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Marktradar für 8. Januar 2024

Marktradar für Montag, 8. Januar 2024 von Stefan Pröhl

Marktradar vom Montag, 8. Januar

2024 begann mit Gewinnmitnahmen – wie auch 2008 und 2016

Das neue Jahr begann mit Gewinnmitnahmen. Alle acht Jahre scheint der S&P 500 mit einer Verlustwoche in das Jahr zu starten, denn auch in den US-Präsidentschaftswahljahren 2008 und 2016 begann das Börsenjahr für Aktionäre mit Verlusten.

Die Verluste haben in der vergangenen Handelswoche auch vor Mid- und Smallcaps nicht Halt gemacht. Insbesondere bei Aktien aus dem Risk-On Sektor Technologie, die von November bis Dezember hohe zweistellige Zuwächse zwischen 30 und 80 % erfuhren, wurden in der ersten Januarwoche Gewinne mitgenommen. Damit scheint mit dem Jahreswechsel der Hebel von Risk-On zu Risk-Off mit einer Hau-Ruck-Geschwindigkeit umgelegt worden zu sein, die in dieser Abruptheit auch den Marktradar überrascht hat.

Der Jahresstart führte in den großen US-Aktienindizes also zu einer Verlustwoche. Der S&P 500 verlor in der ersten Handelswoche 1,55 %, der Nasdaq 100 verlor in der ersten Handelswoche etwa doppelt so viel (3,12 %) und der Russell 2000 verbuchte mit 3,72 % in diesem Trio den höchsten prozentualen Wochenverlust.

Diese Rückgänge dürfte die Stimmung bei vielen institutionellen Aktienhändlern vorerst etwas eintrüben. Viele professionelle Händler sind in der vergangenen Woche noch gar nicht im Markt aktiv gewesen. Die ersten Team-Meetings stehen womöglich erst in den nächsten Tagen an.

Viele Fondsmanager gingen bei ihren Prognosen aus 2023 für 2024 davon aus, dass Mid- und Small Caps die Large Caps outperformen werden. Das dürfte aber nur gelingen, wenn das Risk-On Umfeld aus den letzten beiden Monaten 2023 auch für 2024 beibehalten werden kann – dabei muss die Euphorie nicht übertrieben optimistisch wie im November und Dezember zu Tage treten – der Grundtenor sollte aber im Sentiment bullisch bleiben, wenn auch weniger krass ausgeprägt wie zuletzt.

Die Aktienmärkte müssen also tendenziell nach oben laufen, wenn die Prognose vieler Fondsmanager aufgehen soll, dass Small-Caps die Large Caps outperformen. Danach sieht es – nach Sichtung der ersten vier Handelstage dieses Jahres – im Zeitfenster für die nächsten Wochen aber nicht aus.

Meistens beginnt der Run auf die Mid- und Small Caps übrigens nicht direkt zu Jahresbeginn, sondern die Favoriten im Nebenwertebereich werden zwischen Mitte Januar und Mitte Februar gekauft, wenn die ersten Tendenzen für die Sektoren-, Branchen- und Themenanalyse aus der Jahresanfangsbewegung von den Aktienanalysten herausgefiltert wurden.

Steht die Branche Gesundheit vor einem Comeback ?

Eines sticht aus der ersten Handelswoche schon einmal klar heraus: Die relative Stärke im Gesundheitssektor.

Aktien aus dem Bereich Gesundheit, die von der Jahresendrallye 2023 nur unterdurchschnittlich profitieren konnten, wurden in der ersten Handelswoche 2024  mehrheitlich gekauft. Wir sahen Kaufinteresse sowohl bei Aktien aus der etablierten, eher defensiven Branche Pharma als auch bei Aktien aus der aufstrebenden, eher spekulativen Branche Biotechnologie. 

Sowohl der Vertrieb von Arzneimitteln als auch die Forschung an Wirkstoffen für zukünftige Arzneimitteln sind womöglich Geschäftsbereiche, denen Aktienhändler für 2024 mehr Potenzial zutrauen als noch im Dezember 2023 angenommen. 

