Neben vielen anderen Informationen findest Du in den nächsten Leseminuten Antworten auf folgende Fragen:
Warum die Risk-On Vorläufer-Funktion des Russell 2000 im US-Bärenmarkt wieder an Relevanz gewinnt
Warum US-Aktien nun ein Eigenleben im negativen Sinne entwickeln könnten
Warum 2000 eine Blaupause für 2025 werden kann – was die Outperformance von Aktien ex-USA gegenüber der Wall Street betrifft
Warum eine Bärenfalle bei China-Internet Aktien nun charttechnischen Optimismus verbreitet
Warum Meituan nun eine gute saisonale Idee sein kann
Warum TransDigm ein Dauerläufer bleiben kann
Marktradar vom Montag, 10. März 2025
Wie lange können sich Europa und Asien noch gegenläufig zur Wall Street entwickeln ?
Gibt im US-Bärenmarkt nun der Russell 2000 den Takt vor ?
Nachdem der ETF auf den Russell 2000 (IWM) bereits am 26. Februar laut unserem Marktmodell den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” erhalten hatte, zogen am vergangenen Freitag die beiden ETFs auf die großen US-Aktienindizes S&P 500 (SPY) und Nasdaq 100 (QQQ) nach. Diese werden für diesen Montag erstmals nach langer Zeit wieder mit dem Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren” bewertet.
Für den Eintritt in einen Bärenmarkt ist es für das US-Aktienuniversum ein wichtiges Kriterium, dass es eben der Russell 2000 ist, der als erster in diesem Trio Schwäche zeigt, weil diesem als Risk-On-Part eine Vorläufer-Funktion – insbesondere an Wendepunkten – zukommt.
Damit ist gemeint, dass der Russell 2000 früher als die beiden anderen Indizes künftige Veränderungen am Aktienmarkt anzeigt – eben weil dieser Index, der kleine und mittelgroße US-Unternehmen abbildet, in wirtschaftlich turbulenten Zeiten der ist, aus dem frühzeitig Geld abgezogen wird; zugleich ist der Russell 2000 Index in der Regel aber auch der, in den während einer Rezession oder einer Phase fallender Börsenkurse zuerst wieder Risikokapital fließt.
Diese Risk-On-Vorreiter-Stellung eines Russell 2000 mag in Zeiten eines Mega-Hypes um die Künstliche Intelligenz, der vorwiegend hoch kapitalisierte Konzerne wie Nvidia, Meta Platforms, Microsoft oder Alphabet mit Risikokapital angelockt hat, und die alle nicht im Russell 2000, sondern im Nasdaq 100 und im S&P 500 enthalten sind, etwas in Vergessenheit geraten sein – dennoch ist nicht wirklich begründbar, warum die Risk-On Vorläufer-Funktion des Russell 2000 nicht mehr gültig sein soll.
Ein besonders Augenmerk erfuhr dieser Index in der Vergangenheit, wenn am Aktienmarkt Richtungsentscheidungen anstehen, was in einem charttechnischen Sinne häufig der Fall ist, wenn der S&P 500 nahe des GD 50 oder des GD 200 notiert – das sind gleitende Durchschnitte im Tageschart, denen von technischen Analysten ein besonderer Wendepunkt-Charakter zugesprochen wird.
Wenn der S&P 500 Schwäche zeigt, bevor der Russell 2000 dies tut, dann sollte in der Regel davon ausgegangen werden, dass wir uns nur in einer Korrektur innerhalb eines Aufwärtstrends bewegen. Weil dies jetzt nicht der Fall ist, gehen wir im Gegenschluss nun davon aus, dass wir aktuell einen Trendwechsel und nicht nur eine Korrektur am US-Aktienmarkt sehen.
Das gleiche gilt später aber auch dann, wenn wir nach Anzeichen suchen, die uns signalisieren, dass wir vom Bärenmarkt wieder in einen Bullenmarkt wechseln könnten. Auch hier sollte es der US-Nebenwerte-Index Russell 2000 sein, der in diesem Trio als erster den Trendwechsel anzeigt.
Wir gehen nun also davon aus, dass der US-Aktienmarkt in einen mehrere Monate dauernden Bärenmarkt eingetreten ist – und erst dann, wenn der Russell 2000 relative Stärke zum S&P 500 und zum Nasdaq 100 zeigt, sollten Anleger erwarten können, dass der Bärenmarkt am Abklingen ist.
