Marktradar vom Montag, 30. Juni 2025
USA – Die drei Hauptindizes S&P 500, Nasdaq 100 und Russell 2000
Alle drei ETFs auf die großen US-Aktienindizes S&P 500 (SPY), Nasdaq 100 (QQQ) und Russell 2000 (IWM) erhalten für diesen Montag den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”.
Am vergangenen Montag (23. Juni) herrschte in den großen US-Aktienindizes in den ersten drei Handelsstunden noch eine große Unsicherheit, was die künftige Kursentwicklung für die Aktienmärkte betraf: Niemand schien recht zu wissen, ob die aufgetane “Buy the Dip”-Chance ergriffen werden kann oder ob die großen US-Aktienindizes eine beschleunigte Abwärtsbewegung, auch hervorgerufen durch die US-Bombardements auf den Iran, einleiten werden. Bis 18:30 Uhr deutscher Zeit stand am Montag noch alles auf des Messers Schneide – doch dann griffen die Bullen von der Wall Street beherzt zu und wir sahen eine Umkehrbewegung nach der Umkehrbewegung: nach dem Unterschreiten höherer Tiefs in den Charts sahen wir zum Wochenschluss sogar das Überschreiten tieferer Hochs.
Damit bewerten wir die drei großen US-Aktienindizes zwar noch nicht wieder mit dem Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar” – dafür sahen wir ein starkes Long-Reversal in den Charts, das in Kürze eigentlich wieder zu höheren Tiefs in den Tagescharts führen sollte – womit dann auch die Trendfolger wieder auf sauberes Terrain stoßen werden.
USA – Faktor-Indizes
Die ETFs für die Faktor-Indizes Growth (IWF), Momentum (MTUM) und Burggraben (MOAT) reihen sich in die oben beschriebene Reversal-Bewegung für die Long-Seite ein.
Nur im ETF für den Faktor-Index Value (IWD) konnte sich im Tageschart ein höheres Tief unbeschadet behaupten, so dass der Faktor Value neben dem Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” weiterhin mit dem Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar” prahlen darf.
Der ETF für Breakouts (BOUT) erhält weiterhin nur den Tagesstempel “Bodenbildung oder Seitwärts”.
Während der ETF für Momentum (MTUM) in der vergangenen Handelswoche ein neues Allzeithoch erreichte, notiert der ETF für Breakouts (BOUT) noch 13 % unter dem Anfang Dezember 2024 erreichten Allzeithoch.
USA – IPOs
Der IPO-ETF (IPO) erhält für diesen Montag den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Auch hier sahen wir die oben schon beschriebene Umkehrbewegung.
USA – Volatilität
Der CBOE Volatility Index (VIX) notiert nun wieder deutlich unter 19 Punkte (16,32). Damit dürften sich institutionelle Trader zu Beginn des zweiten Halbjahres wieder auf Risk-On-Manöver einlassen wollen.
Fazit USA:
Normalerweise gilt die Woche zwischen dem großen Verfallstag und dem Halbjahreswechsel als eher langweilige Börsenwoche. Das war diesmal anders. Zu Wochenbeginn sahen US-Anleger noch viele Risiken wie drohende Gewitterwolken am dunklen Börsen-Himmel aufziehen – die ersten drei Handelsstunden am vergangenen Montag waren demnach auch noch von angstvoller Sorge geprägt gewesen. Diese wich dann aber schlagartig einem Mut zur riskanten Wette.
Zum Wochenschluss scheinen jetzt alle Gewitter-Gefahren verflogen zu sein.
Den Anfang machte bereits am Montag die Aussicht auf einen schnellen Waffenstillstand im Nahen Osten, der die Stimmung von Risk-Off sofort in Risk-On umschlagen ließ. Danach folgten schwächere als erwartete US-Konjunkturdaten, die die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen durch die US-Notenbank nährten.
Im Zollstreit scheint nun alles auf Einigung hinauszulaufen.
Am Donnerstag haben sich laut Aussagen der Trump-Regierung die USA und China in strittigen Handelsfragen geeinigt. US-Handelsminister Howard Lutnick verkündete, dass ein Handelsabkommen unterzeichnet worden sei und zahlreiche weitere Vereinbarungen nun im Detail ausgearbeitet werden sollen.
