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Marktradar vom 5. August 2024

Marktradar vom Montag, 5. August 2024

 

Megatrends KI und Smart Grid contra Rezessionsängste – Technologische Neuerungen verhindern ein Abtauchen der US-Wirtschaft in die Rezession

 

Gegensätzlicher konnten die Handelstage vom vergangenen Mittwoch und Donnerstag kaum sein.

Am Mittwoch, 31. Juli, stiegen die großen US-Börsenindizes bereits vor Beginn der FED-Sitzung kräftig an, nachdem der Nasdaq 100 noch am Dienstag auf Schlusskursbasis ein 37-Tage-Tief erreicht hatte.

 

Die FED-Sitzung wurde an der Börse am Mittwoch zu einem Non-Event, zumindest sofern man den Event-Charakter ausschließlich an starken Kursbewegungen bei Aktien festmachen möchte – solche gab es nämlich nicht mehr, als Jerome Powell ab 20 Uhr deutscher Zeit mit den Pressevertretern zu sprechen begann. Trader hatten praktisch vorweggenommen, dass die Zinswende von der US-Notenbank für den 18. September in Aussicht gestellt wird, und haben ein solches Szenario mit dem Kauf von Aktien aus dem Bereich Technologie quotiert.

Doch sofort nach Börseneröffnung am Donnerstag wurde der Rückwärtsgang eingelegt. Als Hauptgrund für den Verkaufsdruck bei konjunktursensiblen Aktien wurden neue Daten zum Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe genannt, die vom Institute for Supply Management (ISM) veröffentlicht wurden.

Das Institute of Supply Management befragt landesweit 400 Einkaufsmanager über die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage des Unternehmens, für welches sie im Einkauf tätig sind. Der ISM-Einkaufsmanagerindex gilt dabei als relativ verlässlicher Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA. Dieser Index fiel auf 46,8 Punkte (Vormonat: 48,5 Punkte), gab damit nach, obwohl Ökonomen einen leichten Anstieg auf 48,8 Punkte erwartet hatten.

Bei einem Wert von 50 im ISM-Einkaufsmanagerindex sehen Experten eine eher stagnierende Wirtschaftsproduktion, bei einem Wert von über 50 Punkten eine steigende und bei einem Wert von unter 50 Punkten eine rückläufige Industrieproduktion für die nächsten Monate auf uns zukommen. Der Index hat im Durchschnitt einen Vorlauf vor der tatsächlichen Industrieproduktion von drei bis sechs Monaten, sodass wir laut den ISM-Daten davon ausgehen sollten, dass die US-Industrieproduktion spätestens zwischen November und Februar beginnen wird, an Fahrt zu verlieren.

 

Am 3. Dezember 2012 sahen wir etwas ähnliches wie am 1. August 2024

Schauen wir einmal auf das Jahr 2012 zurück: Als der ISM-Einkaufsmanagerindex im November 2012 überraschend unter 50 fiel, ergab sich für Börsianer im Nachhinein eine exzellente Kaufchance. 

Die Bekanntgabe der Daten erfolgte am 3. Dezember 2012. Der Rutsch unter die 50 Marke im ISM-Einkaufsmanagerindex schürte über Nacht Rezessionsängste, ähnlich wie wir das am vergangenen Donnerstag gesehen haben. Im Jahr 2012 hatten die Experten eigentlich weiterhin einen Wert von über 50 im ISM-Einkaufsmanagerindex erwartet und kein Rutschen unter die 50er Marke. Die Wirtschaft hat sich in den darauffolgenden Monaten tatsächlich etwas schwächer entwickelt, ist aber nicht in eine Rezession geschlittert. Gegenüber 2012 sank das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2013 nämlich von 2,3 auf 1,8 %, so dass der ISM-Indikator als Frühindikator für die Industrieproduktion recht behielt. 

Vor Bekanntgabe der Daten, ab November 2012, korrigierte der Nasdaq 100 um etwas über 10 %, der Markt nahm also ähnlich wie nun im Juli 2024 die schwachen ISM-Daten vorweg. Danach begann der technologielastige Nasdaq 100 anfangs noch gemächlich, schließlich aber immer steiler nach oben zu laufen. 

Auf den überraschenden Rückgang beim ISM-Einkaufsmanagerindex im November 2012 folgte eine fast drei Jahre anhaltende Aktienrallye.

Selbst wenn die US-Wirtschaft in Richtung 2025 nun etwas schrumpft, das Bruttoinlandsprodukt nicht mehr um 2,5 %, sondern in den nächsten Monaten nur noch um etwa 1,5 % wächst, können die Aktienkurse dennoch weiter steigen. 

Bekanntlich sind Phasen leicht rückläufigen Wirtschaftswachstums in den meisten Fällen bessere Zeitpunkte, um Aktien zu kaufen als die Phasen, wenn alle denken, es kann nur noch höher und weiter gehen.

Womöglich ist so mancher CEO beim Ausblick der Geschäftserwartungen in seinem Unternehmen auch zu pessimistisch, was sich positiv auf die Quartalsergebnisse für das dritte Quartal auswirken könnte, die Ende September / Anfang Oktober veröffentlicht werden. Denn dann dürfte es den Unternehmen leichter fallen, als in der aktuell laufenden Berichtssaison, sich bei den Ausblicken weniger streng und weniger zurückhaltend zu äußern. Die Zurückhaltung vieler CEOs, was die Nachfrage ihrer Produkte in den kommenden Quartalen betrifft, bestätigt sehr treffend, was der Stimmungsindikator der Einkäufer – denn nichts anderes ist der ISM-Einkaufsmanagerindex – nun zu Tage gefördert hat.

 

Am Freitag setzte sich der Crash bei Technologieaktien fort

Tja, und der Freitag war dann gar nicht schön für die Bullen – zumindest sofern man im Depot noch viele Aktien aus dem Nasdaq 100 gehalten hat.

