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Marktradar vom 18. März 2024

Marktradar vom Montag, 18. März 2024



Kurzfristig ist der US-Markt in den Risk-Off Modus gerutscht

 

Zum großen Verfallstag von Aktienoptionen, der immer am dritten Freitag im März, Juni, September und Dezember stattfindet und vergangene Woche auf den 15. März gefallen war, haben sich unter dem Radar der großen US-Aktienindizes viele Branchen, die im Jahresverlauf bisher zu den Verlierern gehört haben (Gold- Silber-und Kupferminen, Aktien aus dem Bereich Agrar und Holz sowie die defensiven Branchen par excellence Basiskonsumgüter und Versorger) urplötzlich als die “neureichen” Leader im US-Branchenuniversum herausgeputzt.

Eine solche relative Stärke von Aktien aus diesen Branchen verweist nun mit Nachdruck – aber immer noch relativ unsichtbar für alle, die nur die großen US-Aktienindizes beobachten – auf eine Hinwendung der Marktteilnehmer in Richtung Risk-Off. 

Vor Beginn des zweiten Quartals scheinen viele Aktienhändler vorerst Teilgewinne bei Risk-On Branchen wie Internet, Software und Technologie mitnehmen zu wollen, ohne dies aber im wirklich großen Stil zu tun. Nach dem Motto: An Teilgewinnmitnahmen geht ein Trendfolger nicht zugrunde. 

Vermutlich dienen diese Gewinnmitnahmen vorwiegend dazu, um zum Quartalsende etwas Rebalancing zu betreiben und damit einige gut gelaufene Aktien nicht zu hoch gewichtet im Portfolio zu Beginn des zweiten Quartals zu halten.

Sollten Aktienhändler die kurzfristige Schwäche in Aktien aus dem Bereich Semiconductor und Software nun nutzen, um noch vor Quartalsanfang relativ günstig nachkaufen zu können (zwischen dem 26. eines Monats und dem 4. des Folgemonats entwickeln sich Aktien aus dem S&P 500 im Sinne der sogenannten Monatsultimo-Strategie in der Regel recht gut), dann dürfte der April wieder im Lichte der Highflyer leuchten und die alten Börsenstars (Nvidia, Super Micro Computer, Meta Platforms und viele andere Leader-Aktien aus anderen Branchen wie Eli Lilly, Modine Manufacturing, Pulte Group, undsofort) wären wieder die alles überstrahlenden Sterne am Himmel und die momentan Auftrieb erfahrenen defensiven Aktien aus dem Bereich Agrar, Basiskonsumgüter und Stromversorger würden wieder unter ferner liefen mitschwimmen. 

Ein bisschen anders sehen wir das Potenzial bei Gold, Silber und Kupfer. Hier können wir uns vorstellen, dass die Impulskäufe aus den letzten zwei Wochen eine längere Halbwertzeit besitzen als die Käufe von Aktien, deren Unternehmen Zahnpasta, Limonaden, Toilettenpapier produzieren oder die Stromversorgung in den USA sicherstellen sollen.



Aussagen von CEOs haben aktuell mehr Gewicht als Aussagen von Notenbankchefs

 

In dieser Handelswoche steht die Sitzung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve an, die am Dienstag beginnt und am Mittwoch endet. Nach dem Zinsentscheid wird Fed-Chef Jerome Powell dann seine Pressekonferenz halten. Seine Äußerungen haben immer das Potenzial, den breiten Markt kurzfristig nach oben oder nach unten zu schicken – insbesondere dann, wenn keine großen Überraschungen erwartet werden.

Da die Inflation zuletzt nach Veröffentlichung von Erzeugerpreisen wieder etwas anzuziehen scheint, könnten Worte von Jerome Powell zur künftigen Entwicklung der Zinssätze Marktteilnehmer, die auf Zinssenkungen ab Juni spekulieren, enttäuschen. 

Womöglich wird eine solche Enttäuschung aber vom Markt ignoriert werden können. Denn zuletzt konnte beobachtet werden, dass Börsianer die Aussagen von CEOs wichtiger zu nehmen scheinen als Aussagen von Notenbankchefs.

Der Markt spekuliert mehr auf steigende Unternehmensgewinne als auf sinkende Zinsen.

