Season-trader

Marktradar vom 2. September 2024

Marktradar vom Montag, 2. September 2024

 

Der September ist ein saisonal schwacher Monat für US-Staatsanleihen – kann die erwartete Zinswende da gegensteuern ?

 

Während die großen US-Aktienindizes am Freitag nahe ihren Höchstständen schlossen, war es bei langlaufenden US-Staatsanleihen genau andersrum. Diese schlossen am Freitag nah an ihren Tagestiefs, abzulesen am entsprechenden ETF für US-Staatsanleihen mit Laufzeiten von 20 Jahren oder länger (TLT). 

Wegen der im September beginnenden Zinswende dürften US-Staatsanleihen mittelfristig aber höhere Kurse sehen. Auch wenn im TLT-ETF am Freitag das letzte höhere Tief (vom 22. August) unterschritten wurde, sollten Börsianer mittelfristig eher Long als Short bei US-Staatsanleihen positioniert sein. Kurzfristig könnte es im September im TLT-ETF aber im Worst-Case Verluste von 6 % geben, sofern die Saisonalität sich hier als stärkere Kraft durchsetzt.

Nach dem Kursrutsch am Freitag, der die kurzfristigen Aussichten im TLT-ETF charttechnisch nun etwas eingetrübt hat, könnte nun der Bereich von 94 US-Dollar im TLT-ETF als Umkehrpunkt angelaufen werden. Wenn dieser nicht hält, dann wäre wohl erst bei 90 US-Dollar eine bullische Umkehr zu erwarten – der Schlusskurs im TLT-ETF am Freitag lag bei 96,49 US-Dollar. 

Börsianer sollten ab heute im Auge behalten, dass der September zuletzt immer ein schlechter Monat für langlaufende US-Staatsanleihen gewesen ist. In den vergangenen acht Jahren war der September für den TLT-ETF immer ein Monat mit recht deutlichen Kursverlusten gewesen – nur im Corona-Jahr 2020 konnte der TLT-ETF Ende September in etwa zum Kurs von Anfang September schließen – ansonsten gab es im September immer Dresche für TLT-Investoren. Ob es diese von Mister Market auch 2024 wieder gibt, obwohl die Zinswende eingeläutet wird, was ja eigentlich der denkbar beste Kraftstoff für langlaufende US-Staatsanleihen ist, wird nun spannend sein zu beobachten: Wer hat mehr Power: Die Saisonalität oder die Zinswende ?

Grundsätzlich sehen wir mittelfristig reichlich Aufwärtspotenzial bei langlaufenden US-Staatsanleihen. Aber im September könnten auch in diesem Jahr wieder Kursverluste drohen, auch wenn am 18. September die Zinswende in den USA in Richtung sinkender Zinsen eingeläutet wird.

 

Nach einer V-Formation folgt ein Relaunch des Trends

Die drei großen US-Aktienindizes S&P 500, Nasdaq 100 und Russell 2000 konnten am Freitag zwar nahe ihren Tageshöchstständen schließen, aber dennoch schafften es alle drei Indizes nicht, die am 5. August begonnene V-Formation zu einem Abschluss zu bringen.

Abgeschlossen wird die V-Formation erst, wenn die Mitte Juli erreichten Höchststände überwunden werden. Wir haben in unserer Kolumne vom 19. August auf dieses Zwischenziel verwiesen, ohne dessen Erreichen eine V-Formation vermutlich in eine W-Formation im Chart übergehen würde.

 

Der Nasdaq 100 notiert noch 5,4 % unter seinem am 10. Juli erreichten Allzeithoch (503,52 US-Dollar).

 

Der Russell 2000 notiert immerhin noch 3,7 % unter seinem am 31. Juli erreichten Jahreshoch (228,63 US-Dollar).

 

Der S&P 500 notiert aber nur noch 0,26 % unter seinem am 16. Juli erreichten Allzeithoch (565,16).

 

Damit erweist sich der S&P 500 in diesem Trio als der stärkste Index und der Nasdaq 100 als der schwächste Index.

Im Nasdaq 100 sollten Anleger die Ausbildung einer W-Formation im Chart in den kommenden Wochen nicht ausschließen.

Im S&P 500 scheint die Ausbildung einer W-Formation nun recht unwahrscheinlich zu werden.

Stockpicker finden aktuell nämlich über 300 Aktien aus dem S&P 500, die sich bereits von den Juli-Hochs nach oben absetzen konnten. Das lässt uns schlussfolgern, dass die drei großen US-Aktienindizes eine relative Schwäche zur Marktbreite entwickeln, was grundsätzlich als sehr bullisch für den Gesamtmarkt zu bewerten ist.

