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Marktradar vom 16. Februar 2023

Marktradar vom Donnerstag, 16. Februar 2023 von Stefan Pröhl

Marktradar für Donnerstag, 16. Februar 2023

Risk-On Baskets im Check

Schauen wir einmal auf die Renditen von Risk-On Baskets in diesem noch jungen Kalenderjahr. 

Der Nasdaq 100 (QQQ) hat seit Jahresbeginn eine positive Rendite von 16,08 % gebracht. Der Russell 2000 (IWM) kommt immerhin auf 11,53 %.

Diese auf den ersten Blick überzeugenden Renditen verblassen jedoch, vergleicht man sie mit Baskets, die noch stärker die Risk-On Mentalität honorieren:

Der Renaissance IPO ETF (IPO) kommt auf eine Rendite von 26,33 %, wobei dieser ETF, der knapp 90 Aktien enthält, die nicht länger als drei Jahre an der Börse notiert sind, allein in den ersten drei Handelstagen der laufenden Kalenderwoche um 11,62 % gestiegen ist.

Der ARK Innovation ETF (ARKK) kann seit Jahresbeginn eine Rendite von 38,35 % vorzeigen.

Aber es gibt Basket-ETFs auf Aktien, die noch höhere Renditen seit Jahresbeginn erzielen konnten:

So kommt der ETF für Bitcoin Miners (WGMI) auf eine Rendite von 103,36 %. 

Der DAPP-ETF, der auf Digitale Transformation setzt, kommt auf 86,14 %. 

Der BKCH-ETF, der auf Blockchain setzt, auf 73,91 %. 

Wenn Risk-On gegenüber Risk-Off dermaßen weit die Nase vorn hat, dann dürfte das eigentlich erst der Beginn einer Marktphase sein, in der von Risk-Off auf Risk-On umgeschichtet wird. Da die meisten “seriösen” Anleger diesen Risk-On-Hype verpasst haben dürften, sollte der Umschichtungsbedarf in den nächsten Wochen hoch sein.

Natürlich wurde in vielen dieser High-Risk Aktien die starke Performance über Short-Squeeze Eindeckungen erzielt. Langfristige Untersuchungen zeigen, dass Aktien, die hohe Short-Positionen auf sich gezogen haben, oft nach einem Short-Squeeze weiter fallen. Natürlich gibt es Ausnahmen: Tesla (TSLA) galt lange Zeit als Angriffsziel für Shortseller – seit Herbst 2021 machen Shortseller aber einen weiten Bogen um die Tesla-Aktie: Zu viele “Shorties” hatten sich an dieser Aktie bis Anfang November 2021 “die Finger verbrannt”. 

Tesla kann seit Jahresbeginn auch ohne Short Squeeze mit einer positiven Rendite von 73,92 % prahlen.

Ich habe unten einmal die höchst gewichteten Aktien aus den oben erwähnten ETFs aufgelistet und den Short-Float, wie er aktuell bei FinViz angezeigt wird, hinzugefügt. Mag jeder Leser selber beurteilen, ob die unten genannten Aktien ein zukünftiger Tenbagger sein können oder nicht:

QQQ: Microsoft (MSFT; Short-Float: 0,48 %)

IWM: Inspire Medical Systems (INSP; Short-Float: 3,85 %)

IPO: Airbnb (ABNB; Short-Float: 5,83 %)

ARKK: Tesla (TSLA; Short-Float: 3,42 %)

WGMI: Cleanspark (CLSK; Short-Float: 12,21 %)

DAPP: Coinbase Global (COIN; Short-Float: 20,82 %)

BKCH: Block (SQ; Short-Float: 4,95 %)

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

Dank der starken Quartalszahlen, die Airbnb (ABNB) am Dienstag nachbörslich veröffentlicht hatte, kann der IPO-ETF wieder mit dem Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” aufwarten. Positiv für die Bullen im Chart dieses ETFs ist nun, dass am Mittwoch das tiefere Hoch, das wir im Chart des IPO-ETFs für den 8. Februar verortet haben, überschritten werden konnte – und zwar recht deutlich. Damit sind Bedenken einer länger andauernden Konsolidierung oder gar Korrektur, wie sie noch am vergangenen Wochenende aufgekommen sind, aus Sicht des Marktradars beiseite geräumt worden.

Airbnb oder Tripadvisor ? Wo sollten Trader nun mit “der Reise” beginnen ?

Schauen wir uns die Airbnb-Aktie und danach einen weiteren Player aus dem Bereich Online-Touristik – Tripadvisor – einmal genauer an:

Airbnb meldete für das vierte Quartal 2022 einen Gewinn von 0,48 US-Dollar pro Aktie. Erwartet wurden gerade mal 0,27 US-Dollar pro Aktie. Der Umsatz lag dabei im Rahmen der Erwartungen bei 1,9 Mrd. US-Dollar. Für das erste Quartal 2023 erwartet Airbnb nun einen Umsatz von 1,75 Mrd. US-Dollar, was etwa 4 % über den Schätzungen liegt.

Gründe für den starken Gewinnanstieg sind sicherlich darin zu finden, dass der Online-Plattformanbieter für Gästezimmer- und -wohnungen entschieden hat, keine Rückerstattungen mehr anzubieten, die infolge der Corona-Pandemie zunächst noch angeboten worden waren. Außerdem nahmen die Buchungen, auch infolge der Aufhebung restriktiver Corona-Beschränkungen in China, recht deutlich zu. Außerdem scheint das neue Angebot “Experience”, mit dem externe Partner auf der Plattform Touren und Events anbieten können, recht erfolgreich gestartet zu sein.

