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Marktradar für 23. Oktober 2023

Marktradar für Montag, 23. Oktober 2023 von Stefan Pröhl

Marktradar vom Montag, 23. Oktober 2023

Ein Krieg ist ein Krieg ist ein Krieg ist ein Krieg

Der Turnaround Tuesday fand nicht statt

Am vergangenen Montag, 16. Oktober, erwarteten wir vom Marktradar ein Down-Gap in den großen US-Aktienindizes und planten, uns am Montagabend bzw. Dienstagmorgen verstärkt Long zu positionieren, um zumindest am Dienstag vom “Turnaround Tuesday” zu profitieren. 

Beim “Turnaround Tuesday” handelt es sich um eine beliebte Stratege bei privaten Tradern, die auf schnell erzielte Gewinne setzen. Diese Strategie setzt darauf, dass Aktien in einem schwachen Marktumfeld am Montag weiter verkauft werden, nachdem sie bereits am Freitag gefallen waren. Börsianer werden bei am Freitag fallenden Kursen während des Wochenendes nervös und platzieren Verkauforders noch am Wochenende oder verkaufen diese kurz nach Eröffnung am Montag. Häufig bleibt dieser Verkaufsdruck am Montag bestehen bzw. gegen den Trend handeln zu wollen, wird sich (noch) nicht getraut. Häufig kommt es dann am Dienstag zu einer zumindest kurzfristigen Kurserholung.

Eine israelische Bodenoffensive in Gaza-Stadt führt nicht zur Lösung von Konflikten, sondern zur Eskalation von Konflikten

Der Verkaufsdruck, den wir am Freitag, 13. Oktober, gesehen hatten, war vornehmlich in der Angst vor einer Eskalation im Nahost-Konflikt zwischen Israel und der Hamas begründet. Der S&P 500 eröffnete am Montag, 16. Oktober, überraschenderweise mit einem leichten Up-Gap, so dass Börsianer zu Wochenbeginn annahmen, dass sich ein Krieg im Nahen Osten, so schrecklich die sich daraus ergebenden Szenarien für die dort lebenden Menschen auch sind, womöglich nur als ein Krieg mit provinziell begrenzt bleibenden negativen Auswirkungen verorten lassen könnte; also kein Flächenbrand vor der Tür steht, der sich zu einem Stellvertreterkrieg auf israelisch-palästinensischem Boden ausbilden würde, der dann von demokratisch orientierten Ländern im Westen (vorrangig USA und Europa) und autoritär geprägten Ländern (Iran, Russland, China) maßgeblich mitbestimmt werden würde.

Am Dienstag, 17. Oktober, konnten die US-Indizes die Gewinne vom Montag sogar noch ein bisschen ausbauen.

Eine Explosion in einem Krankenhaus mit vielen Todesopfern in Gaza-Stadt hat am späten Dienstag aber verdeutlicht, dass eine israelische Bodenoffensive in Gaza-Stadt nicht zur Lösung von Konflikten, sondern zur Eskalierung von Konflikten führen wird. 

Die sofortige Schuldzuweisung der Hamas, dass Israel für den Raketenangriff verantwortlich war, verbreitete sich rasant über die sozialen Medien. Im Libanon und in Jordanien kam es zu Ausschreitungen bei Anti-Israel-Protesten. In Berlin musste das Holocaust-Mahnmal von der Polizei vor Demonstrierenden geschützt werden. In den USA sind am Mittwochabend Protestierende in Teile des Kapitols in Washington eingedrungen. Die Demonstranten forderten einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas, angesichts einer sich verschärfenden humanitären Krise im Nahen Osten. Joe Biden erklärte entgegen anders lautenden Meldungen aus dem arabischen Raum, das US-Verteidigungsministerium habe ihm Daten vorgelegt, die Israels Unschuld beim Raketenangriff auf das Krankenhaus in Gaza-Stadt belegen würden. Er nahm am Mittwoch an einer Sitzung des israelischen Kriegskabinetts teil. „Ich möchte Ihnen sagen, dass Sie nicht allein sind“, sagte Biden. Er mahnte aber auch, Israel dürfe von seiner Wut auf den terroristischen Großangriff der Hamas nicht „verzehrt“ werden. Ein Fehler, den die USA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 begangen haben. Ein Treffen von Joe Biden mit arabischen Führern wurde am Mittwoch abgesagt.

