Season-trader

Marktradar vom 4. Januar 2023

Marktradar vom Mittwoch, 4. Januar 2023 von Stefan Pröhl

Marktradar für Mittwoch, 4. Januar 2023

 

Die US-Börsen konnten den guten Vorgaben aus Europa nicht folgen

 

Auf eine positive Eröffnung der großen US-Indizes folgte relativ schnell der Abverkauf. Zwar sahen wir, dass relativ viele Aktien, die 2022 stark verloren hatten, in den ersten zehn Handelsminuten des neuen Jahres über Käufe nach oben gepusht wurden. Diese Aktien waren es dann aber auch, die ab 15:40 Uhr deutscher Zeit am stärksten wieder abverkauft oder sogar leerverkauft wurden.

 

Die US-Börsen konnten damit nicht den meisten europäischen Börsen folgen, die am Montag und teils auch am Dienstag ohne große Widerstände nach oben liefen.

 

Beeindruckend sehen beispielsweise die ETFs für die europäischen Länder Dänemark (EDEN), Griechenland (GREK) oder Polen (EPOL) aus. In diesen Ländern gab es seit Mitte Oktober nur sehr wenige Handelstage, die mit einem Verlust endeten.

 

Neben diesen drei Ländern erhalten aus Europa aktuell Belgien (EWK), Deutschland (EWG), Frankreich (EWQ), Italien (EWI), Österreich (EWO), Portugal (PGAL), Schweiz (EWL), Spanien (EWP) den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. 

 

Die Bären wüten aktuell vermehrt in den USA und praktisch gar nicht mehr in Europa. 

 

Der einzige nicht kaufbare Länder-ETF aus Europa ist aktuell der für Norwegen (ENOR). Dieser wird für heute auf “Unter Beobachtung” abgestuft.

 

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

 

Die größten Gewinner zu Handelsbeginn sah man ganz klar bei den Gold- und Silberminenaktien. Diese gerieten im Laufe des Handelstages aber ebenso wie Technologieaktien unter Verkaufsdruck und gaben den Großteil der Gewinne wieder ab.

 

Per Handelsschluss nahezu keine Tagesverlierer sahen wir bei Aktien aus den Bereichen Hypothekenfinanzierung, Weiterbildung, Banken und Wasserversorgern. Relativ gut hielten sich Aktien aus dem Bereich Dienstleistungen.

 

Bei Aktien aus dem Bereich der nichtzyklischen Konsumgüter – und hier insbesondere Haushaltswaren – sahen wir viele Aktien, die nahe am Tageshoch schlossen: Zum Beispiel Procter & Gamble (PG), Church & Dwight (CHD) oder Kimberly-Clark (KMB).

 

Größte Verlierer waren Aktien aus dem Bereich Öl- und Gas. Der ETF für die Öl- und Gasproduzenten (XOP) fiel unter das markante Tief vom 9. Dezember, so dass alle, die zu Beginn des Jahres auf ein Breakdown-Attack-Manöver bei Ölaktien gesetzt hatten, für diese Spekulation belohnt wurden.

 

Jetzt neue Short Chancen für Software- und Internetaktien nutzen ?

 

Entry Stempel für die Short-Seite sehen wir heute bei Aktien aus den Bereichen Multimedia Networking (IGN), Software (IGV) und Elektronische Kommunikation (XLC).

 

Schauen wir uns einmal die Positionen im ETF für Multimedia Networking an. 

Die größten drei Positionen sind Juniper Networks (JNPR), Cisco Systems (CSCO) und Motorola Solutions (MSI), die im ETF jeweils um die 8 % gewichtet sind. Alle drei Aktien sind nach Ausbildung eines Doppeltops am 13. Dezember in den folgenden drei Handelstagen stark abverkauft worden und notierten am 16. Dezember bereits weit weg von den Hochs. Mit dieser Verkaufswelle dürfte eine längere Korrekturbewegung in diesen Aktien und wohl auch in dieser Branche eingeläutet worden sein.

 

Mit fiel auf, dass kleinere Multimedia Networker wie Arista Networks (ANET), Calix (CALX), oder Extreme Networks (EXTR) inzwischen geringer im ETF gewichtet werden als noch im September 2022. Damals kam die deutliche Outperformance des ETFs, die auch gegenüber dem Big-Player Cisco Systems erzielt wurde, durch die hohe Gewichtung der kleineren Player zustande.

 

Ich habe gestern eine Short Position in Calix (CALX) eröffnet. Ich spekuliere darauf, dass dieser ETF und auch andere Fondsmanager die Positionen in Calix weiter verringern werden. Zum einen sieht die gesamte Branche nun angeschlagen aus. Außerdem scheint mir Calix deutlich zu sportlich bewertet zu sein. Das 2022er KGV sollte bei etwa 60 liegen. Bis 2024 soll das KGV dann auf etwa 40 sinken. Auch das KUV ist mit 5 für 2022 und mit 4 für 2024 sportlich. Zum Vergleich: eine Arista Networks (ANET) wächst zwar weniger dynamisch als Calix, wird dafür für 2024 auch nur mit einem erwarteten KGV von 20 bei etwa ähnlichen KUVs bewertet.

 

Bitcoin vor neuer Verkaufswelle ?

 

Einen Entry Stempel auf der Short-Seite vergeben wir heute auch für den Bitcoin ETF (BITO). Für einen Shorteinstieg in beispielsweise Coinbase (COIN) könnte es noch nicht zu spät sein. Die nächste Abwärtswelle dürfte gestern mit Handelseröffnung gestartet worden sein. Die Aktie eröffnete über dem Hoch vom 30. Dezember und schloss unter dem Tief vom 30. Dezember. Schlechter kann ein Jahr für eine Aktie wohl kaum beginnen.

 

Wir sahen dieses Muster gestern aber nicht nur bei Coinbase, sondern bei vielen anderen Aktien aus dem erweiterten Bereich Internet und Software. Herrschte um 15:30 Uhr noch Risk-On Stimmung, so wechselte diese in den USA bereits ab 15:40 Uhr deutscher Zeit in eine Risk-Off Stimmung.

 

Vorbörslich geht es aber in den großen US-Aktienindizes erst einmal um einige Prozentpunkte hoch. Schauen wir mal, ob die Risk-On Stimmung zur Handelseröffnung heute länger als nur 10 Minuten anhält.

Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.