Die vorbörslich veröffentlichten Daten zum aktuellen Arbeitsmarktbericht ergänzten und bestätigten die Daten zum ISM-Einkaufsmanagerindex: Denn das US-Arbeitsministerium meldete für Juli die Schaffung von nur noch 114.000 Stellen. Erwartet worden waren immerhin 148.000 Stellen, nach 179.000 im Juni. Darüber hinaus stieg die Arbeitslosenquote auf 4,3 %, während Ökonomen davon ausgingen, dass sie stabil bei 4,1 % bleibt.



Droht nun eine Rezession in den USA ?

Wir glauben nicht an eine Rezession in den USA. Wo sollte die denn herkommen ?  Wir erwarten in der pessimistischen Variante eine leicht rückläufige Wirtschaftsentwicklung. 

Als bekannte Schwäche des ISM-Einkaufsmanagerindex wird gesehen, dass technologische Veränderungen oder wachsende Produktionseffizienz nicht in die Datenanalyse mit einfließen. Und genau diese beiden Punkte dürften sich günstig auf die Wirtschaftsentwicklung in den nächsten Jahren (vielleicht sogar schon Monaten) auswirken – dank Künstlicher Intelligenz und zahlreicher damit einhergehender Umwälzungen auf Prozess- und Produktionsebene. Außerdem wird die US-Wirtschaft (und auch die Wirtschaft in Europa) durch das Thema Smart Grid unterschwellig auf Wachstumskurs gehalten, wie wir unten noch sehen werden.

 

Wie entwickeln sich der VIX und der Nasdaq 100 im August in US-Präsidentschaftswahljahren ?

Am Freitag fielen nicht nur die Aktienkurse, begleitend stieg auch die Volatilität, die durch den CBOE Volatility Index (VIX) gemessen wird. Dieser klopfte am Freitag kurz bei der 30-Punkte-Marke an, die meist auch das Ende der Fahnenstange bildet, sofern kein externer Schock die Börsianer in wilde Panik versetzt. 

Und die Daten zum ISM-Einkaufsmanagerindex können nun wahrlich nicht als Schockmoment, der nun alles verändert und vieles Positive nachhaltig ins Negative umschlagen lässt, angesehen werden. 

2012 sahen wir, dass an der Börse sogar das Gegenteil der Fall war: die Kurse stiegen, während sich die Wirtschaft abgeschwächt hat – und zwar so, wie das vom ISM-Einkaufsmanagerindex auch prognostiziert wurde.

Unserer Meinung nach bildeten die schwächer als erwartet ausgefallenen Daten zum ISM-Einkaufsmanagerindex für viele Portfoliomanager eine willkommene Gelegenheit, früh im August etwas Risiko aus dem Aktienmarkt zu nehmen – vielleicht um das Portfolio dann in den nächsten Wochen geduldig und sukzessiv wieder mit Aktien bestücken zu können.

Der August – zumindest in den vier vergangenen US-Präsidentschaftswahljahren – war jeweils ein Monat gewesen, an dem der Nasdaq 100 den Monat immer mit einem Gewinn beenden konnte.

 

2020 stieg der Nasdaq 100 im August um 10,9 %.

2016 stieg der Nasdaq 100 im August um 1 %.

2012 stieg der Nasdaq 100 im August um 5,2 %.

2008 stieg der Nasdaq 100 im August um 1,4 %.

 

Die Gewinne im Nasdaq 100 von 2016 und 2020 wurden von einem steigenden VIX begleitet, die Gewinne im Nasdaq 100 von 2008 und 2012 von einem fallenden VIX.

Wir erwarten im August 2024 einen VIX, der sich zwischen 20 und 30 Punkten bewegen wird, aber über 30 Punkte nur dann ausschlagen wird, wenn es ein externes Ereignis gibt, das temporär mehr Panik auszulösen vermag als ein schwacher ISM-Einkaufsmanagerindex und ein darauf folgender schwacher Arbeitsmarktbericht. Beide liegen sozusagen “In-Line” auf der “Angst-Machen-Skala” und hätten auch nicht die innere Kraft gehabt, den VIX über 30 steigen lassen zu können.

 

Die großen US-Aktienindizes sehen nun angeschlagen aus – wir erwarten in Kürze aber eine Erholung, keinen weiteren Abverkauf

 

In den großen US-Aktienindizes sehen wir aktuell viele tiefere Tiefs und tiefere Hochs, außerdem konnten höhere Tiefs mehrheitlich nicht gehalten werden.

Zum Beispiel im Russell 2000, in dessen Chart das höhere Tief vom 22. Juli nicht gehalten werden konnte und am Freitag mit Karacho unterschritten wurde. Der entsprechende Russell 2000-ETF (IWM) verlor am Freitag 3,5 % an Wert und hat damit die Gewinne seit dem Rotationsknall (11. Juli) komplett abgegeben.

Damit ist es nun fraglich, ob die Rotation zugunsten von Small- und MidCaps und zu Lasten von Big-Tech-Caps weiter Bestand haben wird. 

War das womöglich nur ein kurzes Intermezzo, an das sich in wenigen Wochen niemand mehr erinnern wird ?

Die ETFs auf den S&P 500 (SPY) und den Russell 2000 (IWM) erhalten für diesen Montag den Tagesstempel “Buy the Dip ?”, wobei das Fragezeichen hinter dem “Dip” Fett gedruckt werden sollte – wir raten für diesen Montag also nicht dazu, den Dip nach unten mit hohem Kapitaleinsatz für Aktienkäufe zu nutzen.

Denn wir sehen im S&P 500 eine Folge von tieferen Hochs und tieferen Tiefs, die nun erst einmal durch ein Überschreiten eines tieferen Hochs beziehungsweise der Ausbildung eines ersten höheren Tiefs (=Trendfrüherkennungssignal) unterbrochen werden muss, um wieder Long-Positionen gemäß simpler Dow-Theorie zulassen zu können.

Sollte der IWM-ETF allerdings schnell über 225 US-Dollar steigen, dann dürfte der Rotationsknall vom 11. Juli in den Köpfen der Börsianer aktiviert werden und Mid- und SmallCaps könnten im August eine Vorreiterrolle einnehmen und damit vor allem Aktien steigen lassen, die von einer Zinswende profitieren würden – und davon gibt es im Russell 2000 eine ganze Menge.



Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

 

Aktuell erhalten 11 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 18,3 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 46,6 %).

Von den 11 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, werden 5 ETFs vom Marktradar für diesen Montag als trendfolgend kaufbar eingestuft. In der Vorwoche erhielten 18 ETFs dieses Gütesiegel.

Bei den trendfolgend kaufbaren Sektoren-, Branchen- und Themen ETFs handelt es sich um die üblichen Verdächtigen, welche in Bärenmärkten die großen Aktienindizes outperformen: Versorger (XLU), Versicherungen (KIE), Gesundheitsdienstleister wie Krankenkassen und Krankenhäuser (IHF), Gesundheit allgemein (XLV). Dazu gesellt sich noch der ETF für den Bereich Rüstung und Luftfahrt (ITA), der die geopolitischen Sorgen über eine Eskalation im Gaza-Konflikt und die zermürbenden Kriegseinsätze in der Ukraine weiterhin in Erinnerung ruft.

 

Ölpreis und Nasdaq 100 laufen gleichauf – warum das ?

Dass sich der ETF für den Ölpreis der Sorte Brent (BNO) aktuell parallel zum ETF für den Nasdaq 100 (QQQ) verhält, lässt uns für den Moment schlussfolgern, dass Mister Market keine Eskalation in den Kriegsregionen erwartet, die über das unerträgliche Leid der Menschen, die in diesen Gebieten leben, hinausgeht. Sollte sich diese Annahme des Marktes jedoch als zu sorglos herausstellen, dann könnte der Ölpreis schnell in die Höhe schießen und damit auch den VIX über 30 Punkte krachen lassen – eine solche Fehleinschätzung von Mister Market würde dann vermutlich die Entwicklung von Ölpreis und Nasdaq 100 nicht mehr korrelieren lassen, sondern im Gegenteil den Ölpreis stark steigen und den Nasdaq 100 stark fallen lassen.

Übrigens korrelieren der Nasdaq 100 und die Nordseesorte Brent-Oil meistens miteinander. Steigen Technologieaktien, dann steigen meist auch die Ölpreise. Eine große Ausnahme von der Regel stellt der Zeitraum Januar bis August 2022 dar, als die Ölpreise weiter in die Höhe schossen, obwohl der Aktienmarkt in den Krallen der Bären steckte. Die starke Aufwärtsentwicklung im Nasdaq 100, die wir von Januar 2023 bis zum 10. Juli 2024 sahen, konnte der Ölpreis aber nicht mitmachen und befindet sich in einer neutralen Kursspanne – im BNO-ETF lässt sich diese zwischen 25 und 35 US-Dollar verorten.

 

Wasser, Wohnen und Zahnpasta

Anmerken wollen wir noch, dass wir bei 3 Themen-ETFs aktuell eine bullische Reversal-Bewegung sehen. Dabei handelt es sich um ETFs für Wasser (PHO), Real Estate (XLRE) und Basiskonsumgüter (XLP).

 

 

Smart Grid – Von Sell on Good News bis Buy on Good News: Aktien, die mit Smart Grid Geld verdienen, sind alles andere als langweilig

 

Heute wollen wir uns auf den Megatrend Smart Grid konzentrieren, der früher als der Megatrend Künstliche Intelligenz an Strahlkraft verlor und daher vermutlich auch früher in der nächsten Bullenphase zu einer “Turn to the Moon”-Rallye starten könnte als Aktien aus dem Bereich KI. 

Wie wir gleich sehen werden, haben einige Aktien von Unternehmen, die massiv vom Megatrend Smart Grid profitieren dürften, schon zum Start auf neue Allzeithochs angesetzt, während andere aus dem Seitwärtsgedaddel nicht herauskommen und andere sogar kurzfristig nach unten durchgereicht werden.



Megatrend Smart Grid: 

Willdan Group contra Quanta Services sowie andere Aktien im Kurz-Check, die alle langfristig vom Megatrend “Smart Grid” profitieren sollten

 

Die im Russell 2000 gelistete Willdan Group, Inc. (WLDN; Marktkapitalisierung: 500 Mio US-Dollar) bietet technische Dienstleistungen und Beratungsdienste im Energiesektor an. Die Kunden kommen mehrheitlich aus Unternehmen, die im Bereich Stromversorgung aktiv sind. Aber auch die öffentliche Verwaltung, Krankenhäuser, Schulen und Betreiber von elektrischen Ladestationen für E-Autos gehören zu den Kunden. Das Unternehmen versucht, die aktuellen Herausforderungen, die die Energiewende und die damit notwendigen Erneuerungen in der Infrastruktur mit sich bringen, zur Zufriedenheit aller zu lösen. Willdan wirbt damit, dass die Firma als Problemlöser auftritt. Damit kann die Firma als Profiteur des Megatrends Smart-Grid bezeichnet werden. 

In einem Smart Grid verbindet moderne Kommunikationstechnik die verschiedenen Teile des Energiesystems wie die Stromerzeugung und den Stromverbrauch und stimmt diese aufeinander ab. So kann erneuerbare Energie besser in das Stromnetz integriert und das Netz optimal ausgelastet werden. Richtig smart (intelligent) wird ein solches Netz aber erst, wenn innerhalb des Netzes ein Informationsaustausch erfolgt, mit dessen Hilfe die Stromerzeugung, der Verbrauch und die Speicherung dynamisch gesteuert werden können.

Um so ein Smart-Grid an die zu erwartende hohe Energienachfrage anzupassen, müssen Investitionen jetzt erfolgen und sollten nicht auf später verschoben werden. Viele Versorger benötigen zusätzliche Übertragungsleitungen und Umspannwerke, um sie an ein Smart-Grid anschließen zu können. Auch werden Versorger zunehmend daran interessiert sein, Dienstleister wie beispielsweise die relativ kleine Firma Willdan damit zu beauftragen, dass die Smart Grids möglichst energieeffizient, möglichst resistent, möglichst schnell und womöglich auch KI-gesteuert ablaufen.

