Season-trader

Marktradar vom 31. März 2025

Neben vielen anderen Informationen findest Du in den nächsten Leseminuten Antworten auf folgende Fragen:

 

Warum ein schwaches erstes Quartal sowohl zu starken als auch zu schwachen Folge-Quartalen führen kann

 

Warum der “Upril” im Bitcoin zuletzt eher zu einem “Downpril” geworden ist

 

Warum die USA ab dem 1. Juli offiziell in eine Rezession und Stagnation geraten könnten

 

Warum Silber in wenigen Wochen um 50 % steigen könnte

 

Warum ein Short-Trade auf Strategy (ehemals MicroStrategy) nun eine gute saisonale Idee sein kann




Marktradar vom Montag, 31. März 2025

 

Sehen wir heute einen Short-Squeeze bei Silber ?

 

Rezession und Stagnation – Mister Market preist diese Angstmacher nun ein

 

Heute endet das erste Quartal 2025 – und für den S&P 500 wird es das sechste Mal in diesem Jahrtausend sein, dass dieser Index ein erstes Quartal im Verlust abschließen wird.

Etwa 76 % aller ersten Quartale seit dem Jahr 2000 konnte der S&P 500 mit einem Gewinn beenden, nur 24 % mit einem Verlust.

Wir wollen nun einmal schauen, wie sich der S&P 500 in diesem Jahrtausend bis zum Jahresende entwickelt hat, wenn das erste Quartal im Verlust endete.

 

Im Jahr 2001 verlor der S&P 500 im ersten Quartal 10,81 % an Wert. Bis zum Jahresende verlor der S&P 500 weitere 1 % an Wert. Im Jahr 2001 erwies sich das vierte Quartal als das Beste (+9,8 %).

 

Im Jahr 2008 verlor der S&P 500 im ersten Quartal 9,29 % an Wert. Bis zum Jahresende verlor der S&P 500 weitere 30 % an Wert. Im Jahr 2008 konnte der S&P 500 kein Quartal mit einem Gewinn beenden.

 

Im Jahr 2009 verlor der S&P 500 im ersten Quartal 11,25 % an Wert. Bis zum Jahresende konnte der S&P 500 danach um 40 % steigen und dabei drei Quartale in Folge mit Gewinn beenden.

 

Im Jahr 2020 verlor der S&P 500 im ersten Quartal 19,44 % an Wert. Bis zum Jahresende konnte der S&P 500 danach um fast 47 % steigen und dabei – wie 2009 – drei Quartale in Folge mit Gewinn beenden.

 

Im Jahr 2022 verlor der S&P 500 im ersten Quartal 4,61 % an Wert. Bis zum Jahresende verlor der S&P 500 weitere 14 % an Wert. Wie im Jahr 2001 erwies sich auch im Jahr 2022 das vierte Quartal als das Beste (+7,5 %).

 

Aus dieser Rückschau wird deutlich, dass aus einem schwachen ersten Quartal keine klare Prognose für die weitere Entwicklung des Jahres geschlossen werden kann.

Interessanter für uns wird diese Rückschau, wenn wir uns die April-Performance des S&P 500 für diese Jahre anschauen:

 

April 2001: +7,04 %

April 2008: +4,77 %

April 2009: +9,94 %

April 2020: +12,69 %

April 2022: -8,77 %

 

In den Jahren, als der S&P 500 mehr oder weniger zweistellig im ersten Quartal abstürzte, kam es im April immer zu einer Erholung. Nur im Jahr 2022, als der Quartalsverlust – wie auch 2025 – noch relativ moderat bei etwa -5 % lag, verlor der S&P 500 im April weiter an Boden.

Wir können aus dieser Beobachtung folgendes schlussfolgern: Sollte der S&P 500 schwach wie 2022 in das zweite Quartal starten, dann dürfte es frühestens zu Beginn des vierten Quartals (also ab Oktober) zu einer Trendwende kommen – bis dahin dürften die Bären an der Wall Street am Ruder bleiben.

Sollte der S&P 500 den April jedoch im Gewinn beenden können, dann wäre eine Kursrallye bis zum Jahresende (wie im ersten Jahr nach der Finanzkrise 2009 und im Corona-Jahr 2020) im Bereich des Möglichen. Aber auch nur dann.