Zur Wahrheit gehört in einem Krieg immer, dass es zivile Opfer gibt und sich das Leid für alle vergrößert. Zur Wahrheit gehört leider auch, dass die Wahrheit, wer für welche Greueltaten verantwortlich ist, in Kriegszeiten keine bedeutsame Rolle mehr spielt. Ein Krieg ist ein Krieg ist ein Krieg ist ein Krieg ist ein Krieg. An so einer sprachlichen Betonwand prallt jede den gesellschaftlichen Nutzen berücksichtigende Analyse und noch mehr jede Schuldzuweisung resignierend ab.

Einen Eindruck davon, wie zurückhaltend Investoren aufgrund geopolitischer Konfliktherde aktuell taktieren, vermittelt die aktuelle Fondsmanager-Umfrage der Bank of America. Noch im August waren 15 Prozent der Fondsmanager der Ansicht, dass eine sich verschlechternde geopolitische Lage die größte Gefahr für die Märkte darstellt. Im September waren es bereits 23 Prozent gewesen. Mit dem Angriff auf Israel durch die Hamas Anfang Oktober dürfte die Zahl um weitere Prozentpunkte angestiegen sein.

Am Mittwoch, 18. Oktober, kam es schließlich zu dem sozusagen nach hinten verlagerten Down-Gap in den großen US-Aktienindizes. Als einer der Hauptgründe wurden wiederum Sorgen um eine Eskalation und Verbreitung des Konflikts im Nahen Osten und damit auf eine Verschärfung der ohnehin immer fragiler erscheinenden geopolitischen Weltlage genannt.

Auf den “Umkehr-Mittwoch” folgten dann zwei Handelstage, an denen weltweit die Aktienkurse bei hohem Handelsvolumen fielen – Gold, Öl und der Bitcoin konnten von Mittwoch bis Freitag aber dagegen halten und steigen.

Durch den am Mittwoch begonnenen wuchtigen Angriff der Bären auf die Bullen an den Börsen hat sich nun die Marktlage für diejenigen Bullen, die noch im Oktober mit dem Beginn einer Jahresendrallye rechnen, zumindest temporär verdüstert.

Ein toxisches Umfeld für den Aktienmarkt

Viele schreibende Kollegen sprechen seit spätestens Mittwoch von einem toxischen Umfeld für den Aktienmarkt.

Aus einem toxischen Umfeld auszubrechen, gelingt aus eigener Kraft  für diejenigen, die darunter leiden, nur selten. Wie bei toxischen Beziehungen im Partner-, Familien- und Alltagsleben hilft ein reinigendes Gewitter höchstens temporär, aber fast nie langfristig. Die beste Lösung ist meistens, das toxische Umfeld zu verlassen und woanders sein Glück zu suchen.

Es gibt aber leider keinen zweiten Handelsplatz für Aktien – zumindest ist ein solcher auch vom “Metaversum” noch nicht eingeläutet worden.

Vielmehr müssen sich, um ein toxisches Umfeld verlassen zu können ohne den Partner oder die Arbeitsstätte oder den Börsenplatz zu verlassen, die Rahmenbedingungen grundsätzlich ändern, um wieder gemeinsam auf ein Licht am Ende des Tunnels und damit auf gemeinsame Ziele zusteuern zu können – im Börsenjargon hieße das: endlich wieder trendfolgend agieren zu können.

