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Marktradar vom Montag, 26. Februar 2024

Marktradar vom Montag, 26. Februar 2024



Nvidia bleibt ein Star am Börsenhimmel

 

Die Aktie von Nvidia (NVDA; Marktkapitalisierung: fast 2 Billionen US-Dollar) hat inzwischen einen Börsenwert erreicht, die höher ist als so mancher Länder-Index (der DAX kommt beispielsweise auf eine Marktkapitalisierung von 1,6 Billionen Euro). Nachdem Nvidia die Schätzungen der Analysten bei der Präsentation der Quartalszahlen wieder einmal übertreffen konnte, steigerte die Aktie allein am Donnerstag ihre Marktkapitalisierung um 300 Mrd. US-Dollar. Zum Vergleich: Das wertvollste Unternehmen im DAX ist der Software-Konzern SAP und dieser weist eine Marktkapitalisierung von etwa 200 Mrd. Euro auf.

Nach den Quartalszahlen konnte die Nvidia-Aktie bis zum Freitag um 17 % steigen. Dieser Kursanstieg hatte unmittelbare Auswirkungen auf den S&P 500 und den Nasdaq 100, in denen die Nvidia-Aktie mit 4,5 bzw. 5,6 % gewichtet ist. 

Beide Indizes erreichten am Donnerstag neue Allzeithochs auf Tagesschlusskurs-Basis. 

Der Russell 2000 blieb hingegen am Donnerstag deutlich unter dem am 15. Januar erreichten Zwischenhoch – die von Nvidia angefachte KI-Rallye fand in diesem Index praktisch nicht statt.

Im Earning-Call nach den Nvidia-Zahlen wurde wieder einmal von Nvidias CEO Jensen Huang deutlich gemacht, dass die Investitionen in die generative KI weltweit erst am Anfang stehen und die KI-Welle noch nicht überall dort angekommen ist, wo sie in ein paar Jahren womöglich nicht mehr wegzudenken wäre. “Die KI ermöglicht eine neue Art, Software zu erstellen. Es ist eine neue Art der Datenverarbeitung. Sie ermöglicht eine ganz neue Industrie. Das treibt unser Wachstum an. Accelerated Computing und generative KI haben den Wendepunkt erreicht. Die Nachfrage steigt weltweit in allen Unternehmen, Branchen und Ländern an.”

 

Die Kosten für die begehrten H100-Chips von Nvidia liegen üblicherweise zwischen 25.000 und 40.000 USD pro Chip, was Nvidia Quartal für Quartal weiterhin enorme Geldsummen einbringen wird. Natürlich werden diese Preise irgendwann nach unten purzeln – aber erst dann, wenn Nvidias Monopolstellung hier von Unternehmen wie Meta Platforms, Advanced Micro Devices oder Intel aufgebrochen werden kann. Mehr Konkurrenz bei KI-Chips würde die gewaltig hohe operative Marge bei Nvidia, die die  H100-Chips aktuell noch generieren, irgendwann stark einknicken lassen. Fragt sich, ob Nvidia das dann durch die Verbreiterung der KI-Nachfrage über viele Branchen hinweg so gut abfedern kann – so gut wie aktuell in Bezug zu China: Trotz der schwächelnden Nachfrage aus China konnte Nvidia immer noch grandioses Wachstum bei Gewinn und Umsatz vermelden.

Der Bau von KI-Fabriken, die nur noch dazu dienen, die KI zu trainieren, wird inzwischen auch von einzelnen Staaten erwogen, weil diese erkennen, dass die Kontrolle über die progressiv ansteigende Lernfähigkeit der KI abzugeben zugleich ein geistiges Zurückbleiben und damit mittelfristig einen Verlust an staatlicher Souveränität, Kontrolle und ökonomischer Macht mit sich bringen würde.

Auch in der verarbeitenden Industrie erfährt die KI nun immer mehr Investitionswachstum. Wie die CFO von Nividia, Colette Kress, im Earning-Call betonte, nutzen bereits knapp 80 Fahrzeughersteller die KI-Struktur von Nvidia für autonomes Fahren und andere Anwendungen. „Wir erwarten, dass diese Zahl weiter zunimmt,“ so Colette Kress. Außerdem investieren immer mehr Gerätehersteller in die KI, was mittelfristig ein enormes Wachstum auch jenseits einzelner Softwarelösungen mit sich bringen würde. 

