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Marktradar vom 29. April 2024

Marktradar vom Montag, 29. April 2024



Die US-Wirtschaft steht im zweiten Quartal vor einem Wachstumsschub

 

Die Federal Reserve of Atlanta hat am vergangenen Freitag ihre Initial-Prognose für das US-Bruttoinlandsprodukt (GDP-Now-Indikator) für das zweite Quartal 2024 veröffentlicht. Diese wird vom Marktradar im dreimonatigen Rhythmus mit Spannung erwartet, da diese Initial-Indikation vorlaufend ist – und damit direkte Auswirkungen auf Handelsentscheidungen für Börsianer mit sich bringen kann.

Die am Freitag veröffentlichte Initial-Prognose der Federal Reserve of Atlanta für das zweite Quartal 2024 kann als starke Überraschung gewertet werden, denn die Forward-Statistiker erwarten bis zum Juni deutlich mehr Wachstum in den USA als im ersten Quartal 2024, und zwar auf den ersten Blick unfassbar hohe 3,9 %.

Doch schauen wir zunächst einmal zurück, auch wenn das, was wir nun schreiben, eigentlich langweilig wie eine Zeitung von gestern ist:

Für das erste Quartal 2024 hat das US Bureau of Economic Analysis am vergangenen Mittwoch ein reales US-Bruttoinlandsprodukt von 1,6 % ausgerufen. Diese “Real-Prognose” kann im Nachhinein durchaus noch etwas – meist nur leicht – korrigiert werden – dennoch ist diese Schätzung maßgeblich für alle, die bei ökonomischen und geldpolitischen Fragen eine Entscheider-Position innehaben – das gilt beispielsweise auch für Notenbank-Chef Jerome Powell, der ja immer wieder betont, dass zukünftige Entscheidungen in der Zinspolitik auch abhängig von Daten zum US-Wachstum und zur Inflation sind.

Die Real-Prognose des US Bureau of Economic Analysis lag dabei 1,1 % unter der zeitgleich von der Federal Reserve of Atlanta ausgerufenen Real-Schätzung für das erste Quartal, die mit  2,7 % angegeben wurde. Ein Unterschied von 1,1 Prozentpunkten für die Real-Schätzung im US-Bruttoinlandsprodukt zwischen diesen beiden Datenauswertern ist ungewöhnlich hoch – es ist daher zu erwarten, dass das reale US-Wachstum 2024 für das erste Quartal 2024 letztendlich eher über als unter 1,6 % liegen wird. Falls diese Daten vom US Bureau of Economic Analysis noch etwas nach oben korrigiert werden, so haben diese Korrekturen nur eine “kosmetische”, keine “initiale” Wirkung mehr und können von Börsianern nun liebend gern ignoriert werden. 

Ob wir nun im ersten Quartal 2024 ein Wachstum im US-Bruttoinlandsprodukt von 1,6 oder 2,7 % gesehen haben, das interessiert seit Freitag keinen aktiven Aktienfondsmanager mehr. 

Ganz anders hingegen sieht es mit der initialen Forward-Prognose im US-Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal 2024 aus. Mit fast 4 % US-Wachstum für das zweite Quartal 2024, also bis Juni 2024, hatte wohl niemand gerechnet.



Patt bei Bullen und Bären – Privatanleger wissen augenblicklich nicht, ob sie Aktien kaufen oder verkaufen sollen

 

Fast zeitgleich mit diesen starken Aussichten für die US-Wirtschaft sind die privaten Aktienhändler Mitte vergangener Woche erstmals seit Ende Oktober wieder in das Lager der Bären gewechselt – auch wenn sich Bullen und Bären nun fast gleichwertig gegenüberstehen (32,1 Bullen stehen 33,9 % Bären gegenüber).

Erstmals seit der durchgeführten Sentiment-Erhebung der American Associate of Individual Investors (AAII) vom 2. November 2023 finden wir bei den Privatanlegern wieder mehr Bären als Bullen, auch wenn der Überhang der Bären aktuell minimal ist.