Wir favorisieren aktuell eine Entwicklung wie im Jahr 2022 – gehen also von einem schwachen April aus und einem dann zermürbenden Bärenmarkt für US-Aktien, der dann frühestens ab Oktober 2025 sein Tief erreichen würde.

 

Ab Juli könnte sich die USA offiziell in einer Rezession befinden

Untermauert wird diese Prognose aktuell vom GDP-Now Indikator, der von der FED of Atlanta herausgegeben wird. Am Freitag wurde eine neue Echtzeit-Prognose für das laufende erste Quartal 2025 veröffentlicht. Diese lässt mit einem erwarteten Rückgang der US-Wirtschaft in Höhe von -2,8 % die Furcht vor einer Rezession steigen; sollte dann das zweite Quartal ebenfalls von einem rückläufigen Wachstum geprägt sein, dann würde sich die USA ab dem 1. Juli offiziell in einer Rezession befinden – denn erst ab zwei Quartalen mit rückläufigem Wachstum sprechen Volkswirte offiziell von einem Eintritt in eine Rezession.

Erst während einer in den Medien täglich für negative Schlagzeilen sorgenden Rezession bieten sich bekanntlich die besten langfristigen Einstiege für US-Investoren – und die mehrmonatige Phase vor Beginn einer Rezession wird in der Regel von fallenden Aktienkursen begleitet – daher glauben wir aktuell nicht daran, dass wir vor Oktober optimistische Signale für steigende Kurse im US-Aktienmarkt sehen werden.

Laut der Fed of Atlanta befinden wir uns aktuell mittendrin in einer mehrmonatigen Phase, die dem offiziellen Beginn einer Rezession voraus läuft.

Wer nun ein hohes Renditepotenzial bei US-Aktien sieht, der ist klar in der Minderheit – und das unseres Erachtens zurecht. 

Aktuell donnern nämlich noch keine Kanonen an der Wall Street – diese werden nun erst ausgefahren und in Stellung gebracht. Geschossen wird dann erst im Sommer und Herbst – und wir hoffen natürlich, dass sich der Kanonenhagel auf die Wall Street beschränkt und bis dahin geopolitische Spannungen, wie wir sie aktuell zwischen vielen Ländern (USA mit dem Rest der Welt sowie Europa mit Russland) sehen, nicht neue Eskalationsstufen erreichen werden.

 

Bärisches Sentiment taugt aktuell nicht als Kontraindikator

Auch das Sentiment deutet auf weiter fallende Kurse hin: Laut der Umfrage der American Association of Individual Investors (AAII) liegt der Bull-Bear Spread seit 8 Wochen im negativen Bereich. Mit anderen Worten: Seit zwei Monaten gehen Privatinvestoren an der Wall Street mehrheitlich davon aus, dass der S&P 500 in sechs Monaten niedriger notieren wird als zum Zeitpunkt der Umfrage.

Zum Kontraindikator taugt so eine sich fest beißende bärische Marktmeinung nicht, denn eine Hausse wird von Optimismus, nicht von Pessimismus befeuert.

 

US-Aktienindizes sind seit Freitag technisch angeschlagen

Zusammen mit der pessimistischen Prognose zum US-Bruttoinlandsprodukt (GDP-Now) durch die FED of Atlanta sind am Freitag auch die ETFs der großen US-Aktienindizes S&P 500 (SPY), Nasdaq 100 (QQQ) und Russell 2000 (IWM) in charttechnisch gefährliches Terrain gerutscht, wirken technisch nun angeschlagen, worauf wir gleich näher eingehen werden, wenn wir unter den Radar der großen US-Aktienindizes schauen.

 

Neben Rezession droht nun auch Stagnation

Börsenbeobachter fürchten aktuell neben einer Rezession auch eine Stagnation in den USA, die dadurch geprägt sein wird, dass ein abschwächendes Wachstum von steigender Inflation begleitet wird. Letztere begleitet meist Phasen, in denen die Wirtschaft wächst und nicht schrumpft. Zur Last gelegt wird diese eher selten anzutreffende Entwicklung einer Stagnation der Zollpolitik von Donald Trump, deren langfristige positive Auswirkungen auf die US-Wirtschaft von Mister Market aktuell nicht gesehen oder sogar klar dementiert werden.

Immerhin handelt Mister Market die Zukunft und nicht die Gegenwart – lässt Donald Trump also mit seinem “America First” Optimismus allein im Regen stehen.