Willdan hat am Donnerstag nachbörslich Quartalszahlen geliefert, die die Schätzungen sowohl der Analysten als auch die der hauseigenen Schätzungen als viel zu niedrig prognostiziert entlarvten. Auch der Ausblick von Willdan geizte nicht mit Hochstufungen. 

Das Unternehmen verdiente 0,44 US-Dollar pro Aktie. Analysten erwarteten nur die Hälfte, nämlich einen Gewinn von 0,22 US-Dollar pro Aktie. Die Umsätze lagen bei 141 Millionen US-Dollar, was auch über den Schätzungen von 123 Millionen US-Dollar lag. 

Willdan erwartet für das Jahr 2024 nun eine Gewinnspanne zwischen 2 und 2,10 US-Dollar pro Aktie, zuvor nannte das Unternehmen eine Spanne zwischen 1,80 und 1,87 US-Dollar pro Aktie.

Dieses zugegebenermaßen recht kleine Unternehmen verdeutlicht mit diesen Quartalszahlen sehr gut, dass kleinere Dienstleister für die Versorgungsindustrie in den kommenden Monaten alle Hände voll zu tun haben werden.

Aktien aus diesem Bereich wurden am Freitag aber teils ähnlich heftig wie Technologieaktien abgestraft. Andere wiederum stiegen wie Willdan auf neue Hochs.

So verlor die Aktie vom US-Marktführer im Bereich Energiedienstleistungen, Quanta Services (PWR), deren Marktkapitalisierung (35. Mrd. US-Dollar) 70 mal so hoch ist wie die von Willdan, am Freitag 5,48 % an Wert. Auslöser waren wiederum Quartalszahlen gewesen, die die Schätzungen beim Gewinn pro Aktie leicht verfehlten – statt 1,89 verdiente Quanta Services im zweiten Quartal nur 1,84 US-Dollar pro Aktie. Dafür konnte Quanta Services aber den Ausblick ebenso wie Willdan nach oben anpassen – die Umsatzprognose erhöhte sich von 5,51 auf 5,59 US-Dollar. 

Der starke Kurseinbruch bei Quanta Services am Freitag im Nachgang der Quartalszahlen erscheint uns überzogen. Denn die vorgelegten Zahlen haben überhaupt keine Rezessionsängste geschürt, weil eben der Ausblick nach oben angepasst wurde.

Doch zurück zur kleinen Willdan Group. Die Aktie stieg am Freitag um 11,5 % und lieferte im Chart ein prozyklisches Kaufsignal, indem der Widerstand bei 35 US-Dollar mit viel Schwung überwunden werden konnte.

Zumindest im Bereich Smart-Grid Lösungen dürften Rezessionsängste so weit weg liegen, wie Helgoland von Zypern entfernt liegt.

Uns würde es nicht wundern, wenn sich der Kurseinbruch beim Marktführer Quanta Services vom vergangenen Freitag im Nachhinein als Bärenfalle erweist. Um diese Vermutung zu bestätigen, sollte die Aktie nun aber schnell wieder über 245 US-Dollar steigen, womit die Aktie in die Range zwischen 245 und 270 US-Dollar zurückkehren würde.

Der Aktie von Willdan trauen wir nun zu, dass die Range zwischen 32 und 35 US-Dollar im Chart nun auf Nimmerwiedersehen verlassen wird. Die starken Quartalszahlen von Willdan haben das Zeug dazu, die Aktie in Richtung 40 US-Dollar und dann auch darüber hinaus zu befördern.

Wie sieht es von den fundamentalen Erwartungen her bei beiden Aktien aus ?

Vor Bekanntgabe der Quartalszahlen erwarteten Analysten bei der Willdan Group einen Umsatzanstieg von 2023 auf 2025 in Höhe von 11 % und gleichzeitig einen Gewinnanstieg von 60 %, was darauf hinweist, dass das Unternehmen vor einer deutlichen Ausweitung der operativen Margen steht. Dieses ist auch an dem Piotroski-F-Score für diese Aktie abzulesen, der 9 von 9 Punkte aufweist. Das bedeutet, dass für die Willdan Group die Kapitalrendite steigt, zugleich sinkt die Verschuldung und zugleich steigt die Produktivität. Mehr geht wirklich nicht.

Das KGV 2024e liegt bei Willdan bei 30. Bei einem erwarteten Gewinnanstieg von 2024 auf 2025 in Höhe von 12,7 % errechnet sich eine PEG-Ratio von 2,3.

Vergleichen wir dazu die Kennzahlen von Quanta Services. Hier erwarten Analysten einen Umsatzanstieg von 2023 auf 2025 von 24 % (also ein höheres Umsatzwachstum als bei Willdan) und gleichzeitig einen Gewinnanstieg von 45 % (weniger als bei Willdan). Gemäß Piotroski-F-Score kommt die Aktie von Quanta Services auf 7 von 9 Punkten, was darauf hinweist, dass die Balance zwischen Bewertung und Wachstum als außerordentlich gut – aber nicht so herausragend wie bei der Willdan Group – bezeichnet werden kann.

Das KGV 2024e liegt bei Quanta Services bei 40. Bei einem erwarteten Gewinnanstieg von 2024 auf 2025 in Höhe von 22,7 % errechnet sich eine PEG-Ratio von 1,7.

Wir werden im Marktradar den Megatrend Smart Grid weiter verfolgen und halten sowohl die aktuellen Kursstürze von Aktien aus diesem Bereich wie auch die Anstiege auf neue Hochs für willkommene Einstiege in diese Aktien.

Unten ein Kurz-Check von ein paar dieser Aktien neben der Willdan Group und neben Quanta Services, die wir aktuell beobachten und die zuletzt infolge von Quartalszahlen teils erheblichen Kursschwankungen unterworfen waren.

 

Emcor Group (EME; Marktkapitalisierung: 16 Mrd. US-Dollar). 

Das Unternehmen legte am 25. Juli hervorragende Quartalszahlen vor, bei denen die Schätzungen in allen Bereichen teils massiv übertroffen wurden. Die Aktie wurde nach einem Up-Gap infolge der außerordentlich zufriedenstellenden Quartalszahlen jedoch verkauft (Sell on Good News) und konsolidiert seit zwei Monaten auf hohem Niveau in einer inzwischen etwas übergroß anmutenden charttechnischen Flagge. 