Auf Index-Ebene lässt sich die Outperformance der Marktbreite gegenüber den drei bekannten US-Aktienindizes mit der Outperformance des S&P 500 Equal Weight ETF (RSP) gegenüber dem bekannten SPY-ETF ablesen.

Der Index-Star im August war nämlich die Variante vom S&P 500, in der die Aktien nicht nach Marktkapitalisierung gewichtet sind, sondern möglichst gleichgewichtet im Portfolio enthalten sind (RSP). 

Der S&P 500 Equal Weight ETF (RSP) notiert bereits 1,6 % über dem am 31. Juli erreichten Zwischenhoch.

Das Rebalancing im RSP-ETF findet immer zum Quartalsende statt, und einmal im Jahr werden die Zu- und Abgänge im S&P 500 aktualisiert. Es wird also nicht täglich oder wöchentlich rebalanciert, was sicherlich zu hohe Kosten verursachen würde, und was letztendlich schon allein wegen der höheren Kosten keine bessere Performance für die ETF-Käufer bringen würde.

Der RSP-ETF setzt wegen seinem quartalsweisen Rebalancing also auf ein drei Monate andauerndes Momentum bei Aktien, nicht wie der SPY-ETF auf ein praktisch endlos bestehendes Momentum einzelner Aktien.

Der RSP-ETF wurde vor über 20 Jahren aufgelegt. Schauen wir einmal, ob der RSP-ETF mit seinem 3-Monats-Momentum Ansatz gegenüber dem Endlos-Momentum-Ansatz des SPY-ETFs die Nase vorn hatte:

Der RSP-ETF stieg seit Auflegung im April 2003 um 850 %

Der SPY-ETF stieg seit April 2003 um 815 %.

Eine kleine Outperformance lässt sich also aus Sicht von etwas mehr als 20 Jahren zugunsten des gleichgewichteten Ansatzes erkennen. Diese ist aber sicherlich nicht hoch genug, um daraus nun statistisch relevante Rückschlüsse ziehen zu wollen, welcher Ansatz der langfristig erfolgreichere ist.

Halten wir aber erst einmal fest, dass der RSP-ETF schneller als der SPY-ETF ein neues Allzeithoch erreichen konnte und damit die V-Formation abgeschlossen hat.

Sobald eine V-Formation abgeschlossen ist, sprechen die Redakteure des US-Börsendienstes Investor’s Business Daily (IBD) vom Startschuss für einen “Power-Trend”.

Mike Webster, Chef-Marktstratege von IBD, sagte am Freitag den Kunden von IBD:

“Es ist sehr wichtig zu wissen, dass der Beginn eines Power-Trends kein Kaufsignal darstellt”. Es ist nur der Beginn einer anderen Phase. Mike Webster führte weiter aus, dass Kaufsignale für einzelne Aktien ab sofort anders behandelt werden sollten. Der Abschluss einer V-Formation bedeutet also nicht, dass mit Beginn des Power-Trends sofort Maßnahmen ergriffen werden sollten. Falls der Power-Trend anhält und wir sehen bei Aktien sogenannte Cup-and-Handle-Kaufsignale (auf die hat sich dieser Börsendienst nämlich spezialisiert), dann ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass diese Kaufsignale auch funktionieren.

Mit Abschluss einer V-Formation findet sozusagen ein Relaunch im Trend statt. Der neue Trend verspricht, dass Trendfolge-Ansätze jetzt noch besser und einfacher umgesetzt werden können.

Trendfolger sollten nun also den Fokus auf Aktien legen, die bereits über den Hochs vom Juli notieren.

Der 16. Juli lässt sich gemäß unserer Beobachtung in den Charts von Aktien aus dem S&P 500 gut als Gradmesser für eine Outperformance seit den Juli-Hochs nutzen. Seit dem 16. Juli gab es an der Wall Street 33 Handelstage. Wir haben also nach Aktien aus dem S&P 500 gescreent, die für die letzten 33 Handelstage eine positive Performance aufweisen. 

Dieses haben von den 500 Aktien aus dem S&P 500 tatsächlich 312 Aktien geschafft. MIndestens 312 Aktien aus dem S&P 500 konnten also seit dem 16. Juli den SPY-ETF outperformen. Das entspricht einer internen Aktienoutperformance gegenüber dem Index von 62,4 %.