Wie wir im Marktradar vom 24. März ausführlich berichtet haben, möchte Donald Trump mit Strafzöllen erreichen, dass der US-Dollar dauerhaft geschwächt wird und gleichzeitig geopolitische Sicherheitsgarantien für Europa nur noch gegen den Erwerb von US-Staatsanleihen gewährt werden sollen. Das Ausland (neben Europa auch Kanada, Mexiko und andere) soll also dafür sorgen, dass viel Geld in die USA reinkommt – was der US-Regierung dann tatsächlich ermöglichen könnte, die Steuern für US-Bürger und -Unternehmen zu senken – eben weil nun das Ausland statt das Inland “die Zeche zahlt”.

Wir halten eine solche Politik für falsch (schon weil sie die Macht des Stärkeren über den Schutz der Schwächeren stellt und langfristig nicht friedensstiftend wirken kann) und glauben auch nicht, dass sich eine solche Politik langfristig erfolgreich durchziehen lässt – Mister Market sieht das momentan ähnlich, weshalb er nicht die von Donald Trump versprochenen positiven Auswirkungen auf die USA in die Kurse einpreisen will, sondern eher davon auszugehen scheint, dass eine solche Politik nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig negativ auf die US-Wirtschaft und die US-Börsen zu Buche schlagen wird.

 

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

Aktuell erhalten 8 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 13,3 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 18,3 %).

Von den 8 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, werden 6 ETFs vom Marktradar für diesen Montag als “Trendfolgend kaufbar” eingestuft. In der Vorwoche erhielten 8 ETFs das Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar”.

Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die wir mit dem Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar” einstufen, verfügen neben relativer Stärke zum Gesamtmarkt auch über ein im Tageschart sichtbares höheres Tief. Solange dieses nicht unterschritten wird, können Trendfolger davon ausgehen, dass in Kürze neue Verlaufhochs erreicht werden.

Wir wollen nun die 6 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs in einer Rangliste aufzählen, die wir als “Trendfolgend kaufbar” einstufen (in Klammern der prozentuale Abstand zum 19. Februar, an dem der S&P 500 und der Nasdaq 100 ihre Allzeithochs erreichten):

 

Goldminen Junior (GDXJ; 11,42 %)

Goldminen (GDX; 9,70 %)

Versicherungen (KIE; 3,92 %)

Fossile Energie (XLE; 1,22 %)

Gesundheitsdienstleister (IHF; -0,11 %)

Stromversorger (XLU; -2,14 %)

 

Im Vergleich zur Vorwoche haben die ETFs für Silberminen (SIL), Kupferminen (COPX) und für Windenergie (FAN) das Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar” verloren.

Dafür ist der ETF für Versicherungen (KIE) nun wieder dabei.

 

Bei den Assets fern von Aktien liegen auch die Metalle vorne

Wir beobachten wöchentlich 23 ETFs beziehungsweise Futures, die Assets fern von Aktien abbilden. Von diesen erhalten aktuell nur 4 Produkte das Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar” (in Klammern wieder der prozentuale Abstand zum 19. Februar, an dem der S&P 500 und der Nasdaq 100 ihre Allzeithochs erreichten):

 

Kupfer (HG; 11,18 %)

Gold (GLD; 4,87 %)

Silber (SLV; 3,99 %)

SHY (US-Staatsanleihen mit Laufzeit 1 – 3 Jahre; 1,01 %)

 

Kupfer preist Industriewachstum in China ein

Der Preis für das Industriemetall Kupfer korreliert stark mit der Industrieproduktion in China, weil die Volksrepublik der größte Abnehmer von Kupfer weltweit ist. Und da aus China in den kommenden Wochen und Monaten eigentlich eher erfreuliche Daten zur Industrie- und Konsumentwicklung erwartet werden, ist es nicht wirklich verwunderlich, dass der Kupferpreis an der Chicago Mercantile Exchange (CME) seit Jahresbeginn schon um 26 % gestiegen ist.

Zugleich ist der Kupferpreis ein guter Maßstab, um die zukünftige Entwicklung der Inflation einschätzen zu können. Steigt der Kupferpreis, dann steigen auch andere Materialkosten.

Preistreibend dürfte bereits gewirkt haben, dass Elektroautos deutlich mehr Kupfer bei der Fertigung benötigen als Verbrenner, was die zukünftige Nachfrage nach Kupfer hoch bleiben lassen dürfte.