Der Gesundheitssektor insgesamt zeigte in den ersten vier Handelstagen eine auffällige relative Stärke zum Gesamtmarkt, die 2023 in dieser Deutlichkeit fast das gesamte Jahr über nicht zu sehen war. Womöglich könnte dieses Umschwenken ein vorlaufendes Zeichen dafür sein, dass der Bereich Pharma und Biotech vor einem starken Jahr 2024 steht.

Unser saisonaler Fahrplan nach der Jahresanfangskorrektur in den großen US-Aktienindizes bis zum 5. November 2024

Wir befinden uns 2024 in einem US-Wahljahr für die US-Präsidentschaft. 

In der jüngsten Vergangenheit kam es in den US-Präsidentschaftswahljahren 2008 und 2016 im S&P 500 ebenfalls zu Kursverlusten im Januar. Wir wollen uns diese nun in Erinnerung rufen und daraus Rückschlüsse für den saisonalen Ablauf bis zum 5. November 2024 ziehen. Am 5. November 2024 finden nämlich die nächsten US-Präsidentschaftswahlen statt.

Im US-Präsidentschaftwahljahr 2016 verlor der S&P 500 in der ersten Handelswoche 5,86 %, also fast viermal so viel wie in diesem Jahr. Die Januar-Verluste konnten im Februar bereits komplett aufgeholt werden; der S&P 500 konnte das Jahr 2016 mit einem Jahresgewinn von 12 % abschließen – auch wenn die erste Handelswoche einen Verlust von fast 6 % brachte.

Im US-Präsidentschaftwahljahr 2008 verlor der S&P 500 in der ersten Handelswoche etwa 4 %. Erst ab April kam es zu einer Erholung, in der die Verluste des ersten Quartals bis Anfang Mai komplett aufgeholt werden konnten – auch wenn es danach wegen der Finanzkrise, angestoßen durch den Kollaps der Investmentfirma Lehmann Brothers, zu massiven Kursverlusten im S&P 500 kam, die erst im März 2009 ein Ende fanden.

Meistens konnte der S&P 500 im zweiten und dritten Quartal eines US-Präsidentschaftswahljahres Kursgewinne verbuchen – die einzige Ausnahme stellt, wie eben schon angesprochen, das Jahr der Finanzkrise, 2008, dar.

Sollte es zu keinem Black Swan Ereignis in diesem Jahr kommen – also ein externer Schock, der wie die Finanzkrise nicht zuvor in den Kursen eingepreist worden war -, dann sollten wir im September oder Oktober Zwischenhochs im S&P 500 sehen, bevor die US-Märkte in den Tagen vor dem 5. November in die typische “Wir warten auf das Wahlergebnis”-Lethargie verfällt, die so typisch für US-Präsidentschaftswahljahre ist.

Der Marktradar erwartet kurzfristig jedoch eher fallende Kurse, die spätestens Ende Januar aber ihr Ende finden sollten. Anfang Februar sollte dann eine Stabilisierung einsetzen, entweder in Form einer zäh verlaufenden etwa zweimonatigen Bodenbildung (Neuorientierung) oder in Form einer starken Rallye, die die Verluste aus dem Januar ziemlich schnell wieder wettmachen sollte und dann auch vor allem durch Small Caps angetrieben würde.

Der Marktradar geht daher gemäß der durch die Kursverluste in der ersten Januarwoche nun angepassten saisonalen Analyse davon aus, dass der ETF auf den S&P 500 (SPY) zwischen Ende Februar und Anfang Mai das erreichte Allzeithoch von Dezember 2023 bei 477,55 wieder attackieren wird und womöglich dann bis in den September oder Oktober hinein vielleicht sogar Kurse im SPY-ETF von über 500 US-Dollar erreichen wird.

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

Für Montag, den 8. Januar, erhalten 25 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 41,6 % (in der Vorwoche lag diese Quote noch etwa doppelt so hoch bei 83,3 %).