Laut einem Bericht des Wall Street Journal prüft die EU derzeit eine Senkung der Zölle, um den USA im Zollstreit entgegenzukommen.
Der Juli gilt als relativ guter Monat für den US-Aktienmarkt. Es sieht so aus, als ob der rote Teppich für das Wagniskapital nun an der Wall Street ausgelegt wurde und der Zollstreit wie ein Disput erscheint, der nun statt lange Zerwürfnisse nichts anderes als neue Normalitäten schafft.
Regionen ex-USA
Aktuell erhalten 40 von 48 Regionen Länder-Aktien-ETFs ex-USA den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 83,33 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei deutlich niedrigeren 28,57 %).
Von den 40 Länder-Aktien-ETFs ex-USA , die den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, werden allerdings nur 8 vom Marktradar für diesen Montag auch als “Trendfolgend kaufbar” eingestuft. In der Vorwoche erhielten 5 ETFs das Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar”.
Wir listen die 8 ETFs, die das Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar” erhalten, nun sortiert nach Regionen in einer Rangliste auf (in Klammern der Abstand zum Schlusskurs vom 12. Juni). Zum Vergleich: Der S&P 500 konnte am Dienstag (24. Juni) das alte Hoch vom 12. Juni übersteigen und notiert aktuell 2,14 % höher.
Amerika ex-USA:
Brasilien (EWZ; 1,84 %)
Kanada (EWC; -0,24 %)
Europa:
Griechenland (GREK; 2,24 %)
Niederlande (EWN; 0,64 %)
Großbritannien (EWU; -0,60 %)
Norwegen (ENOR; -1,58 %)
Asien:
Südkorea (EWY; 4,50 %)
Taiwan (EWT; 1,95 %)
Auch bei vielen von den 48 von uns beobachteten Länder-ETFs ex-USA sahen wir die oben beschriebene Umkehrbewegung: nach Unterschreitung eines höheren Tiefs zu Wochenbeginn gelang zum Wochenschluss ein Überschreiten eines alten (meist tieferen) Hochs. Wir sahen eine solche Bewegung in 21 dieser ETFs (also mehr als 40 %).
Wir listen die 21 ETFs, in deren Tagescharts wir ein Long-Reversal-Signal sehen, nun sortiert nach Regionen in einer Rangliste auf (in Klammern wieder der Abstand zum Schlusskurs vom 12. Juni). Zum Vergleich: Der S&P 500 konnte am Dienstag (24. Juni) das alte Hoch vom 12. Juni übersteigen und notiert aktuell 2,14 % höher.
Amerika ex-USA:
Peru (EPU; 1,69 %)
Europa:
Polen (EPOL; 5,28 %)
Schweden (EWD; 2,26 %)
Deutschland (EWG; 1,85 %)
Italien (EWI; 0,94 %)
Österreich (EWO; 0,86 %)
Spanien (EWP; 0,57 %)
Belgien (EWK; -0,49 %)
Schweiz (EWL; -1,08 %)
Asien:
Japan (EWJ; 2,26 %)
Hongkong (EWH; 2,05 %)
Indien (INDA; 1,93 %)
Singapur (EWS; 1,84 %)
Asien ex Japan (AAXJ; 1,47 %)
Emerging Markets (EEM; 1,43 %)
China – CSI 300 (ASHR; 1,11 %)
China – Large Caps (FXI; 0,19 %)
Malaysia (EWM; 0,16 %)
Australien (EWA; -0,57 %)
Afrika und arabische Welt:
Saudi-Arabien (KSA; 2,24 %)
Afrika (AFK; 1,36 %)
Kann die Outperformance des S&P 500 gegenüber dem Rest der Welt noch länger andauern ?
Wir sehen, dass nur wenige Länder-ETFs es schafften, seit dem 12. Juni prozentual besser als der S&P 500 abzuschneiden. Eine klare Outperformance von mehr als 2 % schafften nur die Länder-ETFs von Polen (EPOL) und Südkorea (EWY).
