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Marktradar vom 28. Oktober 2022

Marktradar vom Freitag, 28. Oktober 2022 von Stefan Pröhl

Nachbörsliche Tiefs wurden gekauft

Der SPY schloss gestern fast exakt bei der 380er Marke. Heute wird der SPY vermutlich unter 380 eröffnen, da Amazon (AMZN) im nachbörslichen Handel deutlich niedriger als zum Tagesschlusskurs notierte. Eine Aktie wie Amazon wird aber auch nachbörslich aktiv gehandelt, was gestern eindrucksvoll zu beobachten war. Ca. 30 Minuten nach Handelsschluss, um 16:30 PM, notierte AMZN bei 88,98 $, ein Abschlag von fast 20 % zum Tagesschluss (110,96 $). Dann griffen sich aber Käufer im nachbörslichen Handel die Aktie und erreichten, dass AMZN dreieinhalb Stunden später, um 20:00 PM, bei 96,84 $ notierte. Nachbörslich konnten Börsianer die Aktie also vom nachbörslichen Tief aus fast 9 % nach oben hieven. Amazon dürfte zu Handelsbeginn volatilen Schwankungen unterliegen.

Die Quartalszahlen bei Amazon für das dritte Quartal lagen so etwa im Rahmen der Erwartungen. Die Aussichten beim Umsatz für das nun beginnende vierte Quartal wurden aber von ca. 156 Mrd. $ auf 148 Mrd. $ reduziert. Aktien aus dem E-Commerce und Retail Bereich könnten heute in Sippenhaft genommen werden.

Stefan Pröhl

Technischer Analyst & Wikifolio Trader

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Apple (AAPL), ein weiteres Schwergewicht im SPY, wurde nachbörslich auch aktiv gehandelt, da auch hier die Interpretation von Quartalszahlen anstand. Kurz nach 16:30 PM Uhr notierte AAPL bei 137,37 $, um 20:00 PM aber bei 145,35 $. Nachbörslich konnte sich die Aktie also um über 4 % vom nachbörslichen Tief erholen. Gegenüber dem Tagesschlusskurs bei 144,80 $ konnte Apple am Ende der nachbörslichen Handelszeit sogar mit einem Plus von 0,4 % punkten.

Die Quartalszahlen lagen bei Apple – wie auch bei Amazon – etwa im Rahmen der Erwartungen. Der Umsatz für das kommende Quartal wurde dann aber im Conference Call mit 134 $ angegeben. Die Schätzungen lagen nur bei etwa 129,50 $.

Gestern war ein Tag, an dem nachbörslich vermutlich mehr als sonst gehandelt wurde. Eine Tesla zum Beispiel notierte um 16:30 PM 3 % unter dem Tagesschlusskurs. Auch hier erholte sich der Kurs wieder von dem nachbörslichen Tief. Von Tesla und Elon Musk fand ich nachbörslich keine News.

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes?

Inzwischen wird für 15 von den 56 beobachteten Branchen der Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” verliehen. Also eine BuyPower Quote von etwas über 25 %. Damit könnte man langsam beginnen, wieder Trendfolge auf der Long Seite zu wagen.

Breakouts funktionieren wieder

Seit November 2021 funktionierte Trendfolge und damit auch “Sell the Up” am besten auf der Short Seite. “Buy the dip” auf der Long Seite funktioniert nur, wenn Breakouts nicht gleich wieder abverkauft werden. In den letzten sieben Handelstagen sahen wir erstmals seit langem wieder, dass Aktien, die neue Hochs erreichten, ohne Verschnaufpause weiter nach oben wollten. Viele davon sind nun im überkauften Bereich. Sobald sich Flaggen, Wimpel oder noch besser: flache Basen bilden, werden sich für Trader, die einen Einstieg mit einem kontrollierbaren Risk- und Stoppmanagement favorisieren, wieder Buy the dip Chancen ergeben. Aktuell gibt es davon nicht viele; ich werde meine Watchlist aber mit solchen “Buy the dip” Kandidaten befüllen.

Ich denke heute auch wieder an das Credo von William O’Neill, der herausgefunden hatte, dass unter den Akten, die noch während eines Bärenmarktes neue Hochs erzielen, sich auch die am besten identifizieren ließen, die im nächsten Bullenmarkt auch die Outperformer geworden waren. Dazu muss man nicht viel in seinem berühmten Buch “Wie man mit Aktien Geld verdient” lesen. Es genügt eigentlich, sich die Charts im Buch anzusehen.

Prä-Earning Wetten

Bei meinen Prä-Earning Wetten, die ich im Marktradar erwähnt habe, steht es aktuell 2:1 für mich.

Bei der Short Wette auf Enphase (ENPH) lag ich daneben. Da bin ich raus.