Auf steigende Unternehmensgewinne im KI-Umfeld könnten Börsianer am Montag und am Mittwoch nachbörslich reagieren. 

Das wollen wir nun zuerst anhand von möglichen News bei Nvidia und Oracle, die heute kopmmen dürften, und anhand von einem vermutlich aktuell immer noch unterschätzten Ausblick bei Micron Technology, der im Rahmen der Veröffentlichung von Quartalszahlen am Mittwoch nachbörslich gegeben wird, erläutern.

Nvidia und Oracle stehen heute im Fokus

Der CEO von Nvidia, Jensen Huang, wird heute auf der GTC AI-Entwickler-Konferenz im SAP Center in San Jose, Kalifornien, eine Rede vor Fachpublikum halten. Experten erwarten neue Ankündigungen aus dem Softwarebereich von Nvidia, der von vielen aktuell noch völlig unterschätzt wird. Das Software-Geschäft erzielt bei Nvidia aktuell einen Jahresumsatz von ungefähr 1 Mrd. US-Dollar. Wenn man bedenkt, dass die Schätzungen für das neue Geschäftsjahr von einem Gesamtumsatz von 107 Mrd. US-Dollar ausgehen, ist der Software-Umsatz mit weniger als 1 % vom Gesamtumsatz praktisch nicht mehr als eine kleine Nische. Gemeinsam mit den Unternehmenslenkern des Software-Riesen Oracle werden neue gemeinsame Manöver und Kooperationen erwartet, die – oh Wunder – den Gesundheitssektor betreffen könnten – ein Feld, das bei Nvidia und Oracle bisher noch kaum im Fokus der meisten Analysten steht.

Bisher haben nur sehr gut informierte Analysten das Thema KI-Arzt auf dem Schirm, an dessen “digitaler Geburt” nun womöglich Nvidia und Oracle maßgeblich beteiligt sein werden.

Auf dem letzten Earning-Call von Oracle sagte Larry Ellison, derzeit Chairman und CTO von Oracle, nämlich folgendes: “Im dritten Quartal hat Oracle die Umstellung der Mehrheit der Cerner-Kunden auf die Gen2 Cloud Infrastructure von Oracle abgeschlossen. Im vierten Quartal wird Oracle damit beginnen, seine völlig neue Ambulatory Clinic Cloud Application Suite an dieselben Kunden auszuliefern. Dieses neue KI-gesteuerte System verfügt über eine integrierte Sprachschnittstelle namens Clinical Digital Assistant, die automatisch Arztbriefe erstellt und elektronische Gesundheitsakten aktualisiert, was wertvolle Zeit spart und die Genauigkeit von Gesundheitsdaten verbessert. Die Bereitstellung dieser revolutionären neuen Gesundheitstechnologie wird die schnelle Modernisierung der Gesundheitssysteme unserer Kunden im kommenden Jahr ermöglichen und Cerner und Oracle Health für die kommenden Jahre in ein wachstumsstarkes Unternehmen verwandeln.”

Nach der Übernahme des Software-Spezialisten für den Healthcare-Bereich Cerner möchte sich Oracle nun als Marktführer für die digitale Verarbeitung von Gesundheitsdaten etablieren, mittelfristig schließlich für die digitale Geburt eines KI-Arztes sorgen. Und hier könnte Nvidia mit ins Spiel kommen. Noch ist das nur Spekulation. Am Dienstag vielleicht schon ein ausgesprochenes gemeinsames Ziel.

Die derzeitige CEO von Oracle, Safra A. Catz, stellte nämlich eine weitere Partnerschaft mit Nvidia in Aussicht, welche heute auf der GTC AI-Entwickler-Konferenz, auf der über 900 Sessions und Workshops zu generativer KI angeboten werden, weshalb diese Konferenz von vielen als „AI Woodstock” bezeichnet wird, verkündet werden soll.



Micron steht am Mittwoch im Fokus

 

Am Mittwoch nachbörslich wird schließlich der Semiconductor-Konzern Micron Technology neue Quartalsergebnisse präsentieren.