Ob es der S&P 500 nun schafft, wieder als Taktgeber für alle anderen Regionen Gehör zu finden, muss jetzt erst einmal abgewartet werden.
Die hinter dem US-Broker Charles Schwab stehende Gesellschaft Schwab Asset Management veröffentlichte jüngst eine Studie, die einen Einblick in die erwartete Entwicklung wichtiger Anlageklassen für die kommenden zehn Jahre gewährt.
Für US-amerikanische Large-Cap-Aktien prognostiziert Charles Schwab für die kommenden zehn Jahre nur noch 6,0 % Rendite pro Jahr. Dies ist eine deutlich geringere Renditeerwartung, weil in den vergangenen zehn Jahren mit US-Large-Caps eine Rendite von durchschnittlich 13,0 %, also mehr als doppelt so viel, erzielt werden konnte.
Den größten Zuwachs erwartet Schwab Asset Management für die kommenden Jahre bei Aktien aus dem Bereich Emerging Markets. Diese schafften in den vergangenen zehn Jahren nur eine durchschnittliche Rendite von 3,4 % pro Jahr. Diese soll in den kommenden zehn Jahren verdoppelt werden können (7 %).
Ginge es nach dieser Prognose, würden Aktien aus den Emerging Markets aber dennoch keine starke Outperformance zu US-Aktien schaffen (nur etwa 1 % pro Jahr mehr).
Wer sich an die ersten drei Jahre nach der Jahrtausendwende erinnert, als die meisten Aktien aus den Emerging Markets von Hoch zu Hoch liefen und viele US-Aktien von Tief zu Tief fielen, dürfte als Emerging Market-Fan etwas enttäuscht auf diese Prognose reagieren.
Schwab geht also nicht davon aus, dass US-Aktien ein düsteres Eigenleben gegenüber dem Rest der Welt entwickeln, sondern nur weniger Dynamik aufbauen, deren negative Auswirkungen auf die Wertpapierkonten dann aber für US-Anleger durch verstärkte Investitionen in Regionen ex-USA kompensiert werden können.
Sektor-, Branchen- und Themen ETFs
Aktuell erhalten 42 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 70 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 50 %).
Von den 42 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, werden 25 vom Marktradar für diesen Montag auch als “Trendfolgend kaufbar” eingestuft. In der Vorwoche erhielten 20 ETFs das Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar”.
Wir zählen die 25 ETFs nun auf (in Klammern wieder der Abstand zum Schlusskurs vom 12. Juni). Der S&P 500 konnte am Dienstag (24. Juni) das alte Hoch vom 12. Juni übersteigen und notiert aktuell 2,14 % höher.
Innovation (ARKK; 12,60 %)
Fintech (ARKF; 11,15 %)
Bitcoin-Miners (WGMI; 10,70 %)
Weltraum (ARKX; 7,97 %)
Broker und Börsen (IAI; 6,88 %)
Semiconductor (SMH; 5,80 %)
Uran (URA; 5,72 %)
Social Media (SOCL; 5,36 %)
Rüstung und Raumfahrt (ITA; 4,60 %)
Technologie (XLK; 3,55 %)
Gaming und E-Sport (ESPO; 3,21 %)
Genomik (ARKG; 2,74 %)
Banken (XLF; 2,18 %)
Versicherungen (KIE; 1,19 %)
Datacenter-REITs (DTCR; 1,09 %)
Erneuerbare Energie Versorger (RNRG; 1,04 %)
Wasserwirtschaft (PHO; 0,77 %)
Software (IGV; 0,69 %)
Einzelhandel (XRT; 0,50 %)
Stromversorger (XLU; 0,00 %)
Chemie (XLB; -0,07 %)
Solar (TAN; -0,26 %)
Agrar-Business (MOO; -0,54 %)
Green Energy – Global (ICLN; -0,68 %)
Öl- und Gas-Produzenten (XOP; -1,09 %)
Wie in den Wochen zuvor finden sich in der Rangliste ganz oben Aktien aus dem Fintech-Bereich. Außerdem zeigen High-Risk-Branchen wie Bitcoin-Miners (WGMI), Uran (URA), Weltraum (ARKX) und Semiconductor (SMH) deutlich auf, dass Risk-On gegenüber Risk-Off auch auf Sektor-Ebene nach dem Umkehr-Impuls vom vergangenen Montag nicht an Vorherrschaft eingebüßt hat – warum auch ?