Abstand vom Jahreshoch: 13 %. Der Piotroski-F-Score für Emcor erhält 9 von 9 Punkte.

 

Tetra Tech (TTEK; Marktkapitalisierung: 12 Mrd. US-Dollar). 

Zu den Kernkompetenzen von Tetra Tech zählt der Ausbau von Energieinfrastrukturen, Umweltverträglichkeitsprüfungen und Bodenuntersuchungen, die Reduktion von Umweltschäden sowie die Planung von Wasserinfrastruktur. Häufig kommen entsprechende Aufträge von der US-Regierung oder werden zumindest mit Staatsmitteln unterstützt. Allein die Bundes- und Kommunalregierungen in den USA sind zusammengenommen für 40 % des Umsatzes von Tetra Tech verantwortlich. Das Angebot von Tetra Tech umfasst die Planung und Konstruktion von Versorgungseinrichtungen, die Testung und Aufbereitung bei Wasserverschmutzungen sowie die Hochwasserprävention und Abwasserbewirtschaftung. Da diese Aufgabenbereiche oft miteinander verbunden sind, stellt das ganzheitliche Leistungsspektrum einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil dar und macht das Unternehmen für Smart Grid Lösungen interessant. Da Tetra Tech bewiesen hat, dass das Unternehmen in der Lage ist, über Software-Applikationen komplexe Zusammenhänge in einer Anwendung zu vereinen, könnten Wasserversorger zwecks Smart Grid Verbesserungen zunehmend bei Tetra Tech vorstellig werden.

Das Unternehmen veröffentlichte am 31. Juli vorbörslich Quartalszahlen. Die Schätzungen konnten beim Gewinn leicht und beim Umsatz deutlich übertroffen werden. Trotz dieser guten Geschäftsentwicklung wurde der Ausblick nach unten angepasst. Die Börse schockte das aber nicht. Im Gegenteil: Die Aktie stieg nach Quartalszahlen um 9 % und erreichte ein neues Allzeithoch. Da die Branche “Wasser” wie oben erwähnt in der vergangenen Handelswoche an der Börse ein bullisches Reversal entgegen dem Markttrend erlebte, lässt sich der Anstieg auf ein neues Allzeithoch trotz eines nach unten angepassten Ausblicks wohl genau dadurch erklären. 

Der Piotroski-F-Score für Tetra Tech erhält 5 von 9 Punkte.



Modine Manufacturing (MOD; Marktkapitalisierung: 5 Mrd. US-Dollar). 

Das Unternehmen ist ein weltweit führender Konzern für Wärmemanagementlösungen. Die spezielle Diversifikation von Modine Manufacturing als führender Anbieter von Autoteilen und -ausrüstungen sowie Spezialisierung auf Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen sind wichtige Treiber des Geschäfts. Dazu kommen Innovationen im Sinne der Energieeffizienz. Neben Wärmemanagement-Lösungen für E-Autos befinden sich in der Pipeline Kühlungssysteme für die Bereiche High-Performance Computing, Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und andere Anwendungen, die anspruchsvolle Kühltechnologien erfordern. 

Das Unternehmen hat am Mittwoch exzellente Quartalszahlen vorgelegt, die zum wiederholten Male die Schätzungen übertroffen haben. Statt 0,86 US-Dollar wurde 1,04 US-Dollar pro Aktie verdient und statt 627,67 Millionen US-Dollar wuchsen die Umsätze auf 661,50 Millionen US-Dollar. Auch der Ausblick wurde mit diesen guten Zahlen und dem hohen Auftragsbestand im Rücken nach oben angepasst. Die Börsianer honorierten die guten Zahlen nicht, sondern schenkten den aufgeflammten Rezessionsängsten mehr Gewicht und nahmen offenbar Gewinne in der Aktie mit. Aus Sicht von einem Jahr konnte die Aktie um 160 % steigen, seit Jahresbeginn trotz der Rückschläge am Donnerstag und Freitag immer noch um 65 %. Und diese Rückschläge hatten es in sich: Modine Manufacturing verlor nach den Super-Quartalszahlen innerhalb von zwei Handelstagen 16 % an Wert, nachdem die Aktie am Mittwoch noch ein neues Allzeithoch erreicht hatte. Wir sahen hier Sell on Good News der brutalen Sorte. Trader und Investoren, die noch nicht in der Aktie drin sind, sollten hier lieber erst einmal eine Abkühlung der Gemüter abwarten, bevor sie in diesen Spezialisten für Wärme- und Kühlsysteme neues Geld in Form von Aktien reinstecken.

Der Piotroski-F-Score für Modine Manufacturing erhält 5 von 9 Punkte.

 

Sterling Infrastructure Inc. (STRL; Marktkapitalisierung: 3,2 Mrd. US-Dollar). 

Das Unternehmen erzielt den Großteil seiner Umsätze mit E-Infrastrukturlösungen, unter anderem mit dem Bau von Rechenzentren und E-Commerce-Vertriebszentren, verdient Geld aber auch durch den Bau von Straßen und Brücken sowie mit Betonfundamenten für Einfamilienhäuser und Parkhäuser. Die Aktie kam am Freitag wohl im Schlepptau mit den Verkäufen bei Quanta Services unter Verkaufsdruck, rutschte wie Quanta Services unter eine wichtige charttechnische Unterstützung, fiel nach unten aus einem Seitwärtskanal raus, dessen Untergrenze bei 110 US-Dollar lag. Sterling Infrastructure wird heute nachbörslich neue Quartalszahlen vorlegen. Spannend wird sein, ob nun die magische 100 US-Dollar Marke gehalten werden kann. Mutige Investoren und Trader kaufen die Aktie heute vor den Zahlen in der Hoffnung, dass sich auch hier die zunehmende Elektrifizierung in fast allen Bauprojekten durch volle Auftragsbücher erkenntlich gibt. Rezession in Anmarsch? Die Unternehmenslenker von Sterling Infrastructure dürften über diese Bedenken, die seit Donnerstag Börsianer in Angst und Schrecken versetzen, nur die Köpfe schütteln.