Die zehn Aktien aus dem S&P 500 mit der höchsten Performance aus Sicht von 33 Handelstagen sind folgende:

 

3M (MMM; Marktkapitalisierung: 74 Mrd. US-Dollar). – Branche: Mischkonzern.

 

Fortinet (FTNT; Marktkapitalisierung: 58 Mrd. US-Dollar). – Branche: Cybersicherheit.

 

Universal Health Services (UHS; Marktkapitalisierung: 15 Mrd. US-Dollar). – Branche: Gesundheitsdienstleistungen.

 

V.F. Corp. (VFC; Marktkapitalisierung: 7 Mrd. US-Dollar). – Branche: Bekleidung.

 

Starbucks (SBUX; Marktkapitalisierung: 107 Mrd. US-Dollar). – Branche: Restaurants.

 

HCA Healthcare (HCA; Marktkapitalisierung: 102 Mrd. US-Dollar). – Branche: Gesundheitsdienstleistungen.

 

Bristol-Myers Squibb (BMY; Marktkapitalisierung: 101 Mrd. US-Dollar). – Branche: Pharma.

 

Lockheed Martin (LMT; Marktkapitalisierung: 135 Mrd. US-Dollar). – Branche: Rüstung.

 

Northrop Grumman (NOC; Marktkapitalisierung: 76 Mrd. US-Dollar). – Branche: Rüstung.

 

Progressive (PGR; Marktkapitalisierung: 147 Mrd. US-Dollar). – Branche: Versicherungen.

 

Sollten diese Aktien – und eigentlich alle Aktien, die seit Mitte Juli im Plus sind – in den nächsten Wochen ein bisschen zurückkommen, dann dürften Trendfolge-Ansätze im Prinzip gut anzuwenden sein.

Und wie sieht es mit Aktien aus dem Nasdaq 100 aus ? 

Aus dem Nasdaq 100 können nur 45 Aktien eine positive Performance seit dem 16. Juli vorweisen. Das entspricht einer internen Aktienoutperformance gegenüber dem Index von nur 45 %.

Saisonal betrachtet erwarten wir bis etwa Mitte September ein positives Marktumfeld für US-Aktien. Bis zu den US-Präsidentschaftswahlen am 5. November könnten US-Aktien, die relative Stärke aufweisen, danach auf relativ hohem Niveau konsolidieren, womöglich aber auch weniger dynamisch als in den vergangenen vier Handelswochen von Hoch zu Hoch laufen.

Aktien aus dem Bereich Internet, Software und Künstliche Intelligenz zählen aktuell nicht mehr zu den Aktien, die Trendfolger bevorzugt handeln sollten. In Aktien aus diesen Bereichen, insbesondere wenn diese noch unter den Juli-Hochs notieren, könnten ab Mitte September durchaus weitere Kursverluste drohen.

Aktien aus den Bereichen Healthcare, Finanzen, Immobilien und Industrie haben aus Sicht des Marktradars aktuell bessere Chancen, in den Charts auch bis zum Wahltermin von links unten nach rechts oben zu laufen.

 

 

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

 

Aktuell erhalten 46 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 76,6 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 73,3 %).

Von den 46 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, werden 30 ETFs vom Marktradar für diesen Montag als trendfolgend kaufbar eingestuft. 

Zahlreiche Themen-, Sektoren- und Branchen-ETFs, die seit dem 5. August steil nach oben gelaufen sind, konnten inzwischen in den Charts ein höheres Tief ausbilden, was eine notwendige Voraussetzung im Marktradar ist, um neben dem Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” auch das Gütesiegel “trendfolgend kaufbar” zu erhalten. 

Wir stehen nun erst am Beginn dieser für Trendfolger gut handelbaren Phase, allerdings sollte ab jetzt wöchentlich darauf geachtet werden, ob wir in den Chart von Themen-, Sektoren- und Branchen-ETFs beobachten, dass höhere Tiefs nicht halten und sich stattdessen tiefere Tiefs abzeichnen, die nicht noch am gleichen Tag über dem Tief des letzten höheren Tiefs schließen können. Sollte ein solcher Umkehr-Move aber gelingen, dann hätten wir ein “Outside-Reversal” im Chart, also eine Kerze, die intraday zwar ein tieferes Tief bildete, per Schlusskurs aber über dem Tief des zuvor erreichten höheren Tiefs schloss. Eine solche Kerze könnte dann den Startschuss für eine Umkehr-Bewegung geben, weil zittrige Hände aus dem Markt genommen wurden und die starken Hände nun das Ruder übernehmen.