Die damaligen Sentiment-Werte vom 2. November 2023 waren extrem gewesen und hatten einen historischen Tiefpunkt in der Bull-/Bear-Ratio erreicht: Nur knapp 25 % waren damals der Meinung gewesen, dass der S&P 500 in den nächsten 6 Monaten (also am 2. Mai 2024) höher stehen wird – mehr als 50 % der Privatanleger gingen damals davon aus, dass der S&P 500 Anfang Mai 2024 unter 4.300 Punkte notieren wird. Am 2. November 2023 notierte der S&P 500 bei 4.317,78 Punkten. Heute, also kurz vor dem 2. Mai 2024 (und damit knapp 6 Monate später), notiert der S&P 500 um etwa 18 % höher, nämlich knapp über 5.000 Punkte – der Extremwert in der Sentiment-Erhebung vom 2. November 2023 hätte sich also exzellent als Kontraindikator handeln lassen.

In der AAII-Erhebung vom vergangenen Mittwoch äußerten sich also 32,1 % der Privatanleger optimistisch, dass der S&P 500 in 6 Monaten, also um den 24. Oktober 2024, höher als jetzt notieren wird – und damit über 5.000 Punkte. 33,9 % der Privatanleger erwarten Ende Oktober 2024 hingegen niedrigere Kurse als jetzt – also Kurse im S&P 500 unter 5.000 Punkten.



Der Marktradar ist für US-Aktien kurzfristig bärisch, mittelfristig bullisch eingestellt

 

Wir vom Marktradar erwarten für Ende Oktober 2024 deutlich höhere Kurse als jetzt. Die Initial Prognose des GDP-Now-Indikators für das zweite Quartal bestärkt uns nun in dieser Marktmeinung. 

Dabei gehen wir davon aus, dass wir im September 2024 neue Höchststände im S&P 500 sehen werden.

Die aktuell vorliegende AAII-Sentiment Prognose erfasste die Stimmung der Börsianer, wie sie sich bis Mitte vergangener Woche präsentiert hat. Am Donnerstag und Freitag ist die Stimmung der Börsianer jeweils nachbörslich deutlich zuerst hin zu den Bären (nach Quartalszahlen von dem Facebook-Mutterkonzern Meta Platforms) und dann deutlich hin zu den Bullen (nach Quartalszahlen vom Google-Mutterkonzern Alphabet) ausgeschlagen.

Nachbörslich verlor Meta Platforms am Mittwoch zweistellig, Alphabet gewann am Donnerstag zweistellig. Dass die Reaktion jeweils so extrem ausgeschlagen ist, kann sicherlich auch ein bisschen auf die gegenwärtige Pattsituation zwischen Bullen und Bären zurückgeführt werden. In einer anderen Gemengellage hätte es auch durchaus bei Alphabet zu einem Sell-On-Good-News-Effekt kommen können, während die wirklich starken und imponierenden Quartalszahlen, die Meta Platforms für das erste Quartal vorgelegt hatte, durchaus auch mit einer positiven Reaktion auf die Quartalszahlen belohnt hätten werden können. Der Ausblick auf das unternehmerische Zahlenwerk für die Zukunft, den Meta Platforms am Mittwoch nachbörslich geliefert hat, ist ja nicht als dunkelrot, sondern eher als dunkelgrün zu werten.

Für die nächsten Wochen bis Anfang oder Mitte Juni könnten insbesondere Aktien aus dem Bereich Technologie Schwierigkeiten haben, mit Rückenwind ungebremst nach oben zu laufen. Dafür spricht einerseits die Saisonalität, die sich für Aktien aus dem Halbleiter-Business erst im Oktober wieder aufhellen würde, und andererseits das starke erste Quartal 2024, das wir im S&P 500 und auch im Nasdaq 100 gesehen haben. Im 4-Jahres-Zyklus, innerhalb dessen sich die US-Präsidentschaftswahlen formieren, sahen wir in der Vergangenheit häufig rückläufige Kurse bis Ende Mai, sofern das erste Quartal im S&P 500 sehr gut verlief – was im US-Präsidentschaftswahljahr 2024 der Fall gewesen war. Ab Juni bis September dürften wir dann wieder in Richtung neuer Höchststände im S&P 500 laufen – zumindest ist das das mittelfristige Szenario, von dem der Marktradar aktuell ausgeht.

Für den Oktober 2024 erwartet Mister Market wegen der US-Präsidentschaftswahlen, die am 5. November 2024 stattfinden werden, eine hohe implizite Volatilität bei Aktien – gut ablesbar bereits heute an der Terminstrukturkurve für VIX-Futures. Die implizite Volatilität für Aktien aus dem S&P 500  dürfte im Oktober hoch sein – das ist allerdings keine Überraschung, sondern eigentlich alle vier Jahre so, wenn die US-Präsidentschaftswahlen im November anstehen. Eine hohe implizite Volatilität macht es Aktien generell schwer, leichtfüßig und trendfolgend nach oben zu laufen. 