Was müsste denn geschehen, damit sich das toxische Umfeld so grundsätzlich ändert, dass Trader und Anleger wieder in einem dem Trend folgenden Umfeld handeln könnten ?

  • Die Renditen bei langfristigen US-Staatsanleihen müssten fallen und damit die Kurse bei Bonds steigen
  • Der Ölpreis müsste fallen
  • Die Kerninflation müsste auch zurückgehen
  • Der US-Leitzins dürfte nicht weit über 5 % hinaus angehoben werden
  • Die Gefahr eines Shutdowns in den USA müsste wieder auf den 1. Oktober 2024 (und nicht auf den 17. November 2023) verlegt werden.
  • Die geopolitischen Kampfzonen müssten sich von Pulverfässern in Badeseen mit freiem Zutritt für alle verwandeln

Letzteres zu verlangen ist natürlich utopisch und naiv – es geht hier nur um den Weg, der sich nach einer Richtungsumkehr neu eröffnet.

Und was sollte sich am besten nicht ändern ?

  • Die hohen Wachstumsaussichten in den USA (aktuell wird ein Bruttoinlandsprodukt von komfortablen 5,4 % für das vierte Quartal 2023 erwartet, was maßgeblich auf das milliardenschwere Infrastrukturprogramm und der Verlagerung der Produktion wichtiger Bauteile wie Halbleiter oder anderer materieller Komponenten weg von Asien und zurück in die USA begründet ist).
  • Das hohe Verbrauchervertrauen in den USA
  • Die geringe Arbeitslosenquote in den USA
  • Die alles in allem hohen Gewinnerwartungen für das vierte Quartal bei den Unternehmensergebnissen.

Übertreibung nach unten oder Ausweitung des Bärenmarktes ?

Aktienkurse werden langfristig nur von den operativen Erfolgen oder Misserfolgen der Unternehmenslenker bewegt. Sehen wir in den Aktienkursen Übertreibungen nach unten oder nach oben, so sollten sich diese irgendwann wieder so mitteln, dass sich das operative Geschäft im Aktienkurs rückblickend spiegeln kann.

Politische Börsen haben bekanntlich kurze Beine 

Oft findet nach einem politischen Ereignis eine Überreaktion statt oder das Ereignis ist kurze Zeit nach dem Eintreten bereits eingepreist.

Der Marktradar geht davon aus, dass wir kurzzeitig eine Überreaktion auf der Short-Seite sehen. Wir stecken gerade mittendrin in einem Abverkauf, der in Kürze wieder Käufer anlocken wird.

Der Nasdaq 100 verliert das Siegel “Trendfolgend kaufbar”

Der Nasdaq 100 erhält für diesen Montag den Tagesstempel “Unter Beobachtung” und nicht mehr – wie in der Vorwoche – den Tagesstempel „Kaufen oder Aufstocken”. 

Das am 6. Oktober 2023 ausgebildete höhere Tief im ETF für den Nasdaq 100 (QQQ) ist am Freitag per Tagesschluss unterschritten worden. Damit ist eine Trendwende nach unten nun wahrscheinlicher als eine Rückkehr Richtung Trendfortsetzung – es sei denn, wir sehen nun schnell – am besten noch in dieser Woche – eine Umkehrbewegung.

Die Saisonalität lässt nun eigentlich bis zum Jahresende eher steigende als fallende Aktienkurse vermuten. Wir erwarten demnach in dieser, spätestens aber in der ersten oder zweiten Novemberwoche eine Umkehrbewegung, die dann auch Züge in sich trägt, die einer Rallye angemessen sind.

Wie wir diese Einschätzung im inzwischen bei www.wikifolio.com publizierten Musterdepot umsetzen wollen, das schreiben wir weiter unten, wenn wir auf das diese Kolumne begleitende Musterdepot eingehen.

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

Für den Handelsstart am Montag erhalten nur 2 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 3,33 % (in der Vorwoche lag diese Quote noch bei 15 %). 