Ein ETF erhält den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”. Dieser geht an Internetaktien aus China (KWEB). In der Vorwoche erhielt kein ETF diesen Tagesstempel.

Die höchste Quote in der Zuteilung erhält für diesen Montag der Tagesstempel „Buy the Dip ?“. 27 von 60 ETFs erhalten diesen Tagesstempel, was einer Quote von 45 % entspricht.

Der Marktradar rät dazu, sich ab Montag mehr auf Swing-Trades als auf Breakout-Trades zu konzentrieren. Aktien, die sich noch recht nah unter ihren Zwischenhochs befinden und beispielsweise über den Gleitenden Durchschnitten 10 oder 20 im Tageschart notieren, könnten nach einem mehrtägigen Rücklauf gekauft werden. Grundsätzlich gehen wir aber davon aus, dass die Korrekturbewegung in den großen US-Indizes noch nicht beendet ist, so dass nach einem Swing-Hoch ein Unterschreiten jüngster höherer Tiefs beim Risk-Management einkalkuliert werden sollte.

Werden Aktien aus dem Bereich Biotechnologie die Highflyer des Jahres 2024 werden ?

Da der Bereich Gesundheit in der ersten Handelswoche eine so auffällige relative Stärke zeigte, wollen wir in dieser Ausgabe ein paar Aktien aus dem Bereich Biotechnologie vorstellen, die wir für 2024 als aussichtsreich einstufen.

Exact Sciences Corporation und Pacific Biosciences of Californa

Als erstes wollen wir zwei Aktien aus dem Bereich Genomik vorstellen, bei denen wir am Freitag einen möglichen Startschuss für eine Kursrallye sahen. Beide Aktien sind im ETF ARK Genomic (ARKG) relativ hoch gewichtet.

Exact Sciences Corporation (EXAS; Marktkapitalisiung: 13. Mrd. US-Dollar) bietet Produkte für die Krebsvorsorge und Diagnosetests an, unter anderem einen DNA-Test über die Stuhlprobe, der von zahlreichen Ärzten weltweit als Früherkennung von Darmkrebs genutzt wird. Obwohl das Unternehmen seit Jahren keine Gewinne erwirtschaftet, weil aus dem Cashflow generierte Einnahmen in der Regel sofort wieder in die Genomik-Diagnostik Forschung investiert werden, punktet die Firma mit einem stabil und stetig steigenden Umsatzwachstum. Wurde vor der Pandemie noch ein Jahresumsatz von 880 Millionen US-Dollar erreicht, so beläuft sich der Umsatz für 2023 wohl auf etwa 2,5 Milliarden US-Dollar, womit fast eine Verdreifachung des Umsatzes in fünf Jahren gelang.

Das renommierte Analysehaus Bernstein hat die Aktie im Oktober als einen Favoriten für den Bereich molekulare Diagnostik für 2024 auserkoren und als Kursziel 83 US-Dollar angegeben. Neuere Kaufempfehlungen von Analystenhäusern erfolgten im Dezember und am 2. Januar und nennen Kursziele zwischen 90 und 95 US-Dollar. Die Aktie schloss am Freitag bei 73,20 US-Dollar.

Die prominente Fondsmanagerin Cathy Wood, die sich auf Aktien mit innovativen Geschäftsaktivitäten fokussiert, hat Exact Sciences Corporation als höchste Position in ihrem ARK Genomic ETF gewichtet (aktuelle Gewichtung fast 9 %). Danach folgen die Aktien Pacific Biosciences of California (PACB; Marktkapitalisierung: 2,5 Mrd. US-Dollar) und CRISPR Therapeutics (CRSP; Marktkapitalisierung: 4,8 Mrd. US-Dollar) mit einer Gewichtung von jeweils etwas über 5 %.