 

Relative Schwäche bei Cannabis, Silberminen und Technologie

Und tatsächlich sahen wir in der vergangenen Handelswoche drei Themen-, Sektoren- und Branchen-ETFs, in denen ein höheres Tief im Chart unterschritten wurde, ohne dass wir sofort eine Umkehrkerze sahen. Hierbei handelt es sich um die Themen ETFs für Cannabis (MJ), für die Silberminen (SIL) und für Technologie allgemein (XLK). Solche Ansätze der Schwäche sollten gerade jetzt, wo die Marktbreite Stärke zeigt, ernst genommen werden. Trendfolger sollten Aktien aus diesen drei Bereichen meiden.

 

Relative Stärke bei den Themen Finanzen, Gesundheit, Immobilien, Raumfahrt, Versorgern

Wir haben nun nach den zehn ETFs gescreent, die seit dem 16. Juli die stärkste prozentuale Performance aufweisen. Diese Sektoren und Branchen dürften in den nächsten Wochen am stärksten vom “Power-Trend” bzw. dem V-Form-Effekt profitieren:

 

Versorger (XLU): Performance seit dem 16. Juli: 8,88 %.

 

Versicherungen (KIE): Performance seit dem 16. Juli: 7,72 %.

 

Rüstung und Raumfahrt (ITA): Performance seit dem 16. Juli: 7,55 %.

 

Real Estate (XLRE): Performance seit dem 16. Juli: 7,42 %.

 

Gesundheitsdienstleister (IHF): Performance seit dem 16. Juli: 6,16 %.

 

Pharma (IHE): Performance seit dem 16. Juli: 5,62 %.

 

Finanzen (XLF): Performance seit dem 16. Juli: 5,17 %.

 

Healthcare (XLV): Performance seit dem 16. Juli: 4,90 %.

 

Medizintechnik (IHI): Performance seit dem 16. Juli: 3,99 %

 

Regionalbanken (KRE): Performance seit dem 16. Juli: 3,16 %.

 

 

Langfristige Long-Chance beim Bitcoin ist noch nicht vom Tisch

Das Trendfrüherkennungssignal Long, das wir in der letzten Kolumne im Ishares Bitcoin Trust ETF (IBIT) sahen, ist trotz der Wochenschwäche im Bitcoin ETF (-8,02 %) weiterhin gültig. Trader, die sich noch nicht getraut haben, könnten nun mit noch besserem CRV den Bitcoin kaufen, sollten die Position aber unter dem Tief vom 15. August absichern beziehungsweise, falls das Tief unterschritten, aber noch am gleichen Tag überschritten wird, mit eventuell höherer Positionsgröße auf eine Umkehrbewegung spekulieren.

Der ETF für die Bitcoin-Miners (WGMI) verlor aus Wochensicht 11,42 % und konnte sich damit von der Bitcoin-Schwäche nicht abkoppeln.



Latein Amerika: Verkauften Fondsmanager am Freitag Aktien aus Mexiko und kauften dafür Aktien aus Argentinien ?

Der Länder-ETF für Argentinien (ARGT) stieg in der letzten Augustwoche um 4,23 %. Im Gegenzug verlor der ETF für Mexiko (EWW) fast 2 %. 

Diese Performance-Divergenz zwischen agentinischen und mexikanischen Aktien könnte sich über Index-Umschichtungen in Emerging Market-ETFs erklären lassen.

Eine mögliche Heraufstufung Argentiniens als Schwellenmarkt durch den Indexanbieter MSCI könnte nämlich dazu führen, dass fast eine Milliarde US-Dollar an Anlegergeldern in die Aktien des Landes fließen, teilte JPMorgan am Dienstag, 20. August mit. 

MSCI stuft Argentinien als eigenständigen Markt ein und ist damit nicht mehr gebunden an Richtlinien für stark beschränkte Emerging Markets-Gewichtungen, wie sie zum Beispiel für Grenzmärkte wie Rumänien, Vietnam oder die Vereinigte Arabischen Emirate gelten.  

Sollte Argentinien wieder in die MSCI Emerging Markets-Indizes aufgenommen werden, prognostiziert JPMorgan, dass vier Unternehmen Teil des MSCI Argentina Standard Index sein würden:

 

YPF (YPF; Marktkapitalisierung: 9 Mrd. US-Dollar). – Branche: Öl und Gas.

 

Grupo Financiero Galicia (GGAL; Marktkapitalisierung: 4,6 Mrd. US-Dollar) – Branche: Regionalbanken.

