Season-trader

Marktradar vom 2. Dezember 2024

Neben vielen anderen Informationen findest Du in den nächsten Leseminuten Antworten auf folgende Fragen:

 

Warum Privatanleger keine dummen Anleger mehr sind

 

Warum das Sentiment unmittelbar vor Thanksgiving aussagekräftig erscheint

 

Warum das Thema “Weltall” zu einem Megatrend werden wird

 

Warum Aktien aus der Schweiz in Kürze die Bodenbildung beenden könnten

 

Warum ein Einstieg bei Halliburton nun eine gute saisonale Idee sein kann

 

Warum Alphabet trotz aktuellem Gegenwind ein Dauerläufer bleiben könnte

 




Marktradar vom Montag, 2. Dezember 2024

 

Die “dummen” Privatanleger wechseln zum Bärenlager über: Steht damit der nächste Bullrun vor der Tür ?



In unserer Marktradar-Kolumne vom 11. November haben wir geschrieben, dass das November-Ziel für den S&P 500 sein wird, die 6.000 Punkte Marke zu überwinden.

 

Geschafft hat der S&P 500 dies “auf dem letzten Drücker”, sprich: am letzten Handelstag im November, der in diesem Jahr zeitgleich mit dem Shopping-Day “Black Friday” zusammenfiel und an dem an der Wall Street außerdem nur ein verkürzter Handelstag stattfand, so dass das Handelsvolumen während der Überwindung der 6.000 Punkte Marke dementsprechend ausgedünnt war.

 

Es waren also nur wenige Handelsteilnehmer live dabei, als der S&P 500 am Freitag um 15:36 Uhr deutscher Zeit diese wichtige Kursmarke überwand und die dann auch bis zum Handelsschluss um 19 Uhr deutscher Zeit verteidigt werden konnte.

 

Paradoxerweise wurde das Erreichen dieser wichtigen Kurs-Schwelle von einem Sentiment begleitet, das von institutionellen Anlegern bis zur Oberkante zwar bullisch bleibt, das bei den Privatanlegern jedoch gemäß der am Mittwoch vor Thanksgiving veröffentlichten Umfrage der American Association of Individual American Investors (AAII) erstmals seit April wieder mehrheitlich in das Bärenlager gewechselt ist.

 

Das überrascht auf den ersten Blick dann doch, zumal immer behauptet wird, dass Privatanleger pure Herdentiere an der Wall Street sind und deren Positionierungen sowieso nur als Kontra-Indikator taugen. 

 

Wenn die Privatanleger nun in das Bärenlager wechseln, heißt das dann im Umkehrschluss, dass die Wall Street vor dem nächsten Bullrun steht ?

 

Dass die Positionierungen der Privatanleger nur als Kontra-Indikator gelten, mag im 20. Jahrhundert, als der Informationsvorsprung der institutionellen gegenüber den privaten Händlern noch gewaltig war, eine gewisse Berechtigung gehabt haben – aber im Zeitalter von auch für private Händler zugänglichen qualitativ und quantitativ hochwertigen Informationsquellen wie beispielsweise “Morningstar” und “Tradingview” können Privatanleger durchaus fundamentale und technische Analysen auf hohem Niveau durchführen.

 

Wir wollen uns in dieser Kolumne etwas näher mit dem Sentiment zu Zeiten von Thanksgiving, Black Friday und dem heutigen Cyber Monday beschäftigen und untersuchen, inwiefern diese Feier- und Shopping-Tage das Anlageverhalten der Privatanleger an der Wall Street beeinflussen. Vor allem interessiert uns aber die Beantwortung folgender Frage:

 

Stand die Stimmung der Privatanleger in den letzten Jahren unmittelbar vor Thanksgiving im Einklang mit der späteren Kursentwicklung im S&P 500 ?

 

Jeden Mittwoch veröffentlicht die American Association of Individual American Investors (AAII) eine Umfrage über die Stimmung von Privatanlegern in Bezug auf den S&P 500. Diese werden gefragt, ob sie aus Sicht der kommenden 6 Monate bullisch, neutral oder bärisch gestimmt sind. Die letzte Umfrage endete am 27. November, also direkt vor Thanksgiving und Black Friday und dem heutigen Cyber Monday.

 

Thanksgiving ist immer der vierte Donnerstag im November und ist als Feiertag tief in der amerikanischen Kultur verwurzelt. Bereits am Mittwoch nehmen sich viele US-Amerikaner den Tag frei oder verlassen die Arbeit früher, um zu ihren Familien zu fahren. Am Donnerstag wird traditionell der Truthahn serviert, während sich die Familie um den Tisch versammelt. Die US-Börse ist an diesem Tag geschlossen. Am Freitag nehmen sich auch viele US-Bürger frei. Familien gehen einkaufen, da die Geschäfte im stationären Handel Sonderangebote, Aktionen und Rabatte anbieten. Die US-Börse ist nur einen halben Tag geöffnet, damit sichergestellt wird, dass die Wall Street nicht länger als drei Tage hintereinander geschlossen bleibt. Da Shoppen per Mausklick in den letzten Jahren immer beliebter geworden ist, haben Online-Shops den Cyber ​​Monday ins Leben gerufen, damit Konsumenten mit Sonderangeboten und Rabatten am Einkaufsrausch per Mausklick oder Schieberegler vom Sofa aus teilnehmen können.

 

Das Ergebnis der AAII-Umfrage vor Thanksgiving überraschte, denn viele Bullen sind unmittelbar vor Thanksgiving in das Lager der Bären gewechselt – erwarten für die kommenden 6 Monate also keine steigenden Aktienkurse mehr.

 

Schnäppchen werden nun lieber im Warenhandel, nicht im Aktienhandel gesucht.

 

Die veröffentlichten Zahlen von AAII für den 27. November lauteten:

 

37,1 % sind optimistisch, 24,3 % sind neutral, 38,6 % sind pessimistisch, was die Entwicklung der Aktienkurse für die kommenden sechs Monate im S&P 500 betrifft. Damit beträgt der Bull-Bear-Spread -1,04.

 

Erstmals seit dem 25. April ist der Bull-Bear-Spread damit in den Negativbereich gerutscht, das heißt von den befragten Privatanlegern erwartet die Mehrheit für die kommenden 6 Monate keine steigenden Aktienkurse mehr.