Allerdings könnte Trumps Zollpolitik einige Störfeuer bei der Preisentwicklung von Kupfer verursachen. Zum einen könnte eine zunehmende Risikoaversion an der Wall Street auch den Kupferpreis im Zaum halten, zum anderen dürften Importzölle auf Kupfer und Autos zumindest kurzfristig zu einer geringeren Industrie- und vor allem Autoproduktion in den USA führen (in China vermutlich aber nicht). US-Autobauer könnten verstärkt auf Lagerbestände zurückgreifen, um damit hohe Einfuhrkosten zu vermeiden.

 

Silber: Kommt jetzt der Short-Squeeze oder die Korrektur ?

Wie bei Kupfer zeigt auch das Industriemetall Silber aktuell relative Stärke gegenüber den Minen, die diese Industriemetalle schöpfen.

Der ETF für Silberminen (SIL) hat zuletzt am 18. März ein neues Verlaufshoch erreicht, notiert aktuell fast 5 % darunter. 

Der ETF für den Silberpreis (SLV) notiert hingegen nah am Verlaufshoch; dieses wurde im Tageschart auch am 18. März ausgebildet, der SLV-ETF konnte es am Donnerstag sogar per Schlusskurs überschreiten.

Weil wir aktuell eine relative Stärke des Silberpreises gegenüber den Silberminen sehen, sollte gemäß Risk-On / Risk-Off Logik eigentlich davon ausgegangen werden, dass der Risk-On Part (Silberminen) den Risk-Off Part (Silberpreis) in Kürze mit nach unten ziehen wird.

Eine ähnliche relative Schwäche beobachten wir auch bei den Goldminen gegenüber dem Goldpreis – hier ist diese aber weniger augenfällig als beim Silberpreis und könnte vielleicht sogar als (noch) irrelevant eingestuft werden.

Noch stärker als beim Silberpreis beobachten wir diesen Warnhinweis aber bei Kupferminen, die gegenüber dem Kupferpreis nicht nur relative Schwäche zeigen, sondern eine überraschend klare Underperformance. Dazu aber unten gleich noch mehr.

Alle diese Überlegungen könnten jedoch schnell zu einer Fehlkalkulation führen, wenn wir am heutigen Montag tatsächlich einen Silver-Short-Squeeze sehen, auf den sich aktuell viele Marktteilnehmer vorbereiten.

In den sozialen Medien formiert sich derzeit nämlich eine Bewegung, die zum gemeinsamen Kauf von Silber am 31. März, also heute, aufruft. 

Ziel der Aktion ist es, durch gebündelten physischen Kauf den Silberpreis zu beeinflussen und angeblicher Marktmanipulation durch Großbanken entgegenzuwirken. 

Auslöser der Diskussion ist ein viel beachteter Kommentar des US-Analysten Jesse Colombo, der Großbanken wie JPMorgan und UBS vorwirft, den Silberpreis durch umfangreiche Short-Positionen künstlich niedrig zu halten. 

Laut Jesse Colombo entsprechen diese Positionen rund 223 Millionen Unzen Silber – mehr als ein Viertel der weltweiten Jahresproduktion. Seine Ausführungen verbreiten sich derzeit viral auf Plattformen wie Kitco, SilverSeek und in einschlägigen Online-Foren. 

Nach Einschätzung zahlreicher Analysten halten insbesondere große Handelsabteilungen internationaler Banken massive Short-Positionen im Silbermarkt. Dabei geht es um den Verkauf von sogenannten Papier-Silber-Kontrakten – also Finanzinstrumenten, die Silber zwar repräsentieren, die aber nicht durch physische Bestände gedeckt sind. Das Ziel dieser Short-Positionierer ist klar: Den Preis durch ein künstlich aufgeblähtes Angebotsbild niedrig zu halten.

Ein Silver-Short-Squeeze setzt dann ein, wenn dieses Vorhaben  unter Druck gerät – etwa durch eine starke physische Nachfrage oder die Erkenntnis, dass kaum reales Silber verfügbar ist. 

