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Marktradar vom 23. September 2024

Marktradar vom Montag, 23. September 2024



Aus “Sell The News” wurde “Buy the News”

 

Die FED hat am Mittwoch die US-Leitzinsen um 50 Basispunkte gesenkt. Auf der anschließenden Pressekonferenz machte US-Notenbankchef Jerome Powell klar, dass die FED weiterhin den Arbeitsmarkt und die Inflation im Fokus haben wird, wie es auch ihr offizielles Mandat ist. 

Zugleich drückte der FED-Chef seine Zuversicht aus, dass die Fed ihr Inflationsziel von 2% erreichen und gleichzeitig die US-Wirtschaft auf gutem Boden halten könne. Die Zinssenkung ist also nicht als Folge einer Angst vor einer drohenden Rezession getätigt worden.

Der GDP-Now Indikator der Fed of Atlanta prognostiziert für das dritte Quartal aktuell ein US-Wirtschaftswachstum von fast 3 %, so dass Rezessionsängste aktuell tatsächlich nicht angebracht sind, obwohl diese immer noch von Ökonomen als “Querschläger” in den Markt geschleudert werden. 

Ökonomen, die vor einer drohenden Rezession warnen, schauen nicht auf die US-Wirtschaft selbst, sondern berufen sich vornehmlich auf statistische Daten, die belegen sollen, dass düstere Wirtschaftsprognosen auch jetzt angebracht sind, wo wir Anzeichen einer kräftigen Abkühlung der Wirtschaft in den USA nicht sehen.

Obwohl die Wirtschaftsprognosen steigen und der Arbeitsmarkt von Jerome Powell noch als solide bezeichnet wird, wurde der Leitzins um 50 Basispunkte gesenkt und nicht um nur 25 Basispunkte, was auf den ersten Blick verwundern könnte. 

Warum so eine hohe initiale Zinssenkung, wenn die US-Wirtschaft trotz relativ hoher Zinsen wachsen kann ?

Jerome Powell stellte auf der Pressekonferenz sogar weitere 50 Basispunkte noch für dieses Jahr in Aussicht – und zwar eine Senkung um 25 Basispunkte am 7. November und dann noch einmal 25 Basispunkte am 18. Dezember. 

Für 2025 plant die FED weitere Zinssenkungen, dann vermutlich in 25 Basispunkte-Schritten, die zusammen weitere 100 Basispunkte erreichen könnten, so dass Ende 2025 dann der US-Leitzins bei 3,25 % liegen könnte.

 

Die nun eingeleitete Zinswende in den USA stellt einen ersten Schritt zurück zur Normalität dar, nicht den Beginn eines Bärenmarktes

Dieser langfristige Blick auf die Zinsentwicklung mag jetzt verdeutlichen, warum die FED nun so zupackend handeln möchte, nein, womöglich sogar muss: US-Leitzinsen von 5,25 % sind auf Dauer schlicht zu hoch – womit Zinssenkungen von 5,25 % auf 3,25 % bis Ende 2025 eher so etwas wie den Gang in die Normalität einläuten und in keinster Weise nun einen aggressiven Gang hin zu einer niedrigen Zinspolitik in Richtung 0 – 2 % einläuten sollen.

Als die FED in den Jahren 2001 und 2007 die Zinsen nämlich initial ebenfalls um 50 Basispunkte senkte, begannen die längsten Bärenmärkte dieses Jahrhunderts, die als Dot-com-Krise beziehungsweise als Finanzkrise in Erinnerung geblieben sind. Von 2001 bis 2003 fiel der US-Leitzins von 6,5 % auf 1 %. Von 2007 bis 2008 fiel der US-Leitzins von 5,25 auf 0 %. Ein solches Crash-Szenario auch für 2025 bis 2027 zu erwarten, würde aber bedeuten, dass das robuste Wirtschaftswachstum in den USA vor dem Ende steht.

Sollte sich die US-Wirtschaft bis Ende 2025, wenn wir einen US-Leitzins von 3,25 erwarten, auch nur halbwegs stabil halten und quartalsweise zwischen 2 und 3 % wachsen können, dann dürften Börsianer, die vor allem US-Aktien halten, sich auf satte Kursgewinne bis Ende 2025 freuen. Und genau von so einem Szenario geht der Marktradar nun aus. Wir halten uns vornehmlich an den GDP-Now-Indikator, der uns hoffentlich rechtzeitig warnen wird, falls die US-Wirtschaft sich stärker als erwartet abkühlen sollte.