Unser mittelfristiger Ausblick lautet daher: Höchststand im September im S&P 500 und mehr oder weniger stagnierende oder leicht rückläufige Kurse im Oktober.

Kurzfristig steht der ETF für den Nasdaq 100 (QQQ) aber vor einer Widerstandszone, die sich zwischen 430 und 440 US-Dollar markieren lässt – Schlusskurs am Freitag: 431 US-Dollar. Wir erwarten nicht, dass diese Widerstandszone mit dem aktuellen Rebound-Versuch im Rücken sozusagen im ersten Anlauf überwunden werden kann.

Wir raten daher aktuell durchaus dazu, sich im ETF für den Nasdaq 100 Short zu positionieren. Sollten wider Erwarten die 440 US-Dollar Marke zügig überschritten werden, dann lagen wir mit unserer kurzfristigen Einschätzung falsch und wir könnten dann bereits im Mai neue Höchstkurse im Nasdaq 100 sehen.

Die Korrektur im ETF für den Nasdaq 100, die wir nun erwarten (also eine zweite Abwärtswelle) dürfte um die 400 US-Dollar Marke enden (etwa noch 7 % Abwärtspotenzial).

Ein Abtauchen und finaler Sell-Off bis runter auf 380 US-Dollar sollte dabei im QQQ-ETF einkalkuliert werden.

 

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

 

Aktuell erhalten 15 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 25 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 11,66 %).

Von den 15 Sektor-, Branchen- und Themen ETFs, die den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken” erhalten, werden nur noch zwei Branchen vom Marktradar für diesen Montag als trendfolgend kaufbar eingestuft: Silberminen (SIL) und Öl- und Gas Produzenten (XOP).



Die Aussichten bei den Geschäftserwartungen für Betreiber von Gold- und Silberminen hellen sich nun deutlich auf

 

Die ETFs für Goldminen und Silberminen (GDX und SIL) sehen charttechnisch ziemlich ähnlich aus, und der kleine Unterschied, der den SIL-ETF aus Sicht des Marktradars trendfolgend kaufbar macht und den GDX-ETF nicht, liegt eigentlich nur darin, dass der SIL-ETF am 23. April das Intraday-Tief vom 16. April nicht unterschritten hatte, der GDX-ETF aber sehr wohl. Wir wollen das nicht überbewerten, stufen das auch nur als eine marginale Differenz ein, die Börsianer eigentlich außer Acht lassen können. 

Als deutlich wichtiger gemäß Risk-On / Risk-Off Logik sehen wir an, dass Gold- und Silberminenaktien aktuell eine relative Stärke zum Gold- und Silberpreis entwickeln. Das deutet darauf hin, dass Analysten, wenn auch verspätet, jetzt entdecken, dass die Gewinne bei den Minenbetreibern mit einem gestiegenen Gold- und Silberpreis besser ausfallen dürften, als noch vor Februar 2024 selbst von den Unternehmenslenkern erwartet wurde. Erste Qurtalsergebnisse, die am Donnerstag und Freitag gemeldet wurden, deuten nun klar in diese Richtung.



Agnico-Eagle Mines

 

Der drittgrößte Goldproduzent Nordamerikas, Agnico-Eagle Mines (AEM; Marktkapitalisierung: 32,5 Mrd. US-Dollar) hat am Donnerstag nachbörslich Quartalszahlen gemeldet, die recht deutlich über den Erwartungen, auch des Managements, lagen. 

Agnico-Eagle Mines meldete für das erste Geschäftsquartal, das im März 2024 endete, einen Gewinn von 0,76 US-Dollar pro Aktie, die Konsensgewinnchätzung lag bei 0,60 US-Dollar pro Aktie. Dabei wurde ein Umsatz von 1,83 Milliarden US-Dollar erzielt. Die Konsensumsatzschätzung lag bei 1,72 Milliarden US-Dollar. 

Die Aktie eröffnete am Freitag mit einem Up-Gap von 3 %, gab den Gewinn im Laufe des Handelstages aber wieder ab.