Gewinnmitnahmen fanden trotz Halbjahresende im Rahmen eines Rebalancings nicht wirklich statt.
Zu den oben genannten 25 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs gesellen sich noch 18 weitere, die den starken Umkehrimpuls in den drei großen US-Aktienindizes mitgemacht haben und trotz Unterschreiten eines höheren Tiefs im Tageschart zum Wochenschluss alte Hochs überschreiten konnten. Auch diese wollen wir nun in einer Rangliste aufzählen (in Klammern wieder der Abstand zum Schlusskurs vom 12. Juni). Zum Vergleich: Der S&P 500 konnte am Dienstag (24. Juni) das alte Hoch vom 12. Juni übersteigen und notiert aktuell 2,14 % höher.
Automatik und Robotik (ARKQ; 5,69 %)
Digitale Kommunikation (XLC; 4,15 %)
Regionalbanken (KRE; 3,60 %)
Kupferminen (COPX; 3,43 %)
Private Equity (PSP; 3,34 %)
Transport (IYT; 3,27 %)
Infrastruktur (PAVE; 2,58 %)
Stahl (SLX; 2,54 %)
Lithium und Batterietechnologie (LIT; 2,50 %)
Nichtbasiskonsumgüter (XLY; 2,49 %)
Industrielle Fertigung (XLI; 2,34 %)
Quantencomputing (QTUM; 2,30 %)
Windenergie (FAN; 2,23 %)
Cybersecurity (CIBR; 2,15 %)
Medizintechnik (IHI; 1,50 %)
3D-Druck (PRNT; 1,20 %)
Gesundheitsdienstleister (IHF; 0,41 %)
Forst- und Holzwirtschaft (WOOD; -0,36 %)
Auch hier deutet nichts darauf hin, dass die Risk-On Haltung in Kürze in eine Risk-Off Haltung abwandern dürfte.
Dass ETFs Branchen wie Kupferminen (COPX) und Transport (IYT), die oft als Frühindikatoren für eine Abschwächung des Welthandels betrachtet werden, die Umkehrbewegung mitgemacht haben, zeigt auf, dass mit dem Abschwächen der Zollstreit-Thematik auch solche konjunktursensiblen Branchen von Anlegern weiterhin gesucht werden.
Wir erwarten daher zum Halbjahreswechsel keine Sektorrotation. Im Gegenteil: Wir können uns nun gut vorstellen, dass trendstarke Branchen nun weiter Momentum-Trader anlocken und die Trendstärke der letzten Wochen jetzt womöglich sogar an relativer Stärke zunimmt.
Neue Trendfrüherkennungssignale
Ein Trendfrüherkennungssignal entsteht für die Long-Seite, wenn wir im Tageschart ein erstes höheres Tief in einem noch intakten Abwärtstrend sehen.
Ein Trendfrüherkennungssignal für die Short-Seite entsteht entsprechend, wenn wir ein erstes tieferes Hoch in einem intakten Aufwärtstrend sehen.
Neue Trendfrüherkennungssignale Long:
Während der vergangenen Handelswoche konnten wir in 4 ETFs Trendfrüherkennungssignale für die Long-Seite sichten (in Klammern der prozentuale Abstand zum letzten höheren Tief im Tageschart und das Datum, an dem das Tief aufgetaucht ist):
Pharma (IHE; 1,64 % – 20. Juni)
Öl- und Gasdienstleister (XES; 1,61 % – 25. Juni)
Fossile Energie (XLE; 1,23 % – 25. Juni)
Brent Oil (BNO; 0,83 % – 24. Juni)
Da wir nicht davon ausgehen, dass das zweite Halbjahr mit einer Sektorrotation beginnt, stufen wir die aktuellen Signale für einen antizyklischen Long-Einstieg als nicht sehr chancenreich ein. Trader sollten aktuell lieber mit dem Trend schwimmen und nicht auf antizyklische Einstiege lauern. Dafür ist auch später noch Zeit (August oder Oktober ?)