Den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten für diesen Montag nur noch Aktien aus dem Bereich Öl und Gas – und zwar die beiden ETF’s für Energie (XLE) und für Öl-und Gasproduzenten (XOP). Dabei wird nur der ETF für Energie (XLE) als trendfolgend kaufbar eingestuft. Im ETF für Öl- und Gasproduzenten sollte laut Marktradar noch auf ein höheres Tief gewartet werden, bevor trendfolgend agiert werden kann.

Die Leader-Funktion von Öl- und Gas weist gemäß historischer Sektoranalyse auf eine Top-Bildung am Aktienmarkt hin – zumindest in der Vergangenheit war das oft so gewesen. Das würde natürlich der Spekulation auf eine Jahresendrallye widersprechen.

Da wir den momentanen Kursanstieg bei Öl und Gas (wie auch bei Gold und Bitcoin) als geopolitisch forciert erachten, gehen wir von einem temporär bedingten Strohfeuer aus und erwarten keine nachhaltigen Kursanstiege im Bereich Öl, Gas, Gold und Bitcoin.

37 ETFs erhalten den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” (Vorwoche: 35).

Beenden Basiskonsumgüter und Einzelhandel nun ihre relative Schwäche zum Gesamtmarkt ?

Ein Trendfrüherkennungssignal für die Long-Seite sehen wir heute in zwei ETFs, die von der robusten Verbrauchernachfrage in den USA profitieren. In den ETFs für Basiskonsumgüter (XLP) und für den Einzelhandel (XRT) können wir jeweils ein höheres Tief im Abwärtstrend verorten.

Aktien aus dem Bereich Einzelhandel zeigten in den vergangenen zwei Wochen endlich mal wieder relative Stärke zum Gesamtmarkt. Diese relative Stärke findet nun eine Begründung, die aus Daten der Realwirtschaft abzulesen ist. Am vergangenen Montag wurden nämlich neue Daten zum Verbrauchervertrauen in den USA gemeldet. Die Einzelhandelsumsätze im September stiegen um 0,7 %, das war mehr als doppelt so viel wie erwartet (0,3 %). Ohne Autos stiegen die Verkäufe an die Konsumenten um 0,6 %, was sogar dreimal so viel war wie erwartet (0,2 %).

Offensichtlich ist die Nachfrage nach Konsum in den USA ungebrochen und die Verbraucher geben trotz hoher Zinsen ihr Geld lieber aus, als dass sie Geld in Aktien oder auf Geldmarktkonten deponieren.

Trendfrüherkennung Chance Long Nummer 1: Basiskonsumgüter (Coca-Cola und Pepsico)

Am 6. Oktober hat der ETF für Basiskonsumgüter (XLP) mit einer “Hammerkerze” auch ein tieferes Tief im Chart ausgebildet. Kerzen, die die Formation eines Hammers ausbilden, der links und rechts im Chart nicht unterschritten wird, gelten als gut sichtbare Umkehrsignale. Das höhere Tief im Chart des XLP-ETFs verorten wir am 12. Oktober. Damit bietet sich nun die Chance für einen günstigen Einstieg in eine Aktie wie Coca-Cola (KO) an, die ein ähnliches Chartmuster aufzeigt, und zusätzlich am Donnerstag und Freitag relative Stärke zum XLP-ETF bewies, indem der Kurs von Coca-Cola an beiden Handelstagen entgegen des Gesamtmarktes im Plus schließen konnte. Dabei gehört Coca-Cola nicht zu den Top Ten Aktien im XLP-ETF gemäß Gewichtung im Portfolio. Die größte Position im XLP-ETF ist Procter & Gamble (PG; Gewichtung: 15,08 %). Danach folgen zwei Einzelhändler, die selbst keine Basiskonsumgüter produzieren: Costco Wholesale (COST; Gewichtung: 10,82 %) und Walmart (WMT; Gewichtung: 9,90 %). Die nächstfolgenden Hersteller von Konsumprodukten für den täglichen Bedarf gemäß Gewichtung im Portfolio wären im XLP-ETF Pepsico (PEP; Gewichtung: 9,54 %) und Philip Morris International (PM; Gewichtung: 4,60 %).