Viele im Haushalt verwendete Produkte dürften in naher Zukunft über Funktionen verfügen, die wir uns noch gar nicht richtig vorstellen können. Vielleicht wird es in absehbarer Zeit Kühlschränke geben, die autonom Eier, Butter und Milch nachbestellen können, wenn diese Produkte schon fast verbraucht sind oder das Haltbarkeitsende naht. Oder edle Füllfederhalter, die per Sprachbefehl Briefe über einprogrammierte Handschriftenerkennungen so schreiben können, als hätten wir unsere Schreibhand bewegt und nicht nur Zunge und Mund.

Aber noch sind solche KI-Erweiterungen bei Alltagshelfern Zukunftsmusik. Noch wird die KI vor allem dort installiert, wo die Hard- und Software auch das zu produzierende Endprodukt bleibt. Neben der Industrie erfährt vor allem die Finanzbranche und die Arzneimittelforschung durch die KI einen neuen Schwung, der die Produktivkräfte in diesen Branchen um ein Vielfaches beschleunigen wird. Die Branchen Fintech und Gesundheit könnten neben der Branche Software daher zu den KI-Profiteuren gehören, wenn Hardware-Produzenten wie Nvidia, Super Micro Computer oder auch Advanced Micro Devices in vielleicht eineinhalb bis drei Jahren den ersten Nachfrageeinbruch erleben werden.

Gleichzeitig haben nun viele Unternehmen damit begonnen, die nächste Generation moderner Rechenzentren zu bauen, die Nvidia als KI-Fabriken bezeichnet. So laufen in diesen neuen Rechenzentren nicht mehr viele Anwendungen nebenher, wie das früher der Fall war, sondern meist nur noch eine einzige, um Modelle zu trainieren, die die Künstliche Intelligenz immer weiter verbessern soll. Nur wer seine KI in solchen KI-Fabriken auch laufend trainieren kann, also mental wachsen lässt, wird beim KI-Boom auch vorne mit dabei sein können. 

Im vierten Quartal 2023 konnte Nvidia 22,1 Mrd. US-Dollar verdienen. Das ist beinahe so viel wie im gesamten letzten Jahr zusammen. Wir sehen hier eine Wachstumsbeschleunigung, die sonst eigentlich nur Start-Up Unternehmen hinbekommen. Und das Ende des Wachstums bei Nvidia ist noch nicht in Sicht. Für das erste Quartal wurde ein Ausblick auf 24 Mrd. USD gegeben. Vermutlich wird auch dieses wieder zu konservativ geschätzt sein – Nvidia schlägt seine eigenen vorab formulierten Erwartungen ja nahezu in jedem Quartal.

Auch in zukünftigen Quartalen sollten wir also mit einem Gewinn- und Umsatzwachstum bei Nvidia rechnen können, das über das hinausgeht, was die Unternehmenslenker uns nun schon versprechen.



Russell 2000 ohne KI-Schub

 

Dass der Russell 2000 an dieser Rallye am Donnerstag nur mit deutlich angezogener Handbremse teilnehmen konnte, verweist gemäß Risk-On / Risk-Off Logik darauf, dass der jüngste Anstieg vom breiten Markt nicht mitgetragen wurde. Solange der Russell 2000 den S&P 500 nicht outperformen kann, sollte im Prinzip jederzeit mit einer größeren Korrektur am US-Aktienmarkt gerechnet werden.



Der Ausblick für das Gesamtjahr ist in dieser Berichtssaison bisher wenig optimistisch

 

Bisher haben im S&P 500 nur etwa 40 % der Unternehmen, die bereits Quartalszahlen vorgelegt haben, den Ausblick für das Gesamtjahr angehoben. 

So eine starke Zurückhaltung beim Ausblick für das restliche Dreivierteljahr sahen wir zuletzt nach dem Corona-Crash, also bei dem im Frühjahr 2020 gegebenen Ausblick bis Ende 2020. 

Eigentlich neigen Unternehmenslenker bei Veröffentlichung des Ausblicks eher zu mehr Optimismus als zu mehr Pessimismus. 

Vom Frühjahr 2020 an stieg der S&P 500 trotz oder gerade wegen der so zurückhaltenden Ausblicke der Unternehmenslenker bis Ende 2020 um etwa 50 % !



Aktien profitieren jetzt von fallender und steigender Inflation

 

In der nun anlaufenden Handelswoche könnten Wirtschaftsdaten zur Inflation wieder in den Fokus der Börsianer rücken. Am Dienstag werden neue Daten zum Verbrauchervertrauen Hinweise liefern, wie es mit der Konsumfreudigkeit der US-Bevölkerung aussieht.

