Marktradar vom Montag, 26. August 2024
Die FED wünscht sich nun starkes Wirtschaftswachstum – die Stockpicker feiern das
Die Rede vom Präsidenten der Federal Reserve, Jerome Powell, auf dem Notenbanker-Treffen am Freitag in Jackson Hole hat zu einem positiven Wochenausklang an der Wall Street geführt, nachdem der Donnerstag im Tagesverlauf von Gewinnmitnahmen geprägt war.
Was im Rahmen der Notenbanksitzung vom Juli aus dem Mund von Jerome Powell noch etwas unentschlossen klang, wurde nun vom US-Notenbankchef in Jackson Hole selbstsicher, ökonomisch stimmig und für nahezu alle, die sich mit Geld- und Wirtschaftspolitik intensiver beschäftigen, als absolut mehrheitsfähig interpretiert.
Damit ist nun unmissverständlich ausgesprochen worden, dass die US-Zinsen bei der nächsten Notenbanksitzung gesenkt werden; zugleich wird die Zinswende in den USA eingeläutet.
Jerome Powell und seine Notenbank scheinen nun wieder alles richtig gemacht zu haben: Die US-Wirtschaft wächst weiter in einem ordentlichen Tempo, kühlt sich aber leicht ab – und falls nicht, dann stört das niemanden mehr. Das ist für uns auch die wichtigste Botschaft für Börsianer aus Jerome Powells Rede vom Freitag.
Eine starke Wirtschaft wird von der FED nun ausdrücklich in Verbindung mit einem robusten Arbeitsmarkt gewünscht, weil mit der ersten Zinssenkung partout nicht das Gefühl aufkommen soll, dass hier nun Notfallmaßnahmen ergriffen werden.
Mit der Zinswende wird ökonomisch rational gehandelt und man ist nicht um Schadensbegrenzung bemüht.
Unliebsame Aussprüche wie “Wir werden mit unseren Maßnahmen unterstützend auf die US-Wirtschaft einwirken” hat Jerome Powell gar nicht nötig.
Zwar wurde betont, dass nun der Arbeitsmarkt und nicht die Inflation stärker im Fokus der Notenbank steht: “Die Aufwärtsrisiken für die Inflation haben abgenommen und die Abwärtsrisiken für den Arbeitsmarkt haben zugenommen”, so Jerome Powell in seiner Rede.
Der GDP-Now-Indikator von der FED of Atlanta sieht für das dritte Quartal im Moment ein Wirtschaftswachstum von 2 % voraus, damit dürfte der Arbeitsmarkt nicht wirklich unter die Räder kommen.
Und so kann es tatsächlich sein, dass die Zinswende in einer völlig anderen Gemengelage als sonst üblich vorgenommen wird – einfach weil eine erste Zinssenkung nicht als Unterstützung für eine schwächelnde US-Wirtschaft verstanden wird, sondern im Gegenteil: stimulierend wie eine Anschubfinanzierung wirken dürfte, damit die Wirtschaft noch besser laufen kann als vor der Zinswende.
Und mit etwas Glück kann durch einen härteren Wettbewerb nun sogar erwirkt werden, dass die Inflation nicht wieder zu steigen beginnt.
Damit könnten die Sorgen mancher Wirtschaftshistoriker, die darauf verweisen, dass auf Zinssenkungen mit zeitlicher Verzögerung meist ein Bärenmarkt am Aktienmarkt gefolgt ist, tatsächlich unberechtigt sein.
Im Übrigen folgt auf eine Zinswende im Sinne einer Zinssenkung ein Bärenmarkt nur dann, wenn die US-Wirtschaft kurz danach in eine Rezession rutscht. Und aktuell sieht es überhaupt nicht danach aus, als ob der US-Wirtschaft eine so starke Abkühlung droht – im Gegenteil: Zinssenkungen dürften nun für neuen Schwung insbesondere bei den Unternehmen sorgen, deren Wachstum kapitalintensiv ist. Und damit meinen wir nicht Big-Techs wie Alphabet, Amazon, Microsoft oder Meta Platforms, die aktuell Milliarden ihrer Cash-Reserven ausgeben, um im Evolutionsprozess der Künstlichen Intelligenz auch am Ende die Nase vorn haben zu können. Nehmen wir einmal Amazon als Beispiel: Amazon wird in den nächsten zehn Jahren mehr als 100 Mrd. US-Dollar allein für Investitionen in Rechenzentren ausgeben, was 53 % der Gesamtinvestitionen ausmacht.