Für einen Trade gemäß Trendfrüherkennung erscheinen mir charttechnisch die Aktien von Coca-Cola (KO) und Pepsico (PEP) jetzt gut geeignet zu sein, auch weil wir in beiden Aktien charttechnisch im Abwärtstrend am 12. Oktober ein höheres Tief verorten können.

Coca-Cola wird am 24. Oktober vorbörslich neue Quartalszahlen vorlegen. Pepsico hat bereits am 10. Oktober seine Quartalszahlen veröffentlicht, die vom Markt zumindest nicht abgestraft worden sind.

Trendfrüherkennung Chance Long Nummer 2: Einzelhändler (Etsy)

Der ETF für den Einzelhandel (XRT) hat am 13. Oktober im Chart ein höheres Tief ausgebildet. Auch hier hatte sich zuvor das tiefere Tief am 6. Oktober ausgebildet. 

Im Unterschied zum XLP-ETF ist der XRT-ETF breit diversifiziert aufgestellt. Mit einer Gewichtung von nur 1,76 % stellt der Sportschuh-Einzelhändler Foot Locker (FL) die größte Position dar, gefolgt von Aktien wie dem Tankstellen- und Kioskbetreiber Murphy USA (MUSA) und dem Hersteller und Ladenbesitzer von Bekleidungsartikeln Abercrombie & Fitch (ANF).

Charttechnisch interessant für einen Trade im Rahmen der Trendfrüherkennung Long erscheint mir der Internet-Händler Etsy (ETSY; Marktkapitalisierung: 8 Mrd. US-Dollar).

Über die hauseigene Internetplattform Etsy werden handgefertigte Produkte wie Schuhe, Kleidung, Taschen und Accessoires angeboten.

Vor der COVID-19-Pandemie konnte Etsy bereits operative Erfolge erzielen, indem das Unternehmen Kunsthandwerker mit Kunden zusammenbrachte, die nach Unikaten oder zumindest individuell fabrizierten Produkten suchten, die im Mainstream-E-Commerce Business häufig nicht so leicht zu finden sind. 

Während der Covid-19-Pandemie hat der Kauf von Konsumgütern über das Internet einen enormen Schub bekommen. Die ETSY-Aktie schoss in die Höhe und wuchs mehr als doppelt so schnell wie der gesamte E-Commerce-Bereich. Die Geschäfte verliefen erfolgreich wegen einer hohen Internet-Präsenz der Verbraucher und einer kurzfristig exponentiell wachsenden Konsumlust, die durch die “Stay-At-Home-Einweisung” hochgetrieben wurde.

Phantasie erhält die Aktie durch die Künstliche Intelligenz, wobei hier nicht die Optimierung von Arbeitsabläufen, sondern die neuen kreativen Gestaltungsmöglichkeiten über die generative KI gemeint ist. Durch die Künstliche Intelligenz können in naher Zukunft neue individuelle Designs entstehen, die Marktnischen entstehen lassen könnten, von denen wir momentan noch nichts wissen. Kreative Privatleute können über die von der KI neu geschaffene Bildgebung im Internet digital vorgefertigte Designs dafür nutzen, um diese danach als Manufaktur-Produkt per Handarbeit herzustellen und über Etsy zu verkaufen. Etsy würde von so einer Entwicklung vermutlich profitieren können.

Etsy wird neue Quartalszahlen am 1. November 2023 nachbörslich veröffentlichen. Die Shortquote in der Aktie liegt immer noch bei knapp 9 %, so dass Leerverkäufer bei positiven Quartalszahlen in Zugzwang geraten könnten und es zu einem Short-Squeeze in der Aktie kommen könnte.

Das letzte tiefere Tief verorten wir im Chart der ETSY-Aktie am 28. September. Höhere Tiefs konnte die Aktie am 5. Oktober und am 13. Oktober ausbilden. Die ETSY-Aktie bildet im Chart gerade den Henkel einer Mitte September begonnenen, kleinen Untertassenformation heraus, mit der im Rücken nun die Bodenbildung eingeläutet werden könnte. Seit dem Allzeithoch Ende November 2021 hat die Aktie 80 % an Wert verloren und erscheint von daher jetzt reif für ein Ende der schon so lange andauernden Talfahrt.

Der US-Dollar könnte nun die Richtung an den Aktienmärkten antizipieren

Normalerweise steigt der US-Dollar gegenüber anderen Währungen, wenn die Aktienkurse purzeln. Der US-Dollar galt in der Vergangenheit eigentlich recht zuverlässig als Fluchtwährung. Aktuell sehen wir jedoch im Rahmen der Trendfrühererkennung ein bereits zweites tieferes Hoch im UUP-ETF, der den NYBOT FINEX United States Dollar Index Future abbildet, welcher den US-Dollar gegen einen Korb anderer Weltwährungen handelt. Damit liegt ein Trendfrühererkennungssignal für ein Shorten des US-Dollars vor. 

Seit dem 13. Oktober verläuft der UUP-ETF in einer engen Handelsspanne zwischen 29,77 und 29,98 US-Dollar. Von Mittwoch bis Freitag kam also gegen die Erwartung kein Kaufdruck im US-Dollar gegenüber anderen Währungen auf. Anleger können nun im UUP-ETF auf einen Ausbruch nach oben oder nach unten spekulieren, der dann auch die weitere Richtung für die Aktienmärkte vorgeben könnte. Fällt der UUP-ETF unter 29,77 US-Dollar, dann dürfte die Risikoneigung der Anleger steigen und auch Aktien aus Europa und Asien könnten wieder auf den Kaufzetteln von US-Investoren erscheinen. Sollte der UUP-ETF aber nach oben ausbrechen (über 29,98 US-Dollar), dann ist mit weiter fallenden Kursen am Aktienmarkt zu rechnen.

Politische Börsen in Israel und Polen

Wie stark die Politik zumindest temporär auf Aktienkurse Einfluss hat, sehen wir momentan an den Länder ETFs für Israel (EIS) und Polen (EPOL).

Israel: Checkpoint Software

Der Länder-ETF für Israel verlor in den letzten zwei Wochen über 13 %. Mit Beginn der Raketenangriffe auf Israel werden israelische Aktien nahezu täglich mehr verkauft als gekauft. Dem Abwärtsdruck relativ gut widerstehen konnten Aktien mit Sitz in Israel, die im Bereich Sicherheitssoftware unterwegs sind. Hier fallen vor allem Check Point Software (CHKP; Marktkapitalisierung: 16 Mrd. US-Dollar) und CyberArk Software (CYBR; Marktkapitalisierung: 6,8 Mrd. US-Dollar) auf. 

Am 17. Oktober stellte das Unternehmen Check Point Software mit Horizon Playblocks eine Plattform für automatisierten Schutz vor Cyberangriffen vor, mit der Hacker-Angriffe sofort abgewehrt werden können und somit die Ausbreitung von Viren im Computernetzwerk von Unternehmen verhindert werden könnte. Mit diesem neuen Produkt als Faustpfand könnte Checkpoint Software in den nächsten Quartalen neue Kunden gewinnen, zumal durch den vermutlich nicht zu vermeidenden Krieg zwischen Israel und der Hamas der Schutz nach mehr Sicherheit auch im Internet zunehmen dürfte.