Am Donnerstag wird dann der Preisindex der persönlichen Konsumausgaben veröffentlicht. Der sogenannte Kern-PCE Indikator stellt für die FED den bevorzugten Indikator dar, wenn es um die Einschätzung zur Entwicklung der Inflation in den USA geht. Erwartet wird, dass der Kern-PCE Indikator im Jahresvergleich um 2,8 % steigen wird.

Das Gute für Aktienanleger ist, dass Aktien vermutlich sowohl von einem Kern-PCE über als auch unter 2,8 % profitieren könnten: Steigt die Inflation höher als erwartet, wird der inflationäre Druck auch bei der Kursentwicklung von Aktien ablesbar werden, weil zumindest Large-Caps mit der Inflation tendenziell steigen. Sinkt die Inflation, dann könnten wir früher als erwartet Zinnsenkungen erwarten, was vor allem Unternehmen aus dem Russell 2000 (Mid- und Small Caps) stützen würde, die meist zu wenig Marktmacht haben, um in Zeiten steigender Zinsen effektiv die Kosten senken zu können oder sich frisches und vor allem auch günstiges Geld am Kapitalmarkt beschaffen zu können.

 

 

Was sehen wir unter dem Radar der großen US-Aktienindizes ?

 

Aktuell erhalten 39 von 60 beobachteten Sektor-, Branchen- und Themen ETFs den Tagesstempel “Kaufen oder Aufstocken”. Das entspricht einer Quote von 65 % (in der Vorwoche lag diese Quote bei 68,3 %).

5 ETFs erhalten den Tagesstempel “Abwarten oder auf Sell-Off spekulieren”. In der Vorwoche erhielten 4 ETFs diesen Tagesstempel. Die 5 “Looser-Branchen-ETFs” teilen sich in die Goldminen- und Silberminenaktien (GDX, GDXJ und SIL) sowie in die Produzenten Erneuerbarer Energien (RNRG) und Aktien aus dem Bereich Clean Energy (QCLN) auf.

Der Bereich Clean Energy (ICLN) mit Fokus auf Wind- und Solarenergie konnte unsere Spekulation auf ein Trendrüherkennungssignal auf der Long Seite in der vergangenen Handelswoche nicht auf bestätigende Weise einlösen. Vor allem die wiederholt schwachen Quartalszahlen von SolarEdge (SEDG) ließen Turnaround-Gedanken für dieses Thema vorerst nicht weiter zu. Das Management von Enphase Energy (ENPH) hatte Anfang Februar noch von einer Talsohle für das Geschäft im ersten Quartal 2024 gesprochen. “In Europa gibt es bereits erste Anzeichen für eine Erholung, und wir gehen davon aus, dass sich die Staaten außerhalb Kaliforniens schnell wieder erholen werden,” so Enphase Anfang Februar. Mit den Quartalszahlen von SolarEdge gehen Analysten nun wieder vermehrt davon aus, dass die Talsohle erst im 2. oder 3. Quartal 2024 durchschritten worden sein wird. Zwar rechnet der CEO von SolarEdge, Zvi Lando, damit, dass nach der Wintersaison auf dem europäischen Wohnungsmarkt wieder ein positiveres Umfeld entstehen wird, da die Kunden von den niedrigeren Kosten für Solaranlagen profitieren würden. Die hohen Zinsen, regulatorische Probleme sowie hohe Lagerbestände werden das Geschäft von SolarEdge jedoch auch im 1. Quartal 2024 noch belasten. Zvi Lando  rechnet mit einer deutlichen Nachfragebelebung erst ab dem 2. und 3. Quartal angesichts der Saisonalität und dem dann vermutlich weitgehend abgeschlossenen Abbau der Lagerbestände. Konkurrent First Solar (FSLR) wird am 27. Februar nachbörslich Quartalszahlen präsentieren. Das Unternehmen ist vorwiegend in den USA tätig und profitiert dort deutlich stärker von Subventionen der Biden-Regierung als Enphase und SolarEdge. First Solar verlor in der vergangenen Handelswoche im Zuge der schwachen Quartalszahlen von SolarEdge bereits 9 %. Damit dürfte einiges vom Negativ-Flow, den die SolarEdge Quartalszahlen verursachten, bei First Solar eingepreist worden sein.

Die höchste Quote in der Zuteilung erhält für diesen Dienstag der Tagesstempel „Kaufen oder Aufstocken“. Von den 39 Sektor-, Branchen- und Themen-ETFs, die diesen Tagesstempel erhalten, werden 30 mit dem Siegel “Trendfolgend kaufbar” versehen. Wir wollen diese hier jetzt nicht alle aufzählen. In allen diesen ETFs können wir ein höheres Tief im Chart ausmachen, das, solange dieses nicht unterschritten wird, den ETF trendfolgend handelbar bleiben lässt. 