Für 2023e lässt sich in dieser Aktie nun ein KGV von 50 berechnen, was recht hoch erscheint. Von 2022 bis 2025 sollen die Umsätze um 50 % wachsen. Der Gewinn pro Aktie soll sich von 2,59 USD pro Aktie (2022) auf 4,16 USD (2025) pro Aktie erhöhen, was einer Wachstumsrate beim Gewinn von 60 % entspricht. 

Airbnb muss daher als Wachstumsaktie bewertet werden, so dass Analysten – sofern das Wachstum stimmt – solche Anstiege auch honorieren werden. Für Value-Investoren ist Airbnb sicherlich ein No-Go – da scheint viel Phantasie bereits eingepreist zu sein.

Der Kursanstieg am Mittwoch von über 13 % sieht im Chart der Aktie nun wie ein Befreiungsschlag aus. Die Bodenbildung, die sich seit Mai 2022 in der Aktie zwischen 80 und 120 USD bewegt hat, ist mit dem Ausbruch gestern charttechnisch nun Geschichte.

Vergleichen wir Airbnb mit Tripadvisor (TRIP), so erscheint die Aktie Tripadvisor auf den ersten Blick wie ein Schnäppchen – zumindest im Vergleich zu Airbnb.

Tripadvisor hatte zeitgleich mit Airbnb neue Quartalszahlen vorgelegt, die ebenfalls überzeugen konnten. So konnte Tripadvisor für das vierte Quartal 2022 einen Gewinn von 0,16 US-Dollar pro Aktie vermelden – erwartet wurden gerade einmal 0,06 US-Dollar pro Aktie. Die Zahlen zum Umsatz lagen etwa 3 % über den Analystenschätzungen.

Wie bei Airbnb wird bis 2025 mit ähnlich hohen Umsatzzuwächsen (55 %) gegenüber 2022 gerechnet. Der Gewinn pro Aktie soll bei Tripadvisor bis zum Jahr 2025 nicht wie bei Airbnb um 60 % steigen, sondern um enorme 400 % ! Daher käme Tripadvisor für 2025e auf ein KGV von unter 10, während sich bei Airbnb ein KGV 2025e von knapp über 30 errechnen lässt.

Tripadvisor erscheint aus dieser Sicht um ⅓ günstiger bewertet zu sein als Airbnb. Beide Unternehmen betreiben eine Online-Plattform, die von der Reiselust weltweit abhängig ist. 

Charttechnisch konnte Tripadvisor die Bodenbildungsformation – im Unterschied zu Airbnb – mit Veröffentlichung der starken Quartalsergebnisse nicht nach oben überschreiten. Noch nicht ! 

Aus Bewertungssicht finden Anleger bei Tripadvisor die deutlich günstiger bewertete Aktie vor. Bei Tripadvisor könnten jetzt sogar Value-Fans zuschlagen. Hätte ich aus mittel- bis langfristiger Sicht die Wahl zwischen diesen beiden Aktien, so würde ich mich in diesem Fall ganz klar für Tripadvisor entscheiden.

Bitcoin mit 8-Monats-Hoch

Mit dem gestrigen Risk-On Tag konnte der BITO-ETF (BITO) fulminant zulegen und erreichte per Tagesschluss ein neues 8-Monats-Hoch. 

Wo der Marktradar nun zukaufen würde

Themen bzw. Branchen, in die laut Marktradar nun aufgestockt werden könnten, wären neben Technologie-Aktien (auch die aus dem Cathy Woods Universum) nun der Sektor Finanzen (inkl. Broker und Versicherungen), Transport (inkl. Touristik), Industrie (insbesondere Infrastruktur).

Die Themen Kryptowährungen, 3-D-Druck und Wasser sehen auch gut aus.

Der ETF für den Bereich Software (IGV) hatte am vergangen Freitag intraday zwar ein tieferes Tief erreicht, konnte aber die aktuelle Handelswoche so eindrucksvoll zulegen, dass gestern das tiefere Hoch vom 9. Februar überschritten werden konnte. Zwar könnte nun die Konsolidierung noch etwas weiter gehen, eine Korrekturbewegung scheint aber abgewendet worden zu sein.

Der ETF für den Bereich Semiconductor (SMH) hatte ebenfalls am Freitag ein tieferes Tief auf Intraday-Basis erreicht, konnte in dieser Handelswoche wie der Software-ETF auch stark zulegen – allerdings das tiefere Hoch vom 9. Februar noch nicht überschreiten. Der Marktradar empfiehlt: Kaufen ja – Aufstocken noch nicht.

Der Bereich Green Energy (QCLN) erhält zwar seit Dienstag wieder den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”, konnte aber charttechnisch die Bodenbildungsphase noch nicht verlassen. Sehr uneinheitlich zeigte sich zuletzt der Unterbereich Solar, der am Dienstag sogar auf den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” abgestuft wurde. Am Mittwoch gehörte Solar aber zu den Top-Branchen in der Top-Flop Liste. Für Solar vergeben wir heute den Tagesstempel “Unter Beobachtung”. Solange diese Top-Flop Wechselbereitschaft bei Solaraktien anhält, ist dieser Bereich wohl für Daytrader interessanter als für mittelfristig orientierte Trader.

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