Wir hatten bereits im Marktradar vom 4. März über Micron Technologies berichtet und betont, dass der Beginn der Massenproduktion von High-Bandwidth-Memory (HBM) Chips im April beginnen wird. HBM-Chips sind Speicher mit hoher Bandbreite, bei denen Hochleistungs-DRAM-Chips gestapelt und mit Logik-Chips in einem Gehäuse verbunden werden. Diese bilden eine wichtige Voraussetzung für das beschleunigte Computing in KI-Rechenzentren. Microns 24 GB 8H HBM3E wird Bestandteil der NVIDIA H200 Tensor Core GPUs sein; Nvidia wird damit der Hauptabnehmer dieser Produkte sein. 

Da die Aktie von Micron Technology zuletzt von 100 US-Dollar zurück in den Bereich von etwas über 90 US-Dollar korrigiert hat, sehen wir nun eine gute Chance, noch vor Veröffentlichung der Quartalszahlen auf diese Revolution im Markt von Speicherchips zu setzen.

Micron Technology steht aus Sicht des Marktradars vor einer Neubewertung, weshalb wir in dieser Aktie für die kommenden Jahre ein massives Kurspotenzial sehen.



Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

 

Aktuell erhalten 30 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 50 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 70 %).

Von den 30 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, können wir nur noch 15 ETFs das Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar” verleihen – in der Vorwoche erhielten noch doppelt so viele ETFs dieses Gütesiegel. 

Trendfolgend kaufbar sind laut Marktradar für diesen Montag folgende ETFs: Aus dem Bereich Technologie nur noch Global Robotics and AI (BOTZ), aus dem Bereich Rohstoffe die ETFs für Kupferminen (COPX) und Goldminen (GDX, GDXJ), aus dem Bereich Finanzen Broker und Börsen (IAI) und Versicherungen (KIE), der Bereich Agrar- und Forstwirtschaft (MOO und WOOD), aus dem Bereich der zyklischen Old-Economy Chemie (XLB) und Industrie (XLI), aus dem Bereich Energie ETFs mit Schwerpunkt Öl- und Gas (XLE und XOP), aus dem Bereich REITs die Datacenter und Digitale Infrastruktur (VPN) sowie die Risk-Off Branchen Basiskonsumgüter (XLP) und Stromversorger (XLU).

4 ETFs erhalten den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”. In der Vorwoche erhielt nur ein ETF diesen Tagesstempel. Die Looser-Branchen kommen allesamt aus dem Bereich Erneuerbare Energien (ICLN, QCLN, RNRG, TAN). 

Neu eingeführt haben wir inzwischen Signale für ein Outside-Reversal, was bedeutet, dass wir intraday zwar ein tieferes Tief verorten, auf Schlusskursbasis das letzte höhere Tief aber verteidigt werden konnte. Diese Aktien könnten am Montag, falls wir bei Aktien aus diesen Bereichen Kaufdruck sehen, zu einer mehrtägigen Rebound-Rallye starten. Solche möglichen Wendepunkte sehen wir in den Bereichen Pharma und Healthcare (IHE und XLV), Solar (TAN) und Technologie (XLK). Außerdem im asiatischen Länder-ETF für Thailand (THD). Sollten wir in diesen ETFs am Montag steigende Kurse sehen, können Trader eine mehrtägige Rallye erwarten. Falls nicht, könnte sich wiederum eine sich verstärkende Abwärtsbewegung anbahnen.

Ein bestätigtes Reversal-Signal sehen wir nun bei den Silberminen. Trader könnten hier beginnen, nach guten Einstiegssignalen für eine Haltedauer von mehreren Wochen zu suchen. Ein bestätigtes Reversal-Signal sehen wir nun auch beim Future für Platin (PL) sowie in den europäischen Länder-ETFs für Schweden und der Schweiz (EWD und EWL). Ein bestätigtes Reversal-Signal liegt vor, wenn wir bereits in der Vorwoche ein Überschreiten eines tieferen Hochs sahen, das als Kaufsignal inzwischen bestätigt werden konnte.

Ein noch nicht bestätigtes Reversal-Signal sehen wir in den Länder ETFs für Malaysia (EWM) und Südafrika (EZA) sowie bei Öl (CL) und Zucker (SB).