 

Die Prognosen im Sentiment bei Privatanlegern treffen für die kommenden Wochen aber in der Regel nur dann zu, wenn es zu einer mehrwöchigen “Serie” von ununterbrochenen bullischen bzw. ununterbrochenen bärischen Markteinschätzungen kommt. Darum erzeugt ein wochenlanges bullisches Sentiment einen gesunden Bullenmarkt – ohne ein solches, könnte auch kein Bullrun entstehen. Im Gegenzug führt erst ein wochenlanges bärisches Sentiment zu einem Abverkauf an den Börsen. Dieser dauert dann meist solange, bis das Lager der Bullen in den AAII-Erhebungen auf 20 % oder darunter gerutscht ist.

 

Schließlich funktionieren Bullenmärkte nur, wenn Momentum aus Momentum gespeist wird, Anleger also zu höheren Kursen immer wieder bereit sind, an der Börse Aktien nachkaufen zu wollen. Und damit das passiert, muss die Stimmung einfach über einen längeren Zeitraum hochgehalten werden.

 

Wechselt der Bull-Bear-Spread das Vorzeichen nur über einen Zeitraum von ein oder zwei Wochen in ein Negatives, so kann dieser kurze Ausflug in das Bärenlager im Nachhinein meist als Beginn eines Bullruns gelesen werden. Genauso konnte auch der kurzfristige Überlauf von Bullen zu den Bären bei der Sentiment-Umfrage am 25. April gelesen werden. Denn tiefere Kurse sah der S&P 500 danach nicht mehr: Mit dem ersten negativen Vorzeichen im Bull-Bear-Spread seit vielen Wochen startete der S&P 500 nämlich Anfang Mai einen fast drei Monate dauernden Bullrun.

 

Sollten wir nun den gesamten Dezember über einen Überhang im Bärenlager bei Privatanlegern sehen, so sollten wir ernsthaft in Erwägung ziehen, für das erste Quartal 2025 durchaus eine größere Korrektur im S&P 500 einzukalkulieren.

 

Sehen wir in den nächsten beiden AAII-Umfragen, die am 4. und 11. Dezember veröffentlicht werden, aber wieder ein positives Vorzeichen in der Bull-Bear-Ratio, dann hätte sich der negative Stimmungswechsel vor Thanksgiving im Nachhinein – wie auch Ende April diesen Jahres – als ein gutes Signal im S&P 500 erwiesen, um Aktien zu kaufen.

 

Paradoxerweise ist der S&P 500 nun aber nicht bereits mehrere Tage im Sinkflug gewesen (wie es im April der Fall gewesen ist), sondern das Gegenteil ist passiert. Am Black Friday hat der ETF für den S&P 500 (SPY) erstmals mit dem Schlusskurs über der Marke von 600 US-Dollar geschlossen und erreichte letztlich ein aus psychologischer Sicht wichtiges Allzeithoch.

 

Bedingt durch den verkürzten Handelstag am Freitag war das Handelsvolumen natürlich niedriger als an den Handelstagen zuvor. Wenn wir in der nun beginnenden Handelswoche also einen Rückfall unter die 600 US-Dollar-Marke sehen, so wäre das nicht wirklich verwunderlich. Schließlich waren auch nur wenige Marktteilnehmer aktiv live dabei, als der S&P 500-ETF die 600 US-Dollar-Schwelle am Black Friday überwand.

 

Wir benötigen daher eigentlich sowieso einen zweiten Anlauf in Richtung 600 US-Dollar Marke, dann aber bitte mit hohem Handelsvolumen; erst dann kann ein solcher Ausbruch als eine prozyklische Kaufempfehlung mit nachhaltiger Wirkung interpretiert werden.

 

Ein Rückfall des Sentiments in das Bärenlager zu einem Zeitpunkt, wenn der S&P 500 ein Allzeithoch erreicht, ist relativ unüblich, denn die Stimmung der Privatanleger folgt eher der Herde und initiiert keinen Richtungswechsel. Aber stimmt diese Theorie immer noch ?

 

Wir vermuten: Nein !

 

Wenn der scheinbar so dumm agierende Privatanleger gegen die Masse handelt, und einen Richtungswechsel antizipieren möchte, dann heißt das heutzutage vor allem, dass sich die Privatanleger nicht mehr so leicht ins Bockshorn jagen lassen wollen wie früher und blind den Institutionellen hinterherlaufen möchten. Die Zeiten, als die Privatanleger die Dummen und die Institutionellen die Schlauen waren, sind endgültig vorbei – und das nicht erst, seit Roaring Kitty die Hedgefonds über die Gamestop-Aktie in die Knie zwang. Denn heutzutage können Privatanleger sowohl technische als auch fundamentale Analysen fast genauso professionell auswerten wie institutionelle Investoren. Sie sind meist sogar flexibler in der Verwaltung ihrer Portfolios, weil sie keine eingenommenen Kundengelder zu Hochphasen und keine abgezogenen Kundengelder beim Markttief “im Sinne der Kunden” und damit fast zwangsweise entgegen der Trader-Vernunft verwalten müssen – also am Hoch kaufen, weil dann eben das meiste Geld reinkommt und am Tief verkaufen, weil dann eben das meiste Geld rausgeht.

 

Aktuell ist es sogar so, dass Institutionelle Anleger diejenigen sind, die mit der Herde mitlaufen – womöglich müssen sie das auch, um mögliche Fehl-Positionierungen im laufenden Kalenderjahr bis zum Jahresende noch gerade bügeln zu können. Schließlich waren die Privatanleger in diesem Kalenderjahr frühzeitig im Aktienmarkt investiert, während viele institutionelle Anleger erst im Mai den Privatanlegern gefolgt sind und viele institutionelle auch US-Staatsanleihen gegenüber US-Aktien lange Zeit übergewichten hatten, was im nachhinein ein taktischer Fehler gewesen ist.

 

Eine historische Analyse der AAII-Sentiment-Erhebungen unmittelbar vor und unmittelbar nach Thanksgiving zeigt aber auf, dass Privatanleger offensichtlich dazu neigen, vor Thanksgiving Aktien zu verkaufen, um dann am Black Friday und am Cyber Monday auf Schnäppchen- und Rabattjagd bei Möbeln, elektronischen Geräten, Sportkleidung etc. zu gehen.