Sobald Händler beginnen, physisches Metall zu kaufen und aus dem Markt zu ziehen, steigt der Preis. Die Short-Seller müssen reagieren: Um Verluste zu begrenzen, versuchen sie, ihre Positionen durch Rückkäufe zu schließen. Genau dieser Zwang zum Rückkauf beschleunigt den Preisanstieg und lässt ihn parabolisch werden beziehungsweise führt zu einem Spike-artigen Ausreißer nach oben.

Da aktuell die Lager für Silberbarren aber recht leergefegt sind, bleibt den Institutionellen womöglich nur übrig, ihre Short-Positionen über Derivate glattzustellen.

Ein Beitrag der Social-Media-Initiative #SilverSqueeze sorgt aktuell für viel Aufmerksamkeit: Ein Nutzer mit dem Pseudonym “SilverDegen” kündigte an, für jeden Retweet seines Beitrags eine Unze Silber zu kaufen – aus Protest gegen die seiner Ansicht nach systematische Unterdrückung des Silberpreises durch große Finanzakteure.

Begleitet wird der Aufruf von einer Grafik, die auf einen historischen Vergleich verweist: Im Jahr 1980 seien rund 950 Unzen Silber nötig gewesen, um ein durchschnittliches Einfamilienhaus in den USA zu kaufen. Heute, so die Botschaft, wären dafür mehr als 9.000 Unzen Silber erforderlich – eine Verzehnfachung, die auf einen drastischen Kaufkraftverlust des Edelmetalls hindeutet.

Immer mehr Beiträge wie der oben genannte gehen aktuell in den sozialen Medien viral: Nutzer zeigen stolz ihre privaten Silbervorräte – von Münzen bis hin zu beeindruckenden Stapeln von Silberbarren – und bringen damit die Bewegung rund um den #SilverSqueeze weiter ins Rollen.

Sollte es vom aktuellen Kursniveau aus also heute mit hohem Handelvolumen nach oben gehen, dann käme es zu einem massiven prozyklischen Kaufsignal, der womöglich ähnlich wie damals während des Hypes um die Aktie von Gamestop viele, die aktuell noch nicht dabei sind, auf den Zug mit aufspringen lassen wird.

Und tatsächlich kratzte der Silberpreis am Donnerstag und Freitag an einem wichtigen charttechnischen horizontalen Widerstand, der auf der Höhe des Ende Oktober 2024 ausgebildeten Verlaufshochs liegt. Sollte dieser Widerstand mit Karacho überrannt werden, dann könnte das Allzeithoch ins Visier der Silber-Spekulanten rücken – immerhin läuft der Goldpreis aktuell von Allzeithoch zu Allzeithoch – Silber hat hier eigentlich noch viel aufzuholen.

Bezogen auf den ETF für den Silberpreis (SLV) liegt das Allzeithoch bei 48,35 US-Dollar, das im April 2011 erreicht wurde. 

Am Freitag schloss der SLV-ETF bei 31 US-Dollar – damit könnte ein Short-Squeeze im SLV-ETF zu einem Kursanstieg bei Silber in Höhe von 50 % oder mehr in relativ kurzer Zeit führen.

 

Short-Reversal Signale am US-Aktienmarkt 

Im Marktradar vom 24. März hatten wir noch geschrieben, dass sich die Bullen bereits in der nun abgelaufenen Handelswoche bereit machen könnten, das Zepter zu übernehmen. Festgemacht hatten wir diese Überlegung daran, dass einige Branchen aus dem Risk-On Bereich Trendfrüherkennungssignale für die Long Seite generiert hatten, darunter Fintech (ARKF), Bitcoin Miners (WGMI), Nichtbasiskonsumgüter (XLY), Solar (TAN). 

Sollten die letzten höheren Tiefs in der kommenden Woche in den Tagescharts dieser ETFS alle halten – so hatten wir geschrieben – dann sollte der CBOE Volatility Index (VIX) unbedingt unter 19 fallen – ansonsten würde eine weiter hoch bleibende implizite Volatilität anzeigen, dass die Bullen in eine Bärenfalle hineintappen.

Nun sind die Bullen nicht in die Bärenfalle hinein getappt, und zwar einfach deshalb, weil das Zepter nicht an sie übergeben worden ist.

Stattdessen hat sich am vergangenen Freitag trotz eines Down-Gaps zur Eröffnung die Abwärtsbewegung dynamisch fortgesetzt.