Für die Bullen nicht gerade zuversichtlich ist, dass wir in zahlreichen ETFs nun sehen, dass höhere Tiefs in der vergangenen Handelswoche unterschritten worden sind. Das Unterschreiten eines höheren Tiefs ist das wohl bedeutendste Verkaufssignal in der Dow-Theorie, welches im Wochenchart oder sogar im Monatschart noch treffsicherer angewendet werden kann, als wir es hier mit dem Tageschart tun können. Aber da wir im Rahmen des Marktradars nach Kaufchancen für wenige Tage oder Wochen, nicht für Monate oder Jahre, suchen, bewegen wir uns innerhalb des Marktradars charttechnisch auf der Tagesebene. 

Ein solches Verkaufssignal sehen wir nun im Nasdaq 100 (QQQ) und im Russell 2000 (IWM), so dass es ratsam wäre, nun nicht mit zuviel Kapital auf einen Rebound bei Small-Caps oder Technologie-Aktien zu setzen. Das Abrutschen unter ein höheres Tief muss nun erst einmal verdaut werden und wir sollten nun darauf achten, wann wir eine Reversal-Bewegung im Nasdaq 100 und im Russell 2000 sehen. Erst nach dieser sollten Trader dann wieder verstärkt Risk-On gehen.

 

Robotik und Asien im Fokus

 

Heute wollen wir uns zwei Aktien aus dem Bereich Robotik ansehen, die Marktführer in ihrem Segment sind oder KI-Phantasie haben. Außerdem auf die Robotik-Phantasie bei Tesla eingehen. Außerdem wollen wir auf eine Länder-Rotation in der Region Asien aufmerksam machen.

Aktuell wird der entsprechende ETF Robotic and AI (BOTZ) als einziger ETF aus dem Bereich Technologie mit dem Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar” bewertet. Das lässt für uns die Hypothese zu, dass bei einem Widereintreten in den Risk-On Modus der Bereich Robotik als Teilbereich der Künstlichen Intelligenz eine Leader-Funktion einnehmen könnte. Bisher hat diese Leader-Funktion eindeutig der KI-Teilbereich Hardware Infrastruktur inne gehabt, der bisher über Aktien wie Nvidia und Super Microcomputer Anlegern hohe Gewinne beschert hat.



Robotik-Aktie Nr. 1: Intuitive Surgical

 

Intuitive Surgical (ISRG; Marktkapitalisierung: 140 Mrd. US-Dollar) gehört zu den führenden Anbietern von Robotersystemen, die in der minimalinvasiven Chirurgie (MIC) eingesetzt werden. Die minimalinvasive Chirurgie ist eine Technik, die darauf abzielt, chirurgische Eingriffe mit möglichst geringen Schnitten oder Einschnitten in den Körper des Patienten durchzuführen. Im Gegensatz zur herkömmlichen offenen Chirurgie, bei der größere Schritte erforderlich sind, um Zugang zum operativen Bereich zu erhalten, verwendet die MIC spezielle Instrumente und Techniken, um kleinere Öffnungen oder Schnitte zu machen, die oft nur wenige Millimeter groß sind. 

Das Herzstück des Angebotes von Intuitive Surgical ist das innovative Da-Vinci-System, das vom Konzern eigens entwickelt wurde. Dieses vielseitige Produkt findet Anwendung in einer breiten Palette von chirurgischen Disziplinen.

Eine wichtige Einnahmequelle von Intuitive Surgical ist auch der Bereich Services, der mehr als 15 % vom Gesamtumsatz ausmacht. Damit wird das Krankenhauspersonal individuell und proaktiv unterstützt, was dem Unternehmen wiederkehrende Umsätze ermöglicht. 

Die FDA hat am Donnerstag, 14. März, die Freigabe für den Multiport-Roboter „Da Vinci 5“ erteilt. Das neue Roboter-System verfügt über eine um das 10.000-fach höhere Rechenleistung im Vergleich zu den Vorgängermodellen.

Intuitive Surgical plant, das System zunächst einer ausgewählten Gruppe von US-Chirurgen vorzustellen, die bereits in der Entwicklungsphase mit dem Unternehmen zusammengearbeitet haben. Diese erste Einführungsphase soll zusätzliche Daten zur Anwendung des Systems liefern, bevor eine umfassendere Markteinführung erfolgt.