 

Schauen wir uns mal die historischen AAII-Daten der vergangenen drei Jahre an:

 

Im Jahr 2023 fiel Thanksgiving auf den 23. November. Die Privatanleger waren unmittelbar vor Thanksgiving von der Stimmung her klar im Bullenlager, gegenüber der Vorwoche stieg der Optimismus von 43,78 % auf 45,30 % an und der Bull-Bear-Spread stieg von +15,7 auf +21,7 verhältnismäßig stark um 6 Basispunkte an. Privatanleger waren also 2023 zu Thanksgiving gewillt gewesen, sowohl bei Waren als auch bei Aktien auf Schnäppchenjagd zu gehen. Der S&P 500 bewegte sich vom Cyber Monday an kaum vom Fleck, bis dann am 7. Dezember die Jahresendrallye begann. Der Bullrun endete erst am 28. März 2024. Die Erwartungen der Privatanleger für die kommenden vier Monate waren also goldrichtig gewesen, auch die von AAII befragte 6-Monatssicht führte in der realen Kursentwicklung beim S&P 500 zu einem Anstieg von 16,4 %, so dass die Privatanleger auch hier richtig positioniert waren.

 

Im Jahr 2022 fiel Thanksgiving auf den 24. November. Die Privatanleger waren unmittelbar vor Thanksgiving von der Stimmung her klar im Bärenlager, gegenüber der Vorwoche fiel der der Optimismus von 33,45 % auf 28,86 % verhältnismäßig stark zurück und der Bull-Bear-Spread fiel von -6,8 auf -11,4 verhältnismäßig stark um 4,6 Basispunkte nach unten. Privatanleger waren also 2022 zu Thanksgiving immer noch sehr zurückhaltend, wenn es um die Schnäppchenjagd am Aktienmarkt ging. Seit dem Oktobertief war der S&P 500 zu Thanksgiving bereits um fast 15 % gestiegen, die Privatanleger waren in ihren Positionierungen aber nicht in das Bullenlager zurückgekehrt und hatten die Herbst-Rallye weitestgehend verpasst. 6 Monate nach Thanksgiving, am 24. Mai 2023, notierte der S&P 500 um 3 % höher – in den Tagen nach dem Cyber Monday bewegte sich der S&P 500 mehr oder weniger seitwärts, um dann Mitte Dezember in der Spitze um etwa 6 % zu korrigieren. Der mangelnde Optimismus der Privatanleger vor Thanksgiving war im Jahr 2022 also durchaus berechtigt gewesen, auch wenn eine bärische Positionierung 6 Monate später dann doch keine positive Rendite eingebracht hätte. Aber welcher Privatanleger ist schon tatsächlich zu 100 % mit Short-Positionen im Aktienmarkt investiert. Die Erhebungen aus der Sentimentbefragung bleiben letztendlich im Bereich der Möglichkeits-Erwägungen stecken und spiegeln nicht wirklich die Faktizität wider.

 

Im Jahr 2021 fiel Thanksgiving auf den 25. November. Die Privatanleger waren unmittelbar vor Thanksgiving von der Stimmung her neutral positioniert, gegenüber der Vorwoche fiel der der Optimismus von 38,84 % auf 33,81 % wiederum verhältnismäßig stark zurück und der Bull-Bear-Spread veränderte sich gegenüber der Erhebung der Vorwoche von -14,1 auf -4,3, blieb damit im pessimistischen Bereich, auch wenn das Bärenlager gegenüber der Vorwoche an Überzeugung abgenommen hatte. Seit dem Oktobertief war der S&P 500 zu Thanksgiving bereits um fast 10 % gestiegen. Mit Jahresbeginn 2022 startete später der Bärenmarkt an der Wall Street, so dass der nicht mehr vorhandene Optimismus der Privatanleger zu Thanksgiving im Jahr 2021 durchaus berechtigt war, obwohl der S&P 500 zu Thanksgiving 2021 seit Jahresanfang bereits um mehr als 25 % gestiegen war. 6 Monate nach Thanksgiving, am 25. Mai 2022, notierte der S&P 500 um fast 15 % niedriger – in den Tagen nach dem Cyber Monday bewegte sich der S&P 500 bis zum 1. Dezember um 4 % nach unten. Der Dezember 2021 führte im S&P 500 dann zwar noch zu einem Kursplus von über 4 %, mit dem Januar 2022 begann dann aber der Bärenmarkt an der Wall Street.

 

Die Stimmung der Privatanleger im Jahr 2021 zu Thanksgiving kann damit durchaus mit dem aktuellen Jahr 2024 verglichen werden, da der S&P 500 auch im laufenden Jahr seit Jahresanfang mit mehr als 25 % im Plus liegt und die Privatanleger auch im laufenden Kalenderjahr früher als die institutionellen Anleger erwägen, sich bärisch zu positionieren.

 

Da die Stimmung der Privatanleger unmittelbar vor Thanksgiving in den vergangenen drei Jahren nicht wirklich konträr zur späteren Kursentwicklung im S&P 500 lag, sollte diese etwas anekdotenhafte Untersuchung Sentimentforscher zumindest dafür sensibilisieren, dass das Vorurteil des dummen Privatanlegers eine Geschichte von gestern sein könnte.

 

Wir können uns nun gut vorstellen, dass der S&P 500 in den nächsten Handelstagen korrigiert, um dann Mitte Dezember eine Jahresendrallye (wie 2021) zu starten, um auch einen neuen Anlauf auf die 6.000 Punkte Marke zu nehmen, dann aber bitte bei erhöhtem Handelsvolumen.

 

Ab Januar oder im ersten Quartal 2025 könnte es dann aber zu einer längeren Korrektur im S&P 500 kommen. 

 

Ob diese ähnlich zäh und humorlos wie 2022 verläuft, möchten wir zu diesem Zeitpunkt nicht prognostizieren. 

 

Fakt ist aber, dass Privatanleger in den vergangenen drei Jahren unmittelbar vor Thanksgiving den “richtigen Riecher” gehabt haben, was die weitere Kursentwicklung im S&P 500 betraf.



Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

 

Aktuell erhalten 42 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 70 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 63,3 %).

 

Von den 42 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, werden 26 ETFs vom Marktradar für diesen Montag als trendfolgend kaufbar eingestuft. In der Vorwoche erhielten 32 ETFs das Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar”.