Nein, wir meinen eher kleinere Unternehmen, die weniger Cash in der Kasse als die oben genannten „Magnificent Four” halten und den Kapitalmarkt anzapfen müssen, um im KI-Zeitalter wettbewerbsfähig bleiben zu können.
Laut einer aktuellen Studie der Bank of America gehen KI-Implementierungen in Unternehmen nun von der Pilotphase in die Produktionsphase über, was die operativen Margen von Unternehmen, die im S&P 500 gelistet sind, in den nächsten fünf Jahren um 200 Basispunkte steigen lassen könnte, was jährlichen Kosteneinsparungen in Höhe von 55 Mrd. US-Dollar entspricht. Die Analysten der Bank of America nehmen an, dass KI die Margen von 23 der 25 im S&P 500 vertretenen Branchengruppen weltweit steigern wird. Die höchsten Steigerungen sehen die Analysten in den beiden Branchen Software und Semiconductor, gefolgt von den Branchen Energie und Versorger. Danach folgen die Branchen Medien, Immobilien und Transport.
Die Marktbreite gewinnt an Stärke
Die beiden großen US-Aktienindizes S&P 500 (SPY) und Nasdaq 100 (QQQ) konnten trotz der Rede von Jerome Powell am Freitag nicht über dem Eröffnungskurs vom Donnerstag schließen, womit diese beiden Flaggschiffe ganz klar am Freitag eine relative Schwäche zur Marktbreite aufwiesen.
Deutlich von der Eröffnung am Donnerstag absetzen konnte sich am Freitag jedoch die S&P 500 Variante, bei der die Aktien gleichgewichtet und nicht nach Marktkapitalisierung gewichtet sind (RSP) sowie neben dem Russell 2000 (IWM) auch noch die ETFs für den Russell 1000 Value (IWD) und den Renaissance IPO ETF (IPO).
Die Musik spielte am Freitag nicht bei den wenigen großen US-Konzernen, die zuletzt alle Aufmerksamkeit auf sich lenken konnten, was die Aussichten für die Aktienauswahl übrigens wieder beleben wird. Stockpicker kommen nun wieder zu ihrem Recht, durch Aktienauswahl den Markt schlagen zu können.
Am Freitag konnten also nur Stockpicker den Markt schlagen, nicht Investoren, die in den S&P 500 (SPY) oder in den Nasdaq 100 (QQQ) investiert haben.
Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?
Aktuell erhalten 44 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 73,3 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 35 %).
Von den 44 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, werden aber nur 9 ETFs vom Marktradar für diesen Montag als trendfolgend kaufbar eingestuft. Hierbei handelt es sich um die Branchen Agrarwirtschaft (MOO), Basiskonsumgüter (XLP), Bitcoin Miners (WGMI), Gesundheitsdienstleister (IHF), Real Estate (XLRE), Rüstung und Raumfahrt (ITA), Versorger (XLU), Versicherungen (KIE) und Wasserwirtschaft (PHO).
Am Dienstag dürften vom Marktradar viele weitere Themen-, Sektoren- und Branchen-ETFs als trendfolgend kaufbar eingestuft werden, sofern in den entsprechenden Charts das Tief vom Donnerstag nicht unterschritten wird. Denn dann könnten wir für diese ETFs ein erstes höheres Tief seit der weltweit zu beobachtenden und branchenübergreifenden Umkehr, die am Montag, 5. August ihren Anfang nahm, in den Tagescharts verorten.
