Season-trader

Marktradar für 26. Dezember 2023

Marktradar für Dienstag, 26. Dezember 2023 von Stefan Pröhl

Marktradar vom Dienstag, 26. Dezember

5 Billionen US-Dollar stecken noch in Geldmarktfonds

Am 11. September diesen Jahres schrieb ich im Marktradar zur Positionierung von Blackrock:

“Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock wies noch Mitte Juli darauf hin, dass Anleger Geldmarktprodukte im Umfang mehrerer Billionen Dollar gekauft hätten, um von steigenden Zinsen zu profitieren. Denn Geldmarktfonds steigen – im Unterschied zu Anleihen – im Kurs, wenn die Zinsen steigen. Sobald der Zinserhöhungszyklus den Zenit erreicht hat und die Zinsen wieder zu sinken beginnen, dürfte ein erheblicher Teil des in Geldmarktfonds angelegten Kapitals in Anleihen fließen, weil diese über Kurssteigerungen von sinkenden Zinsen profitieren würden. Blackrocks Präsident Robert Steven Kapito sieht deshalb eine “Once-in-a-Lifetime-Opportunity” am Anleihemarkt und Blackrock positioniert sich spätestens seit Mitte Juli entsprechend.”

Zum Monatswechsel Oktober / November erfolgte die Kehrtwendung bei langlaufenden US-Staatsanleihen. Der entsprechende ETF für US-Staatsanleihen mit Laufzeiten von 20 Jahren oder mehr (TLT) konnte seit dem 31. Oktober um fast 19 % steigen. Das war mehr als der S&P 500, der in diesem Zeitraum um “nur” 14 % steigen konnte.

Sind mit langlaufenden US-Staatsanleihen 60 % Rendite in wenigen Jahren möglich ?

Aktuell notiert der TLT-ETF bei 98,47 US-Dollar. Das Allzeithoch im TLT-ETF wurde im ersten Halbjahr 2020 erreicht und lag um die 160 US-Dollar – hierbei sind die Kupons mit eingerechnet. Wer langfristig auf ein Erreichen dieses Allzeithochs setzen möchte, würde also mit einer Rendite von immer noch 60 % rechnen können. Ob das ein rentables Investment wird, das mit anderen Asset-Klassen Jahr für Jahr mithalten kann, hängt natürlich hochgradig vom Zeitpunkt ab, an dem das Allzeithoch um 160 US-Dollar getriggert werden wird. Wenn dieses in etwa 10 Jahren erreicht wird – also im Dezember 2033 – dürften Anleger eine 6 % Rendite p.A. über das Halten des TLT-ETF erwarten können, was grundsätzlich nicht schlecht ist – aber unter dem liegt, was in dieser Zeit wohl mit Aktien verdient werden kann. Wenn die 160 US-Dollar im TLT-ETF aber in zwei Jahren – also im Dezember 2025 – erreicht wird, dann wäre eine Rendite von 30 % p. A. sicherlich sehr lukrativ. Aber vielleicht schafft der Aktienmarkt es dann, um 50 % zu steigen. Dann stünde der S&P 500 im Dezember 2025 bei etwa 7.000 Punkten.

Sollten die Zinsen in den nächsten zwei Jahren tatsächlich immer entweder gesenkt oder unverändert gelassen werden – also an keinem Termin für den Zinsentscheid erhöht werden – dann kann durchaus mit einer Rendite von 60 % im TLT-ETF in relativ kurzer Zeit gerechnet werden – und mit einem S&P 500 über 6.000 Punkte. Alles natürlich gemäß der Annahme, dass wir nun in einen zwei Jahre währenden Zinssenklungszyklus übergehen, der von keiner Rezession begleitet wird.

Dass wir mit der FED-Sitzung vom 13. Dezember, in der Jerome Powell erstmals verkündete, dass Zinssenkungen in Aussicht gestellt werden, auch wenn die Inflation das FED-Ziel von 2 % nicht erreicht, eine Zeitenwende in der Asset-Schere “Pro Geldmarkt und Contra Anleihe und Aktienmarkt” erleben, lässt sich an den Mittelzuflüssen und -abflüssen, die wenige Tage nach dem 13. Dezember in Umlauf waren, eindrucksvoll belegen.

So verzeichnete der ETF für den S&P 500 (SPY) nach dem 13. Dezember in nur wenigen Handelstagen Mittelzuflüsse von über 50 Mrd. US-Dollar, was ein Extremwert ist, der in dieser Höhe zuletzt vor etwa sechs Jahren einmal zu beobachten gewesen war.

In diesem Jahr verzeichneten die höchsten Mittelzuflüsse ganz klar die Geldmarktfonds – aber nur bis Ende Oktober. Allein in den USA wurden seit Januar 2023 enorme 400 Mrd. US-Dollar in Geldmarktfonds geparkt – insgesamt stecken wohl immer noch 5 Billionen US-Dollar in Geldmarktfonds. Dieses viele Geld wird nun zunehmend abgezogen und aller Voraussicht nach in Aktien und Anleihen gesteckt werden. Dieser Umschichtungsprozess befindet sich erst im Anfangsstadium, ist mit dem 14 % Anstieg des S&P 500 seit dem 31. Oktober noch nicht abgeschlossen – im Gegenteil: Dieser 14 %-Anstieg legt dem institutionellen Aktienhändler nun das erste Mal seit langer Zeit nahe, dass mit Aktien in den kommenden Jahren enorm viel Geld verdient werden kann. 

Aktien haben nun viel Luft nach oben

Aktien als Geldanhäufungsmaschine ? Noch im Oktober, ja sogar Anfang Dezember wurde das stark angezweifelt. Institutionelle Anleger meinten fast unisono, dass mit Aktien in den nächsten Jahren nur kleine Brötchen gebacken werden können. Viele Analysten sahen noch Anfang Dezember bei 4.500 Punkten im S&P 500 den Deckel, den wegkegeln zu können vielen Börsianern wie eine Herkulesaufgabe erschien. Und siehe da: Nun befinden wir uns im S&P 500 bereits 250 Punkte und damit 5,55 % über diesem vermeintlichen Deckel, der im Nachinein eigentlich keiner war, sondern nur durch ein auf falsche Fährten führendes Schattenspiel einen Deckel vorgaukelte, der in Wirklichkeit nur aus Dampf und Rauch sich formte. 