Abstand vom Jahreshoch: 24 %. Der Piotroski-F-Score für Sterling Infrastructure erhält 7 von 9 Punkte.

 

IES Holdings (IESC; Marktkapitalisierung: 3,1 Mrd. US-Dollar). 

Die Aktie stieg am Freitag nach Quartalszahlen um 7 %. Der Umsatz stieg um 31 % gegenüber dem Vorquartal, der Gewinn um sage und schreibe 167 % ! Das Unternehmen kündigte ein Aktienrückkaufprogramm von 200 Mio US-Dollar an. 

Abstand vom Jahreshoch: 16 %. Der Piotroski-F-Score für IES Holdings erhält 8 von 9 Punkte. 

Zu dieser Aktie gibt es nur eins zu sagen: Strong Buy ! 

Die Aktie ist auch gerade deswegen interessant, weil noch keine Analystenschätzungen zu dieser Aktie bei FinViz vorliegen. Obwohl die Aktie seit Jahresbeginn um fast 100 % zugelegt hat, hat kein einflussreicher Aktienanalyst diese Aktie bisher auf dem Kieker. 

 

Primoris Services (PRIM; Marktkapitalisierung: 2,7 Mrd. US-Dollar). 

Quartalszahlen kommen heute nachbörslich. Das Unternehmen ist eher ein Anlagenbauer, errichtet Kraftwerke wie beispielsweise Solarparks, baut aber auch Anlagen, die dem Bereich Erdgas, Raffinerie und Pipelines zuzuordnen sind. Außerdem ist Primoris Services im Bereich Heiztechnik aktiv und baut Heizungen und Abwärmerückgewinnungseinheiten. Ferner bietet das Unternehmen Dienstleistungen für die Instandhaltung von Brücken und Straßen und Wartungsarbeiten für Anlagen aus den Bereichen Öl und Gas sowie für die Papierherstellung an. Die Wachstumsraten in diesem Unternehmen werden als nicht so hoch wie die der anderen hier vorgestellten eingeschätzt. Das erklärt vielleicht die relativ günstige Bewertung mit einem 2024er KGV von 15. Einige Analysten vermuten, dass die Konsensschätzungen zu konservativ sind und noch nicht an die neuen Herausforderungen, die mit der Installation von Smart Grids einhergehen, angepasst wurden, insbesondere das Heizungsgeschäft könnte in den vielen, noch zu bauenden Rechenzentren auf die Expertise von Primoris Services im Bereich Wärmezu- und abfuhr setzen.

Abstand vom Jahreshoch: 13 %. Der Piotroski-F-Score für Primoris Services erhält 5 von 9 Punkte.

 

Myr Group (MYRG; Marktkapitalisierung: 1,6 Mrd. US-Dollar). 

Das Unternehmen schockte seine Aktionäre am 31. Juli nachbörslich mit auf den ersten Blick desaströsen Quartalszahlen beim Gewinn. Statt eines erwarteten Gewinns von 1,07 US-Dollar pro Aktie vermeldete die Myr Group einen Verlust von 0,91 US-Dollar pro Aktie. Der CEO des Unternehmens, Rick Swartz, kommentierte die Zahlen wie folgt: „Unsere Finanzzahlen für das zweite Quartal 2024 spiegeln im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2023 einen Rückgang der Umsätze und des konsolidierten Bruttogewinns wider, der hauptsächlich auf ungünstige Projekte für saubere Energie in unserem Segment Stromverteilung und ein Projekt in unserem Segment Industriedienstleistung zurückzuführen ist. Wir gehen davon aus, dass alle diese Projekte in diesem Jahr mechanisch abgeschlossen werden … Abgesehen von diesen herausfordernden Projekten haben sich unsere Kerngeschäfte in den Bereichen Übertragung, Verteilung und Industriedienstleistung gut entwickelt, und wir sehen in diesen Segmenten eine stetige Aktivität für neue Ausschreibungen. Unser Team leistet weiterhin gute Arbeit und angesichts der zunehmenden Elektrifizierung, der wachsenden Nachfrage nach Rechenzentren und der anhaltenden Investitionen in die elektrische Infrastruktur sind wir zuversichtlich, dass wir in Zukunft wieder positive Renditen für unsere Aktionäre erzielen können.“ 

Die Aktie brach am 1. August um 22,4 % ein und verlor am Freitag nochmal an Wert, diesmal um knapp 9 %, und schloss knapp unter der 100 US-Dollar-Marke bei 99,50 US-Dollar. 

Der Abstand zum Jahreshoch beträgt 45 %. Der Piotroski-F-Score für die Myr Group erhält 6 von 9 Punkte.

Mutige Investoren mit Value-Gespür nutzen die aktuelle operative Schieflage des Unternehmens, um günstig in die Aktie reinzukommen.

 

Ameresco (AMRC; Marktkapitalisierung: 1,4 Mrd. US-Dollar). 

Quartalszahlen kommen heute nachbörslich. Das Unternehmen ist im Bereich Solarinstallationen stark aufgestellt, versteht sich aber vor allem als Vorbereiter für Installationen in einen effizienteren Stromverbrauch, etwas, was aktuell immer stärker nachgefragt wird. Die Maßnahmen zur Energieeffizienz umfassen häufig Beleuchtung, Wasser, Heizung, Lüftung, Kühlung, Gebäudehülle, intelligente Zähler und Steuerungen. Ameresco implementiert zunächst Effizienzsteigerungen, um eine solide Grundlage für den Bedarf an erneuerbarer Energieerzeugung zu schaffen. 

Abstand vom Jahreshoch: 27 %. Der Piotroski-F-Score für Ameresco erhält 4 von 9 Punkte.