Wir wollen heute zwei KI-Profiteure aus der Softwarebranche vorstellen, die in dieser Handelswoche neue Quartalszahlen präsentieren werden. Außerdem einen Zahlungsdienstleister, der am Donnerstag klasse Quartalszahlen gemeldet hatte.




Elastic N.V.

 

Das niederländisch-amerikanische Software-Unternehmen Elastic N.V. (ESTC; Marktkapitalisierung: 13 Mrd. US-Dollar) mit Hauptsitz in San Francisco (Firmengründung war in Amsterdam) ist am letzten Earning Day (1. Dezember) an der Wall Street um 37 % bei massivem Handelsvolumen in die Höhe geschossen. Seitdem ist die Aktie bis zum Freitag relativ kontinuierlich um weitere 17,6 % gestiegen und wird an diesem Donnerstag nachbörslich neue Quartalszahlen veröffentlichen. 

Das Unternehmen bietet Software im Bereich der Suche und Datenanalyse an und ist bekannt für eine Gruppe von Open-Source-Produkten, die es Benutzern ermöglicht, Daten aus jeder Quelle und in jedem Format in Echtzeit zu durchsuchen, zu analysieren und zu visualisieren. Kunden haben zuletzt ein starkes Bedürfnis gezeigt, die Elasticsearch Relevance Engine (ESRE) für die Entwicklung generativer KI-Anwendungen zu nutzen. ESRE bietet eine Plattform für semantische Suche, Vektorsuche und hybride Suchanwendungen an. Unter anderem arbeitet die Elastic Software, wenn User sich in der Cloud-Infrastruktur von Google Workspace bewegen. Mehr als die Hälfte der Fortune-500-Unternehmen nutzen die ESRE-Software. Neben Alphabet gehören beispielsweise Cisco, Booking Holding, Adobe, Comcast, Docusign, T-Mobile, die New York Times und auch der deutsche Stromversorger RWE zum Kundenstamm. Der CEO Ashutosh Kulkarni fasste das neue Interesse an den Elastic-Dienstleistungen im Earnings Call von Anfang Dezember wie folgt zusammen: “Generative KI treibt eine Wiederbelebung des Interesses an der Suche an, während Kunden semantische Suche, Vektor-Suche und Hybrid-Suche nutzen, um große Sprachmodelle mit ihrem privaten Geschäftskontext zu verankern. Die Elasticsearch Relevance Engine bietet die umfassendste Plattform für diese Anwendungsfälle.”

Der Vorstoß zur generativen KI könnte den Umsatz von Elastic steigern, indem er Kunden dazu ermutigt, hochpreisige  Abonnements abzuschließen, um erweiterte KI-Funktionen nutzen zu können, sagte Finanzvorstand Janesh Moorjani kürzlich auf einer Branchenkonferenz. Außerdem erfordert die generative KI-Programmierung erhebliche Rechenleistung. Das “führt dazu, dass sich die Zähler schneller drehen”, sagte Moorjani, was zu höheren Verbrauchseinnahmen führt. Die Frage ist also, wann diese Einnahmen eintreffen werden. Die Umstellung auf die Anforderungen durch die KI befinde sich noch „in den Anfängen“, fügte Moorjani hinzu.

Die Firma kann seit dem Börsengang 2018 an der NYSE noch kein Geschäftsjahr vorweisen, in dem Gewinne erwirtschaftet worden sind. Laut den Forward-Schätzungen der Analysten soll das bis mindestens 2026 auch so bleiben. Allerdings punktet das Unternehmen mit einer konstanten Steigerungsrate beim Umsatz. 

Ein Katalysator für die künftige Umsatzentwicklung und dann vielleicht auch Gewinnentwicklung der nächsten Jahre könnte der rasante Anstieg von Suchanfragen werden, die im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz exponentiell steigen dürfte. 

Das 2024er KUV liegt bei 10 und soll nach aktuellen Forward-Schätzungen bis 2026 auf 7 fallen. Ein KGV lässt sich nicht errechnen, da das Unternehmen keine Gewinne erwirtschaftet.

Das Allzeit-Hoch erreichte die Aktie im November 2021 (bei 189,84 US-Dollar). Wenn man bedenkt, dass das Thema KI eigentlich erst im November 2022 durch Open AI’s Chat GPT in den Fokus des Interesses rückte, fragen wir uns schon, warum die Aktie nicht längst weit über 200 US-Dollar notiert, weil mit der KI auch eine Neubewertung des Geschäftsmodells möglich sein sollte. Die Skaleneffekte müssten für Elastic beim Umsatz durch den Hunger der KI nach Suchanfragen eigentlich massiv ansteigen.