 

Von den 26 ETFs, die vom Marktradar als “Trendfolgend kaufbar” eingestuft werden, listen wir nun unten die 23 ETFs auf, die am vergangenen Freitag über dem Schlusskurs vom 11. November geschlossen haben; an diesem Tag bildete der S&P 500 den ersten Hochpunkt der Rotation-Rallye nach Donalds Trumps Wahl zum US-Präsidenten aus. Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die bereits über diesem Kurs notieren, haben jetzt gute Chancen, bis zum Jahresende das hohe Momentum zu halten. In Klammern der Abstand zum Intraday-Hoch vom 11. November:

 

Weltraum (ARKX; 10,15 %)

 

Automatik und Robotik (ARKQ; 8,54 %)

 

Uran (URA; 5,99 %)

 

Fintech (ARKF; 5,73 %)

 

Internet-Cloud (WCLD; 5,31 %)

 

Gaming und Sport (ESPO; 4,78 %)

 

Versicherungen (KIE; 4,55 %)

 

Versorger (XLU; 4,44 %)

 

Real Estate (XLRE; 3,37 %)

 

Einzelhandel (XRT; 3,21 %)

 

Banken (XLF; 2,90 %)

 

Öl- und Gasproduzenten (XOP; 2,35 %)

 

Broker und Börsen (IAI; 1,92 %)

 

Social Media (SOCL; 1,69 %)

 

Fossile Energie (XLE; 1,32 %)

 

Nichtbasiskonsumgüter (XLY; 1,29 %)

 

Software (IGV; 1,12 %)

 

Transport (IYT; 1,12 %)

 

Regionalbanken (KRE; 1,10 %)

 

Beteiligungsgesellschaften (PSP; 1,10 %)

 

Infrastruktur (PAVE, 0,57 %)

 

Industrie (XLI; 0,55 %)

 

Innovation (ARKK; 0,22 %)

 



Weltraum-Aktien werden zu einem Megatrend

 

Der Kampf um die Führungsrolle im Weltraum ist längst entbrannt, sowohl auf Unternehmensebene als auch auf Länderebene. 

 

Dass der von Cathie Wood gemanagte Ark Space Exploration & Innovation ETF (ARKX) an der Börse seit Trumps Wahlsieg die Nase unter den Sektor-, Branchen- und Themen ETFs so weit vorne hat, kommt nicht von ungefähr; der ETF hätte wohl auch bei einem Wahlsieg von Kamala Harris womöglich sehr gut performed. Trumps Wahlsieg setzt höchstens noch ein I-Tüpfelchen drauf, indem er SpaceX-CEO Elon Musk mit ins Regierungsteam holen wird.

 

Das Artemis-Programm der NASA stellte die Startrampe zum Höhenflug von Space-Aktien an der Börse dar.

 

Das Artemis-Programm wurde offiziell am 14. Dezember 2017 ins Leben gerufen, als Präsident Donald Trump die Space Policy Directive 1 unterzeichnete. Diese Richtlinie wies die NASA an, sich auf den Transport von Menschen zum Mond zu konzentrieren, begleitet von dem Ziel, eine nachhaltige Präsenz auf der Mondoberfläche aufzubauen und zukünftige Missionen zum Mars vorzubereiten.

 

Die Biden-Regierung hat diese Initiative Donald Trumps nicht rückgängig gemacht, sondern hat auch im Dienste ihrer Ziele gehandelt und zur Forcierung der Aktivitäten im Orbit beigetragen.

 

Partner für das Artemis-Programm kommen aus der Privatwirtschaft, was die USA stark von anderen Ländern wie beispielsweise Russland und China unterscheidet.

 

Die beiden US-Firmen SpaceX und Blue Origin sollen in naher Zukunft Ausrüstungsgegenstände und Infrastruktur auf den Mond liefern. SpaceX möchte mit seiner Starship-Frachtfähre ab dem Jahr 2032 einen Rover für zukünftige Artemis-Missionen liefern. Blue Origin will ab 2033 eine Mondoberflächen-Habitatstruktur bereitstellen. Beide Unternehmen werden ihre Arbeiten im Rahmen bestehender und zukünftiger Verträge fortsetzen, wobei die Ausschreibung der nächsten Projektphasen bereits für 2025 erwartet wird.

 

Das Artemis-Programm der NASA umfasst Raketen, Raumkapseln, ultramoderne Raumanzüge und anderes Zubehör, das auch für längere Verweildauern auf dem Mond tauglich sein soll.

 

Mit dem Unternehmen Rocket Labs USA (RKLB; Marktkapitalisierung: 14,5 Mrd. US-Dollar) arbeitet die NASA ebenfalls eng zusammen.

 

Die NASA verwendet Rocket Lab’s Electron-Rakete regelmäßig, um kleinere Satelliten in den Orbit zu bringen. Diese Satelliten sind entscheidend für Wissenschaft, Erdbeobachtung und die Entwicklung neuer Technologien. Rocket Lab USA erhielt vor kurzem neue Electron-Startverträge im Wert von 55 Mio. US-Dollar. Der Markt für solche Raketen ist ein stark wachsendes Segment, angetrieben durch die Nachfrage nach größeren Satelliten und zukünftigen Missionen im Weltall und auf der Mondoberfläche. Zukünftig sollen sogar Transporte mit 1.500 Kg pro Raumflug möglich gemacht werden. Rocket Labs USA könnte Marktanteile im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar gewinnen, um solche Flüge verwirklichen zu können. Mit seiner Electron-Rakete, die jetzt schon für Nutzlasten bis zu 300 kg geeignet ist, nimmt das Unternehmen bereits eine führende Position im Transport von Kleinsatelliten ein. Nach Schätzungen wird der weltweite Markt für Satellitenstarts auf über 10 Mrd. US-Dollar bis 2030 wachsen, wobei der größte Anteil an die Starts von kleinen Satelliten entfallen wird.

 

Der Auftragsbestand von Rocket Lab USA stieg im Jahresvergleich bereits um 80 % auf zuletzt 1,05 Mrd. US-Dollar.

 

Die Aktie von Rocket Labs USA konnte seit Jahresbeginn bereits um fast 400 % steigen und stellt mit einer Gewichtung von 10,3 % auch die größte Position im von Cathy Wood gemanagten AKRX-ETF dar. Danach folgen die US-Aktien Kratos Defense & Security (KTOS; Marktkapitalisierung: 4 Mrd. US-Dollar) und Iridium Communications (IRDM; Marktkapitalisierung: 3,4 Mrd. US-Dollar) mit Gewichtungen von 8,96 % und 8,26 %.