 

“Flying to the Moon” an der Wall Street noch vor den US-Präsidentschaftswahlen ? – Wir vermuten : “No” !

In Anbetracht dessen, dass sich der US-Aktienmarkt in einem US-Präsidentschaftswahljahr von Mitte September bis kurz vor den US-Wahlen in der Vergangenheit bestenfalls holprig, meist aber fallend und nie euphorisch steigend zeigte, erwarten wir noch bis vor den US-Wahlen etwas “Sand im Getriebe”. 

Auch dürfte die implizite Volatilität steigen, so dass der S&P 500 die 6.000 Punkte-Markte wohl erst Ende November oder im Dezember in Angriff nehmen könnte.

Dass der S&P 500 das Jahr aber über 6.000 Punkte abschließen wird, halten wir nun für recht wahrscheinlich. Das entspricht einer Rendite bis zum Jahresende von aktuell 5,5 % oder mehr – der S&P 500 schloss am Freitag bei 5.682,50 Punkten.



Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

 

Aktuell erhalten 40 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 66,6 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 53,3 %).

Von den 40 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, werden 17 ETFs vom Marktradar für diesen Montag als trendfolgend kaufbar eingestuft. 

Zu den trendfolgend kaufbaren Sektor-, Branchen- und Themen ETFs sind nun auch Aktien aus dem Bereich Technologie hinzugekommen, während die Bereiche Pharma (IHE) und Produzenten erneuerbarer Energien (RNRG), die beide in der Vorwoche noch das Gütesiegel “trendfolgend kaufbar” erhielten, dieses nun nicht mehr erhalten.

Weiterhin erhalten das Gütesiegel “trendfolgend kaufbar” die Sektor-, Branchen- und Themen ETFs für die Bereiche Medizintechnik (IHI), Versicherungen (KIE), Beteiligungsgesellschaften (PSP), Stromversorger (XLU), Holz- und Forstwirtschaft (WOOD), Basiskonsumgüter (XLP), Real Estate (XLRE) und Gaming & Sport (ESPO).

Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die nun das Gütesiegel erhalten, nachdem sie es in der Vorwoche nicht erlangen konnten, sind die Bereiche Cybersecurity (CIBR), Datacenter-Reits (DTCR), Goldminen und Silberminen (GDX, GDXJ und SIL), Software (IGV), Fluglinien (JETS), Biotech (XBI) und Technologie allgemein (XLK).

Zugleich können wir 19 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs sichten, die eine Reversal-Bewegung gestartet oder fortgeführt haben – in der Vorwoche waren es nur 11 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs gewesen, bei denen wir eine Reversal-Bewegung ausgemacht haben. 

Im Unterschied zu den trendfolgend kaufbaren Sektor-, Branchen- und Themen ETFs sehen wir bei dieser Gruppe in den Charts kein zuletzt ausgebildetes höheres Tief, dafür aber eine Impuls-Bewegung, die es schaffte, alte tiefere Hochs zu überrennen. 

Diese Reversal-Bewegung nahm meistens Fahrt auf am Donnerstag, 19. September, also am Tag, nachdem die FED die Zinswende nun auch in den USA eingeläutet hat. Diesen Reversal-Effekt sahen wir jedoch weniger in den großen US-Aktienindizes, vielmehr in einigen Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, am deutlichsten aber in Aktien, die am Freitag über dem Tageshoch vom Donnerstag schließen konnten. 

Wir hatten im Marktradar der vorigen Woche prognostiziert: Egal ob die FED die US-Leitzinsen um 25 oder um 50 Basispunkte senken wird, der Markt wird gemäß dem Motto “Sell the News” darauf reagieren. Diesen Effekt sahen wir nur bedingt, und zwar am Mittwoch gegen Handelsende. Über Nacht drehte sich der “Sell the News” Effekt dann um 180° und wurde zu einem “Buy the News” Effekt, was bewirkte, dass der S&P 500 am Donnerstag mit einem Up-Gap von 1,7 % eröffnete. Die Marke von 5.700 Punkten stellte sich dann aber im S&P 500 als nur schwer überwindbar heraus. 

Aufgrund der in der Vergangenheit saisonal belegten Schwächeperiode im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen würden wir es als sehr bullisch ansehen, wenn sich der S&P 500 bis zum Wahltermin am 5. November zwischen 5.600 und 5.800 Punkten bewegen würde. Dann könnte nämlich die 6.000 Punkte Marke im S&P 500 bereits im November erreicht werden.