In vielen von uns beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs sind zudem per Wochenschluss viele kürzlich ausgebildete Verlaufstiefs unterschritten worden, teilweise sogar, obwohl zuvor noch höhere Hochs im Tageschart ausgebildet werden konnten. Damit hat sich die kurzfristig noch ins Risk-On gedrehte Marktmeinung ruckartig ins Gegenteil einer Risk-Off Marktmeinung umgekehrt.

Wir wollen nun die Sektor-, Branchen- und Themen ETFs in einer Rangliste aufzählen, die solch ein Short-Reversal Signal ausgebildet haben. Wir erwarten bei diesen ETFs nun ein längeres Verharren in einem bärischen Umfeld (in Klammern der prozentuale Abstand zum letzten Verlaufstief und der Tag, an dem dieses im Tageschart ausgebildet wurde):

 

Bitcoin-Miners (WGMI; -8,88 % / 21. März)

Semiconductor (SMH; -4,17 % / 21. März)

Genomic (ARKG; -3,23 % / 21. März)

Kupferminen (COPX; -3,12 % / 21. März)

Solar (TAN; -2,48 % / 13. März)

Weltraum (ARKX; -1,85 % / 21. März)

Biotech (XBI; -1,57 % / 21. März)

Technologie allgemein (XLK; -1,52 % / 21. März)

Fluggesellschaften (JETS; -1,49 % / 21. März)

Lithium- und Batterietechnologie (LIT; -1,40 % / 21. März)

Automatik und Robotik (ARKQ; -1,29 % / 21. März)

Software (IGV; -1,11 % / 21. März)

Cybersecurity (CIBR; -0,98 % / 21. März)

Green Energy (QCLN; -0,96 % / 21. März)

Internet Cloud (WCLD; -0,75 % / 21. März)

Infrastruktur (PAVE; -0,63 % / 21. März)

Industrielle Fertigung (XLI; -0,32 % / 21. März)

Rüstung und Raumfahrt (ITA; -0,31 % / 21. März)

 

Dass auch der ETF für Kupferminen (COPX) in der vergangenen Handelswoche ein Short-Reversal Signal ausgebildet hat, bekräftigt unsere Beobachtung, dass im Bereich Industriemetalle die Preisbildung zuletzt mehr relative Stärke als bei den Bergminenbetreibern aufwies. 

Indirekt verweist dies darauf, dass gemäß Risk-On / Risk-Off Logik der Kupferpreis in Kürze den Kupferminen-Aktien in ihrem Abwärtsimpuls folgen könnte.

Sollte es jedoch heute zu dem Short-Squeeze bei Silber kommen, dann könnte Risk-On gegenüber Risk-Off im Industriemetall-Bereich eine signifikante Umkehrung erfahren und wir könnten in Kürze sehen, wie Aktien aus dem Silberminen-, Kupferminen- und womöglich auch Goldminen-Bereich an Dynamik gegenüber Silber-, Kupfer- und Goldpreis gewinnen könnten.

 

Ein Long-Reversal Signal sehen wir nur in einem Sektor

Zum aktuellen Marktumfeld passt, dass der einzige Sektor, der für heute ein Long-Reversal Signal aufweist, dem Bereich Basiskonsumgüter zukommt.

Der entsprechende ETF (XLP) konnte aus Wochensicht um fast 2 % steigen. Das am 17. März ausgebildete tiefere Hoch konnte am vergangenen Donnerstag (27. März) überschritten werden, womit der ETF nun wieder in Richtung Allzeithoch (per Schlusskurs wurde dieses am 25. Februar erreicht) laufen könnte.



Saisonale Idee der Woche: Strategy (Short)

Der Firmenchef des US-Unternehmens Strategy (ehemals MicroStrategy: MSTR; Marktkapitalisierung: 75 Mrd. US-Dollar) Michael Saylor gilt als “Bitcoin-statt-US-Dollar” Verfechter, der immer neue Unternehmensanleihen ausgibt, um damit nicht unternehmerisch zu wachsen, sondern stattdessen Bitcoin als wertsteigernde Liquidität zu kaufen und langfristig zu halten.

So hat das ursprünglich als Software-Firma gegründete Unternehmen kürzlich wiederholt die Aufnahme neuer Schulden angekündigt. Die Verschuldung erfolgt über die Ausgabe von sogenannten Wandelanleihen und ist institutionellen Investoren vorbehalten. Das frische Kapital will MicroStrategy natürlich in den Bitcoin investieren.