Die Aktie konnte am vergangenen Freitag infolge der FDA-Zulassung entgegen des schwachen Markttrends um über 3 % steigen. Nun notiert die Aktie knapp unter der Kursmarke von 400 US-Dollar. Trader können nun auf einen Ausbruch über die 400 US-Dollar Marke spekulieren, indem sie den Trade mit einem Stopp-Loss unter dem Tief vom Donnerstag (376,60 US-Dollar) absichern. Rückenwind erfährt die Aktie aktuell auch über die Saisonalität, da die Aktie in den vergangenen 20 Jahren ihre stärkste Phase von Ende März bis Ende April erfahren hat. Neue Quartalszahlen wird Intuitive Surgical auch Ende April vorlegen.

Investoren sollten sowieso um diese Dauerläufer-Aktie keinen großen Bogen machen und eigentlich längst investiert sein. 

Die Aktie ist mit einem KUV von 17 und einem KGV von 70 hoch bewertet. Das war die Aktie aber eigentlich immer gewesen. Diese hohe Bewertung ist dem massiven Burggraben zuzuschreiben, den sich das Unternehmen mit seinem Da-Vinci Robotersystem im Bereich Medizintechnik aufgebaut hat. Aktuell ist nicht in Sicht, dass ernsthafte Konkurrenten die Quasi-Monopolstellung des Unternehmens gefährden könnten. 



Robotik-Aktie Nr. 2: Tennant Company

 

Die Tennant Company (TNC; Marktkapitalisierung: 2 Mrd. US-Dollar) wurde bereits 1870 gegründet und gilt als anerkannter Marktführer für Reinigungssysteme, die bei Gewerbe- und Industriekunden Anwendung finden. Der Verkauf von Putzmaschinen, Verbrauchsmaterialien und Servicedienstleistungen erfolgt in über hundert Länder, wobei auch Robotersysteme eine immer größere Rolle spielen, um die Produktivität zu steigern und Personalengpässe zu kompensieren. 

Wachstumsphantasie besteht aktuell vor allem bei Robotern, die für die Reinigung von langen Fluren Verwendung finden. 

Das Potenzial von KI und Robotik in der Reinigungsbranche ist enorm, weil es bisher nur wenige von KI-Robotern durchgeführte Putzlösungen gibt, die über das Staubsaugen hinausgehen. In Lagerhäusern, Schulen, Krankenhäusern, Einkaufszentren gibt es bislang kaum automatisierte Putzlösungen, bei denen menschliche Arbeitskräfte nur noch beaufsichtigen, aber nicht mehr selber Eimer und Feudel in die Hand nehmen müssen. 

Tennant beliefert inzwischen den Supermarkt-Giganten Walmart mit seinen Robotersystemen.

Die KI-Software des Tennant-Partners Brain Corp. ermöglicht es, dass mit einer Kamera Millionen von Fotos der Regale aufgenommen werden können, während die Roboter die Gänge reinigen. Über die Datenauswertung in der Cloud lässt sich die Regal- und Lagerlogistik weitgehend automatisieren, indem die KI erkennt, welche Regale aufgefüllt oder welche der über 5.000 Produkte in den Sam’s Club Filialen, die zu Walmart gehören, nachbestellt werden müssen. Geliefert werden auch wichtige Erkenntnisse zu den Einkaufsgewohnheiten der Kunden. Bis 2026 plant Walmart 65 % seiner Filialen automatisiert zu bedienen; Walmart könnte also weitere seiner insgesamt 4.700 Standorte mit Tennant-Produkten ausrüsten.

Am 22. Februar gab Tennant bekannt, dass man mit seinem KI-Partner Brain Corp. einen exklusiven Vertrag unterzeichnet habe, der es ermöglicht, die beschleunigte Einführung der nächsten Generation von KI-gestützten autonomen Reinigungsrobotern voranzutreiben. Insgesamt hat Tennant mit der Vereinbarung 32 Mio. US-Dollar in Brain Corp. investiert. Laut Aussagen von Brain Corp. wird die Zusammenarbeit künftig die Kapitalrendite der Kunden verbessern und es zudem mehr Kunden ermöglichen, in die autonome Roboterreinigung zu investieren.

Die Aktie von Tennant konnte im Zuge der Vertragserweiterung mit der Brain Corp. Ende Februar die 100 US-Dollar Marke im Chart überwinden und damit zugleich eine fast 9 Jahre andauernde Seitwärtsrange zwischen 45 und 90 US-Dollar nach oben verlassen. Dieses starke prozyklische Kaufsignal ließ die Aktie innerhalb von zwei Wochen um weitere 17 % steigen. Am Freitag konnte die Aktie gegen den Markttrend um fast 2 % steigen und dürfte in Kürze das Allzeithoch bei 117 US-Dollar attackieren (Schlusskurs am Freitag: 114,08 US-Dollar). 

