Season-trader

Marktradar vom 11. November 2024

Neben vielen anderen Informationen findest Du in den nächsten Leseminuten Antworten auf folgende Fragen:

 

Warum der Russell 2000 prozyklisch ein Kauf ist

 

Warum europäische Aktien nun riskanter als US-Aktien sind

 

Warum Regionalbanken und Kryptowährungen von Trumps Agenda profitieren

 

Warum der Preis für Sojabohnen steigen könnte

 

Warum ein Einstieg bei Qualys Inc. nun eine gute saisonale Idee sein kann

 

Warum Broadridge Financial Solutions ein Dauerläufer bleiben wird

 




Marktradar vom Montag, 11. November 2024

 

In den USA tanzt der Bulle, in Europa der Bär

 

Kursfeuerwerk nach Trump-Triumph

 

Donald Trump konnte die US-Präsidentschaftswahl eindeutig für sich entscheiden und die großen US-Aktienindizes reagierten mit euphorischen Kursgewinnen, wenn auch nicht alle US-Sektoren die Sektkorken knallen ließen.

 

Während Aktien aus der Finanzbranche und zyklische Aktien aus den Bereichen Industrie und Transport sowie Aktien aus dem Basic Resources-Bereich (Stahl, Kohle, Baustoffe) zu den „fröhlichsten auf der Party” gehörten, sahen wir betrübte Gesichter insbesondere bei Vertretern aus dem Bereich Erneuerbarer Energien, und hier vornehmlich Firmen, die im Bereich Wind- oder Solarenergie tätig sind. 

 

Dennoch sahen wir an der Wall Street die stärkste Rallye nach einer US-Wahl seit vielen Jahren. Donald Trump wird am 20. Januar 2025, wenn die Vereidigung zum Amt des US-Präsidenten auf den Treppen des Kapitols stattfinden wird, zumindest von der Wall Street mit viel Vorschuss-Lorbeeren begrüßt werden.

 

Wie stark sich die Trump-Rallye auf die großen US-Aktienindizes ausgewirkt hat, verdeutlichen die Kursanstiege der drei großen US-Aktienindizes auf beeindruckende Weise:

 

Der ETF auf den S&P 500 (SPY) gewann aus Wochensicht 4,75 %; notiert nun knapp unter der 600 US-Dollar Marke, die zu überwinden nun das November-Ziel darstellt.

 

Der ETF auf den Nasdaq 100 (QQQ) gewann aus Wochensicht 5,48 %; schloss am Freitag – wie auch der S&P 500 – auf einem Allzeithoch.

 

Der ETF auf den Russell 2000 (IWM) gewann aus Wochensicht enorme 8,74 %. Trotz der schon etwa drei Jahre andauernden Underperformance des Russell 2000 gegenüber den beiden anderen genannten großen US-Aktienindizes schloss der Russell 2000 am Freitag ebenfalls auf einem Allzeithoch.

 

 

Russell 2000 mit abgeschlossener Tassenformation

 

Im ETF für den Russell 2000 (IWM) sehen wir im Chart eine Tasssenformation, die vor fast genau drei Jahren (November 2021) ihren Ausgangspunkt nahm und von Juli bis Oktober einen Griff ausgebildet hat, der nach dem Trump-Wahlsieg jetzt nach oben aufgelöst wird. Damit kann die Formation als beendet erklärt werden.

 

Die Charttechnik signalisiert damit ein starkes prozyklisches Kaufsignal.

 

Wir sind für den Russell 2000 nicht nur wegen des bullischen Chartbildes nun sehr optimistisch gestimmt, sondern sehen für Aktien aus dem US-Mid- und Small Cap Bereich auch wegen der Trump-Agenda nun Rückenwind für mehrere Wochen, vielleicht sogar Monate und Jahre.

 

Aktien aus dem Russell 2000 sind oft viel weniger international aufgestellt und verdienen ihr Geld daher nicht selten vorwiegend innerhalb der USA. Damit profitieren sie mehr als US-Large-Caps von den Wachstumsimpulsen, die Donald Trump nun durch Steuersenkungen sowohl für in den USA ansässigen Unternehmen als auch für US-Verbraucher bewirken will. Hinzu kommt, dass durch Bürokratieabbau und Deregulierung vor allem das Finanz- und Kreditgeschäft nun an Fahrt gewinnen sollte.