Diese Vorläufer-Funktion des Russell 2000 wird auch an den Zeitpunkten der erreichten Allzeithochs deutlich.
Während der Russell 2000 sein Allzeithoch bereits am 25. November 2024 erreicht hat, erreichten der S&P 500 und der Nasdaq 100 dieses zeitgleich erst am 19. Februar 2025.
Am 19. Februar 2025 notierte der ETF auf den Russell 2000 (IWM) bereits mehr als 7 % unter dem Allzeithoch – war also bereits in Richtung Keller vorgelaufen.
Während der Russell 2000 aktuell bereits mehr als 5 % unter seinem 200-Tages GD notiert, hat der S&P 500 am vergangenen Freitag den GD 200 intraday zwar erstmals seit 6 Monaten wieder unterschritten, konnte per Tagesschluss sich aber 1,12 % über ihm behaupten.
Der Nasdaq 100, der gegenüber dem S&P 500 an Wendepunkt-Phasen vorlaufend und gegenüber dem Russell 2000 nachlaufend sich entwickeln sollte, schloss am Freitag 0,02 % unter dem GD 200 – und das erstmals seit fast zwei Jahren.
Der Russell 2000 war bereits am 24. Februar unter den GD 200 gefallen und konnte ihn seitdem auch nicht wieder anlaufen – damit sehen wir in diesem Trio nun regelkonforme Verläufe, die auf einen beginnenden Bärenmarkt bei US-Aktien verweisen.
Paradoxes Risk-On / Risk-Off Verhalten in Deutschland
Paradox ist hingegen das, was wir aktuell in Europa und vor allem in Deutschland sehen.
Der deutsche Nebenwerte-Index MDAX entwickelte sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich schlechter als der DAX. Folglich hätte aus Risk-On / Risk-Off Gesichtspunkten der DAX dem MDAX nachlaufen müssen – wir also erst eine Korrektur im DAX hätten abwarten müssen, bevor dann der MDAX als vorlaufender Risk-On Part einen neuen Bullrun hätte starten können.
Stattdessen sehen wir in diesen Tagen aber, dass der MDAX dem DAX nachläuft – was auch Gründe hat, die wir hier nun nicht zur Diskussion stellen wollen, da es hier nur um das rein technische Risk-On / Risk-Off Verhalten am Aktienmarkt gehen soll.
Nur wer fähig ist, abstrahieren zu können, kann im Eifer des ökonomischen Gefechts einen kühlen Kopf behalten und seinen Weggefährten per Fingerzeig anzeigen: “Da geht’s jetzt lang !”
Wenn so etwas wie aktuell in Deutschland passiert, dass der Risk-On Part dem Risk-Off Part nachläuft, sollte eigentlich davon ausgegangen werden, dass dieser Bullrun nicht von langer Dauer sein wird – ihm also schnell die Puste ausgehen wird.
Wie weit wird sich der US-Bärenmarkt ausbreiten ?
Viele Akteure im Aktienmarkt stellen sich jetzt natürlich die Frage, welcher Trend nachhaltig ist: die Abwärtsbewegungen der US-Indizes oder die Aufwärtsbewegungen von europäischen Aktienindizes. Drehen die US-Indizes wieder nachhaltig nach oben – an was wir nicht glauben -, dann dürfte die Rally auch in Europa weitergehen. Fallen die Kurse an der Wall Street aber in den nächsten Wochen und Monaten auf immer neue Tiefs, woran wir eher glauben, dann … ja, was passiert dann an den Börsen in Europa und in Asien ?
Zur Jahrtausendwende sahen wir einen drei Jahre andauernden Bärenmarkt in Nordamerika und Westeuropa. Aber Aktien aus Osteuropa, Südostasien und auch Südamerika rannten zeitgleich von Hoch zu Hoch.
Während der Finanzkrise 2008 hingegen fielen die meisten Aktienmärkte ex-USA gemeinsam mit der Wall Street in den Keller.