Neue Trendfrüherkennungssignale Short:
Für diesen Montag haben wir nur ein Trendfrüherkennungssignal für die Short-Seite entdeckt, nachdem wir in der Vorwoche 14 entdeckt hatten – und die sich fast alle als Fehlsignal entpuppt hatten (in Klammern der prozentuale Abstand zum letzten tieferen Hoch im Tageschart und das Datum, an dem das Tief aufgetaucht ist):
China Internet (KWEB; 0,83 – 25. Juni)
US-Internetaktien zumindest kurzfristig gefragter als China-Internet Aktien
Tatsächlich zogen Trader in der vergangenen Handelswoche Internetaktien aus den USA den scheinbar günstiger bewerteten Internet-Aktien aus China vor. Während der S&P 500 Technology Sector ETF (XLK) das Tageshoch vom Mittwoch am Donnerstag mühelos überwinden konnte, gelang dies dem CSI China Internet ETF (KWEB) nicht.
Neue Umkehrsignale Long:
Wir haben oben schon alle beobachteten Aktien-ETFs mit einem Umkehrsignal in Richtung Long in Ranglisten aufgelistet. Der weltweite Aktienmarkt beendete die Handelswoche mit einer bullischen Umkehr.
Baumwolle wird von einem Handelsabkommen zwischen China und den USA profitieren
Erwähnen wollen wir noch ein Long-Reversal Signal, das wir im Dezember-Future für Baumwolle (CTZ) sichten.
Der Baumwoll-Future mit Laufzeit bis Dezember konnte fünf Handelstage in Folge jeweils über dem Kurs des Vortages schließen. Damit konnte der Baumwoll-Future eine 6-Wochen andauernde Abwärtsbewegung innerhalb einer Woche komplett ausgleichen und beendete die Woche entsprechend mit einem 6-Wochen-Hoch.
Marktanalysten betonten, dass die Ankündigung der USA, Handelsabkommen mit mehreren Ländern abschließen zu wollen, Spekulanten dazu veranlasst hat, Short-Positionen in Baumwolle zu schließen. Auch der Euro schloss an jedem Tag der vergangenen Handelswoche höher als am Vortag. Die Schwäche im US-Dollar stützt die Baumwollpreise, da in Dollar gehandelte Rohstoffe für internationale Käufer erschwinglicher werden, wenn der Dollar fällt.
Die Entspannung der Handelsspannungen zwischen den USA und China, einem der weltweit größten Baumwollkonsumenten, wird als positiver fundamentaler Faktor für den globalen Baumwollmarkt angesehen und könnte dazu führen, dass die Nachfrage nach Baumwolle weiter steigen wird.
Saisonal beginnt ab Juli auch eine saisonale Phase, die in der Vergangenheit den Baumwollpreis meist steigen ließ. Diese könnte durchaus bis Ende August andauern.
Neue Umkehrsignale Short:
Nachdem wir in der Vorwoche 17 Umkehrsignale Short registriert hatten, wendete sich das Blatt am Montag schnell zugunsten der Long-Richtung. dementsprechend sichten wir für diesen Montag auch nur wenige Short-Reversal-Signale, nämlich nur 3 (in Klammern der prozentuale Abstand zum letzten höheren Tief und das Datum, an dem dieses höhere Tief entstanden war):
Schifffahrt (BOAT; 1,64 % – 5. Juni)
Sojabohnen (ZS; 1,04 % – 12. Juni)
Real Estate (XLRE; 0,24 % – 13. Juni)
Investoren verkaufen REITs mit Immobilien in New York
Die Stimmung im REITs-Sektor wurde insbesondere dadurch getrübt, dass der demokratische Kandidat für das Amt des Bürgermeisters in New York City, Zohran Mamdani, am Mittwoch überraschend die Vorwahlen gewonnen hatte.
Der Bekanntheitsgrad des erst 33 Jahre jungen Politikers wuchs mit einem Social Media Video. Am Neujahrstag sprang er zum traditionellen Polar Bear Plunge auf Coney Island im Anzug in den eiskalten Atlantik, um für seine Forderung nach einer Einfrierung der Mieten in New York zu werben.