Die Aktie ist irgendwie hot, seit November 2023 wird die Aktie mit deutlich höherem Volumen gehandelt als in den 15 Jahren zuvor. Mit einem KUV von 2 und einem KGV von 20 ist die Aktie auch nicht teuer: sogar Value-Investoren könnten bei so einer Bewertung die Ohren spitzen.

Der Marktradar sieht in diesem Nischenwert aus dem Bereich Robotik und KI aktuell viel Kursphantasie: Tennant scheint sich zur richtigen Zeit sehr gut positioniert zu haben, so dass diese Traditionsfirma nun womöglich vor einer Neubewertung steht.



Robotik-Aktie Nr. 3: Tesla

 

Das Volumen des globalen Robotik-Marktes lag im Jahr 2022 bei etwa 51 Mrd. US-Dollar. Laut Market Research Future wird der Robotik-Markt bis zum Jahr 2030 jährlich durchschnittlich um 22,8 % wachsen. Damit ergibt sich bis 2030 eine Marktgröße von 215 Mrd. US-Dollar. 

Wir wollen hier einen Artikel paraphrasieren, den der Börseninformationsdienst TraderFox bereits Mitte Januar an seine Kunden versendet hat, und den wir – nicht nur in Bezug auf Tesla, sondern auch darüber hinaus – für sehr interessant halten. 

Humanoide Roboter werden immer beweglicher und intelligenter. Dank der Künstlichen Intelligenz steht die humanoide Robotik vor einem iPhone-Moment. Der Einsatz multimodaler Large Language Modelle (LLMs) und das Training der Roboter mit synthetischen Daten bietet völlig neue Möglichkeiten. Die Vernetzung durch immer bessere Mobilfunkstandards wird zukünftig dazu beitragen, dass sich Roboter in Echtzeit miteinander abstimmen können. Dabei ist die Robotik ein sehr dynamischer Zukunftsmarkt, der sehr viele Investitionen in Forschung und Entwicklung erfordert. Eigentlich alle Unternehmen, die sich momentan der Fertigung von KI-Robotern verschreiben, schreiben Verluste. Zudem ist der Markt jetzt schon wettbewerbsintensiv. Big Player wie Samsung, ABB oder das japanische Unternehmen Hyundai, das seit dem Jahr 2020 über die Mehrheitsanteile von Boston Dynamics, dem wohl innovativsten Unternehmen neben Tesla in Sachen Roboter-Forschung, verfügt, kämpfen um Marktanteile. 

Doch Tesla holt im Bereich der humanoiden Robotik seit drei Jahren massiv auf und erreichte in drei Jahren mehr, als Boston Dynamics in 30 Jahren geschafft hatte. So wurde Mitte Dezember 2023 die zweite Generation des Tesla Optimus Roboters vorgestellt. Die größte Neuerung steckt dabei in den Händen, die das komplexeste bewegliche Teil bei einem Menschen sind. Der von Tesla nun produzierte Optimus Roboter kann seine Hände in elf Freiheitsgraden ziemlich flüssig bewegen und nähert sich von der Beweglichkeit her immer stärker den menschlichen Händen an. In den Fingern sind nun auch Sensoren eingebaut, die die auf sie ausgeübte Kraft messen. Das erlaubt es dem Roboter, gefühlvoller zuzugreifen und auch mit empfindlichen Gegenständen zu hantieren. In einem Video wird dies beispielhaft anhand eines rohen Eis dargestellt, das der Optimus greift, von einer Hand in die andere übergibt und dann ablegt. Musk erwähnte, dass die Hände des Roboters in einem Jahr in der Lage sein würden, eine Nadel einfädeln zu können.