Sofern die Gründe für die Talfahrt an der Wall Street mehr in der immer noch relativ hohen Bewertung von US-Aktien zu suchen ist, können wir uns eher ein Szenario wie 2000 vorstellen – dabei muss es aber nicht drei Jahre Bärenmarkt geben; womöglich genügen nur einige Monate, um die Bewertungsdifferenz zwischen den USA und dem Rest der Welt auf ein vernünftiges Maß zurecht zu stutzen.
Sofern die Gründe für die Talfahrt an der Wall Street aber mehr in geo- oder geldpolitischen Verwerfungen oder in einer Abschwächung der US-Realwirtschaft (bis hin zu einer Rezession) zu finden wären, dann würden wir eher das Szenario von 2008 als das wahrscheinlichere favorisieren: dann dürften sich die Aktienmärkte in Asien und Europa nicht allzu lange gegenläufig zur Wall Street entwickeln können.
Es sei denn, die Politik der Trump-Administration macht mit dem am 4. März begonnenen Handelskrieg ernst und erzeugt damit bisher ungeahnte Kräfte und Handelspartnerschaften beim Gegner, von denen dieser selbst nicht wusste, dass er diese besitzt beziehungsweise einzugehen bereit wäre. Dann könnten die USA nämlich durchaus ein isoliertes Eigenleben an der Börse entwickeln und ihre Funktion als Taktgeber für alle anderen Börsenplätze – zumindest temporär – verlieren.
Ein negatives Eigenleben der Wall Street gegenüber dem Rest der Welt hatte zu Jahresbeginn wohl niemand auf dem Schirm. Die Börse liebt es bekanntlich, das Undenkbare wie aus dem Nichts heraus plötzlich denkbar zu machen.
Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?
Aktuell erhalten 8 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 13,3 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 18,3 %).
Von den 8 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, werden 4 ETFs vom Marktradar für diesen Montag als “Trendfolgend kaufbar” eingestuft. In der Vorwoche erhielten 7 ETFs das Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar”.
Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die wir mit dem Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar” einstufen, verfügen neben relativer Stärke zum Gesamtmarkt auch über ein im Tageschart sichtbares höheres Tief. Solange dieses nicht unterschritten wird, können Trendfolger davon ausgehen, dass in Kürze neue Verlaufhochs erreicht werden.
Wir wollen nun die 4 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs in einer Rangliste aufzählen, die wir als “Trendfolgend kaufbar” einstufen (in Klammern der prozentuale Abstand zum Intraday-Tief vom 12. Februar):
Versicherungen (KIE; 3,79 %)
Basiskonsumgüter (XLP; 4,01 %)
Pharma (IHE; 2,96 %)
Gesundheit (XLV; 2,68 %)
Die Rangliste zeigt – wie auch bereits in der Vorwoche – eindeutig, dass aktuell defensive Sektoren gefragt sind. Damit ist der US-Markt klar in den Risk-Off-Modus gerückt.
Fällt der CBOE Volatility Index in Kürze auf 19 Punkte zurück ?
Der CBOE Volatility Index (VIX) schloss am Freitag bei 23,37 Punkten, konnte damit aus Wochensicht um 19 % zulegen. Dieser Anstieg erfolgte sukzessiv wie auf Treppenstufen, was für den VIX-Index eher unüblich ist, da Anstiege meistens impulsiv und über kurze und lange Spitzen im Chart erfolgen. Allerdings konnten wir in den vergangenen 5 Monaten bereits dreimal so ein sukzessives Ansteigen der impliziten Volatilität beobachten:
Vom 30. September 2024 bis zum 7. Oktober 2024 (7 Handelstage)
Vom 15. November 2024 bis zum 20. November 2024 (4 Handelstage)
Vom 7. Januar 2025 bis zum 10. Januar 2025 (3 Handelstage)
Der aktuelle sukzessive Anstieg im CBOE Volatility Index (VIX) begann am 21. Februar und dauert aktuell bereits 11 Handelstage. Damit kommt ihm eine gewisse Ausdauer und Beharrlichkeit zu, die den anderen genannten nicht zugesprochen werden konnte.
Die Chance, dass der VIX zumindest kurzfristig wieder in Richtung 20 oder 19 Punkte zurückfällt, steht nun recht gut. Ein VIX-Index über 19 würde immer noch eine zurückhaltende Risikobereitschaft am US-Aktienmarkt implizieren, erst ein Sinken unter 17 Punkte im VIX-Index dürfte unter institutionellen Investoren wieder zu mehr Risikobereitschaft führen.