 

Das Thema Weltall ist natürlich stark mit der Rüstungsbranche verknüpft, weshalb Anleger, die Rüstungsaktien aus ethischen Gründen nicht in ihren Portfolios haben wollen, auch beim Thema Weltall zurückhaltend sein werden. 

 

Wir sehen im Thema Weltall deutlich mehr Potenzial als im Thema Rüstung, erkennen jedoch auch, dass beide Themen nicht sauber voneinander zu trennen sind.

 

Wer die Vorherrschaft im Weltall einnehmen wird, kann das geopolitische Kräftemessen durch ein Space-politisches Kräftemessen womöglich auf ein höheres Level torpedieren. Und wer weiß, vielleicht werden zukünftige Kriege auf der Erde nicht nur auf dem Boden und in der Luft und im Cyberraum, sondern auch im Weltall geführt.

 

Ob Anleger sich dieser nicht mehr allzufernen Realität in ihren Portfolios stellen wollen oder diese ausblenden wollen, das muss jeder für sich selbst entscheiden.

 

Dass das Thema Weltraum Potenzial für einen Megatrend hat, dürfte an der Börse aber wohl kaum noch wegzudiskutieren sein, auch wenn es im Mainstream noch nicht wirklich angekommen ist.



Trendfrüherkennungssignal Long bei Aktien aus der Schweiz, unter anderem bei Novartis

 

Für diesen Montag sichten wir einige Trendfrüherkennungssignale für europäische Lander-ETFs. Diese sichten wir in den Länder-ETFs für Belgien (EWK), Griechenland (GREK), Irland (EIRL), Österreich (EWO) und der Schweiz (EWL). 

 

Wir können also trotz übergeordnetem Abwärtstrend ein höheres Tief im Tageschart ausmachen. Trader könnten unter dem zuletzt gesichteten höheren Tief ihren Stopp-Loss platzieren, um dann bei gutem Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) auf eine Bewegung nach oben zu spekulieren, die mindestens doppelt so weit läuft als der Abstand bis zum Stopp-Loss.

 

Das höhere Tief im Switzerland Ishares MSCI ETF (EWL) sichten wir am 26. November bei 47,11 US-Dollar (Intraday-Tief), die nächsten horizontalen Widerstände lassen sich um 50 und 52,50 US-Dollar ausmachen.

 

Die fünf größten Positionen im ETF sind Nestle, Novartis, Roche, UBS Group und Zurich Insurance

Nestle bildete in Zürich am 26. November kein höheres Tief, sondern ein lokales Tief aus. Damit zeigt die Aktie relative Schwäche zum Gesamtmarkt.

 

Novartis bildete am 26. November jedoch genauso ein höheres Tief aus, das wir auch im EWL-ETF erkennen.

 

Auch wenn die Übernahme des deutschen Unternehmens Morphosys durch Novartis hohe Abschreibungen in der Bilanz verursacht, sind Analysten weitgehend positiv für die Aktie gestimmt.

 

Novartis erwartet nach seinem Umbau zu einem rein auf patentgeschützte Medikamente ausgerichteten Unternehmen mittelfristig etwas mehr Wachstum als bisher. Bis 2028 soll der Umsatz jährlich im Schnitt um sechs Prozent statt der zuvor angepeilten fünf Prozent zulegen.

 

“In den kommenden Jahren werden wir mehr als 15 Zulassungsanträge stellen, um unser Wachstumsprofil weiter zu stärken“, erklärte CEO Vasabt Narasimhan jüngst auf einem Investorentag. “Längerfristig haben wir mehr als 30 Vermögenswerte in der Pipeline identifiziert, die ein erhebliches Potenzial haben, unser Portfolio zu verjüngen und nach 2029 ein Wachstum im mittleren einstelligen Bereich zu ermöglichen.” Als bereinigte operative Marge strebe der Manager dabei unverändert bis 2027 einen Wert von mehr als 40 Prozent an.

 

Am 22. November hatte Novartis Quartalsergebnisse präsentiert, die zu einem Kurssprung der Aktie um 2,3 % geführt haben, was für diesen defensiven Pharmawert ordentlich ist.

 

Mit einem Gewinn je Aktie von 1,37 Schweizer Franken wurde der Vorjahreswert von 0,75 Schweizer Franken deutlich übertroffen. Auch der Umsatz stieg im Vergleichszeitraum von 10,41 auf 11,11 Milliarden Schweizer Franken. Analysten haben ein durchschnittliches Kursziel von 99,63 CHF für die Aktie ermittelt, was einem Kurspotenzial von knapp 7 % entsprechen würde.

 

Charttechnisch lauern die nächsten horizontalen Widerstände bei 96 und 100 Schweizer Franken, der Schlusskurs am Freitag lag in Zürich bei 93,27 Schweizer Franken.

 

In der vergangenen Handelswoche erfolgte zudem eine positive Meldung, die die Zulassung eines Medikaments betrifft, dessen Einnahme im Frühstadium von Brustkrebs verhindern soll, dass der Brustkrebs nach temporärer Bekämpfung wieder auftritt.

 

“Das Wiederauftreten von Brustkrebs kann für die Betroffenen zu einem lebenslangen Problem werden. Weibliche Patienten haben Anspruch auf Behandlungsmöglichkeiten, die das Risiko eines Wiederauftretens ihres Krebses minimieren und sie beruhigen“, sagte Iris Zemzoum, medizinische Präsidentin des Europageschäfts bei Novartis. “Wir sind stolz auf diese Zulassung, die dazu beitragen wird, einen wichtigen ungedeckten Bedarf zu decken und die Gesundheitsergebnisse für eine breitere Patientenpopulation in Europa zu verbessern.”

 

Brustkrebs ist die am häufigsten diagnostizierte Krebsart in Europa. Etwa 70 % der Fälle werden im Frühstadium der Krankheit diagnostiziert. Trotz der aktuellen Behandlungsmöglichkeiten besteht weiterhin das Risiko, dass der Krebs langfristig wiederkehrt, so dass Frauen den Brustkrebs oft als unheilbare fortgeschrittene Erkrankung erleben.