Eigentlich bildet das Kerngeschäft von MicroStrategy die Bereitstellung von Business Intelligence, mobiler Software und Cloud-basierten Dienstleistungen. Schaut man in die Unternehmensbilanz, dann verdiente das Unternehmen in der Vergangenheit mehr über seine gehaltenen Bitcoins als über das, was im operativen Geschäft an Gewinn übrig blieb. 

Im Jahr 2020 kündigte der  CEO Michael Saylor seine Absicht an, kein Bargeld mehr zu halten und sich stattdessen auf Kryptowährungen zu verlassen, um seine Unternehmenskasse zu finanzieren – beginnend mit dem Kauf von Bitcoin im Wert von 250 Mio. US-Dollar. Aktuell besitzt Strategy etwa 2 % aller ausstehenden Bitcoins, was ungefähr einem Wert von 40 Mrd. US-Dollar entspricht. Weil die Marktkapitalisierung des Unternehmens fast doppelt so hoch ist, zahlen Aktionäre eine Art Aufgeld für den indirekten Bitcoin-Besitz, den sie mit einem Kauf der Strategy-Aktie eingehen.

Daher wirkt es schon etwas kurios, dass die Strategy-Aktie die Kryptowährung Bitcoin beim Wertzuwachs zuletzt deutlich übertreffen konnte. Als Grund wird häufig angegeben, dass das Unternehmen die Kapitalmärkte in Form einer Ausgabe von Wandelanleihen nutzt, um sich dadurch Geld für den Kauf der Kryptowährung zu beschaffen. Dadurch entsteht ein Hebel über das Kreditgeschäft. Ein solches Kreditgeschäft klingt riskant – ist es aber nur, wenn Biitcoin deutlich an Wert verliert und die Halter der Wandelanleihen wütend an Michael Saylors Tür zu klopfen beginnen.

Im Jahr 2024 wagte Michael Saylor eine mutige Prognose: Bitcoin könnte bis zum Jahr 2045 eine Marktkapitalisierung von 13 Millionen US-Dollar erreichen, was einem Aufwärtspotenzial von etwa 17.000 % gegenüber dem Kurs vom vergangenen Freitag entsprechen würde. Michael Saylor dämpfte dennoch manche hochstehenden Erwartungen alteingesessener Bitcoin-Enthusiasten, denn er sagte auch: “Meine langfristige Prognose liegt bei 21 Jahren und einer jährlichen Rendite von 29 %. Aktuell liegen wir bei 60 % jährlicher Rendite. Die Rendite wird sich in den nächsten 21 Jahren auf 20 % verlangsamen, und die Volatilität wird abnehmen.”

Gemäß einer saisonalen Rückschau über die Mittelwertanalyse durchläuft die Aktie vom 1. April bis zum 13. Juni die schwächste Phase des Jahres.

Wir wollen nun einmal schauen, wie sich die Aktien in den vergangenen vier Jahren zwischen dem 31. März und dem 13. Juni entwickelt hat:

 

In der Zeit vom 31. März bis zum 13. Juni 2024 verlor die Aktie fast 13 % an Wert. Da die Aktie vom 1. Mai bis Mitte Juni gestiegen war, hätte ein optimaler Ausstieg bereits am 1. Mai erfolgen können. Zu diesem Zeitpunkt hätte unser Season-Shortseller einen Gewinn von fast 40 % erzielen können.

 

In der Zeit vom 31. März bis zum 13. Juni 2023 gewann die Aktie immerhin 1,5 % an Wert. Viel bessere Renditen wären für unseren Season-Shortseller in dieser Zeitperiode aber auch nicht möglich gewesen.

 

In der Zeit vom 31. März bis zum 13. Juni 2022 verlor die Aktie etwas über 20 % an Wert. Optimaler wäre in diesem Zeitraum für unseren Season-Shortseller ein Exit am 19. Mai gewesen. Da hätte er den Trade mit einem Gewinn von etwa 30 % abschließen können.

 

In der Zeit vom 31. März bis zum 13. Juni 2021 verlor die Aktie etwa 25 % an Wert.

 

Für den Bitcoin ist der April seit 2009 allerdings der zweitbeste Monat des Jahres. Mancher Krypto-Fan nennt den April deshalb immer noch gerne “Upril”. 