Elon Musk sind die unternehmerischen Fähigkeiten, die humanoide Robotik für den Massenmarkt tauglich zu machen, grundsätzlich zuzutrauen: ein anderer Unternehmer, eine andere Firma ist aktuell weltweit nicht in Sicht, das stemmen zu können. Immerhin hat Elon Musk es geschafft, dass sich Hersteller von Verbrennermotoren inzwischen eingestehen müssen, dass sie mit ihrer Meinung falsch lagen, dass das E-Auto das Verbrenner-Auto niemals von den Straßen verdrängen wird, weil eine Massenproduktion unternehmerischer Selbstmord wäre. Auch wenn es genau hier aktuell Rückschläge gibt, weil die Verdrängung des Verbrennungsmotors durch das Elektroauto womöglich nun etwas länger dauern könnte, als noch vor kurzen gedacht, so sollten langfristig orientierte Anleger nicht den Fehler begehen, die Optimus-Phantasie bei Tesla kleinzureden. 

Die Aktie von Tesla (TSLA; Marktkapitalisierung: 520 Mrd. US-Dollar) wird aktuell von vielen Analysten zum Verkauf empfohlen. So hat Wells Fargo am 14. März die Aktie mit “Untergewichten” eingestuft und das Kursziel von 200 auf 125 US-Dollar herabgesetzt (Schlusskurs der Tesla-Aktie am Freitag: 163,57 US-Dollar).

Die Aussage von Elon Musk, dass Tesla dann zum größten Unternehmen der Welt werden dürfte, wenn in Tesla-Fabriken vorwiegend hauseigene Optimus-Roboter die Arbeit verrichten, könnte aus Sicht des Marktradars in vielleicht fünf Jahren eintreten.

Aktuell raten wir aber ebenfalls dazu, die Tesla-Aktie nicht zu kaufen. Es sei denn, man erwägt eine Haltedauer von fünf Jahren oder länger.



Investoren kaufen China und verkaufen Indien

 

Während der ETF für chinesische Festland-Aktien, die im CSI 300 gelistet sind (ASHR) in der vergangenen Handelswoche um 0,6 % zulegen konnte, verlor der ETF auf den MSCI India (INDA) 0,4 %. 

Der INDA-ETF hat am vergangenen Mittwoch, 13. März, das höhere Tief vom 5. März unterschritten, womit der Aufwärtstrend nun erst einmal unterbrochen wurde.

Der ASHR-ETF hat hingegen am Montag, 11. März das höhere Hoch vom 6. März überschritten, womit der ETF nun mehr und mehr Trendfortsetzung betreibt. Allerdings lauert im ASHR-ETF nun ein Widerstand bei 25 US-Dollar, der erst einmal überwunden werden muss.

Wir sehen im asiatischen Konkurrenzpaar China / Indien also das, was wir auch in der US-Sektorrotation beobachtet haben: Die Verlierer seit Jahresanfang konnten in den vergangenen zwei Wochen relative Stärke zu den vorigen Gewinnern aufbauen. Ob diese Länder-Rotation für die Region Asien nun länger Bestand haben wird, darüber wollen wir hier noch kein Urteil fällen.

In unserem bei wikifolio geführten Musterdepot bleiben wir sowohl im ETF für Indien als auch im ETF für China investiert.



Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen

 

In der vergangenen Handelswoche haben wir einige Trades durchgeführt, dabei haben wir uns sowohl von Positionen verabschiedet als auch neue Positionen aufgesetzt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben. 

 

In der vergangenen Handelswoche konnte unsere spekulative Positionierung bei dem britischen Unternehmen Exscientia die höchste prozentuale Performance erzielen. Die Aktie stieg aus Wochensicht um über 20 %. Exscientia wird am Donnerstag, 21. März vorbörslich Quartalszahlen veröffentlichen. Wir wollen in dieser Aktie langfristig investiert bleiben.

Außerdem konnten wir wieder mit der Kryptowährung Solana Geld verdienen, auch wenn wir innerhalb der Woche ein paar Stücke des ETPs nach 50 % Gewinn verkauft haben. Der Solana-ETP stieg aus Wochensicht um 16 % und konnte am Freitag knapp über 100 Euro schließen.

Wir profitierten auch von dem Kursanstieg bei Oracle infolge der erwarteten zukünftigen Gewinne aus dem Internet-Cloudbereich, der das angestammte Geschäft mit Unternehmenssoftware mittelfristig, was die Umsätze und Gewinne betrifft, überholen soll. Damit steht Oracle nun vor einer Neubewertung. Wir wollen in Oracle langfristig investiert bleiben.