 

“Diese Zulassung stellt einen positiven Meilenstein für die europäische Gemeinschaft im Bereich Brustkrebs im Frühstadium dar, einschließlich der Ärzte, die nun eine neue Option haben, um das Risiko eines Wiederauftretens bei einer größeren Patientenpopulation zu senken” führte Dr. Michael Gnant, Professor für Chirurgie an der Medizinischen Universität Wien, in der von Novartis veröffentlichten Pressemeldung vom vergangenen Mittwoch weiter aus.

 

Trader könnten unter dem höheren Tief vom Mittwoch, das auch durch die oben genannte Nachricht begünstigt wurde, einen Stopp-Loss platzieren (ca. bei 91,50 Schweizer Franken) und Take-Profit Ziele bei 95 und 100 Schweizer Franken anpeilen. Bei einem Kursziel von 100 Schweizer Franken läge das CRV bei 3,8.



Saisonale Idee der Woche: Halliburton Co.

 

Nachdem wir in der Vorwoche den Öl- und Gasdienstleister Schlumberger (SLB; Marktkapitalisierung: 62,5 Mrd. US-Dollar) als saisonale Idee der Woche vorgestellt haben, wollen wir heute den kleineren Konkurrenten Halliburton Co. (HAL; Marktkapitalisierung: 28 Mrd. US-Dollar) vorstellen.

 

Die Ölindustrie durchläuft derzeit eine stille Revolution: Neue Technologien, insbesondere Künstliche Intelligenz, transformieren eine jahrhundertealte Branche, die viele Marktteilnehmer für nicht sehr innovationsfähig halten. Insbesondere Unternehmen, die selbst kein Öl fördern, sondern als Ausrüster und Dienstleister für Öl- und Gasproduzenten tätig sind, verfügen über eine technologische Expertise, die mit dem Fokus auf Digitalisierung und Effizienzsteigerung langfristig die Rentabilität der Branche erhöhen und die Kosten pro Barrel senken soll.

 

Traditionell assoziiert man die Öl- und Gasindustrie mit großen Bohrinseln, schmutzigen Pumpanlagen und einer starken Abhängigkeit von physischer Arbeit. Doch heute ist Ölproduktion ebenso digital wie mechanisch. Unternehmen setzen zunehmend auf Künstliche Intelligenz, um die Effizienz ihrer Anlagen zu maximieren und die enormen Kosten der Förderung zu senken. Ein herausragendes Beispiel für diese Transformation bietet das Permian Basin, ein riesiges Ölfeld in Texas und New Mexico. In dieser Region, die fast die Hälfte der gesamten US-Ölförderung ausmacht, nutzen Unternehmen die Künstliche Intelligenz, um die Effizienz ihrer Anlagen drastisch zu erhöhen. Sensoren überwachen in Echtzeit Druck, Temperatur und andere Faktoren in den Bohrlöchern, während autonome Software-Systeme die Steuerung und Anpassungen übernehmen, ohne dass Menschen eingreifen müssen. Die Produktivitätssteigerungen sind bemerkenswert, wobei in den USA ansässige Ölproduzenten wie beispielsweise Exxon Mobil und Chevron planen, die Tagesproduktion um 60 % zu erhöhen, während gleichzeitig die menschlichen Arbeitskräfte um fast die Hälfte reduziert werden sollen. 

 

Der Einsatz von KI führt also dazu, dass Öl- und Gas-Unternehmen mit weniger Personal und geringeren Investitionen mehr Öl und Gas als je zuvor fördern können. 

 

Donald Trumps Ausspruch “Drill, Baby, Drill”, den er im Juli dieses Jahres auf einem Parteitag der Repuplikaner die Delegierten deklamieren ließ, soll also nicht nur durch Deregulierung, schnellere Genehmigungen und Entmachtung von US-Bundesbehörden vonstatten gehen, sondern in hohem Maße auch auch mittels technologischer Neuerungen durchgesetzt werden, wobei sich letztere unabhängig von Trumps Fördermaßnahmen für die Öl- und Gasindustrie bereits unter der Biden-Regierung als wirksame Investitionen in die Steigerung von Effizienz und Rentabilität bemerkbar gemacht haben.

 

In einem volatilen Markt wie dem Ölsektor wäre eine solche Entwicklung ein entscheidender Vorteil; selbst bei schwankenden Ölpreisen würde die Rentabilität relativ stabil bleiben können – so zumindest lassen es die Äußerungen mancher CEO’s in den Earning Calls zuletzt vermuten. Neben der Effizienzsteigerung hilft die Technologie auch dabei, negative Auswirkungen für die Umwelt und insbesondere den Treibhauseffekt zu reduzieren. In der Vorwoche haben wir in der Marktradar-Kolumne aufgeführt, wie Schlumberger mit der Lumi-Plattform ein auf der KI-basierendes System eingeführt hat, um unter anderem frühzeitig Methanemissionen in Rohrleitungen oder Tankbehältern auszumachen, um so dem Treibhauseffekt entgegenwirken zu können.

 

Mit einem starken Fokus auf Nordamerika – einem Markt, der knapp die Hälfte des Umsatzes bei Halliburton ausmacht – profitiert Halliburton von steigenden Produktionszahlen in den USA und Kanada sogar noch stärker als Schlumberger, denn Schlumberger ist deutlich internationaler aufgestellt.

 

Halliburton verdient mit Serviceleistungen in den beiden Bereichen Drilling und Evaluation etwa 40 Prozent des Jahresumsatzes: Hierbei handelt es sich um Lösungen zur Optimierung von Bohrlöchern und geologische Analysen, um neue Bohr-Stätten erkunden zu können. Etwa 60 % der Jahresumsätze drehen sich um Completion and Production; damit sind Dienstleistungen gemeint, die die Effizienz und Sicherheit der Ölproduktion vor Ort verbessern. 

 

Halliburton hat zuletzt am 7. November vorbörslich Quartalszahlen präsentiert, die leicht unter den Konsensschätzungen lagen. Da die Veröffentlichung der Quartalszahlen mit der gewonnenen US-Präsidentschaftswahl von Donald Trump zeitlich zusammenfiel, korrigierte die Aktie nach den Quartalszahlen kaum und notiert nun, am Black Friday, mehr als 5 % über dem Schlusskurs vom 11. November. Damit zeigt die Aktie deutliche relative Stärke gegenüber anderen Aktien aus dem Öl-Dienstleister-Bereich.