 

 

Börsen ex-USA durften nicht mit auf die Party

 

Die Aktienmärkte fern der Wall Street konnten von der Trump-Rallye jedoch nicht profitieren, im Gegenteil: In Europa sehen wir deutliche Anzeichen eines beginnenden Bärenmarktes – wir hatten bereits im Marktradar vom 28. Oktober darauf hingewiesen, dass einige europäische Länder-ETFs bereits in Bärenhand sind – der Griff der Bären hat sich nach der Wahl von Donald Trump nicht gelockert, nein: Der Bär scheint den Griff auf Europa nun noch fester halten zu wollen.

 

Den Bullen gehen für Europa nun zusehends die Argumente aus, weil nach Trumps Wahlsieg etablierte Pfade eines politisch motivierten Freund- und Feind-Denkens anders als zuvor betrachtet werden müssen.

 

Einzig die im Unterschied zu den USA vergleichsweise günstige Bewertung von europäischen Aktien kann in diesen Tagen noch pro Europa und contra USA gewertet werden.

 

Europas Aktienmärkten trauen wir derzeit nicht zu, dass diese den USA bei der Gunst um global agierende Portfoliomanager Paroli bieten können. Wir können uns gut vorstellen, dass eine Verschnaufpause bei US-Aktien zu noch mehr Verkaufsdruck bei europäischen Aktien führen wird.

 

Europäische Aktien werden nach der Wahl von Donald Trump zu einem hochgradigen Risk-On Wert.

 

Einige Wirtschaftsanalysten spekulieren nun schon laut damit, dass europäische Firmen 2025 verstärkt Produktionsstätten in Europa abbauen werden, um diese dafür in den USA zu errichten. Dort sollen die Unternehmenssteuern ja auf 15 % gesenkt werden, außerdem können mit der Produktionsverlagerung in die USA Einfuhrzölle umgangen werden. Sollte beispielsweise der deutsche Autokonzern Volkswagen auf diese Idee kommen, dann könnte Elon Musk’ Post auf X nach dem Ampel-Aus, den er auf Deutsch mit “Olaf ist ein Narr” betitelt hat, auf eine noch höhere virale Verbreitung stoßen, als er es – zumindest in Deutschland – seit Mittwoch sowieso schon ist. Und der Schimpf-Ruf “Narr” könnte mit der Produktionsverlagerung deutscher Firmen in Richtung USA dann sogar mit Inhalt gefüllt werden.

 

Eine “Europa-First-Strategie” ist momentan nicht in Sicht. Hat in der vorigen Woche wohl kaum ein europäischer Politiker diese ganz oben auf seiner Agenda stehen gehabt, so könnte sich das mit Trumps deutlichen Wahlsieg nun ändern.

 

Eines dürfte spätestens nun jedem Politiker klar geworden sein: Wer auf Zugeständnisse von Donald Trump hofft, muss zuerst selbst Stärke zeigen.

 

Nach dem Scheitern der Regierungskoalition in Deutschland, die – so wollte es der Zufall – am Tag von Trumps Triumph vom deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz ausgesprochen wurde, steht Europa nun nicht nur wie paralysiert da, sondern könnte sich womöglich in Kürze isoliert zwischen den USA, China und Russland aufgestellt sehen.

 

Donald Trump ist dafür bekannt, dass er für jede Opportunität, die ihm und Amerika in die Karten spielt, offen ist. Neue Allianzen zwischen den USA und China und sogar zwischen den USA und Russland sollten von europäischen Politikern jetzt nicht ausgeschlossen werden. Unter Joe Biden schienen solche Allianzen undenkbar, unter Donald Trump aber durchaus, sofern ein Deal mit Wladimir Putin oder Xi Jinping Fakten schafft, die aus Sicht von Donald Trump gutgeheißen werden können.

 

Das Wall Street Journal berichtet inzwischen, dass ein Vorschlag der neu gewählten US-Regierung vorsieht, dass die Ukraine mindestens 20 Jahre auf einen Beitritt in das Militärbündnis Nato verzichtet. Nur dann würde Washington Kiew weiter mit (schweren) Waffen zur Verteidigung gegen die völkerrechtswidrige russische Attacke versorgen. Auch eine entmilitarisierte Zone entlang der ukrainischen Front sei laut dem Bericht ein mögliches Szenario, um eine Waffenruhe einzuleiten.