Pacific Biosciences of California entwickelt Gen-Sequenzierungssysteme für Labore in der Medizinforschung, die bei der Lösung genetisch komplexer Probleme helfen sollen. Endkunden sind damit Forschungslabore, vorwiegend aus der Genomik, und nicht Apotheken oder Ärzte. Gegenüber 2019 hat sich der Umsatz bei Pacific Biosciences of California nur verdoppelt (nicht verdreifacht wie bei Exact Sciences), dafür wird aber bis 2025 mit einer weiteren Verdopplung des Jahresumsatz von etwa 200 Mio US-Dollar auf etwa 400 Mio US-Dollar gerechnet. Bei Exact Sciences Corporation erwarten Analysten bis 2025 hingegen nur ein Anwachsen des Jahresumsatzes von etwa 25 %.

Charttechnisch sehen Exact Sciences Corporation und Pacific Biosciences of California nun sehr interessant aus. Beide Aktien haben ab Oktober eine etwa zweieinhalb Monate andauernde inverse Kopf-Schulter-Formation im Tageschart ausgebildet und diese Mitte Dezember vollendet. Am 14. Dezember kam jeweils Schwung in den beiden Aktien auf: Es erfolgte, teils mit leichter Verzögerung, der Ausbruch aus der Bodenbildungsformation. Seitdem sehen wir in den Charts eine Bodenbildung auf einem höheren Kurslevel, die nun als Sprungbrett für eine Kursrallye dienen könnte. Beide Aktien konnten am Freitag am Tageshoch schließen und um 2,77 bzw. 3,87 % steigen – zeigten gegen Wochenschluss also relative Stärke zum Gesamtmarkt. Aus Wochensicht verloren beide Aktien jedoch mit dem Gesamtmarkt: Exact Sciences gab um 3,33 % und Pacific Biosciences of California sogar um 9,27 % nach. Mit dem Freitagsimpuls könnte der Startschuss für eine Kursrallye in Richtung 90 US-Dollar (Exact Sciences) bzw. 12 US-Dollar (Pacific Biosciences of California) gelegt worden sein.

Für Exact Sciences Corporation wäre das ein Kurspotenzial von 22,95 %, für Pacific Biosciences of California ein Kurspotenzial von 27,65 %. 

Der Marktradar stuft beide Aktien nun als Kauf mit Ziel 90 US-Dollar (Exact Sciences) bzw. 12 US-Dollar (Pacific Biosciences of California) ein.

Axsome Therapeutics

Das Biotechnologieunternehmen Axsome Therapeutics (AXSM; Marktkapitalisierung: 4 Mrd. US-Dollar) hat sich auf die Behandlung von neuropsychiatrischen Krankheiten wie Depression spezialisiert und am 4. Januar vielversprechende vorläufige Ergebnisse zur Geschäftsentwicklung und deren Aussichten geäußert.

Etwa 100.000 Patienten wurden 2023 mit den bereits zugelassenen Medikamenten Auvelity und Suniosi behandelt. 

Auvelity ist ein oral einzunehmendes Antidepressivum, das in der Regel nach einer Woche zu wirken beginnt, wobei sich die Depressionssymptome über sechs Wochen hinweg meist weiter verbessert haben.

Sunosi wird zur Verbesserung der Wachheit bei Erwachsenen eingesetzt. Behandelt werden vorwiegend Menschen, die an exzessiver Tagesmüdigkeit leiden.

“Die Gesamtzahl der Verschreibungen für Auvelity und Sunosi belief sich im Jahr 2023 auf mehr als 236.000 (Auvelity) bzw. 139.000 (Sunosi)“, sagte Herriot Tabuteau, CEO von Axsome Therapeutics bei Vorlage der vorläufigen Geschäftsergebnisse für 2023. Damit haben sich die Netto-Produktumsätze gegenüber 2022 um etwa 40 % (Auvelity) bzw. 20 % (Sunosi) erhöht.