 

Banco Macro (BMA; Marktkapitalsiierung: 3,7 Mrd. US-Dollar). – Branche: Regionalbanken.

 

Pampa Energia (PAM; Marktkapitalisierung: 3 Mrd. US-Dollar). – Branche: Versorger.

 

In allen vier genannten Aktien sahen wir am Freitag eine Volumenspitze, das bedeutet, die gehandelten Stücke übertrafen die der vorangegangenen Tage um ein Vielfaches. Zugleich erreichten alle vier Aktien  am Freitag neue Hochs.

Während der Marktradar nun den Länder-ETF für Argentinien (ARGT) mit dem Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” hochstuft, wird der Länder-ETF für Mexiko nun auf “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” abgestuft.

Der Global X MSCI Argentina ETF (ARGT) ist seit Jahresbeginn um fast 27 % gestiegen. Der Ishares Latin America 40 ETF (ILF), in dem vorrangig Aktien aus Brasilien und Mexiko enthalten sind, verlor seit Jahresbeginn etwas mehr als 10 %.

Wir können uns gut vorstellen, dass die Outperformance von Aktien aus Argentinien gegenüber dem Lateinamerika-ETF anhält, sodass ein Pair-Trade Argentinien Long und Latein Amerika 40 Short in den kommenden Monaten weiterhin positive Renditen bringen könnte.

JPMorgen führte jüngst auch eine Umfrage unter Finanzinvestoren durch und dabei kam heraus, dass  Argentinien derzeit zu den attraktivsten Emerging Market Ländern gilt.

Hintergrund ist die libertäre Reformpolitik von Argentiniens Präsident Javier Milei, die Argentinien wirtschaftlich aus der langjährigen Abwärtsspirale von Hyperinflation, Verarmung und drohendem Staatsbankrott herausführen soll.

 

 

Saisonale Aktie der Woche: Münchener Rück

Rückversicherer gelten als Profiteure der Zinswende. Seit dem Yen-Carry-Crash vom 5. August ging es mit der im DAX gelisteten Aktie der Münchener Rück (WKN: 843002; Marktkapitalisierung: 65 Mrd. Euro) nahezu an jedem Börsentag ein bisschen weiter nach oben. In vier Wochen stieg die Aktie um 15 %, der DAX konnte in diesem Zeitraum nur etwa halb so stark steigen (7,6 %).

Wir meinen, dass die Fahnenstange im Chart der Münchener Rück noch nicht beendet sein muss, da die Aktie von September bis Dezember historisch zu den stärksten Werten im DAX zählt. 

Im Jahr 2023 notierte die Aktie am 30. August bei 357,80 Euro und notierte damals mehr als 8 % über dem Kurs von Mitte Juli. Bis zum 14. Dezember stieg die Aktie dann weiter, wobei die Aktie zwischen Mitte September und Ende November seitwärts konsolidierte, insgesamt aber vom 30. August bis zum 20. Dezember einen weiteren Wertzuwachs von 6,5 % erreichen konnte.

In diesem Jahr 2024 notiert die Aktie der Münchener Rück am 30. August bei 489,30 Euro und notiert 7,2 % über dem Kurs am 16. Juli, womit die deutsche Aktie vom Power-Trend nach der V-Formation profitieren dürfte. Wir erwarten für 2024 eine ähnlich gute Kursentwicklung bis Mitte Dezember wie im Jahr 2023. Sollte die Aktie wieder 6,5 % bis Ende Dezember zulegen können, würde das Kursziel für das Jahresende bei etwa 521 Euro liegen.

Wer sich nicht traut, nun direkt inmitten der Rallye die Aktie der Münchener Rück zu kaufen, könnte auch über Optionen oder Derivate die Aktie mit einem Discount erwerben, so dass bei einer Seitwärtsbewegung bis Mitte Dezember nahezu gleich hohe Renditen wie bei einem Anstieg um weitere 5 bis 10 % in der Aktie möglich wären. 

Falls es im September zu einer Korrektur oder Seitwärtsbewegung in der Aktie kommt, erwarten wir, dass diese spätestens bei einem Kurs um 460 Euro ihr unteres Ende findet. Danach dürfte ein zweites Mal nach dem 5. August der Turbo gezündet werden, und die Aktie nimmt dann die 500 Euro Marke ins Visier, die spätestens Mitte Dezember erreicht und vermutlich auch übersprungen werden dürfte.

Die nächsten Quartalszahlen für die Münchener Rück werden am 7. November veröffentlicht.