 

Auch wenn Donald Trump offiziell noch nicht im Amt ist, erwarten viele Informierte, dass er nicht erst bis zum 20. Januar warten wird, sondern schon jetzt den Kontakt mit wirtschaftlichen und politischen Vertretern sucht.

 




Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

 

Aktuell erhalten 34 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 56,6 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 26,6 %).

 

Von den 34 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, werden 14 ETFs vom Marktradar für diesen Montag als trendfolgend kaufbar eingestuft. In der Vorwoche erhielten nur 3 ETFs das Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar”.

 

Als trendfolgend kaufbar werden vom Marktradar für diesen Montag folgende Sektor-, Branchen- und Themen ETFs eingestuft (in Klammern der Abstand zum Schlusskurs vom 5. November, also dem Tag vor der Wahlentscheidung zugunsten von Donald Trump):

 

Bitcoin Miners (WGMI; 25,08 %)

 

Innovation (ARKK; 12,20 %)

 

Fintech (ARKF; 9,67 %)

 

Software (IGV; 7,86 %)

 

Gaming und Sport (ESPO; 6,30 %)

 

Stahl (SLX; 6,06 %)

 

Nichtbasiskonsumgüter (XLY; 6,00 %)

 

Fluggesellschaften (JETS; 4,75 %)

 

Transport (IYT; 3,71 %)

 

Biotechnologie (XBI; 3,53 %)

 

Digitale Kommunikation (XLC; 3,29 %)

 

3D-Druck (PRNT; 3,20 %)

 

Robotik und AI (BOTZ; 2,77 %)

 

Lithium und Batterietechnologie (LIT; -1,85 %)

 

 

Diese ETFs zeichnen sich dadurch aus, dass sie neben einem Aufwärtstrend zuletzt auf Tagesbasis auch ein höheres Tief im Chart aufweisen, womit diese gemäß unseres Modells als “trendfolgend kaufbar” bezeichnet werden können, weil ein höheres Tief dem Trend einfach mehr Stabilität verleiht.

 

 

Krypto-Fans feiern den Wahlsieg von Donald Trump

 

Wir sehen anhand der Rangliste, dass Bitcoin-Miners sehr euphorisch auf Trumps Wahlsieg reagierten. Das hat seinen guten Grund.

 

Donald Trumps Haltung gegenüber Bitcoin und Kryptowährungen hat sich seit seiner ersten Präsidentschaft 2016–2020 nämlich erheblich gewandelt. Während er früher Bitcoin eher kritisch gegenüberstand, zeigt sein Wahlprogramm für 2024 eine deutlich freundlichere Einstellung zu Digitalwährungen. Trump und sein Team haben sich sogar für einen sogenannten “Strategischen Bitcoin-Reservefonds” ausgesprochen, durch den die USA bis zu einer Million Bitcoin erwerben kann, um langfristig die Staatsverschuldung zu senken und sich gegen eine Abwertung des US-Dollars abzusichern.

 

Zusätzlich plant Trump, die regulatorische Kontrolle zu lockern, indem er etwa den aktuellen Vorsitzenden der US-Börsenaufsicht (SEC), Gary Gensler, ablöst. Diese Personalie allein könnte bei Bitcoin-Investoren wie ein Befreiungsschlag wirken und dürfte neben dem Bitcoin auch Altcoins wie Ethereum, Ripple oder Solana für institutionelle Investoren als Anlagewert mehr Attraktivität verleihen.

 

Unterstützt wird Donald Trump von prominenten Kryptowährungsbefürwortern, darunter Senatorin Cynthia Lummis, die eine Krypto-Initiative im Kongress verfolgt und Bitcoin als strategisches Asset für die USA sieht – auch im Hinblick auf China, um zu verhindern, dass China zur Krypto-Hochburg wird und damit langfristig der Weltleitwährung, die der US-Dollar immer noch ist, irreparablen Schaden zufügen könnte.

 

Wenn die USA positiv zum Bitcoin stehen würden, dann dürfte das laut Cynthia Lummis die globale Stellung des Dollars festigen und die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit des Landes stärken​.

 

Cynthia Lummis bezeichnet den Bitcoin in Interviews auch gerne als Freiheitsgeld, das die US-Bürger vor Inflation schützen wird.

 

 

US-Regionalbanken sind nach Trumps Wahlsieg “On Fire”

 

Ebenfalls recht bullisch präsentieren sich aktuell Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die nach einer Unterschreitung höherer Tiefs eine Umkehrbewegung starten, im Rahmen dieses Reversals bisher aber noch kein höheres Tief auf Tagesbasis ausbilden konnten, so dass diese Branchen zwar “On Fire” sind, es ihnen wegen des fehlenden höheren Tiefs aber noch etwas an Trendstabilität fehlt. 