Bisher waren nur wenige bereit, diese Aktie nach dem enormen Kursanstieg am 1. Dezember 2023 zu verkaufen. Leerverkäufe finden in der Elastic-Aktie nicht statt, der Short-Float liegt bei extrem niedrigen 0,31 % und ist damit vernachlässigbar.

Das Unternehmen erwartet für das zuletzt abgeschlossene Quartal einen Umsatz von 319 bis 321 Mio US-Dollar, nachdem im Vorquartal ein Umsatz von 310,61 Mio US-Dollar erzielt werden konnte. Am Ende soll ein Gewinn von 0,30 bis 0,32 US-Dollar erwirtschaftet werden können, nachdem im Vorquartal noch ein Gewinn von 0,38 US-Dollar pro Aktie gemeldet wurde. Das Unternehmen geht also von einem Umsatzanstieg von etwa 3 % aus (lächerlich wenig für echte Growth-Investoren) und einem Gewinnrückgang gegenüber dem letzten Quartal von um die 20 % (eigentlich katastrophal für fundamental orientierte Investoren). Laut FactSet erwarten Analysten für 2024 jedoch einen passablen Gewinnanstieg von 24 %. Der Ausblick vom Unternehmen war also trotz 35 % Kursanstieg nach den Quartalszahlen vom 1. Dezember recht bescheiden. Warum fällt die Aktie dann nicht wie ein Stein, sondern wird stetig gekauft ?

Natürlich ist die Aktie, was Marge und Cash-Flow Generierung betrifft, äußerst schwach auf der Brust und das dürfte für die meisten Value- und auch Growth- Investoren ein Grund sein, diese Aktie auch nicht mit dem kleinen Finger anzufassen.

Analysten nannten zuletzt Kursziele, die unter dem Kurs am Freitag (129,62 US-Dollar) liegen. Am 15. Februar traute sich die Scotiabank aus der Deckung und nannte ein Kursziel von 185 US-Dollar (Sector Outperform).

Warum verkauft niemand diese Aktie ? Vermutlich steckt in der Story viel KI-Sektor-Phantasie, die durch die KI nun erst monetär angefacht werden wird. Wer diese Aktie kauft, kauft eigentlich die Story „Steigende Suchanfragen im Zeitalter der KI” und nicht diese Aktie.



Nutanix

 

Ebenfalls ein heißer Profiteur des aufkommenden KI-Zeitalters könnte Nutanix (NTNX, Marktkapitalisierung: 14 Mrd. US-Dollar) werden. Mit der Nutanix Cloud Platform stellt das in San Jose, Kalifornien, beheimatete Unternehmen eine umfassende Lösung bereit, um Kunden beim Aufbau und der Verwaltung der IT-Infrastruktur und Multi-Cloud-Umgebungen zu unterstützen. Server, Speicher und Netzwerk lassen sich auf der von Nutanix bereitgestellten Plattform zusammenführen und zentral verwalten. 

Mitte 2023 wurden neue Ransomware-Schutzlösungen eingeführt, mit denen Kunden innerhalb von 20 Minuten Bedrohungen erkennen und Daten wiederherstellen können. Eine mit Cisco gestartete Vertriebspartnerschaft trägt erste Früchte und soll 2024 richtig Fahrt aufnehmen. 

Laut Insidern verliert VMware bereits erste Kunden an Nutanix, die von zweistelligen Preiserhöhungen bei VMware im letzten Jahr, schlechtem Support und einer sich andeutenden Teuerung nach der Übernahme durch Broadcom genervt sind. Laut Forrester Research könnte jeder 5. Kunde VMware den Rücken kehren, wovon dann einige zu Nutanix wechseln könnten.

Mit einem Rekordumsatz und einer Gewinnsteigerung von 867 % auf 0,29 USD je Aktie (Konsens: 0,17 USD) konnte Nutanix mit den am 29. November 2023 gemeldeten Quartalsergebnissen wiederholt überzeugen. 

An und nach den den letzten drei Earning-Days konnte Nutanix jeweils teils deutlich steigen:

Im Mai 2023 um 17 %, danach bis zu den nächsten Quartalszahlen um weitere 5 %.

Im September 2023 um 12 %, danach bis zu den nächsten Quartalszahlen um weitere 19 %.