Institutionelle Anleger warten jetzt händeringend auf kleine Korrekturen in den Anleihen- und Aktienmärkten, um weiter Geld aus Geldmarktfonds abzuziehen, damit dieses dann in langlaufende US-Staatsanleihen und Aktien investiert werden kann.

Bank of America Umfrage: So viel Optimismus wie selten

Ein solches Bestreben bestätigte auch die allmonatliche Umfrage der Bank of America, die zwischen dem 8. und 14. Dezember durchgeführt wurde und 219 Teilnehmer mit einem verwalteten Vermögen von 611 Milliarden Dollar umfasste. Die Stimmung der im Dezember befragten globalen Fondsmanager war so optimistisch wie seit Januar 2022 nicht mehr. 

Damals wäre das ein guter Kontraindikator gewesen. Ob das aber auch für heute gilt ?

Die befragten Vermögensverwalter erwarten für das nächste Jahr ein optimales Umfeld: eine stabile Wirtschaft, die weder zu heiß noch zu kalt läuft, schrieb ein Team von Strategen unter der Leitung von Michael Hartnett in einer Mitteilung vom 19. Dezember. Es wird erwartet, dass die Anleger ihre Bargeldbestände zur Finanzierung von Aktien-Anlagen im Jahr 2024 verwenden werden, da die Zinsen sinken und die Inflation nachlässt.

91% der Teilnehmer an der Bank of America Umfrage gaben an, dass die US-Notenbank keine weiteren Erhöhungen der Zinsen mehr vornehmen wird und dass die Erwartungen niedrigerer Zinsen zusammen mit den Anleiherenditen auf einem Rekordhoch liegen. Anleihen und Aktien aus dem Bereich Technologie werden als die größten Gewinner der Fed-Zinssenkungen angesehen.

Werden Pessimisten nun nicht den S&P 500 shorten, sondern Apple ?

Der Marktradar findet interessant, was das Team um Michael Hartnett nun den Contrarian-Tradern empfiehlt. Empfohlen wird allen Tradern und Investoren, die der Euphorie skeptisch gegenüberstehen und eine harte Landung, sprich Rezession, im kommenden Jahr für die US-Wirtschaft erwarten, nämlich nicht im S&P 500 Short zu gehen, sondern eine Long-Position in Bargeld und eine Short-Position in Apple einzugehen. Apple sei die Aktie unter den “Magnificent Seven”, denen Fondsmanager am wenigsten Widerstandskraft während einer Rezession zutrauen. 

Wer es noch nicht mitbekommen hat: Die anderen sechs magischen Aktien sind Alphabet, Amazon, Meta Platforms, Microsoft, Nvidia, Tesla.

Während Nvidia mit einem Plus von 243 % und Meta Platforms mit einem Plus von 194 % die Liste der seit Jahresbeginn laufenden Kursgewinner im S&P 500 anführen, ist Apple mit einem Plus von 49 % nur die 59. Aktie mit der besten Wertentwicklung im S&P 500. Kombiniert man das jedoch mit Apples hoher Marktkapitalisierung von 3 Billionen US-Dollar, erwies sich Apple 2023 als einer der stärksten Kurstreiber für den S&P 500.

Russell 2000 mit mehr Schwung als der S&P 500

Während der S&P 500 und der Nasdaq 100 am Freitag das Intraday-Hoch vom Mittwoch nicht überwinden konnten, schaffte dieses zumindest intraday der Russell 2000, den wir hier durch den ETF mit dem Symbol IWM beobachten. Seit dem 31. Oktober konnte der IWM-ETF um beeindruckende 23 % steigen, damit wäre ein Investment in US-Mid-Caps lohnender gewesen als in langlaufende US-Staatsanleihen in Form des TLT-ETFs. Per Handelsschluss notierte der IWM-ETF am Freitag zwar leicht unter dem Intraday-Hoch vom Mittwoch – Schlusskurs: 201,48 US-Dollar. Damit konnte der IWM-ETF am Freitag dennoch erstmals seit Ende März 2022 wieder über der 200 US-Dollar Marke per Tagesschluss notieren.

Gemäß Risk-On / Risk-Off Logik verweist die aktuelle relative Stärke der Small- und Mid-Caps gegenüber der relativen Schwäche der Big Caps auf ein geringes Risikobewusstsein und auf ausgeprägte Anreize, mehr in das Risiko gehen zu wollen bzw. sogar zu müssen. Short-Positionen sollten, wenn überhaupt, dann nur mit kurzfristigem Zeitfenster eingegangen werden, da wir uns in einem Risk-On Markt befinden, der erst am Beginn der Akkumulationsphase steht.

Charttechniker sehen die Chancen nach oben kurzfristig als ausgereizt an

Technisch betrachtet sind die drei großen US-Aktienindizes nun heillos überkauft, so dass reine Charttechniker nur den Kopf schütteln können über so viel verbreitete Euphorie hier im Marktradar und in den Investment-Etagen da draußen. 

Natürlich haben die Charttechniker allesamt recht. Die Märkte sind derart stark überkauft, dass nun das Exposure zu erhöhen, wie an eine Hau-Ruck Aktion, hervorgerufen durch zu viel Euphorie, erinnert. Wer nun Aktien kauft, dem wird am Gipfel schon dann schwindelig, wenn die erste Wolke am Himmel erscheint. Danach folgen Donner und Blitz – im Börsenjargon heißt das: Stopp-Loss-Lawinen.