 

Für diesen Montag sichten wir 19 solcher “On Fire”-ETFs (in Klammern wieder der Abstand zum Schlusskurs vom 5. November, also dem Tag vor der Wahlentscheidung zugunsten von Donald Trump):

 

Regionalbanken (KRE; 9,89 %)

 

Automatik und Robotik (ARKQ; 9,38 %)

 

Broker und Börsen (IAI; 8,03 %)

 

Internet-Cloud (7,56 %)

 

Infrastruktur (PAVE; 6,44 %)

 

Weltraum (ARKX; 6,22 %)

 

Banken (XLF; 5,30 %)

 

Cybersecurities (CIBR; 4,57 %)

 

Versicherungen (KIE; 4,54 %)

 

Technologie allgemein (XLK; 4,52 %)

 

Genomik (ARKG; 4,47 %)

 

Semiconductor (SMH; 4,44 %)

 

Industrie (XLI; 4,40 %)

 

Beteiligungsgesellschaften (PSP; 4,18 %)

 

Fossile Energie (XLE; 3,97 %)

 

Gesundheitsdienstleister (IHF; 3,45 %)

 

Einzelhandel (XRT; 2,44 %)

 

Wasserwirtschaft (1,29 %)

 

Medizintechnik (IHI; 1,09 %)

 

 

Dass der ETF für Regionalbanken (KRE) so stark nach Trumps Wahlsieg performte, kann dadurch begründet werden, dass die meisten Regionalbanken im Russell 2000 Index gelistet sind.

 

Aber der eigentliche Grund für den Run auf Aktien von Regionalbanken am vergangenen Mittwoch dürfte – wie beim Bitcoin – die Agenda Donald Trumps gespielt haben.

 

Donald Trump plant für den Finanzsektor Rücknahmen von Regularien. Durch die Lockerung einiger Finanzvorschriften würden Regionalbanken mit geringeren Compliance-Kosten konfrontiert sein, was kleinere Banken im Vergleich zu Großbanken überproportionale Vorteile bringen kann. Dieser Trend war aber bereits während der Biden-Regierung zu beobachten gewesen, da auch die von den Demokraten geführte Regierung bestrebt war, die Profitabilität regionaler Banken zu unterstützen. Zusätzlich profitieren Regionalbanken von den von Trump in den Raum gestellten Steuersenkungen, die neben einer lockereren Haushaltspolitik das Wirtschaftswachstum auch auf lokaler Ebene ankurbeln dürfte. Dieses Umfeld führt im Allgemeinen zu einer erhöhten Nachfrage nach Krediten und Dienstleistungen im Geschäft mit lokal ansässigen Firmen, was die Einnahmen regionaler Banken steigern würde. Zudem könnte Trump den Regionalbanken mehr Flexibilität bei der Festlegung von Gebühren und der Strukturierung von Kreditprodukten ermöglichen. Da Börsianer bei einer Trump-Regierung höhere Inflationsraten als bei einer Harris-Regierung erwarten, spielt auch dieses in die Karten von Regionalbanken, weil höhere Inflationsraten meist auch mit höheren Zinsen einhergehen, die – bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum – das Kreditgeschäft ankurbeln würden.

 



Trendfrühererkennungssignal Long bei Sojabohnen

 

Der Preis von Sojabohnen verteuerte sich im Januar-Future (ZS) seit dem Wahltag von Donald Trump um 2,85 %. 

 

Wie Daten von Commitment of Traders zeigen, haben Sojabohnen-Futures und -Optionshändler bis zum Dienstag 2.114 Kontrakte von ihrem Netto-Short Positionen abgebaut, damit verringerte sich der Short-Bestand auf 70.112 Kontrakte.

 

Produzenten und Verarbeiter von Sojabohnen halten aktuell hingegen Netto-Long-Positionen von etwa 93.683 Kontrakten.

 

Mit den Ergebnissen zur US-Wahl stieg auch der Preis im Sojabohnen-Future an. 

 

Für Mittwoch sehen wir nun im Chart ein höheres Tief, was Trader, die sich bei begrenztem Risiko früh – noch vor einem für alle sichtbaren Trendwechsel – positionieren wollen, nun auf den Plan rufen könnte.