Am 30. Oktober vorbörslich werden die Zahlen zum dritten Quartal veröffentlicht. Die israelische Aktie verlor in den vergangenen zwei Wochen nur 1,7 % und verlor damit deutlich weniger als andere israelische Aktien. Charttechnisch bewegt sich die Aktie von Check Point Software innerhalb einer flachen Basis unterhalb eines horizontalen Widerstandes, der zwischen 138 und 140 US-Dollar zu verorten ist (Schlusskurs am Freitag: 134,65 US-Dollar). Mutige Investoren könnten einen Prä-Earning Trade aufsetzen und mit den Quartalszahlen auf einen Ausbruch auf neue 52-Wochen-Hochs spekulieren.

Polen: Warsaw Stock Exchange und CD Projekt

Nach den Parlamentswahlen in Polen könnte es nun zu einer Regierungsumbildung kommen, die von der Börse schon einmal mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht wurde. Der Länder-ETF für Polen (EPOL) konnte in der vergangenen Handelswoche dank eines Up-Gaps am Montag gegen den Europa-Trend um über 4 % steigen. Allerdings wurden polnische Aktien von Mittwoch bis Freitag mit dem Trend verkauft, so dass die politische Euphorie womöglich nun schon in den Kursen eingepreist ist.

Rein rechnerisch wäre in Polen nun eine Bündnisbildung aus drei bisherigen Oppositionsparteien möglich. Denn obwohl die Nationalkonservative Regierungspartei PiS bei der Abstimmung den Wahlsieg einfuhr, verliert sie die absolute Mehrheit. Die PiS dürfte es schwer haben, Partner für eine Regierungsbildung zu finden. Stattdessen könnte die Bürgerkoalition des ehemaligen Europäischen Ratspräsidenten Donald Tusk mit dem christlich-konservativen Dritten Weg und dem Linksbündnis Lewica eine Koalition bilden. Donald Tusk möchte die Beziehungen Polens zur EU verbessern, was wohl der Hauptgrund für die Vorschusslorbeeren ist, die die Börsianer am vergangenen Montag vergaben.

Polnische Aktien gelten als günstig bewertet. Wirtschaftsanalysten loben die niedrigen Löhne und die positive Einstellung der Bevölkerung zur Arbeit.

Polnische Aktionäre lieben Dividenden. Daher findet man in Polen kaum Aktien, die keine Dividende zahlen.

Eine interessante konservative polnische Aktie für Dividendenjäger wäre die Aktie der Warsaw Stock Exchange (WKN: A1C7YU). Die Warschauer Börse ist die größte Börse Osteuropas. Aktuell erhalten Aktionäre eine Dividende von ca. 7 % pro Aktie. 

Eine interessante spekulative polnische Aktie für Dividendenjäger wäre die Aktie von CD Projekt (WKN: 534356). Hier winken aktuell ca. 4 % Dividende pro Aktie. Im Unterschied zur Warschauer Börse ist der Entwickler von international erfolgreichen Computerspielen wie The Witcher oder Cyberpunk größeren Kursschwankungen unterworfen.

Das Musterdepot Marktradar bei wikifolio.com

Hinweis: Das wikifolio ist inzwischen unter dem Titel “Marktradar” auf der Plattform www.wikifolio.com publiziert worden. Der Verfasser dieser Kolumne würde sich über weitere Vormerkungen der Leser freuen, damit das wikifolio möglichst schnell als handelbares Zertifikat investierbar gemacht werden kann.

Wertentwicklung im Musterdepot

Das Musterdepot verlor in der vergangenen Handelswoche 4 % an Wert. Aktuell sind wir seit Auflegung am 31. Juli 2023 mit 2,68 % im Verlust. Damit stehen wir deutlich besser als der DAX da, der seit dem 31. Juli 2023 satte 10 % an Wert verloren hat. Der S&P 500 hat in diesem Zeitraum 7,7 % verloren.

Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen

https://www.wikifolio.com/de/de/w/wfmarktrad

Wir haben im Musterdepot in der vergangenen Woche aktiv getradet und ich möchte hier nicht alle Trades kommentieren, die nun ja auch mit der Publizierung auf www.wikifolio.com für Interessenten einsehbar sind. 

Glück hatten wir beim Trade der in der Kolumne vom 16. Oktober besprochenen Aktie Eckert & Ziegler, die wir am Donnerstag bei 32 Euro gekauft und bereits am Freitag wieder zu 34,05 Euro verkauft haben. Der Aufsichtsrat hat dem Vorstand seine Zustimmung erteilt, eine Abspaltung von bis zu 100 Prozent der Aktien der Pentixapharm AG zu prüfen und vorzubereiten. Angesichts der enormen Wachstumsprognose für pharmazeutische Wirkstoffe, die sich schon jetzt im Auftragseingang widerspiegelt, möchte Eckert & Ziegler seine Finanzmittel für den Ausbau der globalen Herstellungskapazitäten bündeln. Eckert & Ziegler konzentriert sich auf seine Kernkompetenzen, um seine Position als führender Lieferant von Radioisotopen zur Herstellung von Radiopharmazeutika weiter auszubauen. Geplant ist, den Medikamentenentwickler Pentixapharm über eine Abspaltung an die Börse zu bringen oder als Ganzes zu verkaufen. Börsianer begrüßten die Entscheidung mit einem Kurssprung und ich nahm den Gewinn erst einmal vom Tisch.

Die vier größten Positionen im Portfolio sind aktuell Uber Technologies, Meta Platforms, Booking Holdings und Alphabet. Wir planen, dieses Quartett als Basisinvestment länger zu halten, sofern sich unsere Einschätzung bewahrheitet, dass wir aktuell eine Übertreibung nach unten sehen und die großen US-Aktienindizes innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen wieder zu steigen beginnen. Die Aktien unseres “Basisquartetts” verloren in der vergangenen Handelswoche mit der Kursschwäche im Nasdaq 100 an Wert, worunter das Musterdepot litt. Meta Platforms und Alphabet werden in dieser Handelswoche Quartalszahlen präsentieren und wir planen, sofern die Quartalszahlen nicht zu stark enttäuschen, diese beiden Aktien danach nicht zu verkaufen. Allerdings werden wir alle vier Aktien zuvor in der Gewichtung reduzieren, um Cash für neue Prä-Earning Kandidaten frei zu haben. 

Als Prä-Earning Trades halten wir aktuell Aktien von Alnylam Pharmaceuticals, Automatic Data Processing, Cadence Design Systems, Caterpillar, Crocs, Edward Lifesciences, Exlservice, Exponent, Graco, IQVIA Holdings, Lincoln Electric, Livent, Monolithic Power Systems, Rollins, Simpson Manufacturing, Tennant, Teradyne, Texas Instruments, Textron, Thermo Fisher Scientific, Tractor Supply, Ultra Clean, United Rentals, Weyerhaeuser. Die meisten dieser Aktien werden in der kommenden Handelswoche Quartalszahlen präsentieren und wir spekulieren darauf, dass es sowohl kurz vor Bekanntgabe als auch kurz nach den Earnings zu einem Kursanstieg in den Aktien kommt.

Von dem Faktor 5 Long-Zertifikat auf den Nasdaq 100 wollen wir uns vorerst trennen. Auch dieses trug in der vergangenen Handelswoche zur schwachen Performance im Musterdepot bei.

Wir haben wieder zahlreiche Aktien ausfindig gemacht, von denen wir eine positive Kursentwicklung vor und nach den Quartalszahlen erwarten. Im aktuellen Marktumfeld favorisieren wir “Fallen Angels”, da wir bisher beobachten konnten, dass Aktien, die zuvor stark abverkauft wurden, nach Veröffentlichung von Quartalszahlen mehr Kurspotential nach oben aufweisen als Aktien, die zuvor ein positives Momentum ausgewiesen hatten.

Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.