Ende November 2023 zwar nur um 4 %. Dafür stieg die Aktie von da an bis heute um 36 %.

Die Aktie läuft also seit drei Quartalen wie an der Schnur gezogen nach oben. 

Wie bei Elastic lässt sich auch für Nutanix noch kein KGV berechnen, weil das Unternehmen seit 2014 noch kein Jahr mit einem Gewinn beenden konnte. Allerdings soll 2025 dann der operative Turnaround, also der Sprung in die Gewinnzone, gelingen. Das KUV2024e liegt bei 7, was im historischen Vergleich relativ niedrig anmutet. 

Analysten erwarten laut FactSet für 2024 einen Gewinnanstieg von 35 % gegenüber 2023 und ein Umsatzwachstum von 13 %.

Auch hier ist es vor allem die Story, die die Aktie nach oben zieht. Leerverkäufer sind auch hier kaum aktiv, der Short-Float beträgt schlappe 2,6 %.

Nutanix wird am 28. Februar nachbörslich neue Quartalszahlen melden.



Block Inc.

 

Neben Nvidia erfreute in der vergangenen Handelswoche auch der Zahlungsdienstleister Block Inc. (SQ; Marktkapitalisierung: 48 Mrd. US-Dollar) die Börsianer. Wir sehen spätestens  jetzt den Beginn einer firmeninternen Transformation, die diesen auf Software basierten Zahlungsdienstleister langfristig in eine Art moderne Bank transformieren könnte, die womöglich auch mit Neobrokern wie RobinHood,  Coinbase oder SoFi in Konkurrenz treten könnte, nur mit dem Vorteil, dass Block Inc. (vormals Square Inc.) ein deutlich verbreitertes Angebot für eine breiter diversifizierte Nutzerzahl anbieten kann. Ursprünglich wurde Square Inc. gegründet, um kleine Händler miteinander zu verbinden. 

Mitte 2021 kündigte der CEO Jack Dorsey bereits die Entwicklung einer Plattform für dezentralisierte Finanzdienstleistungen beruhend auf Bitcoin an. Am 10. Dezember 2021 wurde die Firma Square, Inc. in Block, Inc. umbenannt (Block wie Blockchain). Das hauptsächliche Zahlungsdienstleistungsprodukt für kleine Unternehmen wird jedoch weiterhin unter dem Namen Square weitergeführt. 

Im 4. Quartal verbuchte Block Inc. einen Nettogewinn von 10 Mio. USD bzw. 2 Cent pro Aktie; im Vorjahresquartal stand noch ein Verlust von 541 Mio. USD oder 93 Cent pro Aktie zu Buche. Block übertraf die Prognosen um Längen, da die meisten davon ausgingen, dass Block auch im 4. Quartal Verluste machen würde.

Das hört sich sehr gut an, sollte aber bei genauem Hinschauen etwas relativiert werden. Auf bereinigter Basis lag der Gewinn nämlich nur bei 45 Cent pro Aktie, damit ziemlich deutlich (22 %) unter dem Konsens von 58 Cent, doch mit 562 Mio. US-Dollar beim bereinigten EBITDA wurden die Markterwartungen von 448 Mio. USD klar um 25 % übertroffen. Der Bruttogewinn stieg um 22% auf 2,03 Mrd. US-Dollar, ebenfalls über den Erwartungen. Besonders hervorzuheben ist das Wachstum der Cash App, deren Einnahmen um 31% auf 3,91 Mrd. USD gestiegen sind, womit die Schätzungen von 3,71 Mrd. US-Dollar übertroffen werden konnten.

Block Inc. fokussiert sich aktuell auf die Erweiterung des Cash-App-Ökosystems, um mehr Kunden für Bankdienstleistungen zu gewinnen, wobei die Direkteinzahlung von Gehaltsschecks eine zentrale Rolle spielt – auch weil da, wo der Gehaltscheck landet, der Mausklick für Geldtransaktionen nicht weit weg liegt. Das ähnelt etwas dem Konzept von Tankstellen, die neben großen Parkplätzen für Supermärkte aufgestellt sind. Wer hier einkauft, der geht auch schnell mal tanken. Kunden, die ihre Gehaltsschecks via Cash App beziehen, geben tatsächlich fast sechsmal mehr aus als andere Nutzer. Aktuell sind das 2 Millionen Menschen, doch das sind gerade mal 3 % der 56 Millionen, die mindest einmal monatlich die Cash-App nutzen. Zur Förderung des Wachstums hat Square eine kostenlose Überziehungsschutzfunktion eingebaut und zahlt 4,5 % jährliche Zinsen auf Sparkonten für Direkteinzahlungsempfänger.