 

Nachdem der Sojabohnen-Future am Dienstag erstmals seit dem 24. Oktober wieder per Tagesschluss die 10 US-Dollar Marke überschritten hat, fiel der Future am Mittwoch zunächst darunter, um dann über ein Intraday-Reversal per Tagesschluss doch darüber schließen zu können.

 

Am Donnerstag wurde bekannt, dass die chinesischen Sojabohnenimporte gegenüber dem Vorjahr um 11,2 % gesteigert werden konnten. 

 

Am Freitag meldete der National Agricultural Statistics Service (NASS), dass die Prognose für die Sojaernte in den USA drastisch gesenkt wurde, was sich mittelfristig preistreibend für Sojabohnen auswirken könnte.

 

Um 9,75 US-Dollar hat sich nun ein Boden etabliert, der seit Mitte August bereits fünfmal erfolgreich getestet werden konnte. Mit dem Überschreiten der 10 US-Dollar Marke am Donnerstag und Freitag könnte sich nun die 10 US-Dollar Marke als zweiter Boden über 9,75 US-Dollar etablieren.

 

Da der Sojabohnen-Future aktuell etwas überkauft ist, sollten Trader auf einen kleinen Rückgang im Preis bis knapp über 10 US-Dollar spekulieren, von wo aus sich dann ein früher Einstieg bei begrenztem Risiko anbieten könnte.

 

Future-Trader können zum Beispiel unter dem Tief vom Mittwoch einen Stopp-Loss platzieren (knapp unter 9,80 US-Dollar) und als Trading-Ziel 11,30 US-Dollar anpeilen. Das entspricht, sofern ein Einstieg per Kauflimit um 10,15 US-Dollar erfolgt, einem Chance-Risiko-Profil (CRV) von knapp 3:1.



Saisonale Idee der Woche: Qualys Inc.

 

Das im Russell 2000 gelistete Software-Unternehmen Qualys Inc. (QLYS; Marktkapitalisierung: 6 Mrd. US-Dollar) bietet Cloud-basierte Sicherheits- und Compliance-Lösungen an.

 

Das Unternehmen lieferte Anfang dieses Jahrtausends Pionierarbeit, weil es als eines der ersten IT-Dienstleister die noch in den Kinderschuhen steckende Internet-Cloud nutzte, um direkt über das Internet Anwendungen zu hosten. Kunden wurden dabei Sicherheitslösungen verkauft, die über ein Schwachstellenmanagement verhinderten, dass Viren oder Trojaner das Betriebssystem lahm legten oder betriebsinterne Daten vernichtet oder kopiert werden, um damit kriminelle Handlungen bis hin zur Erpressung von Lösegeld herbeizuführen.

 

Im Februar diesen Jahres wurde beispielsweise der größte Krankenversicherer in den USA, UnitedHealth, von Cyberkriminellen attackiert, was den Aktienkurs kurzfristig einbrechen ließ und dem Unternehmen im ersten Quartal 2024 satte 870 Millionen US-Dollar kostete, wobei fast 600 Millionen US-Dollar für eine schnelle Systemwiederherstellung aufgebracht werden musste.

 

Zu den zahlreichen Partnern von Qualys zählen unter anderem bekannte Software-Giganten wie IBM, Microsoft, Accenture und das indische Unternehmen Infosys sowie Netzwerk- und Telekom-Riesen wie Cisco, Verizon oder auch die British Telecom. Auch die Baumarktkette Home Depot und Caterpillar gehören zu den Kunden von Qualys.

 

Das Flaggschiff von Qualys besteht derzeit aus der Enterprise TruRisk-Plattform und ihren integrierten Apps. Dieses Produkt stellt die wichtigsten Sicherheitsinformationen jederzeit auf Abruf bereit. Zugleich wird das gesamte Spektrum der Prüfung, Compliance und des Schutzes für IT-Systeme und Webanwendungen automatisiert.

 

Das Unternehmen legte am Tag der US-Präsidentschaftswahl, 5. November, Quartalszahlen vor, die die Konsensschätzungen übertrafen. Statt erwarteten 1,33 US-Dollar verdiente Qualys im 3. Quartals 1,56 US-Dollar pro Aktie, statt eines Umsatzes von 150,56 Mio US-Dollar erreichte das Cyber-Security-Unternehmen einen Umsatz von 153,87 Mio US-Dollar. Zugleich erhöhte das Unternehmen die Ziele für das 4. Quartal. Diese erscheinen realistisch, weil das Unternehmen ab dem 4. Quartal die integrierte App TotalAI einführt, die Sicherheitsrisiken, die durch die Künstliche Intelligenz entstehen, abdecken soll.