Die National Bank of Canada stuft die Agnico Eagle Mines-Aktie nach den starken Quartalszahlen nun mit Outperform ein und sieht ein Kursziel von 104 US-Dollar, was noch fast 60 % Aufwärtspotenzial bedeuten würde (Schlusskurs der Agnico-Eagle Mines-Aktie am Freitag: 65,52 US-Dollar).



Newmont Mining

 

Der größte Goldproduzent Nordamerikas, Newmont Mining (NEM; Marktkapitalisierung: 49 Mrd. US-Dollar) hat kurz zuvor ebenfalls Quartalsergebnisse vorgelegt, die ebenfalls deutlich über den Erwartungen lagen. 

Nach der Newcrest-Übernahme gilt Newmont nun als der weltweit größte Goldproduzent, wobei das Unternehmen auch in den Bereichen Kupfer, Silber, Zink und Blei tätig ist. Außerdem ist Newmont Mining die einzige Aktie aus dem Bereich Goldminen, die im S&P 500 gelistet ist. 

Newmont Mining meldete für das erste Geschäftsquartal, das ebenfalls im März 2024 endete, einen Gewinn von 0,55 US-Dollar pro Aktie, die Konsensgewinnschätzung lag bei 0,35 US-Dollar pro Aktie. Dabei wurde ein Umsatz von 4,02 Milliarden US-Dollar erzielt. Die Konsensumsatzschätzung lag bei 3,40 Milliarden US-Dollar. 

Nach den Quartalszahlen konnte die Newmont-Aktie um 12 % zulegen. 

Während die Aktie von Newmont Mining zuletzt ein Underperformer unter den Goldminenaktien war und fast 50 % unter dem Allzeithoch notiert, zeigt die Agnico Eagle Mines Aktie schon seit Monaten relative Stärke zu anderen Goldminenaktien und  notiert nur knapp 20 % unter dem Allzeithoch.

Analysten zeigten sich bei den Kurszielen für die Newmont Aktie verhaltener als bei der Agnico-Eagle Mines Aktie. Die Analysten von TD Cowen nennen als Kursziel für die Newmont-Aktie nur 48 US-Dollar, womit das Aufwärtspotenzial bei nur noch moderaten 12 % gesehen wird.

Dennoch könnte Newmont Mining in den nächsten Quartalen durchaus positiv überraschen. Die Goldproduktion konnte im ersten Quartal immerhin um 30 % gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden, nachdem Newmont die australische Goldminengesellschaft  Newcrest übernommen hatte. Sowohl der operative Cashflow als auch der bereinigte Gewinn konnten im ersten Quartal deutlich gesteigert werden. Das Management hat erklärt, dass die Produktion am Ende des Jahres deutlich höher ausfallen wird, als man zuletzt angenommen hat.

Eine höher als zuvor erwartete Goldproduktion in Verbindung mit einem Goldpreis von womöglich 3.000 US-Dollar, wie manche Gold-Bullen jüngst prognostizierten, könnte sogar bei einem Schwergewicht wie Newmont Mining zu einem Hebeleffekt für das operative Geschäft führen, der so im Kurs vermutlich noch gar nicht eingepreist ist.

Das Management von Newmont Mining hat sich zuletzt alles andere als mit Ruhm bekleckert; machte viele Fehler, so dass die schwache Kursentwicklung von Newmont Mining aus Sicht der meisten Experten absolut gerechtfertigt erscheint. 

Nun könnte sich das Blatt aber zu Gunsten von Newmont Mining wenden. Unter Goldminen-Experten gilt Newmont Mining aktuell wohl als die meistgehasste Aktie aus diesem Bereich.

So schrieb der Goldexperte Michael Bußler noch im Februar dieses Jahres: “Das Papier des weltgrößten Goldproduzenten befindet sich im freien Fall. Es waren eine ganze Reihe von schlechten Nachrichten, die den Newmont-Kurs unter Druck gebracht haben.” Einerseits musste Newmont eine riesige Abschreibung auf die Newcrest-Übernahme vornehmen, andererseits – und das wog weit schwerer – kürzte Newmont die Dividende um fast 40 Prozent. Bei einem Goldpreis von über 2.000 US-Dollar erzeigte diese Maßnahme bei manchem Newmont-Aktionär einen Wutausbruch. Dieser wurde vor allem dadurch ausgelöst, dass Newmont den Newcrest-Aktionären im Zuge der Newcrest-Übernahme eine Sonderdividende gewährt hat. So etwas tut man einfach nicht als verantwortungsvoll auch den Aktionären gegenüber agierender Unternehmenslenker; ein solches Verhalten verstößt einfach gegen ungeschriebene Shareholder-Sittengesetze: „Das war aus Management-Sicht natürlich nicht gerade eine Meisterleistung“, schlussfolgerte dementsprechend der Goldexperte.

