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Marktradar vom 9. November 2022

Marktradar vom Mittwoch, 9. November 2022 von Stefan Pröhl

Bitcoin nun im freien Fall ?

Tauziehen zwischen Big und Small Caps geht weiter

Der Nasdaq 100, hier vertreten durch den ETF mit Kürzel QQQ, erhält ab heute den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren” und folgt als Risk-Off Part nun dem IPO-ETF, der in diesem Paar den Risk-On Part darstellt und schon seit längerer Zeit den düsteren Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren” mit sich herumschleppen muss. Der Risk-On Part ist immer der Bestimmer: nur dieser gibt die Richtung vor. Da der Nasdaq 100 wiederum den Risk-On Part zum S&P 500 darstellt, ist zu erwarten, dass der Risk-Off Partner S&P 500 in der Tendenz dem Nasdaq 100 folgt und nicht umgekehrt. Gemäß Risk-On / Risk Off Logik sieht es im Big Cap Bereich also eher bärisch als bullisch aus.

Anders hingegen der Small- und Mid Cap Bereich. Bullisch zu werten ist, dass der Russell 2000, hier vertreten durch den ETF mit Kürzel IWM, weiterhin den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhält. Der Small und Midcap Bereich hat sich vom Big Cap Bereich abgekoppelt und macht ein bisschen “sein eigenes Bullen-Ding”. Gemäß Risk On / Risk Off Logik sollte der IWM in der Tendenz sowohl den S&P 500 als auch den Nasdaq 100 mit nach oben ziehen können. Aber solange der Nasdaq 100 hier nicht gegenüber dem S&P 500 die Nase vorn hat, wird es der Russell 2000 schwer haben, für diese beiden “Streithähne” klare Ansagen zu machen.

Stefan Pröhl

Technischer Analyst & Wikifolio Trader

Das Tauziehen zwischen Bullen und Bären ist also mitten im Gange und ein klarer Gewinner ist aktuell zumindest nicht abzusehen. Wir erkennen aber, wie die Kräfte im Aktienmarkt momentan verteilt sind.

Wer Aktien shorten möchte, sollte sich lieber auf die Big Caps, und hier vor allem auf hoch kapitalisierte Aktien aus dem Technologie Sektor fokussieren.

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes?

Auffällig war der starke Drawdown gestern im BITO-ETF. Der BITO hält aktuell die Bitcoin Futures mit Laufzeiten November und Dezember. Bei extrem hohem Handelsvolumen verlor der ETF gestern ca. 15 % an Wert.

Milliardär Sam Bankman-Fried verlor gestern ungefähr 25 Mrd. Dollar

Was war der Grund? Kunden wollten innerhalb weniger Tage rund 6 Milliarden Dollar von der Kryptobörse FTX abheben. FTX-Chef Sam Bankman-Fried bestätigte auf Twitter Liquiditätsengpässe, was den Abzug der Einlagen wohl beschleunigte. Der FTT-Coin, eine Kryptowährung, die von Sam Bankman-Fried in Umlauf gebracht wurde, verlor gestern über 70 % an Wert. Damit könnte der FTX-Chef an einem einzigen Tag ein privates Vermögen von 25 Mrd. US-Dollar in den Sand gesetzt haben. Laut einem Bericht auf der Internetseite des Handelsblatts heute früh hätte Sam Bankman-Fried damit schneller als jeder andere Milliardär vor ihm sein Vermögen wieder verloren – denn der FTT-Coin könnte nun wertlos werden. Um eine Panikwelle im Krypromarkt abzuwehren, soll nun die Konkurrenzbörse Binance als “Retter in der Not” einspringen und Geschäftsanteile von FTX übernehmen, um Liquidität zu schaffen. In den kommenden Tagen soll Binance die Bücher des Konkurrenten prüfen. Ob dieser Deal zustande kommt, scheint alles andere als sicher zu sein.

Auch an der weltweit größten Kryptobörse Coinbase kam es gestern zwischen 19 und 22 Uhr zu massiven Ausfällen. Heute vormittag deutscher Zeit kommt es wieder zu Ausfällen, allerdings in geringerem Ausmaße.