Jetzt auf fallende Kurse zu setzen scheint das einzige zu sein, was aus Sicht von wenigen Wochen für technische Analysten Sinn macht.

Aus Sicht von 12 Monaten haben solche euphorischen Überkauft-Situationen dem S&P 500 eigentlich immer zweistellige positive Renditen gebracht. Ähnlich sieht es bei so starken Überhängen der Bullen in den Sentimentanalysen aus. Nur ein bullisches Sentiment kann den Weg für lange Gewinnstrecken auf Trendfolgebasis ebnen. Wer jetzt die überkaufte Situation kleinredet, der wird in 12 Monaten aller Voraussicht nach Recht behalten haben – auch wenn die Charttechniker für die nächsten Wochen diejenigen sein könnten, die dann sagen: Seht her, die Korrektur, die wir im Januar 2024 sahen, war doch eine mit Ansage gewesen !

Mein Herz schlägt für beide Lager. Für die kurzfristigen Bären und für die langfristigen Bullen. Nun kommt es darauf an, was ich daraus mache.

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

Für den Handelsstart am Dienstag, 26. Dezember, erhalten 50 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer weiterhin extrem hohen Quote von 83,3 % (in der Vorwoche lag diese Quote exakt gleich hoch).

Nur zwei ETFs (Vorwoche: einer) erhalten den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”. Dieser geht weiterhin an den ETF für Internet Aktien aus China (KWEB) und für diesen Dienstag außerdem an den ETF für Cannabis (MJ). 

Seit dem 3. November läuft der MJ-ETF über der Marke von 3 US-Dollar seitwärts und konnte diese Unterstützung am Freitag zum wiederholten Mal erfolgreich testen. Sofern der ETF am Dienstag nicht unter 2,97 US-Dollar fällt, würden wir am Mittwoch ein Trendfrüherkennungssignal für die Long-Seite erhalten, da wir dann im Tageschart ein höheres Tief am 21. Dezember in einem übergeordneten Abwärtstrend verorten könnten.

Die Firma Tilray Brands (TLRY), die sich darauf vorbereitet, Getränke mit Cannabis als Alternative zu alkoholischen Getränken in Supermarktragalen anbieten zu dürfen – sofern das Hinzufügen von Cannabis in Brauereiprodukten legalisiert wäre (wir haben im Marktradar vom 25. September darüber berichtet) -, wird am 9. Januar vorbörslich neue Quartalszahlen veröffentlichen. Wir planen die Aktie von Tilray Brands in dem diese Kolumne begleitenden Musterdepot im Rahmen unserer Prä-Earning Trades zu handeln und warten nun auf einen passenden Einstieg.

Die höchste Quote in der Zuteilung erhält für diesen Montag natürlich wieder der Tagesstempel „Kaufen oder Aufstocken“. Der Marktradar rät sowohl dazu, trendfolgend nach leichten Rücksetzern Aktien zu kaufen oder aufzustocken als auch charttechnische Ausbrüche zu nutzen, indem ohne Abwarten auf einen Rücksetzer direkt nach Ausbruch gekauft wird.

US-Stromversorger zeigen relative Schwäche

Relative Schwäche zeigten zuletzt die Stromversorger, die wir über den ETF S&P 500 Utilities Sector (XLU) beobachten. 

Das in dem XLU-ETF am 8. Dezember im Tageschart ausgebildete höhere Tief wurde am vergangenen Mittwoch per Tagesschluss unterschritten. Die Erholungsbewegung am Donnerstag und Freitag sah nicht überzeugend aus, so dass spekulativ bei enger Risikoabsicherung nun ein Short-Trade im XLU-ETF interessant wäre.

Stromversorger outperformen die Märkte eigentlich nur in Risk-Off Phasen, was 2022 aber nicht funktioniert hat. Anleger dachten sich offensichtlich: Wenn ein Geldmarktfonds mir einen risikolosen Zins von über 4 % anbietet, warum soll ich dann defensive Aktien wie Versorger kaufen, die eine Dividende von zwar höher als 4 % ausschütten, das Kursrisiko von Aktien mir aber nicht genommen wird ?

Der Run auf die Geldmarktfonds hat im Bärenmarkt 2022 auch zu einem Exodus aus defensiven Dividenden-Titeln wie US-Stromversorgern geführt.

Versorger dürften es in der nun beginnenden Risk-On Phase schwer haben, eine Outperformance zum Gesamtmarkt entwickeln zu können.

Im Musterdepot halten wir aktuell zwei Versorger: Den US-Müllentsorger Waste Management (WM) und den aufstrebenden griechischen Versorger Mytilineos (WKN: 934398). Beide Aktien haben wir als trendfolgend zu tradende Positionen gekauft und bisher laufen beide Aktien auch absolut trendbestätigend; zeigen also nicht die charttechnische Schwäche auf, die wir aktuell bei US-Stromversorgern und entsprechend im XLU-ETF sehen. Wir halten an beiden Positionen im Musterdepot fest, auch wenn Risk-Off Profiteure – sofern es zu keiner Rezession in den USA 2024 kommt, wovon wir aktuell ausgehen – generell eine Underperformance zum Gesamtmarkt ausbilden dürften.

Parabolische Bewegungen bei Aktien aus den Bereichen Bitcoin-Miners und Schifffahrt

In der vergangenen Handelswoche konnten vor allem Aktien aus den Bereichen Bitcoin-Miners und Schifffahrt überproportional zulegen und im Tageschart jeweils parabolische Anstiege verzeichnen. Die Gründe dafür sind in finanzregulierenden Prozessen (Bitcoin-Miners) und geopolitischen Spannungen (Schifffahrt) begründet.

Bitcoin-Miners

Der Anstieg bei Bitcoin-Miners ist auf die in Kürze von Experten als kursrelevant angesehenen Termine im Januar und April 2024 begründet, die einerseits auf die Zulassung eines Bitcoin-Spot-ETFs und andererseits auf den nächsten Halving-Termin im Bitcoin verweisen.