„Mit Blick auf die Zukunft verspricht das Jahr 2024 ein arbeitsreiches Jahr für uns zu werden, mit einem verstärkten Außendiensteinsatz, der eine weiterhin starke Anwendung von Auvelity und Sunosi unterstützen soll. Darüber hinaus erwarten wir im Jahr 2024 mehrere wichtige klinische und regulatorische Meilensteine aus unserem branchenführenden neurowissenschaftlichen Portfolio. Dazu gehören unter anderem Topline-Ergebnisse aus Phase-3-Studien zu Narkolepsie, Alzheimer, ADHS und Ersteinreichungen für Therapeutika gegen Migräne. Außerdem sollen beginnende Phase-3-Studien zu schweren depressiven Störungen, Essattacken und übermäßiger Schläfrigkeit bei Menschen, denen die Schichtarbeit es nicht mehr ermöglicht, lange durchzuschlafen, auf den Weg gebracht werden. Insgesamt hat Axsome das Potenzial, Erkrankungen zu bekämpfen, die sich auf das Leben von mehr als 150 Millionen Patienten in den USA auswirken.” 

Die Citigroup hat für Axsome Therapeutics am 13. Dezember eine Kaufempfehlung mit Kursziel 125 US-Dollar ausgegeben, was per Schlusskurs vom Freitag (82,21 US-Dollar) immer noch einem Kurspotenzial von über 50 % entsprechen würde.

Wir sind im Musterdepot bereits in der Aktie investiert.

Ionis Pharmaceuticals

Eine spekulative Buy the Dip Trading Chance sehen wir für diesen Montag in der Aktie von Ionis Pharmaceuticals (IONS; Marktkapitalisierung: 7 Mrd. US-Dollar). Die Aktie konnte am Freitag die 50 US-Dollar Marke verteidigen, nachdem die Aktie am 2. Januar im Jahresanfangs-Biotech-Kaufrausch mitgeschwommen ist, in der Spitze bis an 54 US-Dollar “herankraulte”, ab Mittwoch aber wieder untertauchte, um am Freitag bei 50 US-Dollar eine tiefe Stelle “abzuklatschen”: Trader könnten ab Montag darauf spekulieren, dass die Aktie schnell wieder auftaucht und dann wieder Kurs Richtung 54 US-Dollar oder weiter nehmen wird. Mit einem Stopp-Loss knapp unter 50 US-Dollar könnten im Trade die Verluste, falls das Szenario nicht aufgeht, begrenzt werden.

Analysten von BofA Securities haben die Aktie von Ionis Pharmaceuticals am 2. Januar von Neutral auf Kaufen hochgestuft und sehen das Kursziel bei 62 US-Dollar.

Ionis Pharmaceuticals ist im RNA-Markt aktiv, dessen prominenteste Vertreter in Deutschland wohl Biontech und Moderna sind. Allerdings arbeitet Ionis Pharmaceuticals meist als Zulieferer für Firmen wie Roche, Novartis oder Pfizer und verdient Geld über Meilensteinzahlungen und Lizenzgebühren, die in der Regel keine stetigen, sondern eher unregelmäßig eingehende Erlöse generieren. 

Neben den mRNA-Medikamenten, wozu die Schutzimpfungen gegen Covid-19 zählen, gibt es noch eine weitere Art von RNA-Medikamenten, die sogenannten Antisense-Medikamente (ASO). Bei ASOs handelt es sich um kleine Moleküle, welche die Produktion von Proteinen in unseren Zellen kontrollieren. Wenn ein Protein zu viel oder zu wenig produziert wird, helfen die ASOs, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Sie regulieren die Produktion, indem sie mit den Anweisungen in unseren Zellen interagieren. Ionis Pharmaceuticals gilt als Pionier in der Antisense-Technologie. Die meisten der Antisense-Medikamente von Ionis Pharmaceuticals sind so konzipiert, dass sie sich an RNAs binden und von dort aus die Produktion von krankheitsverursachenden Proteinen hemmen.

Die firmeneigene Antisense-Plattform macht es möglich, schnell und effizient neue Arzneimittel zu entwickeln. Dabei umfasst die Pipeline aktuell mehr als 40 potenzielle Kandidaten für die Behandlung zahlreicher Krankheiten. Der Fokus liegt dabei auf neurologischen und kardiovaskulären Erkrankungen. 