Dieser Rückfall der impliziten Volatilität während einer Backwardation-Phase könnte im S&P 500 vermutlich mit einem Rebound in Richtung 6.000 US-Dollar-Marke einhergehen.
Es gibt an der Wall Street aber auch Lichtblicke für Long-Spekulationen
Bei einigen wenigen Sektor-, Branchen- und Themen ETFs sichten wir aktuell wieder Reversal-Bewegungen für die Long-Seite, nachdem wir in der Vorwoche ausschließlich Reversal-Bewegungen für die Short-Seite gesehen haben.
Ein Reversal-Long Signal liegt vor, wenn ein früheres Verlauftief unterschritten wurde (negativ), auf das dann aber schnell ein Überschreiten eines Verlaufhochs (positiv) folgte, so dass Trader nun darauf spekulieren können, dass sich in Kürze ein höheres Tief ausbildet, von dem aus dann trendfolgend Long agiert werden könnte.
Solche Reversal-Long Signale sichten wir aktuell bei 5 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs. (in Klammern wieder der prozentuale Abstand zum Intraday-Tief vom 12. Februar):
China Internet (KWEB; 12,15 %)
Agrar (MOO; 3,42 %)
Silberminen (SIL; 1,05 %)
Gesundheitsdienstleister (IHF; 0,58 %)
Kupferminen (COPX; -0,67 %)
Allein der KS CSI China Internet ETF (KWEB) kann aktuell positive Momentumwerte aufzeigen, sodass die Umkehrbewegung, die im KWEB-Chart am vergangenen Dienstag, 4. März, begann, nun bereits als Trendfortsetzung genutzt werden kann.
Was ist charttechnisch im China-Internet ETF passiert ?
Am Freitag, 28. Oktober war der KWEB-ETF unter die Unterkante der zuletzt ausgebildeten Range (zwischen 34 und 36,20 US-Dollar) gefallen. Dieses Unterschreiten unter 34 US-Dollar erwies sich als Bärenfalle und die Bullen reagierten schnell und schafften es, am Freitag sogar oberhalb der Range bei 36,99 US-Dollar zu schließen. Damit wurde alles Bärische im Chart vorerst negiert und Trader dürften sich nun wieder auf höhere Kursregionen im KWEB-ETF vorbereiten.
Dabei kamen aus der Volksrepublik China, die aktuell unter Deflation leidet, zuletzt nicht unbedingt positiv stimmende Zahlen zu den Verbraucherpreisen. Diese sind nämlich erstmals seit 13 Monaten wieder deutlich stärker als erwartet zurückgegangen. Wie das Statistikamt in Peking mitteilte, sank der Verbraucherpreisindex im Februar um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Analysten hatten einen Rückgang von nur 0,4 Prozent erwartet.
Allerdings gehen Beobachter nicht so weit, diese Zahlen nun als prekär für die Verbraucherstimmung zu werten, weshalb sie nicht überbewertet werden sollten.
Ein wesentlicher Faktor für die gesunkenen Preise könnte nämlich das veränderte Timing des Frühlingsfestes sein, das in diesem Jahr größtenteils im Januar stattfand. Traditionell führt dieses Fest zu einem Anstieg des Konsums, da Millionen Chinesen reisen und einkaufen. Die Verschiebung des Festes könnte den Konsumdruck im Februar gegenüber Januar verringert haben, was sich in den Verbraucherpreisen nun wohl auch widergespiegelt hat.
Die Nachricht zu den gesunkenen Verbraucherpreisen kam während des parallel tagenden Volkskongresses. Die Regierung erklärte in diesen Tagen, eine Inflation von rund zwei Prozent erreichen zu wollen, rückte damit vom zuvor gesetzten Drei-Prozent-Ziel ab. Beobachter werteten die Entscheidung als Schritt hin zu einem realistischeren Ziel unter der weiter drückenden Deflation.
Deflation ist das Gegenteil von Inflation. Zwar führt dies dazu, dass Käufer mehr für ihr Geld bekommen. Ökonomen halten eine solche Entwicklung aber langfristig für schädlich, da Firmen dadurch weniger verdienen, was Löhne und Arbeitsplätze bedrohen kann.