Die schmerzlichsten Verlustbringer im wikifolio waren jedoch zum einen die Aktie von Jabil, die infolge der Quartalszahlen um über 15 % einbrach. Außerdem drückte der Discount-Optionsschein auf Infineon das wikifolio ins Wochenminus, weil die Aktie aus Wochensicht etwa 6 % verlor und der Kurs der Infineon-Aktie in Richtung Cap beim Discount-Optionsschein (32 Euro) gerutscht ist. Wir planen, die Positionsgröße in diesem Discount-Optionsschein nun stark zu reduzieren; außerdem planen wir, zu gegebener Zeit einen zweiten Discount-Optionsschein für Infineon aufzusetzen, der ein niedrigeres Cap hat. Einem Bericht von Bloomberg zufolge versucht die chinesische Regierung heimische Elektroautobauer zum verstärkten Kauf heimischer Elektronikchips zu bewegen, um Chinas Halbleiterindustrie zu stärken und die Abhängigkeit vom Westen zu verringern. Infineon würde von so einer Maßnahme nicht ungeschoren davonkommen. Charttechnisch sieht die Aktie von Infineon nun ziemlich “kaputt” aus, so dass wir den Kursrutsch – auch wegen der relativ hohen Gewichtung des Discount-Optionsscheins im wikifolio – nicht ignorieren können, auch wenn wir den Kursrutsch am Freitag für übertrieben halten.

Den Discount-Optionsschein auf LVMH haben wir knapp unter dem Maximalgewinn vorzeitig verkauft.

Mit unseren Earning-Trades sind wir – wie bereits oben geschrieben – mit der Aktie von Jabil im Verlust. Aus Adobe sind wir glücklicherweise vor Bekanntgabe der Quartalszahlen mit Gewinn rausgegangen und machten den starken Kursrückgang am Earning Day damit nicht mit. Mit Gewinn sind wir auch bei UiPath vor Bekanntgabe der Quartalszahlen rausgegangen.

Im Rahmen unserer Earning-Trades werden in dieser Handelswoche die Aktien von Eckert & Ziegler und FactSet Research Quartalszahlen vorlegen. Außerdem CTS Eventim und Micron Technologies. In diesen beiden Aktien planen wir aber, über die Quartalszahlen hinaus investiert zu bleiben.

Im Rahmen unseres Trendfolge Set-Ups folgen wir aktuell den Aktien von Caterpillar, Edward LifeSciences, Ströer und W.R.Berkeley.

Bei Rohstoffen haben wir die Short-Positionen auf Kaffee und Zucker mit Gewinn beendet.

Wir sind weiterhin in Öl und in Natural Gas investiert und bleiben hier vorerst  auch drin.

Neu im wikifolio ist nun eine Long-Position auf Palladium. Außerdem eine Short-Position auf das Währungspaar USD/JPY.

An neuen Aktien haben wir Church & Dwight und Lamb Weston Holdings gekauft.



Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.



Seit 2014 ist Stefan Pröhl bei wikifolio aktiv. Dort setzt er Rotationsmodelle auf Wochen-, Monats- oder Quartalsbasis um.

Die Idee zum Marktradar ist entstanden, weil ihm bisher ein vernünftiges Modell fehlte, mit dem er sich täglich einen schnellen Überblick verschaffen kann, in welche Sektoren und Branchen gerade Kapital hineinfließt und aus welchen gerade Kapital abgezogen wird.

Mit dem von ihm entwickelten “Marktradar” kann er täglich für jeden Sektor bzw. jede Branche fünf Tagesstempel vergeben: “Kaufen oder Aufstocken”, “Buy the dip ?”, “Bodenbildung oder Seitwärts”, “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”, “Unter Beobachtung”.

Diese “Top Down” Analyse gibt ihm täglich wichtige Hinweise und Tipps zur Intermarketanalyse. Mit dem Schreiben dieser Kolumne dokumentiert er auf hoffentlich auch etwas unterhaltsame Weise die Tipps und Hinweise, die ihm der Marktradar liefert.

Mit jedem Wissen entsteht auch Unwissen. Nur so kann Stillstand, Leere, Einrosten im Kopf verhindert werden. Täglich gibt es Neues zu entdecken und täglich werden Überzeugungen revidiert. Das ist das Mindset, dem auch diese Kolumne folgt.

WF MR 20240318

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