Zuletzt hatte die UBS die Aktie am 22. August zum Kauf empfohlen. Morgan Stanley hatte die Aktie 2 Tage zuvor mit Übergewichten und Kursziel 527 Euro bewertet.

 

Trendfolge-Aktie der Woche: Stride Inc.

Die im Russell 2000 gelistete Aktie Stride Inc. (LRN; Marktkapitalisierung: 3,5 Mrd. US-Dollar) ist ein Bildungsdienstleister, der sich auf virtuelles Lernen sowie Blended Learning – eine Verzahnung von Präsenz- und E-Learning – spezialisiert hat. 

Laut dem Management ist Stride dafür prädestiniert, die Zukunft des Lernens zu verändern. Denn 70 % der Familien in den USA sind unzufrieden mit der schulischen Bildung und streben einen Wechsel an. Zudem überdenken viele Schüler den traditionellen Hochschulweg. Stride sieht sich selbst als Profiteur dieser Mißstände, da man offenbar den Nerv der Eltern mit dem personalisierten, berufsorientierten und technologiebasierten Angebot trifft. Dafür spricht auch die im Jahr 2024 erreichte höchste Einschreibungsrate in der Firmengeschichte. Am 7. August präsentierte Stride Quartalszahlen, die leicht über den Schätzungen der Analysten lagen. Dabei wurde erstmals ein Umsatz von über 2 Mrd. US-Dollar aus Jahressicht erreicht. Der operative Gewinn belief sich auf 294 Mio. US-Dollar, was einem Plus von 46 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Der Gewinn je Aktie lag bei 4,69 US-Dollar, im Vorjahr standen nur 2,97 US-Dollar zu Buche.

Da die Einschreibungssaison erst nun, im September, ihren Höhepunkt erreichen wird, wird das Unternehmen, wie jedes Jahr, erst mit den Zahlen zum 1. Geschäftsquartal, die für Anfang November erwartet werden, einen Geschäftsausblick geben. Dieser dürfte recht rosig ausfallen.

Laut dem Earning-Call von Anfang August sieht sich das Management voll im Plan bestätigt, sein langfristiges Ziel zu erreichen: Bis 2028 soll ein Gewinn pro Aktie zwischen 6,15 und 8,35 US-Dollar erreicht werden können.

Obwohl nicht wenige Shortseller in der Aktie aktiv sind – die Short-Quote beträgt immerhin 15 % – weist die Aktie nach einem Ausbruch aus einer drei Monate andauernden Tassenformation, der Ende Juli gelang, eine konstruktive Trendbewegung in Richtung Norden aus. 

Sofern im Chart der Widerstand bei 82,50 in der kommenden Handelswoche im zweiten Anlauf überwunden werden kann, könnte die Aktie in Kürze neue Allzeithochs ausbilden und sich der 100 US-Dollar Marke annähern.

Zwei Analystenhäuser haben im August Kursziele für die Aktie zwischen 90 und 94 US-Dollar genannt.

Manche Experten sehen die Aktie als KI-Profiteur an, weil mittels der KI für die interne Verwaltung des Unternehmens Prozessabläufe wie Abrechnungen und Personalmanagement leichter von der Hand gehen sollen. Zudem sollen mittels KI den Lehrern die Erstellung von Inhalten, Ideen und Arbeiten erleichtert werden, außerdem wird ein KI-Bot für die Lernenden angeboten, was von jungen Menschen sehr gerne angenommen wird, weil sie bei Problemen direkt während des Lernprozesses nachfragen können, ohne erst den Termin mit einem Lehrer abwarten zu müssen.

Dass der CEO im Earning-Call das Wort Künstliche Intelligenz mit keinem Wort erwähnt hat, verweist vor allem darauf, dass die KI für das Unternehmen nur ein Hilfsmittel darstellt, um Abläufe zu optimieren und das Unternehmen seine oben erwähnten Gewinnziele unabhängig von Neuerungen durch die KI erreichen kann. So einen pragmatischen Umgang mit der Künstlichen Intelligenz wünscht man sich eigentlich von jedem CEO – wir finden das super.

 

Dauerläufer-Aktie der Woche: RadNet

Das ebenfalls im Russell 2000 gelistete US-Unternehmen RadNet (RDNT; Marktkapitalsiierung: 4,9 Mrd. US-Dollar) gilt als führender Anbieter von ambulant geführten, diagnostischen Bildgebungszentren in den USA. 