Fantasie für steigende Kurse im Bitcoin wird momentan dadurch geschürt, dass die Securities and Exchange Commission (SEC) womöglich noch im Januar 2024 einen börsengehandelten ETF, der in den Bitcoin investiert – der von Blackrock emittierte ETF soll übrigens das Kürzel IBTC erhalten -, zulassen wird. Dieses Produkt kann dann – im Unterschied zu den aktuell angebotenen Produkten – auch von Fondsmanagern gekauft werden, die eine globale Asset-Strategie umsetzen und nun auch die Assetklasse Kryptowährungen in ihr Anlageuniversum mit aufnehmen möchten. Experten erwarten, dass sich Fondsmanager auf den Bitcoin und weniger auf die Altcoins stürzen werden, weil dieser – ähnlich wie Gold – als ein knapper werdendes Gut vor Inflation schützen kann.

Die Bitcoin-Spot-ETF Initiative wird von namhaften Investmenthäusern angetrieben, die jeweils entsprechende Unterlagen zur Prüfung bei der SEC eingereicht haben. Zuversichtlich stimmt bezüglich einer Genehmigung des Bitcoin-ETFs, dass die SEC aktuell unter medialem Druck steht, nachdem ein Gericht in Washington entschieden hatte, dass die Regulierungsbehörde zu Unrecht einen Antrag des Vermögensverwalters Grayscale abgelehnt hatte, sein Flaggschiff-Produkt, Grayscale Bitcoin Trust, in einen ETF umzuwandeln.

Die bekannte US-Fondsmanagerin Cathy Wood hat es tatsächlich geschafft, noch vor BlackRock Chef Larry Fink einen Termin bei der Securities Exchange Commission (SEC) zu bekommen (10. Januar), um eine Bewilligung oder Ablehnung für die Zulassung eines Spot-BTC-ETFs zu erhalten. Sollte hier die Zulassung erfolgen, dann dürften die anderen Zulassungen nur noch Formsache sein und Emissionen könnten wie bei einem Dominoeffekt in relativ kurzer Zeit erfolgen.

Experten erwarten, dass – falls es zu der von den meisten Marktteilnehmern erwarteten Zulassung kommt –  insbesondere der Bitcoin bei einer steigenden Nachfrage auf ein schrumpfendes Angebot stößt, weil die ETF-Zulassung zeitlich recht nah mit dem Halving zusammenfällt. Wenn eine wachsende Nachfrage auf ein sinkendes Angebot trifft, dann steigen in aller Regel die Preise für das Produkt, das in diesen Strudel von sinkendem Angebot und steigender Nachfrage gerät. Wir hatten im Marktradar vom 11. Dezember bereits darüber berichtet.

Schifffahrt

Die Gründe für das starke Interesse an Aktien aus dem Bereich Schifffahrt, den wir über den ETF Sonicshares Global Shipping (BOAT) beobachten, ist in den jüngsten Angriffen von Huthi-Rebellen auf Schiffe, die durch den Suezkanal fahren, begründet.

Die meisten der riesigen Schiffe, die etwa zwölf Prozent des gesamten Welthandels durch den Suezkanal befördern, haben inzwischen ihren Kurs geändert und fahren nun den langen Weg um das südliche Afrika herum.

Laut Everstream Analytics, einem Unternehmen, das Lieferketten analysiert, haben 12 von 14 Containerschiffe und ein großer Teil der Öl- und Gastanker inzwischen ihren Kurs geändert und fahren nun den langen Weg um das südliche Afrika herum. Der Umweg wird den Transportweg um bis zu einem Monat verlängern.

Reedereien profitieren von diesen geopolitischen Spannungen, da nun die Frachtkosten erhöht werden (Gefahrenzulage) und zugleich die Verlängerung der Transportwege zu Mehreinnahmen führen wird.

Der entsprechende BOAT-ETF ist allein in der letzten Handelswoche um mehr als 10 % gestiegen, wobei er ETF täglich höher stieg als an den Tagen zuvor, weshalb wir eine parabolische Bewegung im Tageschart sehen.

Matson Inc.

Eine solche parabolische Bewegung sahen wir in der vergangenen Handelswoche beispielsweise bei Matson (MATX; Marktkapitalisierung: 4 Mrd. US-Dollar). Das Unternehmen verdient das meiste Geld mit Seefracht. Das 1882 gegründete US-Unternehmen konzentriert sich vor allem auf den Transport zu den Wirtschaftsräumen Hawaii, Alaska und Kalifornien und verschiedenen Inseln im Südpazifik. Die Gesellschaft betreibt auch einen Premium-Schnelldienst von China nach Südkalifornien und bietet zudem Dienste nach Okinawa in Japan an.

Die Zukunftsaussichten für Matson werden recht positiv eingeschätzt, da die Frachtpreise durch Lieferkettenproblematik und durch Piraterie wohl eher weiter steigen als fallen dürften. Zudem sollte durch den weiterhin intakten Trend zu Online-Bestellungen die Verschiffung von Gütern auf einem hohen Level bleiben. Das E-Commerce Geschäft in den USA verzeichnet inzwischen höhere Umsätze als der stationäre Handel, und eine Abschwächung dieses Trends ist momentan nicht absehbar, wovon die Containerschifffahrt profitiert.

Die Matson-Aktie konnte am 15. Dezember erstmals nach der Pandemie wieder über die 100 US-Dollar Marke steigen und seitdem parabolisch weiter ansteigen – Schlusskurs am Freitag: 111,85 US-Dollar. Bei einem Stopp-Loss unter 100 US-Dollar könnten Anleger mit beispielsweise dieser Schifffahrtsaktie von der Piraterie am Suezkanal profitieren, was natürlich mit dem eigenen Gewissen ins Reine gebracht werden sollte, falls ein Investment in diese geo- und klimapolitisch etwas verruchte Branche überhaupt in Erwägung gezogen werden soll.