Ich habe heute im vorbörslichen Handel Aktien von Coinbase Global (COIN) leerverkauft. Die Aktie der weltweit größten Kryptobörse ist vorbörslich unter die 50er Dollar Chartmarke gefallen. Das Allzeittief der Aktie liegt bei 40,83 $ und stammt vom 9. Mai 2022. Ich spekuliere darauf, dass das Tief nun getestet wird und platziere den Stopp-Loss über der 50 Dollar Marke.

Pair Trade Gold gegen Bitcoin hätte vor Inflation geschützt

Der BITO-ETF wurde im November 2021 emittiert und hat seit Auflegung etwa 72 % an Wert verloren. Wer den Bitcoin als eine alternative Wertanlage zu Gold betrachtet, hat damit bisher auf das falsche Pferd gesetzt. Der Gold ETF (GLD) hat seit Auflegung des BITO-ETFs nur ca. 10 % an Wert verloren. Ein Pair Trade GLD Long und BITO Short hätte seit November 2021 eine Rendite von ca. 62 % gebracht.

Gold- und Silberminen heute mit Quartalsergebnissen

Bleiben wir beim Gold. Der GDX (ETF für die Goldminen) erhält ab heute den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. So schnell kann das gehen.

Heute berichten zahlreiche Unternehmen aus dem Minenbereich über ihre Quartalszahlen. Vorbörslich wird First Majestic Silver (AG) berichten, nachbörslich dann Coeur Mining (CDE), Hecla Mining (HL), Fortuna Silver Mines (FSM). Die zuletzt gemeldeten Quartalszahlen von Barrick Gold (GOLD), Newmont (NEM) und Royal Gold (RGLD) haben die Börsianer enttäuscht. Die Aktien wurden an ihren Earning Days dementsprechend mit Verkäufen bestraft. Daher werde ich hier vermutlich keine Pre Earning Wetten eingehen und in den Goldminen, die ich halte, heute wohl die Gewinne realisieren. Ich möchte mir aber zuvor die Zahlen von First Majestic Silver anschauen und vor allem die Reaktion der Börsianer auf diese Zahlen. Sollte bei den Zahlen von First Majestic Silver wie zuletzt bei Solaraktien nur in die Zukunft geschaut werden, dann würde ich evtl. doch mit Teilpositionen in den Goldminen über Nacht drin bleiben.

Ein Hurra bei Array

Die gestern eingegangene Pre Earning Wette auf den IT-Dienstleister für die Solarindustrie, Array Technologies (ARRY), ging, was die nachbörsliche Reaktion betrifft – wie auch vorgestern bei SolarEdge (SEDG) – voll auf. Das Unternehmen legte Zahlen vor, die auf allen Ebenen überzeugten. Statt einem erwarteten Gewinn von 0,10 $ pro Aktie für das 3. Quartal wurde ein tatsächlicher Gewinn von 0,16 $ pro Aktie verkündet. Auch der Ausblick lag über den Erwartungen der Analysten. Nachbörslich legte die Aktie um 15 % zu.

Zwei Dojis laden zum Traden ein

Ich sah heute zwei Dojis bei Aktien, die ein starkes Momentum aufweisen. Beide Aktien können sich nach den Earnings gut halten und sollten, falls der jeweilige Doji nach oben hin verlassen wird, schnell neue Hochs erreichen.

Pommes Frites werden immer gekauft – selbst tiefgefroren

Lamb Weston (LW) vertreibt Kartoffelprodukte vorwiegend über Tiefkühltruhen in Supermärkten. Da die Amerikaner Pommes Frites mehr lieben als z.B. Kartoffelpuffer wird auf der Homepage vorwiegend mit Pommes Frites und deren Variationen geworben.
Während der Corona Pandemie gab es in der Nettogewinnmarge einen Rückgang, der nun aber umso stärker kompensiert werden soll – sicherlich auch über Preissteigerungen. Bis 2024 peilt das Unternehmen ein Umsatzwachstum von 10 % an, das aber mit einem Gewinnanstieg von 180 % richtig schmackhaft gemacht werden soll. Eine eindrucksvolle operative Marge, falls diese tatsächlich wirtschaftlich umgesetzt werden kann. Das KGV würde dann von aktuell 60 auf ca. 20 sinken. Ein Schnäppchen ist die Aktie also nicht.
Der Doji gestern war schon der dritte in sechs Handelstagen. Also steht eine Richtungsentscheidung an. Ich platziere eine Stopp-Buy Order über dem Hoch vom Doji gestern. Die Pommes Frites Aktie könnte evtl. noch in diesem Jahr an der 100 Dollar Marke kratzen (aktueller Kurs: 85,18 $).