Sein Sieg am Mittwoch gegen den ehemaligen Gouverneur Andrew Cuomo bei den demokratischen Vorwahlen wurde von der US-Presse als „Erdbeben“ beschrieben, vor allem, weil Mamdani auf Tür-zu-Tür-Kampagnen, soziale Medien und kleine Spenden setzte. Damit konnte er sich gegen das politische Establishment durchsetzen.
Für den New Yorker Immobilienmarkt wirbt er für eine Einfrierung der Mieten und eine strengere Verantwortung der Vermieter gegenüber den Mietern. Dies beunruhigte die New Yorker Immobilienbranche, und führte immerhin dazu, dass der ETF für US-REITs (XLRE) am Mittwoch um fast 2,5 % einbrach, während gleichzeitig der S&P 500-ETF (SPY) leicht im Plus schloss.
Saisonale Idee der Woche: MercadoLibre
MercadoLibre (MELI; Marktkapitalisierung: 130 Mrd. US-Dollar) betreibt den größten E-Commerce-Marktplatz in Lateinamerika.
Das Unternehmen betreibt vier Geschäftsbereiche innerhalb seiner Online-Plattform. Dazu gehören die Bereiche Shopping, Versand, Kleinanzeigen, Fintech.
Einnahmen erzielt MercadoLibre mit Gebühren für Werbung, Abonnements und dem Anbieten von Waren im Online-Shop. Außerdem verdient MercadoLibre Geld über anteilige Provisionen beim Verkauf von Waren. Im Fintech-Bereich fallen Erträge über die Zahlungsabwicklung und Zinsen aus Krediten für Verbraucher und Kleinunternehmer an.
Der lateinamerikanische E-Commerce-Riese und inzwischen auch expansiv wachsende Fintech-Konzern veröffentlichte am 7. Mai nachbörslich Quartalszahlen, die deutlich über den Konsensschätzungen lagen. Im ersten Quartal lag der Gewinn mit 9,74 US-Dollar pro Aktie über den erwarteten 7,67 US-Dollar pro Aktie. Dabei konnte der Nettogewinn gegenüber dem Vorjahr um 44 % gesteigert werden, obwohl der Bruttoumsatz nur um 17 % gestiegen war, was auf hohe Gewinnmargen hinweist.
Trotz der Größe des Unternehmens befindet sich MercadoLibre auf einem aggressiven Expansionskurs sowohl im E-Commerce- als auch im Fintech-Segment.
Das Unternehmen schätzt, dass es trotz seiner Marktführerschaft nur einen Marktanteil von 5 % am gesamten Einzelhandelsumsatz in Lateinamerika besitzt. Angesichts der Tatsache, dass 85 % der Einzelhandelsausgaben in Lateinamerika immer noch in physischen Geschäften getätigt werden, besteht ein enormes Potenzial für die weitere Digitalisierung des Handels.
Die E-Commerce-Branche in Lateinamerika wird laut Ökonomen voraussichtlich bis 2028 von 151 Mrd. US-Dollar im Jahr 2023 auf 232 Mrd. US-Dollar wachsen, was eine Expansion von 54 % bedeutet.
MercadoLibre strebt hierbei an, seinen E-Commerce-Anteil in den nächsten Jahren zu verdoppeln.
Auch das Fintech-Angebot soll vertieft werden. Mercado Pago entwickelt sich zu einer vollwertigen digitalen Bank in Märkten wie Mexiko und erweitert sein Angebot um Versicherungen, Kredite und Vermögensverwaltung. Das Kreditportfolio, das im ersten Quartal 2025 um 75 % wuchs, unterstreicht das enorme Potenzial in diesem Bereich.
Zusätzlich soll kontinuierlich in neue Märkte und Segmente expandiert werden. Die Roadmap für 2025 umfasst die Expansion in den noch unerschlossenen E-Commerce-Markt Kolumbiens und die Vertiefung von Fintech-Partnerschaften, die bis 2026 zusätzliche 1 Mrd. US-Dollar Umsatz generieren könnten.