Aktuell zählen wir 27 Themen-, Sektoren- und Branchen-ETFs, die noch in einer laufenden Umkehr-Dynamik feststecken, ohne dass Zeit dafür blieb, mal ein höheres Tief im Tageschart als Verschnaufpause auszubilden.
Kurzfristige Long-Chance bei Brent-Oil ?
Mit dem Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-off spekulieren” wird aktuell nur der ETF für die Öl- und Gasdienstleister (XES) “abgestempelt”.
Zumindest kurzfristig könnten Öl- und Gas-Aktien jetzt für Trader aber interessant werden, denn der ETF US Brent Oil (BNO) hat ein Trendfrüherkennungssignal für die Long-Seite ausgebildet. Wir können also im Tageschart ein erstes höheres Tief in einem Abwärtstrend erkennen. Trader könnten eine Long-Spekulation auf Brent Oil mit einem Stopp-Loss unter dem Tief vom Mittwoch (21. Juli) eingehen und würden dann im Falle einer längeren Aufwärtsbewegung im Ölpreis einen günstigen Einstieg mit attraktivem CRV (Chance-Risiko-Verhältnis) gefunden haben.
Langfristige Long-Chance beim Bitcoin ?
Ein Trendfrüherkennungssignal Long sehen wir nun auch im Ishares Bitcoin Trust ETF (IBIT). Das erste höhere Tief nach dem Yen-Carry-Crash, der auch den Bitcoin in die Tiefe stürzen ließ, können wir im Tageschart für Donnerstag, 15. August ausmachen.
Insgesamt sehen die Anzeichen für eine längere Erholungsbewegung im Bitcoin gegenüber Brent-Oil aber etwas vorteilhafter aus, weil die Aktien von Unternehmen, die mit Bitcoin-Mining Geld verdienen (entsprechender ETF: WGMI) im Unterschied zu Aktien von Unternehmen, die mit Öl Geld verdienen (entsprechender ETF: XOP) zumindest von der Markttechnik her in den Charts besser nach unten abgesichert aussehen; eine konstruktive Phase der Bodenbildung ist bei den Bitcoin-Miners bereits eingeläutet worden, bei den Öl- und Gasproduzenten aber noch nicht.
Kurzfristige Short-Chance bei Gold ?
Der Monat September ist für Gold grundsätzlich ein schwacher Monat. Ab Oktober, aber noch deutlicher vom Monat November an steigt der Goldpreis dann aus historischer Sicht wieder an.
Nun, nachdem der Goldpreis ein neues Allzeithoch erreicht hat und erstmals in seiner Geschichte über 2.500 US-Dollar notiert, sollten Trader aber von keinem allzu tiefen Kurssturz bei Gold ausgehen. Charttechnisch ist der entsprechende ETF (GLD) noch in guter Verfassung. Ab Dienstag dürfte der GLD-ETF als trendfolgend kaufbar eingestuft werden, sofern das Tief vom Donnerstag am Montag nicht unterschritten wird.
Trader, die gerne Saisonalitäten handeln, sollten einen Rutsch unter das Tief vom Donnerstag unbedingt abwarten, bevor sie hier gegen den Trend Short gehen.
Aktuell sehen wir keine relative Schwäche von Goldminenaktien gegenüber dem Goldpreis. Betreiber von Goldminen haben zuletzt gute Quartalsergebnisse veröffentlicht, die nahezu unisono die Erwartungen der Analysten übertreffen konnten und die im Vorjahresvergleich die Umsätze sogar zweistellig steigern konnten.
Auf Jahresbasis konnte der nur mäßig wachstumsorientierte Betreiber von Goldminen, Barrick Gold (GOLD), den Umsatz um 11,6 % erhöhen und die Gewinnschätzungen für das zweite Quartal um fast 25 % übertreffen.
Das sah bei Newmont Mining (NEM) noch deutlich besser aus: Auf Jahresbasis konnte der Umsatz um enorme 64 % gesteigert werden, die Gewinnschätzungen für das zweite Quartal wurden um 35 % übertroffen.