Wir haben über die Aktie bereits im Marktradar vom 27. Mai berichtet und damals betont, dass sich der Auftragsbestand bei unglaublichen 4,1 Milliarden US-Dollar beläuft, was aktuell dreimal so viel wie die aktuelle Marktkapitalisierung des Unternehmens abdeckt. Analysten erwarten für die nächsten drei Jahre einen fast fünfmal so hohen Gewinnanstieg wie in den vergangenen fünf Jahren erwirtschaftet werden konnte. Wow, hatten wir damals gedacht, diese Aktie müssen wir kaufen und erst einmal liegen lassen. Wir kamen bei der Aktie aber nicht sofort zum Zuge und hatten danach beim Traden der Aktie kein glückliches Händchen. Wir werden aus Fehlern klug und kaufen die Aktie jetzt und lassen sie erst einmal im bei wikifolio geführten Musterdepot, das diese Kolumne begleitet, unangetastet – egal wie die Reaktion auf die heutigen Quartalszahlen auch immer ausfallen wird. Der Auftragsbestand, der dreimal so hoch ist, wie die Marktkapitalisierung des Unternehmens ausmacht, schützt nicht nur vor Rezession, sondern auch vor starken Kursverlusten in der Aktie.



Anterix Inc. (ATEX: Marktkapitalisierung: 710 Mio US-Dollar).

Die Anterix Inc. stellt drahtlose Breitbandnetze her, die zur Modernisierung der Infrastruktur für Energie, Transport, Logistik und andere Branchen erforderlich sind. Anterix besitzt das größte 900-MHz-Funkspektrum in den USA, das für den Aufbau drahtloser Breitbandnetze genutzt wird. Das Unternehmen bietet sein Produkt vornehmlich Versorgungsunternehmen an, um ihnen dabei zu helfen, Prozesse zu automatisieren, Umweltbedingungen zu überwachen, künstliche Intelligenz in die Prozessabläufe zu integrieren und die Produktivität zu steigern.

Der CEO von Anterix, Rob Schwarz, betonte kürzlich die erheblichen Herausforderungen, vor denen die Elektroindustrie derzeit steht. Dazu zählen ein beispielloser Anstieg der Stromnachfrage, Cybersecurity-Ereignisse, extreme Wetterbedingungen, klimaneutrales Wirtschaften und die Notwendigkeit, neue und intermittierende Energiequellen zu integrieren und zu steuern. „Ein modernisiertes Netz erfordert modernisierte Kommunikationsmittel, nämlich widerstandsfähige und sichere drahtlose Breitbandkommunikation“, erklärte er. Auf der Jahreskonferenz des Edison Electric Institute, dem Verband, der alle US-amerikanischen börsennotierten Elektrizitätsunternehmen vertritt, wurde dies deutlich. Von der Keynote des CEO von Nvidia bis hin zu Podiumsdiskussionen und privaten Sitzungen war laut dem CEO klar erkennbar, dass Breitbandkommunikation als grundlegender Bestandteil zur Bewältigung kritischer Themen anerkannt wird. Dazu gehören das Management des Nachfragewachstums durch Rechenzentren und die Elektrifizierung der Industrie, die Nutzung von KI zur Effizienzsteigerung, die Implementierung von Cyber- und physischen Sicherheitsmaßnahmen, die Minderung von Waldbrandrisiken und die Nutzung der Edge-Processing-Power von Unternehmen wie Nvidia für moderne Mess- und andere intelligente Verteilungssysteme. „Konnektivität wird das Herzstück dieser zeitgerechten Initiativen sein, und die Bedeutung privater drahtloser Breitbandnetzwerke in dieser Branche wird heute verstanden”, so der CEO weiter.

Im Unterschied zu den anderen hier vorgestellten Unternehmen wirtschaftet das Unternehmen noch nicht rentabel und wird mit einem KUV von 170 jenseits von Gut und Böse bewertet. 

Abstand vom Jahreshoch: 9,4 %. Der Piotroski-F-Score  für Anterix erhält 7 von 9 Punkte, was für ein noch Verluste generierendes Unternehmen untypisch im positiven Sinne ist. Keinen Punkt gibt es bei den Faktoren für die Kapitalrendite (die ist ja negativ) und für die Preissetzungsmacht (was für ein Unternehmen, das sich als Pionier in seinem Gebiet verstanden lassen will, natürlich absolut verständlich ist). Das Unternehmen ist aber bereits in der Lage, mehr Cash-Flow als Gewinn zu erzielen, die Verschuldung zu senken und die Produktivität zu steigern. Ein operativer Turnaround könnte vielleicht für das Jahr 2026 anvisiert werden.

 

Der Russell 2000 ist ein latenter Smart Grid Index

 

Die Emcor Group und Tetra-Tech sind in keinem großen US-Börsenindex vertreten. Quanta Services ist im S&P 500 gelistet, alle anderen vorgestellten Aktien sind im Russell 2000 gelistet.

 

Keine Rezession während notwendiger Smart Grid Investitionen ? 

 

Wir denken, es ist den Lesern am Beispiel dieser Smart Grid Profiteure nun deutlich geworden, wie unwahrscheinlich es ist, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession rutscht. Unterschwellig werden Investitionen in das Smart Grid die US-Wirtschaft auf Wachstumskurs halten – ein negatives Bruttoinlandsprodukt halten wir aufgrund der massiven Investitionsnotwendigkeit in Smart Grids für nahezu ausgeschlossen. Wie wichtig diese Investitionen sind, dürfte nach Joe Biden sicherlich auch seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin im Amt klar sein. Subventionen in die Smart Grid Infrastruktur dürften auch von einem eher wirtschaftsliberalen Präsidenten Donald Trump nicht gekürzt werden – von der derzeitigen US-Vizepräsidentin Kamala Harris schon mal gar nicht.

 

Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen

 

In der vergangenen Handelswoche haben wir zahlreiche Trades durchgeführt, dabei haben wir uns sowohl von Positionen verabschiedet als auch neue Positionen aufgesetzt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben.

Unser Musterdepot verlor in der vergangenen Handelswoche 8 %.

Wir nahmen den Kursrutsch zum Anlass für eine Fehleranalyse und kamen zu dem Schluss, dass weniger der Kursrutsch in dieser Handelswoche, sondern vielmehr die Kursentwicklung davor unsere Unzufriedenheit befeuert hat.