Super Aktie mit extremem Volumen Spike während des Earning Days

 

Super Micro Computer ist ein in Silicon Valley ansässiger ehemaliger Hardwareanbieter, der sich nun zu einem IT-Gesamtdienstleister verwandelt.
Das Unternehmen erwirtschaftet seinen Umsatz in den zwei Bereichen „Server und Speichersysteme“ sowie „Subsysteme- und Zubehörprodukte“. Letzteres war das ursprüngliche Kerngeschäft des Unternehmens und umfasst Gehäuse, Motherboards usw. Jedoch verlieren die Zubehörprodukte für Mikrocomputer zunehmend an Relevanz für die Firma, da das neue Hauptgeschäft deutlich schneller wächst und auch deutlich höhere Margen erwirtschaften kann. Das neueste und gleichzeitig auch vielversprechendste Produkt ist SMCIs Universal GPU-System. Dieses System gilt als eine der fortschrittlichsten und dynamischsten GPU-Serverplattformen, die es zur Zeit zu kaufen gibt. Diese Plattform wurde entwickelt, um schwere und tiefe KI-Lern und High-Performance-Computing (HPC)-Arbeiten zu verrichten. Da KI in immer mehr Sektoren eingesetzt wird, könnte die GPU-Serverplattform einen großen Markt für das Unternehmen schaffen. Ein wichtiges Merkmal dieses Systems ist, dass es so entwickelt wird, dass neu erwartete Technologien aufgenommen und unterstützt werden können. SMCI ist quasi im Voraus schon bemüht, alle kommenden, neuen Technologien implementieren zu können.

Die Bewertung scheint ein Scherz zu sein. Bis 2024 wird ein Umsatzwachstum von 44 % prognostiziert. Der Gewinn soll bis 2024 um 80 % wachsen. Sollte es so kommen, läge das KGV 2024e bei 8. Ein Unternehmen, das nur Motherboards baut, wäre damit eigentlich schon unterbewertet.

Super Micro Computer (SMCI) gehört aktuell zu den momentumstärksten Aktien aus dem Technologiesektor. Schaut man sich die läppische Bewertung an, dürfte das erst mal so bleiben. Die am 1. November veröffentlichten Quartalszahlen übertrafen alle Erwartungen um Längen. Im Chart sieht man am Earning Day einen Volumen Spike, der absolut herausragt. Gestern dann der Doji nahe der Spitze eines den Trend bestätigenden Dreiecks. Aus diesem Dreieck kann eine solche “Super”-Aktie eigentlich nur nach oben ausbrechen, oder? Auch hier platziere ich eine Stopp Buy Order über dem Doji von gestern.

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass der Author jederzeit eigene Geschäfte in den vorgestellten Aktien, CFDs, Optionen und Derivate tätigen bzw. diese erwerben oder veräußern können. Die evtl. getätigten Transaktionen können unter Umständen den jeweiligen Kurs des Handelsobjektes beeinflussen. Auch wenn wir jeden Bericht respektive Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen anfertigen, raten wir Ihnen betreffs Ihrer Anlageentscheidungen weitere Quellen zu nutzen. Bspw. Ihre Hausbank oder etwaige Berater. Deshalb ist auch die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von uns veröffentlichten Ausführungen für Ihre Anlageentscheidung resultieren können, kategorisch ausgeschlossen. Generell sind alle börsennotierten Wertpapiere und auch Handelsprodukte, die außerbörslich gehandelt werden, zum Teil erheblichen Schwankungen unterworfen.