Da die Mehrzahl der Ökonomen mit Jerome Powell einig sind, dass die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession fallen wird, würden Börsianer auch nicht gegen die FED handeln, wenn sie nun US-Aktien kaufen.



Welche Branchen profitieren jetzt vom “Buy The News” Effekt ?

 

Im folgenden wollen wir die 7 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs auflisten, die am Freitag über dem Tageshoch vom Donnerstag schließen konnten und damit am stärksten vom “Buy The News” Effekt ab Donnerstag profitieren konnten:

 

GX Uranium ETF (URA; 8,59 %)

Vaneck Junior Gold Miners (GDX; 4,65 %)

Vaneck Gold Miners (GDX; 3,82 %)

Nasdaq Cyber Security ETF (CIBR; 3,69 %)

S&P Utilities Sector (XLU; 2,48 %)

Ark Space Exploration & Innovation (ARKX; 2,37 %)

Ishares Aerospace & Defense ETF (ITA; 1,60 %)

 

Damit könnten die Themen Goldminen, Uran, Cybersicherheit, Weltraum und Stromversorgung die Themen sein, die vor den US-Wahlen innerhalb eines Sektor-Updates die Outperformer sein könnten.

 

Uran-Aktien im Aufwind, da Microsoft nun auf die Nuklearenergie setzt 

Dass Uran-Aktien am Freitag zu den großen Tagesgewinnern an der Wall Street gehörten, hängt mit der am Freitagmorgen bekannt gewordenen Meldung von Constellation Energy (CEG) zusammen, Block 1 des Kernkraftwerks Three Mile Island bis 2028 wieder in Betrieb zu nehmen, um die Rechenzentren von Microsoft mit Strom zu versorgen. Constellation Energy stieg am Freitag um 22 % nach oben, Cameco (CCJ) um 8 %. Es wird zwar schon lange davon ausgegangen, dass Betreiber von Rechenzentren verstärkt auf die Kernenergie setzen wollen, um den hohen Stromverbrauch in den Rechenzentren abdecken zu können, dennoch kann die Meldung von Constellation Energy nun dazu beitragen, dass die Gerüchte nun dem Realitäts-Check standgehalten haben.

Wir erwarten nach den US-Wahlen aber eine Sektorrotation, die dann womöglich andere Themen auf den Kauflisten der Börsianer ganz oben stehen lässt. Aber bis zu den US-Wahlen könnten die oben genannten Themen, die nur bedingt Risk-On Themen sind, den Ton angeben.



Erdgas am Freitag charttechnisch mit Befreiungsschlag

 

Die Future-Preise für Natural Gas sind am Freitag in die Höhe geschossen und könnten charttechnisch nun den Startschuss für das Ende der Bodenbildungsphase geliefert haben.

Die Gründe sind womöglich beim Wetter zu finden. Experten erwarten, dass aufgrund der Aussicht auf wärmere Temperaturen in den USA die Händler von Rohstoff-Futures nun zwei Gründe für Erdgas finden, warum er steigen soll.

Laut den Experten von NatGasWeather werden vom 26. September bis zum 3. Oktober in den meisten Teilen der USA wärmere Temperaturen als normal erwartet. Diese Meldung kam am Donnerstag rein und bewirkte bereits, dass Short-Positionen in Natural Gas geschlossen wurden. 

Wärmere Temperaturen bewirken zum Einen, dass sich nächste Woche ein tropischer Wirbelsturm im Golf von Mexiko verstärken könnte, der zu einer weiteren Runde von Öl- und Gasplattform-Schließungen im Golf von Mexiko führen könnte, was die Produktion von Erdgas zurückgehen lassen dürfte.

Zum anderen bewirken wärmere Temperaturen, dass die Erdgasnachfrage der Stromversorger für den Betrieb von Klimaanlagen in Rechenzentren erhöht wird, da der über Erdgas gelieferte Strom vor allem zur Kühlung der Server verwendet werden soll.

Der Natural Gas Future für Oktober konnte am Freitag erstmals seit dem 17. Juli wieder über 2,40 US-Dollar schließen. In den vergangenen zwei Monaten prallte der Kurs insgesamt zehnmal an dieser Marke nach unten ab, so dass das Überschreiten dieser Marke viele technische Analysten nun auf den Plan rufen könnte, ihre Short-Positionierung zu überdenken oder sogar in das Long-Lager zu wechseln.