Wir haben uns vor Kurzem dazu entschlossen, Faktor Zertifikate auf den VIX Future im wikifolio höher zu gewichten. Dabei ist geplant, Vola Long Trades nach dem Hit-and-Run Prinzip zu traden. Dabei können, wie beim schnellen Traden hin und her üblich, auch Verluste anfallen. Vola Short Produkte handeln wir jedoch mit einer Haltedauer von mindestens 6 Monaten. Da VIX-Futures sich in Phasen, wenn die Terminstrukturkurve im Contango ist – was die meiste Zeit der Fall ist -, abwärts entwickeln – und auch dann, wenn die Volatilität nicht wirklich abnimmt -, können wir Vola Short Positionen nach 6 Monaten nahezu immer mit Gewinn verkaufen. Faktor-Zertifikate werden allgemein üblich für Hit-and-Run Trades verwendet, nicht für langfristig angelegte Haltedauern. Um dem negativen Effekt bei Faktor-Zertifikaten in Seitwärtsphasen entgegenzuwirken, werden wir laufend mal Stücke in Vola Short Positionen abstoßen, wenn die Gewichtung im wikifolio wegen Buchgewinnen gestiegen ist und laufend Stücke nachkaufen, wenn die Gewichtung im wikifolio wegen Buchverlusten gesunken ist. Nach mindestens 6 Monaten dürfte jeder Vola Short Trade aber mit teils hochprozentigen Gewinnen abgeschlossen werden können. Wie bei Buy and Hold- und Stillhalter-Ansätzen üblich, müssen mittendrin Verluste ausgesessen werden. Uns ist klar, dass die Volatilität im wikifolio damit steigen wird, gleichzeitig werden die Renditeerwartungen aber auch nach oben gehebelt. Daher wurmt uns der Buchverlust von 8 % nicht wirklich. 

Für diesen Montag sind wir übrigens Vola-Neutral positioniert.

Was uns jedoch wurmt, ist die Entwicklung davor. Wir haben die Hit-and-Run Praktiken zu offensiv getätigt, planen die Handelsfrequenz nun einzuschränken und werden zu diesem Zweck das wikifolio neu ausrichten.

Maximal 20 % können nun in die Anlageklasse Volatilität gesteckt werden.

Etwa 20 % soll in ein Thema, eine Branche oder ein Sektor investiert werden, von dem wir uns steigende Aktienkurse erwarten. Wir werden in dieser Woche das Thema Smart Grid dafür nutzen, um in ein paar Aktien aus diesem Bereich zu investieren. Die Aktien sollen nach Kauf für einige Wochen, Monate, womöglich auch Jahre im wikifolio unangetastet bleiben. Unsere Fehleranalyse zeigte auf, dass wir mit dem Setzen auf das Vergehen von Zeit mehr Profit erzielt hätten als mit relativ kurzen Hit-and-Run Trades.

Etwa 30 % sollen in die laufenden, auf festen Regeln basierenden Strategien investiert werden können, die allesamt im Einzelnen auch zu Gewinnen geführt haben. 

Aktuell handeln wir Strategien auf Earnings sowie ein Trendfolge- und ein Swing-Setup. Die einzelnen Trades werden in der Regel wenige Tage bis Wochen dauern.

Hinzu kommt jetzt eine Strategie, die in defensive Aktien investiert, die eigentlich immer von unten nach oben laufen. Ein zufälliger Einstiegszeitpunkt soll in der Vergangenheit nach 6 Monaten Haltedauer in fast allen Fällen zu einem Gewinn mit dieser Aktie geführt haben. Wir werden die Strategie “Defensiv von Links Unten nach Rechts oben” nennen. Solche Aktien ausfindig zu machen, ist mit Software-Tools, die ich kostenpflichtig verwende, nicht mehr so schwierig. Wir werden ab sofort jede Woche eine solche Aktie kaufen. Montag kaufen wir die Aktie der W.R. Berkely Corporation, die der Branche Versicherungen zuzuordnen ist.

Die restlichen 30 % stehen zur freien Verwendung und sollen wie bisher meine Ideen, die sich meist beim Schreiben dieser Kolumne so richtig entwickeln, widerspiegeln. Dabei will ich zukünftig aber darauf achten, dass die Handelsfrequenz deutlich heruntergefahren wird.

Als Earning Trade halten wir aktuell sechs Aktien: Diamondback Energy, BWX Technologies, Universal Technical Institute, Radnet, Verra Mobility, Walmart.

Aktuell sind wir trendfolgend in den Aktien von BKW, Gea Group, Moody’s, Willdan, CBOE Global Markets dabei.

Über Swing-Trades halten wir aktuell Axa, Freenet, Catalyst Pharmaceuticals.

Über Faktor-Zertifikate sind wir in der Assetklasse Volatilität (VIX Future) aktiv. Wir sind hier aktuell Vola Neutral positioniert.

 

Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.



Seit 2014 ist Stefan Pröhl bei wikifolio aktiv. Dort setzt er Rotationsmodelle auf Wochen-, Monats- oder Quartalsbasis um.

Die Idee zum Marktradar ist entstanden, weil ihm bisher ein vernünftiges Modell fehlte, mit dem er sich täglich einen schnellen Überblick verschaffen kann, in welche Sektoren und Branchen gerade Kapital hineinfließt und aus welchen gerade Kapital abgezogen wird.

Mit dem von ihm entwickelten “Marktradar” kann er täglich für jeden Sektor bzw. jede Branche fünf Tagesstempel vergeben: “Kaufen oder Aufstocken”, “Buy the dip ?”, “Bodenbildung oder Seitwärts”, “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”, “Unter Beobachtung”.

Diese “Top Down” Analyse gibt ihm täglich wichtige Hinweise und Tipps zur Intermarketanalyse. Mit dem Schreiben dieser Kolumne dokumentiert er auf hoffentlich auch etwas unterhaltsame Weise die Tipps und Hinweise, die ihm der Marktradar liefert.

Mit jedem Wissen entsteht auch Unwissen. Nur so kann Stillstand, Leere, Einrosten im Kopf verhindert werden. Täglich gibt es Neues zu entdecken und täglich werden Überzeugungen revidiert. Das ist das Mindset, dem auch diese Kolumne folgt.

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