Bei der Long Wette auf UCTT (Ultra Clean Holdings), einem Zulieferer für die Halbleiterindustrie, konnte ich die Wette gewinnen und gestern einen Gewinn realisieren.

Bei Dexcom (DXCM), ein Unternehmen aus dem Gesundheisbereich, das im Geschäftsfeld Diabetes aktiv ist und u. a. diagnostische Geräte zur Glucose Erkennung in Echtzeit produziert, liege ich gut im Rennen. Die Aktie konnte gestern nachbörslich um 8 % steigen. Zahlen und Ausblick lagen leicht über den Erwartungen. In einem positiven Marktumfeld könnte die Aktie nun das Verlaufshoch von Anfang April bei 134,76 $ als nächste Zielmarke ins Visier nehmen. Vielleicht wird diese Marke sogar noch in diesem Jahr erreicht. Nachbörslich schloss die Aktie gestern bei 109,50 $. Bis zum April Hoch lockt ein Up-Potential von etwa 23 %.

Gestern bin ich eine neue Prä-Earning Wette eingegangen. Ich bin bei Shift4 Payments (FOUR) eingestiegen.

Die Aktie befindet sich in einer Seitwärtsrange, in der die Hoch- und Tiefpunkte bei 51,42 und 41,69 $ liegen. Der Small Cap bewegt sich weitgehend unabhängig vom Gesamtmarkt und notiert aktuell am unteren Ende dieser Range. Dabei fällt das hohe Handelsvolumen in dieser Woche auf. Da tut sich was, aber warum?

Quartalszahlen werden am 7. November vorbörslich veröffentlicht. Die mit etwa 2,4 Mrd. $ kapitalisierte Softwarefirma bietet Unternehmen integrierte Lösungen für das “Payment Processing” an. Die meisten Umsätze generiert das Unternehmen über die Betreuung von Technologielösungen für Zahlungsgeschäfte in Kasinos und Hotels. Inzwischen wickelt Shift4 Payments auch Zahlungen innerhalb des Breitbandgeschäfts vom US-Raumfahrtunternehmen Starlink ab, das von Elon Musk gegründet wurde. Sollten die Zahlen gut ausfallen, bietet die auffällige Seitwärtsrange im Chart ein ideales Sprungbrett dafür. Der Sprung könnte extrem parabolisch ausfallen, weil noch relativ viele Shortseller in der Aktie drin sind. Ein heftiger Short Squeeze darf einkalkuliert werden.

Shift4 Payments (FOUR) sollte als Hot Stock kategorisiert werden. Für dieses Geschäftsjahr wird der Turnaround erwartet.

Heben Kupferminen bald vom Boden ab?

Interessant finde ich die Entwicklung bei der am Dienstag hier besprochenen Aktie Southern Copper (SCCO). Die mit 36 Mrd. $ kapitalisierte Minengesellschaft baut Kupfer ausschließlich in Lateinamerika ab. Der irritierende Kursrutsch vom 24. Oktober, also letzten Montag, war vermutlich der Schwäche des brasilianischen Aktienmarktes geschuldet. Da die Wahlen in Brasilien noch in vollem Gange sind, wurden Aktien aus Brasilien in dieser Woche verkauft. Im Unterschied zu vielen anderen Aktien aus dieser Region konnte Southern Copper die Schwäche vom Montag in den drei Handelstagen danach in Stärke umwandeln. Ähnlich wie der Konkurrent Freeport-McMoRan (FCX) sieht es im Chart so aus, als ob der Ausbruch aus der Bodenbildung, die in beiden Aktien seit Ende Juni im Gange ist, in Kürze bevorstehen könnte.

Da bei Southern Copper die Website aktuell nicht aufrufbar ist und der Termin für die nächsten Quartalszahlen etwas unklar ist, platziere ich beim Konkurrenten Freeport-McMoRan (FCX) eine Stopp-Buy Oder über der Seitwärtsrange.

Die Branche Kupferminen erhält aktuell den Tagesstempel “Unter Beobachtung”.

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass der Author jederzeit eigene Geschäfte in den vorgestellten Aktien, CFDs, Optionen und Derivate tätigen bzw. diese erwerben oder veräußern können. Die evtl. getätigten Transaktionen können unter Umständen den jeweiligen Kurs des Handelsobjektes beeinflussen. Auch wenn wir jeden Bericht respektive Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen anfertigen, raten wir Ihnen betreffs Ihrer Anlageentscheidungen weitere Quellen zu nutzen. Bspw. Ihre Hausbank oder etwaige Berater. Deshalb ist auch die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von uns veröffentlichten Ausführungen für Ihre Anlageentscheidung resultieren können, kategorisch ausgeschlossen. Generell sind alle börsennotierten Wertpapiere und auch Handelsprodukte, die außerbörslich gehandelt werden, zum Teil erheblichen Schwankungen unterworfen.