Chinas Wirtschaft kämpft zudem mit einer schwachen Nachfrage im Inland und einem geringen Verbrauchervertrauen. Peking will die Menschen dazu bringen, wieder mehr einzukaufen, und kündigte auf dem Volkskongress beispielsweise Milliarden-Zuschüsse für ein Eintauschprogramm alter gegen neue Geräte oder Fahrzeuge an.
Einige Aktien aus dem China-Internet-Bereich konnten in der vergangenen Handelswoche um etwa 10 % oder mehr steigen, darunter Baidu, Bilibili und Weibo. In den Charts dieser drei Aktien sehen wir auch die Bärenfalle, die wir im KWEB-ETF beobachten konnten. Sollte diesen Aktien nun ein nachhaltiger Ausbruch aus der Februar-Range gelingen, dann könnte ein Anlauf in Richtung der letzten Verlaufhochs erfolgen, die sich in allen drei Aktien für Anfang Oktober 2024 verorten lassen.
Bilibili (BILI; Marktkapitalisierung: 7,8 Mrd. US-Dollar) ist eine chinesische Online-Unterhaltungsplattform, die vor allem für ihre YouTube-ähnliche Video-Sharing-Site bekannt ist.
Baidu (BIDU; Marktkapitalisierung: 26,5 Mrd. US-Dollar) betreibt die größte Internet-Suchmaschine in China. Daneben ist Baidu in den Bereichen Cloud für Künstliche Intelligenz, Videostreaming-Diensten, Spracherkennungstechnologien und autonomes Fahren präsent.
Weibo (WB; Marktkapitalisierung: 1,7 Mrd. US-Dollar) ist die größte Social-Media-Plattform in China.
Unten listen wir die drei Aktien gemäß dem prozentualen Abstand zum Verlaufhoch von Anfang Oktober auf:
Bilibili (BILI; 24,14 %)
Baidu (BIDU; 18,45 %)
Weibo (WB; 11,93 %)
Saisonale Idee der Woche: Meituan
Das chinesische Unternehmen Meituan (WKN: A2N5NR; Marktkapitalisierung: 128 Mrd. Euro) bietet lokale Servicedienste auf Online-Plattformen an. Dabei kommt der Lieferung von Lebensmitteln der größte Anteil zu. Mit einem Marktanteil von mehr als 70 % durchdringt Meituan inzwischen alle großen Metropolen in China und auch die chinesische Landbevölkerung. Bisher konnte sich Meituan gegenüber Konkurrenten wie Alibaba, JD.com und Douyin gut behaupten.
Etwa 60 % der Servicedienste fallen in den On-Demand Bereich, knapp 20 % fallen inzwischen auf Hotel- und Reisebuchungen. Unterstützt werden von Meituan auch Gruppeneinkäufe und Rabattaktionen über Coupons. Außerdem verdient das Unternehmen gut mit Werbung, die auf seinen Plattformen gezielt eingesetzt werden kann.
Meituan kann seit 2024 tatsächlich als eine Art Gelddruckmaschine in China betrachtet werden, da es als reines Technologieunternehmen relativ wenige Kosten aufbringen muss und damit hohe Nettomargen erzielen wird. 2024 konnte ein operativer Cashflow von 16 % erzielt werden. Vor 2023 konnte das Unternehmen nur 2019 und 2020 einen Jahresgewinn vorweisen. Meituan scheint ab 2023 endgültig und vermutlich auch auf Dauer pro Jahr hohe Gewinne und hohe operative Cashflows erzielen zu können, weshalb das Unternehmen auch spätestens ab 2024 eine Neubewertung erfahren hat, worauf der starke Kursanstieg im Jahr 2024 auch maßgeblich zurückzuführen ist.
Langfristig möchte das Unternehmen ein allumfassender Logistikanbieter für Endverbraucher werden – ähnlich wie es das US-Unternehmen Uber Technologies plant, allerdings mit dem Unterschied, dass die Beförderung von Personen bei Meituan nicht im Vordergrund der Aktivitäten steht.