In diesen Gesundheitszentren, die von Patienten nur wegen einer diagnostischen Untersuchung aufgesucht werden, können neben Computertomographie, Mammographie und Ultraschalluntersuchungen auch viele andere Bilder verarbeitende Untersuchungen in relativ kurzer Zeit durchgeführt werden: Unter anderem die Magnetresonanztomographie, die Positronenemissionstomographie, nuklearmedizinische Untersuchungen, klassische Radiologie sowie die Fluoroskopie, mit der vor allem der Margen-Darm-Trakt durchleuchtet und gefilmt werden kann.

RadNet gilt in den USA als der größte Eigentümer und Betreiber von ambulanten Bildgebungszentren. Der nächste Mitbewerber ist gemessen an den Zentren und Umsätzen nicht einmal halb so groß. Der CEO Howard Berger betonte in einem Conference Call Ende Februar 2024, dass der Bedarf an diagnostischer Bildgebung größer sei denn je. So will man einerseits die eigenen Einrichtungen weiter ausbauen und andererseits die Zusammenarbeit mit Krankenhäusern und Gesundheitssystemen verstärken.  

Noch werden ungefähr 50 % bis 60 % der radiologischen Verfahren innerhalb von Krankenhäusern durchgeführt. Da dies für Patienten und Krankenversicherer mit hohen Kosten verbunden ist, soll sich dies in den nächsten Jahren ändern. Zwar kann RadNet bereits mit jährlich mehr als 9 Millionen ambulanten Bildgebungsverfahren aufwarten, doch wenn man bedenkt, dass die Zahl der diagnostischen Untersuchungen in den USA für das jahr 2024 auf über 700 Millionen Untersuchungen ansteigen dürfte, dann ist hier noch viel Wachstum möglich. Laut Experten besteht in den USA landesweit ein Potential von 7.000 bis 10.000 ambulant geführten Bildgebungszentren.

RadNet führte in der Vergangenheit viele Kapitalerhöhungen durch, um durch Übernahmen zu wachsen. Eine der bedeutendsten Übernahmen hat RadNet im Jahr 2020 getätigt: Man erwarb DeepHealth, die etwa 50 Millionen US-Dollar gekostet hat. Im Zuge der Deep Health-Übernahme hat RadNet eine KI-Abteilung für die Mammographie zur Erkennung von Brustkrebs etabliert. 

Überhaupt ist die Firma offen für KI-Anwendungen. Das KI-Segment steht jedoch erst in den Startlöchern, zeigte jüngst aber deutliche Einflüsse für die Gewinnentwicklung im Unternehmen. Generative KI soll künftig auch als Dienstleistung angeboten werden: damit sollen Arbeitsabläufe in anderen Bereichen, etwa der Patientenplanung oder klinischen Berichterstattung, beschleunigt werden. RadNet könnte eine für Bildgebungszentren spezialisierte Generative KI dann an andere Betreiber von Bildgebungszentren als Abonnements verkaufen oder lizenzieren. In diesem Zusammenhang wurde Ende November 2023 die Einführung des Gesundheitsinformatik-Angebots DeepHealth OS bekannt gegeben. Dabei handelt es sich um ein cloudgestützes Betriebssystem, das operative generative KI nutzt, um die Patienteneinbindung und -versorgung vor und nach den diagnostischen Untersuchungen effizient zu managen. 

Am 7. August veröffentlichte RadNet Quartalszahlen, die etwa den Konsensschätzungen entsprachen; der Ausblick blieb jedoch etwas hinter den vielleicht auch zu hohen Erwartungen von Analysten zurück. 

Der CEO Howard Berger sagte im Earning-Call: “Angesichts der positiven Trends, die wir weiterhin in praktisch allen Aspekten unseres Geschäfts erleben, und der starken finanziellen Leistung des zweiten Quartals erhöhen wir bestimmte Kennzahlen unserer Prognose nach oben“.

Seit Jahresbeginn ist die Aktie bereits um über 90 % gestiegen. RadNet kann vielleicht als Newcomer unter den Dauerläufer-Aktien betrachtet werden. Denn erst mit den Ende Februar dieses Jahres veröffentlichten Quartalszahlen wurde klar, dass das Unternehmen mit den Bildgebungszentren eine Marktlücke schließt, die zuvor als Marktlücke gar nicht erkannt worden ist.

Positiv anzumerken ist auch, dass die Krankenkassen immer weniger Selbstbeteiligung von den Patienten verlangen, wenn es um die Brust- und Lungenkrebsvorsorge geht. Seit dem 1. Januar 2024 ist es beispielsweise den im US-Bundesstaat Maryland regulierten Krankenversicherern untersagt, eine Kostenbeteiligung von Patienten zu verlangen, wenn sie sich in einem RadNet-Center einer Mammographie oder einer  Brustultraschalluntersuchung zwecks Brustkrebsvorsorge unterziehen.