Das Unternehmen plant auch, sein Werbegeschäft (Mercado Ads) weiter auszubauen, das im ersten Quartal 2025 ein Wachstum von 50 % verzeichnete.
Die Aktie war bis Mitte 2021 ein Liebling vieler Aktienanalysten gewesen. Wer eine Aktie aus Lateinamerika im Portfolio haben wollte, der kaufte MercadoLibre. Das KUV stieg im Jahr 2021 bis auf den absurd hohen Wert 40 hoch. Im Juni 2022 wurde die Aktie nach einem 70%-Kurssturz nur noch mit einem KUV von 5 bewertet, was natürlich auch kein Schnäppchen ist. Aber Schnäppchen-KUVs sollten Anleger bei dieser Aktie auch nicht erwarten. Für 2024 wird MercadoLibre mit einem KUV von 5 bewertet, das, keine weiteren Kurssteigerungen vorausgesetzt, bis 2027 auf 3 fallen könnte. Eine Verdopplung des Aktienkurses in den nächsten zwei Jahren liegt also im Bereich des Möglichen, ohne dass wir dabei eine auch nur annähernd so absurde Überbewertung wie im August 2021 sehen würden.
Aber bis zum Jahr 2027 wollen wir als Season-Trader nun nicht nachdenken.
Gemäß einer Rückschau über die Mittelwertanalyse durchläuft die Aktie von Mitte Juni bis Mitte August die stärkste Phase des Jahres. Und tatsächlich sahen wir Mitte Juni ein Zwischentief innerhalb einer Tassenformation, die sich im Chart über den gesamten Juni ausgebildet hat. Nun könnte sich ein Griff oder Henkel im Tageschart ausbilden, um die Formation regelkonform abzuschließen. Danach könnte die Aktie zu neuen Allzeithochs durchstarten.
Schauen wir mal, wie sich die Aktie in den vergangenen vier Jahren zwischen dem 30. Juni und dem 15. August entwickelt hat:
Vom 30. Juni bis zum 15. August 2024 stieg die Aktie um mehr als 20 %. Dabei war am 15. August noch nicht Schluss: ein noch besserer Exit hätte am 12. September erfolgen können (dann: 30 % Gewinn). Die am 1. August 2024 nachbörslich gemeldeten Quartalszahlen katapultieren die Aktie am Earning Day um etwa 10 % nach oben.
Vom 30. Juni bis zum 15. August 2023 stieg die Aktie um knapp 10 %. Ein besserer Exit hätte wenige Tage früher, am 10. August erfolgen können (dann: 18 % Gewinn). Die am 2. August 2023 nachbörslich gemeldeten Quartalszahlen katapultieren die Aktie am Earning Day um etwa 13 % nach oben, so dass dieser Kurssprung auch maßgeblich den Gewinn des Trades ausmacht.
Vom 30. Juni bis zum 15. August 2022 stieg die Aktie um mehr als 60 %. Bereits vor Bekanntgabe der Quartalszahlen am 3. August wäre unser Season-Trader mit 35 % im Gewinn gewesen. Ein Halten über den Earning Day hätte sich also gelohnt, denn die Aktie stieg an diesem Tag um weitere 16 %. Danach war mit der Aktie auch kein Blumentopf mehr zu gewinnen und bis zum Jahresende lief die Aktie mehr oder weniger seitwärts.
Vom 30. Juni bis zum 15. August 2021 stieg die Aktie um knapp 17 %. Wieder hätte es sich gelohnt, über den Earning Day (5. August) in der Aktie drin zu bleiben, denn die MercadoLibre-Aktie stieg an diesem Tag um etwa 13 %. Ein etwas besserer Exit hätte am 9. September erfolgen können (dann: 23 % Gewinn).
Die nächsten Quartalszahlen werden wieder für Anfang August erwartet. Ein Season-Trader sollte die Aktie mindestens über den Earning Day halten, evtl. auch zwei bis sechs Wochen darüber hinaus.
Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen
In der vergangenen Handelswoche haben wir wieder Trades durchgeführt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben.
Das wikifolio “Marktradar” verlor in der vergangenen Handelswoche 0,83 %.