 

Zu den Ergebnissen des dritten Quartals 2024 sagte Qualys-Präsident und CEO Sumedh Thakar: “Das dritte Quartal war für Qualys ein weiteres starkes Quartal mit schnellen Innovationen, was unser anhaltendes Engagement für Technologieführerschaft, Transformation der Cybersicherheit und erfolgreiche Ergebnisse für Kunden widerspiegelt.” 

 

Weiter sagte der CEO, dass mit der Veröffentlichung mehrerer neuer Funktionen die Qualys-Kunden neue Bestellungen für Updates vorgenommen haben, um einerseits für die modernsten Cyberattacken aller Art inklusive KI gewappnet zu sein und um andererseits auf eine jetzt noch bedienerfreundlichere, in vielen Funktionen vereinfachte Plattformlösung zugreifen zu können. Der CEO glaubt, dass Qualys langfristig weiter wachsen wird und zugleich die hohe Rentabilität gegenüber der Konkurrenz aufrechterhalten kann. Zugleich soll in neue Initiativen investiert werden, die darauf abzielen, den Abstand zwischen Qualys und der Konkurrenz weiter zu vergrößern.

 

Am 8. November kam über Bloomberg das Gerücht auf, dass Qualys Inc. auf der Kaufliste einiger Unternehmen steht, es also möglich ist, dass der Firma in Kürze ein Übernahmeangebot unterbreitet wird. Qualys Inc. lehnte auf Anfrage ab, sich zu den Gerüchten zu äußern.

 

Eine Übernahme könnte durchaus Sinn machen, denn die Bilanz von Qualys ist gesund und das Kernprodukt ist längst etabliert.

 

Mit einer Eigenkapitalrendite und Eigenkapitalquote von jeweils etwa 45 % kann Qualys sogar als “Qualitätsunternehmen” bezeichnet werden, obwohl es in erster Linie ein Wachstumsunternehmen ist. Hinzu kommt eine hohe Profitabilität, die sich unter anderem durch eine operative Marge von 30 % auszeichnet.

 

Das 2024er KGV liegt bei 37 und das 2024er KUV bei 9, was auf den ersten Blick nicht günstig erscheint.

 

Seit Jahresbeginn hat das Unternehmen etwa 20 % an Wert verloren, was vor allem auf die hohe Bewertung zu Jahresbeginn zurückzuführen ist: Damals lag das KUV bei 15 und das KGV bei 60.

 

Sollte es tatsächlich zu einem Übernahmeversuch kommen, dann könnte dem Käufer zumindest zugemutet werden, das Unternehmen zu den Bewertungskennzahlen vom Anfang des Jahres zu kaufen, was dazu führen könnte, dass der Kaufpreis durchaus doppelt so hoch sein kann, wie das Unternehmen aktuell wert ist.

 

Eine saisonale Analyse des Aktienkurses zeigt auf, dass die Aktie von Ende Oktober bis Anfang Februar meistens steigt, während die Qualys-Aktie von Anfang Februar bis Anfang Mai meistens fällt.

 

Da das Unternehmen immer Anfang November Quartalszahlen vorlegt, ist die Entwicklung bis Anfang Februar in hohem Maße vom Ergebnis der Quartalszahlen zum dritten Quartal abhängig.

 

2023 veröffentlichte Qualys die Quartalszahlen am 2. November. Am Earning-Day stieg die Aktie um 11,3 % und konnte bis zum 1. Februar 2024 um weitere 12 % steigen. Wer schon am 12. Dezember 2023 Gewinne mitgenommen hat, konnte nach dem Earning-Day sogar eine Rendite von 21 % realisieren.

 

2022 veröffentlichte Qualys die Quartalszahlen ebenfalls am 2. November. Am Earning-Day verlor die Aktie ca. 16 % an Wert, bot sich damit für einen prozyklischen saisonalen Einstieg nicht an. Wer antizyklisch trotz schwacher Quartalszahlen die Aktie nach dem Earning-Day gekauft hat, konnte am 1. Februar immerhin einen Gewinn von 6 % realisieren.