Bislang wurden mit Qalsody, Spinraza, Tegsedi, Wainua und Waylivra fünf Medikamente zugelassen. Interessant ist das Unternehmen für 2024, weil in diesem Jahr zwei neue Medikamente zugelassen werden könnten. Das Medikament Wainua ist erst kürzlich (am 22. Dezember) von der FDA zugelassen worden und wird ab Januar verkauft werden können. Das Management geht selbst davon aus, dass bis zum Jahr 2027 noch mindestens neun weitere Medikamente zugelassen werden könnten.

BB Biotech

In der schweizerischen Beteiligungsgesellschaft BB Biotech (WKN: A0NFN3; Marktkapitalisierung: 2,4 Mrd. Schweizer Franken), stellt Ionis Pharmaceuticals mit einer Gewichtung von 15 % die zweitgrößte Position hinter Argenx (WKN: A11602; Gewichtung: 15,4 %) und noch vor Neurocrine Biosciences (NBIX; Gewichtung: 10,4 %) und Vertex Pharmaceuticals (VRTX; Gewichtung 10,3 %) dar. 

Die BB Biotech AG investiert ausschließlich in Unternehmen der Biotechnologie. Für die Fundamentalanalyse und die Vermögensverwaltung der BB Biotech wird auf die Molekularbiologen, Ärzte und Finanzspezialisten der Bellevue Asset Management Gruppe zurückgegriffen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem US-Markt und bei Mid-Caps aus dem Bereich Biotechnologie.

Wer sich einen konzentrierten Korb von Biotechnologieaktien mit Schwerpunkt USA in das Depot legen möchte, kann natürlich auch den Kauf dieser Beteiligungsgesellschaft erwägen. Damit können Investoren dem Risiko eines Einzelinvestments entgehen, das bei Aktien aus dem Bereich Biotechnologie nicht unterschätzt werden darf.

Die Aktie von BB Biotech ist seit dem 1. November 2023 um 20 % gestiegen, notiert aber immer noch über 50 % unter dem Allzeithoch, das die Aktie im Februar 2021 erreicht hat. Diese schwache Performance in den vergangenen drei Jahren verdeutlicht, wie wenig Interesse Aktionäre zuletzt an spekulativen Investments aus dem Biotech-Sektor gehabt haben. 

Zum Vergleich: Der vom Marktradar beobachtete ETF für den Biotech-Sektor (XBI) hat ebenfalls im Februar 2021 das Allzeithoch gesehen und notiert aktuell ebenfalls etwa 50 % unter diesem. Seit dem 1. November 2023 konnte der XBI-ETF um 25 % zulegen. 

Der XBI-ETF ist allerdings völlig anders aufgestellt als die BB Biotech AG. Der XBI-ETF hält vorwiegend Small Caps aus dem Biotech-Bereich und ist weniger konzentriert aufgestellt als BB Biotech. Die drei größten Positionen im XBI-ETF sind Cytokinetics (CYTK; Marktkapitalisierung 9 Mrd. US-Dollar), Karuna Therapeutics (KRTX; Marktkapitalisierung: 12 Mrd. US-Dollar) und Acadia Pharmaceuticals (ACAD; Marktkapitalisierung: 5 Mrd. US-Dollar) und machen zusammen nur etwa 6 % Gewichtung im XBI-ETF aus.

Regionen ex-USA: Länder-ETFs mit Wochengewinnen

Während wir in den großen US-Indizes und auch in vielen europäischen Leitindizes Kursrückgänge sahen, so gab es doch einige Länder-ETFs, die aus Wochensicht nicht im Verlust endeten, am Freitag neue Hochs erreichten bzw. nur knapp unter den Dezember-Hochs schlossen. Zu solchen Ländern mit relativ starker Jahresanfangs-Performance gehören aus Europa die Länder-ETFs für Dänemark (EDEN), Finnland (ENFL) und Griechenland (GREK); aus Lateinamerika der Länder-ETF für Kolumbien (GXG) und aus Asien die Länder-ETFs für Indien (INDA), Indonesien (EIDO), Malaysia (EWM), Pakistan (PAK), Philippinen (EPHE), Thailand (THD) und Vietnam (VNM); aus dem arabischen Raum die Länder-ETFs von Katar (QAT) und Saudi-Arabien (KSA).