Solche bei Aktionären viel Unmut erzeugende Entscheidungen des Managements werden an der Börse aber schnell vergessen, sobald es operativ im Unternehmen auf einmal besser als erwartet läuft. 

Das sind genau die Zeitpunkte, auf die Value-Investoren lauern !

Daher sieht der Marktradar aktuell deutlich mehr Aufholpotenzial in der Newmont-Aktie als nur 12 %. Natürlich wird die Entwicklung des Goldpreises letztendlich die Kursentwicklung von solchen Aktien maßgeblich beinflussen, aber das dürfte jedem klar sein, der es wagt, in Goldminenaktien zu investieren.



Kupferminen-ETF am Freitag mit neuem Allzeithoch

 

Im ETF für Kupferminen (COPX) sahen wir am Donnerstag und Freitag eine starke Reversal-Bewegung, nachdem der ETF am Dienstag im Tageschart eine unauffällige Outside-Reversal-Kerze ausgebildet hatte – also intraday zwar unter einem zuvor ausgebildeten höheren Tief schloss, aber per Tagesschluss dieses zurückerobern konnte. 

Der COPX-ETF konnte am Freitag sogar ein Allzeithoch ausbilden: Erstmals seit April 2011 notiert der COPX-ETF dividendenbereinigt über 47 US-Dollar.



Aktien aus China entwickeln immer mehr relative Stärke zu US-Aktien

 

Der China Largecap Ishares ETF (FXI) konnte in der vergangenen Handelswoche um fast 8 % steigen. Auch Internet-China-Aktien, die über den KS CSI China Internet ETF (KWEB) abgebildet werden, zeigten sich in der vergangenen Handelswoche in Hochform: der KWEB-ETF verbuchte einen Wochengewinn von fast 13 % !

Aktuell können nur Länder-ETFs aus Indien (INDA) und China (FXI und ASHR) mit dem Gütesiegel “Trendfolgend kaufbar” aufwarten und zeigen damit Indien-Enthusiasten und China-Zweiflern auf, dass die beiden Wirtschaftsgiganten aus Asien nun nicht mehr unbedingt bei Anlegern im Wettbewerb stehen müssen (entweder Indien oder China aufstocken), sondern dass diese womöglich auch gemeinsam in Portfolios zugekauft werden können, was zum Beispiel in der vergangenen Handelswoche geschah.

Dieser in der vergangenen Handelswoche wuchtige Kursanstieg bei chinesischen Aktien erfolgt zu einem Zeitpunkt, als Wirtschaftsdaten weiterhin auf eine schwache Inlandsnachfrage im zweiten Quartal hindeuten. Zugleich berichten Analysten davon, dass sich die Geschäftsbedingungen der produzierenden Unternehmen in China voraussichtlich im zweiten Quartal verbessern werden, nachdem die Zahlen für den März sehr enttäuschend waren: Im März fielen die Ausfuhren der Volksrepublik viel schwächer aus als erwartet. 

Die Rating-Agentur Fitch hat den Ausblick für die Kreditwürdigkeit Chinas in der vergangenen Handelswoche auf „negativ“ herabgestuft. Dabei verwies Fitch mehr auf Risiken für die öffentlichen Finanzen, weniger auf Risiken durch eine Rezession, die auch 2024 in China nicht ankommen dürfte.

Wir wollen nun zwei Internet-Aktien aus China vorstellen, die trendfolgend gehandelt werden könnten und die –  falls sich die relative Stärke von China-Aktien gegenüber US-Aktien zeitlich weiter verlängern ließe – auch bei einem Rücklauf des Nasdaq 100 weiter nach oben marschieren könnten.

 

Trip.com

 

Trip.com Group (TCOM; Marktkapitalisierung: 33 Mrd. US-Dollar) ist ein in China beheimatetes Online-Reiseunternehmen, das Hotelübernachtungen, Flugtickets und Pauschalreisen in China anbietet. Insbesondere Individualreisen im Geschäfts- und Freizeitbereich werden über diverse Online-Dienste, unter anderem Qunar und Skyscanner, angeboten.