 

Seit Jahresbeginn liegt die Aktie von Halliburton aber immer noch mehr als 10 % im Minus, hat bei 27 US-Dollar im Chart aber nun einen tragfähigen Doppelboden ausgebildet, der mit Trump als neuem US-Präsidenten wohl aus mittel-und langfristiger Sicht nicht mehr unterschritten werden dürfte.

 

Mit dem Anstieg über 30 US-Dollar konnte eine erste Hürde im Chart bereits überwunden werden, der nächste horizontale Widerstand lauert bei etwa 33 US-Dollar. Wenn dieser überwunden wird, dann sollte die Bodenbildung endgültig abgeschlossen sein und schnelle Kursanstiege in Richtung 40 US-Dollar liegen dann im Bereich des Möglichen. Zumal die Aktie mit einem KUV von 1 und einem KGV von 10 unterbewertet erscheint.

 

Eine saisonale Mittelwert-Rückschau ergibt, dass die Halliburton Aktie von Ende April bis Anfang Oktober ihre schwächste Phase des Jahres durchläuft, die stärkste also von Anfang Oktober bis Ende April, wobei der Hochpunkt jedoch wohl eher bei Mitte Februar liegt und auf Anstiege bis in den April hinein wohl nur dann spekuliert werden sollte, wenn der Sektor auch “hot” ist.

 

Im Jahr 2023 hielt sich die Aktie zunächst jedoch nur bedingt an das saisonale Muster, da Halliburton von Mitte Oktober 2023 bis Mitte Januar 2024 unter Verkaufsdruck stand und mehr als 20 % an Wert verlor. Das saisonale Muster kam dann aber verspätet noch zu seinem Recht, da die Aktie ihren nächsten Hochpunkt dann tatsächlich im April erlebte. Von Mitte Januar bis Mitte April 2024 konnte die Aktie damals um etwa 25 % steigen.

 

Auch 2022 können wir das saisonale Muster, das aus Mittelwerten entnommen wurde, nicht in seiner Vollständigkeit im Chart der Aktie abgebildet erkennen. Halliburton stieg von Ende September bis Mitte Januar zwar um 70 %, davon vom 2. Dezember bis zum Hochpunkt am 18. Januar um 7,5 %. Der größte Teil des Anstiegs war am 2. Dezember also schon vollzogen worden.

 

Im Jahr 2021 sahen wir hingegen exakt am 2. Dezember ein lokales Tief im Chart, von dem aus die Aktie sich bis Mitte April fast im Wert verdoppeln konnte, also einen Kursanstieg von fast 100 % verbuchen konnte.

 

Wer nun auf die günstige Bewertung der Aktie setzt und zusätzlich auf Rückenwind durch die Trump-Regierung spekulieren möchte, kann Halliburton mit Kursziel 40 US-Dollar kaufen, was aktuell einer Rendite von 25 % entsprechen würde.

 

Einen Rückfall auf Kurse unter 27 US-Dollar halten wir für unwahrscheinlich.

 



Dauerläufer-Trendfolge idee der Woche: Alphabet

 

Alphabet (GOOGL; Marktkapitalisierung: 2 Billionen US-Dollar) ist eine Holdinggesellschaft, bei der die Online-Suchmaschine Google den Großteil des Umsatzes generiert, der größtenteils aus Online-Anzeigen besteht. Weitere Einnahmen stammen aus dem Verkauf von Apps und Inhalten auf Google Play und YouTube sowie aus Gebühren für Cloud-Dienste und anderen Lizenzeinnahmen. Der Verkauf von Hardware (Chromebooks, Pixel-Smartphones und Smart-Home-Produkten) trägt auch zu den Einnahmen bei. Alphabets „Moonshot“-Investitionen befinden sich im Segment „Other Bets“, wo das Unternehmen auf Technologien zur Verbesserung der Gesundheit (Verily), schnelleren Internetzugang für Haushalte (Google Fiber), selbstfahrende Autos (Waymo) und mehr setzt. Die operative Marge von Alphabet liegt bei 25-30%, wobei Google bei 30% liegt und „Other Bets“ aktuell noch Verluste generiert.

 

Die Google-Muttergesellschaft erreichte ihr Allzeithoch am 10. Juli dieses Jahres. Seitdem hat die Dauerläufer-Aktie in der Spitze um etwa 20 % korrigiert, notiert aktuell aber wieder knapp 15 % über dem im September erreichten Tiefpunkt seit Beginn der Korrekturbewegung.

 

Maßgeblichen Anteil an der schwachen Kursentwicklung zuletzt hatten einerseits Spekulationen darüber, dass ChatGPT und andere von der KI getriebene Chats Googles Einnahmen im Bereich Online-Werbung schmälern könnten und andererseits, dass eine Zerschlagung des Konzerns von Regierungsseite vorgenommen wird. Allerdings dürfte eine solche Maßnahme, falls Sie überhaupt in Gang kommen kann, Jahre benötigen, um rechtskräftig vollzogen zu werden.

 

Mitte November kam über Bloomberg die Meldung raus, dass die US-Regierung offenbar vor Gericht erreichen möchte, dass Google sich vom weltweit meistgenutzten Web-Browser Chrome trennen muss. Das Justizministerium wolle die Maßnahme im Wettbewerbsprozess gegen Google in Washington vorschlagen, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen. Der Richter hatte in dem Verfahren bereits im August geurteilt, dass Google ein Monopol bei der Internet-Suche habe und es mit unlauteren Mitteln gegen Konkurrenz verteidige. Jetzt geht es um die Konsequenzen. Das Justizministerium will unter anderem auch fordern, dass Google verpflichtet wird, Konkurrenten Zugang zu einigen Daten zu gewähren. Außerdem soll Google es anderen Website-Betreibern erleichtern, der Verwendung ihrer Informationen zum Training von Künstlicher Intelligenz zu widersprechen. Eine Entscheidung des Richters über die Maßnahmen steht allerdings wohl frühestens Mitte 2025 an.

 

Chrome ist der meistgenutzte Browser zum Surfen im Web mit einem Marktanteil von rund 60 Prozent in den USA und etwa zwei Dritteln weltweit. Ein Argument der Wettbewerbshüter könnte dem Bericht zufolge sein, dass über Chrome viele Nutzer auf Googles Suchmaschine kämen. Überlegungen, von Google die Trennung vom Smartphone-System Android zu fordern, seien hingegen fallen gelassen worden.

