüstern, die seit 2022 zu den klaren Underperformern am Aktienmarkt zählen. 

Die Fundamentaldaten bei Bio-Rad Laboratories lassen sich mit den drei anderen hier genannten Unternehmen schlecht vergleichen, da es sich hier um eine Turnaround-Story handelt. 2023 schrieb das Unternehmen noch Verluste. 2024 wird aber wieder der Sprung in die Gewinnzone erwartet. 

Charttechnisch befindet sich die Aktie nah am Oktober-Tief 2023, das wir bei 270 US-Dollar verorten. Aktuell versucht die Aktie, nicht mehr unter 280 US-Dollar zu fallen, was der Aktie in der vergangenen Woche mit Mühe und Not gelang. Trader sollten einen Test des Oktober-Tiefs einkalkulieren, könnten aber auch nun einen Einstieg mit einer kleinen Position erwägen, um dann bei 270 US-Dollar nachzukaufen. Sollte die erwartete Stabilisierung im Chart im Bereich zwischen 270 und 280 US-Dollar gelingen, dann sehen wir in der Aktie durchaus ein kurzfristiges Kurspotential von 50 % – das Kursziel bis Ende Juli wäre dann 400 US-Dollar.



Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen

 

In der vergangenen Handelswoche haben wir zahlreiche Trades durchgeführt, dabei haben wir uns sowohl von Positionen verabschiedet als auch neue Positionen aufgesetzt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben.

Die am höchsten gewichtete Aktie ist in unserem investierbaren Musterdepot inzwischen Qualcomm. Hier haben wir die Gewichtung deutlich erhöht, weil wir fundamental Rückenwind sehen. Qualcomm sieht in KI-PCs eine bedeutende Entwicklung, die das Nutzererlebnis grundlegend verändern wird und sollte davon als neu gekürter Chipausrüster für Microsoft PCs und Laptops monetär stark profitieren. Auf der in Taiwan stattgefundenen Computermesse Computex zeigte sich Qualcomm-CEO Christiano Amon mit Branchenführern von Acer, Asus, Dell, HP, Lenovo, Microsoft und Samsung, um den Wandel in der PC-Branche hervorzuheben, der durch Copilot+-PCs mit der Snapdragon X-Serie von Qualcomm ermöglicht wird. Der Verkaufsstart für fast ein Dutzend Geräte verschiedener Hersteller mit dem neuen Snapdragon Chip X Elite wird der 18. Juni sein. 

Außerdem haben wir einige Aktien aus dem Bereich Diagnostik gekauft, weil wir hier bis Ende Juli saisonalen Rückenwind sehen: Abbott Laboratories, Charles River Laboratories, Idexx Laboratories, IQVIA Holdings, Zoetis. Dafür haben wir uns von allen Aktien aus dem Bereich Goldminen getrennt. Zudem haben wir unser Engagement im Megatrend Smart-Grid etwas heruntergefahren.

Wir haben am Mittwoch Hebel-Zertifikate auf die Deutsche Börse und die Deutsche Post (sowie auf United Parcel Service) gekauft, sind am Donnerstag und Freitag aber vom Kurssturz des DAX negativ überrascht worden. Insbesondere der Aktie von der Deutschen Post droht charttechnisch nun Ungemach, wenn die 37 Euro per Schlusskurs unterschritten werden würde. Die Aktie der Deutschen Börse zeigte am Freitag relative Stärke, nachdem sie am Donnerstag auch unter die Räder kam. Ein Schlusskurs unter 180 Euro würde jedoch das aktuell noch recht konstruktiv aussehende Chartbild bei der Aktie der Deutschen Börse zerstören.

Die Short-Position auf United Airlines haben wir mit Gewinn geschlossen. Bei der Short-Position auf den französischen Energieversorger und Tankstellenbetreiber Total Energy haben wir Teilgewinne realisiert. Aktuell halten wir neben Total Energy noch Short-Positionen auf Mercedes-Benz und Ford Motor.

Die Short-Spekulation auf das Währungspaar USD/JPY haben wir beendet, nachdem der Japanische Yen es wiederholt nicht geschafft hat, relative Stärke zum US-Dollar auszubilden.

Bei dem Bitcon-Mining Unternehmen Cleanspark sind wir am Dienstag unglücklich ausgestoppt worden und konnten an der Rallye danach leider nicht partizipieren. Bitcoin-Mining Aktien stiegen im Laufe der Woche an, während der Bitcoin selbst fiel. Wir bleiben im Bitcoin-Minung Unternehmen Marathon Digital investiert. Die relative Stärke von Bitcoin Minern zu dem Bitcoin selbst sehen wir als bullisch für den Bitcoin an und haben daher am Freitag unsere Positionen im Krypto-Bereich aufgestockt. 

Als Earning Trade halten wir aktuell nur die Aktien von La-Z-Boy. Das Unternehmen wird heute nachbörslich Quartalszahlen melden.

Im Rahmen unseres Trendfolge Set-Ups folgen wir aktuell zwei Aktien: Intuitive Surgical und Monolithic Power Systems.

Über Faktor-Zertifikate sind wir in der Assetklasse Volatilität (VIX Future) aktiv. Wir sind im Moment Vola Long positioniert.

 

Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.



Seit 2014 ist Stefan Pröhl bei wikifolio aktiv. Dort setzt er Rotationsmodelle auf Wochen-, Monats- oder Quartalsbasis um.

Die Idee zum Marktradar ist entstanden, weil ihm bisher ein vernünftiges Modell fehlte, mit dem er sich täglich einen schnellen Überblick verschaffen kann, in welche Sektoren und Branchen gerade Kapital hineinfließt und aus welchen gerade Kapital abgezogen wird.

Mit dem von ihm entwickelten “Marktradar” kann er täglich für jeden Sektor bzw. jede Branche fünf Tagesstempel vergeben: “Kaufen oder Aufstocken”, “Buy the dip ?”, “Bodenbildung oder Seitwärts”, “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”, “Unter Beobachtung”.

Diese “Top Down” Analyse gibt ihm täglich wichtige Hinweise und Tipps zur Intermarketanalyse. Mit dem Schreiben dieser Kolumne dokumentiert er auf hoffentlich auch etwas unterhaltsame Weise die Tipps und Hinweise, die ihm der Marktradar liefert.

Mit jedem Wissen entsteht auch Unwissen. Nur so kann Stillstand, Leere, Einrosten im Kopf verhindert werden. Täglich gibt es Neues zu entdecken und täglich werden Überzeugungen revidiert. Das ist das Mindset, dem auch diese Kolumne folgt.

WF MR 20240617

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