Das ändert aber nichts daran, dass auch der Bitcoin seit 2021 im April eher schwach tendiert hat (wie Strategy schloss der Bitcoin nur 2023 im April im Plus).



Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen

In der vergangenen Handelswoche haben wir wieder Trades durchgeführt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben.

 

Das wikifolio “Marktradar” verlor in der vergangenen Handelswoche 7,60 %, liegt seit Jahresbeginn mit 7,4 % im Minus.

 

Der hohe Wochenverlust ist maßgeblich unserer recht hohen Gewichtung von VIX Future Short Produkten geschuldet. Der CBOE Voaltility Index (VIX) stieg aus Wochensicht um mehr als 12 % in die Höhe. Aktuell beträgt die VIX Short/Put-Ratio 4,35, so dass wir zu Wochenbeginn immer noch eher von einer fallenden als einer steigenden impliziten Volatilität profitieren würden.

 

Als Aktien-Favoriten für 2025 halten wir die europäischen Aktien 2G Energy, Camurus, Kontron, PVA Tepla, Raiffeisen Bank International.

 

Im Rahmen unserer Dauerläufer-Strategie “Defensiv von Links Unten nach Rechts oben” halten wir die Aktien von W.R. Berkley Corporation, Louisiana Pacific Corp., Parker Hannifin Corporation, Tyler Technologies, Churchill Downs, BWX Technologies, Brown & Brown, Stryker Corp., Ensign Group, Costco Wholesale, MercadoLibre, Waste Management, Broadridge Financial Solutions, Hartford Financial Services Group, Mastercard, Alphabet, Paychex, Intercontinental Exchange, Church & Dwight, TransDigm.

 

Für unser Trading von saisonalen Chancen halten wir ein Call-Discount-Zertifikat auf Siemens Healthineers, ein Call-Hebelzertifikat auf Coloplast, ein Put-Hebelzertifikat auf Netflix, die Aktien von Beijer, Meituan, Tongcheng Travel. Wir planen, eine Short-Position auf Strategy (ehemals MicroStrategy) zu kaufen.

 

Als Earnings-Trade halten wir aktuell keine Aktien. Wir warten hier auf Einstiegssignale.

 

Im Rahmen von Short-Trades halten wir Short-Positionen auf den Nasdaq 100 und den S&P 500. Wir behalten uns vor, sowohl im Nasdaq 100 als auch im S&P 500 weitere Short-Positionen zu kaufen.

 

Im Rahmen des Handels von Assets fern von Aktien halten wir aktuell zehn ETPs auf Kryptowährungen: Bitcoin (BTC), Tron (TRX), Ripple (XRP), Ethereum (ETH), Solana (SOL), Sui (SUI), Cardano (ADA), Polkadot (DOT), Ondo (ONDO), Chainlink (LINK). Wir halten ein Put-Hebelzertifikat auf Kaffee und planen weiterhin einen Einstieg für eine Short-Position auf Natural Gas. Außerdem wollen wir eine Long-Position in Silber eröffnen.

 

Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.



Seit 2014 ist Stefan Pröhl bei wikifolio aktiv. Dort setzt er Rotationsmodelle auf Wochen-, Monats- oder Quartalsbasis um.

Die Idee zum Marktradar ist entstanden, weil ihm bisher ein vernünftiges Modell fehlte, mit dem er sich täglich einen schnellen Überblick verschaffen kann, in welche Sektoren und Branchen gerade Kapital hineinfließt und aus welchen gerade Kapital abgezogen wird.

Mit dem von ihm entwickelten “Marktradar” kann er täglich für jeden Sektor bzw. jede Branche fünf Tagesstempel vergeben: “Kaufen oder Aufstocken”, “Buy the dip ?”, “Bodenbildung oder Seitwärts”, “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”, “Unter Beobachtung”.

Diese “Top Down” Analyse gibt ihm täglich wichtige Hinweise und Tipps zur Intermarketanalyse. Mit dem Schreiben dieser Kolumne dokumentiert er auf hoffentlich auch etwas unterhaltsame Weise die Tipps und Hinweise, die ihm der Marktradar liefert.

Mit jedem Wissen entsteht auch Unwissen. Nur so kann Stillstand, Leere, Einrosten im Kopf verhindert werden. Täglich gibt es Neues zu entdecken und täglich werden Überzeugungen revidiert. Das ist das Mindset, dem auch diese Kolumne folgt.

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