Frontier Markets zu Jahresbeginn mit parabolischem Aufwärtsimpuls

Saustark präsentierte sich zu Jahresanfang der Frontier 100 Ishares MSCI ETF (FM), der Aktien aus Grenzmärkten wie Ägypten, Indonesien, Kasachstan, Kroatien, Rumänien, Vietnam und anderen Ländern enthält, deren Börsen oft unter dem Radar globaler Fondsmanager fallen. 

Der FM-ETF konnte in der ersten Handelswoche des Jahres 2024 um 1,75 % zulegen – dabei fanden wir weniger die Wochenperformance beeindruckend, sondern vielmehr, dass wir eine parabolische Aufwärtsbewegung sahen: von Tag zu Tag erhöhte sich die Tagesperformance. Das zeugt von einem dynamisch-systematischen Aufbau von Positionen zu Jahresbeginn.

Da der FM-ETF zu Jahresbeginn in parabolisch steigender Manier gestiegen ist, gehen wir davon aus, dass wir uns weltweit weiterhin in einem übergeordneten Risk-On Umfeld befinden. Global agierende Investoren scheinen also 2024 das Risiko eingehen zu wollen, in Aktien aus aufstrebenden Schwellenländern Positionen aufzubauen.

Das Musterdepot Marktradar bei wikifolio.com

Hinweis: Interessierte Anleger können dem Musterdepot, das diese Kolumne begleitet, folgen, indem sie eigenes Kapital in das wikifolio-Zertifikat “Marktradar” investieren, das ab sofort über die Börsenplätze Stuttgart und Lang & Schwarz handelbar ist.

Wertentwicklung im Musterdepot

Das Musterdepot verlor in der vergangenen Handelswoche 2,20 % an Wert. Aktuell sind wir seit Auflegung am 31. Juli 2023 mit 0,34 % im Verlust. Damit stehen wir momentan etwas schlechter als der DAX da, der seit dem 31. Juli 2023 auf Xetra-Basis 0,90 % an Wert gewonnen hat. Der S&P 500 hat in diesem Zeitraum 2,99 % gewonnen – auf Euro Basis jedoch 3,50 % gewonnen.

Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen

In der vergangenen Handelswoche belasteten Gewinnmitnahmen bei deutschen Nebenwerten sowie die Rückgänge bei den Kryptowährungen Bitcoin, Ethereum und XRP, die Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Japanischen Yen und der schwache Jahresbeginn im Silberpreis unser Musterdepot.

Es gab aber auch positive Impulse. So konnten wir von dem Abverkauf bei Apple profitieren, da wir in Apple über einen Put-Discount-Optionsschein mit Cap bei 200 US-Dollar Short positioniert sind. 

Die Biotech- und Pharmawerte Axsome Therapeutics und Novartis konnten zu Jahresbeginn steigen. Den Optionsschein auf Novartis haben wir inzwischen verkauft und realisierten einen Kursgewinn von über 30 %.

Exxon Mobil konnte die 100 US Dollar Marke zu Jahesbeginn verteidigen, so dass wir weiterhin im Optionsschein auf diese Aktie investiert geblieben sind. Der Öl- und Gas-Gigant meldete am 5. Januar vorläufige Geschäftszahlen, die wie erwartet schwach ausgefallen sind. Der Markt reagierte relativ unbeeindruckt und ließ die Aktie am Freitag sogar um 0,3 % steigen. Der Markt nahm die Geschäftsergebnisse wohl als mehr oder minder bekannt in Kauf, so dass wir davon ausgehen können, dass diese eingepreist waren.