Chinesische Behörden haben zusammen mit dem Handelsministerium das Jahr 2024 als das “Jahr der Konsumförderung” bezeichnet. 

Chinesen scheinen 2024 weniger Lust zu haben, die USA oder Europa zu bereisen. Top-Ziele finden sich vermehrt im asiatischen Raum. Neben Hongkong, Japan und Macao fliegen Chinesen nun vermehrt nach Thailand, Malaysia und Singapur, da diese drei südostasiatischen Länder jüngst die Visapflicht für chinesische Staatsbürger aufgehoben haben. 

Die staatlich kontrollierte China Tourism Academy (CTA) prognostiziert, dass die Chinesen 2024 bis zu sechs Milliarden Reisen unternehmen werden, was ungefähr dem Niveau von 2019 entspricht – auch wenn sie voraussichtlich kürzere Strecken zurücklegen werden. 

Allerdings gebe es nach wie vor Anzeichen für eine Zurückhaltung der Verbraucher. Die Nachfrage nach Luxusgütern sei schwächer geworden und die Höhe der Ausgaben pro Reisenden für Hotelübernachtungen und Restaurantbesuche niedriger. Chinesen reisen zwar wieder mehr, sind aber auch, was das Reisen betrifft, kostenbewusster geworden.

Die Aktie von Trip.com präsentiert sich seit dem 1. April als eine ideale Aktie für Trendfolger. Am 1. April stieg die Aktie über 45 US-Dollar und bildete danach zwischen 47,50 und 50 US-Dollar eine flache Basis aus, die am 23. April nach oben verlassen wurde. Trendfolger könnten die Aktie nun prozyklisch aufgreifen und darauf spekulieren, dass die Aktie nicht mehr unter 50 US-Dollar fällt. Denn der Langfrist-Chart sieht so aus, als ob die Aktie nun eine fünfjährige Seitwärts-Range, deren obere Begrenzung bei 45 US-Dollar und deren untere Begrenzung bei 20 US-Dollar lag, nun nachhaltig nach oben verlassen hat und charttechnisch jetzt Luft bis mindestens 60 US-Dollar hat, wo sich auch das Allzeithoch vom Juli 2017 verorten lässt.

Wer für die nächsten Monate bullisch für Aktien aus China ist, findet mit Trip.com nun das ideale Reiseunternehmen, mit dessen Aktie eine China-Reise an der Börse jetzt getradet werden könnte.



JD.com

 

Ein charttechnischer Ausbruch aus einer fünfmonatigen Seitwärts-Range gelang am Freitag der Aktie von JD.com (JD; Marktkapitalisierung: 41 Mrd. US-Dollar). Sollte der Ausbruch über 28 US-Dollar nachhaltig sein, dann hätte die Aktie bei anhaltender relativer Stärke von China-Aktien gegenüber US-Aktien für die nächsten Monate durchaus Potenzial bis 40 US-Dollar.

JD.com ist ein chinesisches Online-Versandhaus. Die Plattform bietet in nahezu allen Bereichen der Konsumgüterindustrie Produkte an: Darunter zahlreiche Elektronikartikel wie Smartphones, Computer inklusive Zubehör sowie elektrisch betriebene Helfer für den Haushalt. Außerdem: Kleidung, Schuhe und Taschen, Gartenmöbel und Sofas, Schmuck und Uhren, Sportartikel, Schönheitsprodukte, Spielzeug und vieles mehr. Das Unternehmen bietet seine Dienste über die Homepage JD.com sowie über mobile Anwendungsmöglichkeiten an.

JD.com machte jüngst mit Avataren auf sich aufmerksam, die im Internet als Verkaufsmoderatoren agieren. Damit könnten Betriebskosten von Warenhändlern gesenkt werden, indem statt Schauspieler zukünftig Avatare Waren zum Online-Verkauf anbieten. Auch durchaus bekannte Persönlichkeiten können nun digital vermenschlicht präsentiert werden. Auf User kann das lustig wirken, wegen der Neuartigkeit auch einen “Da-bleibe-ich-mal- dran” Effekt während des Social Shopping Konsums bewirken. JD.com könnte mit phantasievoll präsentierten Avataren nun die Verkaufszahlen gegenüber der Konkurrenz noch besser als zuletzt aussehen lassen.