 

Im Bärenmarktjahr 2021 veröffentlichte Qualys die Quartalszahlen am 3. November. Am Earning-Day stieg die Aktie um 9,5 %. Danach war in der Aktie aber die Luft raus, Mister Market konnte im schwachen Gesamtmarkt die guten Quartalszahlen nicht weiter honorieren. Wer die Aktie dennoch bis zum 1. Februar 2022 gehalten hat, musste einen Verlust von etwa 6 % realisieren.

 

2020 veröffentlichte Qualys die Quartalszahlen ebenfalls am 3. November. Nach einem Up-Gap wurde die Aktie intraday verkauft und schloss den Earning-Day mit einem Verlust von 0,64 % ab. Wer die Aktie trotz des Intraday-Abverkaufs nach dem Earning-Day gekauft hat, wurde jedoch reichlich belohnt. Denn bis zum 1. Februar 2021 stieg die Aktie um 50 %.

 

In diesem Jahr 2024 fiel die Veröffentlichung der Quartalszahlen, wie oben schon erwähnt, mit dem Wahltermin zusammen. Daher profitierte die Aktie am Earning-Day (6. November) neben den guten Zahlen gleichzeitig auch vom Wahlausgang pro Trump. Die Aktie konnte am 6. November um 24 % nach oben schießen, schloss bei 159,23 US-Dollar, erreichte intraday sogar Kurse bei 170 US-Dollar. Sofern wir bis Anfang Februar keinen schwachen Gesamtmarkt sehen, erwarten wir bis dahin mindestens einen Kurs von 170 US-Dollar, was gemäß Schlusskurs vom Freitag eine Mindestrendite von fast 7 % bringen würde.

 

Hinzu kommt Kursphantasie wegen der Gerüchte um eine Übernahme des Unternehmens, die wir – rein fundamental betrachtet – tatsächlich für durchaus möglich erachten.

 



Dauerläufer-Trendfolge Idee der Woche: Broadridge Financial Solutions

 

Der im S&P 500 gelistete Software-Dienstleister für Banken, Vermögensverwalter und Börsenmakler, Broadridge Financial Solutions (BR; Marktkapitalisierung 26 Mrd. US-Dollar), ist ein Anbieter von Lösungen, die sowohl die Kommunikation der Unternehmen mit Kunden als auch interne Abläufe effizient managen und verbessern können.

 

Die Infrastruktur von Broadridge dient dabei als Knotenpunkt, der Finanzdienstleister mit Millionen von meist institutionellen Anlegern weltweit verbindet.

 

Mehr als 80.000 Finanzberater nutzen die Plattformen von Broadridge täglich und Broadridge bedient über 900 der weltweit führenden Banken und Maklerfirmen.

 

Über Broadridge werden täglich festverzinsliche Wertpapiere und Aktien im Wert von etwa 7 Mrd. US-Dollar gehandelt, dabei übernimmt Broadridge auch die weitgehend automatisierte Post-Trade Bearbeitung.

 

Broadridge verfügt über eine Datenbank, die über 90 % der Daten zu Investmentfonds und ETFs abdeckt, womit auch das Screening über Listen angeboten wird.

 

Broadridge Financial Solutions ist auch im Beratungsgeschäft aktiv und hilft seinen Kunden, komplizierte gesetzliche Vorschriften einzuhalten und dabei die Rentabilität aufrechtzuerhalten. Dabei arbeitet das Unternehmen auf Wunsch auch Seite an Seite mit seinen Kunden, um die einzigartigen Bedürfnisse des Unternehmens, für das der Kunde aktiv ist, zu verstehen und ungenutzte Möglichkeiten zu finden, um den Arbeitsablauf und damit auch den Geschäftswert höher und besser skalieren zu können.

 

Broadridge bietet auch Druck- und Versandservices an, die für die Verbreitung von Jahresberichten, Prospekten und Steuerdokumenten etc. sorgen.

 

Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als offen für innovative Technologien, nennt hier vor allem die Blockchain-Technologie.

 

Das Fintech-Unternehmen ist erst seit 2007 an der Börse gelistet, es ging damals als Spinoff aus dem Software-Unternehmen Automatic Data Processing hervor.

 

Seit dem IPO im April 2007 konnten Anleger mit dieser Fintech-Aktie bis heute eine Rendite von mehr als 1.500 % erzielen.