Im Rahmen unserer Prä-Earning Trades sind wir aktuell in den Aktien von Aehr Test Systems und Tilray Brands (beide mit Earnings in dieser Woche) sowie in den Aktien von Fastenal und Schlumberger (beide mit Earnings in der nächsten Woche) investiert.

Bei den Aktien von Aehr Test Systems und Tilray Brands könnte es am Earning Day in dieser Handelswoche zu starken Kursausschlägen kommen. Beide Aktien können als Hot Stocks bezeichnet werden.

Aehr Test Systems ist ein Hersteller von Halbleitertestgeräten, dessen Systeme Stresstests für Halbleiter durchführen. Besonders lukrativ soll für die Firma in naher Zukunft das Geschäft mit Siliziumkarbid-Bauelementen werden, weil diese für die Fertigung von Elektrofahrzeugen erforderlich sind. Der Markt für das Testen von Siliziumkarbid-Bauelementen wird als dynamisch wachsend angesehen. Die in der vergangenen Handelswoche katastrophal schlechten Quartalszahlen von Mobileye dürften die Erwartungen für alle Halbleiteraktien, die für Hersteller von Elektroautos produzieren oder testen, nun massiv heruntergesetzt haben. Charttechnisch befindet sich die Aktie an einer neuralgischen Stelle, von der aus eine Weichenstellung für die zukünftige Entwicklung eintreten könnte. Hinzu kommt, dass die Aktie einen Short-Float von etwa 20 % aufweist. Bei einer positiven Aufnahme der Quartalszahlen können schnelle Kursanstiege von 20 % oder mehr erwartet werden (Short-Squeeze). Schwache Quartalszahlen könnten die Aktie schnell nach unten reißen. Allerdings dürften in diesem Fall viele Shortseller ihre Aktien zügig zurückkaufen, um den massiven Leerverkaufsgewinn zu realisieren. Die Aktie hat sich seit Anfang September mehr als halbiert. Langfristig halten wir die Aktie von Aehr Test Systems trotz einer immer noch hohen Bewertung (das aktuelle KUV liegt bei etwa 10, das KGV bei 43) für interessant, weil die Wachstumsaussichten und künftigen Nettogewinnmargen auf lange Sicht exzellent erscheinen.

Auch in der Aktie von Tilray Brands tummeln sich viele Shortseller (Short-Float liegt bei 17 %). Der Cannabis-Produzent, der auch als Brauer von Getränken operiert, die künftig mit Cannabis versetzt werden könnten, bildet im Tageschart gerade eine schön geformte Tasse aus. Sofern es zu Kursaufschlägen am Earning Day nach oben kommt, könnte die Bildung eines Henkels in der Tassenformation abgeschlossen werden, so dass ein starkes langfristiges Kaufsignal entstehen könnte. Der ETF für den Bereich Cannabis (MJ) gehört mit zu den stärksten Branchen-ETFs seit Jahresbeginn und konnte in der ersten Handelswoche des Jahres um 6,5 % steigen.

Wir haben uns im Laufe der vergangenen Handelswoche von acht Aktien wieder getrennt, nachdem wir sahen, dass zu Jahresbeginn eine heftige Branchenrotation hin zu Gesundheit und weg von Internet, Halbleitern und zyklischen Industriewerten stattfindet.

Neu im wikifolio sind die Aktien von All For One Group, Ivanhoe Mines, RobinHood Markets und ein Optionsschein auf Home Depot sowie ein ETF auf den CSI300 Index (chinesische Festlandsaktien).

Außerdem haben wir am Freitag Short-Positionen im DAX über einen Put-Discount-Optionsschein (Cap bei 17.000) und einen Put-Optionsschein gekauft, weil wir für die nächsten zwei bis drei Wochen im Dax einen Rückfall auf 16.000 Punkte erwarten.

Wir planen, unser Engagement im Bereich Gold- und Silber etwas zu reduzieren, um dafür den Sektor Gesundheit im wikifolio aufzustocken.

Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.