Ein Avatar von JD-Gründer Richard Liu nahm am vergangenen Montag an seiner dritten Live-Übertragung teil, die Teil einer Werbeaktion zum diesjährigen Welttag des Buches war. 

Der Avatar von JD-Gründer Richard Liu trat zuvor bereits sowohl in den Livestream-Spaces von JD Home Appliances als auch von JD Supermarket auf, zog innerhalb der ersten Stunde über 20 Millionen Aufrufe an und generierte während des gesamten Livestreams laut Angaben des Unternehmens auf seiner Homepage einen Umsatz von 50 Millionen RMB, was etwa 6,5 Millionen Euro entspricht. Weiter heißt es auf der Homepage von JD.com: Der digitale Repräsentant reproduziert Lius Gesichtsausdrücke, Körpersprache, Gesten und Stimme nahezu perfekt und erfasst selbst die subtilsten Bewegungen seiner Finger. Hinter dieser Technologie steht ChatRhino von JD Cloud, ein fortschrittliches Large Language Model (LLM), das den Avatar zum Leben erweckt. Das Large Language Model spiegelt Lius unverwechselbare Ausdrücke und Bewegungen präzise wider, indem er beim Sprechen auf natürliche Weise gelegentliche Fingerbewegungen einbezieht, Punkte mit Handgesten hervorhebt und in genau den richtigen Momenten zur Betonung Nicken hinzufügt, wodurch eine natürliche und authentische Darstellung entsteht. Die Perfektionierung der Stimme erwies sich als größere Herausforderung. Diejenigen, die Liu sprechen gehört haben, sind mit den ausgeprägten Akzentuierungen seines Suqian-Akzents bestens vertraut – eine charakteristische Note seiner kleinstädtischen Wurzeln in der Provinz Jiangsu. Beobachter werden das zügige Tempo seiner Rede, die leichtere Aussprache und seine Tendenz, Wörter in einem nahtlosen Fluss zu verschmelzen, aufgefallen sein. Seine „Sch“-Laute haben einen nasalen Klang und er spricht Menschen oft als „Brüder“ an, um die Moral zu stärken. Während die Programmierung des Standard-Mandarin-Dialekts relativ einfach ist, erforderte das Erlernen der KI, die Nuancen des Suqian-Dialekts und das Bestreben, Lius einzigartige Stimmmuster zu übernehmen, ein präzises Maß an Anpassung durch das ChatRhino LLM. Beispielsweise musste das LLM genaue Urteile darüber abgeben, wann die nasale Tonalität oder die spezifischen Momente zum Zusammenführen von Wörtern eingeführt werden sollen, um sicherzustellen, dass die sprachliche Ausgabe der Künstlichen Intelligenz auch Lius charakteristischen Sprechstil authentisch widerspiegelt. Über die Reproduktion stimmlicher Eigenschaften hinaus muss die Stimme der KI auch für die ungezwungene, dynamische Atmosphäre von E-Commerce-Livestreaming geeignet sein, beispielsweise für die Übernahme umgangssprachlicher Ausdrücke wie „xiong di men“ – eine Phrase, die mit „folks“ oder „guys“ auf Englisch vergleichbar ist

Obwohl der fast 40-minütige Auftritt des virtuellen Liu nur einen kleinen Teil des elf-stündigen E-Commerce-Events ausmachte, ging die Avatar-Einblendung viral, hat sich also in kurzer Zeit stark verbreitet. Dieser virale Effekt macht es möglich, dass das Unternehmen den Einsatz des Avatars als eine effektive Strategie zur Erzeugung von Reichweite im Netz und zur Steigerung des Konsums auf seinen Plattformen ansieht.

JD bereitet sich nun mit Hochdruck auf das 618-Event im Juni vor, Chinas zweitgrößtes Einkaufsfestival. 

Nach Richard Lius Avatar-Debüt hat JD nun – laut eigenen Angaben – zahlreiche Kooperationsanfragen von Händlern und Marken erhalten. Einige CEOs planen nun offensichtlich, sich selbst als Avatar von JD Cloud duplizieren zu lassen, um somit, ohne körperlich selbst anwesend zu sein, in Live-Shows agieren zu können. Damit kann sowohl eine erhöhte Reichweite im Internet und zugleich ein geringerer Aufwand bei Kosten für Reisen und auch bei der nun seltener notwendig werdenden Selbstpräsenz erreicht werden.