Mit der Cash App erhalten Verbraucher laut CEO Dorsey einen “neu definierten” Zugang zur Wirtschaft und können Geld innerhalb der Familie verschicken, kurzfristige Kredite und Sparkonten nutzen, Aktien und Bitcoins kaufen oder in Geschäften und Online-Shops bezahlen. Weiter integriert werden soll auch Afterpay für Ratenzahlungen (Buy Now Pay Later), wo es im letzten Quartal einen 25 %igen Anstieg auf 8,6 Mrd. USD beim Bruttozahlungsvolumen gab.

Die Cash App Card kann inzwischen überall dort eingesetzt werden, wo auch die Visa Card akzeptiert wird. Block könnte damit auch Visa-Kunden abwerben. Allein im Dezember wuchs die Anzahl der monatlich aktiven Cash App Card Nutzer um 20 % auf 23 Millionen Nutzer. 

Laut dem CEO von Block Inc., Jack Dorsey, der übrigens Twitter mitbegründet hat, strebt sein heutiges Unternehmen an, die beste Wahl und auch die erste Wahl für jeden zu werden, der bis etwa 150.000 USD im Jahr verdient, um Cash App als seinen bevorzugten Ort für Bankgeschäfte und Zahlungen aller Art zu sehen.

Laut CFO Amrita Ahuja trug auch das Wachstum im Händlergeschäft auf der Square-Plattform sowie die Effizienzsteigerung zum Erfolg im 4. Quartal bei. 

CEO Jack Dorsey betonte, dass das Ziel, die Mitarbeiterzahl unter 12.000 zu senken, erreicht sei und nun der Fokus auf Wachstum liege.

Für das laufende Quartal erwartet Block ein bereinigtes EBITDA zwischen 570 und 590 Mio. US-Dollar sowie einen Bruttogewinn zwischen 2,00 und 2,02 Mrd. US-Dollar, was die Markterwartungen übertrifft. Für das Gesamtjahr werden mindestens 2,63 Mrd. US-Dollar bereinigtes EBITDA und ein Bruttogewinn von mindestens 8,65 Mrd. US-Dollar prognostiziert – ebenfalls mehr, als von Analysten erwartet wurde. 

Die Aktie von Block Inc. stieg am Freitag infolge der Quartalszahlen um 16 %. 

Seit Mai 2022 bewegt sich die Aktie charttechnisch in einer volatilen Spanne zwischen 50 und 100 US-Dollar seitwärts. Am Freitag schloss die Aktie bei 78,92 US-Dollar. Wir erwarten nun einen Angriff auf die 100 US-Dollar Marke.




Das Musterdepot Marktradar bei wikifolio.com

 

Hinweis: Interessierte Anleger können dem Musterdepot, das diese Kolumne begleitet, folgen, indem sie eigenes Kapital in das wikifolio-Zertifikat “Marktradar” investieren, das über die Börsenplätze Stuttgart und Lang & Schwarz handelbar ist.

 

Wertentwicklung im Musterdepot

Das Musterdepot verlor in der vergangenen Handelswoche 3,48 % an Wert. Aktuell sind wir seit Auflegung am 31. Juli 2023 mit 2,61 % im Verlust. Damit stehen wir momentan schlechter als der DAX da, der seit dem 31. Juli 2023 auf Xetra-Basis 5,91 % an Wert gewonnen hat. Der S&P 500 hat in diesem Zeitraum 11,78 % gewonnen – auf Euro Basis jedoch 13,38 % gewonnen.



Trades aus der vergangenen Woche im Musterdepot und weiteres geplante Vorgehen

 

In der vergangenen Handelswoche haben wir einige Trades durchgeführt, dabei haben wir uns sowohl von Positionen verabschiedet als auch neue Positionen aufgesetzt. Interessierte können die Trades auf wikifolio.com verfolgen, indem sie zum Beispiel im Suchfeld “Marktradar” eingeben. 

In der vergangenen Handelswoche hat sich das Musterdepot schlecht entwickelt, insbesondere im Vergleich zum S&P 500 und dem DAX. 

Wir mussten einige “Nackenschläge” durch Einzelaktien kassieren. 

Axsome Therapeutics, Booking Holdings, Datagroup, Etsy, Palo Alto Networks gaben nach negativen Reaktionen auf die Quartalszahlen deutlich nach.