Tiffany Alston, Delegierte von Maryland, sagte: „Als Delegierte und Patientin von RadNet freue ich mich, an der Verabschiedung dieser Gesetze beteiligt gewesen zu sein. Mit der Unterschrift des Gouverneurs haben wir Maßnahmen ergriffen, die den Zugang zu erschwinglicher Gesundheitsversorgung bei lebenswichtigen und potenziell lebensrettenden diagnostischen Screenings für Brust-, Lungen- und Prostatakrebs verbessern. Diese Gesetzesentwürfe bekräftigen unsere Überzeugung, dass Gesundheitsfürsorge ein Menschenrecht ist.”

Die RadNet-Aktie notiert am Allzeithoch und wir denken, dass dieser Newcomer unter den Dauerläufern auch in den nächsten Jahren im Chart von Links unten nach Rechts oben laufen wird.

 

Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen

 

In der vergangenen Handelswoche haben wir wieder Trades durchgeführt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben.

 

Das wikifolio “Marktradar” gewann in der vergangenen Handelswoche 1,38 %, konnte im Monat August eine Performance von 24,37 % erreichen.

 

Aktuell halten wir in der Assetklasse Volatilität nur Faktor Short Zertifikate auf VIX-Futures, keine Faktor Long Zertifikate mehr. Der CBOE Vix of Vix (VVIX) entwickelt aktuell keine Divergenz zum CBOE Volatility Index (VIX), so dass wir momentan nicht befürchten müssen, dass die Volatilität für die nächsten Tage gemeinsam mit den Aktien steigen wird.

 

Unser Themenschwerpunkt liegt momentan bei Smart Grid Profiteuren. Hier halten wir die Aktien von Ameresco, IES Holdings, MYR Group, Quanta Services, Tetra Tech.

 

Für unser Trading von saisonalen Chancen halten wir einen Call-Optionsschein auf Swiss Re und einen Call-Discount-Optionsschein auf BMW. Wir planen für diese Woche, einen Call-Discount-Optionsschein auf die Münchener Rück zu kaufen. 

Im Rahmen unserer neuen Strategie “Defensiv von Links Unten nach Rechts oben” halten wir die Aktien von W.R. Berkley Corporation, Comfort Systems, Louisiana Pacific Corp. Parker Hannifin Corporation. In dieser Woche wollen wir die Aktie RadNet dazu kaufen.

Als Earning-Trade halten wir aktuell Aktien von Daktronics und Smartsheet.

Aktuell sind wir trendfolgend in den Aktien von Willdan, CBOE Global Markets, Regeneron Pharmaceuticals, Halozyme Therapeutics, Novartis, Clean Harbors, Axsome Therapeutics, CF Industries, Caterpillar, Amgen, Tyler Technologies, Commvault Systems, Alnylam Pharmaceuticals dabei.

Über Swing-Trades halten wir aktuell Liquidity Services, Danaher, Ardelyx, Catalyst Pharmaceuticals, KB Home.

 

Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.



Seit 2014 ist Stefan Pröhl bei wikifolio aktiv. Dort setzt er Rotationsmodelle auf Wochen-, Monats- oder Quartalsbasis um.

Die Idee zum Marktradar ist entstanden, weil ihm bisher ein vernünftiges Modell fehlte, mit dem er sich täglich einen schnellen Überblick verschaffen kann, in welche Sektoren und Branchen gerade Kapital hineinfließt und aus welchen gerade Kapital abgezogen wird.

Mit dem von ihm entwickelten “Marktradar” kann er täglich für jeden Sektor bzw. jede Branche fünf Tagesstempel vergeben: “Kaufen oder Aufstocken”, “Buy the dip ?”, “Bodenbildung oder Seitwärts”, “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”, “Unter Beobachtung”.

Diese “Top Down” Analyse gibt ihm täglich wichtige Hinweise und Tipps zur Intermarketanalyse. Mit dem Schreiben dieser Kolumne dokumentiert er auf hoffentlich auch etwas unterhaltsame Weise die Tipps und Hinweise, die ihm der Marktradar liefert.

Mit jedem Wissen entsteht auch Unwissen. Nur so kann Stillstand, Leere, Einrosten im Kopf verhindert werden. Täglich gibt es Neues zu entdecken und täglich werden Überzeugungen revidiert. Das ist das Mindset, dem auch diese Kolumne folgt.

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