 

Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen

 

In der vergangenen Handelswoche haben wir einige Trades durchgeführt, dabei haben wir uns sowohl von Positionen verabschiedet als auch neue Positionen aufgesetzt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben.

Wir waren in der vergangenen Handelswoche relativ hoch in Meta Platforms und Alphabet investiert gewesen, als diese beiden Internet-Giganten jeweils die Quartalszahlen nachbörslich bekannt gegeben haben. Die mit Abstand größte Position im wikifolio ist momentan Alphabet. Wir planen, in dieser Position jetzt einen Teilgewinn mitzunehmen.

Wir sind aktuell relativ hoch in einer Short-Position auf den Nasdaq 100 investiert und planen diese nun aktiv zu managen. Wir werden aber Aktien aus dem Nasdaq 100, die wir halten, nicht komplett verkaufen. Die Short-Position auf den Nasdaq 100 dient vor allem dazu, das Abwärtsrisiko in einem womöglich für Technologie-Aktien etwas schwachen Monat Mai klein zu halten. 

Unser Anlageschwerpunkt liegt momentan weiterhin bei Aktien, die als KI-Profiteure gelten können und andererseits bei Aktien, die im Bereich Goldminen anzusiedeln sind.

Als neue Positionen haben wir zwei Fluggesellschaften (Alaska Air Group und Delta Airlines) gekauft und das Bitcoin-Mining Unternehmen Marathon Digital Holding.

Außerdem haben wir den Schweizer Stromversorger BKW AG gekauft. Wir erwarten in Kürze, dass die Schweizer Regierung den Rettungsschirm, den sie Ende 2021 um drei Stromkonzerne des Landes, darunter die BKW AG, vorsorglich gespannt hatte, in Kürze rückgängig macht.

Extreme Preisanstiege und eine außergewöhnliche Volatilität an den Energiemärkten erforderten deutlich höhere Sicherheitszahlungen für die abgesicherte Stromproduktion. Da die Stromkonzerne den Rettungsschirm letztendlich aber nicht benötigt haben, könnte er nun bald “eingespannt” werden. Der Schweizer Bund verlangt von den Stromkonzernen eine Entschädigung dafür, dass der Staat dieses Geld nicht wie gewohnt anlegen kann. Die BKW AG dürfte mit einem Kurssprung auf das Einspannen des Rettungsschirms profitieren.

 

Über Earning-Trades sind wir aktuell in den Aktien von Dominos Pizza, Mercury General, GoDaddy, NRG Energy, The Geo Group investiert, die zwischen dem 29. April und 7. Mai Quartalszahlen vorlegen werden.

Im Rahmen unseres Trendfolge Set-Ups folgen wir aktuell Kinross Gold und Siemens Energy.

Komplett verkauft haben wir inzwischen den ETF auf Aktien aus Japan (in der Vorwoche bereits den ETF auf Aktien aus Vietnam) und die Hebelprodukte auf Gold-, Silber- und Kupferpreis.




Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.



Seit 2014 ist Stefan Pröhl bei wikifolio aktiv. Dort setzt er Rotationsmodelle auf Wochen-, Monats- oder Quartalsbasis um.

Die Idee zum Marktradar ist entstanden, weil ihm bisher ein vernünftiges Modell fehlte, mit dem er sich täglich einen schnellen Überblick verschaffen kann, in welche Sektoren und Branchen gerade Kapital hineinfließt und aus welchen gerade Kapital abgezogen wird.

Mit dem von ihm entwickelten “Marktradar” kann er täglich für jeden Sektor bzw. jede Branche fünf Tagesstempel vergeben: “Kaufen oder Aufstocken”, “Buy the dip ?”, “Bodenbildung oder Seitwärts”, “Abwarten oder auf Sell Off spekulieren”, “Unter Beobachtung”.

Diese “Top Down” Analyse gibt ihm täglich wichtige Hinweise und Tipps zur Intermarketanalyse. Mit dem Schreiben dieser Kolumne dokumentiert er auf hoffentlich auch etwas unterhaltsame Weise die Tipps und Hinweise, die ihm der Marktradar liefert.

Mit jedem Wissen entsteht auch Unwissen. Nur so kann Stillstand, Leere, Einrosten im Kopf verhindert werden. Täglich gibt es Neues zu entdecken und täglich werden Überzeugungen revidiert. Das ist das Mindset, dem auch diese Kolumne folgt.

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