In einem solchen Umfeld, in dem die beiden nordamerikanischen Goldminenbetreiber, die aktuell die höchsten Marktkapitalisierungen aufweisen, ihre Umsätze im Vorjahresvergleich zweistellig steigern konnten, dürften wir im September bei Goldminenaktien eher eine Konsolidierung auf hohem Niveau als einen Abverkauf erwarten.
Dass der Goldpreis im September völlig andere Wege als die Goldminenaktien geht, halten wir aktuell nicht für wahrscheinlich.
Saisonale Aktie der Woche: BMW
Am Freitag sorgte eine Meldung für positive Schlagzeilen, die den deutschen Autohersteller BMW (WKN: 519000; Marktkapitalisierung: 53 Mrd. Euro) betraf.
Die Verkäufe von vollelektrischen BMWs in der Europäischen Union stiegen im Juli um etwa ein Drittel an, während die Auslieferungen von Autos der Marke Tesla dagegen um etwa 16 % sanken. Obwohl Tesla immer noch auf Platz Eins in der Rangliste für die Jahresverkäufe steht, überholt BMW erstmals in einem Monat Tesla und ist im Juli damit die Nummer Eins in Europa. Insgesamt kühlt die Nachfrage nach EVs aber weiter ab. BMW schaffte es dennoch, dem Trend zu trotzen, dank der robusten Nachfrage nach Elektrofahrzeugen wie dem i4 und iX1, die ähnliche Modelle von Mercedes und Audi bei den Verkaufszahlen deutlich übertrafen.
Saisonal betrachtet könnte die Aktie Anfang August ihr Jahrestief erreicht haben.
Von Anfang April bis Anfang August verlor die BMW-Aktie 30 % an Wert, fiel von 115 Euro auf 80 Euro.
Die am 1. August von BMW vorgelegten Quartalszahlen waren rundweg enttäuschend.
Der Autobauer BMW hatte im zweiten Quartal angesichts gestiegener Konkurrenz im wichtigen Markt China weniger verdient als erwartet. Dennoch behielten die Bayern im schwierigen Umfeld ihren Finanzausblick für das Gesamtjahr bei.
Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern ging im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahresvergleich um fast 11 Prozent auf knapp 3,9 Milliarden Euro zurück.
Im Autobau ging die operative Marge um 0,8 Prozentpunkte auf 8,4 Prozent zurück. Analysten hatten im Schnitt mit weniger Rückgang gerechnet.
Der Konzernumsatz fiel im zweiten Quartal leicht um 0,7 Prozent auf 36,9 Milliarden Euro. Vor allem in China hätten eine gestiegene Wettbewerbsintensität und die zurückhaltende Konsumlaune die Gewinne belastet, hieß es. Im bereits angelaufenen dritten Quartal rechnet BMW aber mit einer Besserung, was sich durch die am Freitag gemeldeten starken Verkaufserlöse für EVs schon einmal für Europa zu bestätigen scheint. Unter dem Strich ging der Gewinn bei BMW im zweiten Quartal aber um fast 9 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zurück.
Gemäß einer saisonalen Rückschau über eine Mittelwertberechnung würde die Aktie von Mitte September bis Anfang Oktober zwar noch eine Schwächephase durchlaufen, von Oktober bis in den Dezember hinein aber freundlich tendieren. Anleger könnten sich nun positionieren und darauf spekulieren, dass die Marke von 80 Euro nicht mehr unterschritten wird – beziehungsweise ein Test oder sogar ein Unterschreiten der 80 Euro Marke für Nachkäufe genutzt wird. Der Schlusskurs der Aktie lag am Freitag auf Xetra bei 84,46 Euro.
In den beiden vergangenen Jahren (2022 und 2023) bildete die Aktie im Oktober noch ein tieferes Tief als im August aus, bevor die Aktie dann die obligatorische “Jahresendrallye” startete.
In den beiden Jahren davor (2020 und 2021) wurde das Tief vom August bis zum Jahresende aber nicht mehr unterschritten.
Mit einem KGV von 5 und einer Dividendenrendite von über 6 % bietet die Aktie für Value-Trader jetzt, aber spätestens im Herbst eine interessante saisonale Trading-Chance.
Trendfolge-Aktie der Woche: Camurus
Camurus (WKN: A2ABG7; Marktkapitalisierung: 3,7 Mrd. Euro) ist ein Mid-Cap Unternehmen aus Schweden, das 1991 in der Universitätsstadt Lund gegründet wurde.
Camurus strebt eine Zusammenarbeit mit Biotechnologie- und Pharmaunternehmen, aber auch Zahngel-Produzenten wie Colgate-Palmolive an, um vor allem die orale Verabreichung von Arzneiprodukten mit einer Langzeitwirkung und zugleich geringen Nebenwirkungen auszustatten.
Das Produktportfolio von Camurus zielt auf die Gesundheitsversorgung in den Bereichen Wachstumshormonstörungen, Krebs, Stoffwechselerkrankungen und der weltweit steigenden Tendenz zur Drogensucht, und hier sei insbesondere die Arzneimittelabhängigkeit durch synthetischen Opioiden wie Fentanyl genannt. Das Schmerzmittel Fentanyl wird oft heimlich in andere Drogen gemischt, was das Risiko tödlicher Überdosierungen erheblich erhöht.
Die breite Produktpalette von Camurus zeichnet sich durch seine fortschrittliche FluidCrystal® Technologie aus, die es ermöglicht, Medikamente in langzeitwirkender Form zu formulieren. Diese Technologie gewährleistet eine kontrollierte Freisetzung des Wirkstoffs über einen längeren Zeitraum, was besonders bei der Behandlung von chronischen Erkrankungen wie Opioidabhängigkeit oder anderen Medikamenten, bei denen die Langzeitwirkung den entscheidenden Vorteil ausmacht, als Anwendung in Betracht kommt.
Unten wollen wir kurz auf zwei bereits auf dem Markt befindliche Produkte eingehen, die Schmerzmittel-Süchtige dazu bringen sollen, den lebensgefährdenden Konsum von zu vielen Schmerzmitteln auf ein vernünftiges Maß reduzieren zu können.
Buvidal, ein langzeitwirkendes Injektionspräparat, das Buprenorphin enthält, wird weltweit eingesetzt, um Patienten mit Opioidabhängigkeit zu behandeln. Diese Therapieoptionen reduzieren die Abhängigkeit von täglich einzunehmenden Medikamenten und verbessern die Bereitschaft zur Medikamenteneinnahme der Patienten erheblich. Studien zeigen, dass Buvidal die subjektiven Wirkungen von Opioiden bereits ab der ersten Dosis blockiert und somit das Verlangen nach weiteren Opioiden reduziert. Schätzungsweise mehr als 57.000 Patienten weltweit werden bereits mit Buvidal behandelt. Bis 2027 sollen mehr als 100.000 Patienten mit Buvidal behandelt werden.
Brixadi, auf dem US-Markt seit September 2023 erhältlich, bietet flexible Verabreichungsmöglichkeiten mit wöchentlicher oder monatlicher Injektion, benötigt keine Kühlung und ist besonders benutzerfreundlich. Diese Produkte sind Teil der Bemühungen, die Zahl der Drogentodesfälle zu reduzieren und den Betroffenen eine effektivere und sicherere Behandlung anzubieten. Seit der Markteinführung im September 2023 sind schätzungsweise mehr als 7.000 Patienten damit in Behandlung. Das Marktpotenzial schätzt Camurus oberhalb von 1 Mrd. US-Dollar ein, wobei die Marktkapitalisierung von Camurus noch bei unter 4 Mrd. Euro liegt.
Am 15. Juli gab der Präsident und CEO von Camurus, Fredrik Tiberg, den erfolgreichen Abschluss einer Phase 3 Studie bekannt. Diese soll als neue Behandlungsmethode für Menschen mit Akromegalie zugelassen werden, geplant ist eine Zulassungsentscheidung der US-amerikanischen FDA für den 21. Oktober 2024.
Akromegalie ist eine seltene, langsam fortschreitende Erkrankung, die typischerweise durch einen Tumor der Hypophyse verursacht wird, der übermäßig viel Wachstumshormon produziert. Dies führt zu abnormalem Knochen- und Gewebewachstum, vergrößerten Händen, Füßen, Gesichtszügen und inneren Organen sowie Symptomen wie Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen und Hautempfindlichkeit.
Bis 2026 soll sich das KGV der Camurus-Aktie von aktuell 100 auf 16 reduzieren. Analysten erwarten von 2024 bis 2026 eine Verdreifachung der Umsätze, dabei soll der Gewinn pro Aktie von 0,4 auf 2,6 steigen, was einem Gewinnwachstum von über 500 % innerhalb von gerade einmal zwei Jahren entsprechen würde.
Die innovative FluidCrystal® Technologie von Camurus, die die Langzeitwirkung von oral verabreichten Arzneien fördert, dürfte sich auch auf andere Medikamente übertragen lassen, so dass das Unternehmen viel Phantasie für zukünftiges Wachstum bietet.
Die Aktie sieht aktuell äußerst trendstark aus und lädt zur Trendfolge geradezu ein. Der Yen-Carry-Crash ließ die Aktie in Stockholm die 600 Schwedische Kronen Marke testen. Bereits am 15. August konnte das Juli-Hoch überwunden werden, seitdem bildet die Aktie eine flache Basis zwischen 700 und 710 Schwedische Kronen aus.
Da ist nun viel Druck unter dem Kessel und ein Rutschen unter 700 Schwedische Kronen sieht wie ein günstiger Einstieg aus, obwohl die Aktie am Allzeithoch klebt.
Wir halten die Aktie für eine der interessantesten europäischen Aktien aus dem Bereich Biotech und raten selbst bei neuen Hochs zu einem langfristigen Einstieg in diese Aktie.
Dauerläufer-Aktie der Woche: Parker-Hannifin Corporation
Die Parker-Hannifin Corp. (PH; Marktkapitalisierung: 76 Mrd. US-Dollar) zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Komponenten und Systemen in der hydraulischen, elektromechanischen und pneumatischen Antriebstechnik. Alles, was in Bewegung gebracht werden soll, wie der Transport von Flüssigkeiten oder Gase, der Transport von Menschen oder Waren über Busse, LKW’s, Schiffe oder Flugzeuge, benötigt funktionierende Antriebssysteme. Dafür stellt Parker-Hannifin unter anderem Kupplungen, Rohrverschraubungen, Gummi- und Kunststoffschläuche zur Verfügung, aber auch Kleinteile wie Ventile, Zylinder und Werkzeuge aller Art sowie Wartungsgeräte, die in allen Baugrößen bestellt werden können.
Des Weiteren bietet Parker-Hannifin unter anderem auch hydraulische und pneumatische Anwendungen an, die in Triebwerken von Flugzeugen zum Einsatz kommen sowie Produkte aus dem Bereich Klima- und Regelungstechnik.
Inzwischen bietet die Firma auch Lösungen zur Emissionsreduzierung an.
Elektrifizierung wird als Schlüssel zur Emissionssenkung gesehen, indem die Effizienz gesteigert und Platz gespart wird. Elektronische Traktions- und Hilfsfunktionen, die sich nach Bedarf zu- und abschalten lassen sowie kombinierte Stromquellen- und Brennstoffzellentechnologien sollen dabei helfen, weniger Strom zu verbrauchen und weniger Antriebskraft aufwenden zu müssen, um letztendlich kosteneffektiver die verschiedenen Systeme in Gang bringen zu können.
Außerdem ist Parker-Hannifin führend in der Herstellung, Verteilung und Anwendung von Wasserstoff als saubere Energiequelle.
Erdgas erzeugt 30 % weniger Treibhausgase als Benzin oder Diesel. Somit ist es ein idealer Alternativkraftstoff in vielen Bereichen – von Schwerlast-Lkws bis hin zu Bussen und Geländefahrzeugen. Parker-Hannifin liefert Lösungen über diverse Flüssiggas-Technologien, um Waren, aber auch Gase, zukünftig so zu transportieren, dass auch bei zunehmenden Transportwegen die Umweltbelastungen abnehmen.
Durch die Übernahme von CLARCOR Inc. im Februar 2017 wurde das Unternehmen zudem ein führender Anbieter von Filtersystemen.
Das Unternehmen ist in 45 Ländern der Welt vertreten. Das industrielle Vertriebsnetz erstreckt sich auf rund 17.000 Standorte weltweit. Über dieses ausgedehnte Netz lokaler, unabhängiger Unternehmen bringt Parker-Hannifin seine Produkte und Dienstleistungen zu Kunden in 104 Ländern. Dazu gehört auch die kontinuierliche Verbreitung des ParkerStore™-Netzes von industriellen Einzelhandelsgeschäften mit mehr als 3.000 Standorten auf der ganzen Welt.
Die Konzern-CEO Jennifer Parmentier, die Anfang 2023 die Leitung übernahm, legte bei einer Investorenveranstaltung im Mai neue Ziele bis 2028 vor. Sie plant unter anderem, den Umsatz jährlich um 4 % bis 6 % zu steigern und die operativen Gewinnmargen auf 27% zu verbessern. Aktuell werden operative Margen von bereits beeindruckenden 20 % erreicht. Die am 8. August präsentierten Quartalszahlen lagen über den Erwartungen des Marktes, statt 6,23 US-Dollar pro Aktie verdiente das Unternehmen 6,77 US-Dollar pro Aktie.
Die Kursziele der Analysten reichen von 500 bis 600 US-Dollar. Am Tag des Yen-Carry-Crashes fiel die Aktie auf 500 US-Dollar und notiert nun, drei Wochen später, knapp unter 600 US-Dollar, und zwar exakt bei 593,82 US-Dollar und damit praktisch auf Allzeithoch.
Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen
In der vergangenen Handelswoche haben wir wieder Trades durchgeführt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben.
Das wikifolio “Marktradar” verlor in der vergangenen Handelswoche 0,7%, nachdem es in zwei Wochen um 36,15 % gestiegen war.
Der Wochenanstieg im S&P 500 von 1,41 % wurde von einem Anstieg im CBOE Volatility Index (VIX) begleitet, der 7,16 % höher als gegenüber der Vorwoche schloss.
Grundsätzlich sind es Warnhinweise für die Bullen, wenn die Volatilität steigt, während die Aktien ebenfalls steigen. In der Regel fällt die Vola nämlich, wenn die Aktien steigen. Wir nähern uns nun den US-Präsidentschaftswahlen, die am 5. November stattfinden werden, und die bewirken, dass die Vola im Vorfeld eher anziehen als fallen dürfte. Solange der VIX-Index nicht über 19 steigt, sollte unser Musterdepot diesen Gegenwind aushalten können, weil unsere Aktien die Verluste bei unseren Vola-Short-Investments hoffentlich genügend abfedern können. Erst ein Anstieg im VIX über 19 würde uns proaktiv dazu bewegen können, Vola-Long-Positionen zwecks Abfederung der Vola-Short Verluste zu kaufen. Nach dem 5. November, wenn wir erwarten, dass die Aktien bis in den Dezember hinein steigen und die Volatilität bis in den Dezember hinein kräftig abstürzen wird, dürften wir massiv vom Vola-Absturz und einer hoffentlich kräftigen Jahresendrallye im Aktienmarkt profitieren. Wir erwarten, dass das wikifolio-Zertifikat am 31. Dezember 2024 zu deutlich höheren Kursen notieren wird als aktuell. Aber vorerst gilt es, relativ unbeschadet den von uns erwarteten, hoppeligen Vola-Ritt im September und Oktober zu bestehen.
Wir haben am Freitag vorzeitig einige VIX Short Faktor Zertifikate verkauft, weil der Emittent für diese am 22. August eine Kündigung bekannt gegeben hat. Für diese Zertifikate werden ab dem 1. September keine Kurse vom Emittenten mehr gestellt und die Rückzahlung für alle, die zuvor nicht verkauft haben, wird am 6. September erfolgen.
Wir haben unsere regelbasierte Strategie für die Assetklasse Volatilität auf die veränderten Umsetzungsbedingungen angepasst, und müssen nun mit dem schmaleren Angebot, das wikifolio-Tradern ab dem 1. September zur Verfügung steht, zurechtkommen – und das werden wir auch können.
Wir hoffen aber, dass sich das Angebot der Emittenten für Faktor Zertifikate auf den CBOE Volatility Index (VIX) nicht noch weiter verschlankt.
Unsere VIX Short-Long-Ratio liegt aktuell bei 6,3; bei einem Aktiencrash und einer Kursexplosion im VIX-Index, ähnlich wie wir ihn am 5. August gesehen haben, müssten – rein theoretisch – unsere VIX-Long Produkte um 630 % steigen, um damit (rein theoretische) Totalverluste bei den VIX-Short-Produkten auszugleichen.
Unser Themenschwerpunkt liegt momentan bei Smart Grid Profiteuren. Hier halten wir die Aktien von Ameresco, IES Holdings, MYR Group, Quanta Services, Tetra Tech.
Für unser Trading von saisonalen Chancen haben wir einen Optionsschein im Geld auf den Schweizer Rückversicherer Swiss Re gekauft. Dieser liegt bereits mit fast 50 % im Plus, weil die Aktie nach den am Donnerstag vorbörslich präsentierten Quartalszahlen – wie von uns erhofft – aus dem Abwärtstrend-Kanal nach oben ausbrechen konnte.
Im Rahmen unserer neuen Strategie “Defensiv von Links Unten nach Rechts oben” halten wir die Aktien von W.R. Berkley Corporation, Comfort Systems und Louisiana Pacific Corp. Heute kaufen wir die Aktie der Parker Hannifin Corporation hinzu.
Als Earning-Trade halten wir aktuell nur eine kleine Position von Foot Locker.
Aktuell sind wir trendfolgend in den Aktien von BKW, Willdan, CBOE Global Markets, Regeneron Pharmaceuticals, Alamos Gold, Halozyme Therapeutics, Novartis, Clean Harbors, Axsome Therapeutics dabei.
Über Swing-Trades halten wir aktuell Westlake Chemical, Liquidity Services, CF Industries, Thermo Fisher Scientific.
Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.
Seit 2014 ist Stefan Pröhl bei wikifolio aktiv. Dort setzt er Rotationsmodelle auf Wochen-, Monats- oder Quartalsbasis um.
Die Idee zum Marktradar ist entstanden, weil ihm bisher ein vernünftiges Modell fehlte, mit dem er sich täglich einen schnellen Überblick verschaffen kann, in welche Sektoren und Branchen gerade Kapital hineinfließt und aus welchen gerade Kapital abgezogen wird.
Mit dem von ihm entwickelten “Marktradar” kann er täglich für jeden Sektor bzw. jede Branche fünf Tagesstempel vergeben: “Kaufen oder Aufstocken”, “Buy the dip ?”, “Bodenbildung oder Seitwärts”, “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”, “Unter Beobachtung”.
Diese “Top Down” Analyse gibt ihm täglich wichtige Hinweise und Tipps zur Intermarketanalyse. Mit dem Schreiben dieser Kolumne dokumentiert er auf hoffentlich auch etwas unterhaltsame Weise die Tipps und Hinweise, die ihm der Marktradar liefert.
Mit jedem Wissen entsteht auch Unwissen. Nur so kann Stillstand, Leere, Einrosten im Kopf verhindert werden. Täglich gibt es Neues zu entdecken und täglich werden Überzeugungen revidiert. Das ist das Mindset, dem auch diese Kolumne folgt.
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