 

Am 5. November meldete das Unternehmen vorbörslich Quartalszahlen, die etwa den Analystenschätzungen entsprachen. Dennoch konnte die Aktie am Earning-Day um 4 % steigen, damit wurden die Kursverluste, die die Aktie seit Mitte Oktober über 15 Handelstage fast täglich machte, an einem einzigen Tag wieder wettgemacht. Am Freitag erreichte die Aktie dann ein neues Allzeithoch auf Schlusskursbasis.

 

Wir gehen davon aus, dass die Aktie weiterhin ein Dauerläufer bleiben wird, weshalb das Erreichen eines Allzeithochs Anleger nicht von einem langfristigen Einstieg in diese Aktie abhalten sollte. Wir erwarten auch kurzfristig weiter steigende Kurse, da der Aktie nun katapultartig ein Breakout im Chart geglückt ist.

 

 

 

Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen

 

In der vergangenen Handelswoche haben wir wieder Trades durchgeführt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben.

 

Das wikifolio “Marktradar” gewann in der vergangenen Handelswoche 7,3 %, liegt seit Jahresbeginn mit 10 % im Plus.

 

Wir sind aktuell in der Anlageklasse Volatilität vorwiegend Short positioniert, begannen aber wieder Vola Long Positionen aufzubauen.

 

Unser Themenschwerpunkt liegt momentan bei Smart Grid Profiteuren. Für das Thema Smart Grid halten wir die Aktien von Ameresco, IES Holdings, MYR Group, Quanta Services, Tetra Tech. Weitere Themen sind Bitcoin und China-Aktien, die wir über zwei ETPs abdecken.

 

Im Rahmen der Trendfrüherkennung haben wir unsere Trades in Solaraktien (ETF) und im Kupfer-Future (Hebelprodukt) wieder beendet. Wir planen nun, eine Long Position im Sojabohnen-Future aufzubauen.

 

Für unser Trading von saisonalen Chancen halten wir Call-Optionsscheine auf Swiss Re, Workday und Micron Technology, Call-Discount-Optionsscheine auf BMW, Münchener Rück und Siemens, die Aktien von Collegium Pharmaceutical, Wienerberger, Vossloh und Rambus und einen ETC auf den Bitcoin. Wir planen, die Aktie von Qualys zu kaufen.

 

Im Rahmen unserer Strategie “Defensiv von Links Unten nach Rechts oben” halten wir die Aktien von W.R. Berkley Corporation, Comfort Systems, Louisiana Pacific Corp., Parker Hannifin Corporation, RadNet, Tyler Technologies, Churchill Downs, BWX Technologies, Brown & Brown, Stryker Corp., Ensign Group, Costco Wholesale, MercadoLibre, Waste Management. In dieser Woche wollen wir die Aktie Broadridge Financial Solutions dazu kaufen.

 

Als Earning-Trades halten wir aktuell nur zwei Aktien, die wir am Montag verkaufen werden, weil der Earning-Day am Freitag war (Motorola Solutions und Lamar Advertising). Wir warten nun auf neue Signale für den Einstieg in Aktien, die in Kürze Quartalszahlen melden werden.

 

 

Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.



Seit 2014 ist Stefan Pröhl bei wikifolio aktiv. Dort setzt er Rotationsmodelle auf Wochen-, Monats- oder Quartalsbasis um.

Die Idee zum Marktradar ist entstanden, weil ihm bisher ein vernünftiges Modell fehlte, mit dem er sich täglich einen schnellen Überblick verschaffen kann, in welche Sektoren und Branchen gerade Kapital hineinfließt und aus welchen gerade Kapital abgezogen wird.

Mit dem von ihm entwickelten “Marktradar” kann er täglich für jeden Sektor bzw. jede Branche fünf Tagesstempel vergeben: “Kaufen oder Aufstocken”, “Buy the dip ?”, “Bodenbildung oder Seitwärts”, “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”, “Unter Beobachtung”.

Diese “Top Down” Analyse gibt ihm täglich wichtige Hinweise und Tipps zur Intermarketanalyse. Mit dem Schreiben dieser Kolumne dokumentiert er auf hoffentlich auch etwas unterhaltsame Weise die Tipps und Hinweise, die ihm der Marktradar liefert.

Mit jedem Wissen entsteht auch Unwissen. Nur so kann Stillstand, Leere, Einrosten im Kopf verhindert werden. Täglich gibt es Neues zu entdecken und täglich werden Überzeugungen revidiert. Das ist das Mindset, dem auch diese Kolumne folgt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert