Season-trader

Marktradar vom 18. November 2024

Neben vielen anderen Informationen findest Du in den nächsten Leseminuten Antworten auf folgende Fragen:

Warum nun ein guter Zeitpunkt zum Einstieg in US-Aktien ist

Warum Fondsmanager China Aktien trotz Trumps Zollpolitik kaufen

Warum Liberty Energy einen spekulativen Kauf wert ist

Warum der Sektor Gesundheit aktuell relative Schwäche zeigt

Warum ein Einstieg bei Ansys Inc. nun eine gute saisonale Idee sein kann

Warum The Hartford Financial Service Group ein Dauerläufer bleiben wird

 

Marktradar vom Montag, 11. November 2024

Jetzt US-Aktien zu kaufen ist ein guter Zeitpunkt

Der ETF für den Russell 2000 (IWM) schloss vier Handelstage hintereinander nah am Tagesschlusskurs, verlor in der vergangenen Handelswoche über 5 % an Wert.

Einige Marktteilnehmer sehen im Russell 2000 den Index für die USA, der am stärksten von der Trump Agenda profitieren wird, noch mehr als der S&P 500 und auch mehr als der Nasdaq 100.

Wie auch für die beiden letztgenannten Indizes sehen wir nun ein attraktives Swing-Einstiegssignal für die Long-Seite im Russell 2000. Der Russell 2000 hat nach der Trump-Euphorie kurz und humorlos korrigiert; Trader und Investoren, die beim Kurssprung am 6. November nicht dabei waren, können ab heute ihren verspäteten, aber vermutlich noch rechtzeitigen Einstieg finden, um von der Jahresendrallye zu profitieren. 

Und wir gehen im Übrigen auch davon aus, dass jetzt ein guter Einstieg für US-Aktien aus Sicht von mindestens 4 Jahren ist.

Da kommt die kurze Korrektur aus der letzten Handelswoche doch gerade recht, oder ?

Manche Kommentatoren schieben die Kursverluste bei den drei großen US-Aktienindizes in der vergangenen Handelswoche den neuen designierten Ministern zu, die Trump aktuell für sein Regierungskabinett bestimmt hat. Diese dürften allesamt für Polarisierungen, auch innerhalb der republikanischen Partei, sorgen.

Manche Kommentatoren schieben den Kursrutsch hingegen Jerome Powell in die Schuhe. Am Donnerstag hat der Fed-Chef während einer Podiumsdiskussion gesagt, dass die Signale aus der Wirtschaft es nicht hergeben, nun in schnellem Tempo die Zinsen senken zu müssen.

Der GDP-Now Indikator, der von der Fed of Atlanta mehrmals wöchentlich aktualisiert wird, prognostiziert für das vierte Quartal momentan ein US-Wirtschaftswachstum in Höhe von 2,5 %.

Laut Daten vom Mittwoch sind die Verbraucherpreise im Oktober mit +2,6 % etwas höher gestiegen als im September (+2,4 %). Und Daten zu den US-Erzeugerpreisen vom Donnerstag, die noch kurz vor  Powell´s Aussagen veröffentlicht wurden, sind mit +2,4 % ebenfalls höher gestiegen als im September (+1,9 %).

Da sich eine Inflation in der Regel positiv auf Sachwerte, wie Aktien es nunmal sind, auswirkt, dürfte eine Pause bei den eigentlich erwarteten Zinssenkungen die Aktienmärkte nicht wirklich belasten. Genau das deutete Jerome Powell auf der Podiumsdiskussion auch an.

Eine US-Geldpolitik ist aktuell weder genötigt, schwächeres als erwünschtes Wachstum zu stimulieren (das unterscheidet die USA aktuell stark von der Fiskalpolitik in China) noch zu hohes Wachstum zu dämpfen. Und so könnte die Fed so handeln, “dass wir das Tempo unserer Maßnahmen verlangsamen, nur um die Chancen zu erhöhen, dass wir es richtig machen” – mit diesen schon fast richtungsweisenden Worten beschrieb Jerome Powell die aktuelle, für die FED eigentlich komfortable fiskalpolitische Lage während der Podiumsdiskussion. Und das kam bei Anlegern – zumindest spontan – nicht gut an.

Wir fragen uns ernsthaft: Warum das denn ?

Eine bessere Steilvorlage hätte Jerome Powell dem Aktienmarkt doch nicht geben können.

Kommen wir aber erstmal zur Trump Agenda zurück: Eine Senkung der Körperschaftssteuer von 21 % auf 15 %, wie Donald Trump sie plant, könnte gemäß diverser Schätzungen ganz allein dafür sorgen, dass der S&P 500 um 5 bis 8 % stärker steigen wird als wenn es diese Steuersenkung nicht geben würde. Der Russell 2000 dürfte noch stärker von der Senkung der Körperschaftssteuer profitieren, hier könnte ein zusätzlicher Anstieg von mindestens 12 % veranschlagt werden.

Bekanntlich hat Donald Trump auch Zölle von bis zu 60 % auf einige chinesische Produkte und 10 bis 20 % auf europäische Waren angekündigt

Viele europäische und auch einige asiatische Börsen sind daraufhin charttechnisch in einen Abwärtstrend geraten, woraus folgt, dass europäische und asiatische Indizes nun weit weniger als die drei großen US-Indizes zu einem Swing-Long Einstieg einladen, da in Europa und Asien erst eine Bodenbildung abgewartet werden sollte, bevor grünes Licht für steigende Kurse gegeben werden kann.

Asiens Börsen können mit den USA nicht mithalten

Aktien aus dem CSI300 (ASHR) und aus Hongkong (EWH) halten sich im Unterschied zu den asiatischen Länder-ETFs für Indien (INDA), Indonesien (EIDO), Philippinen (EPHE), Südkorea (EWY) und Vietnam (VNM), die allesamt den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” erhalten, noch relativ stark.

Fondsmanager kaufen aktuell Aktien aus China, und offensichtlich verkaufen sie stattdessen nicht US-Aktien, sondern Aktien aus Indien und Europa.

Wie lange dieser Umschichtungsprozess noch anhält, ist natürlich schwierig zu bestimmen. Es sieht aber so aus, als ob sowohl Aktien aus China und aus den USA bei global agierenden Fondsmanagern aktuell nachgekauft werden.

Die hohen Zölle, die die USA China auferlegen möchte, können offensichtlich durch die Stimulus Pakete der chinesischen Zentralbank für die einheimische Wirtschaft mehr als kompensiert werden.

Notiert der S&P 500 Ende 2030 bei 10.000 Punkten ?

Bei den drei großen US-Aktienindizes dürfte das Erreichen neuer Allzeithochs aus Sicht des Marktradars in Kürze wieder möglich sein.

Davon geht auch Ed Yardeni, ein in den USA bekannter Börsenanalyst, aus: “Kurz nachdem Donald Trump am 8. November 2016 die Präsidentschaftswahlen gewonnen hatte, beobachteten wir, dass die Wirtschaft und der Aktienmarkt von “animal spirits”, einem von John Maynard Keynes geprägten Begriff für spontanen Optimismus, beflügelt waren. Jetzt, da Trump am 6. November eine zweite Amtszeit gewonnen hat und die Republikaner auch das Repräsentantenhaus gewonnen haben, sind die tierischen Geister wieder da.”

Die meisten Aktionäre freuen sich über den Regierungswechsel hin zu einer eher wirtschaftsfreundlichen Politik, die Steuersenkungen und Deregulierung fördert, konstatiert Ed Yardeni weiter. Sorgen über Zölle und höhere Staatsdefizite haben den Aktienmarkt bisher nicht belastet, den Anleihemarkt aber schon.

Yardeni Research geht davon aus, dass die Gewinnmarge des S&P 500 in den nächsten zwei Jahren dank Trumps Steuersenkungen, seiner Deregulierung und einem auch durch die KI provozierten Produktivitätswachstum auf neue Rekordwerte von 13,9 % und 14,9 % steigen wird.

Vor dem Hintergrund dieser Annahmen hat Yardeni Research die Jahresend-Ziele für den S&P 500 Index wie folgt nach oben geschraubt: 6.100 (2024), 7.000 (2025) und 8.000 Punkte (2026). Bis zum Ende des Jahrzehnts peilt das Research-Institut nun einen S&P 500 Indexstand von 10.000 Punkten an. Im Falle einer Zielerreichung käme das bis 2030 einem Anstieg von 70 % verglichen mit dem Schlussstand am 15. November 2024 gleich. Bisher hatte Yardeni für 2030 einen Indexstand von 8.000 Punkten vorhergesagt.

Ed Yardeni glaubt, dass seine Indexprognosen mit seinem Szenario „Roaring 2020s“ übereinstimmen, wobei dieses von der Aufbruchstimmung profitieren sollte, die sich aus der Wirtschaftspolitik von Trump 2.0 ergeben dürfte. Yardeni geht auch davon aus, dass sich die gute Laune verstärken wird, wenn die Kriege zwischen Russland und der Ukraine und im Nahen Osten eher früher als später beigelegt werden.

Und was die Bedenken einer Schuldenkrise angeht, so setzt man bei Yardeni Research darauf, dass ein besseres Wirtschaftswachstum die Staatseinnahmen erhöhen und es Elon Musk gelingen wird, das Wachstum der Staatsausgaben zu bremsen. Das US-Wachstum könnte so letztendlich tatsächlich mit der steigenden Staatsverschuldung Schritt halten.

Die größte Sorge, die uns umtreibt, ist ein Handelskrieg, der die Weltwirtschaft bremst.

Ed Yardeni hält ein solches Negativ-Szenario jedoch für unwahrscheinlich. Einem Handelskrieg, der eine weltweite Rezession erzeugt, schreibt Yardeni nur eine Wahrscheinlichkeit von 20 % zu.

Ansonsten merkt Yardeni noch an, sich bewusst und etwas besorgt darüber zu sein, dass die Stimmung der Marktteilnehmer übermäßig bullisch ist. Es würde ihn jedenfalls nicht überraschen, wenn das Bull/Bear-Verhältnis sogar auf ein neues Rekordhoch ansteigt. Wenngleich er nicht mit einem weiteren Bärenmarkt bis zum Ende des Jahrzehnts rechnet, so nimmt er doch an, dass es auf dem unterstellten Weg nach oben zweifelsohne einige Korrekturen geben wird. 

Mit Blick auf den Optimismus von Verbrauchern und Unternehmen erwartet Yardeni für die kommenden Monate eine ähnliche Entwicklung wie nach der Wahl Trumps im Jahr 2016. Damals stieg der S&P 500 bis Ende Januar 2018, unterbrochen nur von kleineren Korrekturen, um 40 %.

Wir vom Marktradar sehen, wie bereits oben erwähnt, das größte Potential nun im Russell 2000 und nicht im S&P 500. Das einzige, was den Russell 2000 ausbremsen könnte, sind Zinssteigerungen.

Von 2016 bis Ende Januar 2018 stiegen der S&P 500 und der Russell 2000 in etwa gleich stark nach der Wahl von Donald Trump ins Präsidentenamt an, jeweils um 40 %.

Der Marktradar teilt in etwa die positive Einschätzung von Ed Yardeni.

Jetzt US-Aktien zu kaufen, dürfte ein historisch guter Zeitpunkt sein.

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

Aktuell erhalten 23 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 38,3 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 56,6 %).

Von den 23 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, werden 12 ETFs vom Marktradar für diesen Montag als trendfolgend kaufbar eingestuft. In der Vorwoche erhielten 14 ETFs das Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar”.

Als trendfolgend kaufbar werden vom Marktradar für diesen Montag folgende Sektor-, Branchen- und Themen ETFs eingestuft (in Klammern der Abstand zum 1-Monats-Hoch):

Fossile Energie (XLE; -1,00 %)

Öl- und Gasproduzenten (XOP; -1,96 %)

Fluglinien (JETS; -2,23 %)

Transport (IYT; -2,26 %)

Gaming und Sport (ESPO; -2,36 %)

Digitale Kommunikation (XLC; -2,53 %)

Nichtbasiskonsumgüter (XLY; -3,15 %)

Fintech (ARKF; -4,39 %)

3D-Druck (PRNT; -4,39 %)

Software (IGV; -4,49 %)

Innovation (ARKK; -8,42 %)

Bitcoin Miners (WGMI; -14,69 %)

Diese ETFs zeichnen sich dadurch aus, dass sie neben einem Aufwärtstrend zuletzt auf Tagesbasis auch ein höheres Tief im Chart aufweisen, womit diese gemäß unseres Modells als “trendfolgend kaufbar” bezeichnet werden können, weil ein höheres Tief dem Trend einfach mehr Stabilität verleiht.

Liberty Energy jetzt mit politischem Rückenwind

Die relative starke Performance von Aktien aus dem Bereich Öl und Gas (XLE und XOP) kann sicherlich auf die Ernennung des Fracking-Unternehmers Christopher Wright zum Energieminister in der Regierung von Donald Trump zurückgeführt werden.

Christopher Wright ist der CEO von Liberty Energy (LBRT; Marktkapitalisierung: 2,7 Mrd. US-Dollar) und soll als Energieminister Bürokratie abbauen, um Investitionen in fossile Brennstoffe anzukurbeln. “Als Energieminister wird Chris eine wichtige Führungsrolle übernehmen, Innovationen vorantreiben, Bürokratie abbauen und ein neues Goldenes Zeitalter des amerikanischen Wohlstands und des Weltfriedens einläuten”, so Donald Trump in einer Stellungnahme am Samstag.

Christopher Wright hatte vor einem Jahr auf LinkedIn erklärt, dass es keine saubere oder schmutzige Energie gibt, alle Energiequellen haben sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Welt.

Donald Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, staatliche Fördergelder für klimafreundliche Technologien zu streichen und die Förderung fossiler Energieträger in den Vereinigten Staaten massiv auszuweiten.

Die Aktie von Liberty Energy konnte von der Nominierung ihres CEOs zum Energieminister bisher noch nicht profitieren.

Obwohl die Aktie am 6. November von der Trump-Euphorie mit nach oben gezogen wurde, korrigierte sie danach ungewöhnlich stark – vor allem wenn man bedenkt, dass andere Aktien aus dem Sektor Öl und Gas seit dem 6. November weiter steigen konnten.

Die am 16. Oktober nach Börsenschluss veröffentlichten Quartalszahlen lagen bei Liberty Energy recht deutlich unter den Schätzungen der Analysten, die Liberty Energy-Aktie notierte zur Börseneröffnung am Earning Day fast 8 % unter dem Schlusskurs des Vortages. Die im Chart dadurch entstandene Kurslücke konnte bisher noch nicht geschlossen werden, eine Schließung dürfte in absehbarer Zeit aber erfolgen, denn nach der Ernennung des CEOs von Liberty Energy zum Energieminister ist die Aktie jetzt einen spekulativen Kauf wert.

Finanzdienstleister bleiben sind nach Trumps Wahlsieg “On Fire”

Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die nach einer Unterschreitung höherer Tiefs eine Umkehrbewegung gestartet haben, dabei tiefere Hochs überschreiten konnten, im Rahmen dieses Reversals aber noch kein höheres Tief auf Tagesbasis ausbilden konnten, bezeichnen wir als “On Fire” Kandidaten. Wegen des fehlenden höheren Tiefs fehlt es diesen Aktien zwar etwas an Trendstabilität, dafür sorgt eine impulsive Bewegung für anziehendes Momentum.

Für diesen Montag sichten wir zwar keine neuen “On Fire”-ETFs, aber folgende 10 ETFs, die bereits in der Vorwoche “On Fire” waren, sind es immer noch (in Klammern wieder der Abstand zum 1-Monats-Hoch):

Banken (XLF; -0,51 %)

Versicherungen (KIE; -0,61 %)

Broker und Börsen (IAI; -1,65 %)

Einzelhandel (XRT; -2,60 %)

Regionalbanken (KRE; -3,11 %)

Industrie (XLI; -3,20 %)

Infrastruktur (PAVE; -4,03 %)

Internet-Cloud (WCLD; -5,53 %)

Automatik und Robotik (ARKQ; -6,29 %)

Weltraum (ARKX; -6,90 %)

Wer unter Trump Finanzminister wird, ist noch offen

Für den Posten des Finanzministers in Trumps Kabinett werden verschiedene Namen gehandelt. Die besten Chancen auf das Amt werden den Milliardären Scott Bessent, John Paulson und Howard Lutnick nachgesagt. Alle drei haben ihr Vermögen als Finanzinvestoren gemacht. Aufgabe des künftigen Finanzministers wird es sein, Trumps Agenda von niedrigen Steuern, wenig staatlicher Regulierung für Unternehmen und hohe Zölle gegenüber China und Europa durchzusetzen.

Banken und andere Finanzdienstleister dürften von diesen Maßnahmen langfristig profitieren, von daher ist es nicht verwunderlich, dass vier ETFs aus dem Sektor Börse und Finanzen (XLF, KIE, IAI und KRE) ganz oben in der On-Fire-Rangliste zu finden sind.

Trendfrühererkennungssignal Short bei Abbott Laboratories

Der ETF für Medizintechnik (IHI) zeigt für diesen Montag ein Trendfrüherkennungssignal Short an.

Das im IHI-ETF am 11. November erreichte Zwischenhoch lag unter dem Intraday-Hoch vom 6. November, also dem Tag, an dem schnell klar wurde, dass Donald Trump und nicht Kamala Harris die US-Präsidentschaftswahlen für sich entschieden hat. Der Gesundheitssektor wird von Börsianern nicht als Sektor gewertet, der als Gewinner der Trump-Agenda gilt. Bei einem Wahlsieg von Kamala Harris hätte der Gesundheitssektor durchaus kurzfristig jedoch als “Wahlgewinner” gelten können.

Damit können Trader spekulativ eine Short-Position in diesen ETF aufsetzen, für die ein Stopp-Loss knapp oberhalb des Hochs vom 11. November (knapp über 118 US-Dollar) gesetzt werden könnte.

Die größte Position im IHI-ETF ist die Aktie von Abbott Laboratories (ABT; Marktkapitalisierung: 200 Mrd. US-Dollar). 

Die Aktie konnte am 1. November infolge positiver News aus einer Cup-and-Handle-Formation nach oben ausbrechen, schaffte es aber am 6. November nicht, den Oberrand der Tasse bei 120 US-Dollar zu überwinden. Wie der IHI-ETF bildete die Aktie dann am 11. November ein Zwischenhoch aus, das unterhalb des Intraday-Hochs vom 6. November lag – dieses ist im Chart deutlich tiefer versetzt aufzufinden als im Benchmark-ETF für Medizintechnik (IHI), was eine relative Schwäche der Abbott-Aktie zur Benchmark aufzeigt.

Da der Ausbruch aus der Tasse im ersten Anlauf nicht geglückt ist, kann dieser als Fehlausbruch gewertet werden. Sobald die Aktie den Widerstand bei 120 US-Dollar jedoch überwinden kann, könnte der Ausbruch aus der Tassenformation gelingen und zu weiter steigenden Kursen führen.

Der ETF für Aktien aus dem Bereich Healthcare (XLV), in dem die Aktie von Abbott Laboratories auch zu den Top 10 Holdings gehört, wird derzeit mit dem Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” bewertet und wir vermuten, dass der Medizintechnik-ETF vom übergeordneten Healthcare-ETF in den nächsten Tagen und vielleicht auch Wochen mit nach unten gezogen wird.

Sobald die Abbott-Aktie das Tief vom Freitag unterschreitet, erwarten wir einen schnellen Rücklauf in Richtung 110 oder sogar 105 US-Dollar. Dass die Abbott Laboratories-Aktie jedoch unter 100 US-Dollar fällt, halten wir für unwahrscheinlich. Auf einem Niveau zwischen 100 und 105 US-Dollar dürfte die Aktie einen antizyklischen Kauf wert sein. Bis dahin könnten Trader darauf spekulieren, dass die Aktie von der relativen Schwäche des Gesundheitssektors mit nach unten gezogen wird und einen Leerverkauf wagen.

Trader könnten einen Stopp-Buy-Loss oberhalb des Zwischenhochs vom 11. November setzen und als Zielzone 110 US-Dollar wählen. Bei einem Einstiegskurs bei 115 US-Dollar würde das Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) 1,6 : 1 betragen.

Saisonale Idee der Woche: Ansys Inc.

Ansys Inc. (ANSS; Marktkapitalisierung: 28 Mrd. US-Dollar) bietet Simulationssoftware für Ingenieure und Entwickler an, die vornehmlich in den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Automobilbau, Elektronik und Medizintechnik eingesetzt werden. Inzwischen finden diese aber auch für Rechenzentren Verwendung. Dazu unten gleich mehr.

Mit der Software von Ansys wird es möglich, Produkte virtuell zu testen und zu optimieren, bevor sie in die Produktion gehen. Auch können Vertriebswege mit Ansys-Lösungen verkürzt und effektiver skaliert werden.

Ansys bezieht einen Großteil seiner Einnahmen aus wiederkehrenden Umsätzen und strebt zudem eine Expansion in neue Bereiche – hier seien vor allem Rechenzentren genannt – an. Dabei ist die Kundenbindung hoch, da der Umstieg auf alternative Produkte eine vollständige Änderung des Interfaces bedeuten würde, was Unternehmen natürlich davon abhält, den Software-Infrastruktur-Dienstleister zu wechseln.

Ansys hat am 6. November nachbörslich Quartalszahlen vorgelegt, die die Konsensschätzungen deutlich übertrafen. Statt 1,72 US-Dollar verdiente Ansys im dritten Quartal 2,44 US-Dollar pro Aktie. Statt eines Umsatzes von 531,07 Mio US-Dollar konnte ein Umsatz von 601,89 Mio US-Dollar verdient werden.

Seit Weihnachten 2023 bildet die Aktie im Chart eine Tassenformation zwischen 300 und 350 US-Dollar aus, die trotz guter Quartalszahlen im Gepäck und dem Trump-Triumph im Rücken nicht nach oben verlassen werden konnte. Nun könnte sich die Henkelbildung im Chart durchaus noch bis in den Bereich 320 US-Dollar verlängern. Die Aktie schloss am Freitag bei 332,38 US-Dollar.

Wir können uns gut vorstellen, dass ein Ausbruch noch vor Jahresende gelingt, da die Aktie nun auch saisonalen Rückenwind hat.

Am Yen-Carry-Crash-Day (5. August) war die Aktie kurz unter die 300 US-Dollar-Marke gefallen und ist bis heute nicht mehr darunter gefallen. Das KUV 2024e liegt zwar bei über 10 (um es genau zu beziffern bei 11,74), aber seit Juli 2017 wird der Aktie durchgängig ein KUV von über 10 zugestanden. Das hinderte die Aktie jedoch nicht daran, seitdem um 170 % zu steigen.

Ansys Inc. kann mit einer hohen Eigenkapitalquote von 73 % überzeugen sowie mit einer operativen Marge von 28 %. Unternehmen mit solch starken Kennzahlen, was die Rentabilität und die Verschuldung betrifft, sind nur äußerst selten günstig bewertet, und das sollte sich bei Ansys so schnell auch nicht ändern.

Am 16. Januar diesen Jahres ging Ansys eine Fusion mit Synopsys ein. Beide Unternehmen bleiben an der Wall Street jedoch mit eigenständigen Aktien gelistet.

Am vergangenen Donnerstag meldete Ansys einen Kooperationsvertrag mit Vertiv Holding. Mithilfe der Simulationslösungen von Ansys plant Vertiv das Design seiner Kühlsysteme für Rechenzentren digital zu transformieren, dabei steht jedoch der effizientere Vertrieb der Produktlösungen im Vordergrund. Mithilfe der digitalen Engineering-Technologie von Ansys kann Vertiv die Skalierbarkeit verbessern, frühzeitige Entscheidungen ermöglichen und Vertriebsteams in die Lage versetzen, Kunden schneller als zuvor Angebote zu unterbreiten, wodurch Markteinführungen verkürzt werden. Da Vertiv seine Produkte vorwiegend den Betreibern von Rechenzentren anbietet, damit die Wärmezufuhr- und die Wärmeabfuhr optimal vonstatten gehen kann, ist Ansys neben den Megatrends Raumfahrt und Weltall-Erkundung inzwischen auch im Megatrend Datacenter aktiv. Mit den Simulationslösungen von Ansys kann Vertiv nun die Art und Weise revolutionieren, wie die Welt Rechenzentren konzipiert und entwickelt – von Kühl- und Stromversorgungstechnologien bis hin zur Implementierung von KI im Design des Rechenzentrums selbst. “Mit Ansys werden wir kritische Meilensteine ​​schneller erreichen, die uns helfen werden, die optimale Infrastruktur bereitzustellen, um die KI-basierten Projekte unserer Kunden mit energieeffizienten und zuverlässigen zukunftsweisenden Designs zu unterstützen”, so schrieb es der CEO von Vertiv am vergangenen Donnerstag in einer Pressemitteilung.

Die Aktie von Ansys reagierte praktisch gar nicht auf diese News, bewegte sich wie der Gesamtmarkt nach unten.

Eine saisonale Mittelwertanalyse zeigt auf, dass Ansys noch bis Ende Februar saisonalen Rückenwind erfährt, bevor die Aktie ab März dann ein bisschen zu schwächeln beginnt.

Schauen wir uns die vergangenen vier Jahre aus saisonaler Sicht einmal an.

2023 erreichte die Ansys-Aktie ihr Herbsttief am 2. November und stieg bis Ende Februar 2024 um 20 %. Wer bereits zum Jahresende 2023 die Aktie verkaufte, konnte einen Gewinn von 30 % erzielen.

2022 erreichte die Ansys-Aktie ihr Herbsttief am 13. Oktober und stieg bis Ende Februar 2023 um 50 %.

2021 erreichte die Ansys-Aktie ihr Herbsttief am 4. Oktober und verlor bis Ende Februar 2023 entgegen der saisonalen Historie 6 % an Wert. Wer jedoch zum Jahresende 2021 die Aktie verkaufte, konnte einen Gewinn von 16 % erzielen.

2020 erreichte die Ansys-Aktie ihr Herbsttief am 30. Oktober und stieg bis Ende Februar 2021 um 10 %. Wer bereits zwei Wochen früher, am 16. Februar 2021 seine Ansys-Aktien verkaufte, konnte einen Gewinn von 30 % realisieren.

2024 erreichte die Aktie das Jahrestief am 5. August, höhere Zwischentiefs bildete die Aktie dann am 6. September und am 1. Oktober aus. Wir gehen davon aus, dass wir am 6. November nicht das Hoch in diesem Herbst gesehen haben, sondern dass wir zum Jahresende höher notieren werden. Dafür spricht die Saisonalität. Ob die Aktie dann auch 2025 weiter steigen wird, dürfte in hohem Maße von der Verfassung des Gesamtmarktes abhängen.

Dauerläufer-Trendfolge Idee der Woche: The Hartford Financial Services Group

Die Hartford Financial Services Group (HIG; Marktkapitalisierung: 35 Mrd. US-Dollar) ist einer der größten Finanz- und Versicherungsdienstleister in den USA. Das Unternehmen bietet Privat- und Firmenkunden verschiedene Investmentprodukte, Lebens-, Arbeitsunfähigkeits- sowie Sach- und Haftpflichtversicherungen an. Dabei ist die Hartford Financial Services Group selbst nicht operativ tätig. Hartford betreut seine Kunden über unabhängige Versicherungsagenten, Makler, Finanzinstitutionen und über das Internet.

Insgesamt sind dem Unternehmen über 11.000 unabhängige Agenturen und mehr als 100.000 registrierte Makler angeschlossen, welche die Produkte vertreiben.

Die am 24. Oktober veröffentlichten Quartalszahlen konnten auf der Umsatzseite vollends überzeugen, auf der Gewinnseite aber nicht.

Letzteres ist laut dem CEO, Christopher J. Swift, wie er während des Earnings-Calls ausführte, auf mehrere Komponenten zurückzuführen: Das Unternehmen sah sich mit erhöhten Katastrophenschäden konfrontiert. Die allgemeinen Rückstellungen für den Haftpflichtbereich stiegen um 32 Millionen US-Dollar aufgrund einer höheren Häufigkeit großer Schäden und einer stärkeren Vertretung durch Anwälte. Die Kostenquote für Privatkunden stieg aufgrund höherer Kosten für das Direktmarketing und wegen Anreizvergütungen. Das Unternehmen verzeichnete zudem eine negative Entwicklung in der gewerblichen Kfz-Haftpflicht, was Anpassungen bei den Schadenkalkulationen erforderlich machte. Die Umsätze im Bereich Gruppenleistungen gingen im Jahresvergleich um 15 % zurück, was ein äußerst wettbewerbsintensives Umfeld und unterschiedliche Ansichten zu Sterblichkeitstrends widerspiegelt.

Der CEO betonte im Earnings-Call, dass sein Unternehmen trotz eines wachsenden Wettbewerbs starke Margen aufrechterhalten kann.

Die Aktie wird mit einem KUV2024e von 2 bewertet und einem KGV2024e von 12. Das klingt auf den ersten Blick nicht teuer, ist es aber in einem gewissen Sinne doch, weil der Unternehmensgruppe in der Vergangenheit meist niedrigere KUVs und KGVs zugestanden wurden.

Ein Dauerläufer ist die Aktie an der Börse bisher gewesen und wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch bleiben. In den vergangenen 10 Jahren konnten Aktionäre mit der Aktie 270 % inklusive Dividenden erzielen, was einer Rendite pro Jahr von 27 % entspricht.

Die Aktienanalysten von Barclays und der Bank of America nannten zuletzt Kursziele von 121 bis 130 US-Dollar für die Aktie. Das entspricht auf Basis des Schlusskurses vom Freitag (117,95 US-Dollar) Renditen von 2,5 bis 10 %.

Für konservative Aktionäre, die mit solchen Renditen auf Jahresbasis zufrieden wären, ist die Aktie sicherlich ein defensives Aktieninvestment wert.

Wir halten den Sektor Versicherungen grundsätzlich weiterhin für aussichtsreich und empfehlen die Aktie daher für Investoren zum Kauf.

Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen

In der vergangenen Handelswoche haben wir wieder Trades durchgeführt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben.

Das wikifolio “Marktradar” gewann in der vergangenen Handelswoche 1,1 %, liegt seit Jahresbeginn mit 11,2 % im Plus.

Wir sind aktuell in der Anlageklasse Volatilität vorwiegend Short positioniert, haben den Anteil an Vola Long Positionen wieder reduziert.

Unser Themenschwerpunkt liegt momentan bei Smart Grid Profiteuren. Für das Thema Smart Grid halten wir die Aktien von Ameresco, IES Holdings, MYR Group, Quanta Services, Tetra Tech. Weitere Themen sind Bitcoin und China-Aktien, die wir über zwei ETPs abdecken.

Im Rahmen der Trendfrüherkennung haben wir eine Long Position im Sojabohnen-Future über ein Hebelzertifikat gekauft. Wir planen nun eine Short-Position in Abbott Laboratories zu kaufen.

Für unser Trading von saisonalen Chancen halten wir Call-Optionsscheine auf Workday und Micron Technology, Call-Discount-Optionsscheine auf BMW, Münchener Rück und Siemens, die Aktien von Collegium Pharmaceutical, Wienerberger, Vossloh, Rambus und Qualys sowie einen ETC auf den Bitcoin. Wir planen, die Aktie von Ansys zu kaufen.

Im Rahmen unserer Strategie “Defensiv von Links Unten nach Rechts oben” halten wir die Aktien von W.R. Berkley Corporation, Comfort Systems, Louisiana Pacific Corp., Parker Hannifin Corporation, RadNet, Tyler Technologies, Churchill Downs, BWX Technologies, Brown & Brown, Stryker Corp., Ensign Group, Costco Wholesale, MercadoLibre, Waste Management, Broadridge Financial Solutions. In dieser Woche wollen wir die Aktie The Hartford Financial Services Group dazu kaufen.

Als Earning-Trade halten wir aktuell nur Nvidia.

Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.

Seit 2014 ist Stefan Pröhl bei wikifolio aktiv. Dort setzt er Rotationsmodelle auf Wochen-, Monats- oder Quartalsbasis um.

Die Idee zum Marktradar ist entstanden, weil ihm bisher ein vernünftiges Modell fehlte, mit dem er sich täglich einen schnellen Überblick verschaffen kann, in welche Sektoren und Branchen gerade Kapital hineinfließt und aus welchen gerade Kapital abgezogen wird.

Mit dem von ihm entwickelten “Marktradar” kann er täglich für jeden Sektor bzw. jede Branche fünf Tagesstempel vergeben: “Kaufen oder Aufstocken”, “Buy the dip ?”, “Bodenbildung oder Seitwärts”, “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”, “Unter Beobachtung”.

Diese “Top Down” Analyse gibt ihm täglich wichtige Hinweise und Tipps zur Intermarketanalyse. Mit dem Schreiben dieser Kolumne dokumentiert er auf hoffentlich auch etwas unterhaltsame Weise die Tipps und Hinweise, die ihm der Marktradar liefert.

Mit jedem Wissen entsteht auch Unwissen. Nur so kann Stillstand, Leere, Einrosten im Kopf verhindert werden. Täglich gibt es Neues zu entdecken und täglich werden Überzeugungen revidiert. Das ist das Mindset, dem auch diese Kolumne folgt.

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