Während Verbraucher in China zuletzt ihre Budgets eingeschränkt haben, immer mehr Menschen als Lieferfahrer arbeiten und Restaurantbesitzer ums Überleben kämpfen, meldet Meituan weiterhin Rekordgewinne. Dies hat chinesische Behörden dazu veranlasst, sich die Frage zu stellen, wie Meituans Service-Plattform Wachstum mit sozialer Verantwortung in Einklang bringen könnte. Der Schritt des CEOs, Wang Xing, in Richtung Lebensmitteleinzelhandel, internationale Expansion und Technologieinvestitionen erfolgt nämlich zu einem Zeitpunkt, an dem Fragen zum Wohlergehen der Arbeitnehmer – wie beispielsweise die jüngste Debatte über die soziale Absicherung von Fahrern für Meituans Lieferdienste – im Vordergrund stehen.
Chinas größte lokale Dienstleistungsplattform beschleunigt derzeit seine globale Expansion mit einem erneuten Fokus auf Lebensmitteleinzelhandel, Internationale Märkte (hier vor allem arabische Staaten) und künstliche Intelligenz, kündigte CEO Wang Xing kürzlich in einer internen Besprechung an. Der strategische Wechsel erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem das Unternehmen sein 15-jähriges Bestehen feiert und darauf abzielt, über seine Kerngeschäfte Lebensmittellieferung und Gruppeneinkauf hinaus zu diversifizieren.
Der Nahe Osten, insbesondere Saudi-Arabien, hat sich aufgrund seiner jungen, technisch versierten Bevölkerung und der starken Kaufkraft der Verbraucher als strategisch guter Markt herausgestellt. Durch die Einführung von Meituans Übersee-Lebensmittellieferplattform Keeta will Meituan mittelfristig eine starke Präsenz in dieser Region aufbauen.
Nachdem die Service-Plattform Keeta die neun größten Städte von Saudi-Arabien und fast die Hälfte ihrer Bevölkerung erreicht hat, erwägt das Unternehmen nun den Eintritt in Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate. Um seine Präsenz im Nahen Osten zu festigen, hat Meituan einen Dreijahresplan entworfen – mit dem Ziel, Keeta in allen sechs Ländern des Golfkooperationsrates (GCC) auszuweiten, also Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Kuwait, Oman und Bahrain, und dabei die Erfahrungen des saudischen Marktes zu nutzen. Künstliche Intelligenz bleibt dabei ein entscheidender Schwerpunkt, da Meituan versucht, KI zu nutzen, um ein integriertes und effizientes lokales Ökosystem für Logistikdienste aufzubauen, die vor allem von Endverbrauchern genutzt werden.
Eine saisonale Rückschau über eine Mittelwertanalyse zeigt auf, dass die Aktie von Anfang November bis Mitte März die schwächste Phase innerhalb eines Jahres durchläuft. Am 7. November 2024 erreichte die Aktie an der Börse Frankfurt bei 24 Euro tatsächlich ein Verlaufhoch, das bisher nicht wieder überschritten werden konnte. Die Aktie schloss am Freitag in Frankfurt bei 21,70 Euro. Wie auch die anderen drei oben genannten chinesischen Aktien Baidu, Bilibili und Weibo hat die Meituan-Aktie im Februar eine Range ausgebildet, die zu überwinden womöglich schnelles Kurspotenzial in Richtung dieses Verlaufhochs ermöglichen könnte. Aktuell notiert die Aktie an der Oberkante der Februar-Range; ein Ausbruch könnte also unmittelbar bevorstehen.
Schauen wir mal, wie sich die Aktie in den vergangenen vier Jahren vom 10. März bis zum 7. November entwickelt hat:
Vom 10.März bis zum 7. November 2024 gewann die Aktie etwa 140 %. Allein vom 28. August bis zum 7. Oktober 2024 konnte die Aktie um 90 % steigen. Der 7. Oktober 2024, also exakt ein Monat früher, wäre auch der ideale Exit-Zeitpunkt für unseren Season-Trader gewesen, dann wäre eine Performance von 160 % möglich geworden.
Vom 10.März bis zum 7. November 2023 verlor die Aktie etwa 6 % an Wert. Der optimale Exit wäre 2023 für unseren Season-Trader am 31. Juli erfolgen sollen, dann wäre ein Gewinn von 15 % erreicht worden.
Vom 10. März bis zum 7. November 2022 gewann die Aktie etwa 7,5 %. Der optimale Exit wäre 2022 für unseren Season-Trader bereits am 8. Juni erfolgen sollen, dann wäre ein Gewinn von fast 40 % möglich geworden.