Wir vom Marktradar planen aktuell nicht, in Aktien aus dem Bereich Schifffahrt zu investieren.

Zwei Broker, die im November von stark angestiegenen Transaktionsvolumina bei Anleihen und Kryptowährungen profitiert haben

Der US-Broker-Dealers and Securities Exchange Ishares ETF (IAI) ist einer der insgesamt recht wenigen ETFs, die am Freitag per Tagesschluss über dem Höchstkurs vom Mittwoch notierten. Für den Marktradar ein Grund, sich Aktien von Brokern genauer anzuschauen. Dabei fielen uns zwei Broker auf, die in den Assets Anleihen und Kryptowährungen zuletzt deutliche Anstiege beim Handelsvolumen auf deren Online-Plattformen verzeichnen konnten.

Anleihen: MarketAxess

MarketAxess Holdings (MKTX; Marktkapitalisierung: 11 Mrd. US-Dollar) betreibt eine Online-Handelsplattform für festverzinsliche Wertpapiere, die vorwiegend von institutionellen Tradern genutzt wird. Das Unternehmen ist in den geografischen Segmenten Amerika, Europa und Asien tätig. Das Unternehmen wurde am 11. April 2000 von Richard Mitchell Mcvey gegründet und hat seinen Hauptsitz in New York. 

MarketAxess verzeichnete im November im Vergleich zum Vorjahr einen bemerkenswerten Anstieg des täglichen Handelsvolumens im Geschäft mit Kreditpapieren um knapp 10 %. Das Wachstum wurde durch alle Kreditprodukte des Unternehmens vorangetrieben, womit der Anstieg über die volle Breite der angebotenen Wertpapiere spürbar wurde. Bei Eurobonds wurde auf der Handelsplattform im November ein Rekordvolumen von 43,7 Milliarden US-Dollar verzeichnet. Offenbar nutzten US-Investoren die US-Dollar Schwäche zum Euro aus, um vermehrt Anleihen in Euro zu kaufen. Aber auch bei US-Kommunalanleihen konnte im November ein Rekord-Transaktionsvolumen von 12,6 Milliarden US-Dollar auf der MarketAxess Plattform verzeichnet werden.

In Erwartung von Zinssenkungen griffen Anleger also bereits im November in Scharen bei Anleihen zu, um sich zu günstigen Kursen unterhalb von 100 % hohe Auszahlungen bei Fälligkeit zu sichern.

Charttechnisch korreliert die Aktie grob mit dem TLT-ETF, wobei diese Korrelation Anfang 2020 kurzfristig aufgehoben wurde, weil US-Staatsanleihen kurstechnisch infolge der irrationalen und schwer einschätzbaren Pandemie-Angst durch die Decke schossen und Aktien nach dem Rasenmäherprinzip verkauft wurden. MarketAxess gehörte allerdings mit zu den ersten Aktien, die die Hochs vor der Pandemie zurückerobern konnten, so dass im Big Picture diese kurze Phase der anormalen nicht korrelierten Kursentwicklung zwischen langlaufenden US-Staatsanleihen und der MarketAxess-Aktie schnell wieder “ausgebügelt” wurde.

Wer also auf weitere 60 % Performance im TLT-ETF spekulieren möchte, könnte auch mit der MarketAxess-Aktie daran partizipieren.

Der TLT-ETF verlor von November 2020 bis Oktober 2023 etwa 50 % an Wert. Die MarketAxess-Aktie verlor in diesem Zeitraum ca. 70 % an Wert. Anleger könnten bei der MarketAxess Aktie gegenüber dem TLT-ETF also auf einen Hebel von 1,4 spekulieren.

Die Analystenschätzungen für das Kurspotential der MarketAxess-Aktie scheinen momentan noch recht verhalten zu sein: Am 6. Oktober stufte die UBS die MarketAxess-Aktie mit “Buy” und einem Kursziel 285 US-Dollar ein. Das UBS-Kursziel ist von der MarketAxess-Aktie am 21. Dezember erreicht worden und wir erwarten, dass die UBS in Kürze das Kursziel anhebt.

Wir haben in unserem Musterdepot in der vergangenen Handelswoche die MarketAxess Aktie gekauft und planen, diese Aktie im Portfolio für 2024 relativ hoch gewichtet im Musterdepot mit zu führen, weil wir von positiven Aussichten für langlaufende US-Staatsanleihen im Jahr 2024 ausgehen.

Kryptowährungen: Robinhood Markets

Robinhood Markets (HOOD; Marktkapitalisierung: 11 Mrd. US-Dollar) ist als Broker für junge Trader bekannt geworden, die erstmals während der Pandemie über die Reddit-Foren während des Gamestop-Hypes ihr Glück im Handel mit Aktien suchten. 

Als Robinhood Markets den Kauf von Gamestop-Aktien zeitweise aussetzte, führte dieses Verhalten zu einem Vertrauensverlust bei den jungen, im Handel meist unerfahrenen Tradern. Zudem reduzierte sich die Handelsaktivität bis September 2023 infolge der gestiegenen Zinsen. Seit knapp 2 Monaten scheint sich dieser Trend jedoch zu drehen. Der CEO, Vlad Tenev, fokussiert sich inzwischen darauf, Robinhood weiterzuentwickeln und hat dafür am 23. Oktober eine neue Handels-App ins Netz gestellt, die aktuell reichlich Zulauf erfährt. So soll zum Beispiel ein 24-Stunden-Handel mit Aktien möglich gemacht werden.

Seit Einführung der neuen Handels-App am 23. Oktober hat Robinhood Markets über eine Milliarde US-Dollar über den Weg einer Kontoübertragung erhalten. Damit kann Robinhood Markets nun Trader an sich binden, die vermögender als die Bestandskunden sind und parallel Konten bei Schwab, Fidelity Investments oder  E*Trade haben. 