Saisonale Aktie der Woche: Wienerberger

Die im österreichischen Leitindex ATX gelistete Aktie Wienerberger (WKN: 852894; Marktkapitalisierung: 3,3 Mrd. Euro) ist allgemein bekannt als Hersteller von Dachziegeln, hat zuletzt aber sein Produktportfolio erweitert und den Produktionsprozess erneuert; bezeichnet sich inzwischen als einen der führenden Anbieter von innovativen, ökologischen Lösungen für die gesamte Gebäudehülle in den Bereichen Neubau und Renovierung sowie für Infrastruktur im Wasser- und Energiemanagement. 

Mit mehr als 200 Produktionsstandorten in 28 Ländern ist Wienerberger weltweit die Nummer 1 in der Ziegelherstellung und bei Tondachziegeln in Europa. Zudem zählt Wienerberger zu den führenden Anbietern von Rohrsystemen und Flächenbefestigungen in Europa.

Da der westeuropäische Wohnungsbaumarkt immer noch nicht die Talsohle durchschritten hat, in Osteuropa aber sehr wohl, hat Wienerberger zehn Werke in Westeuropa stillgelegt und dafür Produktionsanlagen in Osteuropa modernisiert, zuletzt in Rumänien, wo in Barca (nahe Bukarest gelegen) ein neues Werk am 16. September feierlich eröffnet wurde. Ausgestattet mit modernster Technologie steigert die Produktionsanlage in Barca die Produktionseffizienz bei gleichzeitiger Reduzierung des Ressourcenverbrauchs. Zusätzlich können jetzt CO2-Emissionen durch einen neuen Trocknungsprozess deutlich reduziert werden. 

Außerdem bezieht das Unternehmen “Digitale Zwillinge” in den Produktionsprozess mit ein. Damit können beispielsweise Wasserrohre virtuell gebaut und Wasserdurchfluss-Systeme besser überwacht werden.

Auch in Indien ist Wienerberger präsent und hat sich dort auf Mauersteine spezialisiert, die im tragenden Mauerwerk eingesetzt werden.

Im Bereich Wasser- und Energiemanagement bietet Wienerberger Gesamtlösungen aus einer Hand an und unterstützt damit Landwirtschaft, Gemeinden und Kommunen in ihrem Vorhaben, Leitungsverluste zu minimieren, das Trinkwassermanagement in Ballungszentren zu verbessern, Instandhaltungszyklen der Rohrleitungen effektiver zu planen sowie die zunehmende Digitalisierung optimal zu nutzen.

Die Aktie hat im Chart am 13. August und am 5. September ein Doppeltief bei 28 Euro gebildet, das nun als horizontale Unterstützung dient, nachdem die Aktie in der vergangenen Handelswoche zum Spurt angesetzt und charttechnisch nun wohl den Beginn vom Ende der Bodenbildung angekündigt hat. 

Saisonal hat die Aktie von Mai bis September in der Mittelberechnung die schwächste Phase des Jahres durchlaufen, was in diesem Jahr so auch tatsächlich eingetreten ist – Ende Mai kostete die Aktie noch 35 Euro – Schlusskurs am Freitag: 29,98 Euro. 

Ab etwa Ende September beginnt sich die Aktie dann laut saisonaler Mittelberechnung zu fangen, um dann von November bis Ende Februar die beste Phase des Jahres zu durchlaufen. 

Der Marktradar sieht in der Aktie jetzt einen guten Zeitpunkt für einen antizyklischen Einstieg, weil es nun durchaus wahrscheinlich ist, dass das saisonale Muster “ab Juli runter und ab September Stabilisierung” 2024 Gültigkeit erlangt.

 

Wie sah es in den vier Jahren davor aus ?

 

Im Jahr 2023 fand die Aktie ihr Herbsttief erst Ende Oktober, konnte von da an aber senkrecht nach oben durchstarten. 

 

Im Jahr 2022 fand die Aktie ihr Herbsttief am 28. September.

 

Im Jahr 2021 fand die Aktie ihr Herbsttief am 6. Oktober.

 

Im Corona-Crash-Jahr 2020 hielt sich die Aktie nicht an das saisonale Muster “ab Juli runter, im Frühherbst wieder rauf”, sondern konnte sich von März bis Dezember im Wert fast verdoppeln und stieg ohne große Korrekturen stetig von Hoch zu Hoch.

 

Wir können uns gut vorstellen, dass die Aktie 2024 ihr Herbsttief am 5. September gefunden hat. Sollte die Aktie unter dieses Tief bei 28 Euro fallen, so könnten Trader und Investoren nach Meinung des Marktradars nachkaufen.

Die Aktie wird mit einem KGV von unter 10 bewertet, obwohl ein Gewinnanstieg von 20 % erwartet wird, welcher die Aktie auf ein 2025er KGV von etwa 8 bringen würde.

Markus Remis, Analyst der Raiffeisen Bank International AG, riet Ende August dazu, die Aktie weiterhin zu kaufen. Die Verbesserung der Marktnachfrage beim Hausbau sei der Schlüssel zu einer Neubewertung der Aktie. Der Analyst würde diesbezüglich die Ansicht des Managements teilen, dass sich eine solche Verbesserung zwar in Westeuropa verzögern könnte, aber nicht vom Tisch sei. Dafür würden der Nachholbedarf, die Erwartung niedrigerer Zinssätze sowie die Umsetzung von nationalen Subventionsprogrammen sprechen.

Der US-Investmentriese Goldmann Sachs gab am 17. September bekannt, nun mit mehr als 6 % am österreichischen Mittelstandsunternehmen beteiligt zu sein.



Trendfolge-Aktie der Woche: Teledyne Technologies Inc.

Teledyne Technologies Inc. (TDY; Marktkapitalisierung: 20 Mrd. US-Dollar) ist im S&P 500 gelistet und verkauft Technologien für diverse Industriemärkte. Etwa ein Viertel des Umsatzes von Teledyne stammt aus Verträgen mit der US-Regierung. Das Unternehmen ist in vier Segmenten tätig: Instrumentierung, digitale Bildgebung, Luft- und Raumfahrt- und Verteidigungselektronik sowie technische Systeme. Das Segment Instrumentierung bietet Überwachungsinstrumente hauptsächlich für Meeres- und Umweltanwendungen. Das Segment digitale Bildgebung trägt den größten Teil zum Umsatz bei und umfasst Bildsensoren und Kameras für Industrie-, Regierungs- und Medizinkunden. Das Segment Luft- und Raumfahrt- und Verteidigungselektronik bietet elektronische Komponenten und Kommunikationsprodukte für Flugzeuge. Das Segment technische Systeme bietet Lösungen für Verteidigungs-, Raumfahrt-, Umwelt- und Energieanwendungen.

Teledyne unterstützt ebenso die Kontrolle der Luftqualität an Bord eines Flugzeugs in Echtzeit wie die Erforschung des Meereslebens. Das Technologieunternehmen hilft hier dabei, den tiefsten Grund des Planeten zu erkunden. Mit dem SeaRaptor AUV hat Teledyne ein autonomes Unterwasserfahrzeug mit bis zu 6000 m Tauchtiefe entwickelt, welches speziell für den Langzeit-Tiefseebetrieb gebaut wurde. Teledyne hat auch Frühwarnsysteme für Stürme und Tsunamis entwickelt.

Teledyne ist seit über 65 Jahren in der Raumfahrtforschung tätig und hat an jeder großen US-Weltraummission teilgenommen, angefangen mit Jupiter, gefolgt vom Space Shuttle-Programm, der Internationalen Raumstation, Constellation und dem Space Launch System. Im Bereich Weltraumforschung hat Teledyne mit MUSES eine Erdbeobachtungsplattform gebaut, die an der Außenseite der Internationalen Raumstation installiert ist.

Die Aktie setzte am Donnerstag zum Sprung über einen hartnäckigen horizontalen Widerstand bei 433 US-Dollar an, bestätigte den Ausbruch am Freitag aber nur bedingt, indem Folgekäufe zwar fehlten, die Aktie sich per Tagesschluss aber über 430 US-Dollar halten konnte.

Seit April 2021 bewegt sich die Aktie seitwärts, bewegte sich dabei meist in einer Handelsspanne zwischen 370 und 450 US-Dollar. Ein nachhaltiger Ausbruch über 433 US-Dollar könnte die Aktie dann schnell Richtung 450 US-Dollar und dann auf 500 US-Dollar hochziehen, mit dessert Erreichen zugleich ein Allzeithoch gebildet werden würde und die nun mehr als drei Jahre andauernde Seitwärtsbewegung dann endlich hinter sich gelassen werden könnte.