Vom 10. März bis zum 7. November 2021 verlor die Aktie etwa 13 % an Wert. Der optimale Exit wäre 2021 für unseren Season-Trader am 25. Juni erfolgen sollen, dann wäre ein Gewinn von 4 % erreicht worden. Vom 10. März bis zum 10. Mai 2021 verlor die Aktie fast 25 % an Wert, so dass ein verspäteter Einstieg zwei Monate später für unseren Season-Trader die bessere Wahl gewesen wäre.
Neue Dauerläufer Idee für unser Musterdepot: TransDigm Group
Das im S&P 500 gelistete US- Unternehmen TransDigm Group Inc. (TDG; Marktkapitalisierung: 75 Mrd. US-Dollar) ist ein weltweit führender Entwickler und Produzent von hochentwickelten Flugzeugkomponenten für den Einsatz in nahezu allen kommerziellen und militärischen Flugzeugen. Dabei handelt es sich um mechanische oder elektromechanische Antriebe und Steuerungen, Zündanlagen, Motorentechnik, Spezialpumpen und Ventile, Winden und Hebevorrichtungen, Stromgeräte, elektrische Motoren und Generatoren, Akkus und Ladegeräte, Verriegelungseinrichtungen, technische Anschlüsse sowie Sicherheitskomponenten und -systeme für das Cockpit, spezialisierte Cockpitanzeigen, Audiosysteme, Sicherheitsgurte und Beleuchtung.
TransDigm operiert weltweit mit über 50 Tochtergesellschaften, ihren Hauptsitz hat die Unternehmensgruppe in Cleveland.
Ein Schlüsselelement des Geschäftsmodells von TransDigm sind die gezielten Übernahmen von Flugzeugteileherstellern mit anschließenden Preiserhöhungen, was es zu einer Art Private-Equity-Unternehmen in der Luftfahrtbranche macht.
2017 warf der Shortseller Citron Research der TransDigm Gruppe monopolartige Geschäftspraktiken vor. Citron argumentierte, dass TransDigm maßgeblich für hohe Preise bei Ersatzteilen für Flugzeuge verantwortlich sei. TransDigm ist tatsächlich oft der einzige Hersteller für seine Produkte, aber auch bekannt für seine Zuverlässigkeit und pünktliche Lieferung, wobei 80 % seiner Produkte kaum Alternativen haben. Über 75 % der Produkte richten sich an den Aftermarket, was langfristige Kundenbeziehungen und wiederkehrende Einnahmen ermöglicht.
Die Kombination aus starker Marktposition, disziplinierter Akquisitionsstrategie und Fokus auf den Aftermarket positionierte das Unternehmen bisher als Dauerläufer an der Börse.
Das Unternehmen kann eine operative Marge von über 40 % vorweisen, die sich aller Voraussicht nach auch in den kommenden Jahren stabil auf diesem hohen Niveau halten kann.
Während der S&P 500 seit dem 19. Februar bereits 6 % an Wert verloren hat, hat sich die Aktie von TransDigm in diesem Zeitraum seitwärts bewegt und notiert aktuell fast unverändert zum Tag, an dem der S&P 500 sein bisheriges Allzeithoch erreicht hat.
Bei den am 4. Februar veröffentlichten Quartalszahlen konnte das Unternehmen die Konsensschätzungen beim Gewinn schlagen, eröffnete am Earning-Day charttechnisch aber mit einem Down-Gap. Dies wurde bis heute nicht mehr unterschritten.
Seit November 2024 bewegt sich die Aktie in einer Handelsspanne zwischen 1.230 und 1.380 US-Dollar.
Aus Sicht von zehn Jahren konnten Investoren mit dieser Aktie einen Gewinn von über 500 % erzielen, was einer Rendite von 50 % pro Annum entspricht.
Die Aktie sollte sich auch in einem Bärenmarkt relativ stabil im S&P 500 behaupten können. Während des Bärenmarktes 2022 verlor die Aktie bis Ende Oktober 2022 zwar 10 % an Wert, der S&P 500 verlor in dieser Zeit jedoch fast doppelt so viel.
Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen
In der vergangenen Handelswoche haben wir wieder Trades durchgeführt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben.