Trotz dieses Erfolgs verwaltet Robinhood immer noch deutlich weniger Vermögen als seine Konkurrenten. Ende November meldete das Unternehmen 94 Mrd. US-Dollar an verwalteten Vermögenswerten, verglichen mit Schwabs 8,2 Billionen US-Dollar erscheint das immer noch sehr niedrig. 

Bemerkenswerte Zuwächse im November verzeichnete die neue Handels-App im Handel mit Kryptowährungen. Das aktuelle Wiederaufleben der Krypto-Aktivität hat zu einem signifikanten Anstieg der Transaktionen im Bereich Kryptowährungen geführt – im November lagen die Handelsumsätze enorme 75 % über den Werten vom Oktober. Dies könnte im kommenden Quartal zu einem Umsatzanstieg führen, den viele noch nicht eingepreist haben.

Inzwischen bietet Robinhood Markets auch eine Krypto-App in Europa an und wirbt auf der Homepage mit durchschnittlich niedrigeren Kosten als andere Anbieter. Aktuell ist der Handel auf etwas über 25 Kryptowährungen begrenzt, soll aber ausgeweitet werden.

Das 2023er KUV liegt bei etwa 5,6 und soll bis 2024 auf etwas über 3 sinken. Analysten erwarten von 2023 bis 2024 einen Umsatzanstieg von 70 %. 

Robinhood Markets wirtschaftet noch nicht profitabel, so dass diese Aktie nur für risikofreudige Trader in Betracht kommt. Sollte der nun eingeschlagene Weg vom CEO erfolgreich verlaufen, stehen diesen Risiken aber auch enorme Chancen gegenüber.

Zwei Software Aktien aus der DACH-Region, die 2024 von signifikanten Margensteigerungen profitieren würden

Die beiden österreichischen bzw. deutschen Nebenwerte Kontron und All For One Group erwarten für 2024 und darüber hinaus signifikante Anstiege in der Profitabilität, was sich bekanntlich vor allem über einen Anstieg der Gewinnmargen erreichen lässt.

Kontron AG

Die Kontron AG (WKN: A0X9EJ; Marktkapitalisierung 1,5 Mrd. Euro) hat jüngst einen Transformationsprozess abgeschlossen. Im Jahr 2022 hatte sich das Unternehmen vollständig vom IT-Servicegeschäft getrennt und kann bereits seit 2022 im neuen Geschäftsfeld “Internet of Things” deutlich höhere Margen erzielen als je zuvor. Bereits 2022 konnte, noch am Anfang der Umstrukturierung, eine Gewinnmarge von über 20 % operativ erwirtschaftet werden – zum Vergleich: Als einfacher IT-Dienstleister musste sich Kontron von Jahr zu Jahr mit Gewinnmargen um 4 % begnügen. Mit der “alten Kontron” hat die neue Kontron, was die Profitabilität betrifft, also nur noch wenig gemeinsam. Was bleibt, ist, dass weiterhin Unternehmen zu den Kunden gehören werden – aber nun geht es nicht mehr nur um die Implementierung von Firmensoftware. 

Der ehemalige IT-Dienstleister mit früherem Sitz in Augsburg notiert an der Börse inzwischen als in Linz beheimatete Aktie mit österreichischer ISIN.

Die Kontron-Gruppe liefert heute zukunftsweisende Lösungen für 5G-Konnektivität und Time-Sensitive Networking (TSN) an Unternehmen, damit diese digital in ihrer Infrastruktur auf den neuesten Stand gebracht werden können. Die Kontron-Gruppe bietet außerdem eine eigene leistungsstarke und flexibel anpassbare Internet Of Things-Lösung an – das die Firma als “susietec toolset” bezeichnet. Heute adressiert das Lösungsangebot der Kontron Gruppe ein breites Spektrum vertikaler Märkte, darunter Automatisierung, Transport, Medizintechnik, Telekommunikation und Smart Energy. Die Kontron-Gruppe versteht sich als Komplettanbieter: die Dienstleistungen schaffen Lösungen für die Produktentwicklung und Fertigung bis hin zur Implementierung und dem Betrieb.

Am 7. Dezember hat Kontron eine Übernahme abgeschlossen, die ab jetzt auch die Region Nordamerika erschließen soll. Die US-Firma Bsquare konnte übernommen werden. Wegen der hohen Cashreserven, über die Bsquare verfügte, zahlte Kontron im Grunde nur 5 Mio US-Dollar statt knapp 40 Mio US-Dollar, was etwa dem Übernahmewert von Bsquare entspricht.

Natürlich ist der Konkurrenzdruck im Internet Of Things Dienstleistungsbereich für Unternehmenssoftware groß. Mit einem Auftragsbestand von fast 2 Millionen Euro dürfte Kontron aber wohl bis Ende 2024 operativ erst einmal ausgelastet sein. Während die Umsätze von 2024 bis 2025 laut Analystenschätzungen um 13 % wachsen dürften, soll der Gewinn pro Aktie in diesem zukünftigen Zeitraum um 30 % ansteigen.

Aktuell ist Kontron mit einem KGV von rund 18 bewertet. Das für 2025 erwartete KGV liegt laut den vorliegenden Forward-Schätzungen der Analysten bei etwa 12; für einen so profitablen Player im Internet of Things Bereich sollte das eigentlich viel zu günstig sein.

Das KUV liegt aktuell bei nur 1; die Aktie Kontron wird damit vom Umsatz her so günstig bewertet wie seit über 10 Jahren nicht mehr – und das, obwohl die aktuellen Margen die erreichten Margen von damals um ein Vielfaches übertreffen dürften.

Im zweiten Quartal 2023 hat Kontron bereits eine Bruttomarge von mehr als 40 % erzielen können, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass es bereits in diesem frühen Stadium, so kurz nach der Transformation, sehr gut mit den auf Internet Of Things neu ausgerichteten Dienstleistungen läuft.