Bis 2021 war die Aktie ein Dauerläufer an der Wall Street gewesen und verlor auch in Bärenmärkten nur moderat an Wert.

2021 war die Aktie noch mit einem KUV von 6 bewertet. Aktuell wird die Aktie mit einem moderaten KUV von 3 bewertet. Für ein Technologieunternehmen verfügt das Unternehmen über eine grundsolide Bilanz. Die Eigenkapitalquote liegt bei über 60 %, der eine Fremdkapitalquote gegenübersteht, die nur halb so hoch ist. Auch die operativen Margen von 18 % bestärken unsere Auffassung, dass es sich hier um ein Qualitätsunternehmen handelt, das im Chart langfristig eigentlich von links unten nach rechts oben laufen sollte.



Dauerläufer-Aktie der Woche: BWX Technologies

BWX Technologies (BWXT; Marktkapitalisierung: 9,4 Mrd. US-Dollar) ist im Nuklearbereich tätig und treibt die Produktion von Kernreaktoren, die Entwicklung medizinischer Isotope und die Weltraumforschung voran. Die Wurzeln des Unternehmens gehen auf das Manhattan-Projekt während des Zweiten Weltkriegs zurück, als die Vereinigten Staaten an der Entwicklung von Atomwaffen arbeiteten. Seither wurde die Expertise kontinuierlich ausgebaut, wobei BWX Technologies auch einen wichtigen Beitrag leistet, wenn es um die zukünftige Vermeidung von Katastrophen wie Fukushima geht. Denn das Unternehmen ist dabei, fortschrittliche Kernreaktoren, die mit niedrig angereichertem Uran und tristrukturierten Isotropen („TRISO“) betrieben werden können, hoffähig zu machen. Damit würden Reaktorunfälle wie bei Fukushima vollständig vermieden werden können. Solche Mikroreaktoren werden in den USA inzwischen immer stärker nachgefragt, unter anderem vom Verteidigungsministerium. Auch Unternehmen wie Microsoft oder Oracle setzen auf intelligente Lösungen im Nuklearbereich, um in Zukunft ihre leistungsstarken Rechenzentren zu betreiben; BWX Technologies dürfte als Zulieferer für die Nuklearenergie hier eine erste Anlaufadresse für “intelligenten Atomstrom” sein.

Am 5. August nachbörslich hat das Unternehmen Quartalszahlen vorgelegt, die über den Erwartungen des Marktes lagen. Da dieser Tag zufällig mit dem Yen-Carry-Crash-Tag zusammenfiel, kam es nicht zu einem Anstieg der Aktie in Richtung Allzeithoch, denn die Aktie war zur Eröffnung am 5. August mit nach unten geprügelt worden. Technische Analysten erwarteten vermutlich, dass mit den guten Quartalszahlen im Rücken charttechnisch der Henkel in einer Tassenformation seinen Abschluss hätte finden können. Stattdessen hat sich nun eine weitere Tassenformation gebildet.

Schauen wir aber noch etwas weiter zurück: Im Juni 2023 konnte die Aktie im Chart aus einer 5 Jahre andauernden Tassenformation ausbrechen. Erst seit diesem “Big-Picture-Breakout” kann die Aktie als Dauerläufer-Aktie bezeichnet werden und konnte nach Ausbruch dementsprechend neun Monate lang wie an der Schnur gezogen von Hoch zu Hoch laufen. Seit März bildet die Aktie nun eine inzwischen erweiterte Tassenformation aus, die in Kürze wohl nach oben hin verlassen werden sollte.

Dass die Aktie als Uran-Aktie von Börsianern gehandelt wird, wurde am letzten Freitag deutlich. Im Rahmen des Atom-Deals zwischen Microsoft und Constellation Energy wurde die Aktie mit nach oben gezogen und stieg am Freitag um 5 %.

Wir erwarten, dass die Aktie ihr “Dauerläufer-Rating”, das sie seit Juni 2023 innehat, weiterhin behalten wird, zudem Aktien aus der Nuklearforschung nicht zum alten Eisen gehören, wie manche deutschen Politiker wohl am liebsten glauben würden.

 

 

Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen

 

In der vergangenen Handelswoche haben wir wieder Trades durchgeführt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben.

Das wikifolio “Marktradar” verlor in der vergangenen Handelswoche 0,21 %, liegt seit Jahresbeginn mit 4,7 % im Plus.