Das wikifolio “Marktradar” verlor in der vergangenen Handelswoche 2,44 %, liegt seit Jahresbeginn mit 7,3 % im Minus.
Wir sind aktuell in der Anlageklasse Volatilität sowohl Long als auch Short positioniert. Am Freitag konnten wir per Kauflimit-Order wieder günstig ein VIX Future Short Faktor Zertifikat mit dem Hebel 4 kaufen. Die Short/Long-Ratio liegt aktuell bei 1,81, d. h. wir haben einen Überhang bei Vola Short, profitieren also etwas mehr von einem Rückgang der Volatilität.
Als Aktien-Favoriten für 2025 halten wir die europäischen Aktien 2G Energy, Camurus, Kontron, PVA Tepla, Raiffeisen Bank International.
Im Rahmen unserer Dauerläufer-Strategie “Defensiv von Links Unten nach Rechts oben” halten wir die Aktien von W.R. Berkley Corporation, Louisiana Pacific Corp., Parker Hannifin Corporation, Tyler Technologies, Churchill Downs, BWX Technologies, Brown & Brown, Stryker Corp., Ensign Group, Costco Wholesale, MercadoLibre, Waste Management, Broadridge Financial Solutions, Hartford Financial Services Group, Mastercard, Alphabet, Paychex, Intercontinental Exchange, Church & Dwight. Die Aktie von RadNet haben wir verkauft. Diese wollen wir nun durch die Aktie der TransDigm Group ersetzen.
Für unser Trading von saisonalen Chancen halten wir Call-Discount-Zertifikate auf Siemens Healthineers, Call-Optionsscheine auf Micron Technology und Coloplast, die Aktien von Primoris Service Corp., Porr AG, Beijer. Die Aktie der YOC AG haben wir verkauft. Die Short-Position auf Boeing, die wir am Montag gekauft hatten, erreichte bereits am Dienstag unser Take-Profit-Ziel und wurde daher schon wieder verkauft. Wir planen, die Aktie von Meituan zu kaufen.
Als Earnings-Trade halten wir aktuell Aktien von United Natural Foods. Stücke von Costco Wholesale werden wir am Montag verkaufen, wir behalten aber Stücke von dieser Aktie, weil wir sie auch als Dauerläufer-Aktie im Depot haben.
Im Rahmen von Short-Trades halten wir Short-Positionen auf den S&P 500 und den Nasdaq 100. Wir planen, die Positionen nach einem Rebound zu erhöhen.
Im Rahmen des Handels von Assets fern von Aktien halten wir aktuell zehn ETPs auf Kryptowährungen: Bitcoin (BTC), Tron (TRX), Ripple (XRP), Ethereum (ETH), Solana (SOL), Sui (SUI), Cardano (ADA), Polkadot (DOT), Ondo (ONDO), Chainlink (LINK). Die Long-Position in Kupfer haben wir verkauft.
Hinweis:
Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.
Seit 2014 ist Stefan Pröhl bei wikifolio aktiv. Dort setzt er Rotationsmodelle auf Wochen-, Monats- oder Quartalsbasis um.
Die Idee zum Marktradar ist entstanden, weil ihm bisher ein vernünftiges Modell fehlte, mit dem er sich täglich einen schnellen Überblick verschaffen kann, in welche Sektoren und Branchen gerade Kapital hineinfließt und aus welchen gerade Kapital abgezogen wird.
Mit dem von ihm entwickelten “Marktradar” kann er täglich für jeden Sektor bzw. jede Branche fünf Tagesstempel vergeben: “Kaufen oder Aufstocken”, “Buy the dip ?”, “Bodenbildung oder Seitwärts”, “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”, “Unter Beobachtung”.
Diese “Top Down” Analyse gibt ihm täglich wichtige Hinweise und Tipps zur Intermarketanalyse. Mit dem Schreiben dieser Kolumne dokumentiert er auf hoffentlich auch etwas unterhaltsame Weise die Tipps und Hinweise, die ihm der Marktradar liefert.
Mit jedem Wissen entsteht auch Unwissen. Nur so kann Stillstand, Leere, Einrosten im Kopf verhindert werden. Täglich gibt es Neues zu entdecken und täglich werden Überzeugungen revidiert. Das ist das Mindset, dem auch diese Kolumne folgt.