Vom 4. bis zum 8. Dezember 2023 hat die Firma insgesamt 165.708 eigene Aktien zurückgekauft. Die Käufe erfolgten über Xetra zu Kursen zwischen etwa 21,30 und 21,60 Euro – Schlusskurs am Freitag: 21,80 Euro. 

Am vergangenen  Dienstag, 19. Dezember, konnte die Aktie über den kurzfristigen Widerstand von 21,60 Euro steigen, was von der Chartanalyse her wichtig war. Denn nun ist es wahrscheinlich, dass die jüngste Korrektur der in diesem Jahr stark gelaufenen Aktie – Kontron stieg seit Jahresbeginn um über 40 % – bereits abgeschlossen ist und nun wieder Anlauf auf neue Hochs genommen werden kann.

Wir sind im Musterdepot seit vergangener Handelswoche mit dabei und halten den Einstieg auch vom Zeitpunkt her, direkt nach der abgeschlossenen Übernahme von Bsquare, für attraktiv.

Die Analysten von Hauck Aufhäuser Investment Banking haben am 6. Dezember die Aktie mit “Buy” bewertet: Kursziel 30 Euro.

Da sich nur etwa 47 % der Aktien im Streubesitz befinden, müssen Anleger mit einer erhöhten Volatilität in diesem österreichischen Nebenwert, der in Deutschland jedoch recht rege gehandelt wird, rechnen.

All For One Group

Wie Kontron hat auch die All For One Group (WKN: 511000; Marktkapitalisierung: 240 Millionen Euro) einen Transformationsprozess hinter sich, der nun höhere Margen als zuvor bei der zukünftigen operativen Geschäftsentwicklung vermuten lässt. Vor kurzem war die All For One Group noch ein IT-Dienstleister, der als einfacher SAP-Lizenz- Reseller sein Geld verdiente. Nun hat sich die Firma in einen international agierenden Cloud-Provider gewandelt, eben weil SAP immer weniger Lizenzen verkauft und stattdessen Abo-Verträge im Rahmen von Updates in der Cloud verkauft. 

Die All For One Group hilft Unternehmen dabei, wenn sie ein ERP-System von SAP einführen, erweitern oder darauf umsteigen wollen. Aktuell haben erst 20 % der Unternehmen auf das neue SAP S/4 Hana gewechselt, was die Nachfrage bei der All for One Group für Umsteigehilfen steigern dürfte, weil 2027 die Wartung für die vorherige Version auslaufen wird.

55 % aller Umsätze sollen laut eigenen Angaben für die All For One Group wiederkehrend sein und bereits 26 % aller Umsätze fußen auf Umsteigehilfen für eine Cloudinfrastruktur, in der neben maschinellem Lernen auch Dienste wie eine Datenauswertung oder Internet of Things Lösungen angeboten werden.

Am 23. November gab All for One eine Guidance für 2023/24 heraus. Der Umsatz soll um etwa 7 % gesteigert werden. Das EBIT dürfte sich bis 2025 verdoppeln. Von 2023 bis 2024 sollen die Umsatzerlöse, wie bereits geschrieben, um 7 % gesteigert werden, der Gewinn pro Aktie jedoch um 57,5 %. Das würde einer operativen Marge von mehr als 8 % entsprechen. Von 2024 bis 2025 soll dann immer noch eine operative Marge von knapp 7 % möglich sein, wie All For One jüngst auf dem Eigenkapitalforum ankündigte.

Am 18. Dezember hat All For One endgültige Zahlen präsentiert, die den Ausblick bestätigen. Aktuell plant das Unternehmen keine größeren Investitionen mehr, anorganische Zukäufe werden aber nicht gänzlich ausgeschlossen. 

Wenn All For One seine Planzahlen erfüllt, dann dürfte das KGV 2025e bei etwa 10 oder sogar tiefer liegen. Hinzu kommt eine aktuelle Dividendenrendite von etwa 3 %.

Nach Veröffentlichung der Quartalszahlen am 18. Dezember konnte die All For One Aktie um 14 % in fünf Handelstagen zulegen. Wir sehen das als Startschuss für eine mittelfristige Ansteuerung des Allzeithochs, das im September 2021 erreicht wurde und bei 73 Euro liegt. Bis zum Allzeithoch hat All For One also noch ein Kurspotential von aktuell etwas mehr als 50 %. Dieses sollte bis spätestens 2025 erreicht werden können, sofern die Geschäftsentwicklung das liefert, was aktuell vom Management erwartet wird.

Damit wäre die All For One Group wie auch Kontron deutlich unterbewertet. 

Auch bei dieser Aktie gilt es zu bedenken, dass der Streubesitz unter 50 % liegt (genau bei 49,6 %). Wie bei der Kontron-Aktie müssen Anleger auch bei der All For One Group Aktie also mit volatilen Korrekturen während der bestmöglichst nur nach oben ausgerichteten Kursentwicklung rechnen.

Das Musterdepot Marktradar bei wikifolio.com

Hinweis: Interessierte Anleger können dem Musterdepot, das diese Kolumne begleitet, folgen, indem sie eigenes Kapital in das wikifolio-Zertifikat “Marktradar” investieren, das ab sofort über die Börsenplätze Stuttgart und Lang & Schwarz handelbar ist.

Wertentwicklung im Musterdepot

Das Musterdepot gewann in der vergangenen Handelswoche 1,70 % an Wert. Aktuell sind wir seit Auflegung am 31. Juli 2023 mit 2,39 % im Gewinn. Damit stehen wir momentan besser als der DAX da, der seit dem 31. Juli 2023 auf Xetra-Basis 1,58 % an Wert gewonnen hat. Der S&P 500 hat in diesem Zeitraum 4,25 % gewonnen – auf Euro Basis jedoch 4,11 % gewonnen.

Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen

In der vergangenen Handelswoche trug zum Wochengewinn vor allem unser Discount-Optionsschein auf Alphabet sowie die gute Entwicklung bei den relativ hoch gewichteten Positionen von LendingClub und Meta Platforms sowie dem erfolgreichen Prä-Earning Trade mit Micron Technology bei.