Dass wir die Woche nicht im Gewinn abschließen konnten, lag neben einem kurzen Trade auf Vola-Long, den wir am Donnerstag im Verlust regelbasiert geschlossen haben, sowie an unseren weiter laufenden Short Positionen auf den Nasdaq 100, den S&P 500 sowie unserer gehebelten Langfristposition auf den Euro-Bund-Future, die wir übrigens aktiv traden, um eine positive Seitwärtsrendite im Euro-Bund-Future erzielen zu können.

Unsere VIX Short-Long-Ratio liegt aktuell bei 3,16; bei einem Aktiencrash und einer Kursexplosion im VIX-Index, ähnlich wie wir ihn am 5. August gesehen haben, müsste – rein theoretisch – unser aktuell gehaltenes VIX-Long Produkte um 316 % steigen, um damit (rein theoretische) Totalverluste bei den VIX-Short-Produkten auszugleichen.

Wir erwarten in den nächsten Wochen zwar eine ansteigende implizite Volatilität im S&P 500, traden regelbasiert aber nicht unsere Erwartungen, sondern warten geduldig auf die Signale, die der Markt uns für die Einstiege liefert.

Unser Themenschwerpunkt liegt momentan bei Smart Grid Profiteuren und bei der US-Präsidentschaftswahl. Für das Thema Smart Grid halten wir die Aktien von Ameresco, IES Holdings, MYR Group, Quanta Services, Tetra Tech. Wir haben diese Positionen in der vergangenen Woche weiter reduziert, um ein Vola-Long Produkt zu kaufen, das wir stur bis zum 31. Oktober im Rahmen des Themas US-Präsidentschaftswahl halten wollen. Diesen Vola-Long-Trade platzieren wir unabhängig von unserer regelbasierten Strategie für die Assetklasse Volatilität. Im Rahmen dieses Themas halten wir noch ein gehebeltes Short-Produkt auf den S&P 500 und Put Discount Optionsscheine auf den Nasdaq 100. 

Für unser Trading von saisonalen Chancen halten wir Call-Optionsscheine auf Swiss Re, Call-Discount-Optionsscheine auf BMW und Münchener Rück, die Aktie von Collegium Pharmaceutical und eine Short-Position auf NXP Semiconductors. Wir planen, die Aktie von Wienerberger zu kaufen.

Im Rahmen unserer Strategie “Defensiv von Links Unten nach Rechts oben” halten wir die Aktien von W.R. Berkley Corporation, Comfort Systems, Louisiana Pacific Corp., Parker Hannifin Corporation, RadNet, Tyler Technologies, Churchill Downs. In dieser Woche wollen wir die Aktie BWX Technologies dazu kaufen.

Als Earning-Trades halten wir aktuell Aktien von Cintas, Paychex, McCormick.

Aktuell sind wir trendfolgend in den Aktien von KB Home, AxoGene, United Rentals, Rational dabei.

Über Swing-Trades halten wir aktuell Johnson & Johnson, United Therapeutics, Nisource, Ebay.

 

Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.



Seit 2014 ist Stefan Pröhl bei wikifolio aktiv. Dort setzt er Rotationsmodelle auf Wochen-, Monats- oder Quartalsbasis um.

Die Idee zum Marktradar ist entstanden, weil ihm bisher ein vernünftiges Modell fehlte, mit dem er sich täglich einen schnellen Überblick verschaffen kann, in welche Sektoren und Branchen gerade Kapital hineinfließt und aus welchen gerade Kapital abgezogen wird.

Mit dem von ihm entwickelten “Marktradar” kann er täglich für jeden Sektor bzw. jede Branche fünf Tagesstempel vergeben: “Kaufen oder Aufstocken”, “Buy the dip ?”, “Bodenbildung oder Seitwärts”, “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”, “Unter Beobachtung”.

Diese “Top Down” Analyse gibt ihm täglich wichtige Hinweise und Tipps zur Intermarketanalyse. Mit dem Schreiben dieser Kolumne dokumentiert er auf hoffentlich auch etwas unterhaltsame Weise die Tipps und Hinweise, die ihm der Marktradar liefert.

Mit jedem Wissen entsteht auch Unwissen. Nur so kann Stillstand, Leere, Einrosten im Kopf verhindert werden. Täglich gibt es Neues zu entdecken und täglich werden Überzeugungen revidiert. Das ist das Mindset, dem auch diese Kolumne folgt.

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