Das wikifolio Marktradar litt unter der US-Dollar Schwäche zum Euro. Dieser hat sich in der vergangenen Handelswoche gegenüber dem US-Dollar um 1,70 % aufgewertet. Außerdem kostete uns ein Short-Trade auf den S&P 500, den wir inzwischen aber mit Verlust beendet haben, etwa 0,3 % Performance.
Als Aktien-Favoriten für 2025 halten wir die europäischen Aktien 2G Energy, Camurus, Kontron, PVA Tepla, Raiffeisen Bank International.
Im Rahmen unserer Dauerläufer-Strategie “Defensiv von Links Unten nach Rechts oben” halten wir die Aktien von Tyler Technologies, Brown & Brown, Stryker Corp., Ensign Group, Costco Wholesale, Waste Management, Broadridge Financial Solutions, Hartford Financial Services Group, Mastercard, Alphabet, Paychex, Intercontinental Exchange, Church & Dwight, TransDigm, Euronext, Post Holdings, Halozyme Therapeutics, ExlService Holdings, Progressive, Salesforce.
Für unser Trading von saisonalen Chancen halten wir die Aktien von Meituan, Olli’s Bargain Outlet Holdings, Upwork, FactSect Research Systems, Regal Rexnord. Außerdem zwei Derivate: Einen Call-Optionsschein auf PayPal, einen Put-Discount-Optionsschein auf die Deutsche Telekom (im zugleich gekauften Call-Discount-Optionsscheinen auf Deutsche Telekom haben wir den Gewinn bereits realisiert). Wir planen nun den Kauf eines Call-Optionsscheins auf MercadoLibre.
Im Rahmen unserer Momentum-Strategie halten wir die Aktien von Hims & Hers Health, Sprouts Farmers Market, Friedrich Vorwerk Group, Turning Point Brands und Konami. Wir planen, die Aktie von Friedrich Vorwerk zu verkaufen, da charttechnisch eine Trendumkehr drohen könnte.
Als Earnings-Trade halten wir aktuell keine Aktien. Wir warten hier auf neue Signale.
Im Rahmen des Handels von Assets halten wir halten wir aktuell zehn ETPs auf Kryptowährungen: Bitcoin (BTC), Tron (TRX), Ripple (XRP), Ethereum (ETH), Solana (SOL), Sui (SUI), Cardano (ADA), Polkadot (DOT), Ondo (ONDO), Chainlink (LINK). Außerdem halten wir Call-Discount Optionsscheine auf Silber und Erdgas. Wir planen einen Long-Einstieg in Baumwolle.
Im Rahmen der Anlageklasse Volatilität haben wir am Freitag die letzten VIX-Short-Positionen verkauft und sind aktuell nur in Vola-Long zu Hedge-Zwecken positioniert.
Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.
Seit 2014 ist Stefan Pröhl bei wikifolio aktiv. Dort setzt er Rotationsmodelle auf Wochen-, Monats- oder Quartalsbasis um.
Die Idee zum Marktradar ist entstanden, weil ihm bisher ein vernünftiges Modell fehlte, mit dem er sich täglich einen schnellen Überblick verschaffen kann, in welche Sektoren und Branchen gerade Kapital hineinfließt und aus welchen gerade Kapital abgezogen wird.
Mit dem von ihm entwickelten “Marktradar” kann er täglich für jeden Sektor bzw. jede Branche fünf Tagesstempel vergeben: “Kaufen oder Aufstocken”, “Buy the dip ?”, “Bodenbildung oder Seitwärts”, “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”, “Unter Beobachtung”.
Diese “Top Down” Analyse gibt ihm täglich wichtige Hinweise und Tipps zur Intermarketanalyse. Mit dem Schreiben dieser Kolumne dokumentiert er auf hoffentlich auch etwas unterhaltsame Weise die Tipps und Hinweise, die ihm der Marktradar liefert.
Mit jedem Wissen entsteht auch Unwissen. Nur so kann Stillstand, Leere, Einrosten im Kopf verhindert werden. Täglich gibt es Neues zu entdecken und täglich werden Überzeugungen revidiert. Das ist das Mindset, dem auch diese Kolumne folgt.