Wir haben acht Neukäufe von Small- und Midcaps getätigt, um von der erwarteten Outperformance von kleiner kapitalisierten Aktien gegenüber den Big Caps zu profitieren. Auch sehen wir in Small- und Midcaps weniger Korrekturpotential als in Aktien, die im DAX oder S&P 500 vertreten sind.

Gekauft haben wir aus den USA die Aktien Albemarle, Axsome Therapeutics,  Emcor Group, Grand Canyon Education und MarketAxess.

Albemarle ist eine Spekulation auf einen Rebound bei Lithium Aktien. Wir planen, die aktuell kleine Gewichtung noch zu erhöhen.

Mit Axsome Therapeutics haben wir eine Aktie aus dem Bereich Biotechnologie gekauft. Die Branche dürfte im Umfeld niedriger Zinsen Aufwind erfahren, zeigt aktuell auch relative Stärke zu defensiven Aktien aus dem Healthcare-Bereich. Für die Citigroup ist Axsome Therapeutics ein Top Pick für 2024. Bis 2025 will das Unternehmen, das bereits Medikamente gegen depressive Störungen vertreibt, fünf neue Medikamente herausbringen. Außerdem forscht Axsom im Bereich Migräne und Alzheimer. 

Die Emcor Group ist eine Wette darauf, dass wir 2024 keine Rezession in den USA sehen. Die Firma ist ein massiver Profiteur des Infrastrukturprogramms der Biden-Regierung. Als Anbieter von wichtigen Infrastruktursystemen führt Emcor die Planung, die Installation, den Betrieb, die Wartung und den Schutz komplexer Systeme durch. Dazu zählen elektrische und mechanische Systeme genauso wie alles rund um die Themen Beleuchtung und Brandschutz, Klima- und Sicherheitstechnik, sowie Raumluftqualität und Stromerzeugung. 

Grand Canyon Education ist der Branche Bildung zuzuorden, eine Branche, die aktuell neben Immobilien mit zu den trendstabilsten beim Screening erscheint. Wir wollen die Aktie trendfolgend handeln.

MarketAxess ist ein Alternativ-Investment zu langlaufenden US-Staatsanleihen. Wir planen, diese Aktie relativ hoch gewichtet längerfristig zu halten.

Aus Deutschland neu im wikifolio sind die Aktien von Kontron, SAF Holland und Stabilus.

Kontron ist ein Spezialist für Dienstleistungen im Internet of Things Bereich. Wie oben ausgeführt, halten wir die Aktie für unterbewertet. Wir haben die Aktie bei Kauf gleich relativ hoch gewichtet.

SAF Holland ist bekannt für Achsen und Federungssysteme, die für Anhänger und Auflieger sowie Sattelkupplungen Anwendungen werden. Damit ist SAF Holland ein Zulieferer für die LKW-Industrie. Wir sind nah am Allzeithoch eingestiegen und wollen die Aktie trendfolgend handeln.

Stabilus hält als Beteiligungsgesellschaft Firmen, die mit der Lieferung von Gasfedern und hydraulischen Dämpfern für die Automobil- und Industriebranche beschäftigt sind. Darüber hinaus beschäftigen sich die von Stabilus gehaltenen Unternehmen mit der Produktion und dem Verkauf von automatischen Öffnungs- und Schließsystemen. Auch diese Aktie handeln wir trendfolgend. Falls die Aktie in der kommenden Woche das Zwischenhoch vom März 2022 bei 65 Euro triggert, planen wir den Trade vorerst zu beenden. Wir sind bereits mit über 5 % im Plus.

Mit Gewinn verkauften wir Cancom, um stattdessen Kontron zu kaufen. Wir sehen für 2024 in der Aktie von Kontron mehr Kurspotential als bei Cancom.

Mit Verlust verkauft haben wir Lantheus Holdings. Offensichtlich kamen Zwischenergebnisse zu einer Phase 3-Studie bei den Anlegern nicht gut an. Börsianer hatten wohl mit besseren Ergebnissen gerechnet. Die Aktie verlor am Tag der Veröffentlichung ein Viertel ihres Wertes, was wir, gemessen an den News, für völlig überzogen halten. Da der Chart nun aber “kaputt” ist, und am Ende immer der Markt und nicht wir Recht haben sollten, haben wir uns von der Aktie getrennt. Wir halten Lantheus Holdings aber weiterhin für ein aussichtsreiches Investment und behalten die Aktie auf der Watchlist.

Am Freitag sind wir wieder in den Put Discount-Optionsschein auf Apple mit Cap bei 200 US-Dollar und Basispreis bei 220 US-Dollar eingestiegen. Das Zertifikat läuft am 15. März 2024 aus. Die Apple-Aktie konnte die 200er Marke im Chart nicht überwinden, ja noch nicht einmal triggern. Nun hat die Apple-Aktie charttechnisch ein Doppeltop knapp unter 200 US-Dollar ausgebildet. Wir spekulieren darauf, dass die Aktie bis Mitte März 2024 die 200 US-Dollar Marke nicht überwinden kann. Falls unsere Spekulation aufgeht, können wir mit dem Zertifikat bei einem EUR/USD-Kurs von 1,10 am 15. März einen Gewinn von knapp 35 % erzielen. Bei einem EUR/USD Kurs von 1,20 am 15. März würde sich die Rendite im Derivat auf 23 % reduzieren. Bei einem EUR/USD Kurs von jedoch 1 könnten wir einen maximalen Gewinn von fast 50 % in drei Monaten mit dem Apple-Derivat erzielen. Bei einem Schlusskurs in der Apple Aktie von über 200 US-Dollar würden wir die Position reduzieren oder uns von dem Derivat trennen.

Wir wünschen allen Lesern einen guten Rutsch in das neue Jahr. Der nächste Marktradar erscheint vermutlich am 1. oder 2. Januar 2024.

 

Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.

WF MR 20231222