 

Die Alphabet-Aktie notiert bereits über 6 % unter dem Schlusskurs vom 11. November, muss daher als Trump-Verlierer bewertet werden. Hierzu gibt es aber durchaus gegenteilige Ansichten, die aus Sicht des Marktradaras aktuell zu wenig Beachtung finden. So hat das Analysehaus CFRA Research jüngst geschrieben, dass die Alphabet-Aktie unter einer Trump-Administration zu einem noch attraktiveren Investment als unter der Biden-Regierung werden könnte. Obwohl Alphabet genau genommen nicht zum reinen Technologie-Sektor gehört, weil mit Werbung das meiste Geld verdient wird, sind die Analysten der Meinung, dass Anleger das Unternehmen unter einer Trump-Regierung als verlockende Anlagemöglichkeit betrachten sollten. Der hohe Bewertungsabschlag, mit dem der Titel im Vergleich zu anderen „Magnificent Seven“-Unternehmen gehandelt wird, macht einen Einstieg in Alphabet nun attraktiver als andere Internet Big-Player. Dieser Abschlag ist größtenteils durch regulatorischen Druck entstanden und würde sich verringern, weil diese für Google negativen Szenarien aller Voraussicht nach nicht eintreten werden. Weder kommt es also zu einem nachhaltigen Rückgang der Werbeeinnahmen noch wird das Unternehmen in Kürze zerschlagen werden.

 

Darüber hinaus glauben die Analysten, dass Übernahmeaktivitäten für Alphabet zusehends ein Thema werden. Das Unternehmen scheint aktuell bereit zu sein, mehr Übernahmen als zuvor tätigen zu wollen, nachdem Spekulationen über mögliche Deals (z. B. mit Hubspot oder Wiz) in diesem Jahr aufgekommen sind, aber nicht realisiert werden konnten. Das Unternehmen Alphabet besitzt die größte Netto-Cash-Position in den USA und generiert täglich Cashflows, die es dem Konzern ermöglichen, im Prinzip jedes Unternehmen zu übernehmen, das man haben will.

 

Wir gehen davon aus, dass ein Marktführer wie Alphabet ein Dauerläufer an der Börse bleiben wird, ein Einstieg also im Prinzip zu jedem Zeitpunkt erfolgen kann, sofern der Aktionär auch gewillt ist, die Aktie über mehrere Jahre zu halten.

 

Aus Sicht von 10 Jahren konnten “Google-Aktionäre” mit der Alphabet-Aktie eine Rendite von etwa 520 % erzielen, was einer Rendite pro Jahr von 52 % entsprechen würde.

 

Aktuell hat sich im Chart ein Widerstand bei 180 US-Dollar gebildet. Sofern dieser überwunden werden kann, dürfte die relativ günstige Bewertung der Aktie neue Käufer anlocken.

 

 

Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen

 

In der vergangenen Handelswoche haben wir wieder Trades durchgeführt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben.

 

Das wikifolio “Marktradar” gewann in der vergangenen Handelswoche 0,71 %, liegt seit Jahresbeginn mit 15,5 % im Plus.

 

Wir sind aktuell in der Anlageklasse Volatilität vorwiegend Short positioniert, haben aber wieder Vola Long Positionen gekauft, davon vermehrt am Black Friday.

 

Unser Themenschwerpunkt liegt momentan bei Smart Grid Profiteuren. Für das Thema Smart Grid halten wir die Aktien von Ameresco, IES Holdings, MYR Group, Quanta Services, Tetra Tech. Weitere Themen sind Bitcoin und China-Aktien, die wir über zwei ETPs abdecken.

 

Im Rahmen der Trendfrüherkennung halten wir eine Short-Position in Southwest Airlines über ein Hebelzertifikat. Die Short-Position auf Abbott Laboratories haben wir in der vergangenen Handelswoche mit Verlust verkauft. Wir planen, ein Call-Hebelzertifikat auf Novartis zu kaufen.

 

Für unser Trading von saisonalen Chancen halten wir Call-Optionsscheine auf Workday, Micron Technology und Schlumberger, Call-Discount-Optionsscheine auf BMW, Münchener Rück und Siemens, die Aktien von Collegium Pharmaceutical, Wienerberger, Vossloh, Qualys und Ansys sowie einen ETC auf den Bitcoin. Wir haben in der vergangenen Handelswoche die Aktie von Rambus mit Gewinn verkauft. Wir planen, die Aktie von Halliburton zu kaufen.

 

Im Rahmen unserer Strategie “Defensiv von Links Unten nach Rechts oben” halten wir die Aktien von W.R. Berkley Corporation, Comfort Systems, Louisiana Pacific Corp., Parker Hannifin Corporation, RadNet, Tyler Technologies, Churchill Downs, BWX Technologies, Brown & Brown, Stryker Corp., Ensign Group, Costco Wholesale, MercadoLibre, Waste Management, Broadridge Financial Solutions, Hartford Financial Services Group, Mastercard. In dieser Woche wollen wir die Aktie Alphabet dazu kaufen.

 

Als Earning-Trades halten wir aktuell Box Inc. und Healthequity.

 

Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.



Seit 2014 ist Stefan Pröhl bei wikifolio aktiv. Dort setzt er Rotationsmodelle auf Wochen-, Monats- oder Quartalsbasis um.

Die Idee zum Marktradar ist entstanden, weil ihm bisher ein vernünftiges Modell fehlte, mit dem er sich täglich einen schnellen Überblick verschaffen kann, in welche Sektoren und Branchen gerade Kapital hineinfließt und aus welchen gerade Kapital abgezogen wird.

Mit dem von ihm entwickelten “Marktradar” kann er täglich für jeden Sektor bzw. jede Branche fünf Tagesstempel vergeben: “Kaufen oder Aufstocken”, “Buy the dip ?”, “Bodenbildung oder Seitwärts”, “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”, “Unter Beobachtung”.

Diese “Top Down” Analyse gibt ihm täglich wichtige Hinweise und Tipps zur Intermarketanalyse. Mit dem Schreiben dieser Kolumne dokumentiert er auf hoffentlich auch etwas unterhaltsame Weise die Tipps und Hinweise, die ihm der Marktradar liefert.

Mit jedem Wissen entsteht auch Unwissen. Nur so kann Stillstand, Leere, Einrosten im Kopf verhindert werden. Täglich gibt es Neues zu entdecken und täglich werden Überzeugungen revidiert. Das ist das Mindset, dem auch diese Kolumne folgt.

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