Inmode verlor nach Ankündigung einer Sammelklage wegen verheimlichter Preisrabatte und nicht mit den Aktionären kommunizierten Schadenersatzforderungen durch Patienten über 10 % an einem Handelstag. Wir haben die Reißleine gezogen, beobachten den Wert wegen der attraktiven Bewertung aber weiterhin.

Außerdem hatten wir bis zur Veröffentlichung der Quartalszahlen von Nvidia eine größere Short-Position im S&P 500 aufgebaut, die dazu führte, dass wir am Donnerstag nicht vom Kursanstieg der im wikifolio enthaltenen Aktien profitieren konnten, da die Ausstoppung der Short-Position (eine kleine Position haben wir behalten) diese Kursanstiege im Gesamtdepot dann mehr oder weniger neutralisiert hat.

Einer der seltenen Lichtblicke in der vergangenen Handelswoche waren die Quartalszahlen von Lantheus Holdings. Wir realisierten innerhalb von 24 Stunden einen Gewinn von fast 17 %.

Sleep Number konnte nach den Quartalszahlen zwar um über 30 % steigen; wir hatten jedoch im Vorfeld der Veröffentlichung den Gewinn von 20 % in der auch nur gering im wikifolio gewichteten Aktie realisiert. 

An neuen, im Prinzip langfristig ausgelegten Positionen, sind wir nur in die Aktie von 2G Energy wieder eingestiegen, nachdem wir zuvor zu höheren Kursen einen Gewinn realisiert hatten.

Da der Bereich Clean Energy in der vergangenen Handelswoche eine deutliche Schwäche zeigte, haben wir uns von der Aktie von Vestas Wind Systems kurz nach Einstieg wieder getrennt. Im Rahmen von Earning-Trades halten wir noch Positionen aus diesem Sektor von First Solar und Plug Power.

Aus dem Themenbereich KI-Profiteure halten wir als Earning-Trades Aktien von Dell, Elastic, Exlservice, Nutanix.

Viele im wikifolio aktuell gehaltene Aktien werden in den kommenden zwei Wochen Quartalsergebnisse vorlegen. Auch wenn wir eine insgesamt von der Kursreaktion her etwas desillusionierende Berichtssaison erleben, könnte die Zurückhaltung vieler CEO’s beim gelieferten Ausblick nun auch als Chance gesehen werden – wie es auch im Frühjahr 2020 nachträglich der Fall gewesen ist.

Wir haben außerdem einen ETF auf den Aktienmarkt in Vietnam gekauft. Damit sind wir nun mit ETF’s in den asiatischen Ländern China, Japan, Indien und Vietnam investiert. Für die Region China scheint nun endlich ein Trendfrüherkennungssignal für die Long Seite vom Markt bestätigt zu werden, nachdem es bei antizyklischen China-Einstiegen zuvor Fehlsignale am laufenden Band gab.

Bei Rohstoffen sind wir aktuell Short in Gold, Kaffee und Zucker.

Wir können uns nun bis zum großen Verfallstag (15. März) eine Seitwärtsbewegung im S&P 500 um die 5.000 US-Dollar Marke gut vorstellen. Wir planen, noch ein, zwei oder drei Discount-Optionsscheine zu kaufen, um von Seitwärtsrenditen zu profitieren. Der Call-Discount-Optionsschein auf Adidas (Verfall erst im Juni) notiert bereits recht nah am Maximalgewinn, so dass wir hier in Kürze bereits den Gewinn realisieren könnten.

Wir planen, mit Auslaufen der Berichtssaison verstärkt ein charttechnisches Set-Up für trendfolgend kaufbare Aktien anzuwenden.



Hinweis:

Gemäß §34 WpHG weise ich darauf hin, dass die Kolumne “Marktradar” ausschließlich Informationszwecken dient und in keinem Fall Empfehlungen zum Kauf von Aktien oder anderen Wertpapieren darstellen. Ich gebe hier ausschließlich meine eigene Meinung wieder und berate niemanden. Die hier vorgetragenen Ideen können vom Autor aktiv in seinen privaten Depots (inklusive wikifolios) umgesetzt werden oder auch nicht. Interessenkonflikte können in jedem Fall und jederzeit bestehen. Auch wenn ich die Kolumne nach bestem Wissen und Gewissen schreibe, können jederzeit Fehler auftauchen. Die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Nutzung der von mir veröffentlichten Ausführungen für eine Anlageentscheidung resultieren können, ist kategorisch ausgeschlossen. Ich lehne jegliche Haftung für allfällige Verluste oder Schäden irgendwelcher Art ab, die direkt oder indirekt durch die Benutzung des Inhalts entstehen.

WF MR 20240226

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